Wie geht es Euch? Thread IV

  • Hallo, Hanne,


    das ist totaler Mist. Ich erlebe auch in meinem Umfeld, dass das Virus keinen Halt vor den Geimpften macht. Diejenigen, die ich kenne, testen sich regelmäßig. Aber bei Omikron zeigt der Test erst dann ein positives Ergebnis, wenn bereits Symptome vorhanden sind, vorher immer negativ.


    Wenn man Kinder hat, dann ist da tatsächlich ein Durchlauf zu verzeichnen. Das Personal kann sich hier anstecken, mit Impfung und ohne Impfung. Eine Bekannte von mir, die im Gesundheitswesen arbeitet, hat nach dem Booster jetzt schon zum zweiten Mal Corona gehabt. Auch hier das Problem mit den Tests.


    Die Impfung hilft bei Omikron meist vor schweren Verläufen, aber die Ansteckungsrate ist leider hoch in ganz Deutschland. Überall, wo viele Menschen zusammenkommen, wie in Schulen, Krankenhäusern, Heimen usw. da hat man tatsächlich kaum eine Chance, die Ansteckungen ganz zu verhindern.

    Ich erlebe es auch, dass manche es etwas lockerer nehmen mit den eigenen Hygienemaßnahmen. Das sollte im Heim zwar nicht der Fall sein, aber die Hektik kann hier schon mal einen Strich durch gute Vorsätze machen.


    Leider habe ich auch keinen Gescheiten Trost, liebe Hanne


    Ich hoffe, dass Deine Eltern es trotzdem gut überstehen


    Liebe Grüße an Dich

  • Ja, Corona macht auch vor zweimal Geboosterten keinen Halt. Das ging auch meinem ohnehin schwerstkranken Sohn so, der sich bei seinem, ebenso geboosterten, im Rettungsdienst tätigen Bruder, angesteckt hatte: vor zwei Wochen fand die Infektion statt, es ist nicht klar, ob er Symptome hat oder ob es Auswirkungen seiner übrigen Erkrankungen sind, jedenfalls ist er immer noch positiv. Aber: wir sind sehr dankbar, dass er alle diese Impfungen hat, denn wenn sich die Infektion trotzdem noch so sehr in seinem kranken Körper halten kann, wollten wir nicht wissen, wie schwer er ohne Impfung oder mit nur ein oder zwei Impfungen erkrankt wäre.

    Ja, gerade Omikron lässt sich durch fast nichts aufhalten - aber wir haben eben Einfluss drauf, wie schwer die Krankheit verlaufen kann.

  • Hallo Hanne u.a.,

    Ich finde, im derzeitigen Verlauf der Pandemie bringt es nichts nach Verantwortlichen zu suchen. Meine Kinder sind mittlerweile trotz aller Vorsicht von omikron betroffen, bei einer hat es das Kita Kind angeschleppt, ausgerechnet nach der Geburt von Geschwistern, ich hatte viel Sorge. So verbreitet es sich einfach über die jungen Familien bis zu den Großeltern etc. Einige haben überhaupt keine Symptome oder nur leichte Erkältungssymptome. Und meist sind die ersten Schnelltests bei Omicron negativ.

    Wen soll man dafür beschuldigen nach zwei Jahren mit sehr viel Einschränkungen.

    Wir müssen damit leben, dass wir nicht alles in der Hand haben. Sterben können wir auch an jeder Menge anderer Krankheiten. Mehrere Familien Mitglieder bei mir sind in dieser Zeit an Krebs erkrankt, ich selbst hatte einen ganz blöden Sturz, der ganz schlimm hätte ausgehen können, so wurde es "nur" Arm- und Beinbruch. Mein Schwager mit Vorerkrankungen hatte gerade Corona ganz ohne Symptome.

    Ich denke, ein bisschen hofft man nun auf Aufbau von natürlichen Antikörpern, eine gewisse Durchseuchung und aufgrund der meist geringen Symptomatik kann man wahrscheinlich die vielen Einschränkungen nicht mehr begründen.

    Also ich persönlich fürchte nicht so um meine Mutter. Was soll denn mit 91 Jahren und fortgeschrittener Demenz noch aufgehalten werden. Mit Wegsperren ins Zimmer und Vermeidung von geselligen Aktivitäten ist ihr für ihre verbleibende Lebenszeit definitiv nicht geholfen. Das ist meine Einstellung dazu.

    Nach nun zwei Jahren ist erstmals das Virus im Heim meiner Mutter angekommen und das halte ich für nahezu unvermeidlich, da so viele junge Eltern dort beschäftigt sind und wo es mit Sicherheit nicht immer rechtzeitig erkennbar ist, wenn die Tests oft nicht anschlagen und keine Symptome oft auftreten.

    Allerdings ist das Heim nicht geschlossen und ich darf zu Besuch kommen, also vermutlich nur Einzelfall..

    Liebe Grüße an alle

  • Herzlich Wilkommen auf dieser Seite, TanjaS! Ich bin auch relativ neu hier und habe den Austausch als sehr hilfreich empfunden! Oft hilft es, sich Sachen von der Seele schreiben zu können.


    Zum Telefonterror Ihrer Mutter muss ich sagen, dass ich ähnliches auch schon erlebt habe. Bei mir hat der Vater Demenz, und es gab Phasen, da bekam ich dutzende Anrufe am Tag, und viele Vorwürfe, meist irgendwelcher eingebildeter Mist. Ich empfand das psychisch als sehr belastend. Mir wurde empfohlen, einfach nicht ranzugehen, und lieber selbst, am Besten immer zur gleichen Zeit, anzurufen. Ich glaube, es ist in dieser Stufe wichtig, sich selbst zu schützen, das hat man als erwachsenes Kind am Anfang aber nicht so auf dem Schirm, weil man vom Wirbelwind des Wahnsinns einfach erstmal mitgerissen wird.


    In Ihre Lage mit der großen Entfernung kann ich mich gut reinversetzen; ich habe fast 20 Jahre lang in Amerika gewohnt, und es war immer schlimm, wenn Anrufe kamen mit irgendwelchen (oft eingebildeten) Notfällen und Agressionen (zumal das ja eine Zeit war, wo ich noch gar nichts von der Demenz wusste). Bei mir war es so, dass ich zu Beginn von Corona dann nach Deutschland gekommen bin und erst mal 6 Wochen bei meinen Eltern gewohnt habe, wo mir eigentlich erst klar wurde, wie es um meinen Vater bestellt ist. In der Folge habe ich mich dann entschlossen, dazubleiben und mir eine Wohnung in der Nähe gesucht. Wenn Sie alle 2 Wochen zu Ihrer Mutter fahren und 5-7 Tage bleiben, dann ist das schon eine extrem starke Unterstützungsleistung. Da würde ich Ihnen empfehlen, gut zu überlegen, wie es weitergehen soll, wieder Stichwort: sich selbst schützen. Mit den Anschuldigungen Ihrer Mutter ("kümmerst Dich nicht, bringe mich um, usw") liegt ja vielleicht nahe, dass man sagt, dann ziehe ich hin, aber da sollte man sich schon bewusst machen, dass man extrem viel aufgibt.


    Zum Abschluss noch eine Bemerkung zu Ihrer Erleichterung auf die Drohung Ihrer Mutter, Sie nicht mehr anzurufen: Da fühlt man sich natürlich schuldig, sollte es aber eigentlich nicht. Ich muss gestehen, dass ich hier gelegentlich Berichte von Teilnehmern lese, deren demenzkranke Eltern im Heim sind und eigentlich ganz zufrieden, viellleicht von den Kindern gar nichts mehr wissen wollen. Ich denke mir dann oft, ach, wenn's nur bei uns schon soweit wäre! Danach kommt man sich ganz schäbig vor, aber es ist irgendwie die Wahrheit; ich möchte mein normales Leben zurück, und möchte nicht alles hinter die Bedürfnisse eines Demenzlers zurückstellen müssen.

  • manchmal denke ich direkt: gut..wenn die alten, Kranken sterben...dann ist ja wieder Platz in den Heimen..und dann entstehen ja auch weniger Kosten für die Krankenkassen etc...also eine ganz einfache Rechnung...ich traue mich..das jetzt einfach mal so zu sagen...

    Das kann ich gut nachvollziehen. Irgendwie hat man sich auch mehr erhofft nach den ganzen Einschränkungen und der Impfung.


    Aber ich glaube, die Realität sieht anders aus. Ich gehe ohnehin davon aus, dass im Herbst wieder neue Varianten auftauchen. Das kann man laut Virologen nicht verhindern. Es gibt bald Impfungen, gegen die Omikronvariante. Zudem rechnet man damit, dass, je öfter sich jeder Einzelne ansteckt, dass dann der Virus wie eine normale Erkältung sein wird. Wir befinden uns wohl jetzt in der Mitte der Pandemie, mit der Tendenz zur Endemie.


    Es kann im Alter auch sein, das keine Impfung mehr wirklich hilft. Auch vor Corona sind doch viele an Lungentzündung ect. gestorben.


    Die Vorsicht in Heimen ist nur möglich bei kompletter Abschottung. Das hast du leider so stark mitbekommen, am Anfang der Pandemie, dass es schon eine Art Körperverletzung deinen Eltern gegenüber ist.


    Und jetzt, wo man wieder Besuche zulässt, da bleibt das Restrisiko leider bestehen, auch völlig schuldlos. Ich gebe auch die Wunschvorstellung auf, dass das Virus vollkommen beherrschbar ist oder das weitere Lösungen mehr bringen können, als es bisher gebracht hat.


    Liebe Grüße

  • Liebe OiOcha -


    ich habe auch erst ein paar Beiträge gelesen - das tat mir ebenfalls sehr gut. Man sieht, dass man nicht alleine ist und das eine viele Leidensgenossen gibt. Das hat mir tatsächlich schon ein wenig geholfen. Die Tipps und das Mitgefühl der Foren-Teilnehmer war für mich ebenfalls sehr wertvoll - und hat mir ein wenig das schlechte Gewissen genommen.

    Besuchen kann ich sie, aber in die Nähe ziehen kann ich nicht. Zwar habe ich einen Job, in dem ich im Home Office arbeiten kann, der aber vor der Pandemie auch eine Reihe von Reisen jeden Monat verlangte und natürlich auch die Arbeit im Büro. Ich leite unseren Münchner Standort, daher ist ein Umzug recht ausgeschlossen oder würde bedeuten, dass ich den Job wechseln müsste. Das ist etwas, was ich nicht möchte - ich mag meinen Job sehr. Wenn ich in der Nähe meiner Mutter wohnen würde, würde sie auch erwarten, dass ich täglich bei ihr bin. Ich müsste also nicht nur viel, sondern alles aufgeben - die meisten Möglichkeiten für einen ähnlichen Job wie meinen sind nur in größeren Städten vorhanden.

    Und ja: Ich kann sehr, sehr gut nachvollziehen, dass man ein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich sein normales Leben zurückwünscht - mir geht es genauso. An manchen Tagen "überkommt" es mich, dass ich kein wirkliches Leben mehr habe. Wenn ich jetzt auch noch in die Nähe meine Mutter ziehen würde, gebe ich den kleinen Rest, den ich mir ab und an neben meiner Arbeit noch abzwacke auch noch auf.

    Sollte es in einer späteren Phase so sein, dass sie ohne mich glücklich ist oder sich ihr Wesen zum positiven verändert - wie ich dies bei einigen Teilnehmern gelesen habe - dann würde mich das sehr froh machen. Es würde weniger emotionalen Stress für meine Mutter bedeuten (und auch für mich)-

    Liebe Grüße

    TanjaS

  • Hallo Herr Hamborg -


    die Teilnehmer des Forums haben mir wirklich schon sehr geholfen, mit Tipps, aber auch mit Zuspruch, Wütend war ich nur anfangs auf meine Mutter - auch weil ich sicherlich nicht verstanden habe, wie sie sich in relativ kurzer Zeit so verändern konnte. Mittlerweile bin ich traurig, hilflos, manchmal etwas genervt (wenn die Vielzahl von Anrufen kommt). Und oftmals müde, denn es geht an die Substanz.

    Sie verfällt bei jedem Termin in das gleiche Muster, auch bei solchen, die noch Wochen weit weg sind. Sie hat beispielsweise in ca. 2 Wochen eine Friseurtermin, nach dem sie heute schon über ein Dutzend Mal gefragt hat. Und ob sie dann auch wirklich drankäme, ob der Termin wirklich sicher ist, usw. Das sind dann die Situationen, in denen ich irgendwann genervt bin.

    Ich stelle aber auch seit einigen Tagen Veränderungen fest: Sie kann manchmal (meistens morgens oder später am Abend) nicht immer zwischen mir und "der anderen" (wie sie sie nennt) unterscheiden. Beides bin allerdings ist, es gibt keine "andere". Und auch die Wahrnehmung zwischen Telefon und persönlicher Anwesenheit verschwindet ein wenig - so hat sie mich heute angerufen, obwohl ich nur im Nebenzimmer war. Sie hat steif und fest behauptet, dass sie natürlich nicht angerufen hat.

    Ich versuche, Struktur in ihr Leben zu bringen, soweit es geht. Ihre Bekannte, die sie 2x pro Woche mit in den Gottesdienst nimmt, ist sich der Situation bewusst und macht sich eher Sorgen, als dass sie meine Mutter nicht mehr abholt. Sie hatte 1-2 ähnlichen Fälle im Bekanntenkreis. Andere Bekannte / Freundinnen bekommen es weniger mit, aber auch hier hat sie einen Kreis aus ca. 4-5 Personen, mit denen sie regelmäßig Kontakt hat. Auch wenn sie dauernd sagt, dass sich keiner um sie kümmert: Sie hat einen guten Kreis an Bekannten. Aber sie hat niemanden mehr, der dauernd da ist. Sie ist leider auch jemand, der nicht gut alleine sein kann.

    Leider bekomme ich sie nicht zum Arzt - unter welchem Vorwand auch immer. Sie ist strikt dagegen. Ihr Aussage: Sie ist nicht krank und gegen das ein oder andere Zipperlein kann die Ärztin auch nicht helfen. Da beiße ich auf Granit.

    Ich übe mich jetzt erst einmal darin, mir (Zeit)Punkte zu schaffen, in denen sie mich nicht erreichen kann und Rückzugsecken. Und ich hoffe, es gelingt mir.

    Mit guten Wünschen,

    TanjaS

  • Hallo TanjaS -- ich kenne das alles sehr gut mit nicht zum Arzt wollen und ständigem Nachfragen nach Terminen. Beim Thema Arzt gehen wir zur Zeit den Weg des geringsten Widerstandes und reden einfach nicht drüber, weil mein Vater da fürchterlich ärgerlich wird und eh nicht hingehen würde. Und Termine schreiben wir ihm nicht mehr in seinen Kalender, sondern sagen es ihm ganz kurz vorher.


    Ich bin übrigens auch in München; wir können gerne mal einen Spaziergang machen. Ich würde mich freuen, jemanden jüngeren (also sprich: noch im Erwerbsleben stehenden) zu haben, mit dem man sich ein bisschen austauschen kann. Ich war mit meiner Mutter bei einigen Angehörigengruppen, und da war sie zumeist die Jüngste, und ich war vielleicht 30 Jahre unter dem Durchschnittsalter. Sohn83 kommt wenn ich mich recht erinnere auch aus Bayern, aber seinen Nachrichten zufolge eher aus dem ländlichen Raum.

  • Hallo TanjaS und OiOche,


    ja ich komme auch aus Bayern, ganz östlich von Regensburg. Habe also nach München noch 180km.


    TanjaS, ich finde mich in vielem von dem was du schreibst selbst wieder. Jeder Fall ist anders und doch irgendwie gleich. Irgendjemand schrieb (finde ich gerade nicht mehr, vielleicht warst es auch du) man will doch nur sein altes Leben wieder. Auch diesen Gedankengang kenne ich (wie viele hier) nur zu gut. Die bittere Wahrheit ist aber das man diesen Gedanken loslassen muss, man kann nie in sein altes Leben zurück. Die Pflege, die Krankheit all das verändert uns alle fundamental. Hier schrieb auch mal jemand das schöne Wort "Co-demenz" das trifft es für mich auf den Punkt.
    Vielleicht hilft es dir wenn ich dir sage das man sich an vieles gewöhnt. Sachen die einen anfänglich aus der Bahn bringen werden normal. Deswegen wird es nicht unbedingt leichter aber man fühlt es anders. Innerlich baut sich da eine gewisse Distanz auf. Bei dir kommt natürlich die große räumliche Distanz dazu anders herum ist es aber leider auch nicht einfacher wenn man täglich, direkt ohne Pause damit konfrontiert wird.

    Wenn deine Mama von "der anderen" redet und dich meint, verletzt dich das sicher. Man (ich jedenfalls) fühlt sich da, trotz allem wissen um die Krankheit, doch irgendwie herabgesetzt und manchmal auch wütend. Verstehe ich, bei mir sind es regelmäßig "die anderen" die noch alle im Haus wohnen und meinen Papa versorgen. Tja das bin nur immer ich, weil sonst hier niemand wohnt. Darauf eingehen lohnt sich aber nicht, ich ignoriere es oder begegne mit "Jetzt bin ich ja da", damit kann ich diese "Schleife" oft umfahren.

    Ich wünsche dir jedenfalls viel viel Kraft, örtliche Beratung scheinst du ja wenn ich es jetzt recht in Erinnung habe, bereits zu suchen. Vielleicht könnte auch eine Tagespflege zum Einstieg in die Fremdbetreuung etwas Druck aus der Situation nehmen. Dir persönlich könnten vielleicht auch Achtsamkeitsübungen helfen, dabei lernt man die innere Distanz aufzubauen die man braucht. Klappt leider nicht immer, aber immer mal wieder ;-).



    Weil ich gerade so schön am schreiben bin, die letzten Tage habe ich mich etwas zurückgehalten weil ich persönlich wieder so an einem Tief angelangt bin aus dem ich mich im Moment erst wieder Stück für Stück selbst herausziehen muss.

    Bei Papa ist es das übliche auf und ab, wir haben sehr gute Tage aber leider werden die von schlechten gefolgt.

    Die meiste Zeit klappt es aber noch recht gut. Im moment ist er tagsüber recht gut orientiert und kann sich auch vieles merken, gegen abend schaltet er dann ab und verliert die örtliche und zeitliche orientierung zwischen 19 bis 20 Uhr. Dann beginnen auch täglich die gleichen "Dauerschleifen".
    Früher war er ein großer Fan der Sendung "Bares für Rares", tägliches Pflichtprogramm. Er ging selbst jahrzehntelang auf Flohmärkte zum verkaufen. Diese Sendung habe ich mittlerweile komplett verbannt weil es bei ihm regelmäßig zu Realitätsverlust geführt hat. Aktuell gucken wir Kochsendungen, das geht sehr gut und er kommentiert mal mehr oder weniger fleissig die kochbegabung der einzelnen Kandidaten. ;)

    Morgen geht es zum coronabedingten Nachholtermin zum Nephrologen, ich bin gespannt was der zu sagen hat. Ein bisschen fürchte ich das dieser einige Tabletten (Diabetes, Blutdruck) austauschen/reduzieren will um die Nieren zu entlasten. Solche Umstellungen bringen immer viel Unruhe rein und es dauert bis die Werte sich wieder eingependelt haben.


    Ein tolles Kompliment hat mir neulich unser Hausarzt gemacht. Wir hatten dort einen Termin um Blutwerte etc zu besprechen und den Medikamentenplan zu aktualisieren. Seit der Coronaquarantäne habe ich meinem Vater z.b. Lioran (Passionsblume) gegeben, was tatsächlich die ständigen Ängste und Nervosität seinerseits etwas gelindert hat. Dazu noch einige andere Änderungen z.b. wegen ständiger Verstopfung und bei der Dosis des Blutdruckmedikaments. Wir haben über die Akupunktur (immer noch super!) und die chinesischen Kräuter gesprochen.
    Er hat ein paar Fragen gestellt dann all meine Änderungen in den Medikamentenplan übernommen und gesagt wenn ich mal nen Job brauche kann ich gleich anfangen. Natürlich Spaß aber gut getan hat es trotzdem.


    Die familäre Entlastung ist weiterhin määhh, also sehr sehr wenig. Da gibt es viele Punkte da bin ich im Moment sehr verbittert. Im Moment habe ich meinen Schwager da als "Problemquelle" ausgemacht. Ob ich ihm unrecht tue? so recht glaube ich es nicht. Als ich meinen positiven Corona Test hatte (bei meinem Vater war er erst ein paar Stunden später positiv) und eine der ersten vorsorglichen Reaktionen meines Schwagers war "Wir können ihn (meinen Vater) aber nicht aufnehmen" hat das bei mir im Kopf viel in Bewegung gebracht.

    Vielleicht gelingt es mir ja irgendwann auch das loszulassen, für mich wäre es jedenfalls besser ...

  • Lieber Sohn83 -


    ich meine OiOcha und ich hatten geschrieben, dass wir unser altes Leben wieder zurück haben möchten. Es wird sicherlich durch die Erfahrungen nicht 100%ig das gleiche Leben sein, aber ein sehr ähnliches. Ich kann und ich will auch nicht alles aufgeben, damit ich meiner Mutter zur Verfügung stehe, auch wenn es eine räumliche Distanz gebe. Sie ist (und war es auch früher schon) eher ein "Glas halb leer" Mensch und das wird momentan schlimmer.


    Ein guter Tipp, Referenzen über "die andere" einfach zu ignorieren. Es hat mich zunächst irritiert,. Ich werde das nächstes Mal einfach laufen lassen und sie nicht korrigieren. Das ist vielleicht auch für sie einfacher, weil sie dann "im Fluss" bleibt. Für mich ist alles noch recht neu und ich übe quasi noch, wie ich alles handhabe und damit fertig werde.


    Familiäre Entlastung gibt es bei mir nicht: Meine Mutter hat keine Geschwister, ich ebenfalls nicht. Es gibt nur mich, daher landet alles bei mir. Andererseits muss ich mich dann nicht mit Verwandten "rumplagen", die eher ausbremsen statt unterstützen. Ich wünsche Dir noch viele gute Zeiten (und Kochsendungen) mit Deinem Vater. Und ein dickes Fell, was den Schwager angeht.


    Liebe Grüße

    Tanja

  • Hallo Tanja,


    nur so ein Gedanke.


    Vielleicht kann Ihre Mutter nicht zwischen der Tochter, die persönlich vor ihr Steht und der Telefonstimme unterscheiden.

    Es wäre möglich, dass sie daher von einer anderen Person spricht.

    Ggf. wäre Skype eine Idee ?


    Viele Grüße


    Andreas

  • ja ich komme auch aus Bayern, ganz östlich von Regensburg. Habe also nach München noch 180km.


    Die familäre Entlastung ist weiterhin määhh, also sehr sehr wenig. Da gibt es viele Punkte da bin ich im Moment sehr verbittert. Im Moment habe ich meinen Schwager da als "Problemquelle" ausgemacht. Ob ich ihm unrecht tue? so recht glaube ich es nicht. Als ich meinen positiven Corona Test hatte (bei meinem Vater war er erst ein paar Stunden später positiv) und eine der ersten vorsorglichen Reaktionen meines Schwagers war "Wir können ihn (meinen Vater) aber nicht aufnehmen" hat das bei mir im Kopf viel in Bewegung gebracht.

    Vielleicht gelingt es mir ja irgendwann auch das loszulassen, für mich wäre es jedenfalls besser ...

    Regensburg! Da hätte mein Opa, der auch Demenz hatte und fast 5 Jahre lang hier unten bei uns im Heim war, ganz feuchte Augen gekriegt, und gesagt, "mit dem fahre ich mal mit!" Er war auch aus der Gegend (noch etwas nördlicher), und hat immer mal wieder erzählt von Pflegern aus den neuen Bundesländern, die mal über die Regensburger Autobahn heimfahren würden und ihn mitnehmen, damit er sich mal wieder sein Haus anschauen kann.


    Bei den Verwandten geht es mir wie Tanja -- bin auch Einzelkind und habe deshalb niemanden der mitmischt. Das stelle ich mir echt schwierig vor, besonders in Situationen, wo Leute, die nichts tun sich mit guten Ratschlägen einmischen, oder dann aufs Erbe schielen. Ich merke aber selbst in der Dynamik mit meiner Mutter, die mit meinem demenzkranken Vater zusammenlebt, dass man oft unbewusst gegeneinander arbeitet. Er nervt fürchterlich, und manchmal spitzt sie ihn einfach an, irgendwelchen Mist zu machen, den ich dann aufräumen muss.

  • Sie ist (und war es auch früher schon) eher ein "Glas halb leer" Mensch und das wird momentan schlimmer.

    Das bemerke ich bei meinem Vater auch. Alles ist schlecht und alle sind Idioten. Man macht einen Ausflug in die Berge und er sagt, die Landschaft hier gefällt mir eigentlich gar nicht so. Man geht essen und es schmeckt ihm sehr gut, aber Minuten später klagt er, meins war nix. Wenn man Nachrichten hört, dann kommt alles durcheinander und er poltert, wie können die so blöd sein. Gestern ging's im Radio um die Ukraine und dann um die Paralympics, und dann schimpfte er, wie kann man da, mitten im Kriegsgebiet, so eine Sportveranstaltung abhalten?! Alles sehr belastend, besonders für meine Mutter, die ja ständig darunter leidet.

  • Dieses Verhalten kenne ich auch.

    Das ist wohl recht häufig der Fall. Da spielen mit unter auch noch Depressionen mit rein.

    Wer selbst mit Depressionen bereits Erfahrungen machen musste findet da das negative Gedankenmuster und Sicht auf die "äußere Welt" schnell wieder.


    Ist ein bisschen die Crux an der ganzen Sache noch geistig fit genug um die Umwelt richtig wahrzunehmen, aber nicht mehr fit genug das alles in den richtigen Kontext zu legen. Dazu tägliche Schwankungen ....

  • Lieber Andydreas -


    das hätte ich auch gedacht. Aber so einfach scheint der Unterschied nicht zu sein. Sie ist sich sicher, dass "die andere" nicht nur am Telefon war, sondern auch persönlich vor ihr stand (was nicht stimmt, da ich nicht bei ihr war). Ich denke, sie weiß tatsächlich nicht, dass sie manchmal "nur" mit jemandem telefoniert und die Person nicht tatsächlich ihr gegenüber steht. Ich war diese Woche bei ihr und sie hat mir auch gesagt, dass eine Bekannte da war, aber nur ganz kurz, weil sie dann wieder zurück ins Krankenhaus musste. Die Bekannte hatte mit ihr telefoniert. Ich beobachte es auf jeden Fall mal weiter und schaue, wie es sich entwickelt.


    Liebe Grüße

    TanjaS

  • Liebe OiOcha, lieber Sohn83 -


    ich denke, dass zumindest depressive Schübe dabei sind - eine befreundete Psychologin hatte mir dies nach meinen Beschreibungen auch als Möglichkeit genannt. Aber da sie ja zu keinerlei Ärzten gehen möchte, wird es schwierig bis unmöglich, eine genaue Diagnose zu erhalten. Und ja, wie Du es beschreibst: Sie nimmt ihre Umwelt wahr, aber der Kontext passt nicht. Ich hatte wie OiOcha diese Woche das Erlebnis, dass meine Mutter Dinge durcheinander wirft. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt sie (sie hat den 2. Weltkrieg als Kind erlebt) und sie ist der Meinung, dass man bald Flüchtlinge in ihrer Wohnung einquartiert, weil das im 2. Weltkrieg so war und sie gehört hat, dass einige Promis Flüchtlingen eine Unterkunft geben. Mittlerweile konnte ich sie davon überzeugen, dass ihr niemand die Wohnung wegnehmen wird.

    Aber meine Erfahrungen decken sich mit den euren.

    Liebe Grüße

    TanjaS

  • Hallo ihr Lieben,

    Gestern kam die Nachricht über pos. Corona test meiner Mutter. Nach nun 2 Jahren dort der erste Ausbruch im Heim,, was ja schon eine Leistung ist. Am Tag vorher hat sie es nach Monaten mal wieder geschafft mich anzurufen mit der dringenden Bitte, sie sofort zu meiner Schwester zu bringen (die weiter weg wohnt,aber das weiß sie nicht mehr). Alternativ sollte ich sie zu mir abholen, und zwar sofort. Beides habe ich abgelehnt, ging auch aus verschiedenen Gründen gar nicht. Ich habe danach von einer Pflegerin erfahren, dass meine Mutter sehr verunsichert ist, weil keiner mehr auf dem Flur zum reden sitzt, kaum noch jemand in der Küche... Sie versteht natürlich auch nicht, was um "ein bisschen Halsschmerzen " gemacht wird:(

    Ich hatte aus verschiedenen Gründen keine Möglichkeit sie davor zu retten, doch prompt sprang wieder mein schlechtes Gewissen an... Sie war verbal ziemlich aggressiv, auch gegenüber meiner Schwester am Telefon. Nun darf ich natürlich mindestens 10 Tage nicht hin zu Besuch, sie darf nicht raus, aber darf immerhin mit anderen Infizierten zusammen essen, das finde ich sehr gut, wäre ja auch anders Blödsinn, wenn es nun eh fast alle auf der Etage haben.

    Es tut mir so leid, weil sie sich allein auf dem Zimmer überhaupt nicht beschäftigen kann, kommt gar nicht mehr auf die Idee fernzusehen, zu lesen o.ä. Furchtbar:(( sie sagt auch, sie fühle sich mutterseelenallein. Gerade erst vor 1 Woche konnte ich meine Mutter zum ersten Mal seit Monaten zu einem Minispaziergang in einen kleinen Park überreden und wollte sie gestern eigentlich zu einem Ausflug abholen, nach dem langen grauen Winter, Sturm etc.

    Nun fällt es mir wieder schwer das auszuhalten... Was für eine Zeit ist das bloß? Corona, Krieg, viele Sorgen familiär - ich bringe meiner Mutter später ein paar frühlingsblumen vorbei, doch sie wird vergessen, dass sie von mir sind und ist ja auch wütend, dass ich sie (aus ihrer Sicht) nicht aus dieser Situation gerettet habe. Sie behauptet zwar felsenfest, sie habe keine Angst, doch mein Gefühl ist genau konträr. Sie ist momentan wieder fest überzeugt, dass sie nachhause zurück kann und natürlich ihren Haushalt dort machen kann.

    Meine Mutter sagte so oft, daß Heim sei sehr gut, sie würde gut versorgt, alle seien nett zu ihr, aber... Sie wolle auf keinen Fall dort sterben. Was mache ich mit dieser Aussage? Es tut mir nahezu weh, wie sie am Leben hängt, vielleicht hat sie Angst meinen Vater im jenseits zu treffen (er war stets gewaltbereit). Mein Leben lang versuche ich meine Mutter glücklich(er) zu machen, habe es letztendlich nicht geschafft .. :/

    Danke fürs Lesen!!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo TanjaS, wenn Ihre Mutter von "Der Anderen" spricht ist das erstmal kein Grund zur Sorge, solange wie Sie eine gute Ebene im Moment haben und es keinen wahnhaften Leidensdruck gibt. Deshalb möchte ich Sie in Iher Gelassenheit dabei unterstützen, so wie Sie es, Sohn83, so treffend formuliert haben: "Jetzt bin ich ja da!"


    Vielleicht entlastet Sie etwas die Erkenntnis, dass Ihre Mutter im Nachherein nicht unterscheidet zwischen einem Telefonat und einem Besuch. Hilfreich sind die Kontakte zwischendurch und die brauchen Rückzugsecken für die Hauptpflegeperson, super dass Sie das Schaffen!


    Ein gutes Zeichen ist auch, dass der Einfluss des Krieges und die Gedanken an die Flüchtlinge eher flüchtig sind und keine tiefgreifende Erschütterung auslösen. Ihre Ablenkung ist da genau richtig.

    Ich habe in der letzten Zeit Gespräche geführt, in denen die Bilder aus dem Fernsehen und der schlimme Krieg zu Retraumatisierungserfahrungen führten, in denen eine Reorientierung zum Glück immer wieder gelang.


    Ich hatte gehofft, dass es Ihnen irgendwie gelingt, Ihre Mutter zum Hausarzt zu bringen, es wird wohl noch ein längerer Weg und manchmal gelingt es uns erst, wenn ein Sturz oder ein anderes akutes Ereignis eine ärztliche Behandlung erforderlich macht. Dann ist es gut, wenn die Hausärzte informiert sind und auch bezüglich der Demenz und dem allgemeinen Gesundheitszustand handeln. Haben Sie schon Kontakt aufgenommen?


    Auf jeden Fall wünsche ich, dass Sie trotz aller Verantwortung immer wieder Rückzugsmöglichkeiten in Ihr altes Leben finden und dies genießen und die Kraft tanken, die Sie für Ihre Mutter brauchen! Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, Sie haben in der letzten Zeit so viel für Ihren Vater gemacht und so viel erreicht, da kann ich mich der Anerkennung Ihres Hausarztes nur bestätigen!


    Es freut mich, dass Sie trotz des Tiefs sich melden und hier wieder schreiben. Natürlich sind die Dauerschleifen Ihres Vaters anstrengend und es ist schwer Ihren Vater vor den aktuellen Informationen zu schützen, die natürlich emotional verunsichern. Solange er sich "nur" aufregt, dass die olympischen Spiele im Krieg stattfinden, klingt das zum Glück nicht nach einer Retraumatisierung.


    Die Verbitterung über die Familie ist schwer zu ertragen und es verletzt, wenn selbst in einem Notfall niemand da ist. Das macht ärgerlich und traurig wütend - und da helfen wahrscheinlich auch keine Achtsamkeitsübungen. (Trotzdem verzichten Sie bitte nicht darauf!!)

    Umso mehr wünsche ich Ihnen, dass Ihnen das "Loslassen gelingt", Sie haben das so treffend formuliert, Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo OiOcha, gern würde ich Sie in Ihrem Gefühl entlasten, dass Sie sich schäbig fühlen, wenn Sie sich heimlich wünschen, dass die Demenz Ihres Vaters so zunimmt, wie wir es hier gerade austauschen.

    Mir hat mal wichtiger Demenzexperte und Vorbild gesagt: Jetzt trinke ich das berühmte Glas Rotwein mit Genuß und zum Schutz vor meiner Demenz. Wenn dann die Phase des Leidensdrucks für mich und meine Familie kommt, dann mache ich hoffentlich alles, um die nächste Phase zu erreichen, in der ich mein Leid schnell vergesse"

    Sie sind also in bester Gesellschaft, wenn Sie für ihren Vater diese Gedanken haben, Ihr Martin Hamborg

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