Alte Eltern streiten nur noch

Datenschutzhinweis: Bitte achten Sie darauf, dass Sie im Forum keine persönlichen Daten von sich selbst oder von Dritten posten. Auch sollten Ihre Angaben keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen.
  • Liebe all -


    ganz herzlichen Dank für eure schnelle Rückmeldung und Anteilnahme. Das hat mir wirklich sehr geholfen. schwarzerkater: Ich werde meine Kontakte, v.a. auch die Besuche zwangsläufig reduzieren - ich bin vor der Pandemie von Berufs wegen viel unterwegs gewesen, das wird jetzt wieder so sein. Das hilft natürlich.

    Rose60  ecia25  OiOcha: Auch wenn es nicht schön ist, zu lesen, dass ihr das Gefühl kennt, gibt es mir doch ein wenig Halt.

    Ich habe weiteren Bekannten Bescheid gegeben, sie waren alle sehr verständnisvoll. Ich hatte schon versucht, mit Ärztin und Krankenkassen zu sprechen, aber die habe ich heute nicht erwischt. Mal sehen, wie es weitergeht.

    Aber ich danke euch von Herzen, dass ihr euch die Zeit genommen habt, die netten Worte zu schreiben. <3

    Liebe Grüße

    Tanja

  • Und es wäre wahrscheinlich für alle Beteiligten besser, wenn wir uns noch mehr rar machen (geht aber leider nicht, weil viele Dinge zu regeln sind).

    Ansonsten hat die Heimleiterin uns gesagt, wir sollten uns gut überlegen, warum wir die Mutter besuchen. Sie selbst hat gar nicht so viel davon. Es wäre vor allem nur für uns.

    Hallo schwarzerkater -- mal wieder vielen Dank für Deine Anregungen!


    Ich mache mir zur Zeit auch Gedanken, ob man meinem Vater was Gutes tut, wenn man ihn ständig besucht oder beschäftigt. (Bei ihm ist es ja noch lange nicht so weit, wie bei Deiner Mutter, aber es schreitet voran). Ich habe in einem anderen Thread beschrieben, wie verwirrt und überfordert er war, als wir letzte Woche (auf Wunsch meiner Mutter) eine kleine Reise mit ihm gemacht haben. Auch bemerke ich, dass er beim 2-3x wöchentlichen Ausflug machen/Essen gehen immer lustloser und verwirrter wird. Klagt über sein Essen, bestellt während wir noch essen die Rechnung und will heim, spaziert nur widerwillig mit, will umkehren und heim gehen. Wenn man dann wieder daheim ist, langweilt er sich und fragt, was machen wir jetzt noch?


    Ich mache es eigentlich nur meiner Mutter zuliebe, weil ich eben will, dass sie mal rauskommt aus dem Trott. Aber ich denke, bei gewissen Sachen muss ich künftig einfach Nein sagen. Reisen geht gar nicht mehr, Unternehmungen mit Bekannten lieber auf kleinere Gruppen beschränken und nicht so lange machen, und den von meiner Mutter gewünschten Besuch auf dem Oktoberfest kann man vergessen.

  • Hallo OiOcha, da lese ich viele "Gemeinsamkeiten" heraus. Auch wir haben meine Mutter auf zig Reisen und Unternehmungen mitgeschleppt, damit sie 1. aus ihrer "Höhle" rauskommt und 2. weil ich ein ungutes Gefühl hatte, sie alleine zu Hause zu lassen. Außerdem ist sie grundsätzlich gern verreist (früher).


    Meine Tochter (die oft mit von der Partie war) meinte immer, dass es ja egal sei, wo Oma dement ist. Das stimmte nur zum Teil, weil ich immer meine halbe bis ganze Aufmerksamkeit darauf richten musste, dass sie ihr Zimmer wiederfindet, halbwegs zufrieden mit allem (mit dem Essen usw.) ist, nicht verloren geht, an den Unternehmungen teilhaben kann ... Sie hat sich ähnlich verhalten wie du es von deinem Vater beschreibst, holte sich z.B. die merkwürdigsten Dinge vom Buffet und beschwerte sich dann, dass das zusammen gar nicht schmeckt usw., regte sich über irgendwelche Hotelmusik auf, verschwand aus dem Zimmer und verbrachte die Nacht auf dem Hotelflur ...

    Im Nachhinein sind wir jedoch sehr froh, dass wir das alles so gemacht haben. Die Alternative wäre gewesen, dass wir ALLE IMMER nur zu Hause gesessen und ihre Demenz ausgehalten und ausgeglichen hätten.

    Insofern ist es ein Abwägen ... Hier habe ich tatsächlich von meiner Tochter gelernt, die sich und uns immer zwingt, trotz schwieriger Umstände gute Dinge miteinander zu machen, von denen man in der Erinnerung zehrt. Das funktioniert tatsächlich - man glaubt es nicht. Wir lachen heute sogar über manche Erlebnisse, die damals gar nicht so lustig waren.


    Was Beschäftigung an sich angeht, mochte meine Mutter absolut nie von außen (fühlbar) beschäftigt werden. Sie war (und ist noch) immer sehr eigenwillig, dominant und eher "für sich", macht, was sie selbst für richtig hält, hat ihre eigene feste (starre) Meinung, von der sie nicht abzubringen ist. Insofern ist eben ihr Pflegeheim für sie das Paradies schlechthin ... Sie hat uns auch gestern gleich wieder hinauskomplimentiert, weil sie ihre Ruhe haben will. Das tut sie auf eine gewitzte Weise, so dass man ihr die Demenz gar nicht mehr anmerkt. Die Pflegerinnen lachen sich inzwischen schlapp ... und sagen uns dann ganz ernst, dass wir heimgehen und unser Leben leben sollen. Sie wäre da gut aufgehoben in einer kleinen heilen Welt.


    Vielleicht beobachtest du deinen Vater genau, was er möchte und was nicht. Manchmal sind es gar nicht wir Angehörige/Kinder, die den dementen Eltern besonders fehlen. Nicht nur wir nehmen von ihnen langsam Abschied, auch sie von uns ... und manchmal sind sie innerlich schon viel weiter von uns weg, als wir denken.

    Ich persönlich finde es zwar traurig, aber nicht schlimm.

    Viel besser als diese vorherigen Auseinandersetzungen ....

    Liebe Grüße

  • Liebe schwarzerkater -- Du hast mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen! Ich denke auch, dass mein Vater schon viel weiter weg ist, als wir glauben. Daher kommen auch die Probleme, man will es "ihm Recht machen," aber hinkt der Entwicklung hinterher und tut ihm damit eigentlich nichts Gutes.


    Es ist natürlich jeder Fall anders; mein Großvater, der ja auch Demenz hatte, hat mit über 90 im Heim immer noch davon erzählt, mal wieder verreisen zu wollen und sogar aktive Pläne geschmiedet. Bei meinem Vater war es schon ab Angang 60 so, dass er eigentlich nur daheim bleiben wollte. Die letzte große Reise haben meine Eltern vor 4 Jahren gemacht, eine Kreuzfahrt in Skandinavien. Zu der Zeit ist uns noch nichts ernsthaftes aufgefallen, aber er saß damals schon am liebsten in der Kabine und hat sich ständig den Plan angeschaut, wann sind wir wo, wann wird gegessen, usw. Hatte panische Angst vor dem Restaurant (weil man da mit Fremden am Tisch saß) und meine Eltern aßen praktisch nur Zimmerservice.


    Denke also, das Thema gemeinsam Reisen ist bei uns abgehakt, wobei es mit dem ALLE IMMER zuhause sitzen auch stimmt. Wir werden weiterhin häufig Tagesausflüge unternehmen, und ich werde meine Mutter auch mal alleine 3-4 Tage mit einer Freundin in irgendein Wellnesshotel schicken.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, auch ich weise oft darauf hin, wie schwierig eine gut gemeinte Überforderung werden kann und wie wichtig die ganz einfachen unspektakulären menschlichen Kontakte sind. Je weiter die Demenz voranschreitet, desto problematischer wird die Überflutung durch zu viele Reize! Deshalb das Prinzip "Weniger ist Mehr"!


    Da denke ich auch an Sie, Nelly und TanjaS.

    Ihnen Tanja wünsche ich diese wichtigen Erfahrungen, die Nelly gerade macht: Das "Außengesicht" bei dem distanzierten Anruf ist genau das richtige für die Eltern, damit sie zumindest kurzfristig aus dem Muster der gemeinsamen aggressiv getönten Depression herauskommen. Neben dem "Weniger ist Mehr"-Prinzip gilt das Prinzip, die erwachsenen positiven und starken Seiten zu stärken. Die drei können das zum sozialen Umfeld im Heim oder zu den Bekannten, nur bei den Töchtern ist das toxische Muster stärker - noch.

    Deshalb möchte ich Ihnen immer wieder Mut machen, diese beiden Prinzipien mit bestem Gewissen anzuwenden!

    Ihr Martin Hamborg

  • Liebe alle -


    ein kleiner Hoffnungsschimmer meinerseits: Meine Mutter hat sich wieder "beruhigt". Ich hatte sie am Mittwoch mal angerufen, in der Hoffnung, dass zwischenzeitlich etwas Zeit vergangen war und sie die Vorfälle am Samstag und Sonntag letzter Woche vielleicht nicht mehr so ernst nimmt. Sie hat sich über meinen Anruf anscheinend gefreut und hat die Vorfälle tatsächlich nicht nur nicht erwähnt, sondern sie hat sie anscheinend komplett vergessen. Das hat mich dann schon etwas beruhigt.

    Ich wünsche allen einen schönen Sonntag.

    Liebe Grüße

    TanjaS

  • Hallo Ihr Lieben alle zusammen hier,

    jetzt komme ich auch noch :)

    Und wie gut ich das "innere zittrige Gefühl" kenne - und wie es mir manchmal das Autofahren erschwert ...


    Auch ich bekomme vom Pflegepersonal immer wieder gesagt, ich solle höchstens einmal in der Woche kommen.

    Auch andere von Euren Erfahrungen kann ich mittlerweile teilen: Mehr oder weniger durch Zufall habe ich erfahren, dass meine Mutter am Gedächtnistraining teilnimmt und ganz toll Sprichwörter ergänzen kann. Sie selbst erzählt so etwas nicht. Auch sehe ich, wenn sie mit mir durch den Gemeinschaftsraum geht, dass sie schon Bekannte hat. Und sie gehen jeden Tag dreimal in den Speisesaal.

    Mein Vater verweigert immer noch jegliche Teilnahme, ist stur und unbelehrbar, vor allem beim Thema Hände weg vom Blasenkatheter - was zur Folge hat, dass es entsprechend riecht in ihrem Zimmer, was mir sehr leid tut für meine Mutter, die aber behauptet, sie röche es nicht (wenn man immer drin sitzt, ist das wahrscheinlich so) und sie in der Nacht in seiner Pfütze ausgerutscht ist und gestürzt, zum Glück ohne Folgen - aber auch ohne nach dem Pflegepersonal zu klingeln, dass sie dann bei der Routinekontrolle gefunden hat ...


    Wenn ich sie besuche, soll ich immer Dinge abtransportieren, damit sie fertig sind, wenn ich sie dann abhole ... Ich versuche so gut es geht, das alles zu ignorieren und keine Widerworte zu geben. Meine Mutter packt ständig, wahllose Dinge, das Herumräumen braucht sie wohl. Ich habe ihr ein Geschirrtuch und einen Lappen mitgebracht, sie war ja eine Super-Hausfrau, darüber hat sie sich gefreut.

    Meinem Vater kann man mit gar nichts erfreuen, er liegt die meiste Zeit im Bett und sagt, er könne gar nichts mehr. Wenn ich ihm beim Hose-Anziehen helfe, wird er sehr wütend.

    Ich nehme an, die Müdigkeit ist eine Nebenwirkung der beiden Medikamente, die er vom Psychosozialen Dienst bekommen hat. Er ist nicht mehr ganz so aggressiv und die Anrufe haben auch abgenommen.


    Zum Thema Überforderung: Man hat meine Mutter zum Sommerfest des Heims mitgenommen, allein, mein Vater wollte natürlich nicht. Es hat sie zu sehr gestresst, danach sei sie sehr verwirrt gewesen. Und mein Vater war voller Angst, sie käme nicht mehr wieder ...


    Ich habe auch gelernt, nicht mehr am Vormittag hinzugehen, dann sind sie wacher und angriffslustiger, und keinen ihrer Anrufe nicht entgegenzunehmen, weil sie dann ihn ihrem Nach-Hause-Tunnel sind. Wenn ich sie anrufe, gibt es den Moment der Überraschung und man kann ein paar weniger MInuten miteinander sprechen. So taste ich mich voran. Und ja, natürlich will ich öfter hin, um mein Gewissen zu beruhigen - deswegen kommt als neues Schild vor meine Augen "Weniger ist mehr".


    Ich bin so dankbar für Eure Erfahrungen und denke ganz oft an Euch und an das, was Ihr hier schreibt. Es hilft.

    Ganz viel dicke Nerven für Euch! Und einen schönen Restsonntag

    Nelly

  • Hallo Tanja, wie gut, dass sich deine Mutter wieder beruhigt hat. Hier ist das Vergessen tatsächlich eine Gnade für beide Seiten. Es werden für eine längere Zeit noch bessere und schwierigere Zeiten sich abwechseln, aber man kann sich über die entspannteren Zeiten von Herzen freuen. Das gibt Kraft, weiter durchzuhalten.


    Hallo Nelly, für meine Mutter war (und ist) das Herumräumen seit mindestens zwei Jahren das, was sie am liebsten tut.

    Aus dem ersten Pflegeheim mussten wir auch ständig ihre Dinge abtransportieren, da sie ja sowieso gleich nach Hause geht. In dem jetzigen Heim wollten wir es ihr anfangs sehr schön machen. Wir mussten alles wieder mitnehmen. Seitdem wohnt meine Mutter in zwar netten (aber fremden) Möbeln. Wir durften ihr NICHTS mitbringen - das hat sie immer furchtbar aufgeregt. Fazit: Wir haben manchmal kleinere Dinge in ihr Zimmer geschmuggelt, aber es ansonsten auf sich beruhen lassen. So wenig Aufregung wie möglich war unsere Devise. Nicht alles, was von uns gut gemeint ist, ist auch wirklich das Gewünschte und Beste für die demente Person. Das vielleicht als Anregung.


    Ebenso profitiert meine Mutter nur mäßig von unseren Besuchen. Somit kommen wir zweimal die Woche für je eine Viertelstunde, manchmal 30 Minuten. Mehr wäre kaum für sie angenehm. Insofern würde ich auf die Pflegerinnen hören - sie haben meist einen guten Blick auf diese Dinge.


    Alles Liebe!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, schön, dass Ihre Mutter immer mehr im Heim ankommt und sich abholen lässt. Ihr Vater steht sich noch sehr im Wege. Haben Sie mit den Pflegekräfte über den Katheter gesprochen? Wenn er nicht angenommen wird gibt es m.E. auch keinen sinnvollen Grund dafür. Wurde schon Toilettentrainings durchgeführt oder unterschiedliche Vorlagen ausprobiert?

    Jetzt wo die Aggressivität so langsam nachlässt steigt die Chance, dass er vielleicht Unterstützung annimmt.

    Übrigens: Nach dem Expertenstandard Sturzprophylaxe muss das Heim auf den Sturz Ihrer Mutter reagieren - neuerdings werden auch die Stürze mit Folgen als Qualitätsindikator erfasst und das Heim bekommt eine schlechtere Wertung...

    Das Gespräch mit Ihnen gehört übrigens auch in den Anforderungskatalog der guten Pflege.

    Viel Erfolg auf dem weiten Weg, Ihr Martin Hamborg

  • Lieber Martin Hamborg,


    danke für Ihre Antwort!

    Ich würde meinem Vater auch gerne den Blasenkatheter ersparen, aber durch seine massive Prostatavergrößerung leert sich die Blase nicht mehr vollständig und er hatte immer Entzündungen. Ich habe mit dem Personal darüber gesprochen.

    Meine Mutter ist erneut wegen ihm gestürzt, sie sollte ihm helfen aufzustehen ... Ende der Woche habe ich ein Gespräch mit dem Sozialdienst, sie haben sich mit meinen Eltern unterhalten und wollen mir das Ergebnis mitteilen. Ich weiß jetzt schon, was sie mir sagen werden, laut Eltern keine Beschwerden, alles in Ordnung ... Manchmal fühle ich mich wirklich wie bescheuert, dass das alles nur bei mir abläuft und das Personal so gar nichts davon mitkriegt. Ich fühle mich dann ganz unglaubwürdig.

    Herzliche Grüße Nelly

  • Hallo Nelly,

    Dass du dich unverstanden fühlst von der Pflegern kann ich gut nachvollziehen.

    Wissen sie, dass deine Mutter unter ihrem Mann zu leiden hat? Könnte man sie in verschiedenen Zimmern unterbringen zum Schutz deiner Mutter?

    Falls ja und sie lehnt es ab, ist es noch weniger deine Verantwortung!!

    Ich würde an deiner Stelle versuchen mir soviel Gutes wie möglich zu tun, gut essen gehen, eine Massage, irgendwas Schönes mindestens 1mal pro Woche um dich selbst zu belohnen . Mir wurde dieses sogen. Genusstraining auch für meine Seele empfohlen. Es tut gut und wir haben es uns verdient!

    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, Roses Idee vom Genusstraining finde ich super. Vielleicht schaffen Sie es, innerlich in unterschiedliche Rollen zu gehen. Ihre Eltern (besonders Ihr Vater) brauchen Sie gerade als Mülleimer und Prellbock und kommen immer mehr im Heim an - jedenfalls Ihre Mutter. Wenn Sie diese Rolle erfüllt haben - ein einfacher Satz reicht da aus: "Gut dass Ihr all den Ärger bei mir loswerden könnt" - dann können Sie vielleicht besser eine gute Rolle im Genusstraining finden!

    Was würden Sie tun, wenn Ihr Vater sich wie ein Jugendlicher in der Pubertät fühlt, der im Selbstmitleid versinkt und trotzig alles auf eine Person überträgt?


    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Ihr Lieben alle zusammen,

    lieber Herr Hamborg,


    was in einer Woche so alles passieren kann ... den 90. Geburtstag der Mutter gefeiert, eine Stunde gute Stimmung, dank meiner Schwester, die nicht auf der "bösen Seite" steht, da weit weg.


    Die elterliche Wohnung endgültig übergeben, vom Kopf her war ich erleichtert, auf dem Rückweg war mir so übel, dass ich es fast nicht nach Hause geschafft habe ...


    Ein Gespräch mit dem Sozialdienst. Sie haben den Eindruck, meine Eltern wären schon etwas angekommen - trifft aber in Wahrheit nur auf meine Mutter zu, die seit ein paar Wochen an den Angeboten teilnimmt. Beim Gespräch des Sozialdienstes mit den Eltern keine Beschwerden (die berühmte Außenfassade), mein Vater hätte nur den einen Wunsch geäußert, ein großes Auto, das ihn nach Hause bringt.

    Er will mittlerweile auch alleine nach Hause, ist noch aggressiver denn je gegenüber meiner Mutter, will ihr auf die "Goschn" hauen, was ich bei den Anrufen auf der Voicemail hören kann. Ja :) ich habe es geschafft, dass es bei mir zu Hause nicht mehr klingelt, und ich die Anrufe von ihnen abhören kann, wann ich möchte. Ihnen das Telefon so einstellen zu lassen, dass sie nur noch angerufen werden können, habe ich nicht übers Herz gebracht.

    Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was ich meinem Vater als pubertierenden Jugendlichen sagen würde, ich habe keine Erfahrungen ...

    Aber den Satz martinhamborg "Gut dass Ihr all den Ärger bei mir loswerden könnt" - den werde ich demnächst ganz bestimmt anbringen können.


    Ich hatte auch ein Gespräch mit dem Psychiater der PIA, er will sich noch einmal die Medikation meines Vaters anschauen. Auch er ist der Meinung, dass man ihnen nichts von der aufgelösten Wohnung sagen sollte. Sondern positiv formulieren, schaut doch, wie gut ihr hier versorgt werdet - haha, die Antworten meines Vaters erspare ich Euch an dieser Stelle.

    Tatsache ist, dass er gestern gestürzt ist und mit einer blutenden Kopfwunde für einen halben Tag im Krankenhaus war.

    Und meine Mutter vor Angst vollkommen durchgedreht ist. Das also zum Thema, vielleicht sollte man sie in getrennten Zimmern unterbringen.

    Sie brauchen sich, denn ich konnte auch hören, wie sie bei einem ihrer Anrufe zusammen sehr fies über mich hergezogen sind (wie Sie schon anmerkten, Herr Hamborg, sie haben ihre eigene Dynamik). Das hat mich gekränkt, obwohl ich es natürlich besser weiß. Über Leute herziehen konnte meine Mutter schon immer gut.

    Auch sie ist wieder gestürzt, was kann man nur tun, damit sie ihre Gehhilfen benutzen? Und Klingeln, wenn man aufstehen will. Es macht mich ratlos.


    Ganz langsam komme ich voran mit dem Mir-selbst-gut-tun, dank Eurer Unterstützung hier, das kann ich wirklich immer nur wieder schreiben.

    Ich kann ein bißchen besser schlafen. Und ich schreibe mir "positive" To-Do-Listen, funktioniert ganz gut.


    Herzliche Grüße an alle!

    Nelly

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, schön wie Sie Schritt für Schritt weiterkommen und sich gut schützen! Auch mit der Behandlung durch die PIA hört sich gut an!

    Wegen der Stürze sprechen Sie bitte das Heim auf ein Klingelmatte an - wir haben sie vor 30 Jahren aus dem Baumarkt mit der Notrufanlage montiert - heute gibt es teure gute System mit Lichtschranken, die dann reagieren, wenn jemand aufstehen möchte. Falls es doch zum Sturz kommt, ist zumindest schnelle Hilfe da.

    Vielleicht ist das eine Hilfe, Ihr Martin Hamborg

  • Liebe nelly,

    "schuldig" bist du mir gar nichts 😉

    Ich verstehe deine Erklärung und Wahrnehmung, da wird man in dem Alter wohl nicht mehr viel ändern können. Umso besser, dass du es dir nicht mehr dauernd hautnah anschauen musst. Das ist eben genau mein lebenslanges Thema "Mama vor Papa beschützen ".

    Ehrlich gesagt freue ich mich auf die Zeit, wenn ich nicht mehr dauernd durch den Kontakt mit meiner Mutter dran erinnert werde. Darf man das so sagen? Egal..

    Ich denke du bist auf einem guten Weg, es geht halt nicht wie einen Schalter umlegen.

    Liebe Grüße

  • Ehrlich gesagt freue ich mich auf die Zeit, wenn ich nicht mehr dauernd durch den Kontakt mit meiner Mutter dran erinnert werde. Darf man das so sagen? Egal..

    Liebe Rose, natürlich darfst du das sagen - und niemand hat das Recht, dies in irgendeiner Weise gegen dich zu werten. Ich hatte diese Gedanken ganz, ganz stark, als meine Mutter noch zu Hause lebte und ich den Verfall hautnah miterlebte bzw. die Auswirkungen am eigenen Leibe zu spüren bekam. Jetzt (meine Mutter ist im Heim) sind die Gedanken schwächer geworden. Mit meiner Mutter habe ich keine alten Rechnungen mehr offen - ich bin erwachsen und muss mein eigenes Paket tragen. Und doch bin ich halt der Mensch (geworden), der ich bin. Ich habe in mich hinein gehorcht und denke, es hat mit meinen eigenen Ideen und Werten vom Leben und Zusammensein zu tun. Meine Mutter ist ja in diesem Pflegeheim gut aufgehoben und doch muss ich mich immer überwinden, ihr mit freiem Herzen zu begegnen. Dazu kommt, dass wir ja (als "Kinder") auch schon alt werden oder sind ... mit allen damit verbundenen Einschränkungen. Das macht etwas mit uns. Ich schrieb an anderer Stelle, dass wir zwar für den Tod, nicht aber für die Situation einer Demenz kollektive Bewältigungsmuster kennen .... Liebe Rose, insofern ist es völlig normal!!!, solche Gedanken zu haben. Alles Liebe und viel Kraft

    Einmal editiert, zuletzt von schwarzerkater () aus folgendem Grund: einen Fehler korrigiert

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rose60, auch ich möchte noch einmal betonen, dass diese Gedanken völlig "normal" sind, weil sie zu dem Trauerprozess im Umgang mit diesen schweren Verläufen bei einer Demenz gehören.


    Aber viel mehr wünsche ich Ihnen, dass Sie sich oder Ihre Mutter sich so verändern, dass irgendwann nicht mehr die alten Muster anspringen und Sie Ihre Mutter in ihrer Demenzphase als einen Menschen kennenlernen können, den sie tatsächlich noch nicht kennen. Immer mehr wird sich der Wahrnehmung- und Erlebnisrahmen Ihrer Mutter auf die Zeit beziehen, in der sie noch keine Kinder hatte.

    Vielleicht hilft dieser geänderte Blick auf Ihre Mutter, Ihr Martin Hamborg

  • Liebe Rose -


    ja, das darfst Du. Wir denken immer, egal, wie schlimm wir beschimpft werden, wir müssten alles einfach aushalten und nur das Netteste über unsere Eltern denken. Aber wir sind auch nur Menschen. Wenn es bei mir bzw. mit meiner Mutter mal wieder ganz schlimm ist, dann schimpft ich auch mal. Mir hilft das.

    Liebe Grüße

    Tanja

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!