Seelenfrieden (finden)

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  • Hallo in die Runde,


    nach dem, was ich hier lese, haben viele dieselben Probleme wie ich und deshalb will ich kurz schildern, wie ich für mich zumindest einigermaßen meinen Seelenfrieden gefunden habe in einer ganz und gar nicht glücklich machenden Situation. Vielleicht hilft das ja der oder dem einen oder anderen, an ihrer bzw. seiner eigenen Einstellung zu arbeiten und dadurch besser mit der eigenen Situation zurecht zu kommen.


    Meine Mutter ist zunehmend dement und sowohl jetzt wie auch schon früher leider überhaupt nicht erreichbar für eine vernünftige Vorbereitung/Planung ihrer letzten Lebensjahre bzw. ihres letzten Jahrzehnts.


    Insofern habe ich nun als einziger Angehöriger die unerfreuliche Pflicht, eine Lösung finden zu müssen, obwohl sie sich gegen quasi alles sperrt und nach wie vor alleine in ihrem Haus mit Garten leben will, was sie im Grunde schon jetzt nicht mehr schafft, geschweige denn in den nächsten Jahren.


    Das einzige, was ich bisher etablieren konnte, war, daß der Pflegedienst (inzwischen fünf mal pro Woche) für hauswirtschaftliche und Gesellschaft leistende Tätigkeiten bei ihr vorbeischaut. Ansonsten bin aber immer ich in der Verantwortung, und das heißt natürlich z. B. auch für die Instandhaltungen und Mängelbeseitigungen am Haus, für die sie z. T. selber verantwortlich ist (verstopfter Küchenabfluß; selber ausgeschaltete Heizung, nachdem ich erst zwei Tage vorher da war um sie in Betrieb zu nehmen usw.).


    Wie viele hier wissen, treibt einen das Gesamtpaket, was ein dementer Mensch einem aufbürdet, schnell in den Wahnsinn. Daher habe ich für mich entschieden, den Verstand einzuschalten und ganz rational vorzugehen.


    Das heißt im Klartext, da meine Mutter noch nie Einfluß von außen zugelassen hat (und somit nahezu alles, was ich seit Jahren versucht habe zu ihrer Unterstützung, ablehnt), muß sie nun auch selber die Konsequenzen ihrer bisherigen Lebensentscheidungen tragen. Mir ist klar, daß sie schon lange nicht mehr deren Tragweite begreift, aber das läßt sich nun mal nicht ändern.


    Als erstes habe ich dafür gesorgt, daß sie mich nicht mehr anrufen kann, denn das nahm überhand und kam auch zu den ungewolltesten Uhrzeiten vor. (Eigenartigerweise hat sie mir das noch nie zum Vorwurf gemacht, sondern freut sich sehr, wenn ich zu Besuch zu ihr komme. Sie hat es noch nicht einmal thematisiert!)


    Zweitens sehe ich die Sache so, wie ich es z. B. über Co-Alkoholiker gelesen habe: man kann für niemand anderen das "Saufen" aufgeben (auch nicht das Rauchen, Drogen Konsumieren usw.); also: solange die betroffene Person nicht selber bereit ist, Änderungen vorzunehmen, läßt sich nichts machen. Ich bin nicht verantwortlich für die Unzulänglichkeiten und Fehler meiner Mitmenschen; auch nicht, wenn es meine engsten Angehörigen sind. Und da fast alle meine Bemühungen im Sande verlaufen sind, ist meine Schuldigkeit getan und der zunehmend traurige Zustand meiner Mutter nicht mein Problem.


    Drittens mache ich mir klar, daß meine Mutter für den Rest ihrer Existenz von meiner Fürsorge abhängig ist und das heißt, daß ich noch wenigstens ein Jahrzehnt durchhalten muß. Das packe ich aber nicht, wenn ich mich emotional von ihr kaputtmachen lasse (siehe hierzu viele Beiträge von andydreas). Stattdessen achte ich auf meine seelischen Belange und lasse so wenig wie möglich Negatives an mich heran.


    Erst seitdem ich mir diese Einstellung (die sich für manche sicherlich kaltherzig und egoistisch liest) angeeignet habe, geht es mir besser und ich komme mit der Situation einigermaßen zurecht. Ungefähr so, wie ein Arzt, der dem Patienten eine tödliche Erkrankung mitteilt, ohne dabei aber selber vor Mitleid und Tragik in Tränen und Verzweiflung auszubrechen und dadurch handlungsunfähig zu werden.


    Viel Erfolg auf den eigenen Baustellen!

  • Hallo Angehöriger,
    da ich ja namentlich erwähnt werde ein paar Anmerkungen. Ich kann mir beim besten Willwn nicht vorstellen, dass unsere Mütter in irgend einer Weise die Folgen der Tragweise ihrer Verweigerung noch irgendwie erkennen können. Ich konnte bisher noch nicht einmal einen Pflegedienst o.ä. installieren. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit der Pflegeeinrichtung bin ich mir zur Zeit auch nicht mehr sicher, ob das das richtige für sie ist und denke über Alternativen nach, die ich aber wohl kaum finden werde. Geht es ihnen auch so, dass sie von jeder Seite die gleichen gutgemeinten Ratschläge bekommen. Bei mir ist das vor allem "Denk auch an Dich", "Halte durch" und "Du tust das richtige, wenn Du sie ins Heim steckts"?
    Ihre Mutter hat wenigstens ein zu Hause. Meine Mutter ist in ihremLeben mehr als 20 mal umgezogen und sucht jetzt immer ihr Elternhaus und versucht täglich dahinzulaufen.
    Aber der Hauptpunkt, den Sie ansprechen ist das schlechte Gewissen. Das wird ihnen bleiben. Ich empfehle Ihnen üüber eine osteuropäische Ganztagsbetreuung nachzudenken, wenn es für Sie finanziell möglich ist. Man hört viel Gutes darüber. Ich befürchte jedoch, dass Ihre Mutter Ablehnung signalisieren wird. Aber da sie ja einen Pflegedienst haben könnte Sie ja vielleicht auch das hinkriegen. Ich wüsche Ihnen ein glückliches Händchen. Alle Fälle sind verschieden und doch auch wieder gleich.
    Alles Gute

  • Hallo Andydreas,


    alles Gute wünsche ich Ihnen auch!


    Wie ich schon geschrieben habe, gehe ich nicht davon aus, daß unsere Mütter in irgend einer Weise die Folgen der Tragweise ihrer Verweigerung noch erkennen können. Aber es gab ja auch eine Zeit davor und meine Mutter hat sogar ihre eigene demente Mutter bis zu deren Tod bei sich gehabt, wußte also, was auf sie zukam. Trotzdem hat sie es unterlassen, die Weichen für sich selber zu stellen und zwingt mich nun in eine Rolle, die ich nie annehmen wollte.


    Die von Ihnen erwähnten "gutgemeinten Ratschläge" habe ich mal bekommen, als ich noch im Bemühen war, eine Änderung für meine Mutter zu bewirken. Das habe ich aber längst aufgegeben, weil eben nichts fruchtet.


    Daß mir das schlechte Gewissen bleiben wird, ist mir klar. Aber ich komme damit inzwischen sehr gut zurecht, weil ich nach eigenem Ermessen alles Menschenmögliche für meine Mutter versucht habe außer meine Selbstaufgabe.


    Die von Ihnen empfohlene "osteuropäische Ganztagsbetreuung"
    ist schon nach der zweiten Nacht im Haus meiner Mutter geflüchtet und die zweite Dame wurde von meiner Mutter erst gar nicht ins Haus gelassen. Essen auf Rädern hat sie auch nur zwei Tage zugelassen und davon fast nichts angerührt; "igitt", "widerlich", "kann man nicht essen". Mit zahlreichen anderen Betreuungs- oder Beschäftigungspersonen ist auch nichts entstanden.


    Finanziell könnte ich meiner Mutter einiges bieten dank üppiger staatlicher Versorgung (Witwenrente, Pflegegeld) sowie eigener finanzieller Vorsorge, aber wenn alles abgelehnt wird .....


    Mehr als Pflegedienst hat bisher nicht geklappt. Gestern ist mir noch die Idee gekommen, eine Person für sie zu engagieren, die für sie kocht, da die eigene Essensversorgung fast nicht mehr funktioniert. Aber auch da bleibt abzuwarten, wie sie darauf reagiert.

  • An Sonnenblümchen: nein, das kann nicht sein, denn dessen Kommentare waren so aufwieglerisch, daß er in diesem Forum gesperrt werden mußte.


    An Jutta: was wünschen Sie sich denn (von wem) und weswegen?

  • Ich glaube nicht, dass irgend jemand aus der Generation, die heute betroffen ist abschätzen konnte was auf sie zukommt und daher auch keine Vorkehrungen treffen konnte. Das ist ja unser Vorteil. Ich hoffe, dass ich weiss was ich zu tun habe, wenn es bei mir mal soweit ist. Ich werde mir auf jeden Fall helfen lassen und hoffentlich rechtzeitig vorsorgen. Ich glaube auch nicht, dass meine Mutter tatsächlich wissentlich angenommen hat, dass sich ihre Familie schon um sie kümmern werde. Sie trifft an alledem die geringste Schuld. Aber wer als die Familie sollte denn im Krankheitsfall da sein ?
    Das ist wohl auch Schicksal, aber da muss man das Beste draus machen. Es ist ja deutlich zu erkennen, dass zur Zeit eine regelgerechte Pflegeindustrie entsteht. Solange jedoch privatrechtliche Unternehmen Gewinnmöglichkeiten wittern und sich die Rosinen rauspicken, indem sie hauptsächlich "gesunde" Senioren aufnehmen und schwer Demente Menschen eher als Randerscheinung betrachten, obwohl hier der eigentliche Pflege- oder Betreuungsbedarf besteht wird es immer schwieriger. Ich denke hier ist die Politik gefordert. Es kann doch nicht angehen, dass die wirklich kranken Menschen im Regen sthen gelassen werden. Wozu gibt es denn die Pflegegrade. Meines Erachtens müssten Menschen mit den Pflegegraden 4 oder 5 Vorrang geniessen. Vielleicht würde ja eine Quotenregelung weiterhelfen. Jede Einrichtung müsste einen bestimmten Prozentsatz an dementen Menschen mit einem hohenPflegegrad aufnehmen. In der zuletzt von mir angesehenen Einrichtung gibt es ca, 170 Zimmer, aber nur eine Wohngruppe für 11 Demente Menschen. Ich kann natürlich auch falsch liegen die Demenz ist garnicht so weit verbreitet, aber das glaube ich nicht.
    So, jetzt habe ich mich mal ausgekotzt, aber das musste mal raus.
    Mich würde schon interessieren wie die anderen Betroffenen die Lage sehen,
    Danke

  • Ich finde mich in dem Post von „Angehöriger“ sehr gut wieder und kann das alles so unterschreiben. Meine Mutter ist in ihrer Demenz beratungsresistent, renitent und beleidigend. Sie lehnt alles Gute, was man ihr angedeihen lassen will, ab, um sich im Gegenzug darüber zu beklagen, daß keiner für sie da ist. Ja, manchmal kommt es mir sogar so vor, als würde sie manche Dinge sabotieren, um etwas zu haben, worüber sie meckern kann. Wenn sie z.B. unbequemes Schuhwerk trägt und ich sie darauf hinweise, behauptet sie, die Schuhe seien wunderbar; sind wir dann nur ein paar Minuten unterwegs, jammert sie, daß die Schuhe unbequem seien. Ich könnte Seiten damit füllen.


    Seit Jahren fechte ich einen ständigen Kampf mit ihr aus, der mich immer wieder an meine Grenzen treibt. Natürlich weiß ich, daß sie krank ist, aber das gibt ihr in meinen Augen trotzdem nicht die Narrenfreiheit, meinen Mann und mich zu verletzen.

    Seit ein paar Monaten lebt sie nach einer Seniorenanlage nun einem etwas mehr betreuten Wohnen ganz in meiner Nähe. Ich habe mich geärgert, daß sie alle Angebote dort ablehnt, einschl. des Mittagsessens, zu dem sie jeden Tag abgeholt wird. Aber Verhaltensweisen gegenüber, die sich stets wiederholen, stellt sich unweigerlich früher oder später eine Gewöhnung ein, man „stumpft“ quasi ab. Wenn sie also nicht essen will, so what, dann ist es ihre Entscheidung und sie muß dann auch eventuelle Konsequenzen tragen.


    Ich ziehe die Fäden im Hintergrund (vieles bemerkt sie gar nicht), damit die Dinge laufen, ich übernehme Verantwortung, und das wird immer so bleiben. Da sie früher oder später stationäre Pflege brauchen wird, habe ich sie prophylaktisch in mehreren Seniorenheimen angemeldet. Es ist überhaupt nicht egoistisch und hartherzig, wenn man versucht, eine sozusagen „professionelle“ Distanz zu entwickeln. Das ist auch mein Modus operandi, an dem ich hart arbeite. Alles andere würde mich auffressen. Meine Maxime ist, daß ich mich morgens im Spiegel anschauen kann, egal, was sie alles gegen mich abschießt. Sie ist versorgt und gut untergebracht.

  • Hallo Zimt,
    auch ich stimme im Grunde Ihren Gedanken zu mit dem Unterschied, dass ich mir gut vorstellen kann, dass das Verhalten unserer Mütter selbstbestimmt ist, sondern durch die Krankheit geprägt wird und sie die Konsequenzen nicht sehen können.
    Was mich jedoch interessieren würde. Wie haben Sie es geschafft Ihre Mutter zu einem Umzug in das betreute Wohnen zu überzeugen ? Und wie würde wohl die Reaktion auf den nächsten Schritt = Aufnahme in einem Pflegeheim funktionieren.
    Ich habe heute und morgen Besichtigungstermine in Pflegeheimen mit Demenzabteilungen. Da wird bestimmt erst mal eine Wartezeit entstehen, aber dann muss ich sie ja dort unterbringen. Da meine Mutter sehr ähnliche Verhaltensweisen wie die Ihrer Mutter an den Tag legt habe ich leider immer noch keine Ahnung wie ich das hinkriegen soll und vor allem was passieren würde, wenn sie eine Totalverweigerung an den Tag legen sollte. Aber ich bin hier inzwischen bekannt dafür, dass ich mir zu viele Gedanken mache, daher kann es natürlich auch sein, dass das alles ganz einfach von statten geht.


    Danke

  • Hallo Angehöriger,
    kennen Sie den Aberglauben nicht, dass man sich etwas wünschen darf, wenn zwei Personen spontan das Gleiche sagen? Man darf den Wunsch aber nicht laut aussprechen, sonst geht der Wunsch nicht in Erfüllung.
    Was wünscht man sich wohl, wenn man in einem solchen Forum schreibt? Suchen Sie sich etwas aus: mehr Geld für die Forschung, dass endlich ein Heilmittel gegen Demenz-Erkrankungen gefunden wird, mehr Rückhalt in der Gesellschaft für Kranke und pflegende Angehörige, Verständnis von den Kollegen und Arbeitgebern, wenn man mal wieder an etwas anderes denken muss, dass der Tag bitte 48 h hat, weil so viel zu tun ist oder etwas von dem, was Andydreas geschrieben hat, die Liste kann endlos sein.
    Es gab Zeiten, da war mein einziger Wunsch, dass ich eine halbe Stunde ganz langsam durch einen Baumarkt laufen konnte, ohne dass meine demente Mutter wieder einen Krisenfall ausgelöst hat, der zu sofortiger Intervention zwang.
    Alles Gute in die Runde!

  • Hallo Andydreas,
    wie ich meine Mutter überzeugt habe? Meine Mutter hat es zeitlebens nicht gelernt, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Sie wirkte zwar immer sehr „tough“, aber eigentlich hat sie sich bei Entscheidungen immer hinter anderen (in erster Linie mein Vater) versteckt. Als mein Vater verstarb, hatte sie drei Möglichkeiten: sie bleibt in ihrer Heimatstadt in der alten Wohnung, zieht dort in eine Seniorenwohnung oder in meine Nähe, ebenfalls in eine Seniorenwohnung. Ich habe ihr alle Möglichkeiten völlig neutral präsentiert. Die Seniorenwohnung in ihrer Heimatstadt hat sie sich von einer Bekannten ausreden lassen. Die Entscheidung, in meine Nähe zu ziehen, hat sie zwar eigenständig gefällt, aber m.E. eher willenlos. Als Argument dafür hat sie eigentlich nur meinen Vater angeführt, daß er das so gewollt habe. Das führte dazu, daß sie von Anfang an damit gehadert und im Grunde immer mich als Schuldige dafür gesehen hat, daß sie ihre Heimat verlassen hat. Ich habe ihr von Anfang an Brücken gebaut, sogar angeboten, als schon alle Verträge unterzeichnet waren, diese rückgängig zu machen. Auch nach dem Umzug hat es wiederholt Auseinandersetzungen gegeben, daß ich schon so weit war, sie wieder zurückziehen zu lassen. Das wäre aber immer illusorisch gewesen, weil es dort niemanden gibt, der sich um sie kümmern könnte.
    Von Überzeugung konnte also nie die Rede sein. Mit dem zweiten Umzug war es genauso. Da sie sich immer über die Seniorenwohnung beklagte, kam ich auf die Idee, sie in das Seniorenhaus, das nur 5 Minuten von mir entfernt ziehen zu lassen, zumal es dort auch mehr Betreuung gibt. Ich habe ihr das vorgeschlagen, und sie war auch offen, sich dort etwas anzusehen. Wir hatten danach 1,5 Wochen Zeit, uns dafür oder dagegen zu entscheiden. Als sie fragte, was denn passiert, wenn sie nicht unterschreibt, habe ich nur gesagt, daß dann alles so bleibt, wie es ist. Da ihre Demenz mittlerweile weiter fortgeschritten ist, hat sie aber sofort wieder vergessen, wie alles abgelaufen ist, und mir vorgeworfen, ich hätte sie hinter die Fichte geführt. Allmählich verblassen aber die Erinnerungen, und sie wirft ihre ehemaligen Wohnsitze in einen Topf.
    Wie ich es ihr, sollte es eines Tages so weit sein, erklären könnte, daß sie in stationäre Pflege muß – ich weiß es nicht. Mit Einsicht rechne ich bei ihr nicht unbedingt. Wenn die Umstände so sind, daß sie diese Entscheidung in keiner Weise mehr eigenständig fällen kann, muß ich die Vorsorgevollmacht ziehen. Aber im Grunde kann ich das nur auf mich zukommen lassen.
    Ich drücke Ihnen die Daumen, daß sie etwas Adäquates für Ihre Mutter finden. Ich würde mir immer wünschen, daß es noch eine neutrale Person gäbe, die der Betroffenen die Lage erklären würde, weil sonst unsereiner immer der böse Bube ist. Alles Gute!

  • Danke für die vielen Beiträge! Es ist vieles dabei, was ich auch so sehe und empfinde, deshalb spare ich mir die eigenen Worte dazu.


    Um noch mal auf die Überschrift zurückzukommen: seinen "Seelenfrieden" zu finden ist das, worum es mit geht und was meiner Meinung nach auch all denjenigen gut täte, die sich hier beteiligt haben. Da Sie alle nämlich stärker emotional in Ihre jeweiligen Situationen involviert zu sein scheinen als ich es mir für meine Situation wünsche.


    Deshalb habe ich meine Grenzen auch klar gesteckt und bin jeden Tag auf's Neue froh darum, weil ich sonst verrückt würde. Meine Eltern haben mich schon Zeit meines Erwachsenenlebens genervt und waren schwierig im Umgang; dann brauche ich mir die Steigerung des ganzen durch eine Demenz nicht auch noch anzutun. Ich habe ja beispielsweise bei meiner Großmutter gesehen, daß dement sein auch mit Friedfertigkeit und Unkompliziertheit einhergehen kann. Das ganze Theater, was ich mit meiner Mutter habe, hatte sie mit ihrer Mutter (meiner Erinnerung nach) nicht im geringsten. Und wenn jemand umgänglich ist und es einem nicht permanent schwer bis unmöglich macht, kümmert man sich doch auch viel leichter und lieber um diese Person.


    Mich hat der heutige Termin bei meiner Mutter wieder einmal darin bestärkt, so weiter zu machen wie ich das in jüngster Zeit tue und mich nicht mehr von ihr an den Rand eines Nervenzusammenbruchs treiben zu lassen.


    Ihre Ärztin hat mir schon vor langer Zeit gesagt, ich solle das entspannter sehen. Wir seien hier in Deutschland und da würde Mutter "nicht verlorengehen", schließe gäbe es Krankenhäuser etc., wo man sich um Akutfälle kümmert, falls ich mal nicht ad hoc einspringen kann (z. B. weil ich verreist bin).


    (Vor zwei Tagen hat mir auch mein Zahnarzt gesagt, etwas weniger Streß täte mir (oder meinen Zähnen) besser. )


    Seit ich das so handhabe, geht es mir deutlich besser und das wollte ich mal all denjenigen als Anregung mitgeben, die sich restlos verwursten (lassen?).

  • Hallo Angehöriger
    und alle Mitleser,
    das was Sie geschrieben haben spricht mir aus der tiefsten Seele. Nicht wir sind die Verantwortlichen für die Situation, und doch stellen wir uns der Verantwortung. Was wir Alles tun, weiß hier jeder. Um nicht daran kaputt zu gehen, ist es wirklich das Beste rational eine Linie zu ziehen. Nur teile ich die Hoffnung, dass man den Dementen zur Einsicht bringen wird, dass es ab Punkt X nicht mehr so weiter gehen kann, nicht. Aber aus dem Erlebten mit meiner Mutter. Solange sie auf der Couch sitzen kann und den Fernseher anschaltet, ist ihre Welt in Ordnung. Diskussionen über den Verfall von Haus und Garten kommen nicht an oder werden mit dem Satz, ich bin ja schließlich nicht entmündigt, abgetan. Also warten wir ab, was leichter klingt als es ist.
    Grüße aus Leipzig

  • Für diejenigen, die tatsächlich eine Verbesserung ihrer eigenen Situation erreichen wollen, gibt's hier ein paar eigene (neue) Erfahrungen:


    Da ich meine Mutter mittlerweile durch fünf Damen unterstützt weiß und sie auf diese Weise bis auf weiteres ihrem Wunsch entsprechend in ihrem eigenen Haus wohnen bleiben kann, mache ich für mich genau das, was ich anderen auch empfehle, die sich aufreiben und selbst zerstören: ich halte Abstand, und zwar räumlich wie auch seelisch.


    Letztes Jahr habe ich angefangen, öfters mal "auf Tour zu gehen" (konkret: zu fahren) und mich dabei in die südlichen europäischen Regionen aufzumachen. So bekomme ich andere Eindrücke und gewinne Abstand von allem Belastenden zu Hause.
    Und ich breche mit alten Gewohnheiten, die ich meinen Eltern zuliebe über Jahrzehnte beibehalten habe, z. B. mit "Weihnachten zu Hause". Mein Vater ist tot, meine Mutter weiß gar nicht mehr, welcher Tag ist und was wann ansteht, also muß ich auch an Weihnachten nicht mehr zu ihnen.


    Deshalb sind wir letztes Jahr im Dezember nach Südspanien, Gibraltar und an die Algarve nach Portugal gefahren. Während daheim der alljährliche Weihnachtskonsumwahnsinn bei Schmuddelwetter und Tieftemperaturen tobte, waren wir bei angenehmen Temperaturen im Sonnenschein am und im Meer und haben die Zeit sehr genossen. Die Spanier gingen am Heiligabend mit rot-weißer Zipfelmütze bei strahlendem Sonnenschein ins Meer zum Schwimmen. So mag ich Weihnachten!


    Außerdem bin ich seit letztem Jahr schon zwei mal über den Balkan bis Griechenland runtergefahren und habe mich dort ein wenig umgesehen. Reizt mich sehr für demnächst, um wieder dem deutschen Winter zu entfliehen.


    Und ich war in Kroatien, Montenegro, Mazedonien, Albanien, Serbien, Ungarn, ....


    Derzeit erkundige ich Italien, bin jetzt "unter dem Stiefel an der Sohle", stehe direkt in herrlicher Ruhe (außer der deutlich wahrnehmbaren Brandung, aber Naturgeräusche finde ich meistens angenehm) am Strand und war eben noch im Wasser.


    Richtung Süden bin ich durch das Schnee- und Regenchaos der Alpen an der italienischen Westküste entlang gefahren (Pisa, Rom, Neapel usw.), aber die ertrinkt gerade auch im Regen. Deshalb bin heute einfach mal quer durch's Landesinnere in Richtung der anderen Seite (ostwärts) gefahren und habe jetzt herrlichstes regenfreies Spätsommerwetter. Gerade diese heutige Aktion will ich all denjenigen nahelegen, die mit sich und ihrem Schicksal hadern: oftmals bringt schon ein kleiner (Ein- oder Auf-) Stellungswechsel ungeahnte positive Veränderungen.
    Ich werde morgen früh wieder am Strand spazieren und schwimmen gehen - was machen Sie??

  • Guten Abend Hanne,


    ja, nach allem, was Sie durchgemacht und auf die Beine gestellt haben, sollten Sie jetzt definitiv auch etwas Gutes für sich unternehmen!


    Bei meiner Spät"sommer"beschreibung bezieht sich die Temperatur aber eher auf den Gegensatz zum aktuellen Wetter in Deutschland/Österreich/der Schweiz. Ich schätze mal, daß es grob um fünfzehn Grad Celsius herum ist, vormittags in der Sonne wurde es aber tatsächlich so warm, daß ich am Strand gar keine Kleidung brauchte.
    Allerdings war ich auch im T-Shirt mit kurzer Hose einkaufen, während alle Ortsansässigen langhosig bekleidet und mit (Winter-)Jacken unterwegs waren. Aber die sind ja auch Sommertemperaturen um 40 Grad Clesius gewöhnt; ich eher deutsches Wetter.


    Und das Meerwasser ist zwar nicht warm, aber auch nicht kalt, sondern kühl. Ich kann problemlos da rein, andere bevorzugen eher den Warmebadetag im Schwimmbad. Also Vorsicht, wenn Sie meinem Beispiel folgen wollen :-).


    Entscheidend ist, daß Sie sich selbst ganz bewußt belohnen für das Überstandene und sich ebenfalls ganz bewußt zurückziehen und "Wellness" machen - ob nun zu Hause auf der Couch bei einem guten Buch oder einem interessanten Film oder in der Sauna beim Aufguß oder bei einer (fern-)Reise ist doch egal. Hauptsache es paßt zu Ihnen, Ihrer verfügbaren Freitzeit und zu Ihrem Budget.


    Mit Urlaub, wie die meisten glauben, haben meine Touren nicht so viel gemeinsam: ich habe heute mindestens wieder ein bis zwei Dutzend Telefonate über mehrere Stunden mit der Heimat geführt, damit dort alles läuft und funktioniert. Abschalten ist also relativ (da habe ich noch starken Verbesserungsbedarf), aber wenigstens mit räumlicher Distanz und besserem Wetter als daheim.

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