Zu hause wohnen - ohne Familie

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  • Guten Tag,


    Meine Mutter ist in einem Anfangsstadium von Alzheimer. Sie möchte am 4. April nach einem Probewohnen-aufenthalt in einem Seniorenheim wieder zu Hause einziehen. Ich bin die einzige Tochter. Mein Bruder der in der Stadt meiner Mutter wohnte ist letztes Jahr verstorben.


    Ich wohne in Frankreich und bin mit der Situation sehr überfordert und versuche seit 7 Jahren (Anfang der Erkrankung) meiner Mutter zu helfen.


    Ich möchte gerne dem Wunsch meiner Mutter nachgehen nach Hause zu kommen. Dafür möchte ich eine Pflegeperson 7 mal eine Stunde täglich kommen lassen, Medikamentendienst und rollenden Mittagstisch bestellen.


    Habe ich überhaupt das Recht auf meine Mutters Wünsche einzugehen oder muss ich sie aufgrund der Situation in einem Heim unterbringen damit sie keine Gefahr für sich oder die Umgebung dastellt ?


    Ich muss , wenn sie ins Heim gehen sollte, sie dazu zwingen. Das ist für mich nicht möglich. Ausserdem muss ich ihre Wohnung vermieten und frage mich ob ich mit einer einfachen Generalvollmacht oder der Vorsorgevollmacht das Recht habe an Ihrer Stelle die Wohnung zu vermieten ?


    Vielen Dank für Ihre Hilfe
    Ute

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ute,
    zuerst einmal zur rechtlichen Lage: Eine Generalvollmacht würde theoretisch ausreichen, die Schritte zu gehen.
    Die viel schwierigere Frage ist die nach einem angemessenen Wohnort. Die Demenz Ihrer Mutter scheint ja eher langsam voran zu schreiten, wenn Sie sagen, dass die ersten Symptome bereits vor 7 Jahren aufgetreten sind.
    Das führt mich zu der Frage, ob überhaupt eine Demenz diagnostiziert wurde - und wenn ja, welche Art von Demenz?
    Das zweite, was mir zu Ihrer Situation einfällt: Sie brauchen dringend jemanden "vor Ort", der die Dinge regeln kann. Es sei denn, Sie wollen Ihre Mutter nach Frankreich holen.
    Ich würde empfehlen, Kontakt zu einem Betreuungsverein aufzunehmen, weil hier die Wahrscheinlichkeit, dass Sie einen professionellen und ethisch akzeptablen Betreuer bekommen, höher ist. Sie brauchen dem (oder der) ja nicht alle Betreuungsbereiche zu übertragen. Aber die Situation adäquat aus der Distanz einzuschätzen, scheint mir doch auf Dauer schwierig.
    Was das Wohnen in der eigenen Wohnung anbelangt, so kann man Gefahren durchaus minimieren (Herd abschalten, Hausnotruf beantragen etc.). Mindestens genau so wichtig ist allerdings das soziale Umfeld: Hat Ihre Mutter noch soziale Kontakte im Haus und in der Nachbarschaft? Sind diese Menschen über den Zustand der Mutter informiert? Falls Sie alle Fragen bejahen können, ist ein Leben zu Hause durchaus noch über einen längeren Zeitraum zu bewerkstelligen.


    Soviel erst einmal für heute. Wenn Sie darüber hinaus Gesprächsbedarf haben, können Sie mich auch gerne anrufen. Die Telefonnummer finden Sie auf unserer Webseite http://www.famev.de


    Beste Grüße von


    Klaus-W. Pawletko

  • Dazu kann ich etwas sagen,ich war in der gleichen Situation. Meine Mutter lebte 400 km von mir entfernt ganz alleine, ich lebte mit zwei kleinen Kindern und Mann.


    Das Problem war bei uns immer, dass sie am Telefon recht normal wirkte und sehr gute Strategien hatte um die Fassade aufrecht zu erhalten. Als ich dann nach Monaten in ihrer Wohnung war traf mich fast der Schlag. Sie hatte Müll gehortet, war ziemlich ungepflegt und ernährte sich nur von Keksen.


    Ständig hob sie Geld ab, das dann verschwand. Ich konnte ihr Konto auch nicht sperren, wie hätte sie sonst einkaufen können? Übers Telefon konnte man ihr keine Anweisung geben, sie merkte sich ja eh nichts. Von der Krankenkasse bekammen wir nur Pflegestufe 0, da sie körperlich gesund war (mit der Reform in 2017 wird das gottseidank besser). Ich habe mich vom Amtsgericht als Betreuerin einsetzen lassen (das ging sogar in meiner Abwesenheit) und für jeden Tag 2 h Betreuung organisiert. Leider löste das nicht das Problem mit dem dem Geldabheben. Darüber hinaus lehnten sich die Nachbarn langsam auf, weil meine Mutter dort ständig klingelte. Dann ging es los mit dem Schlüsselvergessen. Die genervten Nachbarn mussten den Schlüsseldienst rufen, meine Mutter weigerte sich zu zahlen, die Nachbarn mussten dann zahlen...Gottseidank konnte ich dann endlich die Pflegestufe 1 durchsetzen und meine Mutter in meine Stadt in ein sehr schönes Pflegeheim bringen. Aus dem sie ständig ausbüchst, aber das ist ein anderes Thema.


    Hätte meine Mutter nicht so eine kleine Wohnung gehabt, wäre meine liebste Lösung eine osteuropäische 24h-Kraft in ihrer Wohnung gewesen. Leider setzt das ein eigenes Zimmer mit Bad voraus, also ging das nicht.


    Fazit: man kann eine zeitlang aus der Ferne organisieren wenn man sich als Betreuer eintragen lässt. Aber das hat seine Grenzen und es hat mich schon oft sehr beunruhigt.

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