Mein Vater lehnt Körperpflege ab

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  • Hallo, wenn man hier schreibt, weiß man sich wohl nicht mehr zu helfen. So ist es bei mir auch . Mein Vater der noch mit meiner Stiefmutter zusammenlebt hat wohl Demenz. Das ist meine Diagnose denn er war schon seit Jahren nicht mehr beim Arzt und möchte auch nicht hin. Die Medikamente (Herz) die er mal einnahm nimmt er schon seit vielen Monaten nicht mehr ein. Er war schon mind. ein Jahr nicht mehr bei Frisör und hat sich auch nicht mehr die Nägel geschnitten. Er läßt auch keinen an sich ran. Ab und zu darf ich ihm beim Rasieren helfen, was er zumindest teilweise selber noch macht. Er hat sich mindestens 9 Monate nicht mehr gewaschen geschweige denn gebadet.
    Seit ein paar Wochen ist er auch inkontinent und sieht keinen Sinn sich umzuziehen. Letzte Woche konnte ich ihn noch überreden und hab ihm geholfen, diese Woche war es echt ein Drama aber ich hab's nochmal geschafft. Auf meine Stiefmutter hört er überhaupt nicht. Er war schon immer ein sehr sturer und eigensinniger Mensch und die von mir angenommene Demenz macht alles noch schlimmer. Was macht man in so einem Fall?
    Gruß J.J.

  • Hallo JJ,
    Telefonieren Sie umgehend mit der Krankenkasse Ihres Vaters und fordern einen Antrag auf einen Pflegegrad an.
    Diesen ausfüllen und abschicken.
    Dann meldet sich der MDK und vereinbart einen Termin zur Begutachtung Ihres Vaters und der Einstufung.
    Wenn der Pflegegrad ermittelt wird (meistens wird noch rückwirkend gezahlt),wenden Sie sich sofort an einen Pflegedienst und besprechen mit diesem,wo Hilfe benötigt wird.
    Ich würde schon jetzt den ausgewählten Pflegedienst mit der Medikamentengabe beauftragen,auch wenn sie damit erstmal in Vorkasse gehen müssen.
    Wenn der Pflegegrad feststeht,kann das vorausgezahlte Geld damit verrechnet werden.
    Ggf.wird der Hausarzt noch an einen Neurologen überweisen, bei dem die üblichen Tests zur vermuteten Demenz durchgeführt werden.
    Ich habe ganz schlechte Erfahrungen mit dem Neurologen gemacht,zu dem ich 1 Jahr umsonst mit meiner Mutter gefahren bin,da dieser Arzt überhaupt keine Ahnung von den vielen verschiedenen Demenzformen hatte.
    Er handelte nach dem Motto:
    Vergesslichkeit =Demenz
    Wahnvorstellungen =Psychose
    Er hatte überhaupt keine Ahnung,daß die Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen auch zum Krankheitsbild einer Demenz,der Lewykoerperchendemenz, gehören.
    Bis heute bin ich die einzige,die diese Diagnose gestellt hat.
    Ärzte können sie nur zum verschreiben brauchen, helfen kann keiner.
    Ich frage mich manchmal,ob ich es ernsthaft mit einem studierten Mediziner zu tun habe,oder ob es sich hier um einen Metzger handelt,der vorgibt,Ahnung von Medizin und Krankheiten zu haben.
    Alles Gute
    Barbara
    P.S.
    Hanne hat natürlich Recht
    Die Medikamentengabe ist kostenlos ,wenn die Dienstleistung rezeptiert wird.

  • Hallo J.J.
    Noch ein paar zusätzliche Anmerkungen. Zue Zeit kommt bei uns der MDK nicht mehr nach Hause, sondern führt entsprechende telefonische Interviews. Haben Sie den bereits eine Vorsorgevollmacht um für Ihren Vater tätig werden zu dürfen. Auch ich kenne es, wenn der oder die Verwandte alles ablehnt.
    Da muss man behutsam vorgehen und Schritt für Schritt vorgehen.
    Der erste Schritt sollte eine ausführliche Beratung durch die Pflegekasse Ihres Vaters sein. Darauf besteht ein Rechtsanspruch. Ich befürchte jedoch, dass auch diese wohl telefonisch erfolgen wird. Aber hier bekommen sie wichtige Informationen um die nächsten Schritte einzuleiten.
    Ich wünsche Ihnen viel Kraft und Erfolg. Es liegt wahrscheinlich ein langer Weg vor Ihnen. Das kann ich zumindet aus meiner Erfahrung berichten.
    Alles Gute

  • Vielen Dank schonmal für Eure Erfahrungen und Tipps. Gibt's denn hier auch Hilfe von offizieller Seite? Ist ja hier eine Seite einer Bundesbehörde.
    Das mit dem Arzt und dem Pflegedienst wäre ja gut und schön, aber er läßt wie gesagt keinen an sich ran. Schon gar keinen Fremden. Er sieht einfach nichts ein und sagt immer "quatsch", " brauch ich nicht". :-(
    Gruß J.J.


    P.S. Ist Pflegekasse = Krankenkasse?

  • Zum Glück liegt mir eine Vollmacht vor, die habe ich jetzt mal an seine Krankenkasse weitergeleitet. Bezug zu Geld hat er nicht mehr. Darum glaube ich auch nicht, daß ich ihm das begreiflich machen kann.

  • Hallo J.J.,
    ich kann Sonnenblümchen nur zustimmen: Ohne Einwilligung des Erkrankten geht nichts! Ich vermute mal, Ihr Herr Vater hat bis jetzt weder eine entsprechende Diagnose, noch einen Pflegegrad. Wahrscheinlich hat er Ihnen oder seiner Ehefrau auch keine Vollmachten eingeräumt.
    So schrecklich es ist, muss man als Angehöriger dann einsehen, dass die Handlungsmöglichkeiten sehr begrentzt sind. Bei meiner Mutter und Schwiegermutter musste es erst zur Katastrophe kommen, Sturz, Notöffnung durch die Polizei, Krankenhaus (die stellten dann erstmalig die Diagnose), Kurzzeitpflege, Langzeitpflege. Bei meiner Mutter war noch ein richterlicher Beschluss notwendig, meine Schwiemu hat eine Vollmacht dann selbst unterschrieben, obwohl wir unsicher sind, ob sie weiß, was das war. Traurig alles!
    Doch letztlich sind diese gesetzlichen Bestimmungen auch da, um Menschen zu schützen und das Selbstbestimmungsrecht zu gewährleisten, das muss man sich immer wieder klar machen. Als Angehöriger muss man sich zunächst über die Erkrankung und Hilfsmöglichkeiten informieren und dann letztlich entscheiden, was man selbst leisten kann. Wichtig ist: sich nicht überfordern, mit seinen Kräften haushalten, sich notfalls abgrenzen und sich keine Schuldgefühle einreden lassen. Der Mensch, den man liebt, wird sich zwangsläufig in seiner Persönlichkeit verändern. Am Ende bleibt nur ein Fremder übrig, als Angehöriger kann man dann nur noch die Kraft aus Erinnerungen ziehen. Und ganz wichtig: All Ihre Bemühungen wird der Erkrankte Ihnen in den seltensten Fällen danken, meistens bekommen Sie Aggressivität, Unverständnis, Sturheit zurück. Das muss man aushalten können.

  • Hallo,
    ich kann meinen Vorrednern nur zustimmen.
    Man kann gegen eine Totalverweigerung absolut nichts machen. Die von Ihnen angesprochene Unterstützung leisten mehrere Einrichtungen.
    Als erstes die Pflegekasse Ihres Vaters. Ja, die Pflegekasse ist auch gleichzeitig die Krankenkasse. Auch der Hausarzt kann mit ins Boot geholt werden. Sie müssen da allerdings etwas Glück habeb, denn viele Hausärzte sind mit dem Thema Demenz überfordert.
    Mit Neurologen habe ich ähnliche erfahrungen gemacht. Außerdem dürfte Ihr Vater den Besuch eines Neurologen ablehnen.
    Ich hatte meine Mutter durch eine List in die Praxis gelockt. Ohne Ergebnis. Zu einem weiteren Besuch hätte ich sie niemals bekommen.
    Wie kommt denn Ihre Mutter mit der Situation klar ?
    Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie eine gültige Vorsorgevollmacht haben ?
    Falls ja, emph´fehle ich Ihnen wie gesagt eine sofortige Kontaktaufnahme mit der Pflegwkasse Ihres Vaters und sich dort beraten zu lassen.

  • Ich kann mich hier nur anschließen, möchte aber noch etwas hinzufügen.


    Meine Schwiegermutter war seit zwei Jahren nicht mehr duschen. Sie wäscht sich notdürftig auf der Toilette den Po. Ich entsorge entsprechende Waschlappen und Handtücher (braun). Unser Glück ist, sie riecht nicht besonders streng, trotz dieser Versäumnisse. Ich darf ihr nur die Füsse waschen, indem ich ihr ungefragt, eine Bütte mit Wasser hinstelle. Das funktioniert fast immer. Wenn ich sie fragen würde, käme aber automatisch ein "Nein".


    Auch meine Schwiegermutter ist inkontinent, benutzt aber Einlagen, weil sie die Nässe selbst nicht ertragen kann.


    Ich habe bei ihr einen Seniorendienst eingeschleust und der Pflegedienst kommt zweimal am Tag zur Tablettengabe. Allerdings darf dieser ihr diese nicht geben, sondern nur im Laufe des Gesprächs beiläufig darauf hinweisen. Was den Pflegedient und die Seniorenbetreuung angeht, bin ich hartnäckig geblieben, habe aber alles dafür getan, so dass meine Schwiegermutter dabei eine vertraute, familiäre Atmosphäre erleben kann, nach anfänglichen Fehlschlägen und viel Lernpotential auf meiner Seite. Die Seniorenbetreuerinnen sind entweder Freundinnen von mir, die ab und zu zur Unterhaltung bei ihr vorbeischauen oder es ist jemand von der Pfarrei, welcher die Senioren ab und zu besuchen kommt. Der Pflegedienst kommt nie morgens, sondern mittags und abends. (länger schlafen) Sie dürfen ihr nach über zwei Jahren, jetzt auch mal den Rücken und die Füße eincremen. Das ist ein enormer Fortschritt und ein Gewinn für die Haut, die vor Trockenheit überall Pusteln entwickelt hat.


    Auf der anderen Seite steht bei aller Hilfe, die man leisten will, auch immer im Raum, dass sie für sich selbst entscheiden und nicht bevormundet sein will. Das heißt, sie trinkt zu wenig, sie isst nicht immer regelmäßig und dann plötzlich doch wieder, sie läuft tagelang im Schlafanzug rum und plötzlich zieht sie sich wieder an. Sie wechselt ganz selten die Unterwäsche, vom Oberhemd ganz schweigen. Ich lege ihr die frischen Sachen abends einfach auf einen Stuhl vor ihr Pflegebett. Manchmal benutzt sie diese, ein andermal werden sie zusammengefaltet und weg gelegt. Manchmal schaffe ich es auch, dass sie sich umzieht, wenn ein Arzt bei ihr vorbeischauen will oder wenn sie weggehen kann, was aber in der letzten Zeit nicht mehr möglich gewesen ist. Ich habe schon Einiges erlebt, weil sie direkte und offensichtliche Hilfe fast immer ablehnt: Notarzt wegen zu wenigem trinken. (am ganzen Körper gezittert, kalt, Fieber ect.) Eingekotet und sich nur sporadisch abwaschen lassen, Tabletten verschwinden, man weiß nicht genau, was sie genommen hat, aber es gibt ja Blutdruckgeräte. Es funktioniert irgendwie, aber auf keinen Fall normal. Und da ich noch andere schwer Kranke in der Familie habe, ist meine Zeit mit ihr begrenzt und ich muss mich einteilen. Vernunft hat sie keine oder sehr selten, dafür aber eine Menge Bedürfnisse, die befriedigt sein wollen.


    Ich weiß nicht, wie ihr Vater ist, aber mit der Zeit würde ich an eine Hilfe von einem Seniorendienst denken, sobald ein Pflegegrad bewilligt worden ist. Man kann sich bei einem Demenzzentrum, falls vorhanden, erkundigen oder beim Pflegedienst/Internet ect.
    Macht ihr Vater etwas gerne? Zum Beispiel Kartenspielen, Spazieren gehen, über Sport oder Gartenarbeit ect. sprechen. Meine Schwiegermutter kann trotz aller Vergesslichkeit, weiterhin Karten spielen. Bei den Anfängen mit dem Seniorendienst kamen viele niederschmetternde Aussagen von ihr, aber auch das, was ihr gefallen hat und deshalb sind wir dabei geblieben und inzwischen ist da Akzeptanz, aber auch der ersichtliche Gewinn für sie tatsächlich eingetreten. Sie hat aber auch schon zwei Damen vergrault. Wir sind uns aber auch bewusst, dass sich auch hier wieder Einiges verändern kann. Einfach ist es nie und bis man mal etwas erreicht hat, das dauert einfach sehr, sehr lange. Und man selbst muss aufpassen, dass man eine Grenze zu dem Geschehen in sich aufbauen kann, was auch nicht immer leicht ist, vor allem, wenn die Rückschläge sich erst einmal häufen.


    Liebe Grüße an Sie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo J.J.,
    es gab ja von anderen TeilnehmerInnen des Forums schon eine Menge Tipps.
    Ich möchte noch zwei ergänzen:
    1.) Nehmen Sie unbedigt Kontakt zum sozialpsychiatrischen Dienst auf. Der ist in der Regel beim Gesundheitsamt angesiedelt. Die Mitarbeiter dort haben Erfahrungen mit solchen Fällen und können Ihnen eventuell auch Lösungsmöglichkeiten anbieten.
    2.) Gibt es denn möglicherweise Autoritäten, die ihr Vater akzeptiert/respektiert? Einen alten Hausarzt? Einen guten Freund?
    Mit "gutem Zureden" kommt man ja momentan offenkundig nicht weiter.
    Wenn ein Hausarzt da ist, könnte der evtl. auch eine Einweisung in ein gerontopsychiatrisches Akutkrankenhaus veranlassen, wo festgestellt werden kann, welche Art von geistiger/seelischer Beeinträchtigung bei Ihrem Vater vorliegt - und wie man evtl. medikamentös einwirken kann.
    Viel Erfolg wünscht Ihnen
    Klaus-W. Pawletko

  • Viel Dank schomal wieder für Eure / Ihre Tipps.
    Das sind ja Geschichten die man hier hört. Oje. Hab mir schon gedacht daß da noch so Einiges auf uns zu kommt. Hab heute bei der Pflege/Krankenkasse angerufen und denen meine Vollmacht gemailt. Die schicken jetzt nen Fragebogen raus da wegen Corona keiner persönlich vorbeikommt.
    Meine Stiefmutter, wie gesagt kann sich bei meinem Vater nicht durchsetzen. Sie hat mich gebeten morgen wieder vorbeizukommen, da er wieder umgezogen werden muß. Bin gespannt wie' s diesmal wird.
    Gehört hat er noch nie auf Jemand , wenn dann auf mich, aber das läßt jetzt auch nach. Er schaut den ganzen Tag Fernsehen und läßt sich von meiner Stiefmutter 2x am Tag durch die Gegend fahren mit dem Auto. Bis letzten Dezember ist er noch selber gefahren bis es 2x zu brenzlichen Situationen gekommen ist. Seit dem lassen wir ihn nicht mehr fahren.
    Er schläft seit Wochen nur noch auf dem Sofa. PC , Technik und Funk waren immer seine großes Hobbys, aber jetzt kann er garnichtsmehr damit anfangen. Nur noch PC ein und ausschalten.
    Wie das mit einem Arzt gehen soll weiß ich nicht. Sein letzter der auch meiner war ist vor 2 Jahren in Rente gegangen. Seit dem war er bei keinem mehr. Vielleicht sollte man einen finden der Hausbesuche macht und der kann dan mal einen Blick drauf werfen. Mehr wird wohl nicht möglich sein.

  • Hallo J.J.
    nur eine kleone Anmerkung. Sie schreiben, dass Sie als einzige noch zu Ihren Vater durchdringen. Sie sollten Sorge dafür tragen, dass das möglichst lange noch so bleibt und sich möglichst aus Konflikten raushalten. Wenn sie sich in Streitereien verzetteln werden Sie irgendwann "verbrannt" und dann hört er auf niemanden mehr. Ich habe hier ähnliche Erfahrungen machen müssen. Es empfiehlt sich das Guter Cop - böser Cop-Spiel, obwohl es vielleicht schwer fällt.
    Es ist aus meiner Erfahrung nicht so, dass die erkrankte Person sofort immer alles vergisst. Etwas bleibt doch hängen und dann ist es gut, wenn er da einen geliebten Menschen hat, der ihm nicht immer alles vorschreiben will.
    So ist zumindest meine Erfahrung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, Hallo JJ, nun möchte ich auch noch einige Gedanken beisteuern.
    Das Schwierigste ist es wohl, eine unerträgliche Situation auszuhalten und trotzdem immer wieder dranzubleiben, mal freundlich, mal streng, mal persönlich enttäuscht, mal so klar, dass der Aufforderungcharakter so eindeutig ist, dass Ihr Vater einfach mitmachen muss, so wie die Mutter von Teutoburger, bei der Waschschüssel.


    Das Zermürbende daran ist, es gibt meist nicht die Lösung, die immer funktioniert. Deshalb sind oft viele verschiedene Anläufe nötig und Sie haben meine höchste Anerkennung, wie Sie das alle so lange auszuhalten!


    Zu all dem, was mal wirkt und mal nicht, möchte ich zu den vielen guten Vorschlägen noch einige Fragen stellen:


    - Gibt es noch Dinge, Lieder, Gespräche oder vielleicht auch Diskussionsthemen, auf die Ihr Vater die volle Aufmerksamkeit richten kann, so sehr, dass er kaum merkt, dass er eine Versorgung zulässt?


    - Hilft es, wenn Sie die Sturheit oder den "bewunderswerten starken Willen" wertschätzen und loben, lässt er dann mehr zu?


    - Wie reagiert er auf die Botschaft: Du hast gewonnen, 5 zu null ... und jetzt bin ich dran! ... oder ich kann nicht mehr ... mach doch was Du willst (bis zum nächsten Versuch, denn Sie haben bestimmt einen genau so starken Willen, sonst hätten Sie nicht schon 2 Jahre durchgehalten)


    - Können Sie gemeinsam schimpfen, wie unmöglich es ist, dass immer alle etwas wollen und dann sich langsam in Bewegung zum Bad setzen? (Wenn ein Handlungsprogramm anläuft, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass es auch weitergeht)


    - Haben Sie schon einen Plan B, denn möglicherweise ist eine richtige Untersuchung nur im Krankenhaus möglich, am besten in einer Gerontopsychiatrie, in die er dann durch einen Notarzt sofort eingewiesen werden könnte. (Dafür ist die Beratung durch den sozialpsychiatrischen Dienst hilfreich)


    Aber klar ist auch, Sturheit ist an sich keine Krankheit, dafür ist kein Medikament zugelassen, es sei denn, dahinter steht z.B. ein psychotisches (wahnhaftes) Erleben oder eine aggressiv ausagierte schwere Depression.


    Bitte schreiben Sie uns, wie Sie es zwischendurch schaffen, was sie alles ausprobieren und manchmal gelingt, dass alles immer wieder sportlich zu nehmen...
    Viel Kraft und Ausdauer, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo martinhamborg,
    da haben sie was falsch verstanden.
    2 Jahre mach ich das noch nicht , zum Glück. Das er sich nicht mehr pflegt und wäscht dauert jetzt etwa 10 Monate.
    Die Dusseleigkeit wurde aber auch immer schlimmer. Er hat dann immer nur noch bekannte Abläufe gemacht. Das große Problem ist jetzt seit ein paar Wochen die Inkontinenz. Es ist für meine Stiefmutter kaum auszuhalten. Ich hab ihm heute wieder neu Sachen angezogen, die waren 3 Stunden später wieder nass. Ich kann ja jetzt auch nicht jeden Tag dort hin fahren. Die Krankenkassen hat geschrieben sie schicken den medizinischen Dienst hin, für ein Gutachten. Das hilft dann vielleicht Pflegegeld zu bekommen, das löst aber nicht das Problem. Wenn es gegen Inkontinenz und Demenzfortschritt Medikamente geben würde, wäre das schon was. Dann hätte ich aber immer noch keinen der sie ihm verschreibt.

  • Hier lohnt es sich ein Sanitätshaus aufzusuchen und entsprechende Betteinlagen zu besorgen. Es gibt waschbare Einlagen. Gut wenn ein Wäschetrockner vorhanden ist. Wenn denn eine Pflegestufe vorliegt kann bei der Pflegekasse die Kostenübernahme für Pflegemittel beantragt werden.
    Beinhaltet Betteinlagen, Desinfektionsmittel und Einmalhandschuhe. Gibt es zusätzlich zum eigentlichen Pflegegeld. Außerdem gibt es einen zusätzlichen Zuschuss für Inkontinenzprodukte. Sprechen Sie die Pflegekasse an.

  • Hallo J.J.,


    Inkontinenz ist bei allen Demenzerkrankungen ein Dauerthema. Leider wird das nicht besser, anfangs ist es nur die Urininkontinenz, später dann die vollständige Inko. Medikamentös kann man nichts machen.
    Bei meiner Mutter war es schwierig, sie an die Vorlagen zu gewöhnen. Zuerst hatten wir einfache Einlagen unterschiedlicher Größe in Kombi mit einem Netzhöschen. Diese hat sie sich oft rausgerissen, was natürlich eine ziemliche Schwei... verursacht hat. Später sind wir dann auf Inkontinenz-Slips umgestiegen, die man wie Unterhosen einfach anzieht. Tipp: In Sanitätshäusern gibt es Proben, da kann man vorher ausprobieren, was am besten funktioniert.
    Doch dann führt kein Weg an der Arztpraxis vorbei, denn die muss eine Verordnung ausstellen, wenn man nicht alles selbst bezahlen will.
    Noch ein Tipp: Wir haben damals die Unterhosen meiner Mutter einfach verschwinden lassen und statt dessen die Inkoslips in den Schrank gelegt. Irgendwann hatte sie sich daran gewöhnt.
    Wie Andydreas geschrieben hat, kann man Pflegehilfsmittel auch selbst beschaffen und durch die Pflegekasse bezahlen lassen, wenn ein Pflegegrad existiert. Dazu zählen aber nur die Betteinlagen, nicht die Windeln!
    Medikamente gegen Demenzerkrankungen: Ja, die gibt es, allerdings mit sehr bescheidener Wirkung. Sie sind ausschliesslich für die Behandlung der Alzheimer-Demenz zugelassen. Sie können das Fortschreiten der Erkrankung bestenfalls etwas verlangsamen, heilen können sie nicht. Dazu kommt, dass Übelkeit und Erbrechen sehr häufige (mehr als 10%) Nebenwirkungen sind. Alle sind verschreibungspflichtig. Fazit: Ein Behandlungsversuch lohnt sich, sollte aber nach 3 Monaten evaluiert werden, ob es dem Erkrankten einen Nutzen bringt.

  • Ok. Vielen Dank schonmal wieder. Mal sehen was sich umsetzen läßt. Ich warte jetzt erst mal die MDK Aktion ab. Dann parallel irgendwie einen Hausarzt draufschauen lassen und ne Betreuungsverfügung vom Amtsgericht besorgen, ansonsten läßt die Sparkasse sich auf nichts ein. Die Vollmacht die er vor einem Jahr ausgestellt hat erkennen die nicht an.

  • Gute Abend sonnenblümchen (schöner Nick), mein Vater ist garnicht mehr in der Lage irgendwie an Geld zu kommen, geschweige etwas auszugeben. Giro Vollmacht hat seine Frau und ich, aber es gibt noch ein TG und Sparkonto, dafür nicht.
    LG J.J.

  • So, da bin ich mal wieder. Nachdem ich es jetzt einige Male geschafft habe, zwar nach jeweils einer Stunde überreden und betteln, meinem Vater trockene Sachen anzuziehen, geht jetzt nichts mehr. Er ist so stur und sieht einfach nicht ein sich neue Sachen anzuziehen. Er ist mein ganzes Leben lang schon immer der mit Abstand sturste Mensch den ich kenne. Nun sitzt er da jetzt schon 5 Tage und macht immer wieder in die Hose. Jetzt kommt noch dazu daß das " große Geschäft" auch nicht mehr ganz reibungslos klappt. Meine Stiefmutter und ich sind ziemlich Ratlos wie es weitergehen soll. Hab im Sanitätshaus mal eine Probepackung Windelhosen geordert. Sind noch nicht da. Die werd ich versuche ihm anzuziehen, mache mir aber nicht viel Hoffnung. MDK hat sich auch noch nicht gemeldet.

  • Habs heute nach einer 3/4 Stunde nochmal geschafft ihn umzuziehen. War vorher im DM und hab ihm eine Windelhose untergejubelt. Wenn er die aber nicht täglich wechselt, was er nicht machen wird, gibt das auch wieder ein Unglück. Hab jetzt mal einer Termin für nächste Woche bei der Hausärztin gemacht bei der er schon 2 Jahre nicht mehr war, um mich mit Ihr mal zu beraten. Mal sehen was sie dazu sagt und wie's dann weitergeht.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo J.J., Sie machen eine extrem schwierige Phase durch und leider gibt es nur wenige Spielräume, wenn Inkontinenz auf Demenz & Altesrigidität trifft. Übrig bleibt das frustrierende Prinzip: Immer wieder probieren und aushalten, wenn es nicht klappt. Wenn irgend möglich, beobachten Sie den Hautzustand, denn die Gefahr von Wunden (Dekubitus und Intertrigo) sind hoch und die Ärztin sollte dann schnell in ein Krankenhaus einweisen. Wenn sich Ihr Vater freiwillig entscheiden kann, wäre eine gerontopsychiatrische Klinik ein Ort, eine mögliche psychischer Erkrankung neben der Demenz zu erkennen und zu behandeln.
    Ihnen viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

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