Hallo,
bin ziemlich hilflos und sehr verletzt.
Seit geraumer Zeit ist mir aufgefallen das meine Mutter Wortfindungsstörungen hat, es fällt ihr partou nicht ein. Ich aber auch zu dem erzählten keinen Zusammenhang finden kann und wo ich dabei ansetzen kann, um ihr da helfen zu können. Es gab Situationen das sie die Termindaten wie Arzt oder Lymphdrainage das Datum verkehrt las. z.B.: 13.08.20 ( den Monat August als Tag und den Tag als Monat gelesen hat). Im letzten Monat mehrmals aufgefallen. Ich war geduldig und habe ihr das erklärt das es anders rum lesen sollte. So jetzt am jetzt letzten Freitag hatte ich Geburtstag. Sie, sonst die Jahre immer schon sehr früh mir telefonisch gratulierte. Diesmal überhaupt nicht. Dann hatte sie es vergessen , ich nahm es ihr überhaupt nicht übel. Gibt schlimmeres dachte ich. Am Samstag haben wir im kleinen Kreis bei Kaffee und Abendessen zusammen gesessen. Meine zwei Erwachsenen Töchter, die eine mit ihrem Mann und 1 1/2 jährigen Kind und der Freund der zweiten Tochter, mein Mann und meine Mutter. Mein Mann hatte sie mit dem Auto abgeholt. Bis einschließlich dem Abendessen war alles in Ordnung. Was meine Mutter schon immer sagte als sie im Laufe der Jahre älter geworden ist: Wann bringst du mich nach Hause (und das immer ohne gelogen 5- 10 x).
Nach dem Abendessen habe ich sie gefragt ob sie jetzt nach Hause möchte, ich würde sie dann fahren. Sie hat sehr merkwürdig reagiert. Was mir denn einfiele ob ich sie loshaben will, und was der Besuch denn jetzt von mir denkt. Das war noch gelinde . Meine Familie hatte sich auch gewundert. (Sie aber mir später sagten das Oma die Hörgeräte wieder nicht anhatte). Im Auto hatte sie mich angeschrien, mir an den Haaren gerissen (das war noch nie da dagewesen). Sie wird nie mehr wieder zu mir kommen. Und dann hatte sie meinen Mann schlecht machen wollen (der, wenn etwas kaputt war immer danach geschaut hat oder es erneuert hat, die Küche beim Umzug eingebaut hat und und. Dann bemerkte ich das sie ihre Hörgeräte auch nicht mehr anhatte.
Diese zieht sie immer sobald die gelegenheit da ist aus. Und wir wundern uns dann warum es so viele Missverständnisse gibt. Aber Tatsache ist das sie auch einfache Sätze nicht mehr versteht. Überhaupt nichts damit anfangen kann. Ich war sehr verletzt im Herzen weil ich für sie immer da war. Mein Bruder hat schon 2007 meiner Mutter gesagt das er nichts mehr mit ihr zu tun haben will. Ich habe das nicht verstehen können und auch seither kunen Kontakt mehr mit ihm. Ich hatte es noch zweimal versucht, aber nichts zu machen. Was soll ich jetzt mit meiner Mutter machen? Sie wohnt alleine, morgens und abends kommt die Sozialstation um ihr die Kompressionsstrümfe an und auszuziehen + Medikamente einmal in der Woche die zu richten.
Soll ich mit ihrer Hausärztin oder mit der Sozialstation kontakt aufnehmen. Ich bin berufstätig, Habe vor einigen Jahren kompletten Berufswechsel gemacht was für mir schon sehr viel Kraft kostete. Möchte aber gerne noch Zeit für meinen Enkel haben. Ich bin wie ausgebrannt gerade. Bitte um Rat.
lieben Dank
Meine Mutter ist 85Jahre, 2007 ist mein Vater an Prostatakrebs verstorben, wohnt alleine, Pflegegrad 1
Ist es Alzheimer oder Demenz? Was kann ich als Tochter tun?
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Hallo Gloria,
auch ich bin die Tochter einer demenzkranken, im letzten Jahr verstorbenen Mutter. Auch meine Schwiegermutter lebt seit 2 Jahren wegen ihrer Demenz in einem Pflegeheim.
Die Frühsymptome der Kranheit, die Du beschreibst, kenne ich aus eigener Erfahrung auch. Wie Hanne schon schreibt, man muss lernen, damit umzugehen und es nicht persönlich nehmen.
Das Wichtigste jetzt ist die ärztliche Diagnose. Gibt es denn schon eine? Am Anfang der Erkrankung bewahren sich viele noch eine Fassade und täuschen damit Arzt und andere Menschen, die sie nicht so gut kennen. Sie selber wissen insgeheim meistens, dass mit ihnen etwas nicht stimmt, wollen es aber so lange wie möglich verheimlichen. Diskussionen, ob nun etwas real ist, wer was gesagt hat, wer was vergessen hat, führen zu nichts. In diesem Stadium der Erkrankung können Angehörige viel Porzellan zerschlagen. Bei meiner Schwiemu gab es endlose Diskussionen um Vollmachten, Notrufknopf, Essen auf Rädern,... Alles wurde abgelehnt und als Angriff gewertet.
Holen Sie sich die Hausärztin ins Boot. Betonen Sie, dass Sie sich Sorgen machen. Es gibt validierte Tests, um die Erkrankung festzustellen: Uhrentest, mini-mental-Statustest,... Wenn es eine Alzheimer-Erkrankung ist, gibt es Medikamente dagegen, die den Fortschritt der Erkrankung verlangsamen können.
Als zweiten Schritt könnte man eine Tagesbetreuung anregen. Wichtig ist auch, die Wohnung demenzsicher zu machen: Herd, Feuerzeuge, Wasserstop-Vorrichtungen im Badezimmer,...
Ich wünsche Ihnen viel Kraft. Sie finden in diesem Forum wirklich gute Tipps und Erfahrungsberichte.
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Sehr geehrte Fragenstellerin,
die wertvollen Anregungen und Empfehlungen von "hanne63" und "Lulu" kann ich uneingeschränkt unterstützen. Für viele betroffene Angehörige von Demenzkranken kommt irgendwann (leider) der Punkt, an dem das bisherige Modell von Unterstützung, Pflege und Versorgung so nicht mehr funktioniert. Naturgemäß gibt es in dieser Phase häufig viele Zweifel und offene Fragen, nicht nur in Bezug auf das, was zukünftig der beste Weg für den Erkrankten sein könnte, sondern auch in Bezug auf das persönliche Verhältnis zwischen Demenzkrankem und Pflegenden.
Demenzerkrankungen sind leider immer auch heimtückisch und vielschichtig, da sie nicht nur mit geistigen Einschränkungen, sondern auch mit einer Vielzahl von Verhaltensauffälligkeiten einhergehen, die nur sehr schwer auszuhalten und noch schwerer verständlich sind.
Hilfestellungen von "außen" und eine realistische Beurteilung des Erkrankungsstadiums der Demenzerkrankung sind sehr sinnvoll. Die Hausärztin bzw. der Hausarzt spielen dabei zunächst eine zentrale Rolle. Eine weiterführende Abklärung kann bei Bedarf veranlasst werden, z.B. vorübergehend in einer gerontopsychiatrischen Station, falls dies für medizinisch erforderlich erachtet wird. Fragen zur Vorsorgevollmacht bzw. generell rechtliche Befugnisse der Interessenvertretung sind in diesem Zusammenhang zu klären, damit für später sicher auftretende Schwierigkeiten eine klare Verantwortlichkeit benannt ist. Häufig behalten sich nahestehende Verwandte dieses Recht vor und geben es nicht an Dritte ab, wobei die eigentliche Versorgung und pflegerische Unterstützung zusehends an professionelle Pflegende "ausgelagert" wird.
Entscheidend ist auch, dass Sie persönlich Ihre individuellen Belastbarkeitsgrenzen kennen und akzeptieren. Die Pflege von Demenzerkrankten wird zunehmend schwieriger - Sie haben offensichtlich bereits schon sehr viel Gutes für Ihre Mutter getan! Auch eine Selbsthilfegruppe kann im Umgang mit neuen Symptomen der Demenzerkrankung und den Erfahrungsaustausch in der Gruppe ein sehr wertvoller Rückhalt in schwierigen und belastenden Zeiten sein.
Meine Empfehlung: Nutzen Sie alle Ressourcen, bleiben Sie nicht allein mit dieser Situation und handeln Sie zeitnah!
Ich wünsche Ihnen ebenfalls viel Kraft in dieser schwierigen Situation!
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. E. Kaiser
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Ich denke, dass Gloria erstmal wissen möchte, ob die Verhaltensweisen ihrer Mutter ein Zeichen für Demenz sein können. Eine Diagnose gíbt es wohl noch nicht, oder?
Die von Gloria beschriebenen Sachen, die sie mit ihrer Mutter erlebt, kenne ich auch gut von meiner Mutter. Auch wir haben keine Diagnose bisher. Meine Mutter hält sich für gesund und würde sich beim Arzt nicht auf Demenz untersuchen lassen deshalb. Wir als einzige Vertraute werden beschuldigt, sie ausspionieren zu wollen... sie hat gesagt, dass sie einen Kontaktabbruch will... und alle Vollmachten (Bank etc.) für mich widerrufen.
Ebenso schließt sie alle möglichen teuren Verträge auf einmal selber ab, die vorher von uns für sie liefen, damit sie keine Kosten und keinen Aufwand hatte.
Will sie alles nicht mehr. Denn es ist ja alles nur, um sie auszuspionieren. Darauf ansprechen darf man sie nicht, denn sie ist selbstverständlich klug/selbständig/unabhängig und WIR sind wohl behandlungsbedürftig und sollen uns untersuchen lassen.Vorher war sie auch unkompliziert, nett und freute sich über all die großen und kleinen Dinge, die wir für sie taten.
Allerdings erinnert sie sich an Termine /Geburtstage etc. und reagiert darauf bzw. hält alles ein. Deshalb weiß auch ich nicht, wie ich reagieren soll und was es nun tatsächlich sein kann.
Mit ihrem Arzt habe ich gesprochen, dem hat sie erzählt, dass alles gut und normal sei. Also nichts von ihren massiven Beschuldigungen und Beschimpfungen und dem von ihr gewünschten Kontaktanbbruch.
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Hallo,
Danke für die sehr hilfreichen Antworten. Meine Mutter hat soviel ich weiß, noch einen Termin bei ihrer Hausärztin.
Werde nochmals mit ihr telefonieren. Letztens habe ich mit der Arzthelferin telefoniert, die sagte noch sei die Ärztin gerade im Urlaub, habe angemerkt das meine Mutter sich z.T. sich anders verhält auch aggressiv gegenüber mir war. Sie meinte das sie dann Tests mit ihr machen würden, die sie als solche nicht wahrnehmen könnte.
Was ich jetzt auch machen werde, ist einen Pflegeplatz für sie suchen, für den Falle aller Fälle. Wie ich jetzt auch von ihnen und anderen mitbekommen habe das die Plätze mit langen Wartezeiten verbunden sind. Danke
Was ich ein paarmal bemerkt hatte das sie als mal einen blauen Fleck unterhalb eines Auges hatte. War sie gestolpert? Sie sagte nur als das kommt als mal raus.
Meine Mutter hat auch Osteoporose ziemlich vorangeschritten. Das erste Jahr bekam sie hochdosiertes Vitamin D und weitere Medikamente.
Kann es sein das dies auch etwas damit zutun hat? Wenn mal so hoher Mangel war.
Grüße Goria -
Sehr geehrte Fragestellerin,
Osteoporose ist meist eine über einen längeren Zeitraum sich anbahnende Erkrankung, die nicht direkt mit der Entstehung einer Alzheimer-Demenz zusammenhängt. Vitamin D ist wichtig für den "Einbau" von Kalzium in die Knochensubstanz, was zur Stabilität der Knochen beiträgt. Vitamin D hat natürlich auch in anderer Hinsicht günstige Wirkungen, auch in Bezug auf psychische Verfasstheit und Stimmung eines Menschen. Die Alzheimer-Erkrankung wird aber nach gegenwärtigem Stand des medizinischen Wissens nicht direkt oder indirekt durch einen Mangel an Vitamin D ausgelöst.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. E. Kaiser
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