So hart es klingt, aber ich fühle mich mittlerweile wie ein Sklave meiner dementen Mutter. Noch lebt sie allein in einer Seniorenresidenz. Ich schaue bei ihr mehrfach die Woche für mehrere Stunden vorbei, wenn ich es mit meiner Arbeit einrichten kann oder keine eigenen Termine habe.
Eine Ehrenamtlerin unternimmt einmal die Woche etwas mit ihr, an der läßt sie kaum ein gutes Haar. Wenn sie sich ansagt, muß ich mit Engelszungen reden, daß meine Mutter sie empfängt.
Darüber hinaus geht sie seit Kurzem zur Ergotherapie. Aber auch das lehnt sie ab wie alles, was man ihr anbietet. Über den Ergotherapie-Termin will sie jeden Tag diskutieren. Ich habe dazu auch schon mit der Therapeutin gesprochen. Dort allerdings sagt sie, es würde ihr Spaß machen, sie käme gerne. Mir dagegen liegt sie täglich mit dem kompletten Gegenteil in den Ohren. Was sind das für Spielchen?
Physiotherapie hat sie nach wenigen Terminen abgebrochen, die in ihrer Residenz angebotenen Aktivitäten nimmt sie ebenfalls nicht mehr wahr.
Stattdessen bombardiert sie mich (manchmal schon von 6 Uhr morgens an) mit unzähligen Anrufen, beklagt sich über Gott und die Welt, in erster Linie aber über mich, die sich in ihrer Vorstellungswelt nicht um sie kümmert. Auch wenn wir uns fast jeden Tag sehen, behauptet sie, ich ließe mich ewig nicht blicken. Darüber hinaus benutzt sie mich permanent als Klagemauer und Fußabtreter für ihre schlechten Launen und Boshaftigkeiten.
Darüber hinaus versucht sie dann, mich mit fadenscheinigen Vorwänden zu sich zu zitieren. So zieht sie schon manches Mal Stecker aus der Wand und behauptet, dieses oder jenes Gerät funktioniere nicht o.ä.
Ich spüre, daß sie nur Kontakt zu mir aufnehmen will. aber kann sie denn erwarten, daß ich permanent für sie zur Verfügung und zu Diensten stehe?
Ich bin fast am Ende, vor Tagen hatte ich schon einen Kreislaufkollaps. Den guten Rat, sich Unterstützung zu holen, habe ich ja befolgt, aber auch das führt nur zu Frustration und Ablehnung seitens meiner Mutter und entlastet mich daher auch nicht. Ich könnte ihre Anrufe ignorieren, aber das möchte ich nicht, weil ich immer denke, es könnte ja doch etwas Wichtiges sein. Auch wenn ich versuche, möglichst freundlich zu sein, so schafft es meine Mutter immer wieder, mich zu provozieren.
Macht hier jemand Ähnliches durch oder hat einen Rat, wie ich damit umgehen kann? Ich habe in meinem Leben immer pragmatisch und lösungsorientiert gehandelt, aber hier weiß ich nicht mehr weiter.
Vielen Dank im Voraus!