Hallo in die Runde, das Thema dieser Woche haben Sie Teuteburger auf den Punkt gebracht: Aushalten als Übergang
Für mich sind dabei zentrale Fragen:
- Was brauchen wir für einen gelingenden Übergang in einer schier ausweglosen Situation?
- Wo liegt der Sinn für mich in diesem Schicksal?
Dabei denke ich jetzt an Sie, Barbara66. Manche Beiträge haben Sie gelöscht, aber Ihre Not und die ganz besondere Herausforderung haben Sie ja schon oft beschrieben. Schon oft habe ich geschrieben, dass die frontotemporale Demenz Ihrer Mutter mit diesen fixen Gedanken und den massiven Wahnvorstellungen eine Herausforderung ist, die nur wenige Kinder so lange aushalten wie Sie! Es ist absolut verständlich, wenn Sie bei bestimmen Äußerungen Ihrer Mutter in alte Muster zurückfallen und Schlüssel-Schlossprinzip immer wieder mit aller Wucht zuschlägt. Sie wissen, dass Sie sich selbst pflegen“ dürfen. Sie wissen, dass die Demenz fortschreitet und irgendwann die fixen Themen in den Hintergrund treten. Die Frage ist nur, was brauchen Sie bis dahin, wie können Sie sich bis dahin schützen? Wie können Sie die Zeit auf das Notwendige und Nützliche begrenzen und eine schnelle, klare Grenzen setzen, wenn die Teufelskreise der Probleme wieder beginnen?
Manchmal helfen Standardsätze wie: „Wir haben das 1000 mal geklärt … ich kann das wirklich nicht mehr ertragen… Ich will nicht ungerecht werden (gedacht, vielleicht nicht gesagt: weil Du sehr krank bist). Ich muss jetzt für mich sorgen, ich gehe eine Runde spazieren … oder komme morgen wieder…“
Die zweite Frage nach dem Sinn ist noch schwieriger, Hanne63 hat es so schön auf den Punkt gebracht, wenn sie schreibt, dass der Weg zur Meisterschaft so oft durch die Widrigkeiten verhindert wird. Mein Gedanke ist: Je größer die Herausforderungen, desto größer wird die Meisterschaft.
Früher war dies mit dem Archetyp des oder der Weisen verbunden und für die schwierige Zukunft werden wir immer mehr die „weisen Alten“ brauchen. Ihre Mutter wird diesen Sinn unserer Kulturgeschichte wohl nicht mehr schaffen, aber vielleicht Ihnen gelingt manchmal der Blick auf das, was Sie schon so stark gemacht hat, dass Sie eine Situation meistern, an der die meisten scheitern.
Vielleicht fällt es Ihnen dann leichter, konsequent in die Richtung zu schauen und dann Willkommen im Club der Weisen Alten – ich will da jedenfalls auch mal hin. Ihr Martin Hamborg