Demenz oder nur nur Alter

  • Hallo, mein Vater wurde letztes Jahr 80 und war bis vor kurzem noch richtig fit. An meinem Geburtstag verlor er mitten im Gespräch komplett den Faden, sprach viele Worte, jedoch ohne Bezug zum Thema oder Zusammenhang. Er ging zum Neurologen, der verschiedene Tests mit ihm machte - er fuhr spontan und alleine hin. Nach seiner Erzählung war alles mehr oder weniger altersbedingt und er bekam Tabletten, die er 6 Wochen nehmen soll und dann zur Kontrolle. Nach etwas Bohren von mir, erfuhr ich den Namen des Medis (Piracetam). Innerhalb ganz kurzer Zeit hat sich seine Kommunikationsfähigkeit stark verschlechtert und ich kann seinen Gesprächen nur noch folgen, wenn ich weiß, um was es geht. Er merkt es selbst, dass ihm immer mehr Worte "verloren" gehen, sucht verzweifelt nach Umschreibungen und macht es nur noch schlimmer. Im Alltag klappt alles noch. Am Montag fahre ich mit ihm zum Neurologen, denn wir brauchen beide klare Worte. Vor zwei Tagen waren wir beim Hausarzt und er sprach das "böse" Wort Demenz aus.


    Es tut so weh, wenn ich mit meinem Vater rede, ihm die Worte fehlen und er sich dafür schämt. Mir fällt es schwer, wenn ich ihm sagen muss, "ich weiß nicht, was du mir erzählen willst", und er viele Worte spricht, die keinen Sinn ergeben.


    Es bringt jedoch nichts, wenn wir die Augen verschließen und denken, es wird schon alles wieder gut. Ich habe ein sehr offenes und vor allem vertrauensvolles Verhältnis zu meinem Vater und ich weiß, ich muss "heute" noch mit ihm reden. Ich habe auch seit Jahren alle möglichen Vollmachten und hoffte, dass ich nie davon Gebrauch machen muss.


    Ich suche Rat und Hilfe, wie ich mit meinem Vater umgehen kann oder mich einfach nur ausheulen kann. Noch kann er alles alleine machen.


    Nach dem Tod meiner Mutter wohnt er alleine, ich wohne ca 15 km von ihm entfernt. Er hat mit seinen Nachbarn sehr guten Kontakt und mit einem älteren Ehepaar besonders. Auch hat er einen großen Bekanntenkreis, die sich um ihn kümmern. Ich kann nicht zu ihm ziehen und ihn auch nicht komplett betreuen. Seine Erkrankung macht mir Angst und ich könnte nur heulen, aber ich kann meinen Job nicht aufgeben und auch nicht zu ihm ziehen oder ihn zu mir nehmen.


    Im Moment kann ich mir auch noch gar keine Gedanken über die Zukunft machen, denn ich muss erst mal das Jetzt verdauen. Vor 2 Monaten noch sagte ich, er ist in einen Jungbrunnen gefallen, sieht weder aus wie 80 noch merkt man ihm sonst das Alter an. Und heute hat er Probleme zu sagen, dass die Sonne scheint...


    Ich musste mir meine Sorgen von der Seele reden/schreiben und werde abwarten, was weiter kommt.

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