wie mit verändertem mentalen Zustand umgehen?

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  • Hallo zusammen,
    momentan bin ich ziemlich belastet und phasenweise verzweifelt: meine Mutter (seit heute 90 J.) ist seit 1 Jahr in meinem Heimatort im Pflegeheim, zunächst wegen Verletzungen nach mehreren Stürzen, Herzschwäche, stark eingeschränkte Mobilität und beginnender Demenz. Letztere hat nach meiner Einschätzung gerade einen Schub erfahren, sie ist nun auch in 1 Woche angeblich zweimal gestürzt, einfach durch einen Aussetzer. Neuerdings ist sie deutlich aggressiver, war vormals meist gut gelaunt und freundlich. Heute nun haben wir sie zum 90. Geburtstag zum Mittagessen abgeholt, was sie genossen hat. Danach war sie bis zum Spätnachmittag noch bei mir zuhause, am Samstag gibt es eine etwas erweiterte Feier in meiner Wohnung, mit meiner Schwester und Familie, 9 Leute, also nicht so groß.


    Nun ist es so, dass sie gerade total auf einem Thema hängenbleibt, eine Situation (Pflegerin hat sich Krankenvers.karte für den Arzt von ihr geben lassen, also nichts besonderes), die sie immer wieder in neuen Variationen erzählt, total wütend dabei wird, ich habe verschiedene Varianten als Reaktion versucht zum Deeskalieren - Situation versucht zu erklären, alternativ angeboten, mit der Pflege zu sprechen, alternativ versuchter Themenwechsel.... Sie kommt einfach nicht darüber hinweg, obwohl sie sich die Karte bereits hat wiedergeben lassen, was sie dann wieder vergessen hat.
    Dann wieder berichtet, jemand habe gesagt, sie gehöre überhaupt nicht ins Heim - heute ist mir dann der Kragen geplatzt und ich habe (völlig unprofessionell) gesagt, ich halte sie doch nicht hier, sie könne sich ja ihre Sachen packen und nach Hause bringen lassen - daraufhin war sie völlig erschrocken, hat die Vorteile des Heims aufgezählt und nachher mehrmals mit Tränen in den Augen gebeten, ich solle ihr doch bitte nicht böse sein - wie ein Kleinkind. Ich bin überhaupt kein aggressiver Mensch und streite nicht gern, habe auch gesagt, ich sei nicht mehr böse ....


    Es ist nun einfach definitiv ein anderer Mensch vor mir und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Immer wieder dasselbe, längst geklärte Thema..
    Ich wurde letztens explizit gebeten, klipp und klar zu sagen, dass Nachhause keine Option mehr ist, auch das habe ich letzte Woche gesagt - natürlich darf meine Mutter darum traurig sein, ich bin es ja auch, doch mit dieser Aggression komme ich sehr schlecht klar, würde mich am liebsten wieder mehr zurückziehen.
    Nun hat sie heute hier auch geäußert, wenn Pflegerin X nochmal dies und das macht , bekomme sie von ihr eine gelangt - wusch, solche Töne kannte ich nur von meinem stets aggressiven Vater, vor 2 J. verstorben nach Demenz, was schon mit sehr viel Aufregung verbunden war.
    Ich weiß gerade einfach nicht, wie ich dies verkraften soll, bin selbst chronisch erkrankt, meine Schwester, vorher jahrelang mit der Betreuung beider Eltern belastet, hat sich mit Besuchen im vergangenen Jahr stark zurückgehalten, Corona machte es ja nicht leichter.


    Also wenn jemand dazu was einfällt, wäre ich sehr dankbar.
    Danke fürs Lesen!!


    Herzliche Grüße
    Rose

  • Hallo Rose,


    das, was du schreibst, dass kenne ich auch in einer ähnlichen Form.


    Meine Schwiegermutter hat schon lange diese zwei Seiten. Ich bin auch der Meinung, dass die meisten Menschen unter ihrer oberflächlichen freundlichen Schale, auch noch anderes schlummern haben.
    Ich habe schon mehrmals die Erfahrung gemacht, dass Menschen, wenn sie gefühlt noch einigermaßen mit dem Leben zurecht kommen, auch in schwierigeren Situationen noch ihren ursprünglichen Charakter einigermaßen behalten. Aber sobald die eigene Hilflosigkeit und Abhängigkeit eine gewisse Grenze überschreiten, kommt auch das, was unter der Oberfläche liegt, zu Tage.


    In einer Demenz, in der einige Anlaufstellen im Gehirn wegfallen, haben Bedürfnisse es schwer, Gehör zu finden. Und das kann, so mein Verständnis, belastend sein. Meine Schwiegermutter hat ein ähnliches Problem mit ihrer Gesundheits-, aber auch mit ihrer Bankkarte. Sobald diese mal gebraucht wird, weil man beim Arzt ein Rezept im neuen Quartal abholen muss oder weil sie Geld braucht. Dann vergisst sie oftmals, dass sie selbst die Karte weitergegeben hat.
    Und durch dieses Vergessen, wird ein Grundbedürfnis sozusagen im Stich gelassen. Jeder Mensch hat seinen Besitz und wenn da etwas einfach weggenommen wird, so wie die Demenzkranken es vermuten, dann ist das, als würde man ein Teil von ihnen einfach missbrauchen, gefühlt. Das entspricht zwar nicht der Tatsache, ist aber für sie so.


    Ehrlich gesagt, ich kann damit einigermaßen gut umgehen, auch wenn ich mich dann oft wiederholen muss. Es gibt aber auch Situationen, die mich aus der Bahn werfen. Ich sage meiner Schwiegermutter dann, so wie du, warum die Karte nicht mehr da gewesen ist. Manchmal akzeptiert sie das, vergisst es aber wieder und fragt dann erneut nach. Und es kommt auch immer öfters vor, dass sie bei ihren Unterstellungen bleibt, nicht unbedingt bei mir, wir haben noch ein starkes Vertrauensverhältnis, das aber auch irgendwann vielleicht nicht mehr greift. Ich habe neulich auch die Karte für einen Tag mitgenommen, um sie am nächsten Tag sofort zurückzubringen. Sie hat mich des Stehlens und aller anderen üblen Dinge verdächtigt. Als ich wieder dagewesen bin und ihr das Geld hingelegt habe, ging es wieder.


    Meine Strategie ist die, immer wieder ruhig zu wiederholen, warum die eine oder andere Karte im Moment nicht da ist. Und wenn sie das nicht akzeptieren kann, dann ist das bei ihr so und ich akzeptiere das, versuche sie abzulenken. Geht auch das nicht, dann halte ich es einfach aus. Und manchmal verlasse ich auch den Raum, mache etwas anderes und wenn ich dann zurückkomme ist es besser. Essen und Trinken hilft manchmal auch.
    Ich habe aber auch schon die Situation erlebt, dass zum Beispiel ein Nachbar einen Strauch, der auf seinem Grundstück gewachsen ist, geschnitten hat. Er stand an der Grenze zu ihrem Grundstück. Das hat er ihr auch vorher gesagt und angekündigt. Was soll ich sagen, sie ist wutentbrannt in den Garten gelaufen, hat gesagt, mit einer älteren Frau könne man das ja machen, einfach "Ihre" Sträucher wegschneiden. Da wäre kein Respekt und kein Verständnis. Der Nachbar war total entsetzt. Als sie wieder drinnen war, habe ich diesem erklärt, dass man in einer Demenz sehr genau weiß, dass man das Leben immer ein Stück weit mehr verliert. Die dementen Menschen projizieren sich dann automatisch auf alles, was sie äußerlich besitzen. Und sobald das jemand benutzt oder nimmt, dann ist dass gefühlt, als würde man ihnen ein Stück Leben wegnehmen. Und ich weiß dass das so ist, weil ich das bei meiner Schwiegermutter schon so oft erlebt habe. Das haben die Nachbarn auch gut verstanden. Sie haben ihr dann eine sehr liebevolle Karte geschickt und dann ist es für meine Schwiegermutter auch gut gewesen.


    Wie man die Situation im Heim lösen kann, vielleicht mit einer Ersatzkarte, mit einem Blümchen, was eine Pflegerin überreicht, als Anerkennung und Danke, dass sie die Karte kurzfristig nehmen darf. Man kann das Blümchen ja selbst kaufen.


    Demenzkranke brauchen viel Sicherheit, dass man Ihnen nichts wegnimmt. Manches lasse ich aber wie gesagt im Sande verlaufen, egal wie oft sie es wiederholt, aber nur bei fremden Personen mit denen sie nichts näher zu tun hat. Bei anderen versuche ich zu vermitteln.


    Und manchmal hilft auch ein klares Wort. Das macht mein Partner. Er ist dann sehr bestimmend und rückt die Gedanken einfach gerade und Punkt. Auch das hat manchmal geholfen.
    Ich habe das auch schon gemacht, als sie fast hysterisch immer wieder auf etwas beharrt hat und sie mich persönlich angegriffen hat.


    Aber jeder Demenzkranke ist anders.


    Liebe Grüße Dich

  • Liebe Teuteburger,
    vielen Dank erstmal, dass du so ausführlich antwortest. Ich kann durchaus einiges damit anfangen, auch die Erklärung für die Angst, etwas wird von einem weggenommen.
    Ich versuche daraus zu lernen und bei einer ähnlichen Situation mal "kurz auf Toilette" oder so...
    Gestern hatten wir eine kleine Familienfeier bei mir mit 9 Pers. Familie , ich war besonders nach dem schrecklichen Donnerstag aufgeregt, doch es war überraschend schön, meine Mutter gegenüber vor drei Tagen wie ausgewechselt, zwar vergesslich und vieles falsch verstanden, aber sie konnte wieder mitreden bei alten Familiengeschichten , hat genossen, dass nach etlichen Monaten meine Schwester mit Familie dabei war und das verstehe ich ja auch total.
    Nur kann ich das allein eben nicht auffangen in der kommenden Zeit. Zum Glück darf nun wieder eine ehrenamtliche Besucherin für sie ins Heim, die alle zwei Wochen wieder kommen will.


    Ich bin sehr gespannt, ob diese richtig bösartige Seite von vor ein paar Tagen nun noch verstärkt durchkommt und da meine Mutter eben gedroht hatte eine Pflegerin ggf. zu schlagen, habe ich direkte am nächsten Morgen die Pflegedienstleitung informiert und um Besuch eines Neurologen gebeten, der nun für nächste Woche bestellt ist. Im Heim wurde sie ja neuerdings auch schon aggressiver und der zuständige Mitarbeiter fand mein Ansinnen richtig. Nur wenn meine Mutter dann gerade ihre liebe Phase hat, wird es vermutlich auch nicht viel bringen.
    Ich denke, es ist nun besser, dass ich meine Mutter erstmal nicht mehr zu mir hole, denn hier ist es meist am schlimmsten. Anfangs wurde ich bei den Verbalattecken zum Häufchen Elend, nun lasse ich meinen Ärger auch mal entspr. raus , doch aufregen tut es mich in jedem Fall.


    Und bei bösartigen Verhaltensweisen komme ich sehr schlecht klar, weil ich viel Gewalt in meiner Kindheit miterlebt habe, da kann ich auch noch so viele Therapien machen, das sitzt tief....


    Puh, ich bin wirklich sooo froh, dass ich mich hier austauschen kann.


    Danke fürs lesen und herzliche Grüße
    Rose60

  • Hallo Rose,


    schön von Dir zu hören. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass man mit der Aggression erst einmal nicht umgehen kann. Mir ist auch das sehr schwer gefallen. Im Grunde hätte ich am liebsten alles hingeschmissen, nachdem das immer stärker zugenommen hat. Wenn meine Schwiegermutter körperliche Probleme hat, wie nach einem Sturz, dann hat sie innerlich keinen Anpack mehr und dann kann sie richtig, richtig gemein werden. Sie hat sich aber jedesmal wieder recht gut erholt. Trotzdem bekommt jeder dann sein Fett ab, für ihr Leiden. Sie verliert dann enorm an körperlicher und geistiger Substanz. Die Seniorenbetreuerinnen, die dass auch hin- und wieder erlebt haben, haben natürlich Verständnis für sie, aber sie haben auch gesagt, dass ich es sehr schwer mit ihr habe und sie haben mich ehrlich bedauert. Und diese Frauen haben teilweise 30 Jahre in der Pflege gearbeitet.


    Wie ich in dem anderen Thread geschrieben habe, habe ich aber meine Grenzen der Belastbarkeit immer ein Stück weit verschieben können. Aber ich habe da auch lange für gebraucht.


    Es freut mich, dass du mit meinen Erfahrungen etwas anfangen kannst. Und es tut auch mir gut zu wissen, dass ich nicht alleine damit bin.


    Es ist auch nur allzu natürlich, dass Deine Mutter im Kreise der größeren Familie besser zurecht kommt, als wenn man alleine mit ihr ist. Das ist bei uns genauso.
    Und es ist dann auch kein Unterschied, ob man sie im Heim besucht oder ob sie bei einem Zuhause ist. Sie wird sich nach der damaligen Zeit zurück sehnen, als ihre Gefühle und Bedürfnisse noch einigermaßen befriedigt werden konnten und das kann man als Einzelner ihnen aber nicht geben. Das habe ich auch immer wieder feststellen müssen.


    Ich versuche immer Verständnis für die Demenzkranken aufzubringen. Und ich weiß, dass Menschen, sich gerne projizieren, auch auf einzelne Verwandte, die es gut mit einem meinen. Aber leider wird das, was derjenige geben kann, denjenigen trotzdem nicht ausreichen, wie gesagt, und dann wird man auch gerne zum Prellbock oder halt die Pfleger.
    Wenn ich Aggressionen erlebe, dann sehe ich dahinter immer den Verlust, den der Demenzkranke in sich jetzt erlebt und das hilft mir meist beim Ruhigbleiben und beim Verstehen. Allerdings gestehe ich auch mir zu, dass auch ich diesen Verlust nicht in vollem Umfang auffangen kann, weil ich auch noch viel um die Ohren habe und ich nicht nur für denjenigen alleine da sein kann. Und das sage ich dann auch ehrlich. Ich sage, wo ich mit Freude helfen und geben kann und wo ich es nicht kann.
    Das hat so manche Situation schon entschärft, auch wenn erstmal Widerstand da war. Dann kommt oft der Spruch: Das verlange ich auch gar nicht von dir. Und ich denke dann: Doch, du verlangst von mir eine Lösung, für all deine Probleme, die du vor Jahren hättest selbst lösen können. (Vor der Demenz) Stattdessen hast du dein Alter und alle deine Bedürfnisse, die damit zu tun haben, verdrängt, egal wie oft ich dich darauf angesprochen habe.
    Und das gibt mir dann Halt, zu wissen wie die Situation jetzt ist und warum sie so ist, wie sie ist.


    Für mich ist bei all dem nur wichtig, dass ich dann wieder gehen kann, ich nach Hause kann und ich auch mal Zeit für mich habe, meist nachts im Bett, um mir solche Umstände bewusst zu machen.


    Am schwersten einzugestehen ist für mich, eben nicht alles auffangen zu können, wonach der Demenzkranke verlangt. Aber ich gebe, wie gesagt, gerne das, was ich geben kann. Und da lasse ich mich auch nicht von ihren Aggressionen abschrecken. Bevor ich das alles mir bewusst gemacht habe, habe ich mich total hilflos, ausgeliefert und am liebsten auf der Flucht gesehen.


    Ich selbst habe in der Familie nicht direkt Gewalt erlebt, vielleicht redet man sich die Tracht Prügel, die es alle Schaltjahre gegeben hat auch schön, weil ansonsten hier ein gutes Verhältnis dagewesen ist, aber in meinem Umfeld hat es einige Jahre viel Gewalt gegeben in der Schule ect. Ich habe das deshalb auch nicht gut aushalten können. Aber durch meine Überlegungen funktioniert es erstaunlicherweise immer besser. Ich sehe hinter jeder Gewalt die eigene Hilflosigkeit, unbefriedigte Bedürfnisse und Verluste. Und das hat mir enorm dabei geholfen, immer weniger Angst vor diesen Aggressionen zu haben.


    Liebe Grüße an Dich Rose

  • Liebe Teuteburger,
    vielen Dank nochmal für deine verständlichen Erklärungen.
    Manchmal weiß ich selbst nicht so genau, was es mir so schwer und aufregend macht. Ich habe vor allem eine sehr unschöne Vorgeschichte mit meiner Mutter zusammen erlebt und habe ihr immer eine Art "Happyend" für ihr Leben gewünscht. Nun ist mein Vater, der sie ihr Leben lang abgewertet und dominiert hat, nicht mehr da und da wurde sie selbst zunehmend dement.


    Das tut mir immer wieder sehr leid, auch wenn es natürlich niemandem hilft. Ich versuche mich in sie hineinzuversetzen und kann mir schon vorstellen, dass nun phasenweise wieder genau das geschieht, was sie seit Jahrzehnten erlebt hat - nämlich dass über ihren Kopf hinweg Dinge entschieden wurden, sprich wir hatten keine bessere Wahl als sie im Heim zu belassen.
    Das Heim ist wirklich sehr gut geführt, sie hat ein schönes Zimmer, sagt alle Pfleger seien immer sehr nett zu ihr, ich kann jederzeit einen Hausarzt und/oder Neurologen/Psychiater hin bestellen, das Krankenhaus für evtl. weitere Stürze direkt gegenüber, ein Seelsorger schaut nun regelmäßig nach ihr, den sie sehr nett findet - also wirklich viel Gutes. Nur eben die vertrauten Gesichter aus ihrem Heimatort - den sie übrigens jahrelang immer wieder verteufelt hat und wo sie auch die letzten Jahre immer wieder weg wollte - die fehlen nun. Und eben bezeichnet sie neuerdings einzelne Pflegerinnen als "hinterlistiges Biest", fühlt sich beklaut etc.


    Aber wie du auch schon schreibst, so geht es mir ebenfalls - das Gefühl, eigentlich nie genug geben zu können. Vielleicht sitzt das Mangelgefühl zu tief.
    Wenn ich nur den Hauch einer Überzeugung hätte, dass dies mit einer ausländ. Pflegekraft am Heimatort dauerhaft anders wäre, würde ich noch versuchen, meine Schwester zu überreden - die im Übrigen immer noch Panik hat, dass meine Mutter zurückkommt.
    Vor dem Heimaufenthalt hat meine Schwester als Betreuerin die Aggressionen abbekommen, ich die letzten Jahre auf Abstand eigentlich nicht. Daher bin ich nun jedesmal verdattert, wenn ich einen Ausbruch abbekomme.
    Nun nach überstandenem 90.Geburtstag versuche ich mich zu erholen. Entgegen meinen Befürchtungen war der Tag inFamilie richtig schön und gelungen, meine Mutter sehr dankbar.
    Ob sie heute noch viel davon weiß? Keine Ahnung...
    Ob ich ihr Unrecht tue? Diese Frage bewegt mich weiterhin...


    Ganz herzliche Grüße
    Rose60

  • Hallo Rose,


    das, was du schreibst, das kann ich gut nachvollziehen. Ein Happy End, wäre schön, aber das kann es bei solchen Konstellationen kaum geben.


    Auch meine Schwiegermutter glaubt, dass immer über ihren Kopf hinweg entschieden worden ist. Auch wenn es nicht so schlimm gewesen ist, wie bei deiner Mutter und bei deinem Vater, so hat sie doch in einer ständigen Abhängigkeit von anderen gelebt. Andererseits hat sie aber auch nie ein eigenes Leben gewollt. Ihre Welt war klein und recht eng gestrickt. Sie hat auf sich selbst kaum Wert gelegt und jetzt, wo ihr Körper mehr Zuwendung braucht und ihr Geist mehr Zuwendung braucht, als sie das früher gemacht hat, da ist da nichts, nichts, was sie noch von anderen annehmen kann und sie will es auch nicht. Sie will im Grunde ihr altes Leben in mittleren Jahren zurück haben.


    Im Demenzzentrum hat man mir das genau und nachvollziehbar erklärt. Ich kann machen, was ich will, ich kann ihr das vergangene Leben nicht wiedergeben.


    Ob es über eine ausländische Pflegekraft besser funktionieren würde, das kann man nicht wissen. Es kann genauso gut das Gegenteil der Fall sein. Um es genau wissen zu können, dafür müsste sich der Demenzkranke vor seiner Krankheit tief in die Materie eingearbeitet haben, damit auch in der Demenz hier noch etwas von übrig geblieben wäre, sozusagen im Unterbewusstsein.
    Meine Schwiegermutter hat einen dermaßen starken Willen und sie würde, wenn sie nicht wirklich total hinfällig wäre, jeden hinausekeln, der in ihrem Haus einziehen würde.


    Sie hätte aber die Gelegenheit, über einen Seniorenservice einfach mal mehrere Tage das auszuprobieren. Das macht sie aber nicht.


    Glaubst du, dass deine Mutter das gemacht hätte? Alle Entscheidungen bleiben bei uns und ich kann die Schwester gut verstehen und auch ihre Panik.


    Die jetzige Situation ist, so wie ich das lese, schon recht ideal. Ich würde höchstens die Familie bitten, dass sie regelmäßige Besuche bei ihr macht. Das Zuhause von früher wird es nicht mehr geben. Und auch eine ausländische Pflegekraft wird nicht zwingend über Weihnachten da sein. Auch diese kann mal krank werden, ect. Und dann.


    Wenn ein Mensch, egal, ob jung oder alt, keine eigenen Interessen im Leben hat oder gehabt hat, die ihm auch dann weiterhelfen können, wenn er eingeschränkter leben muss, dann zerbricht ein Teil vom Leben in ihm. Manche ziehen sich dann ganz zurück und andere werden aggressiv. Manche wechseln auch mal die Seite. In einer Demenz, deren Ursache weitgehend noch unklar ist, fehlen ohnehin die Zugriffe auf ein geistig eigenständiges Leben.


    Das kann man nicht ganz auffangen, sondern nur Anteile davon. Ich finde das auch sehr traurig.
    Aber wenn ich in andere Länder schaue, dann geht es uns einerseits noch gut, wenn man ein solches Pflegeheim gefunden hat, wie ihr. Und doch ist die Auseinandersetzung damit oftmals belastend. Besser als anderswo ist noch lange nicht gut.


    Liebe Grüße

  • Liebe Rose,


    auch ich kann Ihre Fassungslosigkeit gut verstehen, obwohl ich früher eher entspanntere Erfahrungen mit meinen Eltern, speziell mit meiner Mutter hatte.
    Als ihre Demenz weiter fortschritt, habe ich dann aber auch "Erlebnisse der dritten Art" mit ihr gehabt, wenn sie mich plötzlich angerufen und beschimpft hat: Sie wolle mich am liebsten gar nicht mehr sehen, ich achte sie nicht, ich sei eine Egoistin, etc.pp. Weil sie z. B. etwas verlegt hatte und glaubte, das habe ich weggeschleppt.


    Bei solchen plötzlichen Ausfällen haben mir z. T. wirklich die Knie und die Hände gezittert, denn ich kannte sie bis dahin nur als sehr freundlich, anhänglich und liebevoll, eher etwas klammerig.
    Ein paar Stunden später war dann alles vergessen und ich war wieder das Liebste.


    Inzwischen sind solche Ausfälle wieder fast vollständig zurückgegangen; vielleicht macht Ihnen das ein wenig Mut.


    Neben Teuteburgers Hinweis auf Aggression als Ventil für Hilflosigkeit und Frustration, die anders nicht bewältigt werden können, fallen mir noch zwei Dinge ein, die vielleicht eine Überlegung wert sein könnten:


    Ihre Mutter scheint ja noch einigermaßen fit in der Kommunikation zu sein und sich doch auch noch konzentrieren zu können.
    Und jetzt hat sie dass Problem, dass Sie und die Pflegerinnen im Heim, die ja Vertrauenspersonen für sie sind, an die sie sich wenden möchte und muss, zugleich die Fiesen sind, die alles falsch machen, stehlen, über ihre Bedürfnisse einfach hinweggehen, etc.. Das muss ein sehr quälendes Dilemma für sie sein.


    Ich habe manchmal, wenn meine Mutter so auf mich oder einen anderen Sündenbock losfuhr, den Spieß umgedreht und sie - wenn ich wieder ruhig atmen konnte -, ganz ruhig und aufmerksam gefragt: "Und Du? Was würdest Du denn tun, wenn ... (es Deine Mutter wäre / alles andere auch nicht funktioniert hat / es um Deinen Mann ginge / Du auch nicht genau wüsstest, wie man es richtig macht?)" - je nach Situation.
    Nicht, um einen richtigen Plan zu hören, den sie in ihrer Aufregung ja gar nicht haben konnte, sondern damit meine Mutter Gelegenheit zum Nachdenken hatte, die Phantasie spielen lassen musste, um sich in eine andere Rolle hineinzuversetzen, sich ein bisschen sammeln und konzentrieren konnte und die Gelegenheit hatte, mir etwas von ihren eigenen Gedanken und Gefühlen mitzuteilen.
    Da kam dann oft zurück: "Ich wäre viiiiiel respektvoller!" oder "Ich würde ihn einfach in Ruhe lassen!", aber auch Dinge wie "Hach, man lebt halt einfach zu lang..." oder "Sei Du mal in meiner Situation..."
    Da konnte ich dann manchmal etwas besser verstehen, was gerade ihr Problem oder ihre Stimmung war, und manchmal war das dann auch der Anfang zu einem etwas ruhigeren Gespräch. Und bei ihr war dieser erste wilde, wütende Affekt dann irgendwie so aufgefangen, dass sie daraus auch wieder in ein normales Gespräch oder eine mehr "partnerschaftliche" Diskussion finden konnte, selbst wenn das Problem damit natürlich nicht unbedingt zu lösen war.
    Ich glaube, auch für sie war es dann oft angenehmer, aus dem Furien-Modus wieder zurückzufinden und wieder mehr bei sich zu sein.
    Wenn Ihre Mutter sich also noch einigermaßen mitteilen kann, wäre es vielleicht einen Versuch wert, ihr hin und wieder solche Brücken zu bauen, um sich zu sammeln und zu sich zurückzufinden, selbst wenn sich in der Sache, um die es geht, nicht viel verändert.
    Aber für eine Weile war das gestörte Vertrauensverhältnis wieder mehr im Lot.


    Das Andere ist etwas, das ich an einer anderen Person beobachtet habe:
    Dass jemand, der vorher selbst viel Aggression einstecken musste oder miterlebt hat und entsprechend eingeschüchtert war, später selbst in die Rolle des Wüterichs schlüpft und quasi genau das tut, wovor er sich selbst früher gefürchtet hat. Und davon natürlich auch nicht ausgeglichener wird...
    Könnte es einen Versuch wert sein, dass Sie Ihrer Mutter, wenn sie von der vormals Eingeschüchterten zur "Einschüchterin" wird, wieder die andere Seite vorhalten, die sie aus eigener Erfahrung kennen müsste, indem sie Ihr sagen: "Weißt Du, dass Du mir gerade Angst machst? / mich gerade traurig machst?"
    Nach meiner Erfahrung wirkt das manchmal, denn so ein "gebissener Beißer" möchte vielleicht doch nicht wirklich brutal sein...


    Es heißt ja oft, man solle Demenzkranken keine offenen Fragen stellen, weil das Stress erzeugt, aber nach meiner Erfahrung könnten solche Fragen, wenn die Demenz noch nicht so weit fortgeschritten ist, auch eine Einladung sein, dass Sie Ihrer Mutter zuhören und sich mit ihr besprechen wollen, oder auch eine Anregung, auf der Gefühlsebene eine Gemeinsamkeitsgefühl herzustellen.


    Vielleicht mag Ihre Mutter darauf manchmal eingehen?


    Liebe Grüße

  • Fragnichtwarum,


    das, was du geschrieben hast, kann auch ich bestätigen.


    Ich beziehe den Demenzkranken auch noch in gewisse Fragen mit ein und das funktioniert manchmal auch bei uns noch.


    Liebe Grüße

  • Liebe Teuteburger und Fragnichtwarum,
    vielen Dank für eure kreativen Ideen zum möglichen Umgang mit Konflikten. Vor allem beruhigt es mich etwas zu lesen, dass andere Demente auch ungewohnt aggressiv werden/wurden, dann schaffe ich es besser nicht so sehr an mir zu zweifeln und weniger persönlich zu nehmen.
    Ich denke es kommen nun auch immer mal wieder "alte GEfühle" bei mir des "Nicht-richtig-seins" hoch , wenn ich mich kritisiert fühle bzw. jegliche Aggression bei meiner Mutter spüre.


    Nun kommt ja dazu, dass sie immer schneller Gespräche vergisst oder nur Fragmente mitbekommt, aus denen sie sich eigene Storys zusammenreimt. Es fällt mir immer mal wieder schwer dies zu sehen, da wir uns früher oft interessant unterhalten konnten. Nun, sobald einen Moment Leerlauf im Gespräch ist, kommt meist "So, wie stellt ihr euch das denn nun vor? Wann holt ihr mich wieder nachhause?" - besonders wenn meine Mutter mich allein trifft.


    Gern wäre ich auch heute zu Besuch hin gegangen, gestern war ich schon da und es ging ihr nicht gut gesundheitlich, doch da ich von der Pflege heute die Auskunft erhielt, alles wieder ok, habe ich mich einer möglicherweise neuen Auseinandersetzung entzogen.
    Es ist mir einfach zu anstrengend.


    Trotzdem ganz lieben Dank fürs Mutmachen und die Aussicht, dass sich die aggressive Phase auch nochmal ändern kann.
    Ich glaube, meine Mutter versucht gerade noch mit verschiedenen Mitteln zu kämpfen .
    Liebe Grüße
    Rose60

  • Liebe Rose,


    ich glaube, unsere Mütter haben oder hatten da ein bisschen Ähnlichkeit in der Art, wie sie jeweils mit ihrem Schicksal hadern.


    Und diese Ängstlichkeit: "Hoffentlich wird es einfach nur ein schöner Besuch, ohne Grundsatzsdiskussionen, dass alles bitte so wird wie früher!" kenne ich auch.


    Aber bitte was ist denn an Ihnen „nicht richtig“?!? Und warum ärgern Sie sich über sich selbst, wenn Sie mal "unprofessionell" reagieren?!? Sie sind kein Profi, sondern die Tochter und können sich damit viel, viel weniger abgrenzen!


    Mal ganz ketzerisch: Der beste Trick für ein ständig gutes Gewissen und dafür, mit sich und der Situation der Eltern immer schön zufrieden zu sein ist doch, möglichst wenig davon mitzukriegen und immer schon rechtzeitig "verduftet" zu sein, bevor die Lage gerade richtig schlecht wird oder die Stimmung kippt. Dann kommen einem wahrscheinlich die kränksten Eltern ganz pflegeleicht vor...


    Aus der Situation, pflegebedürftig zu sein, mehrere Krankheiten und den Partner verloren zu haben, kann einfach nicht das "Happy End" werden, das wir uns für unsere Eltern so wünschen würden.


    Es gibt ein Buch von Ernst Engelke: „Gegen die Einsamkeit Sterbenskranker", und obwohl Demenz hier keine Rolle spielt, hat mich der Gedanke sehr beeindruckt, dass man Menschen auch brutal überfordern kann, wenn man zu sehr hofft, dass sie sich mit ihren schweren Schicksalen abfinden sollen und doch bitte nicht verzweifelt sein und hadern.
    Ich glaube, unsere Wünsche, dass es unseren Eltern gut gehen soll, sind auf der Kehrseite der Medaille eben auch Wünsche AN unsere Eltern, die sie uns leider nicht erfüllen können.


    Dass Sie der Situation manchmal ein paar Tage ausweichen aus Selbstschutz oder zur Erholung, aber ansonsten "am Ball" bleiben und sich auch den schlechten Phasen und dem Unguten der Situation Ihrer Mutter stellen, selbst wenn Sie von ihrer Vehemenz manchmal eingeschüchtert sind und sich nicht immer so abgrenzen können, wie es die Profis vielleicht mühselig lernen mussten, finde ich eine große, taffe Leistung von Ihnen!


    Und ich glaube, dass es das ist, was unsere Mütter so heftig von uns einfordern: Sie spüren bestimmt, dass ihr innerer Aufruhr bei uns ein Echo findet, und es ist doch ganz verständlich, dass sie nicht allein sein wollen mit ihrem Hader und ihrem Strampeln gegen das Schicksal, sondern erleben wollen, dass das am Gegenüber eben nicht einfach abperlt. Vermutlich bekommen gerade wir Bezugspersonen deshalb so viel von ihrem Frust ab.


    Wenn mir dieser ängstliche „Verdufte“-Gedanke aufkommt: "Bitte, bitte, einfach nur einen schönen Nachmittag!", funktioniert es jedenfalls - das ist bestimmt kein Zufall - meist besonders schlecht.
    Und wenn Ihre Mutter selbst hadert, zweifelt und kämpft, und sie spürt Ihre Selbstzweifel und Ihre Unsicherheit, dann könnte sie das doch noch mehr in dem Gefühl bestätigen, dass da etwas falsch läuft und sie dagegen energisch andrängen muss.
    Unsicherheit überträgt sich ja sehr stark, und es wirkt fast ein bisschen , als teste Ihre Mutter aus, was noch möglich ist, weil Sie als Gegenüber noch unsicher sind darüber, was definitiv NICHT MEHR möglich ist.


    Sie zählen doch eine ganze Reihe von Gründen auf, warum Sie und Ihre Schwester damals entscheiden mussten, Ihre Mutter im Heim versorgen zu lassen, und wahrscheinlich gibt es noch mehr.
    Wäre es eine Rückenstärkung für Sie, sich mit Ihrer Schwester noch einmal zu besprechen und klarzumachen, warum das nötig war bzw. ist? So ganz konkret: Wofür hatte der Tag zu wenig Stunden? Was klappte nicht mehr ohne Hilfe? Wozu hatten Sie keine Kraft mehr? So als wollten Sie es Ihrer Mutter erklären?


    Diese Selbstzweifel, dass man es nicht richtig macht, sind bestimmt eine gute Warnung, immer wieder offen zu sein für Hinweise, wie man es besser machen könnte. Vielleicht hilft es auch, wenn Sie die Pfleger*innen im Heim um kritische Hinweise bitten für den Fall, dass ihnen etwas auffällt, das Sie besser machen oder lieber bleibenlassen sollten.


    Aber ist es nicht etwas sehr Starkes, wenn Sie Ihrer Mutter bei Ihren Besuchen Freundlichkeit und Zugewandtheit mitbringen, obwohl Sie nicht die Wundertochter sind, die am Schicksal drehen kann?


    Wenn es Ihnen gelingt, sich innerlich auch mal auf diesen Standpunkt zu stellen, Ihre Mutter auch einfach mal grollen zu lassen und selbst ein bisschen innere Ruhe zu finden, wird Ihnen das beim nächsten Treffen mit Ihrer Mutter auf keinen Fall schaden – und Ihrer Mutter bestimmt auch nicht;-)


    Herzliche Grüße

  • Hallo in die Runde,
    ja die ewige Diskussion kennen wir wohl Alle. ich weiß nicht ob es die richtige Herangehensweise ist, ich diskutiere nicht mehr. Das ist jetzt so, weil du das Alleine nicht mehr hinbekommst. Dafür hab ich lange gebraucht und hatte die Unterstützung einer Psychologin. Erstaunlicherweise kommen dann Aussagen, jetzt rächst du dich wohl für deine Kindheit. Da denk ich dann, scheint je doch in ihr zu schlummern, dass da nicht Alles so easy war. Aber es war eine andere Zeit. Und natürlich räche ich mich nicht. Aber wie heißt es so schön in Erziehungsratgebern- Kinder brauchen klare Regeln. Demenz und Kleinkind liegen nicht soweit auseinander, nur die einen lernen noch was. Ich glaube eine klare Linie tut auch beim Umgang mit Demenz gut. Wenn ich sage, den Pullover ziehst du morgen nicht mehr an, weil er bekleckert ist, hat sie ihn trotzdem morgen wieder an. Wenn ich sage, du ziehst den Pullover jetzt aus, gehst duschen, dann klappt das.
    Unsere Demenzbetreuerin scheitert immer daran, sie zum spazieren gehen zu animieren. Ich war neulich dabei und hab ich Sachen geholt, und gesagt wie schön das Wetter ist. Man hatte dann noch Enten gefüttert und im Nachhinein war es schön und es tat ihr sicher auch gut.
    Wie gesagt, ob das so die richtige Sache ist, weiß ich nicht, aber es hilft zumindest mir, damit wir nicht wieder im Debattierclub enden.
    Grüße aus Leipzig

  • Fragnichtwarum,


    ich finde, du hast das gut ausgedrückt, was man als Angehöriger fühlen kann und welche Zweifel einen begleiten können. Und ich stimme dem in allen Punkten aus Erfahrung zu, die aber trotzdem, auch mal von anderer Seite etwas Zustimmung braucht. Danke dafür.


    Gobis


    auch dir danke, das mache ich auch in einigen Bereichen inzwischen so, aber wo ich regelmäßig bisher gescheitert bin, dass ist das Duschen gehen. Wenn sie sagt, sie müsse sich die Haare mal waschen und überhaupt, dann stehe ich auf und sage: Komm wir machen das jetzt. Und regelmäßig kommt da ein Nein. Beim Wäschewechseln klappt das hin und wieder mal, aber bei Körperpflege nie. Selbst, wenn sie sich eingekotet hat, dann geht Abwaschen nur in einer Fußbadewanne. Wirklich blöd. Ansonsten handle ich inzwischen auch mehr, als das ich frage. Geht gar nicht anders.


    Liebe Grüße in die Runde

  • Hallo Fragnichtwarum,
    mit einigen Ihrer Gedanken komme ich tatsächlich etwas weiter, z.B. an meine Mutter und Ihre Gefühle zu der Situation weniger hohe Erwartungen zu haben... Ich habe meiner Mutter dies auch schon mehrfach gesagt, dass ich es mir schwierig und traurig vorstellen kann, von anderen zunehmend abhängig und hilfsbedürftig zu sein. Mittlerweile ist meine Mutter aber scheinbar auch mit solchen Gedankengängen meinerseits überfordert - eben wirklich kindlicher, sie will, was sie will bzw. lehnt vehement ab, was sie nicht will.


    Ich habe eben zwei andere alte Damen im Vergleich, die sich mit der Situation abgefunden haben und unproblematischer sind und ich finde es schade, dass meine Mutter sich für die Freizeit-Angebote des Heimes nicht öffnen kann, sondern mehr ihrem Zuhause nachtrauert, in dem sie noch viel mehr Einsamkeit und Ärger geäußert hat.
    Gestern habe ich sie allerdings recht gut gelaunt angetroffen und obwohl wir gerade mal 1 Woche vorher ihren 90. Geburtstag gefeiert haben und sie noch riesige Blumensträuße im Zimmer davon stehen hatte und die Feier sehr schön fand, behauptete sie gestern 92 J. alt zu sein... Daran habe ich den nun zunehmend deutlichen kognitiven Rückgang gemerkt und stelle mich mal mehr mal weniger traurig darauf ein.


    Danke auch an Gobis für die Gedanken dazu. Mit klaren Ansagen versuche ich es durchaus, dann kommt vor allem Trotz und Auflehnung. Damit wird klar, dass es weder meine Schwester noch ich dauerhaft mit viel mehr Kontakt aushalten.


    Liebe Grüße an euch alle,
    Rose60

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