Hallo HoWo, Ihre gründliche Recherche zum Neuroleptika habe ich aufmerksam gelesen.
Die Leitlinien zeigen, dass diese Medikamente (nur) ein Mittel bei herausforderndem Verhalten sind und andere nicht-medikamentöse Verfahren nicht ersetzen sollen.
Oft herrscht noch die Vorstellung: Menschen mit Demenz können eingestellt werden und dann ist alles gut.
Bei psychotischem Erleben und schweren posttraumatischen Erkrankungen gelingt dies selten ohne diese Medikamente. Aber die Nebenwirkungen müssen von den Ärzten*innen immer wieder mit den Wirkungen abgewogen werden.
Dies ist auch ein Grund, dass in den Studien nach drei Monaten nachgeprüft wird: weil dann die entspannende Wirkung der Medikamente mit pflegerischen Interventionen kombiniert werden kann und Medikamente möglichst durch die Beziehungsgestaltung ersetzt werden. Genau dieses Vorgehen passiert in manchen Heimen nicht und deshalb sind Ihre mahnenden Worte wichtig.
Bei den Studien müssen wir auch bedenken, dass die Ergebnisse immer gegen den Placeboeffekt verglichen werden.
Wenn Angehörige oder Mitarbeitende fest daran glauben, dass sie ein Neuroleptika geben, schauen sie eher auf Verbesserungen und die erwartete Wirkung. Das allein schon verändert das Ausmaß der Probleme.
Dieser Effekt würde durch ohne ein Medikament nicht eintreten und auch nicht, wenn sie (wissentlich) einen Placebo, also ein Scheinmedikament, verabreichen.
Ihnen wünsche ich sehr, dass Sie mit der Klage und der Aufklärung der ärztlichen Fehler Ihren Frieden finden!
Ihr Martin Hamborg