Wie geht es Euch? Thread IV

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  • Liebe Rose,


    eine gespenstische Ruhe kündigte mein gestriges Gefühlchaos an. Ein zunächst luftleerer Raum und dann flutete ein Tsunami mit einer Brachialgewalt über mich herein, der ich nicht mehr standhalten konnte. Umso wohltuender ist es für mich, von Euch so viel Verständnis zu erfahren. Das Unterbewusstsein fordert jetzt sein Recht ein und will gesehen werden. Und ich habe geglaubt, ohne Weiteres zur Tagesordnung übergehen zu können.


    Es war recht naiv von mir zu glauben, alles würde einfacher, wenn ich die tägliche Pflegesituation nicht mehr leisten muss. Mitnichten. Ich habe diesen Prozess mächtig unterschätzt, es ist auch alles noch sehr frisch und ungewohnt. Eigentlich hatte ich während der Pflege überhaupt keine Vorstellung was meine Zukunft betraf. Das "Nichtwissen" wann meine Pflegesituation enden würde war für mich schwierig auszuhalten. Würden meine körperlichen und nervlichen Ressourcen für diese unbekannte Wegstrecke ausreichen? Bloß nicht nachdenken. Weshalb hätte ich mich mit der Zeit "danach" Gedanken beschäftigen sollen. Ich war froh, wenn ich den Alltag halbswegs ohne Katastrophen überstanden hatte und endlich schlafen gehen konnte.


    "Du wirst in ein großes, tiefes Loch fallen, wenn das alles vorbei ist. Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber Du siehst wirklich schlecht aus. Du wirst schon sehen, Du solltest jetzt schon Pläne schmieden. Du solltest Dich mal mehr kümmern! Ja, so einfach so ist das.


    Dann die krönende Abschlussbemerkung: "Also, ich könnte da ja nicht. Wie Du das nur aushältst. Da opferst Du Deine besten Jahre und dann...?" In Gedanken murmelte in solchen Momenten ich vor mich hin: "Gebe Gott, dass Du niemals in eine solche Situation gerätst. Wie haben alle keine Garantie.



    Lieber Sohn83,


    Du beschreibst Deine zeitweilige Kraftlosigkeit im "Danach". Ja, unser Einsatz hat viel Kraft gekostet, mehr als man sich selbst eingestehen will. Die Konsequenzen, die langjährige Pflege mit sich bringen waren mir nicht bewusst.


    Die seelischen Schleusen sind nun geöffnet und wie Rose es beschrieben hat, ist nun die Zeit gekommen, dass sich unser Gedankengut vieler Jahre schonungslos zeigt. Gott sei Dank erst jetzt.


    Es erschreckt mich sehr, meinem eigenen Spiegelbild gegenüber zu stehen und zugeben zu müssen, dass ich totalen Raubbau mit mir betrieben habe. Da geht sie dann auch schon los, die Gedankenspirale. Warum hast Du das zugelassen? Wann hat das alles überhaupt angefangen? Es ist doch aber meine Pflicht als gute Tochter. Usw.


    Selbst wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, ich würde keinen Ausweg gefunden haben, mich dieser früheren Situation entziehen zu können. Deshalb gebe ich mir Mühe, auf Selbstvorwürfe zu verzichten und künftig milder und gnädiger mit mir zu sein.


    Euch allen von Herzen vielen Dank.


    Liebe Grüße Elisabetha

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly und TanjaS, Ihre Erfahrungen bestätigen eindrucksvoll, wie wichtig das Doppelzimmer ist!


    Wer hätte gedacht, dass das Zusammenleben Ihren Müttern so gut tut und die schlechten Charaktereigenschaften nicht mehr in die Einsamkeit führen.


    Sie können davon ausgehen, dass die Pflegekräfte genau beobachten, ob es auch für die Mitbewohnerin wirklich gut ist. Oft erlebe ich, dass die Mitbewohnerinnen die Bosheit des Wortes gar nicht mehr wahrnehmen und eher die Kontaktbedürfnisse dahinter erleben.


    Es geht dann nicht darum was gesprochen wird, sondern das gesprochen wird. Von diesen Menschen mit Demenz könnten wir vielleicht sogar die nötige Gelassenheit lernen, oder?


    Meist hört der gemeinsame Drang, das Haus zu verlassen irgendwann auf und es bleibt nur bei dem Interesse mit einer guten Freundin eine unangenehme Situation zu ertragen oder schlicht ein gemeinsames Thema zu haben...

    Es freut mich zu lesen, dass Sie TanjaS, die verbalen Attacken Ihrer Mutter verlassen haben, trotz Nieselregen!

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, Glückwunsch zu Ihrer Therapie, es hätte mich gewundert, wenn nicht "viele Steine ins Rollen" gekommen wären. Eben kommt mir der Gedanke, dass ich Ihnen auch im echten Leben Menschen wünsche, mit denen Sie Ihre Erfahrungen so teilen können wie hier in diesem Forum. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt für den Besuch einer Alzheimergruppe? Auch dort gibt es vielleicht "Energieräuber" aber eben auch die wertvollen Menschen wir hier im Forum!

    Ihr Martin Hamborg

  • Guten Abend Herr Hamborg,


    ich bin überwältigt von den Reaktionen auf meine Beiträge und nun kommt von Ihnen zum Abschluss des heutigen Tages Ihre bestärkende und mutmachende Antwort. Das bedeutet mir sehr viel.


    Das Wissen um das "Gift der toten Spinne" war tatsächlich eine treibende Kraft - danke lieber Buchenberg.


    Wenn ich mir den gestrigen Sonntag in Erinnerung rufe und damit auch meine unerträgliche Verlassenheit und Angst, so bin ich in diesem Augenblick unendlich dankbar, eine solche Unterstützung zu erfahren. Ich fühle mich durch dieses Beistand sehr getragen und spüre ein tiefes Gefühl von Glück und Dankbarkeit.


    Die Fülle an Mitgefühl und Verständnis macht mir Mut, meinen neuen Weg weiterzugehen. Ich bin nicht mehr alleine! Welch ein großes Geschenk.


    Es grüßt Sie sehr herzlich


    Elisabetha

  • Es war recht naiv von mir zu glauben, alles würde einfacher, wenn ich die tägliche Pflegesituation nicht mehr leisten muss. Mitnichten. Ich habe diesen Prozess mächtig unterschätzt, es ist auch alles noch sehr frisch und ungewohnt. Eigentlich hatte ich während der Pflege überhaupt keine Vorstellung was meine Zukunft betraf. Das "Nichtwissen" wann meine Pflegesituation enden würde war für mich schwierig auszuhalten. Würden meine körperlichen und nervlichen Ressourcen für diese unbekannte Wegstrecke ausreichen? Bloß nicht nachdenken. Weshalb hätte ich mich mit der Zeit "danach" Gedanken beschäftigen sollen. Ich war froh, wenn ich den Alltag halbswegs ohne Katastrophen überstanden hatte und endlich schlafen gehen konnte.

    Hallo Elisabetha, so sehr viel habe ich den Beiträgen der anderen Forumsteilnehmer als auch dem Beitrag von Herrn Hamborg nicht hinzuzufügen.


    Du hast vielleicht schon in meinen älteren Beiträgen gesehen, dass wir es mit meiner Mutter lange zu Hause versucht haben ... alle deine Gedanken sind mir also nicht fremd.

    Was mir auffällt: Du schreibst sehr reflektiert und bringst damit Ordnung in manche Gedankenschleife. Das nützt dir gut bei der Bewältigung dieser einmalig schweren Aufgabe. Ich mache es genauso und es hilft mir sehr. Man muss aber dennoch aufpassen, dass die Leichtigkeit des eigenen Lebens nicht dabei unter die Räder kommt. Ich spreche aus Erfahrung ... und habe hier zum Glück meine Tochter, die trotz ihres eigenen schrecklichen Schicksals (mit einem schwer narzisstischen/psychopathischen Vater ihres kleinen Sohnes) mit positiver Energie durchs Leben geht. Was wir schon für tolle Dinge gemeinsam unternommen haben ...

    Also rate ich dir von Herzen, dir ganz bewusst etwas Tolles vorzunehmen ... am besten gemeinsam mit lieben und fröhlichen Menschen. Du wirst sehen, wie die alte Kraft zurück kommt, vielleicht nicht gleich für immer ... Aber doch werden sich die Oasen im traurigen Alltag mehren. Man muss seine Traurigkeit ja nicht verdrängen, aber sie ab und zu mit positiven Dingen zudecken. Das hilft dir ganz sicher.


    Und deine Mutter ist jetzt in Sicherheit, das musst du dir immer wieder sagen. Genauso tue ich es auch!!!! Alles Liebe!

  • Liebe Carolina89 -


    das hört sich wirklich schlimm an. Ich muss sagen, dass meine Mutter in ihrem Heim gut versorgt wird - eigentlich schon eher betüddelt. Man kümmert sich sehr gut um sie, sie läuft mit anderen Bewohnerinnen durch die Gänge,

    Liebe Tanja.

    Meine Mutter ist noch nicht im Heim, sondern erstmal im Krankenhaus, nachdem sie wieder mal vor dem Klo sitzend in der Wohnung aufgefunden wurde.

    Aber wenn sie nicht bald da weg kommt, schafft sie es erst gar nicht ins Heim.

    Mutter braucht Gesellschaft.

    Im KH gibts Frühstück, Mittag, Abendbrot, Toilettenstuhl, Arztbesuch und ein paar Schwestern, die vorbei rauschen.

    Meine Mutter hat es so "gewollt".

    Ich hatte aber immer ein Auge auf sie, trotzdem wurde sie in einem erbärmlichhen Zustand ins KH gebracht, weil sie davor in ihrem Kot/Urin gesessen hat.

    Weißt du wie die Wohnung roch (und Mutter erst), und wer hat das wohl weg gemacht?

    Aber solche Vorfälle sind jetzt vorbei.

    Diese Woche sollte sich laut Gericht ein Betreuer finden, denn das mache ich nicht. Nerven schonen! Ich verliere mittlerweile Haare.


    Daran muss ich mich auch erstmal gewöhnen, dass die Wohnung bald leer gemacht wird, dass mich niemand mehr von dieser Telefonnummer anruft, dass ich sie nie wieder beim Einkaufen treffe usw.

    LG

  • Hallo schwarzer Kater,


    ich bin vollkommen bei Dir, dass ein Ausgleich durch schöne Unternehmungen sehr wichtig ist. Es ist bewundernswert, wie es Deiner Tochter trotz ihrer persönlichen Herausforderung gelingt, Dich mit ihrer positiven Energie mitzureißen. Eine wirklich starke junge Frau und Mutter, beeindruckend.


    Ich habe ca. 2 Jahre in einer Beziehung mit einem Partner gelebt, ohne zu ahnen, dass ich dem klasschischen Werben eines Narzissten erlegen war. Dass er an Schizophrenie litt erfuhr ich erst nach meiner Trennung. Auf meine Rückfragen in seinem Freundeskreis auf gewisse Verhaltensweise bekam ich nur zur Antwort: "Geh, solange Du noch kannst!" Natürlich konnte ich damit absolut nichts anfangen.

    Nun gab es nach dem Tod meines geliebten Vaters (eine symbiotische Vater-Tochter-Beziehung), jemanden der mich so annahm wie ich und es auch noch wagte, meiner Mutter die Stirn zu bieten. Ich fühlte mich unendlich geliebt und verstanden. So bin ich mit blinder Verliebheit in die nächste Falle getappt.


    Wer hoch fliegt, fällt tief. Das kann ich an dieser Stelle bestätigen. Das hat mich auch meine berufliche Existenz gekostet (wir waren Kollegen). Nachdem ich den Mut hatte, mich von ihm zu trennen war ich übelsten Verleumdungen ausgesetzt. Er hatte dafür gesorgt, dass ich bein unserem Arbeitgeber, einem sehr großen Unternehmen, deutschlandweit keinen Fuß mehr auf den Boden zu bekommen. Er hatte langjährige Kontakte und Einfluss auf meine Personalakte. Aber ich habe mich wieder aufgerappelt (das hat 10 Jahre gedauert).


    An dieses Kapitel meines Lebens habe ich jahrelang nicht mehr gedacht. Dass ich nicht den Verstand verloren habe, grenzt wirklich an ein Wunder. Es ist schon bezeichnend, dass durch unseren Austausch in der Gemeinschaft auch andere wichtige Themen berührt werden. Es ist wohljetzt an der Zeit zu sein, sich damit auseinander zu setzen. Es ist vergleichbar mit einer Reha, Deine Tischnachbarn spiegeln exakt Deine eigenen Themen. Das ist gerade ein Dejavu für mich.Es ist mir bewusst, dass diese Geschichte eigentlich nicht hierher gehört. Deine immer wieder kehrenden Hinweise auf den schwer narzisstischen/psychopathischen Vater Deines Enkelsohns zeigen mir, wie sehr sein Verhalten Euer Leben beeinflusst. Daher habe ich mich ermutigt gefühlt, meine Geschichte zu erzählen.


    Die Distanz zu meiner Mutter bekommt mir gut. Ich werde klarer und entspannter. Im Rückblick erkenne ich, dass diese Verstrickung zu ihr in der Kindheit begann und sich über langen Zeitraum im meinem System manifestiert hat. Spaß haben, unbeschwert sein, ein gute Zeit haben, das möchte ich wieder in mein Leben einladen. Ich darf mich nur nicht zu sehr in dem Analysieren und Aufdröseln meiner Vergangenheit verlieren.


    Danke für Dein Verständnis und Deine Unterstützung. Ich werde Deine Empfehlung gerne beherzigen.


    Alles Liebe!


    Elisabetha

  • Hallo Elisabetha, auch wenn es hier ein Demenz-Forum ist, so sehe ich doch auch einen großen Sinn darin, wenn sich die betroffenen Angehörigen über ihre Begleitumstände austauschen, die nicht unmittelbar mit der Demenz zusammenhängen. Denn vieles, was die Beziehungen zu unseren dementen Angehörigen ausmacht, wurde in der Vergangenheit geprägt, dazu gehören auch solche Geschichten, wie Du sie hinter Dir hast.

    Außerdem finde ich es durchaus auch stärkend, nicht allein mit dem Gefühl sein zu müssen, dass außer der Demenz unseres jeweiligen Angehörigen auch noch andere teils dramatische Ereignisse das Leben der hier Schreibenden beeinflussen. Insofern, zumindest aus meiner Sicht ist es völlig in Ordnung, dass Du darüber so ausführlich schreibst.

  • Danke für Dein Verständnis und Deine Unterstützung. Ich werde Deine Empfehlung gerne beherzigen.

    Liebe Elisabetha, danke sehr, dass du deine Geschichte mit mir/uns teilst. Das zeigt uns, dass die Demenz unserer Angehörigen in den gesamten Komplex unseres eigenen Lebens eingebettet ist ...


    Du hast es am eigenen Leibe erfahren, was pathologischer Narzissmus anrichten kann. Seit ich das Thema erlebt habe, gilt mein großes und grenzenloses Mitgefühl all jenen, die nun auch noch mit dementen narzisstischen Angehörigen zu tun haben.

    Narzisstisch ist meine Mutter zum Glück nicht. Doch die Sache mit dem Vater meines Enkels ist ausreichend schlimm und wäre Stoff für einen Film. Meine Tochter ist im 9. Schwangerschaftsmonat wegen psychischer und letztlich physischer Gewalt zu uns geflüchtet, hat ihre Heimatstadt und ihren Job eingebüßt und muss(te) nun ertragen, wie dieser Mensch die Behörden und Gerichte auf sie jagt und wie alle zusammen das Kind zum psychischen Wrack machen. Dieses Kind MUSS regelmäßig zu ihm, obwohl der Vater NULL (!!!) Interesse an dem Kleinen hat, sondern er demütigt und quält ihn ohne Ende (weil meine Tochter es geschafft hat zu entkommen). Der Kleine muss dafür büßen und versteht die Welt nicht mehr. Niemand kann und will dem Ganzen Einhalt gebieten. Es gibt tatsächlich eine Täter-Opfer-Umkehr. Dieser kleine eigentlich hochintelligente Junge leidet nun an allen möglichen psychischen Störungen, gilt sogar als kognitiv zurückgeblieben.

    Tja, und die ganze Sache hat unsere Gesundheit und beinahe unser gesamtes Vermögen gekostet (12 Anwälte und entsprechende Gerichtsverhandlungen und Gutachten wollen finanziert sein.)

    Zeitgleich wurde meine Mutter dement und eben auch schwierig. Und nun kämpfe ich mich mühsam wieder an die Oberfläche. Zum Glück konnten wir Tochter und Enkel unterstützen, aber ausgestanden ist alles nicht.


    Wie ich lese, ist deine "Geschichte" nicht angenehmer. Aber es ist doch so, dass man durch diese Schicksale auch etwas besser lernt, vieles zu erkennen, einzuordnen und zu verstehen.


    Manchmal allerdings kommt die Seele nicht gleichermaßen mit und es bleibt viel Traurigkeit zurück. Und hier schließt sich der Kreis: Genau da müssen wir manchmal bewusst gegensteuern. So meinte ich das. Also seien wir weiter mutig, klug, tapfer und manchmal hoffentlich auch wieder fröhlich. In diesem Sinne alles Liebe.

  • Also seien wir weiter mutig, klug, tapfer und manchmal hoffentlich auch wieder fröhlich.

    Da schließe ich mich gerne an, auch derzeit wieder in einer äußerst schwierigen Lage, über die ich aber aktuell noch nicht mehr schreiben kann. Jedenfalls so viel: die Demenz meiner Mutter ist da momentan die geringste Belastung.

  • auch derzeit wieder in einer äußerst schwierigen Lage, über die ich aber aktuell noch nicht mehr schreiben kann. Jedenfalls so viel: die Demenz meiner Mutter ist da momentan die geringste Belastung

    Liebe ecia, auch dir gilt mein Mitgefühl. Genau wie du, können bei mir auch Worte nicht im mindestens ausdrücken, was wirklich passiert ... und die geschilderten Punkte sind ja nicht einmal die einzigen. Aber es geht ja hier vielen so. Noch einmal alles Gute an dich/ an alle,

    • Offizieller Beitrag

    Hallo SchwarzerKater, danke, dass Sie trotz dieser riesigen privaten Last hier so sehr unterstützen. Merkt Ihnen Ihre Mutter an, wie sehr schwer es gerade ist? Sie müssen sich da nicht verstecken, zumindest nicht, wenn Ihre Mutter in Ihrer Demenz auch wieder mehr Empathie oder Schwingungsfähigkeit zulassen kann, auch wenn es nur Minuten sein können


    Ich wünsche Ihnen sehr, dass es im Jugendamt oder bei Kinderarzt einen verantwortlichen Menschen gibt, der den Zusammenhang erkennt und Ihren Enkel schützt... Diese Hoffnung kann Ihnen niemand nehmen!

    Genau da müssen wir manchmal bewusst gegensteuern. So meinte ich das. Also seien wir weiter mutig, klug, tapfer und manchmal hoffentlich auch wieder fröhlich.

    Ihr hoffnungsvoller Satz ist dabei noch einen Erinnerung wert, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo SchwarzerKater, danke, dass Sie trotz dieser riesigen privaten Last hier so sehr unterstützen. Merkt Ihnen Ihre Mutter an, wie sehr schwer es gerade ist? Sie müssen sich da nicht verstecken, zumindest nicht, wenn Ihre Mutter in Ihrer Demenz auch wieder mehr Empathie oder Schwingungsfähigkeit zulassen kann, auch wenn es nur Minuten sein können


    Ich wünsche Ihnen sehr, dass es im Jugendamt oder bei Kinderarzt einen verantwortlichen Menschen gibt, der den Zusammenhang erkennt und Ihren Enkel schützt... Diese Hoffnung kann Ihnen niemand nehmen!

    Lieber Herr Hamborg, vielen Dank für Ihr umfassendes Verständnis - ich habe deshalb den gesamten Beitrag zitieren müssen :)


    Es ist wirklich eine große Last, die ich in mein (unser!) . Leben integrieren muss. Es gibt speziell für meinen kleinen Enkel keinen wirklichen Ausweg. Er wird sich später einmal selbst freischwimmen müssen oder aber zeitlebens unter seiner Kindheit leiden. Das haben wir nicht in der Hand, leider. Obwohl wir uns buchstäblich für ihn ins Feuer geworfen haben.

    Die äußeren Umstände (Gesellschaft, Gesetze) sind aber wie sie sind. Und auch hier im Forum habe ich den Eindruck, dass das Leiden unter stärkeren narzisstischen Grundtendenzen bei vielen Menschen immer größer wird. Ein eigenes Thema, das aber auch das Demenz-Thema durchzieht. Das macht mich sehr betroffen.


    Meine arme Mutter hat (als ihre Demenz noch nicht so schlimm war) sehr viel von der Tragödie mitbekommen. Sie hatte mit meiner Tochter/ihrer Enkeltochter eine enge Beziehung. Heute kennt sie sie nicht mehr. Und mich vielleicht auch nicht mehr richtig. Sie weiß ganz sicher nicht (mehr), dass ich es schwer habe. Und ehrlich gesagt, bin ich für sie sehr froh darüber. Auch wenn sie auf dem langen Weg in die Demenz eine sehr schwierige Person wurde, so denke ich doch zurück an eine Mutter, die sich stets große Mühe mit allem gegeben hat, immer tatkräftig, klug und gut. Natürlich mit Ecken und Kanten (wie wir sie alle haben). Heute ist sie schwer dement und lieb. Wenn sie in ihrer Welt klarkommt, dann ist es das Beste, was ihr unter diesen Umständen passieren konnte.


    Ich selbst versuche trotz vieler trauriger Momente einfach immer weiter zu gehen. Das ist das Beste, was ich tun kann. Liebe Grüße an Sie und an alle.

  • Ich selbst versuche trotz vieler trauriger Momente einfach immer weiter zu gehen. Das ist das Beste, was ich tun kann.

    Auch Deine Worte gehen mir gerade sehr nahe und zeigen eine wichtige Gangart auf. Immer weiter, Schritt für Schritt ohne den Blick auf den gesamten Berg zu erheben, sondern nur den unmittelbar bevorstehenden kleinen Abschnitt der Strecke vor Augen zu haben, der bewältigbar aussieht.

    Ständig das gesamte Elend zu betrachten schwächt nur, dass es da ist, wissen wir ohnehin.

    Auch von mir liebe Grüße in die Runde.

  • Liebe Elisabetha -


    ich kann das mit dem Raubbau an der eigenen Person nachvollziehen, mir geht es genauso. ich habe so viel abgenommen, dass meine Freunde sich Sorgen machen. Ich esse ganz normal, aber der Stress zehrt. Jetzt steht die Wohnungsauflösung an und das wird nochmal sehr stressig. Andererseits habe ich am Wochenende schon Schränke auseinandergenommen und ihre sämtliche Kleidung & Schuhe aussortiert und an die Altkleidersammlung gegeben - ein großer Schritt bei 4,5 m Kleiderschrank. Aber ich merke auch, wie das an die Substanz geht (zusammen mit den momentanen Geschäftsreisen). Pass also auf Dich auf, nicht, dass Du zusammenklappst.


    Liebe Alfi -


    wir werden unsere Mütter nicht mehr ändern können. Mein Highlight: Am Wochenende hat sie gefragt, warum ich denn immer arbeiten muss. Tja, Lebensunterhalt verdienen. Von einer Sekunde zur anderen wurde sie aggressiv und meinte: Ja, wenn man zu blöd ist, sich einen Mann zu suchen, der einen ernährt. Danke - aber stand irgendwie nie auf meinem Lebensplan. Seit sie im Heim ist, habe ich aber eine Option: Ich kann einfach gehen. Und wenn das heißt 30 Minuten im Regen auf den Bus zu warten, dann ist das angenehmer als sich beschimpfen zu lassen.


    Liebe Carolina89 -

    nach dem Sturz meiner Mutter sah das Wohnzimmer wahrscheinlich ähnlich schlimm aus wie bei Deiner Mutter. Ich hoffe, dass es bei Dir auch "voran" geht und es Dir wieder besser geht.


    LG

    Tanja

  • Liebe Tanja,

    Da stehen einem wirklich schnell die Nackenhaare zu Berge, wenn ich das lese, was deine Mutter dir antut. Sie weiß offensichtlich genau wo es weh tut, dafür reicht die Intelligenz noch . Richtig gemein!

    Weißt du, dass man z.B.über CHECK24 nach Unternehmen zur Entrümpelung suchen kann? Gar nicht so teuer geht sowas auch. Meine Eltern haben Jahrzehnte NICHTS weggeworfen, das war unüberwindlich. Wenn es andere für einen tun, ist es nach meiner Erfahrung einfacher und sehr erleichternd im Nachhinein.

    LG

  • Wir hatten für das Ausräumen des elterlichen Wohnhauses ein Arbeitslosenkollektiv beauftragt. Eigentlich sollte die Entrümpelung nichts kosten, denn solche Unternehmen können manches Überbleibsel noch zu Geld machen.

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