Hallo!
Ich betreue meine Schwiegermutter, die bei uns im Haus lebt. Sie leidet seit einiger Zeit unter stuhlinkontinenz, weigert sich aber, Einlagen oder gar Windeln zu tragen. Statt dessen versucht sie, diesen Zustand zu vertuschen, versteckt ihre verschmutzte Wäsche und wird pampig, wenn ich sie darauf anspreche. Ich weiß nicht mehr weiter, bin mit den Nerven am Ende. Das Haus riecht nach Kot, ihre dreckige Wäsche liegt herum, sie kann sich nicht richtig waschen und schmiert alles voll. Der Pflegedienst kommt einmal täglich, weiß aber auch keinen Rat, da sie -wie gesagt- Einlagen verweigert. Was kann ich tun?
Vielen Dank, Susanne
Stuhlinkontinenz
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Hallo Susanne,
als erstes besteht für mich die Frage, ob Deine Mutter bereits einen Pflegegrad hat.
Falls ja besteht die Möglichkeit über die Pflegekasse Deiner Mutter Hilfsmittel zu beantragen.
Ich bekomme Desinfektionsmittel, Handschuhe und vor allem Betteinlagen, die sehr hilfreich sind. Man kann diese im Sanitätshaus beantragen, das dann den Kontakt mit der Pflegekasse aufnimmt. Desweiteren kann man über die Pflegekasse zusätzlich Inkontinenzprodukte beantragen.
Auch meine Mutter lehnte bisher die Windeln, Einlagen etc. ab.
Ich benutze daher die genannten Betteinlagen und wechsele Regelmäßig die Unterhosen. Leider ist die Geruchsbelästigung sehr wohl vorhanden, aber man gewöhnt sich daran. Ich wüßte auch nicht wie man die verhindern kann. Es gibt da ev. Raumduftspender, aber die überdecken auch nicht alles.
Mich wundert etwas, dass der von Dir genannte Pflegedienst ratlos ist. Du wirst hier im Forum zahllose Mitstreiter finden, die ähnliche Probleme haben.
Nicht unterkriegenlassen. -
Hallo Susanne,
die Stuhlinkontinenz wird sich sehr wahrscheinlich nicht verbessern.
Lassen Sie sich in einem Sanitätshaus beraten. Die sind mit dem Thema vertraut und können Ihnen auch unterstützende Hilfsmittel empfehlen.
Einige Angehörige haben gute Erfahrungen mit stoff-ähnlichen Einmalhosen gemacht, die nicht aussehen wie Windeln.
Regelmäßige Toilettengänge sind sicher auch hilfreich.
Viel Geduld wünscht Ihnen
Klaus Pawletko -
Hallo Susanne,
auch ich kenne das Problem gerade in- und auswendig und kann sehr gut verstehen, wie unangenehm das ist und die Nerven dadurch blank liegen.
Wie Herr Pawletko schon schrieb, wird das Problem nicht besser werden. Im Gegenteil. Es kann schon sein, dass es zwischendurch Tage/Phasen gibt, wo das Ganze mit dem Stuhl etwas besser läuft, aber meiner Erfahrung nach verschärft sich das Thema langfristig immer mehr.
Meine Schwiegermutter verweigerte auch alles, das wir ihr anboten. Und schon gar nicht weiß durfte irgendetwas sein, nicht einmal die normalen Unterbuchsen. An dieser Stelle hat mir dann Herr Pawletko dankenswerterweise (auch wenn man hier keine Werbung machen sollte) "Pants" einer gewissen Firma mit 4 Buchstaben, die vor allem für Inkontinenzprodukte bekannt ist und mit T beginntInkontinenzslips empfohlen, die gibt's nämlich in rosa und auch in schwarz.
Der erste Versuch damals (in schwarz) lief gar nicht gut. Ständig zupfte sie dran rum, ständig fragte sie, was sie damit tun sollte, beim abendlichen Umziehen beförderte sie den "Slip" sofort unter's Bett, um ihn verschwinden zu lassen. Gut, dachte ich damals, die Zeit ist noch nicht reif - und wir wurstelten uns wieder so dahin. Ein paar Wochen später in rosa versucht - Gar nicht akzeptiert.
Letzte Woche aber eskalierte das Problem wieder und ich hatte einfach genug - und zog ihr die schwarze "Unterhose" einfach an. Ohne viel Federlesens. Ich sagte gar nichts dazu außer eben, "schau, hier ist die frische Unterhose". Natürlich bemerkte meine Schwiemu, dass sie sich anders anfühlt, dem begegnete ich mit einem kurzen "gell, die hat einen etwas anderen Stoff" -und aus. Ich wollte dem ganzen keine Bühne geben. Und glücklicherweise hat das geklappt, seitdem nimmt sie sie problemlos an. Zumindest protestiert sie nicht und lässt sie oben. Ich glaube auch, dass es half, dass eine für sie etwas jüngere Frau, auf die sie große Stücke hält, und der ich das Problem anvertraute, mal "zufällig" meinte : "Oh, ich sehe, du hast auch die gleichen Slips wie ich. Die sind super, die trage ich auch immer, mit denen kann nix passieren, wenn's mal stressig ist " (natürlich frei erfunden).
Gibt's da vielleicht irgendjemanden, den ihr ins Boot holen könnt, der solche gezielten Bermerkungen streuen könnte?
Wir haben die Lade in ihrem Kasten, wo sonst die Unterhosen lagerten ausgeräumt und dort die Inkontiversorgung hineingelegt - so dass es auch ihrer täglichen Routine entspricht und nicht etwa erst etwas aus einer Plastikpackung genestelt werden muss. Ich denke, dass auch die schwarze Farbe viel zur Akzeptanz beiträgt, es sieht weniger wie Windeln aus.
Momentan bin ich in Verbindung mit unserer Krankenkasse um zu erforschen, was es da gibt, das die Kasse übernimmt. Ich weiß nicht, wie das in D gehandhabt wird; bei uns können - je nach Krankenversicherungsträger - gewisse Pflegeprodukte vom Arzt verordnet und bei Bedarf paketweise nachhause geschickt werden. Und auf Dauer brauche ich etwas Dickeres, Saugstärkeres. Und eben etwas, das wir nicht selber finanzieren müssen, auf Dauer geht das nämlich ganz schön in's Geld.Faierweise muss ich aber eines sagen: Das Stuhlproblem an sich, nämlich, dass sie überall hinkotet, wenn gerade niemand aufpasst, das lösen die Inkoslips nicht. Bzw. Kotflecken an Toilette, Boden, Wänden der Toilette verhindern sie auch nicht. Aber sie entschärfen die Situation zumindest ein wenig. Der Verschmutzungsgrad insgesamt (der ungeputze Po durchweichte schnell alle Schichten der Kleidung und ging dann auch bis in die Polsterung der Küchenbank etc.), gewisse kleinere, vor allem "Lulu-Unfälle" werden abgefedert; das Material saugt etwas und geht nicht sofort auf die Haut (Stichwort roter Po) und vor allem erspart es das Waschen von täglich mehreren angekoteten Unterhosen. Auch wenn ich sonst kein Fan von Wegwerfdingen bin, Stichwort Müllbelastung, aber in dem Fall entlastet es das tägliche Zusammenleben.
Alles Liebe, viel Kraft und Durchhaltevermögen!
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Hallo in die Runde, ich möchte noch zwei Gedanken zu dem ausführlichen Erfahrungsaustausch beitragen:
Wenn Sie so wie Wissensucherin selbstbewußt und entschlossen auftreten, kann das einen mitreißenden Effekt haben, leider gelingt dies nicht immer, aber es bleibt trotzdem richtig, aber lange Diskussionen schaden fast immer!
Hilfreich ist auch noch in dieser Phase das sogenannte "Kontinenztraining", d.h. Sie notieren sich die Zeiten und versuchen vorher ganz selbstverständlich zum Toilettengang zu motivieren. Wer sich mal wissenschaftlich mit der Kontinenzförderung beschäftigen will, es gibt einen "nationalen pflegerischen Expertenstandard" vom DNQP. Den müssen Pflegedienste kennen.
Ihnen wünsche ich, dass Sie viel ausprobieren und dann den richtigen Trick finden. Ihr Martin Hamborg -
Hallo,
auch ich habe bei meiner Mutter mit den Windelpants gute Erfahrungen gemacht. Wir haben einfach die Unterhosen "verschwinden" lassen und statt dessen die Pants in die Schublade gelegt. Meine Vorredner kann ich bestätigen: Das Problem bleibt bestehen mit der Tendenz sich zu verschlimmern. Leider. Auch das Kotschmieren, das sich bei einigen Kranken zeigt, wird nicht verhindert.
Hier noch etwas zur Kostenübernahme: auch die Pants sind verordnungsfähig. Wichtig ist, dass das Produkt eine so genannte Hilfsmittelpositionsnummer hat und im Hilfsmittelverzeichnis der GKV gelistet ist. Dann kann der Arzt auf einem rosa Kassenrezept verordnen, am besten mit dieser Nummer. Zum Beispiel: 15.25.31.5xxx bedeutet "Inkontinenzwindelhosen/Inkontinenzunterhosen, erhöhte Saugleistung, Größe 3". Im Sanitätshaus kann man sich dann ein entsprechendes Produkt heraussuchen lassen. Die Größe bezieht sich auf die Saugstärke und nicht auf die Kleidergröße. Ich bin so vorgegangen: Ich habe mir von verschiedenen Herstellern Produktproben geben lassen und für meine Mutter ein passendes herausgesucht. Dann habe ich dem Hausarzt mitgeteilt, welche Nummer er auf das Rezept schreiben muss. Der war sehr kooperativ, aber ich habe auch schon gehört, dass Ärzte behaupten, man müsse die Windeln selbst bezahlen. Das stimmt nicht! Hier noch der Link zum Hilfsmittelverzeichnis: https://hilfsmittel.gkv-spitze…/hmvAnzeigen_input.action
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