Hallo Sohn,
ich habe hier immer mitgelesen. Ich freue mich über jeden, bei dem die Heimunterbringung im Großen und Ganzen gut funktioniert hat.
Sehr gefreut habe ich mich auch über die Beschreibung des Zimmers mit Terrasse, die Du hier beschrieben hast. Aber für einen Demenzkranken ist das nichts, wenn man die Terassentür nicht absperren kann.
Ich kann verstehen, dass du sauer bist. So gut sich das Heim anfangs präsentiert hat, so sehr hätte man doch daran denken müssen, dass der Vater dement ist und natürlicherweise anfangs daran denkt, zu flüchten. Auch die coronabedingten Besuchseinschränkungen finde ich nicht gut, wenn es bei demenzkranken mal brennt. Ich habe einiges erledigen müssen, wozu das Personal keinen Zeit gehabt hat.
Ich stelle mir das nie einfach vor, wenn jemand, wie Dein Vater, der manchmal noch recht munter mitagieren kann und der einen eigenen Willen hat, in einem Heim ist. Es dürfte aber trotzdem machbar sein, denke ich mir. Der Vater hat immer wieder Einbrüche, die es zunehmend schwerer machen, weiter auf Dauer das zu leisten, was Du geleistet hast.
Ein Mittel, was anfangs hilft, vor allem abends, fände ich jetzt nicht so verkehrt, wenn es gut eingestellt wird. Ich kenne hier zum Beispiel Melperon.
Wenn nachts die halbe Station wachgehalten wird und wenn Fluchtgefahr besteht, dann ist das Personal überfordert, verständlich.
Ich finde es immer noch ein Versäumnis, dass wir nicht mehr Demenzdörfer haben. Vor kurzem war dazu eine Sendung auf Arte. Wir brauchen auch mehr Personal, so wie in Luxemburg. Die haben doppelt so viel, wie wir hier.
Ich würde an Deiner Stelle noch einmal mit der Heimleitung sprechen. Ein anderes Zimmer wäre vielleicht nicht verkehrt.
Ich würde hier genau beobachten und ich würde mich auch, so wie Schwarzer Kater es beschreibt, weiter anderweitig umschauen.
Wenn der Vater nicht gepflegt aussah, dann kann es einerseits daran liegen, dass er die Pflege verweigert hat. Andererseits kommt es auf die Pflegekräfte und die Zeit an, die darauf verwendet werden kann. Unsere Demenzkranke hat dann vieles mitgemacht, wenn der Ton und die Zuwendung gestimmt haben.
Ich hoffe, für Dich, dass jetzt Zwischenlösungen gefunden werden, die dem Vater helfen und dass das Heim sich auf die Situation einstellen kann.
Ich drücke fest die Daumen.
Liebe Grüße