Hallo, ihr Lieben,
ich bin auf der Suche nach ein paar Ideen und Denkanstößen.
Folgendes Problem: Meine Schwiegermutter, die mit (so formuliert's die Neurologin) einer "deutlich ausgeprägten mittelschweren Demenz" lebt, hat über den Sommer doch deutlich abgebaut.
Sie wohnt in unserem Haus, im eigenen Haushalt. In selbigem wohnen auch noch ihre hochbetagte (altersdemente) Schwiegermutter und deren 24h Pflege. Ingsesamt wurstelt sie sich noch halbwegs selber durch den Tag, ihre Pflege und Betreuung teilen die 24h Pflege (die ohnehin unten kocht und putzt, da ja ihre Klientin dort wohnt) und ich. Im Prinzip helfe ich ihr morgens beim Aufstehen, Medikation, bereite ihr Frühstück zu, die anderen Mahlzeiten deckt die Pflegerin ab und abends bringe ich sie wieder ins Bett.
Bis jetzt war es so, dass sie noch halbwegs selbstständig "rumwurstelte" und ich halt die kleineren oder größeren Hoppalas, die so passierten einfach ohne viel Federlesens beseitigt habe. Innerhalb von ein paar Wochen hat sich ihr gesamter Aktionsradius aber auf Fernsehen, bzw. die Pflegerin oder mich auf Schritt und Tritt verfolgen beschränkt. Nicht mal raus geht sie mehr - was sie sonst bis zu 28x pro Tag getan und sich damit die Zeit vertrieben hat. Ich vermute, dass das daran liegen könnte, dass ihre Orientierungskompetenz massivst abgenommen hat und sie sich deshalb davon zurückzieht, weil sie spürt, dass sie es nicht schafft. Quasi nach dem Motto "lieber gleich bleiben lassen, bevor jemand merkt, dass ich das nicht kann".
Gleichzeitig mit dieser, sich innerhalb weniger Wochen vollziehenden Veränderung bemerke ich zunehmende Probleme mit dem großen Toilettengang.
Bis jetzt funktionierte das Klogehen halbwegs, ab und zu eine "Bremsspur", benutztes Klopapier an allen möglichen und unmöglichen Orten, aber sonst nichts Weltbewegendes.
Mittlerweile aber hat sie offensichtlich keine Ahnung mehr, wie sie Klopapier benutzen soll, reißt es ab, wirft es (wenn überhaupt) ins Klo oder steckt es in ihre Hose oder... Kurz, sie treibt alles Mögliche damit, außer dem, wozu das Papier eigentlich gedacht wäre. Oder benutzt die Hose/Unterhose zum Abputzen.
Manchmal bemerkt sie das dann auch selber, es ist ihr offensichtlich peinlich, denn sie versucht das dann irgendwie "zu beheben" - zieht eine zweite Unterhose darüber an, versteckt die "bremspurgezeichnete" Hose irgendwo (heute fand ich wieder eine bei unserer Haustür auf dem Garderobenhaken, gestern eine unter ihrem Kopfkissen), manchmal registriert sie es gar nicht - bis ich dann vom Geruch darauf aufmerksam werde. Da sie, wenn sie verwirrt/aufgeregt/beschämt ist dann am Klo alles Mögliche und Umögliche treibt (inklusive sich nackt ausziehen), bekommt die Hose darunter auch meistens was ab.
Mal davon abgesehen, dass es fürchterlich durftet, befürchte ich, dass sie einen wunden Po bekommen könnte.
Da ich das Problem schon länger kommen sehen hab (auch die Fälle, wo sie die Unterhose für den kleinen Gang gar nicht erst weg gibt treten zwar selten, aber doch auf), hab ich mal so schwarze "Inkontinenz Pants" aus der Drogerie besorgt. Ich weiß nämlich, dass sie weiße sowieso nie akzeptieren würde (lange Geschichte, ist einfach so). Letztens, als ich sie dabei ertappte, wie sie eine verschmutzte Unterhose in der Toilette runterspülte, holte ich einfach mal so ein Ding, und versuchte es ganz vorsichtig: "Gell, das geht manchmal so schnell, da kommt man nicht mit, wie man das machen soll..." usw. und verkaufte ihr die Pants als "Unterhose, die sowas aufsaugt und man es nicht riechen kann, falls doch einmal trotz Aufpassen etwas nicht so ganz funktioniert". Sie sträubte sich zwar sichtlich, strich ständig mit den Fingern darüber, zog das Ding aber trotzdem - mit einem Gesichtsausdruck, der Bände sprach - an.
Fragte wieder nach, was das sollte. Auf mein "ich hab in letzter Zeit bemerkt, dass es hie und da gar nicht so leicht ist..." reagierte sie (völlig normal) äußerst ungehalten, das sei ihr heute das erste Mal passiert, etc. Sie kam den restlichen Tag ständig zu mir gelaufen und fragte ständig, was sie denn mit dieser Unterhose tun solle ? Ich sagte ihr nichts, die wechseln wir morgen einfach ganz normal in der Früh.
Am nächsten Tag, beim routinemäßigen Unterhosenwechsel, bei der sie die benutzte normalerweise einfach am Boden liegen lässt (weil sie weiß, das sich mich drum kümmere) stieß sie die ganze Zeit mit dem Fuß daran, kickte sie ständig weiter, unterbrach ständig das Anziehen dafür, bis sie schließlich unter dem Bett landete. Das ganze war eine so offensichtliche Qual für sie, dass ich es nicht übers Herz brachte und seitdem wieder die normalen Hosen verwendete. Ein paar Tage ging es halbwegs gut aber jetzt haben wir das Problem wieder jeden Tag.
Übertreibe ich? Es sind (bis auf seltene Ausnahmen) keine große Mengen Kot - aber wie gesagt, erstens riecht es fürchterlich, zweitens befürchte ich, sie könnte einen wunden Po bekommen. Außerdem wird das Problem nicht weniger werden in nächster Zeit, im Gegenteil wird es sich realistischerweise eher bald verschärfen. Jedesmal aufpassen, wann sie aufs Klo geht ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, das ich (selbst mithilfe von Urliomas Pflegerin) realistisch gesehen weder zu stemmen in der Lage bin noch will. Auch ich habe ein (ohnehin bis oben hin) gefülltes Leben und ein Recht auf selbiges.
Ich denke es ist einfach gerade eine "Zwischenphase", zu früh für "Windeln" aber zu spät für "Augen zu drücken". Soll ich einfach Pants besorgen und ihr - trotz ihrer Ablehnung - anziehen in Hinblick auf ihr mangelndes Urteilsvermögen und mein eigenes Leben? Oder hat jemand ganz andere Ideen?
So, das ist jetzt - wie von mir gewohnt - ziemlich lange geworden, aber das musste einfach mal runter. Und ich glaube nämlich, dass ich einfach grad das Ganze nicht mit Abstand betrachten kann. Für Ideen, Anregungen, Erfahrungsberichte, wär ich euch sehr dankbar!
Schönen Sonntag wünsch ich euch