Psychotisches erleben

  • Parkinsonsyndrom i.S. MSA bei einem 55-j. Patienten mit immer wiederkehrenden Äusserungen im Essen und Trinken mit Drogen versorgt zu werden. Diese Problematik hatten wir bereits Jahre bevor die Diagnose gestellt wurde und mit Madopar eingestellt wurde. Die Situation hat sich sogar viel gebessert unter der Medikation Madopar und war erträglich. Was könnte jetzt zur psychische Verschlechterung geführt haben. Mir ist bekannt, das bei Parkinson und Harnwegsinfekten die Grunderkrankung sich verschlechtern kann, jedoch fraglich ist, ob dies die Ursache sein könnte, da seit Februar der HWI bei liegendem BDK besteht und nach 3 Aufenthalten im KH und weiterer Ärzte keine Behandlung des HWI erfolgte.

    • Offizieller Beitrag

    Sehr geehrter Fragesteller,


    anhand Ihrer Schilderung des Behandlungsverlaufes könnte durchaus eine ungünstige Dosierung von Madopar zum jetzigen Zeitpunkt psychotisches Erleben miterklären. Diese mögliche Erklärung würde aber voraussetzen, dass sich die bisher als effektiv erwiesene Strategie der Madopardosierung und Dosisverteilung durch eine veränderte Verstoffwechselung von Madopar im Magen-Darmtrakt oder aber durch ein deutliches Fortschreiten der MSA per se verändert hat. Bei HWI werden zudem häufig auch Ciprofloxacin basierte Antibiotika eingesetzt, die auch in Dosierungen zwischen 500 und 1000 mg bereits psychotisches Erleben als Nebenwirkung mit sich bringen können. Es wäre daher auch denkbar, dass eine bereits länger zurückliegende antibiotische Behandlung eine psychotische Entwicklung angestoßen hat und nun das dopaminerge Gleichgewicht nachhaltig gestört ist. Der dritte Aspekt ist ein Fortschreiten der MSA, sodass auch hier eine Dosisanpassung von Madopar angedacht werden sollte. Schließlich können aber auch ungenügend behandelte HWIs im Sinne einer Delir-begünstigenden Begleiterkrankung psychotische Symptome bzw. psychische Auffälligkeiten mitbedingen.

    Alle genannten Varianten sind zwar denkbar, aber ihre Richtigkeit ist nur schwer beweisbar. In der Praxis wird vermutlich eine kontrollierte und ärztlich engmaschig begleitete Anpassung UND ggfs. Dosisneuverteilung von Madopar eine Möglichkeit sein. Ein PET-CT-Scan des Gehirns kann das Ausmass der Veränderungen sichtbar machen, evtl. gibt es auch frühere Aufnahmen, die dann damit verglichen werden könnten.


    Mit freundlichen Grüßen,


    Dr. E. Kaiser

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