Alte Eltern streiten nur noch

  • Hallo,


    meine Eltern (83 und 82) sind seit 60 Jahren verheiratet und wohnen noch in ihrer gemeinsamen Wohnung. Das Miteinander war noch nie einfach - mein Vater hat nichts anbrennen lassen und darum war meine Mutter ständig eifersüchtig. Mein Vater war immer irgendwie "der Herr im Haus", meine Mutter eher unterwürfig.


    Seit einiger Zeit nun erzählt mir mein Vater jede Woche, dass meine Mutter ihn ständig beschuldigt, fremd zu gehen. Ok, da könnte man meinen, hat er ja auch irgendwie selbst schuld. Aber nun ist er alt und ich glaube nicht, dass er das wirklich "tut".


    Hellhörig wurde ich, als er erzählte, sie würde die Frauen nun auch an ihrem Bett stehen sehen. Halluzinationen?!


    Oder sie würde ihn gegenüber bei einer jungen Frau in der Wohnung sehen... Das z.B. kann ich mir nicht vorstellen, da meine Mutter aufgrund einer Altersmakula schlecht sehen kann. Also: wie soll sie ihn sehen, wenn sie nicht sehen kann?!


    Desweiteren würde meine Mutter kontrollieren, ob mein Vater mit dem Auto weggefahren ist, indem sie die Garage "bewacht".


    Und jetzt stellt sich mir, als Tochter, die Frage, wer wird denn nun langsam "komisch"?! Meine Mutter, die sich derartige Dinge einbildet? Oder bildet sich mein Vater ein, dass sich meine Mutter das einbildet? (seine Mutter hatte schwere Demenz und hat sich auch einiges eingebildet!)


    Zum Arzt wollen sie nicht, denn sie wollen gar nicht wissen, ob sie dement sind!


    Allerdings habe ich Angst, dass sie sich irgendwann mal gegenseitig die Treppe hinunter schubsen o.ä., denn der Ton untereinander wird ständig aggressiver... Was kann ich bloß tun? Wie kann ich mich verhalten? Ich möchte denjenigen, der recht hat, ja auch nicht mit der Situation allein lassen...

  • Wenn du eine Zeit bei ihnen zu Besuch bist, bekommst du dann kein Gespür dafür, wer hier der komischere ist?
    Kannst du dich mit keinem der beiden über diese Problematik unterhalten.
    Sprich sie darauf an. Konfrontiere sie damit.
    Das muss doch herauszufinden sein...

  • Hallo,
    als ich diesen Bericht gelesen habe, dachte ich, es wird Situation mit meinen Eltern beschrieben (1:1).
    Die Beide streiten sich nur noch, jeden Tag.. und wir werden mit rein gezogen. Oft eskaliert es und es kommt zwischen beiden zu Prügelei.


    Ich weiß nicht mehr weiter. Eins steht fest, dass etwas gemacht werden soll.
    Aber was? Wo kann man sich die Hilfe holen? Gibt es Stellen oder Menschen, die für solche Situationen spezialisiert sind?
    Man hat viele Fragen und man weißt nicht, wo man anfangen soll.
    Mich würde wirklich interessieren, wie eure Situation mit den Eltern gelöst wurde? Es könnte vielleicht uns weiter helfen.


    Wir freuen uns über jeden Rat, denn dieser Horror soll aufhören.


    Danke im Voraus, Tina

  • Ich wärme einfach mal diese alte Diskussion auf, trotz der gelben Warnung, das Thema sei vielleicht veraltet. Ich denke, Ehestreitigkeiten sterben nie aus.


    Gestern Abend hat mich mein dementer Vater angerufen, ich müsse unbedingt vorbeikommen. Meine Mutter hätte ihn so angegriffen. Er wusste aber überhaupt nicht mehr, was vorgefallen war. Habe dann mit meiner Mutter telefoniert. Sie haben im Radio eine Sendung über die psychischen Folgen der Pandemie gehört, mein Vater hat irgendwas von einem Mädchen aus der Schulzeit erzählt, das psychische Probleme hatte und dem er geholfen hat. Meine Mutter meinte dann wohl, sie habe ja auch psychische Probleme und ihr hilft er nicht. Ich nehme mal an, es wird sich dann hochgeschaukelt haben, und sie wird ihm wahrscheinlich gesagt haben, er sei der Grund für ihre Probleme.


    Zum einen stimmt das natürlich. Es ist schwer für sie, er ist unheimlich anhänglich geworden und nervt sie ständig. Ab 10 Uhr früh geht es los, alle Paar Minuten, "wann essen wir denn Mittag," "was essen wir denn," "ich mach schon mal eine Flasche Wein auf" usw.


    Ich sehe beide 2-3x pro Woche, aber wir machen meist Ausflüge, da ist er nicht so nervig, auch wenn man den ganzen Tag mit ihm zusammen ist. Aber daheim, wenn er sich langweilt, da ist es schlimm.


    Er weiss natürlich nicht, wie sehr er meine Mutter nervt, und eigentlich will er hilfsbereit sein. Insofern ist sie der "Aggressor" -- man könnte diese Streitigkeiten vermeiden, indem man ihn einfach reden lässt, viel lobt, usw. Doch das kann sie offenbar nicht, 50 Jahre Ehehölle und jetzt noch psychische Pobleme, vielleicht sogar auch bei ihr beginnende Demenz.


    Leider ist es dann wenn es zum Streit kommt so, dass er sehr aggressiv wird. Er hat meine Mutter schon einige Male gewürgt. Man kann da natürlich im Nachhinein nicht schlichten, weil er es abstreitet (sich nicht erinnert), und man kann ihm ja auch nicht dazu bringen, sein künftiges Verhalten zu ändern.


    Er will sich nach sowas natürlich dann immer trennen, am Besten mit mir zusammenziehen (weil wir uns ja verstehen = ich widerspreche und korrigiere nicht). Meine Mutter wäre gottfroh, ihn los zu sein, aber weiss natürlich, dass es nicht geht.


    Jetzt meine Frage, wie kann man das so ein bisschen verbessern? Theoretisch wäre natürlich eine 24-Stunden Kraft bei sowas zugegen, aber würde die dazwischen gehen? Bei einer Demenz-Beratung in unserer Gegend gibt es einen Kurs für Angehörige (glaube 12 Wochen), und ich denke, das wäre für meine Mutter sicherlich hilfreich in Sachen Umgang und Kommunikation (ob sie das Gelernte dann anwendet weiss man natürlich nicht). Wichtig wäre natürlich auch, dass sie mal Ruhe hat, aber Tagespflege o.ä. würde mein Vater nie machen, Freunde hat er keine, und einen (freiwilligen/bezahlten) Fremden, der mal mit ihm spazieren geht haben wir nicht (und würde er wahrscheinlich nicht akzeptieren). Gut täte ihr bestimmt auch, wenn wir mal alleine was unternehmen könnten; wir können uns ja kaum alleine austauschen, weil er immer an ihr dran hängt.

  • Hallo OiOcha,

    Also ganz spontan finde ich es nicht haltbar für Ihre Mutter, wenn sie sogar von Ihrem Vater schon mehrfach gewürgt wurde und er sich nicht dran erinnert. Dann ist Ihr Vater nicht mehr zurechnungsfähig und es stimmt nicht, dass sie ihn "nicht loswerden " kann.

    Wir hatten eine zunehmend eskalierende Situation bei unseren Eltern, ich hatte keine ruhige Minute mehr und es kam immer wieder zur Bedrohung meiner Mutter. Ich habe daraufhin eine rechtliche Betreuung für meinen Vater beim Betreuungsgericht beantragt , was dann endgültig zum Ausrasten geführt hat und mein Vater wurde zur Untersuchung etc.in die gerontopsychiatrie eingewiesen, er war nie bereit beruhigende Medikamente zu nehmen.

    Dort kann dann überlegt werden, ob Ihre Eltern noch zusammen leben können, es zumutbar ist oder Ihr Vater in einem Pflegeheim untergebracht werden kann. So ging es bei uns auf richterliche Anordnung.

    Sie können sich z.B.beim sozialpsychiatrischen Dienst Ihrer Stadt erkundigen oder Hausarzt evtl.fragen.

    Es ist definitiv nicht so, dass man dies Ihrer Mutter zumuten muss!

    Sie hat doch auch ein Recht auf körperliche Unversehrtheit.

    Ich wünsche Ihnen alles Gute!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo OiOcha, zunächst danke, dass Sie das alte Thema ausgegraben und haben und Entschuldigung, dass es von uns keine Antwort gab. Streit, Eskalation und Gewalt in häuslichen Beziehungen mit einem Menschen mit Demenz sind und bleiben hochproblematisch. Dies hat auch eine neue Studie und ein Schulungskonzept für die Polizei gezeigt.


    Natürlich können wir nicht darauf warten, bis alle Polizisten geschult sind und dann besser reagieren können. Aber mit Glück kommt jemand, der dies schon kann. Angehörige oder deren Kinder können auch direkt die Dienststelle vor Ort ansprechen, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten sollen. Das würde sicher helfen, dass die Ergebnisse von Prof. Görgen und Carina Schiller (Projekt des LKA Berlin /Deutsche Hochschule der Polizei "Paris") an der Basis ankommen. Vor einem Jahr wurde ich von Frau Schiller interviewt und habe berichtet, wie hilfreich der Besuch der uniformierten Polizei bei häuslicher Gewalt oder Diebstahlvorwürfen sein kann. Manchmal macht es nachhaltigen Eindruck auf den Menschen mit Demenz, aber viel wichtiger ist die Wirkung auf die Streitkultur:


    Der /die orientierte Partner*in wird gestärkt, es länger "richtig" zu machen, also eine Eskalation zu vermeiden. Das ist das nonplusultra, dazu Abstand halten, wenn es kritisch wird und seitlich miteinander sprechen und nicht Front zu Front, Ärger ansprechen und ruhig bleiben, alles abperlen lassen ... es geht ja um Demenz und nicht um die Wahrheit.

    Die Aussage, ich möchte nicht, dass "wieder die Polizei kommt" kann kann helfen oder schaden. Aber das Gefühl wird gestärkt: es gibt Hilfe und die ist berechtigt.


    Den Vorschlag von Rose, den sozialpsychiatrischen Dienst zu kontaktieren, möchte ich bestätigen! Dort können wir eine echte fachliche Unterstützung erwarten, sowie Hilfestellungen für den "PlanB" - die kurzfristige Entlastung durch eine psychiatrische Behandlung, Klinik oder Kurzzeitpflege.


    Die Pflegekurse haben Sie ja auch schon recherchiert, auch dort sollte ausreichend Raum sein, die Problematik zu besprechen und die Kursleitung ist vermutlich gut über das Hilfesystem vor Ort informiert.

    Ihnen viel Kraft in der Unterstützung Ihrer Mutter, Ihr Martin Hamborg

  • Rose60 und Herr Hamborg, vielen Dank für die Antworten!


    Ich denke, Polizei holen wäre eher kontraproduktiv. Mein Vater hat ja (zur Zeit, klopf auf Holz, dass es so bleibt) eine positive Grundstimmung, ist freundlich und hilfsbereit. Ich glaube, es ist ganz wichtig, dass er sich geschützt und verstanden fühlt. Wenn die Polizei käme wäre es sicher ein riesiger Vertrauensbruch für ihn, und ich nehme an, das würde die Dinge eher schwieriger machen. ER sieht sich ja als Opfer meiner aggressiven Mutter (die ja die Streitigkeiten immer anzettelt). Und was sollte man der Polizei überhaupt sagen, selbst wenn geschulte (und vielleicht sogar vorher eingeweihte) Beamte kämen? Wir streiten uns (was? ICH hab mich nicht gestritten, DIE schreit mich an). Mein Mann hat Demenz (was? Stimmt doch gar nicht!). Er wird immer so aggressiv (ich sass nur hier am Tisch, die erfindet das -- er weiss es ja wirklich nach wenigen Minuten nicht mehr). Kann ich mir alles nicht gut vorstellen.


    Ich denke, der Weg geht eher über Pflegekurs. Wir haben nächsten Mittwoch mal einen Termin zur Beratung; ich hoffe, dass da was gutes dabei rauskommt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Oicha, die zu erwartende Kommunikation haben Sie mir sehr nachvollziehbar beschrieben. Vielleicht besprechen Sie das Thema im Pflegekurs. Der größte Gewinn im Gespräch mit der Polizei liegt mehr in der Stärkung Ihrer Position und in der Sensibilisierung für die Polizei. Das Hauptziel haben Sie ja noch mal geschrieben: Wie gelingt es, dass ich meine Mutter deeskalierend verhält!

    Wenn der Pflegekurs Erkenntnisse bringt, lassen Sie uns bitte Anteil nehmen. Viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo!

    Ich bin so verzweifelt und weiß auch nicht mehr weiter.

    Meine Eltern sind 88 (Vater) und 83 (Mutter) und leben noch in der eigenen Wohnung.

    Ich erfahre immer nur von meiner Mutter (zB wenn wir einkaufen gehen) wie unerträglich das Zusammenleben mit meinem Vater ist. Sie sagt oft wirklich harmlose Sätze zu ihm (wie zB : „geh schon mal vor, du machst mich nervös“ wenn sie noch den Wohnungsschlüssel sucht oder ähnliche harmlose Sätze bei denen sich ein normaler Mensch nichts denken würde. Aber das reicht schon um von meinem Vater beschimpft und laut angeschrieen zu werden und die Beleidigungen und Kränkungen gehen dann über Tage so weiter. Auch einen Sessel hat er schon öfter nach ihr geworfen.

    Er regt sich auf wenn sie mal 10 Min telefoniert (viel zu lange!) , auch wenn sie angerufen wurden, er geht aber sowieso nie ans Telefon. Ich traue mich gar nicht jeden Tag anzurufen weil sie das dann vielleicht ausbaden kann. Er regt sich auf wenn sie mal im Stiegenhaus mit wem redet. Wenn sie mal allein spazieren geht muss sie genau sagen wann sie wieder kommt und das darf natürlich nicht länger als eine halbe Stunde sein. Also eigentlich wie eine Gefangene oder sogar schlimmer.

    Wenn sie ihn nicht anredet, würde er nur im Wohnzimmer sitzen und vor sich hin starren und stundenlang nichts reden, erzählt sie ihm aber irgendeine Kleinigkeit um ihn aufzumuntern bzw. weil sie halt auch wen zum reden braucht, ist er davon nur genervt und beschimpft sie als Tratsche und Hausmeisterin.

    Sie ist so verzweifelt und ich bin es auch. Es regt mich so auf, aber ich darf auf keinen Fall mit meinem Vater reden weil das die Situation nur verschlimmern würde. Auch meine 2 Brüder sind keine Hilfe, die wissen nicht einmal was von alledem, weil ich es ihnen auch noch nie erzählt habe. Es war leider nie so üblich Probleme miteinander zu besprechen.

    So sehr ich meinen Vater manchmal dafür hasse (ich kenne das natürlich auch aus meiner Kindheit), tut er mir auch leid weil er niemand hat um sich auszusprechen. Aber meine Mutter hat das nicht verdient so gemein und lieblos behandelt und gedemütigt zu werden, auch wenn sie vielleicht manchmal nervt, was ich mir auch gut vorstellen kann. Ich weiß nicht wie sie das schon über Jahrzehnte aushält, aber es wirkt sich nun leider schon sehr körperlich und psychisch aus und sie wird immer schwächer.

    Ich bin hilflos weil ich nicht weiß wie ich helfen kann.

  • Hallo Irki,

    Das kann ich sehr gut nachvollziehen, bei uns war es ähnlich. Allerdings ist ja tatsächlich eine Gefahrensituation vorliegend, wenn Ihr Vater mit Möbeln auf die Mutter losgeht, da ist sie definitiv das Opfer und sollte geschützt werden. In jeder Stadt gibt es einen sozialpsychiatrischen Dienst, die sind mit derlei Situationen vertraut, denke ich. Dort würde ich mal anrufen oder hingehen und mich informieren. Ihre Eltern scheinen nicht mehr in der Lage das in die Hand zu nehmen. Und Sie werden es mitt gutem Zureden auch eher nicht lösen können.

    Gibt es schon eine Vorsorgevollmacht?

    Bei uns lief es nachher so, dass ich rechtliche Betreuung für meinen Vater beantragt habe, er hatte mehrere Waffen im Haus wegen vermeintlicher Einbrecher etc., saß damit vor meiner Mutter, wollte sich angeblich erschießen, es war alles unhaltbar..

    Man kann auch mal mit dem Hausarzt sprechen, eine zeitlang kam dadurch etwas Ruhe auf durch Antidepressiva für meinen Vater, die er nur leider selbst absetzte.

    Alles Gute wünsche ich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Irki, Rose60 hat aus Ihrer Erfahrung genau das beschrieben, was ich Ihnen auch gesagt hätte.


    Vielleicht noch 2 Ergänzungen

    - Wir sprechen in diesen Fällen von den Verdacht auf häusliche Gewalt in der Pflege. Die Politik hat hier schon reagiert und Beratungsangebote geschaffen, sie finden die Informationen auf folgender Seite: https://www.patiententelefon.d…flege-gewalt/pflegenotruf


    - So wie Sie Ihren Vater beschreiben, spricht alles für eine schwere Depression - die sich bei Männern auch mit Reizbarkeit und Aggressionen zeigen kann. Diesen "Verdacht" sollten Sie bei den Fachleuten ansprechen.

    Auf jeden Fall wünsche ich Ihnen, dass Sie das Problem mit Ihren Brüdern besprechen können, so etwas darf niemand allein aushalten (sollen)

    Ihr Martin Hamborg

  • Liebe Rose60 und martinhamborg,

    Danke für die rasche Antwort!

    Muss bei einer Vorsorgevollmacht nicht auch der Vater einverstanden sein und unterschreiben? Ist das so wie wenn er dann entmündigt ist?

    Ich muss mal meine Mutter fragen ob er schon Antideppressiva nimmt. Wenn ich zu seinem Hausarzt gehe, soll ich da vorher meine Mutter fragen ob ihr das recht ist?

    Danke für die Beratungsangebote, ich muss schauen ob es das auch bei uns in Österreich gibt.

    Liebe Grüße

    Irki

  • Den Hausarzt habe ich selbst angerufen ohne Rücksprache mit meiner Mutter. Sie hätte das vermutlich nicht gewollt, tat nach außen lieber als sei alles bestens.. Im Nachhinein war es von Vorteil, dass der Hausarzt eingeweiht war und so im Ernstfall schneller reagieren konnte mit Einweisung. Das kann ja bei Ihnen anders verlaufen, aber es ging nicht anders, als selbst Verantwortung zu übernehmen, das ist irgendwann ein Rollentausch.

    Eine Vorsorgevollmacht können Sie sich online anschauen, googeln, es ist KEINE entmündigung. Allerdings müssen die Elternteile unterschreiben.

    Statt Entmündigung gibt es heutzutage die "rechtliche Betreuung ", falls Gefahrensituationen auftreten, kann man die bei Gericht beantragen. Wenn es ganz krass werden sollte - nur so als Ausblick- kann ggf.eine richterliche Anordnung für Heimunterbringung erfolgen, da z.B.mein Vater sich vehement gegen alles an Medikamenten sträubte, gefährlich wurde etc. Aber das heißt ja nicht, dass es immer so wird, nur eben, dass kein Ehepartner sich alles bieten lassen muss..

    Wie gesagt, beim sozialpsychiatrischen Dienst umgehend Kontakt aufnehmen.

    Alles Gute für Sie!

  • Ich habe gerade erst gelesen, dass Sie aus Österreich schreiben, da kenne ich mich nicht mit den Angeboten aus leider. Ich wünsche Ihnen jedenfalls, dass Sie bald weiterkommen;)

    Liebe Grüße

  • Liebe Rose,

    danke für Ihre ausführlichen Antworten. Sie haben auch schon genug mitgemacht, schlimm wenn man den Vater einweisen lassen muß ins Heim.

    Habe auch online das Vorsorgevollmacht- Formular gefunden und einen Psychosozialen Dienst gibt es auch.

    Liebe Grüße

  • Liebe Rose,

    danke für Ihre ausführlichen Antworten. Sie haben auch schon genug mitgemacht, schlimm wenn man den Vater einweisen lassen muß ins Heim.

    Habe auch online das Vorsorgevollmacht- Formular gefunden und einen Psychosozialen Dienst gibt es auch.

    Liebe Grüße

    Hallo Irki! Herzlich Wilkommen hier im Forum!


    Wichtiger Hinweis zur Vorsorgevollmacht: Hier in Deutschland ist es am Besten, wenn man sich eine notarielle General- und Vorsorgevollmacht / Betreuungsverfügung erstellen lässt solange der Erkrankte noch bei (halbwegs) klarem Kopf ist. Das kostet einige Hundert Euro, aber ist bei Banken u.ä. später deutlich mehr Wert, als nur eine aus dem Internet ausgedruckte und zuhause unterschriebene. Google doch zur Sicherheit mal, ob das bei Euch in Österreich genauso ist.

  • Dazu möchte ich der Vollständigkeit halber erwähnen, dass wir wegen der Beantragung von rechtlicher Betreuung die Vorsorgevollmacht ans Gericht abgeben mussten, weil keiner von uns dies so hätte durchziehen können mit Einweisung in Psychiatrie etc. Man ist da doch emotional sehr betroffen und uns wurde eine Anwältin zugewiesen, die zunächst alles in die nötigen Bahnen geleitet hat, weil mein Vater gegen seinen Willen untergebracht werden musste.

    Und nun meine Mutter dement, aber harmloser zum Glück. Sie sagt nach drei Jahren noch, dass sie nachhause will, macht aber nichts in diese Richtung und wirkt unbeobachtet Recht zufrieden.

    Es waren anstrengende Jahre und irgendwann kann man als Tochter nicht mehr dauernd die Verantwortung übernehmen.

    Wir haben alle nur dieses eine Leben und begrenzt Kräfte.

    Liebe Grüße an alle

  • ...und ich bin dem Himmel dankbar, dass ich auf dieses Forum hier gestoßen bin, wo mir mental der Rücken immer mal wieder gestärkt wurde!!!

    Gerne gebe ich etwas davon zurück, wenn es möglich ist;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rose60 und OiOcha, auch von meiner Seite, danke für ihre präzisen Beiträge!

    Auch ich kann nur um Vertrauen in unser Betreuungsrecht werben mit dem das alte Entmündigen abgelöst wurde. Gerade wenn Kinder nicht gegen den demenzbedingt veränderten Willen schwere und existenzielle Entscheidungen treffen können, ist eine vorübergehende externe Betreuung sehr hilfreich und über jeden Verdacht erhaben. (Z.B. bei familiären Konflikten oder zu befürchtenden Erbstreitereien).


    Wenn die Verantwortung von neutraler Seite übernommen wird, kann das so notwendige Vertrauen zu den Kindern wieder wachsen - oder wenigstens bekommt eine wahnhafte Verzerrung keine neue "Nahrung", Eskalationen lassen sich verkürzen und die Verletzungen hinter den Aggressionen können (etwas) getröstet werden.


    Eine gute Möglichkeit bietet auch der oder die gerichtlich bestellte Verfahrenspfleger*in, die nur zeitweise und für bestimmte Entscheidungen eingesetzt werden.

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo in die Runde,

    dies ist mein erster Beitrag. Im ersten Moment musste ich schmunzeln (obwohl mir so gar nicht nach Humor ist), als die Meldung kam "Das Thema ist möglicherweise veraltet ...) Meine Eltern (89 und 91), beide unterschiedlich dement, er aggressiv, sie abwechselnd depressiv und aggressiv, sind nach einem gemeinsamem Klinikaufenthalt, den glücklicherweise die Hausärztin ermöglicht hat, um beide endlich gründlich zu untersuchen, von dort direkt in ein Pflegeheim gekommen. Gegen ihren Willen natürlich, aber es gab keine andere Möglichkeit mehr. Mit allen ihren Erkrankungen, der Demenz und der Sturzgefahr (Mutter u.a. mehrere unerkannte Brüche!) ist es einfach nicht mehr möglich, dass sie alleine leben. Ich habe zweieinhalb Jahre lang ihren Wunsch, zu Hause und ohne Pflegepersonen zu leben, respektiert. Nun kann ich einfach nicht mehr, bin selbst gehbehindert.

    Mein großes Problem: Ich fühle mich wie der schlechteste und böseste Mensch auf der Welt, weil ich sie "dort einsperre", das alles "eingefädelt" habe, sie nicht "in diesem Sxxxx-Loch leben wollen" (gegen das Seniorenheim ist nichts zu sagen), zu Hause würden sie auch "wieder laufen können" und ich müsse mich "auch nicht um sie kümmern". Die Pfleger*innen sagen, ich solle nicht so oft kommen, aber mein Helferinnensyndrom hält das nur zwei Tage aus, dann gehe ich wieder hin - und lasse mich beschimpfen.

    Wie so oft hier schon gelesen, alle sagen, Du hast das Richtige getan, Du musst Dich schützen. Aber wie kommuniziert man mit ihnen, wenn es nur ein Thema gibt, Du bist böse und wir wollen nur nach Hause. Es ist zum Verzweifeln, es raubt mir Konzentration und Schlaf sowieso. Ich habe mich mein ganzes Leben lang darum bemüht, ein guter Mensch zu sein, es macht mich verrückt. Wie bekommt man das in den Griff, sich nicht so schlecht zu fühlen?

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