Zwangsverhalten

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  • Hallo,
    mein Vater leidet nun seit einigen Jahren an einer vaskulären Demenz.
    Er war auch vor der Erkrankung jemand, dem Ordnung sehr wichtig war. Mit dem Fortschreiten der Demenz fing er immer öfter an, Dinge nachzukontrollieren wie : welcher Schlüssel passt in welches Schloss, wo befinden sich die Schlüssel...oder er kontrolliert ständig die Batterien der Fahrräder oder wann das Auto wieder zum TÜV muss. Das fatale daran ist, dass er das ständig wiederholt, weil er es sofort vergessen hat. So dreht er sich im Kreis und das ganze kann stundenlang gehen. Es ist wie ein Kontrollzwang. Für meine Mutter ist die Situation zunehmend belastend, weil er sie ständig wieder die gleichen Dinge fragt und nicht aufhört damit. Sogar nachts weckt er sie, weil er irgendetwas wissen will. Ich bezweifle, dass diese Situation noch länger für meine Mutter zumutbar ist.
    Meine Frage ist:Was kann man gegen diese Zwänge tun? Wäre man hier beim Psychotherapeuten richtig und gibt es Medikamente, die dieses Zwangsverhalten beeinflussen können, so dass eine Betreuung zuhause überhaupt weiter denkbar ist?
    Vielen Dank und viele Grüsse

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Annsophie,


    so wie ich Ihren Beitrag verstehe, geht es zunächst vor allem um die Entlastung Ihrer Frau Mutter. Versorgt sie bislang Ihren Vater im Alltag allein?
    Ob eine psychotherapeutische Intervention hilfreich für Ihren Vater sein würde, vermag ich nicht zu beurteilen. Zunächst setzen aber die allgemein anerkannten Verfahren eigentlich voraus, dass bestimmte "Grundfunktionen" vorhanden sind (z.B. Gedächtnis, Konzentration etc. pp.). In wie weit Ihr Vater bereits zu beeinträchtigt ist, vermag ich von hier aus nicht zu beurteilen. Möglicherweise würde Ihre Mutter mehr davon profitieren, in dieser Art und Weise als pflegende Angehörige unterstützt zu werden?
    Für beides müssten Sie entsprechend einen erfahrenen Behandler um die Erfolgsaussichten befragen. Hat Ihre Mutter weitergehende Unterstützung? Selbsthilfegruppe z.B.? Besteht für Ihren Vater ein Pflegegrad - und sind möglicherw. sog. niedrigschwellige Entlastungsbetreuung oder eine Tagespflege denkbar?


    Die sog. "nichtkognitiven Störungen" bei einer Demenz sind Ausdrucksformen der Erkrankung.
    Verhalten mittels Medikamenten zu beeinflussen, bedarf der sorgfältigen Bewertung eines Facharztes. Es muss sorgfältig betrachtet werden ob der gewünschte Effekt eintritt und die möglicherweise vorhandenen Nebenwirkungen diesen Effekt rechtfertigen. Arbeiten Sie entsprechend eng mit dem Arzt zusammen und melden Sie mögliche Nebenwirkungen auch zurück. Wenn das gewünschte Behandlungsziel erreicht wurde, sollte nach einiger Zeit überprüft werden, ob Ihr Herr Vater die Medikamente weiter einnehmen muss. Es besteht sonst die Gefahr, dass aus einer beabsichtigten medikamentösen Intervention um die derzeitige Situation zu beeinflussen, eine ungewollte und unnötige Dauertherapie wird.
    Etwas zu Medikamenten in diesem Zusammenhang finden Sie z.B. hier: https://www.deutsche-alzheimer…nfoblatt5_Medikamente.pdf
    Ich rate Ihnen, sich zunächst mit dem Hausarzt zu besprechen. Dieser wird vermutlich an einen Facharzt verweisen (Geriater, Neurologe o.ä.).


    Etwas zu nichtmedikamentösen Therapieformen finden Sie hier: https://www.wegweiser-demenz.d…/nicht-medikamentoes.html .


    Möglicherweise ist es hilfreich, nach Formen der Ablenkung / Beschäftigung für Ihren Vater zu suchen und ggfs. auf seine Fragen sprachlich stets gleichlautend zu antworten. Die Effekte nichtmedikamentöser Interventionen sind unter Experten unstrittig.


    Ich wünsche Ihnen, dass Sie zu guten Lösungen kommen.


    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

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