Wie geht es Euch? Thread IV

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, das Thema dieser Woche haben Sie Teuteburger auf den Punkt gebracht: Aushalten als Übergang


    Für mich sind dabei zentrale Fragen:

    • Was brauchen wir für einen gelingenden Übergang in einer schier ausweglosen Situation?
    • Wo liegt der Sinn für mich in diesem Schicksal?

    Dabei denke ich jetzt an Sie, Barbara66. Manche Beiträge haben Sie gelöscht, aber Ihre Not und die ganz besondere Herausforderung haben Sie ja schon oft beschrieben. Schon oft habe ich geschrieben, dass die frontotemporale Demenz Ihrer Mutter mit diesen fixen Gedanken und den massiven Wahnvorstellungen eine Herausforderung ist, die nur wenige Kinder so lange aushalten wie Sie! Es ist absolut verständlich, wenn Sie bei bestimmen Äußerungen Ihrer Mutter in alte Muster zurückfallen und Schlüssel-Schlossprinzip immer wieder mit aller Wucht zuschlägt. Sie wissen, dass Sie sich selbst pflegen“ dürfen. Sie wissen, dass die Demenz fortschreitet und irgendwann die fixen Themen in den Hintergrund treten. Die Frage ist nur, was brauchen Sie bis dahin, wie können Sie sich bis dahin schützen? Wie können Sie die Zeit auf das Notwendige und Nützliche begrenzen und eine schnelle, klare Grenzen setzen, wenn die Teufelskreise der Probleme wieder beginnen?


    Manchmal helfen Standardsätze wie: „Wir haben das 1000 mal geklärt … ich kann das wirklich nicht mehr ertragen… Ich will nicht ungerecht werden (gedacht, vielleicht nicht gesagt: weil Du sehr krank bist). Ich muss jetzt für mich sorgen, ich gehe eine Runde spazieren … oder komme morgen wieder…“


    Die zweite Frage nach dem Sinn ist noch schwieriger, Hanne63 hat es so schön auf den Punkt gebracht, wenn sie schreibt, dass der Weg zur Meisterschaft so oft durch die Widrigkeiten verhindert wird. Mein Gedanke ist: Je größer die Herausforderungen, desto größer wird die Meisterschaft.


    Früher war dies mit dem Archetyp des oder der Weisen verbunden und für die schwierige Zukunft werden wir immer mehr die „weisen Alten“ brauchen. Ihre Mutter wird diesen Sinn unserer Kulturgeschichte wohl nicht mehr schaffen, aber vielleicht Ihnen gelingt manchmal der Blick auf das, was Sie schon so stark gemacht hat, dass Sie eine Situation meistern, an der die meisten scheitern.


    Vielleicht fällt es Ihnen dann leichter, konsequent in die Richtung zu schauen und dann Willkommen im Club der Weisen Alten – ich will da jedenfalls auch mal hin. Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ecia, ich möchte meine Antworten jetzt mit den unterschiedlichen Themen trennen, vielleicht lassen sie sich besser mitverfolgen.


    Wenn im plötzlichen Stimmungswechsel ein Reizthema wieder hochkommt, haben Sie wie so viele andere die gute Erfahrung durch die freundlich verstehende Ablenkung gemacht.


    In Ihrem Beitrag habe ich zwei gute Zeichen gelesen: Es braucht immer länger, bis das Reizthema plötzlich hochkommt, d.h. irgendwann werden Sie vorher schon mit guten Gefühl gegangen sein …

    ... und das emotional besetzte Gitarrenthema wird nur an Personen mit ganz großem Vertrauen angesprochen, irgendwann werden Sie denken oder sagen können, „danke für das Vertrauen, dass Du mich an der Trauer um den Verlust der Gitarre Anteil nehmen lässt… oder sogar: ich weiß wie sehr Dich das Thema schmerzt, mich freut, dass Deine Enkelin so viel Freude am Gitarrenspiel hat und es ihr in der persönlichen Not hilft, sie hat es ja wirklich nicht leicht gehabt … Du hättest ihr sicher Deine schöne Gitarre überlassen…“

    Diese Form der Validation ist vielleicht noch zu früh, aber Sie haben ja schon beste Erfahrung mit der Ablenkung.


    Früher haben wir übrigens diesen plötzlichen Stimmungswechsel als „Affektlabilität“ bezeichnet: Aus unerklärlichen Gründen kann die Stimmung in der Demenz plötzlich wechseln, es ist für mich manchmal so, als wenn eine Schallplatte nach vorne rutscht – darüber können wir uns ärgern, es persönlich nehmen oder eben (wie das Symptom der Demenz) annehmen, weil die Platte und die Technologie auch schon in die Tage gekommen sind … Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rose60, mich freut immer sehr, wenn eine demenzkranke Frau im Heim oder in der Tagespflege eine Nachbarin aus Kindertagen wiedererkennt. Fast immer trifft dies auf Gegenseitigkeit und es können tiefe Freundschaften entstehen und Gespräche, deren Sinn Außenstehende oft nicht wahrnehmen können.


    Niemals würde ich ein so intensives Erleben von Geborgenheit oder von „zuhause angekommen sein“ mit der Realität konfrontieren – mit wenigen Ausnahmen, wenn z.B. das Gegenüber das Freundschaftsangebot ablehnt. Dann würde ich validieren und vielleicht sagen, „ja diese Frau hat so viel Ähnlichkeit mit XX, das war eine so schöne Zeit mit Euch, weißt Du noch wie … oder erzähl mal von …“

    Solche Verwechslungen sind in der Demenz zum Glück häufig und ein gutes Zeichen in einer Einrichtung. Es ist kein Hinweis darauf, dass Sie irgendwann auch als Tochter verkannt werden. Ihr Martin Hamborg

  • Rose, das freut mich zu lesen, dass es auch mal so gehen kann. Und es macht auch Mut. :)


    Ich habe mich heute mal bei den Heimen in der Nähe meiner Mama umgesehen. Trotz guten Rufes, wenn man den Rezessionen glauben schenken kann, sind pro Heim meist acht Stellen unbesetzt. Da könnte ich schon wieder . . .


    Liebe Grüße an alle

  • Hallo Herr Hamborg,

    danke für Ihre Stellungnahme.

    Darf ich Sie kurz verbessern:Meine Mutter leidet an LBD,nicht FTD.🙂

    Auch wenn ich nicht immer antworte,so nehme ich mir Ihre Tips sehr zu Herzen und versuche Sie umzusetzen.

    Ganz hilfreich fand ich die Aussage:Ich lasse mich nicht provozieren, sondern bleibe die starke Tochter,die meine Eltern jetzt brauchen.

    Das habe ich diese Woche ein paar mal im Umgang mit meinem Vater versucht.

    Er ruft mich am Abend an und bittet mich noch 10 Eier auf die Einkaufsliste zu setzen.

    Am nächsten Morgen jogge ich vorbei und erwähne noch einmal,daß ich die Eier aufgeschrieben habe.

    Da sagt meine "demenzkranke "Mutter:Wir haben doch hinten 10 Eier.

    Ich sage zu meinem Vater:Aber Du hast mich doch gestern Abend deshalb angerufen!

    Er:angerufen habe er,aber das mit den Eiern hätte ich wohl falsch verstanden.

    Daran merke ich dann,wie auch seine Demenz voranschreitet.

    Sie haben recht-was bringt es,auf sein Recht zu pochen,wenn es in einen kranken Kopf nicht mehr reingeht.

    Also habe ich ihn reden lassen.....

    Diese Woche hat das gut funktioniert und ich bin sehr entspannt-ob es so bleibt,weiß ich nicht.

    Im Umgang mit meiner Mutter wird mir immer klarer, daß ich mich in Ihre Wahnwelt begeben muss und mit "Trost geht immer" ganz gut fahre.

    Wenn Sie das nächste Mal Ihren Termin zum erschießen hat und Ihre Tasche mit Schlafanzügen,Zahnbürsten,Handtüchern usw.packt,dann versuche ich sie nicht umzustimmen,sondern frage sie,ob noch was fehlt und was sie noch gerne mitnehmen möchte.

    Wenn Sie dann merkt,daß niemand zum erschießen kommt oder Sie nicht zum "Erschiessungstermin "gefahren wird,löst sich dieser Wahnsinn dann ganz von selbst auf.

    Sie hat dann auch eine Erklärung dafür,warum dieser Termin nun wieder nicht zustande gekommen ist und packt ihre Tasche wieder aus.

    Ich tröste sie dann und sage ihr,daß das mit dem Sterben nicht so einfach ist und wir warten müssen,bis der liebe Gott sie holt.

    Nach so einem Vorfall können dann wieder 2 gute Tage kommen,an denen sie plötzlich die Betten mit ihrer Lieblingsbettwäsche bezieht und richtig Freude daran hat.

    Ich freue mich dann so sehr über das Lächeln in Ihrem Gesicht ,daß der vergangene "Wahnsinn" keinen Platz mehr bekommt.

    Man muß einfach mit den gravierenden Schwankungen der LBD im Tagesverlauf versuchen zurechtzukommen.

    Danke für Ihre Rückmeldung und Unterstützung.

    LG

    Barbara66

  • Hallo,an alle,die mich noch in Erinnerung haben. Ich lese immer noch hier im Forum alle Leidenswege und auch mein Leidensweg hat wieder begonnen.Meine Mutter war im Seniorenheim,jetzt schon ein Jahr.Sie hatte eine gute Nachbarin und so hatte sich das alles ein bisschen geklärt.Aber jetzt hat sich ihre Demenz sehr verschlimmert.Sie ruft kaum noch an,wenn ich sie Anrufe,erzählt sie ,sie wäre jetzt in ein Haus eingebrochen,sie hat etwas ganz Schlimmes gemacht.Die Leute wissen nicht,dass sie in ihrem Haus sei,die würden ihr bestimmt ein Auge blau schlagen oder sie rauswerfen .Heute war sie wieder in eine Wohnung eingebrochen.Die Leute waren nicht zu Hause,ich soll sie schnell dort abholen.Ich habe gesagt,ich hole sie dort ab.Nun wird sie warten.Ich weiß auch wieder einmal nicht,wie es weitergehen soll.Sie ist nun im Heim,doch der Terror geht weiter .Die Stationsschwester hat mir gesagt,dass sie einen großen Ruck gemacht hat.Keine Orientierung,spricht alle mit falschen Namen an,vergisst alles,weiß auch nicht,dass ich sie besucht habe.Die Freundinnen nehmen alle auch Abstand,weil sie meine Mutter kaum noch ertragen können.Ich habe alles verkehrt gemacht,sagt sie dann.Wie verhält man sich in solchen Situationen.

  • Hallo Rosina,


    schön von dir zu hören. Ein bisschen kenne ich das auch, dass der Demenzkranke behauptet, etwas Schlimmes gemacht zu haben.


    Ich bin dann auch mit eingestiegen. Habe dann gesagt: So schlimm ist das gar nicht mit dem Einbruch. Du kennst die Leute, die hier wohnen. Du warst schon öfters hier. Sie freuen sich bestimmt, wenn du mal wieder da bist. Mach dir keine Gedanken, es wird alles gut.


    So, oder so ähnlich, habe ich auf solche oder ähnliche Situationen reagiert. Das hat oftmals geholfen. Da aber jeder anders ist, kann man an der Reaktion merken, wie man weiter vorgehen kann.


    Barbara


    das zu lesen freut mich wirklich sehr, dass es jetzt auf diese Art und Weise funktioniert. Und egal wie lange es dauert, es macht Mut, dass man selbst etwas verändern kann.


    Liebe Grüße an Euch beide

  • Hallo,Hanne und Teuteburger,Dank für die schnelle Antwort.Ich weiß,dass es euch und auch Rose nicht besser geht als mir.Manchmal muss ich dann einfach mal schreiben,um euren Trost zu hören.Es tut mir so leid,dass es ihr im Alter so ergeht,meine Mutter war immer so gut,sie hat es einfach nicht verdient,so zu enden.Und sie bittet mich immer um Hilfe,das geht mir durch und durch,ich kann nicht helfen,kann die Pflege nicht übernehmen und habe immernoch ein schlechtes Gewissen..Ich mache ,ir Gedanken,weil ich nur noch einmal die Woche hingehe,ansonsten telefoniere ich,aber es klappt nur noch über die Nachbarin.Nun ja,ich habe wieder einmal etwas von euch gehört.HANNE,WAS MACHEN DEINE Eltern,haben sie sich im Heim eingelebt?Bei Rose ist es wie bei mir,wenn ich es lese,ich könnte es geschrieben haben.Teuteburger hat auch immer gute Ideen,auch dir Hanne vielen Dank.Was macht deine eigene Gesundheit?Gruß Rosina

  • Hallo,Hanne,hallo,Sonnenblümchen,es ist alles so schwierig geworden,wir sind immernoch nicht viel weiter mit dem Haus,wir wollten es jetzt taxen lassen,damit wir erst einmal eine Vorstellung bekommen,was es überhaupt wert ist.Dabei stellte sich heraus,dass es Überbauungen gibt.Jetzt müssen wir einen Antrag auf Landkauf stellen,sonst wird ei n Verkauf nicht möglich.Das habe ich jetzt gemacht und die Bearbeitung läuft.Ansonsten habe ich begonnen,die einzelnen Zimmer schon zu beräumen,das heißt Schränke auf Boden und Keller ,Scheune,Garagen aufgeräumt.Sperrmüll bestellt usw.Aber es ist soviel Zeit von Nöten,ich komme nur stückchenweise voran.Soweit zum Haus.Ich werde dann gesetzlichen Beistand beim Gericht beantragen.Meine Mutter darf nichts wissen,ich muss es heimlich tun.Es steht jetzt 1 Jahr leer.Meine Mutter will immer nach Hause,ich habe Angst,dass sie es vielleicht schafft,irgendjemanden zu überzeugen,dass sie mal hingefahren wird.Das wäre das Ende.Und liebe Hanne,mir geht es genau so,wenn ich im Heim war,bin ich kein Mensch,ich brauche 2 bis 3 Tage,um meine Gedanken zu ordnen und meine Stimmung wieder auf ein normales Maß zu bringen.Es depremiert mich total,was da so abgeht in ihrem Kopf..SIE FLEHT MICH um Hilfe an und ich soll ihr helfen,aber ich kann es nicht.Meine Mutter so zu sehen,macht mich fertig.Sie erwartet meine Hilfe.Ich kann sie nicht zu mir nehmen,da würde ich verrückt,also keine Lösung.Hilflos steh ich da .Diese ungelösten Probleme schaffen mich.Ich versuche schon cool zu bleiben,mir geht es genau so ,um die eigene Gesundheit kann man sich kaum kümmern.Ich habe Angst ,dass ich depressiv werde,meine Gedanken drehen sich nur im Kreis.Ich denke oft an euch,lese auch mit,weiß,dass es euch auch so ging oder noch geht.Es tut schon gut,von euch zu hören,wem soll man das alles erzählen?Mit solchen Problemen will keiner etwas zu tun haben.Dann noch die Geschwister,die sagen,mach du das mal.Du bist auch immer bevorzugt worden.So geht es mir.Manchmal könnte man schreien.Ich hoffe,dass ich mein Tief wieder in den Griff bekomme,es ist wie Sonnenblümchen sagt,die Erlösung kommt erst wenn ich diese Aufgaben abgeschlossen habe.Und dann diese Wut und Verzweiflung wie bei dir Sonnenblümchen....Ich danke euch,es grüßt euch Rosina

  • Liebe Rosina,


    ich schließe mich Sonnenblümchen hier an.


    Genau diese Gefühle kenne ich auch. Man kann ab einem gewissen Punkte nicht mehr helfen, auch wenn der Demenzkranke das flehentlich von einem verlangt. Das war auch für mich das Alllerschlimmste.

    Aber man ist ja nicht immer zugegen. Manchmal kann es auch helfen mit dem Betreuungspersonal mal zu sprechen usw. Und dann hört man auch mal positive Seiten, wo mal was lustig war, wo mal was geklappt hat. Und das hilft einem selbst dann wieder ein Stück weiter, nicht alles so schwarz zu sehen.


    Ich glaube das es uns allen so geht, nur viele geben es nicht gerne zu, dass es in diesem Leben Grenzen des machbaren gibt. Diese Grenzen kenne ich, egal was die dauerhaft positiven Denker sagen wollen. Das Positive sehe ich natürlich auch, auch wenn es noch so klein und gering ist.


    Rosina, fühle Dich gedrückt


    Hanne


    in diesem Thread kannst du jederzeit schreiben, wie es dir geht. Hier steht für mich immer die stumme Frage, wie es Euch allen geht.


    Liebe Grüße an Dich

  • Hallo alle,

    obwohl ich ja noch lange nicht so heftig betroffen bin wie die meisten, die hier schreiben, so ist mir das Mitlesen auch heute wieder eine große Hilfe.

    z.B. Thema Wut: die hat mich auch (für mich) überraschend erwischt, mir alle Ohnmacht und Hilflosigkeit gezeigt und ich dachte fast, ich müsste mich ob dieser Wut schämen.

    Oder Thema 2-3 Tage Erholung nach Besuchen: die sind bei mir zwar aus verschiedenen Gründen nur sehr selten möglich, aber die fast täglichen abendlichen Telefonate haben mich auch so sehr aufgewühlt, dass ich es lange nach dem Telefonat verdauen musste und dann aber am nächsten Tag schon wieder in Bange war, wie es heute werden würde.

    Momentan ruft meine Mutter nicht täglich an, ist relativ aufgeräumt beim Telefonieren und ich mach mir schon wieder Gedanken, wie das plötzlich möglich ist. Vielleicht haben ihr die Besuche von Enkeln mit den Urenkeln (verteilt über ein paar Wochen immer wieder eine kleine Gruppe) so gut getan, Auftrieb gegeben?

    Aber es verunsichert mich einfach, dass es ihr plötzlich wieder so viel besser zu gehen scheint. Medikamente nimmt sie ja nicht, hat sie noch nie, will sie nie, daran kann es also nicht liegen.

    Und dann tut es einfach gut, zu lesen, dass es auch anderen ähnlich geht, ich mit meinen Gefühlen kein Alien bin.

    Danke fürs offene, ehrliche Schreiben "in der Öffentlichkeit"

  • Hallo,an alle,Liebes Sonnenblümchen,du hast vollkommen recht,das Haus wird nicht besser,nur Kosten,jetzt auch Garten mähen 800 Quadratmeter mit Steilhang,ich bin überzeugt,dass meine Mutter nicht zurück kommt,das schafft sie körperlich und geistig auch nicht.Aber sie will in ihrem Haus sterben...Gestern rief mich ihre Nachbarin vom Heim an und teilte mir mit,dass meine Mutter zu mir will,alles gepackt hat.Ich habe ihr dann wieder am Telefon erklärt,dass ich sie nicht bei mir aufnehmen

    kann.Sie will ins Haus.Ich,...das geht nicht,es ist keiner da,du fällst die Treppe runter usw....SIE sieht schon,sie kommt mit mir nicht weiter und hat aufgelegt.Das ungute Gefühl wieder bei mir....Ja,man muss abschalten,wie gesagt,ich wäre froh,wenn alles geschafft wäre,habe aber gut begonnen,es wird sich hinziehen.Ich bin selbst gespannt,wie es weitergeht.Es ist ja ein uraltes Haus,hoffentlich will es überhaupt jemand haben.Interessant ist das Grundstück.Ich werde weiter gut ausräumen und alles vorbereiten.Will mal zum Antiquitätenhändler,auch zum Dienst für arme Leute,vielleicht brauchen die Möbel und holen sie ab.

    Liebe Hanne,ich glaube,du hast alles richtig gemacht,deine Gedanken mit dem Betreuungsgericht haben mich auch dazu ermutigt so vorzugehen,ich werde mich im nächsten Schritt auch dorthin wenden,ich komme sonst nicht weiter,ich muss immer nach dem ganzen Besitztümern schauen,wie du auch,der einzige Vorteil,ich wohne nur 10 km weg.Im PRINZIP IST ES EINE Entmündigung.Ich wollte so etwas nie tun,aber ich habe keine Wahl,deshalb darf sie es nicht erfahren.Leider brauche ich auch das Geld,um den Heimplatz bezahlen zu können.Sozialhilfe greift nicht,da ja ein Haus mit Grundstück da ist.Und bei all dem habe ich Bauchschmerzen,ob ich das richtig mache.Ihr habt mir sehr geholfen,Danke Rosina

  • Schön von Euch allen zu lesen.


    ecia25


    Die Verbesserungen treten oftmals dann auf, wenn der Demenzkranke das Gefühl von Heimat bei Besuchen entwickeln kann. Wenn Demenzkranke noch zu Hause wohnen und es findet zum Beispiel eine Geburtstagsfeier statt, bei der einige Verwandte dabei sind, die derjenige mag, dann bemerkt man oft eine Verbesserung aller Funktionen.

    Meist findet eine Verbesserung im Heim statt, wenn mehrere Verwandte sich bei Besuchen abwechseln können. Wenn man nur alleine zu Besuch kommt und man gehört quasi schon zum Inventar, dann ist das leider nicht in dem Ausmaß der Fall. So ist zumindest meine Beobachtung.

    Corona hat hier auch einiges kaputt gemacht in den Heimen, mit der starken Besuchseinschränkung.


    Liebe Grüße an Dich und an alle, die hier mitlesen

    Einmal editiert, zuletzt von Teuteburger () aus folgendem Grund: Viele Fehlerteufel

  • Hallo Rosina ,

    ich kann deinen inneren Konflikt bzgl. deiner Mutter sehr gut verstehen. Genauso ging es mir auch mind. 1 Jahr lang, meine Mutter wollte immer nachhause und ich war mir unsicher, ob ich ihr unrecht tue. Da hat es Corona erleichtert zu sagen, es wird kaum möglich mit Betreuung etc. Sie meinte ja oft, sie kann noch alles alleine - bis ich mir sicher war, dass das alles nur in ihrem Geiste stattfindet, hat es gedauert. Das Wichtigste fand ich, wie sie sich im Heim selbst gibt und da wurde mir von allen SEiten berichtet, dass sie meistenteils guter Stimmung ist und Kontakte hat. Nur bei mir hat sie Terror gemacht. Anfangs war sie auch phasenweise traurig, dafür bekam sie ein Antidepressivum vom Neurologen, zumal sie zuhause eben auch schon antriebslos war.

    Nun bin ich froh, dass ich konsequent geblieben bin. Mittlerweile gab es schon wieder mehrere Stürze, so dass es zuhause gar nicht funktioniert hätte. Man kann den Verlauf ja nicht aufhalten.

    Alles Liebe für dich und alle anderen Leser,

    Rose

  • Heute bekam ich einen Anruf von einer lieben Freundin (nenne sie meine kleine Schwester, weil meine Mutter sich nach dem frühen Tod der Freundinmutter um sie gekümmert hatte). Sie erzählte mir, wie toll sie es findet, dass Mutter immer noch so gut ihren Alltag bewältigt (obwohl die Freundin ihr regelmäßig hilft, aber vieles offenbar doch nicht wahrnimmt) und dass sie zu ihr wegen dem Gitarrenthema noch nie ein Wort gesagt hat.

    Da fiel mir auf: zuerst sprach Mutter nur mich deshalb an, was ich darauf zurückführte, dass es ja um meine Enkeltochter ging. Mutter ging auch mich immer an, immer schärfer, immer ekelhafter, immer beschimpfender. Hatte zu diesem Zeitpunkt noch nichts zu meiner Schwester und nicht zu meiner Tochter (ihrer Lieblingsenkelin) wegen diesem Thema gesagt, aber ich durchlitt allmählich jeden Abend Angst vor dem Telefnat. Lernte auch hier damit umgehen.

    Dann sprach sie endlich auch bei meiner Schwester drüber, die ihr aber sehr schnell den Mund verbot, zuerst mit Tatsachen zurechtrücken kam, was natürlich keinen Erfolg hatte, dann eben ankündigte, immer wenn das zum Thema würde, aus dem Raum zu gehen oder das Telefon aufzulegen. Das funktionierte. Bei mir nicht. Immer "tobte sich Mutter an mir aus".

    Und nun, auch mit den Erfahrungen und Kontakten hier, kann ich es so sehen, dass sie mir einfach am meisten vertraut, dass ich sie trotzdem nicht "verstoße" Schon früher hat sie oft zu mir gesagt, wenn es um Seelisches ging, dass sie so frei nur bei mir reden kann und meine Schwester da gar nicht mit umgehen kann, sie es also nur mir sagt.

    So kann ich jetzt das, was ich auch an Vorwürfen abbekomme allmählich als riesigen Vertrauensbeweis betrachten. Es tut trotzdem weh, lässt sich aber so viel leichter ertragen.

    Liebe Grüße an alle

  • Den Verdacht, dass meine Schwester auch davor Angst hat, habe ich, denn auch sie hat sich weitab von jeglicher Familie ihr Zuhause eingerichtet, Zufall, dass meine Tochter inzwischen in ihrer Nähe lebt, aber auch nicht so, dass sie sich täglich sehen könnten.

    Ja, Hanne, dieses Schreien mitzuerleben ist grausam. Ich habe es regelmäßig zu unseren Orchesterproben, die wir in Räumen eines Altenheimes abhalten dürfen. Und auch wenn es nur kurze Zeit ist auf dem Weg vom und zum Parkplatz, so finde ich diese Schreie immer furchtbar und das Wissen drum, dass die nur kurz enden, solange jemand nachsehen kann und danach sofort wieder losgehen. Ich kenne da keine einzige Person und doch empfinde ich es als Belastung. Kann also wirklich mit Dir fühlen.

    Dein letzter Satz ... stimmt einfach uneingeschränkt ...

  • Wie es mir geht ist aktuell gar nicht so leicht zu beantworten.

    Bei meinem Vater stellt sich akutell eine Besserung ein, schlägt das Memantin jetzt bei 20mg an? die Tagespflege? regeneriert sich etwas das durch die Herzsaussetzer beschädigt wurde? Ein Mix aus alledem? Ich weiß es nicht recht.


    Ich freue mich wirklich für ihn, heute z.b. war er als ich in seine Wohnung hochging bereits (sinnvoll) angekleidet und hatte bereits die Kaffemaschine eingeschaltet (die bereite ich Abends vor so dass nur noch ein markierter Knopf gedrückt werden muss). Das gab es seit Monaten nicht mehr. Auch viele Erinnerungen sind wieder zurück gekommen. Ich bin manchmal erstaut an was er sich plötzlich alles erinnert.


    Gleichzeitig habe ich eine ganz ganz laute Stimme im Kopf die mir sagt "Freu dich nicht weil das kann morgen schon wieder alles weg sein". In der Tat machen die aktuellen Fortschritte die er macht die ganze Entscheidungsfindung z.b. bzgl. Heim nicht leichter. Paradox ...


    Ich bin da meinen eigenen Gefühlen gegenüber total unsicher. Treibe ich das Heimthema voran weil ich will das es für mich leichter ist oder weil ich das beste für ihn will? Ich finde halt ständig Argumente für beide Seiten.


    Aktuell z.b. suche ich nach einem Ergotherapeuten für ihn. Eigentlich ist ein Hausbesuch verordnet. In unserer Gegend hier absolut aussichtslos, eine Praxis nach der anderen in einem etwas 20-30km Umkreis abtelefoniert - Personalmangel, keine neuen Klienten, allesamt keine Hausbesuche. Bei einem (größere Reha Einrichtung) hätte ich einen Termin bekommen aber erst in 4 Monaten und kein Hausbesuch.
    In einem der Heime das wir in kürze anschauen wäre es aber alles für Bewohner kein Problem, Ergotherapeut, Physiotherapeut etc.

    Die arbeiten mit einer Ergotherapiepraxis etwa 80 km entfernt zusammen. Die kommen ins Heim und machen dort viele Patienten an einem Tag, da ist das kein Problem.

  • Guten Morgen,


    heute habe ich mir den Luxus geleistet, bis 6.45 Uhr in meinem Bettchen liegen zu bleiben. War zwar schon eine Weile wach und hüpfe sonst auch immer direkt aus den Federn, sobald ich die Augen aufschlage, heute konnte ich es aber genießen. Dann zwei Stunden gewalkt. Auch das etwas, das mir gut tut.


    Im morgendlichen WhatsApp Austausch mit meiner Mutter erfahren, dass Ihre Nacht wieder anstrengend war mit einem unruhigen Ehemann. Das macht mich traurig und besorgt.


    Dennoch versuche ich mir zu sagen, dass ich für mich sorgen darf, wenn nicht sogar soll. Denn es bringt nichts, wenn ich jetzt meine Ressourcen nicht schone. Ich werde sie noch brauchen.


    Gleichzeitig habe ich eine ganz ganz laute Stimme im Kopf die mir sagt "Freu dich nicht weil das kann morgen schon wieder alles weg sein".


    Ähnliche Gedanken kenne und hege ich auch oft, Sohn83. Zukunftsängste und Co.


    Ich versuche trotzdem, im Hier-und-Jetzt zu genießen und mich zu erfreuen, an dem, was in dem Moment gerade gut ist. ...und davon hatte ich heute schon viel :)


    Euch auch einen guten Tag!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Rosina, Ich möchte Ihnen auch gerne das Gefühl ausreden, „alles verkehrt gemacht zu haben“, vielleicht gelingt uns das hier allen gemeinsam!


    Sie brauchen m.E. ganz dringend die offizielle Betreuung durch das Betreuungsgericht, damit Sie sich selbst (und keiner von außen) Vorwürfe für die vielen notwendigen Entscheidungen machen wollen würden....

    Der große Vorteil ist, dass ein psychiatrischer Gutachter einbezogen wird und Ihre Mutter damit kompetent untersucht wird.


    Er wird vielleicht meinen Gedanken bestätigen: Ich sage es mal so: Sie sollten nicht an Ihrem Verstand zweifeln, sondern an dem Ihrer Mutter. Bei dem was Sie schreiben, erlebe ich einen starken Wahndruck auch in dem flehenden Verhalten, der medizinisch behandelt werden kann. Dann wird vielleicht auch der Wunsch „nachhause zu dürfen“ im Heim erfüllt.


    Ihnen wünsche ich viel Kraft, dass Sie das alles jetzt durchhalten! Hoffentlich nehmen Sie sich jede notwendige Aus-zeit, Geduld und Selbstpflege in dieser chaotischen Zeit und ... wie schon oft gesagt, danke an alle, nie hätte ich erwartet, dass in einem Forum so viel gegenseitige Unterstützung möglich ist. Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, ach es war wieder berührend, die gegenseitige Hilfe und Unterstützung in dieser Woche zu lesen.


    Besonders gefreut hat mich Ihre neue Gelassenheit, Barbara66 mit der Erkenntnis „der Wahnsinn löst sich von selbst“, denn je mehr die Vergesslichkeit bei der Lewy-Body-Demenz zunimmt, desto weniger Macht hat der Wahn.


    Das was Rose schreibt erlebe ich in der Praxis auch oft im O-Ton: „alle Seiten versichern, dass sie meistens eine gute Stimmung hat“ und dann werden mit einem Besuch oder einem Telefonat wieder alte Muster aktiviert. Manchmal dauert es auch lange, bis sich der Mensch mit Demenz wieder eingepegelt hat und sich auf die Begegnungen und Angebote im Haus einstellen kann. Weniger ist dann mehr, auch wenn es schwerfällt.


    Besorgt hat mich der Gedanke, dass sich einige von Ihnen 2-3 Tage nach einem Besuch bei den Eltern quälen. Wäre ich jetzt in einer therapeutischen Gruppe, würde ich nicht nur nach Gelassenheits- oder Achtsamkeitsübungen suchen, sondern auch üben, wie es Ihnen gelingen kann, die realen Sorge von der quälenden Grübelei zu unterscheiden. Wir könnten dann nach passenden „Gedankenstopps“ suchen und natürlich Rituale für das gute Gewissen etablieren.

    Mit Ihnen Ecia würde ich üben, wie Sie aus der Erkenntnis des riesigen Vertrauensbeweises in den Telefonaten in Ihrer neuen Rolle bleiben und ohne jede Rechtfertigung trösten können. Wir würden uns gemeinsam den „Mülleimer“ ansehen, den Ihre Mutter braucht, um sich abzuregen. Wir würden gemeinsam nach Ideen sammeln, welche Worte in den Telefonaten vermieden werden sollten und wie die Prinzipien Ablenkung und Validation gelingen könnten.


    Bekommen Sie eine Idee, wenn Sie sich das vorstellen?

    Ihr Martin Hamborg

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