Mein Mann ist Alkoholiker, hat Demenz und Korsakowsyndrom. Zwei mal wurde er in den letzten zwei Wochen zu einem Entzug in eine Suchtklinik eingewiesen wo er sich nach einem Tag wieder selbst entlassen hat.Danach sitzt er hier zu Hause und trinkt von früh bis spät.15 Bier am Tag ist keine Seltenheit. Gestern abend wollte er sich vom Balkon aus dem 5 Stock stürzen.Ich habe daraufhin den Notruf gewählt und die haben ihn in die geschlossene Psychiatrie eingeliefert.Vor ein paar Minuten rief er an das er sich wieder selbst entlässt und nach hause kommt.Ich bin mit meinen Nerven am Ende und hoffe hier einen Rat zu bekommen wie was ich tun muss damit er in der Psychiatrie bleibt weil ich unter dieser Belastung nicht mehr leben kann.Wir sind im Besitz einer Vorsorgevollmacht die meinen Sohn und mich als Betreuer bestimmt.Auch über das Aufenthaltsrecht meines Mannes können wir bestimmen.Wie kann ich verhindern daß er jedesmal sich selbst entlässt und das ganze von vorne beginnt.Ich bin vollkommen nervlich kaputt dadurch und heute ist Sonntag wo man eh niemanden fragen oder erreichen kann.Bitte helft mir welche Schritte ich jetzt einleiten muss.
Brauch euren Rat
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Hallo Cheerie,
zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich sehr gut nachvollziehen kann, wie es dir geht, wie hilflos und ausgeliefert du dich im Moment wohl fühlen musst. Und dass du unbedingt jemanden brauchst, dem du dich anvertrauen kannst, ich hoffe du hast so jemanden.
Helfen kann ich dir konkret wohl leider nicht, da ich nicht aus Deutschland komme, die Regelungen sind wohl unterschiedlich. Ich kann dir nur berichten, wie es bei uns war; ich habe Ähnliches mit meinem Vater erlebt. Da war zwar keine klassische Demenz im Spiel aber auch stark an Demenz erinnernde Persönlichkeitsveränderungen infolge einer langbestehenden Auto-Immun-Erkrankung.
Bei uns war der gleiche Kreislauf, seit ich denken kann kam immer wieder "Ich bring mich um" und "besser wär's es gibt mich nimma", jahrelang. Als zum Schluss, in einer manischen Phase, in der er mal wieder sämtliche Medikamente verweigerte und auch dem Alkohol für seine Verhältnisse ausgiebig zusprach, dann alles eskalierte war die Situation aber die, dass er seine Frau ständig bedrängte, auch tätlich wurde; Teller, Schlapfen, alles flog hinter ihr her. Des nächtens hämmerte er stundenlang an ihre verschlossene Schlafzimmertür und verlangte lautstarkest eingelassen zu werden. Einmal packte er sie so stark am Arm (sie konnte sich losreißen), dass sie blitzblaue Male von seinem Griff davon behielt.
Damals telefonierte ich lange mit der zuständigen Klinik und die teilten mir lapidar mit, dass solange er sich nicht selbst gefährde oder jemanden anderen, nähmen sie ihn nicht auf. Als ich schilderte, dass er seine Ehefrau bedrohe meinten sie genauso lapidar, dass sie zuerst die Polizei rufen müsse und der Hausarzt könne ihn dann einweisen lassen - auf gut Deutsch hieß dass, das seiner Frau oder ihm selbst zuerst etwas zustoßen müsse. Na danke.
Das Blatt wendete sich dann in unserem konkreten Fall, als er sich hinsetze und einen "Brief" verfasste, den er "dem Pfarrer geben" wollte, wo er neben allen Verfehlungen, die seine Frau in seinen Augen so beging, auch niederschrieb, er würde sich deswegen umbringen. Da war sie schriftlich, die Eigengefährdung. Und das reichte dann letztendlich; eine Freundin konnte ihn überreden, mit ihr ins Spital zu einer Untersuchung zu fahren - und der Brief reichte dann, um ihn tatsächlich dort zu behalten. Insofern bin ich ziemlich erstaunt, dass er sich, nach seinem Balkonversuch, so einfach selber entlassen dürfte, bei seiner medizinischen Akte?
Wie gesagt, ich kann dir leider kein Stück handfest weiterhelfen, aber du bist nicht allein, ich weiß, wie sehr dein Hut brennt und sich das Karussell dreht, ohne dass du anhalten kannst.
Ja, es ist Sonntag und es ist schwierig, jemanden zu erreichen. Gibt es vielleicht irgendein "Sorgentelefon", dass auch Sonntags erreichbar ist, vielleicht können die dich irgendwie weiterleiten? Oder, ich weiß ja nicht, wie und wo du wohnst, bei uns gibt es eine Hotline, die 24/7 erreichbar ist, wenn man irgendwelche gesundheitlichen Wehwechen oder Probleme hat. Je nach dem, was es ist, leiten die einen an, wie man sich verpflastern sollte, schicken zum Hausarzt, informieren die Rettung - oder verbinden zu zuständigen Ärzten. Wäre so was eine Möglichkeit?
Ich wünsche dir ganz, ganz viel Kraft und hoffe, dass du bald aus dem Albtraumkarussell aussteigen kannst! Alles Liebe
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Hallo Cheerie,
ICH möchte Ihnen empfehlen, sich an den sozialpsychiatrischen Dienst (angesiedelt beim Gesundheitsamt) zu wenden, um dort um Unterstützung nachzufragen.
Von dort ist wahrscheinlich auch der Kontakt zum zuständigen Amtsgericht leichter herzustellen.
Alles Gute dabei wünscht Ihnen
Klaus-W Pawletko -
Vielen lieben Dank für eure Zeilen.Insbesondere Dank dem Herrn Pawletko , nun weiß ich wo ich mich hinwenden kann mit meinem Problem und wo mir vielleicht geholfen wird.
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Gibt es eigentlich besondere Unterkünfte für Korsakow Patienten hier in Leipzig?
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Hilfe in Leipzig,
meine Mutter war im Park Krankenhaus, aber wegen FTD. Ich fand die Med. Betreuung gut und wir hatten auch lange Gespräche mit dem Sozialdienst. Im Park Krankenhaus gibt es eine „Spezialeinheit“ die Patienten auch in ihrer heimischen Umgebung behandelt.
Vielleicht hilft das weiter. -
Hallo Sonnenblümchen, ja wir haben eine Vorsorgevollmacht und diese liegt auch mit im Krankenhaus.Aber in diesem Fall kann man sie in die Tonne schmeißen. Nur ein Richter vom Gericht kann eine Zwangseinweisung vornehmen, ansonsten kann mein Mann gehen wenn er nicht drin bleiben will.Dieses hat mir heute auch die Ärztin mitgeteilt.Also wird alles wieder von vorne los gehen.Ich versteh das alles nicht .
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Hallo Cheerio,
wie geht es dir?
Heute ist Montag, da sollten Anlaufstellen wieder erreichbar sein. Hast du irgendetwas Hilfreiches in Erfahrung bringen können?Viel Durchhaltevermögen wünsch ich dir! Halt die Ohren steif
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Hallo Cheerie, aus guten Gründen gibt es bei uns ein hohes Schutzinteresse von Menschen. Die Kehrseite davon ist, dass sich Angehörige oft lange alleingelassen fühlen und unübersichtlichen rechtlichen Zusammenhängen ausgeliefert sind.
Auf manche Fragen gibt eine Handreichung aus Bayern eine Antwort:
https://vg-uttenreuth.de/downl…/dievorsorgevollmacht.pdf
Trotzdem ist es wichtig, sich vor Ort Unterstützung zu holen: Den sozialpsychiatrischen Dienst kennen Sie schon, diese Dienste arbeiten sehr unterschiedlich und reagieren manchmal erst, wenn etwas schlimmes passiert ist.
Eine umfangreichere Beratung bekommen Sie möglicherweise bei dem Betreuungsverein, der Betreuungsstelle oder direkt beim Betreuungsgericht. Sie erleben Ihren Mann ja ganz anders als die Ärztin in der Klinik, in der Ihr Mannwahrscheinlich sein Problem herunterspielt.
Viel Erfolg, Ihr Martin Hamborg
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