Wie geht es Euch? Thread IV

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  • Heute komme ich mit einem eigenen Problem daher, das vermutlich für die Erfahreneren hier kein wirklich großes ist. Der Einfachheit halber stelle ich einfach meine E-Mail hier ein, die ich an meine Schwester und meine ältere Tochter geschrieben habe, die beide am meisten in die Fernbetreuung meiner Mutter eingebunden sind:

    "Mir machen die letzten Gespräche mit Mutter Gedanken.

    Sie wirkt auf mich allmählich, wie ein trotziges Kind, das nicht einschätzen kann, welchen Gefahren es sich aussetzt und sich nur der Kontrolle entziehen will.

    Mehrfach erzählte und betonte sie inzwischen von ihren „Träumen“ – mir scheinen es doch eher Gedanken zu sein – dass sie die Treppe hinaufgeht und sich zum Fenster am Speicher hinausfallen lässt. Immer wieder überträgt sie das gedanklich auf die Burgmauer, wobei ihr wohl noch klar ist, dass sie die nicht erreichen kann. Aber ihre Treppe zum Speicher scheint ihr kein unüberwindbares Hindernis zu sein.

    Gestern versuchte sie mich auch in aller Ausführlichkeit davon zu überzeugen, dass sie genug trinkt, erzählte mir dazu tausend Einzelsituationen, in denen sie trinkt. Stellte auch fest, dass ihr P. an ihren Telefonplatz ein Glas Wasser gestellt hat, trank aber, allem akustischen Anschein nach, nichts davon. Sie fühlt sich wegen des Trinkens von allen Seiten kontrolliert (da lässt sie den Gedanken der Fürsorge überhaupt nicht an sich ran) und schließt nicht aus, dass sie irgendwann mal jemandem, der sie zum Trinken nötigt, das Glas über den Kopf kippt. (Die technische Machbarkeit lassen wir mal dahingestellt)

    Zwar zieht sie alles sofort ins Lächerliche, wenn ich fragend reagiere, aber diese Gedanken beherrschen sie offenbar massiv.

    Wegen des eingekochten Wassertopfes regte sie sich mir gegenüber maßlos auf, dass P. das (an meine Schwester) weitererzählt hat, von wegen: „Wem ist noch nie ein Wassertopf eingekocht“ u.ä. Auch da passt ihr der Gedanke an Für-Sorge überhaupt nicht, auch das empfindet sie nur als ungerechtfertigte Kontrolle.

    Ich für mich stehe vor der Frage, ob wir ihr zu weniges Trinken nicht einfach hinnehmen sollten, weil das ständige Ermahnen in ihr immer mehr Widerstand erweckt und möglicherweise zur Verweigerung aus Trotz führt.

    Ich stehe persönlich auch vor der Frage, weil sie mir fast täglich erzählt: „Ich stehe morgens aus einem trockenen Bett auf, ich mache mir mein Frühstück, ich mache mir mein Mittagessen“, ob sich da was geändert hat und P. ihr wirklich nur noch ganz ab und zu etwas bringt, wie Mutter sagt?

    Andernteils weiß ich, dass eben die Gehirnveränderungen auch eine Phase der totalen Realitätsverzerrung mit sich bringen können und die Betroffenen dann wirklich glauben, all diese Dinge zu können und auch zu tun, von denen sie reden. Wie seht Ihr das? Was können wir aus der Ferne überhaupt tun?"


    Vielleicht hat hier jemand von der Erfahreneren Ideen und Anregungen, ich für mich sehe im Grunde schon, die Mutter nach ihren Vorstellungen gewähren zu lassen, wenn sie nur widerständig wird, denn bisher schließen alle Beteiligten aus, dass sie aus ihrem zu Hause raus muss und die bisherige Betreuung - die ihr tatsächlich immer wieder sehr lästig ist, die sie wohl manchmal nur zu unserer Beruhigung duldet - ausreichen kann.

    Natürlich hab ich schon dran gedacht, wenn solche Kochaktivitäten mit leerem Topf sich häufen (möglicherweise ist sie auch nur zwischenrein eingeschlafen), die Sicherungen vom Herd rauszunehmen u.ä. Aber nun bin ich auf Tipps gespannt.


    Sohn83, ich habe voller Mitempfinden Deinen Bericht gelesen, weiß aber im Moment keine sinnvolle Antwort, bin vielleicht mit eigenen Gedanken zu sehr belegt, will Dich dennoch nicht ignorieren.

  • Hallo liebe Ecia25,

    das tut mir für dich alles sehr Leid. Aus der Ferne irgendwas zu tun ist natürlich ganz schwierig. Deine Mamma würde wahrscheinlich zumindest von einer Tagespflege profitieren, in der Gruppe geht das mit dem Trinken und Essen oft einfacher.

    Ich habe an manchen (Nicht Tagespflege) Tagen wirklich Probleme das mein Papa auf seine Kcal kommt. Währen da nicht die Süßigkeiten ...

    In der Tagespflege ißt er fast immer 2 Teller Suppe (mag er einfach gerne) und dann noch etwas vom eigentlichen Mittagessen. Nachmittag gibt nochmal Kuchen und Kaffee. Zuhause brauche ich sowas zu Nachmittag gar nicht anbieten da kommt nur ich habe keinen Hunger.


    Ob deine Mamma sich, so wie du sie beschreibst, darauf einlassen würde ist halt eine andere Geschichte. Bei meinem Papa hat es anfänglich jedenfalls gut geholfen das wort "Tagespflege" zu umschiffen. Pflege ist ja leider immer so negativ besetzt. Ich habe es mit Seniorengesellschaft u.ä. umschrieben.

    Irgendwann war er ja sowieso der Meinung das wäre die Bundeswehr und er würde dort zum arbeiten hingehen.
    Ich wünsche die viel Kraft.




    Auch ich habe ein Update.

    Vielleicht habe ich heute die Nacht falsch beurteilt und machmal hat man auch Glück im Unglück. Heute morgen war ich beim Arzt um Papas Laborwerte abzuholen. Da wurde mir ein Urinbecher für morgen früh mitgegeben zwecks Diabetes Kontrolle bei Papa. Dann habe ich Vormittag mit meiner Schwester telefoniert. Die hat gerade eine sehr schmerzhafte Blasenentzündung und ist krankgeschrieben. Von ihr kam aber gleich der Denkanstoß Blasenentzündung. Kurz gegoogelt Symtome passen. (vorallem die Schmerzen im Leistenbereich die wir natürlich automatisch mit der Hüftarthose in Verbindung bringen)


    Schnell beim Hausarzt angerufen und 11:45 Uhr mit dem Auto in die Tagespflege (Urinbecher hatte ich ja schon), Papa Urinprobe machen lassen (da war die Windelhose schon wieder gut mit Urin voll) und ab damit zum Doc bevor der um 12 Uhr für heute zu macht. Zum Glück ist die Artzpraxis nur 50 Meter von der Tagespflege entfernt.

    Es ist zwar kein Eiter aber deutlich Blut im Urin, Rezept bekommen, die paar Kilometer in die Stadt zur Apotheke, wieder zurück in die Tagespflege und dort das Medikament abgegeben damit er es Mittag gleich bekommt.

    Was man in 40 Minuten alles schafft....

    5 Mal editiert, zuletzt von Sohn83 ()

  • Lieber Sohn 83!

    Versuche, die Ruhe zu bewahren - ich weiss, nicht so leicht, vor allem nach so einer Nacht - und vor allem zeige deine Unruhe nicht deinem Vater! Seltsamerweise haben Demente offenbar ein unvergleichliches Gespuer dafuer, wenn man ängstlich, unruhig ist usw. Vertrau auf das Heim, die werden deinen Vater sicherlich gut entgegennehmen und versorgen. Ich halte die Daumen, dass alles klappt - wuerde auch nicht den bevorstehenden Umzug erwähnen!

    Schwarzerkater hat da vollkommen Recht - vor allem wenn man einsieht, wie es wirklich um Vater/Mutter steht!

    ecia 25: mir ist ein derartiger "Zugzwang" gott sei dank erspart geblieben (habe mir nächtelang ueberlegt, wie ich es anstellen soll, meine Mutter in ein Heim zu krigen) aber ehrlich gesagt, ich glaube, dir bleibt der Weg zum Amtsgericht (die sind wohl zuständig fuer eine Betruerverfuegung - oder?) nicht erspart. Okay, du sagst, dass deine Mutter nicht die Treppen bewältigt - aber kannst du wirklich sicher sein??? Ich glaube, das ist der einzige richtige Weg - fuer dich und deine Mutter!

    Alles Liebe

    Weit Weg

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Lieber Sohn 83!

    Ich noch mal - habe erst jetzt deine letzte Nachricht gelesen. Du scheinst wirklich Wunderwerke erreichen zu können - ich bewundere dich und wuensche dir weiterhin viel Kraft!

    Weit weg!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo ecia25, ich hab jetzt überlegt, was ich dir wohl antworten kann ...


    Weißt du, obwohl ich ja nebenan wohnte, war meine Mutter ebenso wie deine wie ein aufrechter (alter) Baum, völlig autark, eher dominant (ich schrieb es mehrmals). Und bei all dem "Unsinn", den sie anstellte (und bestritt), dachte ich mir ebenfalls: Lass sie machen ..., sie ist alt genug ..., sie darf das! Und wenn was passiert, dann ist das eben so. War oftmals schwierig, weil ich es mit ansehen musste (und auch ausgleichen musste), aber nun ja.


    Jetzt mit entsprechender Hilfe scheint mir, hat sie ein wesentlich besseres Leben - ihre Bedürfnisse und Vorlieben haben sich auch teilweise verändert. Allerdings habe ich bei meiner Mutter wesentlich länger abgewartet als viele andere, bevor wir den Schritt ins Pflegeheim gemacht haben. Eigentlich war das - von außen betrachtet - fast zu spät (erst unlängst sagte einer meiner Coaches: "eine Minute vor Zwölf"), aber vielleicht ist es für jede demente Person unterschiedlich, wann dieser Schritt gegangen werden sollte. Das kann man aus der Ferne schlecht beurteilen. Aber du wirst wahrscheinlich mit feinen Antennen erspüren können, wie es um deine Mutter steht. Bei allem Zweifel und Hin und Her ist es mir schlussendlich bei meiner Mutter gelungen, den Zeitpunkt abzupassen (mit entsprechender Hilfe von außen) und so war der Schritt ins Pflegeheim für meine Mutter beinahe ohne Widerstände zu machen. So bekommt es vielleicht auch deiner Mutter (so wie du sie beschreibst) am besten ...

    Alles Liebe

  • Hallo Sohn,

    Nur kurz zu dir: du siehst, wie schnell alles richtig doll kippen kann, und nun hast du zum Glück eine Erklärung und hoffentlich lösung. Aber es kann eben noch Jahre so weitergehen, was dich irgendwann allein auch unweigerlich überfordert.

    Von daher bleibe bitte bei der Entscheidung, eie schon die anderen schreiben, besser nicht thematisieren. Und ohne schlechtes Gewissen, das bringt deinen Vater nur durcheinander, er braucht nun deine Sicherheit.

    Du kannst uns am Freitag ja informieren, wie es lief ;) du bringst deinen Vater nicht zum Schafott, sondern in eine regelmäßige Versorgung, wenn medizinisch ein Problem auftritt, wirst du ja auch in Zukunft informiert, so ist es jedenfalls in "unserem" Heim.


    Liebe Grüße

  • Hallo Sohn83, ich nochmal kurz. Ich sehe es genauso wie Rose60 und Weit Weg schreiben.


    Was du über deinen Vater schreibst, spricht wirklich FÜR das Pflegeheim. Du bist doch auch dann noch für ihn da, du verschwindest nicht auf Nimmerwiedersehen. Bedenke bitte: für einen Menschen mit fortgeschrittener Demenz ändern sich die Bedürfnisse und der Blick auf die Welt und auf das Leben. "Zu Hause" muss nicht das ehemalige Zuhause sein. Ich weiß, dass der Schritt schwer ist, aber er ist richtig. Und wenn alle Stricke reißen und sich das Heim als Fehlgriff erweist, lässt sich alles immer noch ändern, modifizieren oder was auch immer. Drück auf die Pausetaste deines schlechten Gewissens ... und im günstigsten Fall schalte es ab. Mitgefühl und Liebe dagegen dürfen bleiben. Aber davon hast du jede Menge wie ich lese. :) Alles Gute!!!! :!:

  • Hallo ihr Lieben,


    vielen Dank für Euren weiteren Zuspruch. Ich sehe es ja auch so, es ist sicherlich langfristig das richtige.


    Die Medikamente haben auch bereits angeschlagen (es ist warlich erstaunlich wie schnell er auf Medikamente reagiert), er hat gestern Nachmittag/Abend sehr viel geschlafen und dann nochmal die ganze Nacht durch bis auf zwei Toilettengänge. Sogar die Windelhose war heute morgen noch trocken und die Schmerzen sind zurückgegangen. Er wirkt auch wieder deutlich fitter und wollte heute auch in die Tagespflege.


    Wir lassen das jetzt mal auf uns zukommen. Im Heim habe ich heute Bescheid gesagt bzg. der Blasenentzündung, die sagen auch kein Problem.


    Das schlechte Gewissen wird mich noch einige Zeit begleiten, aber damit werde ich zurecht kommen.

    Es kommt mir so vor wie letztes Jahr April als er praktisch innerhalb eines Tages zum echten Pflegefall wurde. Da musste ich von heute auf morgen mein komplettes Leben umstellen. Die Dinge die mich da anfänglich so belastet haben sind mittlerweile Normalität und werden wenn sie wegfallen vermisst. Wir beide müssen dann erstmal wieder unseren neuen Rythmus finden und zur Normalität werden lassen. Dann wird es besser gehen. Mit Veränderungen tue ich mich halt schwer.

  • du sagst, dass deine Mutter nicht die Treppen bewältigt - aber kannst du wirklich sicher sein???

    Stellvertretend an alle, nehme ich dieses Zitat aus den Antworten auf meine Anfrage zum Anlass, allen Danke zu sagen, für Ideen, Anregungen, Tipps.

    Direkte Antwort auf obenstehende Frage: Ja ich kann ganz sicher sein, dass meine Mutter die Treppe nicht bewältigt, sie kann nicht einmal mehr zwei Stufen ohne Stütze von zwei Menschen schaffen. Sie ist nahezu blind, sieht also auch nicht, wo sie geht und inzwischen so unbeweglich (früher hat sie Gymnastikgruppen geleitet), dass der Weg zwischen Tisch und Sofa nur noch mit Stock, besser noch Rollator, bewältigt wird.


    Ob deine Mamma sich, so wie du sie beschreibst, darauf einlassen würde ist halt eine andere Geschichte.

    Das kann ich mit einem klaren Nein beantworten. Sie fühlt sich derzeit sogar stärker und eigenständiger, als seit Jahren (natürlich ist sie es nicht im Geringsten) und mit 97 Jahren ist es halt auch die Frage, wie weit wir einer blinden und sehr egomanischen Eigenbrötlerin überhaupt andere Menschen zumuten können. Zumal ihr durch die Blindheit eben das vertraut Fühlbare in ihrem zu Hause viel Orientierung gibt. Ihr Haupthobby ist auch heute noch, über die anderen zu lästern und aufzuzeigen, dass ihr niemand das Wasser reichen kann und die anderen ihr nur lästig sind.

    dachte ich mir ebenfalls: Lass sie machen ..., sie ist alt genug ..., sie darf das! Und wenn was passiert, dann ist das eben so. War oftmals schwierig, weil ich es mit ansehen musste (und auch ausgleichen musste), aber nun ja.

    Ja, wir haben uns entschieden, gerade in Anbetracht ihrer Sturheit, sie so zu lassen - die nötigen täglichen Hilfen sind da, auch wenn sie abstreitet, Hilfe zu brauchen und sogar abstreitet, manche Hilfe zu bekommen.


    Und wenn ich das dann so denke, erinnere ich mich immer dran, wie sie mit 60 Jahren, fünf Jahre nach dem Tod ihres gleichaltrigen Ehemanns (mein Vater) in einer Gegend weitab von jeglicher Familie (es trennten sie von jedem von uns Kindern, von ihren Geschwistern, ihrer Mutter einige hundert Kilometer und sie hatte auch vorher keinen Bezug zu der Gegend) ein eigenes Haus baute, weitab vom Ort, damit sie laut musizieren konnte, wenn sie wollte - auf niemandes Angebote einging, doch in der Nähe etwas zu suchen, bzw. zu beziehen, was greifbar war. Alle Hinweise in den Wind schlug, dass sie dann wenn sie krank würde, Hilfe brauche, gar Pflege brauche niemanden aus der Familie haben würde: das hat sie mit ihrem Eigensinn, ihrem Unabhängigkeitsdrang (durchaus verständlich, wenn man ihre Mutter und ihren Ehemann kannte) alles weit von sich gewiesen und in meinen Augen ist der jetzige Zustand durchaus eine Folge davon, die sie zwar nicht in voller Tragweite aushalten muss, aber eben doch tragen muss aus ihrem Starrsinn.

    Daher sind wir jetzt Beteiligten uns auch einig, sie einfach weiter wursteln zu lassen, solange sie weder sich noch andere gefährdet (die Sache mit dem Herd ist lösbar und andere Gefahren müssen wir wohl erst noch entdecken).


    Danke Euch allen einfach noch einmal, es hilft trotzdem, hier so offen schreiben zu dürfen und Anregungen zu bekommen (und manchmal ist sogar das Verwerfen-Können derer hilfreich).

  • Hallo ihr lieben,


    gestern war Umzugstag und der ist eigentlich besser gelaufen als ich dachte (von meinem innernen Gefühlschaos mal abgesehen).

    Heute morgen habe ich mich erkundigt wie es ihm geht. Er läuft viel durch die Gegend und sucht mich. Fragt wo ich bin etc. Nachts war er auch mehrfach auf und wurde auf sein Zimmer zurückgebracht. Morgens war er bereits ab halb 7 wach. Er ist wohl recht verwirrt, aber nicht aggressiv und lässt sich gut "führen".


    Ich habe so ziemlich jeden Pfleger auf der Station gebeten ihn so viel als möglich aus einem Zimmer zu holen und unter Leute zu bringen. Bitte kein Essen aufs Zimmer bringen, lieber in der Gruppe. Ich hoffe die machen das.


    Besuchstermine muss man vorher anmelden (geht bis Freitag 12 Uhr) und es muss ein "Termin" frei sein. Die möchten halt nur eine begrenzte Anzahl Personen "von Außen" im Heim zwecks Kontaknachverfolgung. Die Besuche sind auf 90 Minuten begrenzt, Coronaschnelltest wird benötigt.

    Für heute war sowieso kein Termin mehr frei, also darf ich heute nicht hin. Morgen um 14 Uhr habe ich meinen ersten Besuch und ich hoffe es läuft einigermaßen gut.


    Ich mache mir im Moment viel Sorgen und weiß nicht recht etwas mit mir anzufangen. Ich habe plötzlich so viel Zeit und das Haus ist so still.


    Sorgen bereitet mir im Moment am der Arztbesuch am Montag, da muss ich ihn abholen und wieder hinbringen. Leider kann ich den Termin beim Kardiologen praktisch nicht verschieben. Auf Neutermine wartet man aktuell 1 Jahr.

  • Hallo Sohn83, ich habe schon auf deinen Bericht gewartet und bin froh, dass es so gut gelaufen ist .,..

    Wie sich "die Abläufe gleichen" ....

    1. Auch ich wusste am nächsten Tag einfach nicht, was ich mit meiner plötzlichen Freiheit anfangen sollte, schreckte bei jedem Geräusch hoch. (Aber genieße von Herzen jetzt alles, was du entbehren musstest - das hilft bei der Trauerbewältigung.)

    2. Auch ich hatte gleich darauf mit meiner Mutter einen Kardiologentermin (und danach weitere).

    Den ersten Termin haben wir mit eigenem Auto gemacht. Es ging am Ende alles gut, war aber ein Albtraum: Meine Mutter wollte mit uns mit!!!! Wir mussten sie mit Trick wieder abliefern.

    So lief der nächste Termin via Taxi. Klappte wesentlich besser. Ich kann das sehr empfehlen.


    Bei den Besuchen .... am besten nichts Problematisches thematisieren ... immer im Geschehen des Augenblicks bleiben, alles kommentieren, was grad um einen herum passiert. Und möglichst die Sache so erklären, dass jetzt erst mal geschaut wird, dass die Gesundheit sich bessert und dann ... mal abwarten. (Stimmt ja im Grunde auch.)


    Wirst sehen: Das wird jetzt alles gut, wenn die Pflegerinnen und Pfleger toll sind. Irgenwann hat man zu denen eine sehr nette und fast freundschaftliche Beziehung und dann wird man immer zufriedener und zuversichtlicher. Dauert jetzt ein bisschen, aber es wirkt schon jetzt gut. Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, ich wünsche Ihnen sehr, dass sich Ihr Vater schnell in das Heim einlebt - die Chancen stehen gut, in der Tagespflege ist dies schon gelungen und die Ursache der akuten Verwirrtheit haben Sie schnell behoben können


    Ein akute Blasenentzündung kann eine massive Verwirrtheit so wie bei Ihrem Vater auslösen, manchmal werden die Schmerzen nicht einmal geäußert, sodass ohne richtige Diagnostik wertvolle Zeit vergeht. Gerade als Psychologe schaue ich mir zunächst mögliche körperliche Faktoren oder Auslöser an, psychische Prozesse spielen immer eine Rolle, aber die Ursache müssen sie nicht sein. Gegen die Unruhe und Angst kann Zuwendung, Trost und Validation helfen, aber eher nicht Entzündungsherde! Selbst wenn es psychogene Mechanismen der Heilung gibt, wäre der Verzicht auf medizinische Hilfe fahrlässig. Wenn wir uns jetzt gegenübersitzen könnten, würde ich Ihnen mit einem leichten Schmunzeln 100 Punkte auf das Konto gegen das Schlechte Gewissen gutschreiben für so viel schnelle und kompetente Hilfe!

    Einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt für Sie und Ihren Vater!!

    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ecia, viele Ihrer Fragen wurden schon beantwortet, sodass ich wieder nur einige grundsätzliche Gedanken äußern möchte.


    Ein Suizidrisiko würde ich auch gering einschätzen, mit zunehmender Demenz und körperlicher Kraft wird dies immer kleiner. Das Selbstbestimmungsrecht wurde ja höchstrichterlich bestätigt und der dieser Gedanke stärkt das Gefühl von Autonomie, dass Ihrer Mutter offensichtlich so wichtig ist und Sie deshalb den Begriff "Sturheit" verwenden. Wenn Sie sich in der Lage sehen, mit Ihrer Mutter über den Todeswunsch zu sprechen, ist es gut möglich, dass sie Ihnen viele Gründen nennen wird, warum sie dies nicht tut.

    Ich nehme in den Gesprächen oft das Bild einer Wippe: Was spricht für den Sterbewunsch, was dagegen.

    Je ernster ich die Sorgen und Verzweiflung nehme, desto häufiger geht die Wippe dann in die andere Richtung. Wenn dies nicht passiert, kläre ich ab, inwieweit diese Gedanken Zeichen einer Depression oder Psychose sein können.


    Bei einem fast blinden Menschen prüfe ich auch inwieweit echte Halluzinationen als "normale" Selbststimulation des Gehirns eine Rolle spielen können. Also: diese lebendigen traumhaften Bilder produziert das Gehirn in der Augenrinde ggf. selbst und nur wenn die Ich-Stärke nicht ausreicht, kann dies psychotische - meist wahnhafte - Erklärungen auslösen. Ihre Mutter beschreiben Sie als (eher zu) Ich-stark.


    Aus diesem Grund ist es nicht klug, Formen des Zwanges zum trinken zu wählen, auch wenn sie kreativ sind... Ich erzähle dann von Pflegebedürftigen, die dachten, wenn sie wenig trinken, müssten sie weniger zu Toilette und sich so eine Blasenentzündung und schwerste Schmerzen eingehandelt haben.

    Oder ich informiere über die 80km Blutgefäße in unserem zentralen Nervensystem, die bei diesen Menschen unterversorgt sind, sodass sie ganz verwirrt wurden oder zu sät erkannten, dass sie "dummes Zeug" gemacht haben.

    Gerade bei Menschen, die (es nötig haben), sich als etwas Besserer zu fühlen, können solche Informationen helfen - je nach Grad der Demenz auch mal häufiger...

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo, vielen Dank für Antworten. Wir werden sehen wie sich alles entwickelt. Ich werde heute wieder mit meinen Meditationen aus dem Achtsamkeitslehrgang anfangen, die habe ich die letzten Monate nicht mehr gemacht, haben mir aber bereits einmal sehr geholfen.


    Zu den Zufällen.

    Da kann ich auch etwas beisteuern. Ich habe ja ein Geschäft und da seit über 10 Jahren eine (sehr nette) Kundin die mit ihrer Geschichte sehr gut in dieses Forum passen würde. Sie kommt etwa 1 bis 2 mal ihm Jahr im Geschäft vorbei und immer reden wir recht lang. Biographien ähneln sich, sie ist ebenfalls Selbstständig musste aber den Betrieb von heute auf morgen übernehmen als ihr Vater mit anfang 60 von einer Leiter viel und davon u.a. schwere kognitive Einschränkungen zurückbehalten hat. Das ist einer schweren Demenz sehr ähnlich. Aber ich schweife ab. Diese Frau sehe ich immer an den schwersten Tagen.

    Sie War im Laden als mein Papa meine Schwester vor 8 Jahren vom Frauenarzt mit der diagnose Brustkrebs heimgefahren hat. Sie war im Laden als bei mir eine schwere Augenerkrankung diagnostiziert wurde. sie war im Laden als bei Papa ein Leistenbruch diagnostiziert wurde und als Papa seinen Lebensverändernden Herzanfall hatte lag in Laden etwas zur Abholung bereit. Drei mal dürft ihr raten wer gestern als ich Kisten reingetragen habe, vor dem Altersheim wartete um seine Mutter zum Zahnarztbesuch abzuholen

  • Lieber Sohn,

    Diese Frau ist DEIN Engel und irgendwer passt von oben auf dich auf!! Es gibt solche Phänomene ;) und wie gut, dass du es wahrnimmst.

    Die Reaktion von deinem Vater klingt sehr vielversprechend und dass du nun erstmal ein Loch in deinem Leben empfindest, ist sehr verständlich.

    Ich habe anfangs, als meine Mutter hier im Heim war, jeden Morgen befürchtet, dass ein aufregender Anruf von dort kommt. Es ist nicht einfach einen lieben Menschen in andere Obhut zu geben, doch es haben ja soooo viele vor dir hinbekommen, wenn's einen selbst trifft, ist es eben immer besonders.

    Mich wundert, dass es feste Termine gibt, aber ist wohl das sogenannte Hausrecht.. bei uns muss man "nur" einen negativen Test vorweisen.

    Liebe Grüße

  • Aus diesem Grund ist es nicht klug, Formen des Zwanges zum trinken zu wählen, auch wenn sie kreativ sind

    Herzlichen Dank für diese Darstellung, denn in diesem Punkt bin ich mir mit meiner Schwester und der Betreuerin eindeutig uneins, weil ich mich weigere, diesen Zwang zu erzeugen und auch nicht bei jedem Telefonat nachfrage, ob sie jetzt trinkt oder nicht. Mit ihrer Hilfe habe ich ein gutes Argument gefunden.

    Auch ansonsten Danke für Ihre Antwort, sie stärkt mich auch wieder auf meinem Weg mit der Mutter und den anderen Beteiligten.

  • Hallo in die Runde,


    meinen ersten Besuch bei Papa habe ich hinter mir. Ich war innerlich eigentlich auf alles vorbereitet und so konnten mich seine Vorwürfe nicht aus der Fassung bringen. Er ist in keinem gutem Zustand, sehr verbittert droht mit Anwalt, ich würde nichts für ihn tun etc. und will natürlich sofort nach Hause.
    Ich wäre ein Lügner und Betrüger ...


    Auf all das war ich aber vorbereitet. Worauf ich nicht vorbereitet war, war die (Stations?)Pflegerin. Die hat mir gleichmal aufgetischt wie schwierig mein Vater ist. Er schläft nicht, versucht dauernd auszubüchsen(kenne ich zuhause von ihm nicht), die pflanzlichen Beruhigungsmittel wirken nicht, er braucht da was stärkeres.

    Er braucht dringend einen Signalgeber damit die auf Station wissen wenn er aus dem Zimmer geht. Er wurde wohl auch schonmal ein einem anderen Stockwerk gefunden. Außerdem wäre das aktuelle Zimmer für ihn ungeeignet weil es einen Ausgang nach draußen hat. Wegen meinem Vater könnten Sie die Stationstür nicht mehr schließen (sein Zimmer ist außerhalb gegenüber den Aufzügen). Außerdem agiert er als "Fluchthelfer" und hält anderen Bewohnern noch die Tür nach draußen auf.

    Als dann der Satz kam "er ist wohl noch nicht so weit das er ins Heim gehört" gefallen ist wusste ich schon was sie mir sagen will.

    Er war ordentlich angezogen, aber die Toilette roch wie ein Bahnhofsklo. Er trägt noch das Unterhemd und Pullover von Freitag. Geduscht wurde er wohl noch nicht, das war jedenfalls alles noch unangerührt.


    So was mache ich jetzt mit dieser Aussage? Ich muss sagen meine Stimmung hat sich im Moment total gedreht. Ich bin nicht mehr total verängstigt sondern eher sauer. Ich verstehe da die Erwartungshaltung nicht, ich bringe ja keinen gesunden und rüstigen Mann ins Heim sondern einen Demezkranken mit Pflegestufe 4.

    Morgen muss ich ihn ja sowieso hin weil es zum Kardiologen geht, da werde ich versuchen mit der Heimleitung ein Gespräch zu bekommen.

  • Hallo Sohn83, das ist erschütternd! Auch wenn ich das ganze Thema natürlich nicht persönlich kenne, gefällt mir "das Heim und dessen Beschäftigte" erst mal nicht sonderlich gut. Ich fand es auch schon nicht so nett, wie mit der Besuchsfrage umgegangen wurde (ich darf z.B. IMMER kommen, wenn ich möchte, nehme natürlich woe es geht Rücksicht, so wie auch mir gegenüber Rücksicht genommen wird).

    Die Aussagen dir gegenüber wirken weder menschlich-freundlich noch professionell. Ich frage mich, was der Sinn eines solchen Heimes ist, wenn man sich über derartige Probleme beklagt und anzweifelt, ob der Vater dahin gehört.

    In unserem Heim gab es auch anfangs Probleme (meine Mutter lief weg), aber die wurden - unspektakulär - gelöst.


    Lass dich von diesen Aussagen bitte (!!!!) nicht beirren. Wenn dein Vater gleich anfangs nicht ordentlich gepflegt aussieht, ist das kein gutes Zeichen. Ich achte da bei meiner Mutter sehr drauf - auch wenn sie nun nicht immer aussieht, als ginge sie zur Modenschau ...


    Mir tut das so leid, dass gerade du solch eine Erfahrung machen musst. Mein Rat: Schau dir die Sache kritisch und aufmerksam an (ich weiß nicht, vielleicht gibt es ja noch Hoffnung, dass es besser wird) und such aber intensiv weiter. Schau vielleicht auch auf spezifische Einrichtungen (Demenz-WG, betreutes Wohnen mit angegliederter stationärer Pflege). Wichtig ist, dass einem die Stimmung dort zusagt.


    Es ist schon mal gut, dass du sauer und nicht ängstlich bist. Aus der Gefühlslage heraus kannst du wesentlich besser agieren.


    Dass dein Vater so wütend ist, spricht eher dafür, dass er das Problem wirklich nicht mehr umreißt und leider nicht mehr sieht, wie es um ihn steht und dass du das auf keinen Fall alleine (!!!) leisten kannst. Viel Kraft wünsche ich dir und lass dich bitte nicht emotional runterziehen!

  • Lieber Sohn,

    Auch ich finde es richtig gut, dass Du sauer bist!!! Weißt Du, was man so sich merkt? Dass Du wieder zu Kräften kommst!!! Super.


    Vielleicht klärt ein Gespräch mit der Heimleitung alles.


    Weitermachen!

    Und zwar genau so!

    Lg Alfi

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