Demenzkranke mutter seit 4 wochen im Heim

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  • Hallo zusammen, meine Mutter ist leider sehr früh an Alzheimer Demenz erkrankt (61 jahren). Sie ist inzwischen 67 jahre alt und letztes jahr ging es rapide bergab mit der Krankheit. Sie war ende letztes jahres im Krankenhaus, damit sie neu eingestellt wird mit Medikamente. Sie verweigerte total die Körperpflege und war agressiv und wollte auch ihre Medizin nicht mehr nehmen. Sie wurde neu eingestellt und kam dann nach Hause wo mein Vater eigenständig die medikamente nach und nach abgesetzt hat, weil er der meining war dass sie zu sehr mit Beruhigungsmittel vollgepumpt war. Das war alles letztes Jahr. Zeitgleich als sie im KKH war, haben wir sie dann auf die Warteliste eines Heims bei mir um die Ecke gesetzt. Mein Vater war damit einverstanden,aber als ein Platzt vor 8 Wochen frei wurde, hat er sich geweigert meine Mutter im Heim zu bringen. Seit 4 Wochen ist meine Mutter im Heim und habe den Eindruck dass es ihr jeden Tag viel schlechter geht. Mein Vater ist immer noch nicht mit der Heimunterbringung einverstanden und macht auch ständig Theater wo es nur geht. Meine Mutter spricht vermehrt nur noch ihre Muttersprache. Das ist natürlich ein großes Problem. Es gibt im Heim noch andere Bewohner die auch rumänisch sprechen, die teilsweise beim übersetzten helfen, oder die rumänische Küchenhilfe hilft auch schon mal zur Verständigung mit. Aber meine Mutter lässt sich gar nicht mehr anfassen, was am Anfang beim Einzug gut geklappt hat. Sie macht einen riesen Theater wenn sie duschen muss. Jetzt kommt noch dazu dass die Medikamenteneinnahme total verweigert. Ich habe es mit Mühe und not heute morgen geschafft. Obwohl ich da war, wollte sie partout nichts nehmen. Ist das normal dass nach 4 Wochen solche Veränderungen kommen. Ich hätte das ganz am Anfang erwartet, beim Umzug im Heim. Ich verstehe das nicht.


    LG

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sporty, das sind wirklich viele Probleme, mit denen Sie sich derzeit auseinandersetzen müssen. Wir wissen nicht, warum sich Ihre Mutter so verhält - versteht sie es nicht mehr - fühlt sie sich bedrängt oder bevormundet - erkennt sie noch Ihren Vater der Sie - fühlt sie, dass Ihr Vater mit der Heimeinweisung nicht einverstanden ist - lebt sie in einer anderen bedrohlichen Welt, in der schlimme Erfahrungen das Erleben überschwemmen? Wir wissen es nicht. Meine letzte Frage war vielleicht der Grund, warum Medikamente in der Klinik verordnet wurden.


    In dieser Situation ist es enorm schwierig, sich in ein Heim einzuleben, in dem eine andere Sprache gesprochen wird und so noch weniger Vertrautheit entstehen kann.


    Sie haben die Notwendigkeit für das Heim erkannt, weil es vermutlich zuhause nicht mehr geht, aber nun gibt es neue Probleme und leider keine einfachen Lösungen.


    Ich würde zunächst mit dem Hausarzt besprechen, welche Medikamente wirklich notwendig sind und was passiert, wenn Ihre Mutter das ein oder andere immer wieder ablehnt. Hier geht es besonders darum, den Druck herauszunehmen. Es ist zu erwarten, dass Ihre Mutter stärker ablehnt, wenn sie sich bedrängt fühlt.
    Ein ganz wichtiges Grundprinzip ist: Erst wenn Sie in einem entspannten freundlichem Kontakt mit Ihrer Mutter sind, steigt dieWahrscheinlichkeit dafür, dass sie Medikamente oder Pflege annimmt.


    Genau so wichtig ist ein gemeinsamer Plan mit Ihrem Vater, je unzufriedener und verärgerter er ist, desto mehr wird wohl diese Stimmung bei Ihrer Mutter ankommen. Dabei wäre es so wichtig, dass möglichst viel Vertrauen, Ruhe und ein gemeinsames schönes Erleben im Heim erlebt wird.


    Eine ganz wichtige Frage ist: Was braucht Ihre Mutter, dass sie sich so wohl fühlen kann, wie an dem Ort, an dem sie aufgewachsen ist? Welche Lieder, welche Bilder, welche Worte, welche Freunde oder Verwandte?
    Eine weitere Unterstützung können Sie vielleicht beim Pflegestützpunkt finden, vielleicht gibt es in Ihrer Region schon Erfahrungen mit der sogenannten "kultursensiblen Pflege"


    Ihnen wünsche ich viel Geduld und schreiben Sie uns vielleicht, ob Sie nach meinen Gedanken Ihre Mutter mehr verstehen können und Ideen für die nächsten Schritte haben.
    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Herr Hamborg,


    vielen lieben Dank für Ihre Antwort. ja das ganze gestaltet sich sehr schwierig. Meine Mutter hat Pflegestufe 4 und mein Vater war damit total überfordert, bis sie dann im der Gerontopsychiatrie kam, damit sie neu medikamentös eingestellt wurde. Es wurden ihr neue Medikamente verordnet weil ihre Demenz einen riesen Schub gemacht hat. Mein Vater hat ständig meine Mutter im Urlaube mitgenommen, und das hiess alle 6-8 Wochen waren die auf eine Reise (Rundreisen teilweise). Wir Kinder haben immer gesagt dass es nicht gut für die Mama ist, ständig wechselnde Orte zu haben und als letztes Jahr nach einer Rundreise im Orient, hat mein Vater eingesehen, dass die Reise einen riesen Schub in ihrerer Demenz verursacht hat. Sie erkannte ihn gar nicht mehr, wollte nicht auf Klo gehen und verichtete ihr Geschäft wo sie gerade war. Mein Vater will leider nicht akzeptieren dass er mit meiner Mutter nicht mehr klar kommt und mit ihrerer Krankheit. Er wird sehr schnell ungeduldig mit ihr, und wird unwirsch und versuchte sehr oft mit Zwang Sachen durchzuführen, mit dem Ergebniss dass meine Mutter agressiv wurde und ihn schlug. Mein Vater wiederum verteidigte sich, was natürlich die Sache nicht verbesserte. Deswegen haben wir Kinder entschieden dass der Heimplatz die bessere Lösung wäre. Mein Vater sprach davon eine rumänische 24 Std frau zu nehmen, aber da hat er sich auch total verweigert. Die eine Frau war ihm zu dick, die andere hatte 2 Kindern. Wir Kinder haben es nie verstanden, was für eine Frau er möchte. Da aber unsere Mutter vor Jahren beim Notar uns Kindern eine Generalvollmacht ausgestellt hat, müssten wir entscheiden als ein Heimplatz wieder frei wurde.


    Sicher mein Vater ist der Meinung dass es viel zu früh ist. Seiner Meinung nach gehört meine Mutter noch nicht im Heim. Er kann es einfach nicht akzeptieren. Meine Mutter versteht es nicht wo sie gerade ist. Wenn ich sie abends am telefon anrufe, und frage wo sie gerade ist, dann sagt sie , "zu Hause".


    Ich habe schon gemerkt, dass nach dem Besuch von demVater, meine Mutter sehr agressiv und durcheinander wirkte. Einmal habe ich mitbekommen was mein Vater meiner Mutter erzählt. Sie sei hier im Heim und von da aus würde sie direkt in die Erde gehen. Sie würde im Heim schneller sterben. War echt geschockt!! Aber ich kann ihm schlecht verbieten meine Mutter zu besuchen. Jetzt bin ich erstmal froh dass er im Urlaub ist, und er erstmal meine Mutter nicht mehr besucht. Aber seit er nicht mehr kommt, ist meine Mutter so ablehnend jeder Hilfe. Heute habe ich erfahren dass sie morgens mehrmals im bett gemacht hat. Obwohl ihre Sachen nass sind, will sie sich nicht umziehen und fühlt sich bevormundet. Alle wollen was von ihr. Heute morgen hat sie die Medizin ohne Probleme genommen.


    Jetzt sagt das Heim, ich soll versuchen meherere Tage nicht vorbeizukommen und sie nicht anrufen, damit sie sich an das Personal und deutsch sprechen gewöhnt. Bin da aber spektisch. Sie ist immerhin seit 4 Wochen da, das personal sollte sie also schon kennen.
    Ist das wircklich gut, wenn keiner der rumänisch spricht erstmal zu ihr nicht geht? Dann fühlt sie sich noch mehr nicht verstanden. Die Pflegerin meinte, wenn man meiner Mutter mehrmals hintereinander sagt, sie soll deutsch sprechen dann spricht sie auch ein paar Worte deutsch. Bin grad echt in einer Zwickmühle. Weiss nicht was richtig und falsch ist! Ich habe auch überlegt eine rumänische Betreuungskraft zu suchen, die meine Mutter mehrmals die Woche besucht und mit ihr rumänisch spricht, ihr vielelicht was vorliest usw. Jetzt habe ich den Eindruck das Heim findet diese Idee schlecht, weil ich somit meine Mutter in ihr rumänisch bestärke.


    Habe meiner Mutter auch ganz viel Musik gekauft, was sie so mag, Abba, Oldies usw. Aber sie ist auf jemand angewiesen der die Musik ihr anmacht, weil sie keine Ahnung hat, wie man den Player bedient. Ich habe den Pfleger erklärt wie man das anmacht, aber ich stelle immer wieder fest dass die nur ihr den TV anmachen und fertig. Meine Mutter spricht aber gerade viel auf Musik an, und wenn sie Oldies hört fängt sie an zu tanzen. Und TV schaut sie fast gar nicht mehr, da sie nicht so lange auf deutsch folgen kann.


    Im großen und ganzen bin ich ziemlich unsicher ob wir das richtige gemacht haben. Zum einem sehe ich da die Sprachbarriere, die immer da sein wird, egal wo sie hingeht und jetzt kommt ihre totale Ablehnung sich helfen zu lassen, sich zu waschen, umzuziehen usw.


    Danke vorab!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sporty,
    ich finde die Idee mit der rumänischen Betreuungskraft, die Ihre Mutter ab und zu besucht, überdenkenswert.
    Das lässt sich aber nur realisieren, wenn es mit dem Heim abgestimmt ist. Mir scheint, als seien auch die Mitarbeiter im Heim mit der Situation überfordert. Ich befürchte aber, dass es mit einer "Erziehung" Ihrer Mutter zum Deutsch sprechen nicht funktionieren wird. Es gibt leider keine Garantie dafür, dass sie von selbst wieder Deutsch spricht.
    Eine behutsame Heranführung durch einen Menschen Ihres Vertrauens könnte da vielleicht etwas bewirken. Das hängt dann natürlich sehr von der Betreuungskraft ab, die Sie einsetzen möchten.
    Ich würde Ihnen anraten, noch einmal ein Gespräch mit der Pflegedienstleitung zu suchen und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
    Wenn das Heim sich nicht kooperativ zeigt, sollten Sie auch in Erwägung ziehen, einen anderen Ort zu suchen.
    Vielleicht gibt es Ihrer Umgebung eine sog. Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz. Falls es die gint und ein freier Platz verfügbar ist, sollten Sie mit dem beteiligten Pflegedienst die Situation Ihrer Mutter besprechen und klären, ob die Wohngemeinschaft sich zutraut, damit umzugehen.
    Das klingt natürlich alles nicht besonders ermutigend und würde auch einen enormen Aufwand für die Familie bedeuten. Aber ein dauerhafter Konflikt mit dem heim, in dem sich Ihre Mutter gerade befindet, ist ja auch nicht eine besonders schöne Perspektive!
    Ich drücke Ihnen die Daumen, dass Sie eine für alle Seiten befriedigende Lösung finden.
    Viele Grüße von


    Klaus-W. Pawletko

  • Hallo, muss nochmal auf das Problem meiner Mutter zurückkommen. Ich bin inzwischen am Ende meiner Kräfte und weiß echt nicht mehr weiter.


    Wie ich schon vor Monate geschrieben habe, war meine Mutter in einem Altenheim. Da wurde es zunehmend schwieriger, sie nahm ihre Tabletten nicht, das Heim verweigerte es auch die Medizin gemörsert im Joghurt zu verabreichen und die Situation spitze sich echt zu. Sie war im Sommer als es auch extrem Heiß war, sehr aggressiv, schlief nachts tagelang nicht. Ich habe seit Mai auch eine rumänisch sprechende Betreuerin gefunden, und einen Arbeitsvertrag mit ihr vereinbart. Das Heim hat praktisch der Frau alles überlassen. Da meine Mutter sich nicht versorgen ließ, sollte die Betreuerin das machen, mit der Begründung meine Mutter versteht sie auf Rumänisch und hat mehr Vertrauen zu ihr. Meine Mama wurde auch mir und auch der rumänischen Betreuerin agressiv gegenüber, packte uns an den Haaren und kneift ziemlich stark. Das Heim hat uns dann aufgrund der Aggressivität und der ausgeprägten Hinlauftendenz meiner Mama gekündigt und die meinten, dass sie eine medikamentöse Neueinstellung braucht. Aber wenn meine Mama die Medizin wieder ausspuckt, weil sie es nicht mehr versteht die Tabletten zu schlucken und die lutscht, und dann bei bitteren Geschmack einfach ausspuckt, weiß ich echt wie das gehen soll.


    Auf jeden Fall ist meine Mama August aus dem Heim gegangen, war kurze Zeit( 1 Monat) bei mein Vater wieder zu Hause bis wir einen Platz in eine gerontopsychiatrischen Klinik bekommen haben, wo mehrere rumänisch sprechende Ärzte tätig waren. Während der Zeit zu Hause bei meinem Vater, hat mein Vater meiner Mama ihre vom Neurologen verordnete Medizin zum Teil abgesetzt und hat ihr andere Psychopharmaka gegeben, die meine Mutter vor Monate vorher eingenommen hat und mein Vater zu Hause noch rumliegen hatte. Mein Vater hält sich selber für einen Arzt obwohl er es nicht ist, und blendet total aus in welchen desolaten Zustand meine Mama ist. Unser Neurologe sagte Memantin würde in dem Zustand meiner Mama nichts mehr bringen, und würde zu mehr Unruhe führen und hat es komplett abgesetzt. Mein Vater hat dann zB das Medikament wieder angesetzt. Als meine Mama im Krankenhaus kam, kam das alles raus als er dem Oberartz seine Medikationsliste überreichte, die gar nicht mehr mit der Liste unseren Neurologen übereinstimmte. Da die Ärzte von der letzten verabreichten Medizin ausgehen, musste sie die Medizin weiter geben und haben dann nach und nach die Medizin verändert oder komplett wieder abgesetzt. Die Ärzte haben mit meinem Vater über sein Eingreifen in der Medizinplan geredet aber mein Vater hat da keine Einsicht. Die Ärzte haben mir auch eine Unterbringung in eine geeignete Einrichtung empfohlen, und nicht mehr zurück zu meinem Vater nach Hause.


    Seit August stehen wir auf der Akut Warteliste für verschiedene Demenzhäuser in Umkreis von fast 60 km, aber aufgrund der neuen Situation mit dem neuen Pflegegesetz ab August sind alle Häuser immer noch jetzt im Dez im Aufnahmestopp. Ich habe diesmal wirklich spezielle Häuser ausgesucht, die einen geschützten Bereich für Demenzkranke haben. Dann habe ich auch ihr Vorschlag Herr Homburg mit einer Demenz WG zu Herzen genommen. Als meine Mama noch im Krankenhaus war, kriegte ich einen Anruf, dass ein Platz in einer Demenz WG wäre frei. Ich bin zum Gespräch gegangen und habe die ganze Geschichte meiner Mama erzählt. Das sie sehr jung an Demenz erkrankt ist, aus dem Heim wegen Fremdagressivität und Hinlauftendenz geflogen ist. Sie spricht zu 95% nur noch rumänisch und sie nimmt Inko Material gar nicht an, und macht überall wo sie grad ist ihr Geschäft. Habe auch gesagt, dass ich eine rumänisch sprechende Betreuerin habe, die fast täglich bis auf WE für ein paar Stunden kommen würde, und ob die sich das insgesamt vorstellen könnten. Ich habe direkt mit offenen Karten gespielt und habe nichts verheimlicht. Habe dann im Krankenhaus auch die Einrichtung gesagt, wo sie demnächst hingehen könnte und die Ärzte haben sich auch noch mal erkundigt. Die waren begeistert vom Konzept und sagten es wäre fast wie ein Sechser im Lotto solch einen Platz da zu erhalten. Ich hatte auch vom Anfang an ein gutes Gefühl. Meine Mama kam dann direkt aus dem Krankenhaus in der Demenz WG. Wobei mein Vater natürlich total dagegen war. Er unterstützt das ganze wieder nicht. Für ihm kommt nur eine Pflege zu Hause im Frage, bis er es nicht mehr kann. Aber er will sich selber nicht zugestehen wann er überfordert damit ist. Als meine Mutter das eine Monat August/Sept bei ihm war, rief er täglich an und fragte wann wir endlich einen Platz in dem Krankenhaus haben, da wir da auf der Warteliste standen. Er muss auch alle 2 Monate verreisen um sich zu entspannen. Zudem ist unser Verhältnis zwischen uns Kinder mit ihm sehr schwierig und wir vertrauen ihm nicht, da er meiner Mama sehr oft geschlagen hat ( hat schon mehrere Anzeigen) und sie psychisch misshandelt hat.


    Die ersten 2 Wochen in der WG verlief super, meine Mama machte mit, zwei mal kam mein Vater da vorbei und machte da einen riesen Theater und rumgebrüllt, dass die WG zum Schutz anderen Bewohner entschieden hat, dass er Hausverbot bekommen hat. Muss auch sagen dass mein Vater sein ganzes Leben sehr aggressiv, sehr schnell handgreiflich wird und das auch meiner Mama und uns Kinder gegenüber ist. Nach den ersten Wochen fing das ganze Theater mit meiner Mama wieder wie im Heim an. Ob das mit dem Auftauchen und anbrüllen meinen Vater zusammenhängt, weiss ich echt nicht. Sie lässt sich nicht versorgen, wird den Pflegerinnen aggressiv, packt die am Arm, und zwar kräftig, schlägt um sich, tritt wohl auch andere Bewohner. Jetzt wurde ich zum Gespräch einbestellt. Die sind der Meinung, dass die Medikamentöse Einstellung aus dem Krankenhaus das jetzt 6 Wochen her ist, nicht gegen Aggressivität meiner Mutter hilft und dass sie die neueinstellen möchten. Erstmal vor Ort mit der zuständigen Neurologin einer Tagesklinik die diese WG betreut. Aber die sind auch der Meinung, dass meine Mutter nicht in der Demenz WG gehört, sondern in einer geschlossenen gerontopsychiatrischen Einrichtung, wo mehr fachmännisches Personal rumläuft. Die meinen sogar, dass die Fremdaggressivität meiner Mutter mit der Aggressivität meines Vaters zusammenhängt. Meine Mutter hat sich Jahrelang nicht dagegen gewährt und jetzt in ihre Demenz verarbeitet die das und gibt das an andere Leute weiter. Stimmt das?


    Ich bin grad echt am Ende meine Kräfte gekommen, ich verstehe die Welt nicht mehr. Ich dachte in einer Demenz WG sind die grade auf Demenz spezialisiert und sollten fachmännisches Personal haben, und zudem habe ich echt nichts vorher verheimlicht. Die haben sich doch darauf eingelassen. Nach einem Monat sagen die mir schon die braucht eine Neueinstellung obwohl die grad aus dem Krankenhaus gekommen ist. Das Pflegepersonal hat kein Bock mehr auf meine Mutter weil, die sehr weit fortgeschritten in der Demenz ist, und die fühlt sich total schnell überfordert wenn man ihr auf deutsch was sagt. Sogar auf rumänisch versteht sie es zum Teil nicht mehr. Die spricht inkohärent und ich verstehe die kaum noch. Aber dadurch, dass sie erst 67 ist, ist sie sehr mobil und hat ziemlich viel Kraft in ihre Arme, kneift und packt ziemlich stark zu. Die anderen 11 Bewohner der WG sind locker 15 bis 20 Jahre älter und wackeliger auf den Beinen. Sie lässt sich nur versorgen wenn ihre Betreuerin kommt oder ich. Obwohl trotzdem fast jeden Tag einer von uns da ist, sagen die dass die anderen Bewohner Angst vor ihr hätten und die sie vor ihr schützen müssen. Ich verstehe es nicht warum in Krankenhaus solche Vorfälle nicht gab, da war die Betreuerin gar nicht da und mein Vater war auch mehrere Wochen nicht da weil er da im Urlaub gefahren ist, und ich war nur 2 mal die Woche da, weil es ziemlich weit war, und ich für eine Anreise eine Stunde mit Verkehr brauchte. Das Pflegepersonal hat da auch nur deutsch geredet, und die rumänisch sprechende Ärzte kamen ja nicht ständig da um mit ihr zu sprechen. Die Pflegeleitung sagte mir damals im Krankenhaus, dass meine Mutter eine Einrichtung braucht wo viel mit Validierung gearbeitet wird, und so wenig mit Medikamente wie nötig gegeben werden. Die haben auch im Krankenhaus die Medikamente sehr reduziert, jetzt sagen die aus der Demenz WG meine Mutter würde praktisch fast nichts bekommen an Medizin. Ich weiß echt keine Lösung mehr. Meine Mama war innerhalb eines Jahres 2 Mal zur Neueinstellung im Krankenhaus für mehrere Wochen, dann Heim, dann zu Hause bei mein Vater und jetzt Demenz WG. Wie soll eine stark Demenzkranke noch einen Umzug in einer anderen Einrichtung verkraften, wobei ich in Moment kein Platz in einer solchen Einrichtung habe. Und in der Einrichtung wird bestimmt meine Mama sich nicht anders verhalten. Jeden Tag muss ich mir anhören was meine Mutter alles macht, mit Kot ihr Zimmer beschmieren, Leute treten, kneifen, schubsen. Ich traue mich schon gar nicht mehr hinzugehen. Ich habe inzwischen ein zwei monates altes Baby, bin im Elternzeit, aber wegen meiner Mama fühle ich mich echt mies. In der WG sehe ich keine anderen Bewohner wo die tägliche Besuche bekommen, geschweige denn eine eigene Betreuerin haben. Ich sehe schon, dass die viel wechselndes Personal haben, zum Teil auch nicht fachmännisches Personal. Die haben so ein Art Stammpersonal, dass dann von zusätzliche Kräfte unterstützt wird. So 450€ Kräfte, Auszubildende, Praktikanten usw. Was kann ich noch machen? Ich mache wirklich viel mehr als andere Angehörige. Bin echt ratlos und enttäuscht vom gesamten System. Ich möchte doch nur dass meine Mama endlich ihre Ruhe hat, bis zu ihrem Ende. Nur wo?


    Liebe Grüße, Irina

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Irina, danke für Ihre sehr ausführliche Beschreibung und Respekt, wie sehr Sie sich für Ihre Mutter einsetzen. So wie es sich (von außen) liest, haben Sie alles richtig gemacht, Sie haben eine gute Klinik sogar mit rumänisch sprechenden Ärzten gefunden, haben den Einfluss Ihres Vaters begrenzt und sogar den "6ser im Lotto", eine anerkannte Demenz-WG gefunden, Sie unterstüzten Ihre Mutter nach allen Kräften und organisieren eine zusätzliche Betreuungskraft, die die Muttersprache Ihrer Mutter spricht...
    Und trotz dieser und der vielen anderen engagierten Maßnahmen reicht es nicht aus und es passt einfach nicht. Eine Zwangsbehandlung mit möglicherweise hilfreichen Medikamenten ist aus guten Gründen verboten, dies gilt auch, wenn Medikamente gemörsert und unter das Essen gemischt werden. Als letztes Mittel können nach Rücksprache mit den Ärzten und dem Betreuungsgericht vielleicht noch sogenannte "Depot-Spritzen" überdacht werden, der antipsychotische Wirkstoff wird nur alle 3 bis 4 Wochen gespritzt.


    Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe, aus meiner Erfahrung ist auch der Zwischenfall mit Ihrem Vater keine hinreichende Erklärung dafür, dass es nun in der WG nicht mehr geht. Eine WG lebt sehr von einer fa miliären angstfreien Atmosphäre. Vielleicht wurden alle Register eine guten Eingewöhnung gezogen wurden und Medikamente sollten den inneren Druck mildern, dies hat leider nicht geklappt. Manchmal gelingt es, Menschen mit schwersten Verhaltensstörungen in eine WG zu integrieren, ich denke es ist oft nur durch eine Mischung aus Fachlichkeit und Glück möglich.


    Sie haben sehr schön beschrieben, dass die Probleme in der psychiatrischen Klinik nicht aufgetreten sind. Ich mache ja schon lange Supervision in einer gerontopsychiatrischen Klinik und wir suchen gern nach Erklärungen, welche Umgangsweisen oder "therapiebedingten Verhaltensvorschriften" für den Heilungserfolg bedeutsam waren und wie diese Erfahrungen in der nachfolgenden Einrichtung weitergeführt werden können.


    Oft sind es gerade nicht die Verhaltensweisen, die bei einer "normalen" Demenz fachlich unbestritten sind. Deshalb kann es sein, dass eine gerontopsychiatrische Einrichtung Ihrer Mutter mehr Sicherheit und Geborgenheit durch ein psychiatrisches Milieu mit klaren Regeln und wertschätzenden Aushandlungen gibt. Vielleicht finden Sie eine gute Einrichtung in der Gegend in der die vielleicht unkontrollierbare Impulsivität Ihrer Mutter keine Angst macht. Deshalb wünsche ich Ihnen viel Kraft auf der Suche nach dem richtigen Platz für Ihre Mutter, ihr Martin Hamborg

  • Das ist wirklich sehr viel mit kleinem Baby und einem unkooperativen Vater. Ich stand vor ca anderthalb Jahren vor dem Dilemma, eine Mutter mit einer ausgeprägten Hinlauftendenz in einer Einrichtung, die darauf nicht eingestellt war. Also habe ich sie in eine geschlossene Demenzstation gebracht und mich sehr schuldig gefühlt. Aber jetzt nach anderthalb Jahren bin ich froh darüber. Dort schockiert die Pfleger*innen nichts mehr, die Gehetztheit meiner Mutter ist weg und das Personal hat dort auch seine Erfahrung. Meine Mutter ist sauber, gut ernährt und ich habe nicht mehr diese Panik, wenn das Telefon klingelt. Es hat mir UND ihr gut getan.

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