Mache ich mich strafbar ?

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  • Hallo,


    ich betreue seit einigen Jahren meine inzwischen stark demente Mutter.
    Aufgrund der starken Abehrhaltung meiner Mutter, die jegliche Hilfe strikt ablehnt konnten bisher keine Maßnahmen, die ich angeleiert hatte umgesetzt werden.
    Die Unterbringung in eine Pflegeeinrichtung, die Installation eines Plegedienste, Haushaltshilfe oder Seniorenbegleitung schlugen mehrfach fehl.
    Ich habe alles in die Wege geleitet um sie alleine (keine weiteren Verwandten) zu Hause zu pflegen. Ich konnte mich für eine begrenzte Zeit von der Arbeit im Rahmen einer Pflegezeit freistellen lassen.
    Leider ist auch mein Hausarzt nicht zu Hausbesuchen zu überreden. Es gab bereits mehrere Notarzteinsätze und Krankenhausaufenthalte in der Notaufnahme.
    Ich übernehme also alle Pflegetätigkeiten so gut ich kann.
    Leider wird bei ihr die Nahrungs- und Getränkeaufnahme immer schwieriger, so dass sie inzwischen deutlich abgemagert ist.
    Sie kann das Bett kaum noch verlassen.
    Ein guter Freund meinte nun zu mir, dass wenn meine Mutter sterben würde, dass ich ggf. damit rechnen müsse, dass polizeiliche Ermittlungen wegen unterlassener Hilfeleistungen gegen mich eingeleitet werden könnten, wenn meine Mutter verhungern oder verdursten würde, bzw. an den Folgen der Unterernährung sterben würde.
    Ich werde demnächst mal wieder versuchen einen Pflegedienst für sie zu finden, aber sie wird auch diesen verweigern.
    Hat jemand einen Tipp für mich was ich machen könnte, bzw. ob ich mich richtig verhalte.
    Danke sehr.

  • Hallo Andydreas,
    Ihren Zeilen entnehme ich, dass es Ihrer Mutter nun deutlich schlechter geht. Kennen Sie den Grund, warum sie Essen u Trinken verweigert? Will sie nicht mehr oder hat sie Probleme mit dem Schlucken, so war es bei meiner Mutter? Oder Schmerzen wegen Zahnproblemen? Manchmal lässt sich der Grund auch gar nicht finden. Ich glaube, Sie haben schon einmal darüber geschrieben. Die Pflege ist immer, auch wenn sie in einem Pflegeheim gemacht wird, eine Gratwanderung zwischen dem freien Willen des Betreuten und der Fürsorge, die man ihm angedeihen lässt oder lassen will. Ich glaube nicht, dass das, was Sie tun oder nicht tun, als unterlassene Hilfeleistung vor dem Gesetz gilt. Im Fall eines Unfalls, Sturz usw. würden Sie ja Hilfe holen für Ihre Mutter. Dieser schleichende Prozess ist etwas anderes. Sie müssten irgendwann, vielleicht jetzt schon, auf eine Magensonde / Infusionen zurückgreifen. Hat Ihre Mutter das für sich gewollt? Um jeden Preis leben wollen? Gibt es eine entsprechende Verfügung oder kennen Sie ihren Willen so gut, dass sie das ausschließen dürfen? Wenn Sie also sicher sind, dass Ihre Mutter das nicht wollte, dann machen Sie doch alles richtig, Sie lassen Ihrer Mutter den letzten Rest Sebstbestimmung. Für Sie selbst ist das bestimmt sehr schwer auszuhalten und Sie haben mein volles Mitgefühl. Dieses hilflose Zusehen und der Tod auf Raten. Und immer wieder krass, wie Unbeteiligte Ängste schüren und Sie als Pflegenden zweifeln lassen. Fällt für mich unter die Rubrik "gut gemeint ist das Gegenteil von gut gemacht". Und jeder Arzt - egal, ob er einen Hausbesuch macht oder nicht - kennt die Problematik bei Dementen. Achten Sie aber auf sich und geben Sie sich selbst die Absolution zu Ihrem Handeln. Ich sehe nichts Verwerfliches daran und weiß auch nicht, wie Sie es verbessern könnten. Alles Gute für Sie und für Ihre Mutter!

  • Lieber Andydreas,


    schon länger lese ich hier mit auf der Suche nach Tipps und Ratschlägen, und Ihre Erlebnisse haben mich oft sehr betroffen gemacht!
    So klug, besonnen und erfahren Hannes und Sonnenblümchens Ratschläge sind - sie kommen, wie alles hier, aus der Ferne; niemand hier, natürlich auch ich nicht, konnte Ihre Mutter sehen, untersuchen oder beobachten und einschätzen, ob ihr Lebensende wirkllich so nahe ist, wie Sie vielleicht vermuten.


    Nachdem ich vor einem halben Jahr in einer ähnlichen Situation war wie Sie, kenne ich die Sorge, die Ihr Freund äußert, als eigene Befürchtung: Was, wenn ich trotz aller Mühe und allen guten Willens etwas versäume und mich (rechtlich oder "nur" moralisch) schuldig mache, einfach, weil ich die Situation falsch einschätze?


    Drastisch formuliert: Wenn ich irrtümlicherweise überzeugt bin, dass eine bettlägerige Person sich im Sterbeprozess befindet, dann verhalte ich mich möglicherweise so, dass ich den Sterbeprozess durch liebevolles Unterlassen überhaupt erst einleite.


    Ich fürchte, wir als Laien, die normalerweise nur wenig Erfahrung haben mit dem Unterschied zwischen großer Schwäche und dem Sterben, sind in dem Dilemma zwischen "Das Unvermeidliche geschehen lassen" und dem nötigen Helfen allein doch total überfordert.


    Auch ich bin der Meinung , dass man einen ruhigen, schmerzfreien, einigermaßen "natürlichen" Abschied bei einem schwerkranken Menschen keinesfalls durch immer neue Eingriffe aufhalten sollte, aber in der Frage, ob dieser Zeitpunkt gekommen ist, sollten Sie sich unbedingt von einem erfahrenen Arzt oder einer erfahrenen Pflegeperson vor Ort Unterstützung holen, schon allein, um sich selbst von der Frage: "Habe ich nicht doch etwas versäumt?" etwas zu entlasten.


    Im letzten Herbst hörte meine Mutter allmählich auf zu essen, vertrug auch nichts mehr, wurde immer müder und schwächer, schlief fast nur noch, hatte aber keine Schmerzen; keine Auffälligkeiten bei Blutbild, Herztönen, Lunge etc. Sie wollte in Ruhe gelassen werden, definitiv keine Diagnostik im Krankenhaus, sondern zuhause im Bett liegen, manchmal ein bisschen reden, aber sie schlief irgendwann auch beim Sprechen oft einfach ein. Nur morgens ein Fläschchen Vitaminkomplex, das hat sie sich gern "geklaut", wenn ich es ihr auf den Nachttisch gestellt habe.
    Hausärztin, Pflegedienst, hausärztlicher Notdienst und ich sowieso: ratlos.
    Überall hörte und las ich: "Das Unvermeidliche liebevoll geschehen lassen!"
    Ich habe dann über Wochen einen Experten-Ratschlag hier aus dem Forum befolgt: Trotzdem immer wieder alles anbieten, wer weiß...
    Dann, kurz nach Weihnachten, kamen Appetit, Neugier und Bewegungsfreude meiner Mutter relativ rasch, fast wie auf Knopfdruck, zurück, und es hieß: So sieht aber ein Sterbender nicht aus! Jetzt hat sie sich - auf einem deutlich schlechteren Niveau als früher - wieder stabilisiert und fragt nach Spaziergängen und Speiseeis.


    Was ich damit sagen will: Es ist als Laie einfach verdammt schwierig zu erkennen, wann der letzte Punkt wirklich gekommen ist. Und vielleicht hofft man auch zu früh, dass ein langer Leidensweg nun auf eine ruhige Weise ein Ende findet.
    Sollten Sie daher nicht doch möglichst bald einen Pflege- oder einen Hospizdienst oder einen Arzt dazu gewinnen, sich Ihre Mutter einmal anzusehen? Da Ihre Mutter ja alle Hilfeleistungen abwehrt, Sie aber doch manches für sie tun lässt: Wäre es eine Option, dass Sie sich vom Pflegedienst bei den nötigen Verrichtungen anleiten lassen? Und nebenbei kann eine erfahrenere Pflegeperson mal einen Blick auf Ihre Mutter werfen?
    "Dürfen" Sie denn eigenen Besuch in der gemeinsamen Wohnung empfangen? Dann könnten Sie vielleicht einen anderen Arzt als Ihren bisherigen um einen Hausbesuch bitten - vielleicht sogar genau mit dieser Erklärung? Dass sie Ihrer Mutter nicht ein Zuviel an Therapie zumuten, zugleich aber auch vermeiden möchten, dass sie aufgrund einer Kleinigkeit, die sich vielleicht leicht beheben ließe, immer weniger wird?
    Wenn Ihre Mutter dann auch kleine Untersuchungen wie Abhorchen verweigert - immer noch besser, Sie haben es so versucht, als dass die nächste Noteinweisung ins KH ansteht.


    Ich möchte Ihnen keine Angst machen, aber auch für den Fall, dass sich der Gesundheitszustand Ihrer Mutter weiter verschlechtert und sie Symptome entwickelt, auf die Sie nicht vorbereitet sind, sollten Sie bald einen praktischen Rückhalt vor Ort haben.


    Nach all der Kraft, die Sie bis jetzt für Ihre Mutter aufgewandt haben, sollten Sie durch dieses Dilemma, egal wie es ausgeht, nicht ganz allein hindurchmüssen!


    Ihnen und Ihrer Mutter alles Gute!


    Fragnichtwarum

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Andydreas,


    Sie haben hier ja bereits eine Menge an hilfreichen Ratschlägen erhalten.
    Zur Ablehnung d. Hausbesuchs durch den Hausarzt dieser Hinweis: https://www.vdk.de/deutschland…use_kommen_rechtsanspruch .
    Im Zweifel ist die bundeseinheitliche Rufnummer des hausärztlichen Bereitschaftsdienstes: 116117. Wenden Sie sich auch an Ihre Krankenkasse bzw. die Krankenkasse Ihrer Frau Mutter und teilen Sie mit, dass Sie einen Hausbesuch durch einen Arzt benötigen. Bringen Sie die entsprechende Institution durchaus gerne ein wenig unter Druck, Sie zu unterstützen in dem Sie deutlich dazu auffordern.


    Schwäche, Nahrungsverweigerung etc. kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. Diesen auf den Grund zu gehen, auch unter ärztlich / pflegerischer Begleitung und Expertise ist aus meiner Sicht schon deshalb ratsam. Nehmen wir an, Sie kommen dann gemeinsam zur Überzeugung, dass es sich tatsächlich um eine palliative Situation handelt, kann in eine entsprechende Versorgung - wie z.B. die spezialisierte ambulante Palliativversorgung übergleitet werden - und weitere, für Ihre Frau Mutter belastende Einweisungen ins Krankenhaus vermieden werden. Insofern bin ich da ganz beim Beitrag von "Fragnichtwarum" und hoffe, Sie finden alsbald Unterstützung vor Ort.


    Es grüßt Sie


    Jochen Gust

  • Hallo Andydreas,


    Ich schließe mich den meisten Anschauungen meiner Vorgänger an.


    Auch ich bin der Meinung, dass es manchmal schwer zu beurteilen ist, wann ein Sterbeprozess tatsächlich anfängt und wann nicht.
    Letztendlich hängt Vieles von individuellen und äußeren Umständen und der Konstitution der betreffenden Person selbst ab, und da können sich durchaus auch Ärzte und Hospizmitarbeiter mal irren. Das ist bei meinem Vater mehrmals der Fall gewesen und in sofern, kann im Grunde niemand mit absoluter Sicherheit in die eine oder die andere Richtung eine Prognose abgeben. Eine grobe Einschätzung ist aber möglich.


    Sie selbst befinden sich, für mich, in einer absoluten Ausnahmesituation, weil Sie alles alleine machen müssen. Sie müssen Ihrer Mutter zudem ein Mittel geben, weil sie sonst aggressiv wird und auch mal um sich schlagen kann. Bettlägerig ist sie unter anderem auch durch das Mittel. Dafür können sie nichts. Sie tun alles, was sie können. Und was die Nahrungsaufnahme angeht, so sollte das bei jedem Menschen selbst liegen, ob er diese annehmen oder verweigern will. Und wenn er diese aus anderen Gründen nicht mehr aufnehmen kann, dann kann man hier mal nachschauen lassen. Ihr Hausarzt ist Ihnen hier keine Hilfe. Ich nehme an, er hat Hausbesuche nicht in seinem Zeitplan drinnen?


    Eine palliative Hilfe über ein Hospiz in ihrer Nähe würde ich aber in jedem Fall hinzuziehen. Da kommt auch ein Arzt mit und schaut sich die Lage an. Wenn es an Schmerzen oder ähnlichem liegt, das Ihre Mutter nicht mehr essen/trinken will, dann kann man hier helfen.


    Eine Magensonde bei Demenzkranken halte ich für kontraproduktiv, wenn kein eigenes Verständnis für diese Maßnahme mehr vorhanden ist. Meine Schwiegermutter würde alles zusammen schreien, sollte man das versuchen oder sie würde an den Schläuchen ziehen und zerren. Auch sie isst immer abenteuerlicher und noch geht es, aber es kann gut sein, dass sie es mehr und mehr vergisst und/oder nicht mehr will und ein andermal dann doch wieder. Sie lässt sich zu nichts zwingen oder überreden, bis auf ganz wenige Ausnahmen. (Überreden/zwingen sowieso nicht)
    Und so, wie sie ihre Mutter beschreiben, hat auch sie einen sehr starken eigenen Willen.
    Auch meine Schwiegermutter wird den Weg der teilweisen Verwahrlosung und des nicht mehr Wollens gehen. Und da fühle ich mich auch nicht schuldig oder rechtlich in einer Grauzone. Die Ärztin begleitet sie. Das können auch Sie durch durch ein Hospiz erreichen.
    Ein Bekannter von mir hat in einem Krankenhaus einmal folgenden Fall erlebt, wegen der fehlenden Nahrungsaufnahme seiner sehr betagten Mutter.
    Der Arzt meinte, wenn eine Magensonde nicht gelegt werden darf, dass derjenige einen Mord begeht, der das verweigern würde, sprich mein Bekannter. Der Arzt hatte ein "persönliches" Problem mit dem Sterben an sich und mit dem freien Willen, der zu pflegenden Person. Ich kenne aber auch genau das Gegenteil. Feinfühlige Ärzte, die die Bedürfnisse der Pflegeperson und die der Angehörigen ernst nehmen.


    Liebe Grüße an Sie

  • Vielen Dank an alle die geantwortet haben. Ih erkenne, dass wir alle mir dem Thema Demenz zu kämpfen haben. Ich betreue und Pflege meine Mutter seit etlichen Jahren.
    Mir war immer klar, dass sie es mir nicht einfach machen würde, da sie neben ihrer Widerspenstigkeit über eine starke Willenskraft verfügt. Es ist ein ständiges auf und ab. Sie stand bereit mehrfach vermeintlich vor dem Ableben hat sich aber immer wieder zurückgekämpft.
    So auch jetzt. Sie isst wieder etwas mehr, trinkt aber zu wenig.
    Ich stelle ihr unermüdlich alles mögliche ans Bett, das sie auch manchmal isst.
    Ich habe bereits mehrfach alle Beratungsdienst gesprochen, aber es läuft immer aif das Selbe hinaus.
    Auch der Palliativdienst hat mich an einen normalen Pflegedienst verwiesen, da man sich hauptsächlich um Krebskranke kümmern würde. Ich hätte mich über eine ärztlich Einschätzung gefreut, aber das versuche ich ja bereits Monaten vergeblich.
    Wirhaben inzwischen sogar Pflegestufe 5.
    Ich werde also so weitermachen müssen wie bisher und hoffen, dass ich Hilfe bekomme, wenn es dem Ende entgegengeht. Ich habe einfach keine Lust mehr irgendwelche Beratungsgespräche zu führen.
    Nochmals vielen dank und ich werde falls gewünshct weiter berichten.
    Ich denke, dass man im Bereich Demenz einiges ändern muss, aber zur Zeit überschattat das Thema Corona alles

  • Lieber Andydreas,ich habe Ihre Sorgen gelesen und möchte Ihnen sagen,dass es mir ähnlich erging,ich stellte mir die Frage,was ist ,wenn ich meine Eltern durch meine Besuche mit Corona anstecke,wer trägt dann die Schuld?Ein Administrator hat mir dann geantwortet und sinngemäß gesagt,ohne ihre Hilfe wären ihre Eltern vielleicht längst nicht mehr am Leben.So möchte ich Ihnen dies weitergeben,sie machen so viel für Ihre Mutter,so ein Vorwurf wäre einfach falsch.Mein Vater hat die letzte Zeit vor seinem Tod auch nichts mehr essen wollen,war auch abgemagert,aber die Zeit und Mühe, die wir aufgebracht haben,ihn noch zum Essen zu bewegen ,indem wir Lieblingsessen kochten,usw hätte niemand anderes aufgebracht.Trotzdem möchte ich Ihnen sagen,holen sie sich Hilfe für die letzten Stunden.Die Bilder eines Sterbenden gehen mir sehr schlecht aus meinem Kopf,diese Bilder vergisst man nicht.Da bin ich froh,dass mein Vater die letzten drei Tage ins Krankenhaus kam und er dann dort auch gestorben ist.Sie tun ja nun wirklich alles,lassen Sie sich kein schlechtes Gewissen machen,warum kommt denn kein Arzt und hilft Ihnen,ich hatte wenigstens immer Hilfe durch unsere Hausärztin.Wenn sie nicht weiter kommen,holen sie den Rettungsdienst.Hier müssen sich andere Gedanken wegen unterlassener Hilfeleistung machen.Ich kann sie so gut verstehen..Gruß Rosina

  • Hallo Andydreas,
    jetzt melde ich mich auch noch zu Wort und möchte Ihnen schildern, wie sich das Thema "Essen und Trinken" bei meiner inzwischen verstorbenen Mutter dargestellt hat. Sie war immer eine gute Esserin, nur verlor sie mit der sich verschlimmernden Demenz die Fähigkeit, Messer und Gabel zu benutzen. Das war aber nicht so schlimm, da das nette Pflegeheim, in dem sie wohnte, ihr Fingerfood zubereitet hat. Trinken klappte gut mit Strohhalmen und Trinkbecher.
    Allerdings nahm leider ihre Aggressivität zu und der Hausarzt und auch der Psychiater machten den Vorschlag, sie in die Gerontopsychiatrie einzuweisen, um sie medikamentös einzustellen. Ich stimmte (mit Bauchschmerzen) zu. Dort lag sie 3 Wochen, wurde mit allem, was die Psychophamakologie so hergibt, regelrecht abgeschossen. Bereitgestelltes Essen und Trinken auf ihrem Nachttisch rührte sie nicht an. Das Krankenhaus reagierte nicht, erst als ich mich massiv beschwerte und auf die beginnende Austrocknung hinwies, wurde man tätig und verabreichte Infusionen. Das Ende vom Lied war, dass sie in schlechterem Zustand als vorher entlassen wurde, die Aggressivität war unverändert, aber sie hatte Essen und Trinken praktisch verlernt.
    Im Heim bemühte man sich redlich, päppelte sie auch wieder etwas auf. Mit den Jahren nahm sie aber immer mehr Gewicht ab. Ich bin nach der Arbeit oft hingefahren und habe sie gefüttert, das liess sie meistens zu. Ihre letzten Wochen brachen an, als sie nichts mehr essen und trinken wollte, wir haben aber immer wieder angeboten. Manchmal hat sie noch ein wenig getrunken. Eine Magensonde wäre für sie nicht in Frage gekommen. Sie ist dann ganz friedlich eingeschlafen.

  • Lieber Andydreas,


    auf die Gefahr hin, dass ich hier in eine erfahrene Runde hineinplatze und genau die "gut gemeint - schlecht gemacht"-Ratschläge produziere, die Sie und viele andere hier schon längst nicht mehr hören können:


    Wenn, wie Sie schreiben, ein guter Freund, nicht irgendjemand die Bedenken zur Frage der Strafbarkeit geäußert hat (wie viele gute Freunde bleiben einem nach zig Jahren Pflegetätigkeit denn noch?), dann ist das m. M. n. ein Hinweis darauf, dass Sie sich nicht nur menschlich-pflegerisch-praktisch, sondern auch rechtlich in einer sehr verletztlichen Situation befinden, und dieser Hinweis scheint mir sehr bedenkenswert, selbst wenn dieser Freund Ihre Situation im Detail vielleicht nicht immer nachvollziehen kann.


    Meint Ihr Freund selbst, Sie versäumten etwas, das für Ihre Mutter getan werden müsste (Magensonde, etc.pp.) und möchte Sie darauf hinweisen?
    Oder warnt er Sie davor, dass vielleicht später irgendjemand in guter oder eben nicht so guter Absicht auf die Idee kommen könnte, Strafanzeige zu stellen?


    Beides weist darauf hin, dass wir uns als freiwilig Pflegende sowohl pflegerich-medizinisch in einem Bereich ständiger Unsicherheit bewegen als auch rechtlich leicht angreifbar sein können.
    Warum macht jeder professionelle Pflegedienst diesen Aufwand bei der Dokumentation?
    Warum gibt es im KH, wenn die Krankheit eines Patienten einen sehr unübersichtlichen, ungünstigen Verlauf nimmt oder in eine Krise kommt, das multiprofessionelle Fallkonsil?
    Natürlich in erster Linie zum Wohl des Patienten. Das Ganze hat aber auch immer den Nebeneffekt, dass die Beteiligten nicht nur mehr Sicherheit über die geeignete Behandlung finden und sich gegenseitig auf Fehler oder Verbesserungsmöglichkeiten aufmerksam machen können, SONDERN AUCH, ganz wichtig!, ihre Bemühungen dokumentieren und gegenseitig bezeugen können. Falls Angehörige oder Kollegen oder sonstwer hinterher Behandlungsfehler vermuten sollten...


    Selbst wenn Sie in einer Situation, in der man wahrscheinlich gar nicht alles richtig machen kann, das Richtige tun: Sie sind ja gegen Ihren Willen offenbar sehr allein mit der Verantwortung. Haben keine Hilfe, aber möglicherweise auch kaum Zeugen für Ihre Bemühungen und vielleicht auch nicht für das Verhalten Ihrer Mutter, das ja, nach dem, was Sie schreiben, viele Standard-Pflegehandlungen unmöglich macht.


    Der nette oder nicht so nette Nachbar, der nie geholfen, aber dafür schon gefragt hatte: "Den Schrebergarten braucht Ihr doch nicht mehr...", der kann ja theoretisch wirklich irgendwann auftauchen und das Thema Pflegefehler für sich entdecken.


    Wenn Sie dann total erschöpft und möglicherweise in Trauer sind, haben Sie dann wirklich noch die Kraft und den Nerv, sich mit so etwas auseinanderzusetzen, oder wäre es dann nicht besser, Sie hätten von vornherein Zeugen dafür, was möglich war und was nicht?


    Sie müssen Ihre viel zu große Verantwortung möglichst bald mit jemandem teilen, und zwar mit einem konkreten Experten, der ein Gesicht und eine Adresse hat. Hanne hat das getan, indem Sie einen Betreuer gesucht hat, Rosina hatte den Hausarzt, ich habe die Hausärzte und einen Pflegedienst zur Medi-Gabe. Die SEHEN unsere Eltern, kommen in den Haushalt oder ins Heim und finden vielleicht machmal, dass wir uns zum Affen machen, aber vielleicht nützt es unseren Eltern etwas, und wenn nicht, dann können diese Personen bestätigen, dass, was wir tun, nichts genützt hat.


    Nach den Tipps zum Einschreibebrief, der Rufnummer der hausärztlichen Bereitschaft, dem Auf-die-Nerven-Gehen vielleicht noch einer: Wenn niemand sonst bereit ist, Ihre Wohnung zu betreten, gibt es einen Pfarrer oder eine Gemeindeschwester, die vielleicht kommen würden?
    Oder den Pflegedienst zur Medi-Gabe bestellen? Zahlt die Krankenkasse, und selbst wenn letztlich dann doch Sie Ihrer Mutter die Tabletten geben müssen, weil sie sie anders nicht nehmen wird: Sie hätten, zumindest beim Rein- und Rauslassen der Pflegedienstmitarbeiter - praktischen Rückhalt für den Notfall UND Zeugen.


    Sie zu trösten oder aufzumuntern, möchte ich besser gar nicht erst versuchen, aber ich möchte, dass Sie und Ihre Mutter baldmöglichst rauskommen aus dieser Allein-und-ohne-Zeugen-Falle.


    Alles Gute


    Fragnichtwarum

  • einige Antworten zu den Beiträgen.
    Die Nahrungsaufnahme hat sich zwischenzeitlich etwas verbessert. Sie isst ihr Frühstück, das aus einer Banane, einem gekochtem Ei und einem Milchbrötchen mit Marmelade besteht wenn ich etwas drängele. Kaffee trinkt sie kaum. Nur etwas Limonade und Wasser für die Tabletten. Tagsüber versorge ich sie mit möglichst "saftigen" Kleinigkeiten wie Erdbeern, Apfelmus, Gewürzgurken, Weintrauben o.ä.
    Vor dem Schlafengehen koche ich eine Mahlzeit für sie. Die Einnahme der Abendmahlzeit gestaltet sich schwierig. Ich kann sie aber füttern und dann isst sie auch etwas.
    Unterm Strich ist das eigentlich zu wenig. Da sie das Bett und die Wohnung nicht mehr verlässt gehe ich davon aus, das sie vielleicht auch garnicht mehr braucht.
    Den Hauptpunkt haben sie sehr richtig angesprochen. Das ich das alles alleine durchleben muss. Natürlich verdanke ich das zum großen Teil der Sturheit meiner Mutter. Ich kann sie da von einer gewissen Mitschuld nicht freisprechen. Wir wohnen jetzt seit 15 Jahren zusammen. Sie hätte also als es ihr besser ging andere Entscheidungen treffen können oder sogar müssen. Das entlastet mein Gewissen ein Stück weit.
    Jetzt ist es zu spät noch umzudenken. Sie ist kaum noch zu einer Kommunikation fähig. In einer Pflegeeinrichtung käme sie nicht mehr zurecht, so dass ich den Entschluss gefasst habe nicht mehr aktiv zu werden.
    Ich werde mich nochmals mit dem Hausarzt in Verbindung setzen und um einen Hausbesuch zum Zwecke der Einschätzung des Gesundheitszustandes meiner Mutter bitten.
    Meine Pflegezeit endet am 30.9. Bis dahin werde ich versuchen einen Pflegedienst zu installieren. Mit Pflegestufe 5 stehen da ja beträchtliche Mittel zur Verfügung. Ich kann dann Teilzeit arbeiten und der Pflegedienst könnte dann ev. 2 x am Vormittag Besuche vornehmen.
    Außerdem kann ich ja ev. eine Haushaltshilfe und/oder Seniorenbetreuerin finden.
    Wichtig ist es aus meiner Sicht, dass ich alle Möglichkeiten ausgenutzt habe.
    Irgendwann wird diese unerträgliche Zeit mal vorbei sein und ich hoffe dann guten Gewissens mein weiteres Leben planen zu können. In 3 Jahren werde ich Rentner und dann muss ich mal an mich denken können bevor mich Demenz oder andere Erkrankungen immer mehr einschränken. Das könnte ja dann noch mal eine spannende Zeit für mich werden.

  • Hallo Andydreas,
    noch ein Tipp zum Hausarzt. Wenden Sie sich in Form einer Beschwerde an die Kassenärztliche Vereinigung. Dann muss der Arzt der KV begründen, warum er den Hausbesuch bei einer dementen Patientin mit PG 5 für unbegründet hält. Vielleicht macht ihm das Beine. Ein Vertrauensverhältnis wird das nicht mehr, aber damit können Sie leben.
    Schönes Wochenende

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