Wie geht es Euch? Thread IV

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  • Ich werde weiterhin berichten wie es sich entwickelt.

    Deine Beschreibung liest sich wirklich sehr gut und ich wünsche Dir/Euch, dass es jetzt wirklich aufwärts geht und bei Dir auch allmählich Entspannung einsetzen kann. Dass das erfahrungsgemäß eine gewisse Zeit braucht, ist auch klar - ähnlich wie Menschen nach Renteneintritt erst lernen müssen, mit der neu gewonnenen Freizeit umzugehen und ihr Leben neu zu strukturieren. Alles Gute Euch.

  • Hallo Oiochia,

    Ich finde, das Gutachten über deinen Vater solltest du tatsächlich mit entsprechendem Kommentar an die Ärzte schicken, die euch nicht für voll genommen haben. Wie sonst sollen sie lernen, dass Menschen mehr als das Fassaden-Gesicht haben. Muss ja kein respektloser Kommentar sein.. vllt werden sie bei anderen Menschen dann hellhörig.

    Ich kann gut verstehen, wie dich das erschüttert, mir ging es mit meinem vater ja ähnlich.

    Wie toll, dass du deine Mutter so unterstützt hast. Dass sie ihn nicht besuchen will bislang, kann ich nachvollziehen, da wird sie Angst haben, auch vor zuviel Aufregung. Sie hat wohl ALLES gegeben, was ging.

    Liebe Grüße

  • Mein persönliches Gefühlschaos wird ebenfalls langsam ein wenig geordneter. Ich kann noch nicht loslassen und mich vertrauensvoll zurücklehnen. Aber insgesamt bin ich ein wenig gelassener geworden.


    Für eure Hilfe in den letzten belastenden Wochen möchte ich Euch nochmals danken. Ich werde weiterhin berichten wie es sich entwickelt.

    Hallo Sohn83, man muss damit rechnen, dass es auch bei uns Angehörigen ein mehr oder weniger längerer Prozess ist, bis man alles annehmen und loslassen kann. Es werden immer mal wieder Durststrecken kommen, aber das ist wohl normal.


    Gut, dass das gute Gefühl für das Heim sich verstärkt. Auch da muss man vielleicht Zeit geben und genauer schauen, bevor man endgültig ein Urteil fällt.


    Anfangs sind wir auch jeden Tag zu Besuch gegangen, bis wir feststellten, dass meine Mutter nicht mitkriegte, ob wir täglich dreimal oder aller fünf Tage kommen. Jetzt gehen wir zweimal pro Woche. Alles eine Frage der Gewöhnung.


    Weiterhin viel Kraft, Geduld und Glück!!!!

  • Ich habe gerade eben das 15-seitige Gutachten der Gerontopsychiatrie zur dauerhaften Unterbringung meines Vaters erhalten. Das ist schon echt schwer zu lesen, wenn die dort so beschreiben, was sie alles mit meinem Vater erlebt haben. Kein Wunder, dass die Ärzte alle kaum glauben konnten, wie es meine Mutter mit ihm so lange ausgehalten hat. Überlege mir, ob ich das nicht mal den Ärztinnen schicke, die vor nicht mal einem halben Jahr eher dachten, wir sind Simulanten, die meinem Vater etwas böses wollen!

    Hallo OiOcha, es schadet sicher nichts, die Ärzte in Kenntnis zu setzen. Meine Hoffnung auf eine Besserung des Systems wäre jedoch eher klein.

    Warum?

    Wer in solch einem Beruf arbeitet und NICHT erkennt/erkennen will, in welcher Not die Betroffenen und Angehörigen stecken, muss schwerwiegende Defizite haben (über deren Ursachen und Ausprägung man nur spekulieren kann). Das findet man aber in allen Berufen ... Erschreckend nur, dass es so oft vorkommt. Aber für dich selbst ist es bestimmt gut, das Schreiben weiterzuleiten. Man hat da doch das Gefühl, sich selbst richtig verhalten zu haben und kann diese Sache abschließen. Das ist schon ein Gewinn.

  • Wegen Weihnachten habe ich hin-und-her überlegt, was wir machen. Abholen und nach Hause holen war bei uns nie eine Option, aber ich dachte, vielleicht nehme ich wenigstens mal meine Mutter mit zum Besuch. Sie wollte das ja bisher nicht, und hätte es wahrscheinlich nicht verkraften können. Die Entscheidung wurde uns jedoch abgenommen -- es gibt einen Influenza-Ausbruch auf der Station, weshalb keine Besuche erlaubt sind.

    Es wundert mich nicht, dass deine Mutter nicht mit will. Ich habe dafür größtes Verständnis, nach allem, was sie durchgemacht hat. Umso großartiger, dass du als Sohn dies sozusagen alles übernimmst, ihr das auch abnimmst. Ich bin unwahrscheinlich beeindruckt! Wenn du deiner Mutter vielleicht noch etwas zusätzliches Gutes tut möchtest, kannst du ihr dein Verständnis für ihre Entscheidung signalisieren (aber sicher tust du das schon!).


    Also nochmals Hochachung für alles, was du tust!


    Genauso auch für Sohn83!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ecia25, danke für Ihr wunderbares Beispiel, wie Sie das schwere Thema der Todessehnsucht in eine hoffnungsvolle Leichtigkeit und mit positiven biografischen Erinnerungen auflösen können. Als ich in meinen ersten Berufsjahren auch in unserer Altenpflegeschule arbeitete, habe ich die "Demenztherapie" gern als Schatzsuche. Sie haben in diesem großen Moment das richtige Bild gefunden und dazu einen echten Schatz! Das macht bestimmt auch anderen Mut, mit Bildern, Geschichten und Träumen in schwierige Situationen einzusteigen.


    Hallo Sohn83, das Auf und Ab Ihres Vaters kennen Sie ja schon lange und es freut mich, dass Sie nicht ernsthaft zweifeln und die Zeit sogar so kompetent nutzen, dass Ihr Vater ruhiger wird. Ein Schmerzpflaster hat oft die beschriebenen Wirkung und wirkt gleichzeitig oft so entspannend auf die Psyche, dass sich schwierige Verhaltensweisen auch ohne oder mit wenig Neuroleptika verändern. Besprechen Sie mit den Ärzten möglichst genau, wie sich ein Delir bei Ihrem Vater auswirken kann. Es ist ja immer ein akutes Krankheitsgeschehen und anders als die Demenz behandelbar, möglichst nicht durch eine Dauermedikation, aber dann so schnell wie möglich, wenn sich Anzeichen ankündigen.


    Hallo OiOcha, auch aus meiner Sicht hat die vorbehandelnde Ärztin eine Rückmeldung verdient, aber vielleicht nicht das ganze Gutachten. Ich würde wahrscheinlich nur einige Zitate schicken, mit einem kurzen Zustandsbericht, vielleicht mit der Frage, ob sie Interesse an den Unterlagen habe. Ärzte*innen haben wenig Zeit und manchmal einen zu guten Schutz gegen Belehrungen aus der Klinik - aber ohne Feedback gibt es nun mal wenig Entwicklung,..

    Allen in der Runde wunderschöne und ruhige Weihnachten, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo in die Runde,


    ich hoffe, Ihr hattet trotz allem schöne Weihnachtsfeiertage.


    Mein Vater ist vor eineinhalb Wochen gestorben. Sein Herz hat aufgegeben und er ist einfach eingeschlafen, was mich für ihn froh macht. Ich hatte befürchtet, er würde sich in den letzten Tagen der Atemnot vielleicht wehren, aber er wurde von der Hausärztin sehr gut palliativ versorgt. Ich hatte ein paar Tage vor seinem Tod einen schönen Moment mit ihm, als er sich bei meiner Berührung beruhigte und nicht mehr hustete und stöhnte.


    Nun gibt es viele neue Dinge zu lernen, neue Herausforderungen: Meine Mutter, die schon immer sagte, sie wolle vor ihm sterben, ist im wahrsten Sinne des Wortes un-tröstlich. Sie trauert noch viel stärker und schlimmer, als ich es mir je schlimm ausgemalt habe. Sie weint schrecklich viel und wirkt wie ein verlassenes Kind. Sie bringt auch die Worte Ehemann und Papa durcheinander. Wenn wir von unserem Papa sprechen, denkt sie daran, dass ihr Mann und ihr Vater jetzt tot sind. Es ist ihr auch egal, wenn meine Schwester und ich sagen, warum willst Du denn jetzt sterben, wir sind doch auch noch da? Ihre Antwort ist, wir seien erwachsen, wir brauchen niemanden.

    Das Schlimmste ist, dass sie zwischendurch immer wieder vergisst, dass er gestorben ist und fragt, wo er sei, unterbewußt spürt, dass etwas nicht stimmt und so lange bohrt, bis ich sage, er ist doch gestorben. Dann weint sie so herzzerreißend wie am Tag seines Todes. Sie war bei ihm und hat ihm die Hand gehalten, danach hat sie ihn abwechselnd fürchterlich beschimpft und wieder beweint. Als ich mit ihr aus dem Zimmer gegangen bin als er abgeholt wurde, hatte sie es bei der Rückkehr zum ersten Mal vergessen, dann fiel es ihr wieder ein, weil die Bestatter eine Rose auf sein leeres Bett gelegt hatten. Diese Zusammenbrüche, manchmal zweimal während eines Besuches, sind grausam.

    Jetzt steht die Frage im Raum, nimmt man sie mit zur Trauerfeier oder nicht? Was sagt Ihr hier, im Forum der Schwarmintelligenz?

    Für sie ist es schon immer eine schreckliche Vorstellung, verbrannt zu werden und ich fürchte schon beim Anblick der Urne samt Foto ihres Mannes wird sie zusammenbrechen.

    Der Psychiater der PIA sagte, sie müsse mitkommen, um abschließen zu können. Ich habe überlegt, eine Verwandte zu bitten, sich um sie zu kümmern und wenn es ganz furchtbar würde, dass sie dann mit ihr schon vorgeht ins Café.


    Gestern am Telefon war sie ganz in ihrer Außenfassade, sie hatte Besuch von einer Bewohnerin, die anscheinend ihre Nähe sucht und sich offensichtlich ein bißchen um sie kümmert. "Wir sitzen hier und erzählen" und wimmelte mich schnell ab. Das macht sie auch wenn ich sie besuche, dass sie nach einer halben Stunde immer sagt, wenn Du etwas vorhast, kannst Du ruhig gehen, um im gleichen Moment wieder fürchterlich zu zittern und zu weinen anzufangen, dass ich mich gar nicht traue zu gehen. Sie weint auch, "weil sie gar nichts mehr kann", schon beim Schuhe anziehen oder umziehen bricht sie in Tränen aus.

    Jedenfalls berichtete ich meiner Schwester von dem schönen Moment mit der Mitbewohnerin - sie hatte vorher das Gegenteil erlebt bei ihrem Besuch: Eine sehr schlecht gelaunte Mutter, die alles gepackt hatte und sofort nach Hause wollte... Klar, dass diese Episode für meine im Ausland lebende Schwester ganz viel schlimmer war als für mich das letzte halbe Jahr mit den ständigen Attacken meines Vaters, "Nach Hause!!!!"... Aber das nur nebenbei.


    Meine Mutter hat schon immer sehr viel Angst alleine, im Dunkeln, überhaupt. Im Januar soll sie jemanden ins Zimmer bekommen, ich würde das erst einmal ausprobieren wollen, bevor ich mich um ein Einzelzimmer kümmern würde. Ich glaube, das wäre nicht gut für sie, auch wenn sie jetzt Angst hat, "wer da wohl kommt", denn man ist ja auch prinzipiell misstrauisch gegen alle anderen Menschen. Andererseits hat sie eben diese große Fähigkeit, nach außen Fassade zu wahren. Am Tag seines Todes kamen ganz viele der Belegschaft des Heimes kondolieren, jedes Mal sagte sie, da kann man halt nichts machen, das ist halt so, jeder muss sterben - um sich hinterher herzzerfetzend auf ihn zu werfen, zu weinen und ihn zu beschimpfen. Das hat sich mehrmals wiederholt.


    Im Heim gibt es einen Krätze-Ausbruch, meine Mutter sieht verheerend aus und natürlich habe ich mich angesteckt, als ich sie tröstend im Arm hielt. Das wieder loszuwerden, hatte ich dann auch noch zu allem, was man eh schon zu tun hat mit Beerdigung usw., am Hals... Hab es hinbekommen, uff.


    Viele liebe Grüße

    Nelly

  • Liebe Nelly, ich sende dir mitfühlende Gedanken. Es ist so schön, dass du noch versöhnliche Momente mit deinem Vater hattest.

    Deine Mutter nimm vielleicht besser mit zur Trauerfeier. Auch sie braucht einen Abschluss und Abschied. Ich fühle mich an meine. Mutter beim Tod meines Vaters erinnert. Es war ganz ähnlich. Sie hat abwechselnd getrauert und gewütet. Für unsere Trauer blieb kaum Raum. So etwas gräbt sich tief in die Seele ein. Aber die fortschreitende Demenz macht es dann leichter. Deine Mutter kann sich sicher besser auf neue Kontakte einlassen und findet zu neuer Zufriedenheit. Frühere Beziehungen verlieren ihre Bedeutung. Und manchmal ist das nicht so schlimm, Liebe Grüße und herzliches Beileid

  • Liebe Schwarzerkater,


    ich danke Dir! Ja, genau so ist es, ich hatte noch keinen Moment der Trauer, habe so gut wie gar nicht geweint bisher. Ich bin die Marmorsäule für Mutter und Schwester, comme toujours.

    Meine Mutter hat mir auch schon vorgeworfen, ich hätte ihr verschwiegen, dass er krank sei - sie haben beide seine schwere Herzerkrankung einfach ignoriert - und ich sei schuld, dass er tot ist.

    Uff.

    Aber ich sehe, Du kennst das und das tut schon wieder gut, gleich verstanden zu werden. Gut, dann nehmen wir sie mit.


    Liebe Grüße

    Nelly

  • Liebe Nelly, auch von mir ein Mitfühlen und die Empfehlung, die Mutter mitzunehmen. Das ist tatsächlich für einen Abschluss und das innere Erkennen, dass der Vater/Ehemann tot ist, wichtig.

    Aber Du hast Dich ja schon dafür entschieden.


    Dir wünsche ich, dass Du diese schwierige Phase gut durchstehst und in dem Fall wirklich auch die Zeit (oder die fortschreitende Demenz) die Schmerzen lindert, die Wunden heilen lässt.


    Liebe Grüße auch von mir und irgendwann auch für Dich Zeit, Dein Leid fühlen zu dürfen.

  • Liebe Nelly,


    auch von mir meine herzliche Anteilnahme. Ich wünsche dir viel Kraft um die Situation zu meistern. Ich denke die Beerdigung ist schon aus Selbstschutz wichtig für Dich bzw. deine Mutter. So kannst du wenigstens ehrlich sagen das du es ihr ermöglicht hast der Beerdigung deines Vaters beizuwohnen.

    Es freut mich sehr für dich das du noch einen schönen Moment mit deinem Papa hattest. Behalte diesen Moment in deinem Herzen.


    Und mach dir auch selbst keinen Druck das du bisher nicht zum trauern gekommen bist. Da ist jeder anders, ich kenne das von mir selbst als eigentlich eher zu emotionalen Menschen, in Extremsituationen werde ich absolut ruhig und vollkommen rational.
    Ich habe sowieso das Gefühl das wir, die so viel mit dementen zu tun haben, sehr geübt darin sind in den Funktions/Überlebensmodus zu schalten. Dann wird ganz viel innerlich auf die Seite geschoben um zu funktionieren.


    Liebe Grüße

  • Liebe Nelly!

    Auch von mir mein herzliches Beileid. Ich hoffe, dass du genauso wie ich viel Trost und Zuspruch in diesen Foren erleben wirst. Ich bin selber erst kurze Zeit mit, es kommt mir jedoch vor, dass ich viele det Mitstreiter "ein bisschen kennengelernt habe"!

    Mein Gedanke - nimm deine Mutter mit - diese Entscheidung kann man im Nachherein nicht ändern oder nachholen. Es gibt nur diese eine Gelegenheit fuer deine Mutter adieu zu sagen.

    Ich wuensche dir viel Kraft!

    Liebe Gruesse Weit Weg

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Liebe Nelly,

    Meine herzliche Anteilnahme zum Tode deines Vaters, es freut mich, dass es offensichtlich kein großer Kampf mehr für ihn war durch die ärztliche Versorgung.

    Wie meine vorschreiber würde ich auch deiner Mutter dieses Ritual zur Verabschiedung ermöglichen, vllt kommt es im Inneren besser an. Und ich würde den Vorschlag aufnehmen, eine Verwandte zur Begleitung, wenn rausgehen nötig ist, einzubeziehen. Dir steht nun auch diese bewusste Verabschiedung zu!


    Für deine Mutter kann es auch eine vorübergehende Krise/Verschlechterung sein, das kann man nicht absehen. Es gibt den Begriff der "Trauerdemenz", was meint, dass auch mental fitte Menschen durch den Partnerverlust o.ä. unkonzentrierter, mental beeinträchtigt sind - vorübergehend, weil das eben ein enormes psychisches Ereignis ist, die Welt wird ver-rückt. Insofern wäre eine Schub möglicherweise vorübergehend..


    Deine Mutter ist ja grundsätzlich versorgt und du hast die Möglichkeit, dich etwas zurückzunehmen, wenn du es dir zugestehst. Vllt kommt deine Mutter sogar bald etwas mehr zur Ruhe und die Pfleger können es hoffentlich etwas auffangen.

    Evtl.kann man auch medikamentös etwas unterstützen.


    Ganz herzliche Grüße und alles Gute für das, was nun ansteht!

    Rose 60

  • Fühle Dich gedrückt, Nelly.


    Es tut gut, einen schönen Moment mit demjenigen zu haben, der verstirbt.


    Ich kann mir gut vorstellen, dass deine Mutter hin- und hergerissen ist und mehrere Gefühle und Gedanken sie überwältigen.


    Einen Abschluss zu haben, das wäre sicher gut.


    Die Sache mit der Krätze, ich glaube, damit könnte ich nicht umgehen. Man muss ja Insektizide benutzen, um die wegzubekommen. Die verträgt auch nicht jeder.

    Bei Demenzkranken stelle ich mir die Behandlung besonders schwer vor.

  • Hallo in die Runde,


    bei meinem Papa ist es weiter ein auf und ab. Bekommt er ein neues Schmerzpflaster haben wir zwei richtig gute Tage dann nimmt die Stimmung aber wieder ab bis zum nächsten Wechsel (7 Tage). Ansich bin ich mit ihm recht zufrieden. Er wirkt mittlerweile deutlich gefasster und man merkt das die Mobilität sich wieder verbessert hat. Sein aktueller Zustand ist in einigen Bereichen sogar besser als die letzten Wochen "zu Hause" was mich für ihn freut. Ich bin sogar der Meinung das er die ersten kleinen Schritte wieder in Richtung mehr Selbstständigkeit nimmt. Ich habe ihm daheim wohl gutgemeint aber falsch zuviel abgenommen.


    Leider ist aber nicht alles gut und ich bin mir wieder sehr unsicher ob ich das richtige mache. Ein Problem sind die Ruhezeiten. Er schläft nicht durch, auch nicht mit Tabletten. So wie das aktuell Auftritt hatten wir das zu Hause nicht. Ich habe die Protokolle gesehen, er steht phasenweise nachts alle 10 Minuten auf will wohl auf die Toilette aber rennt schnurstracks in den Gang. Manchmal über 15 mal pro Nacht. Jedes mal wird der Nachtdienst alamiert (Türmelder und Kontaktmatte) und bringt ihn zurück. Das das bei 2 Personen für 88 Bewohner auf 4 Stockwerken nicht auf Dauer funktioniert ist mir klar. Das gleiche ist bei der Mittagsruhe, er legt sich nicht hin und verlässt alle paar Minuten sein Zimmer.


    Ein zweites Problem er verliert immer mehr die Kontrolle über seine Blase. Jetzt ist es so das dies bereits zu Hause langsam zu einem Problem wurde. Er versteht auch nicht mehr richtig wie das mit der Toilette funktioniert. Also d die Abfolge ansich. Wie sieht die Toilette aus, richtig rum hinsellen, Hose runter, richtig hinsetzen ..... Gleichzeitig muss er enorm oft Urin (oft 2x stündlich) lassen. Das soll jetzt medizinisch abgeklärt werden aber ihr wisst ja, zwischen den Jahren .... Er hat eine Netzhose mit Einlagen, diese Einlagen entfernt er aber immer mal wieder unbemerkt. Dann geht es in die Hose.


    Vor zwei Tagen wurde ich dann zu einem Gespräch mit der Heimleitung und Pflegeleitung gebeten. Dort hat man mir (freundlich) die Ergebnisse der internen Fallbesprechung vorgetragen und eben diese zwei Probleme angesprochen. Wegen dem vielen Urin wird aktuell z.b. der Blutzucker regelmäßig gemessen um für den Arzt ein Protokoll zu haben. Mit dem Vertretungsarzt (Hausarzt ist im Urlaub) wurde die Abendmedikation geändert.


    Dann wollten Sie die Erlaubnis das sie Nachts und zur Mittagsruhe (12-14Uhr) seine Außentüre in den Gang absperren dürfen. Ich war da schon etwas schockiert, aber mir wurde versichert das dies bei mehreren Bewohnern so gehandhabt wird und das alle 30 Minuten nach ihm geschaut wird. Ich fühlte mich da sehr unsicher aber habe für die Problematik durchaus Verständnis. Es wurde auch gesagt das der Hausarzt noch unterschreiben muss. Also habe ich unterschrieben.


    Gestern habe ich ihn besucht. 14:30 Uhr, Türe abgeschlossen, Schlüssel steckt außen, er sitzt eingenässt auf seinem Bett. Keine Minute später stand schon die Heimleiterin in der Tür. Ich habe mich gleich beschwert das ich kein Verständnis dafür habe das um 14:30 Uhr die Türe verschlossen ist. Das war ihr auch sichtlich unangenehm, sie hat sofort gesagt das sie sich darum kümmert und versichert das dies nicht wieder vorkommen wird. Es wäre da die Anweisung vom Nachtdienst falsch übergeben worden (es war der erste Tag nach meiner Unterschrift). Ich habe ihn dann zur Toilette gebracht und komplett umgezogen, da stand die nächste Pflegerin in der Tür, da habe ich dann auch gleich gesagt das er komplett Eingenässt hier stand und ich kein Verständnis dafür habe das um diese Zeit die Tür verschlossen ist. Bei Papa war die Episode nur kurz ein Problem und dann vergessen. Wir sind dann mit dem Rollstuhl in den Stadtpark (Seniorenheim hat einen eigenen Ausgang in den Park) und er hat auch wieder gelacht.


    Mit hat das gestern aber viel zu denken gegeben. Ich möchte mich durchaus als sehr kooperativen Angehörigen bezeichnen, mir macht es auch nichts aus wenn ich vor Ort bin pflegerisch tätig zu werden. Aber ich schaue auch genau hin und bin (noch) täglich präsent und frage aktiv vieles nach. Damit bin ich sicherlich auch manchmal nervig.
    Die Pflegetätigkeiten belasten mich nicht. Ich bin auch noch gewillt das alles als Anfangsschwierigkeiten hinzunehmen, es gibt Coronamaßnahmen, es ist Grippesaison, Pflegermangel, Urlaubszeit. Die Fluktuation auf der Station ist im Moment höher als normal aber die innere Frage ob das auf Dauer so richtig ist wird wieder lauter.


    Mir war klar das ich bei der Pflege gewisse Abstriche machen muss, es ist nicht so wie zu Hause. Aber wo ist die Grenze? Selbst wenn ich eine andere Einrichtung finde heißt das ja nicht da es dort besser wird. Zusätzlich fängt dann die Eingewöhnung und Desorientierung wieder von neuem an. Ich schlafe jedenfalls im Moment nicht gut.


    Heute fahre ich wieder rein, meine Besuchszeit ist wieder um 14:30 Uhr eingetragen. Ich werde aber absichtlich min. 20 Minuten früher erscheinen und erwarte ein unverschlossenes Zimmer vorzufinden.

  • Hallo Sohn83, erst einmal freut es mich, dass es für deinen Papa wieder etwas bergauf geht. So liest es sich. Dabei musst du bedenken, dass die Demenz "Fortschritte" macht. Dazu gehört leider auch, dass die Kontrolle über die Blase etc. schlechter wird und zudem die Funktionsweise bestimmter Einrichtungen (Toilette!) nicht mehr verstanden, der Sinn bestimmter Vorrichtungen (Windeln) nicht mehr begriffen wird. Das ist supertraurig und mutet schrecklich an, die Dementen selber leiden nicht so schlimm, wenn man darum kein Aufhebens macht.

    Beispiel meine Mutter: Sie trägt seit ca. einem Jahr leider Windeln, die sie zuerst in Ruhe gelassen hat. Vor Kurzem erzählte man mir, dass sie sich diese zerrupft und auch andere "Dinge" tut. Das war für mich ein Schock. Aber offensichtlich sind die Pflegekräfte daran gewöhnt und kümmern sich entsprechend.

    Leider musste man auch bei meiner Mutter (mit meinem Einverständnis) ab und zu die Tür verschließen. Einerseits schrecklich, aber meine Mutter drohte sonst zu entschwinden und sich anderweitig zu verletzen. Man hat das so gelöst, dass meine Mutter über sehr lange Zeiten im Sichtfeld der Pflegekräfte platziert wird. So ist sie immer mitten im Geschehen und denkt gar nicht daran, wegzulaufen. Es gefällt ihr so. Wenn sie im Zimmer ist, schaut man sehr oft nach ihr, holt sie in die Gemeinschaftszone, gibt ihr Zeitungen zum Lesen und Bilder zum Ausmalen.

    Nach deinem Papa schauen die Pflegerinnen auch oft? Wenn ja, würde ich es positiv bewerten. Ich achte genau auf solche Dinge und schaue, ob das nur Show (für mich) ist oder ob man sich immer um meine Mutter kümmert.


    Was das Umherwandern nachts o.ä. betrifft. Das macht meine Mutter partiell auch. Man versicherte mir, es sei ganz normal. So versucht man, Gefahrenquellen zu beseitigen, sie individuell bestmöglich zu behandeln (warme Nachtsocken mit Stoppern etc.) und lässt sie ansonsten in Ruhe wandern. Das macht meine Mutter zufrieden und ausgeglichen und mehr will sie nicht und ich auch nicht für sie.


    Leider ist meine Mutter vor Kurzem gestürzt. In unserem Pflegeheim wird dann ohne Wenn und Aber sofort der Notdienst gerufen, wenn nicht hundertprozentig klar ist, was passiert ist. Zum Glück ist aber nichts passiert. In unserem Krankenhaus kennt man meine Mutter und sie wird auch da lieb behandelt.


    Zu deinem Gefühl kann ich dir aus meiner Erfahrung sagen: Es dauert, bis man sich da einigermaßen abgefunden hat ... Vielleicht kann man auch nie eine 100%ige Zufriedenheit mit den jetzigen Zuständen erlangen. Ich bin ebenfalls noch weit von diesen 100% entfernt und kann nicht behaupten, dass ich Freudentänze aufführe, weil meine demente Mutter in diesem Heim ist (obwohl ich mit dem Heim an sich sehr zufrieden bin). Ich behelfe mir damit, dass ich gar nicht erwarte, dass ich 100% Zufriedenheit erreichen werde, zumindest nicht in der Art, wie sie einem meistens vorschwebt. Man muss die Dinge respektieren, z.B. dass z.B. dein Vater schwer krank ist und du allein ihm nicht gerecht werden kannst (von deinen Bedürfnissen mal abgesehen). Und weil er schwer krank ist, ist er nun in einem solchen Heim.


    Dort schau einfach weiter, erwarte vielleicht nicht unbedingt Wunder, aber gleiche immer ab, ob zwischen den Bedürfnissen deines Vaters und den dort vorhandenen Möglichkeiten ein einigermaßen gutes Verhältnis besteht.

    Ich würde mir das alles noch ein Weilchen anschauen, auf die kleinen Dinge achten: wird dein Vater z.B. einfach aus Bequemlichkeit eingeschlossen, wie redet man mit ihm, ist man lieb und herzlich zu den Bewohnern usw. (Unsere Pflegerinnen reden wie im wahren Leben, also nicht mit routinierter Freundlichkeit, sondern normal lieb. Das ist z.B. MIR sehr wichtig, da ich diese gespielte Freundlichkeit nicht ertragen kann, weil dahinter oft etwas anderes steckt.)


    Geh einfach zu unterschiedlichen Zeiten hin, schau dir die anderen Bewohner an ..., rede mit Angehörigen. Schau, ob dein Vater zufrieden ist (Sollte er schweigen, muss das nichts Negatives sein), ob er auch mal lacht oder zumindest ein entspanntes Gesicht macht.

    Genau das tun wir, reden z.B. mit anderen Angehörigen und so wissen wir, dass andere unser Pflegeheim auch total lieb finden. Unsere Einstellung ist: Es ist bei Weitem nicht alles perfekt und auch nicht so wie zu Hause und wie früher. Aber meiner jetzigen kranken Mutter geht es dort den schlimmen Umständen entsprechend so gut es eben noch möglich ist. Mit früher ist das nicht zu vergleichen, und ich muss schmerzlich begreifen, dass es nie mehr wie früher wird und MEINE innere Zufriedenheit auf andere Bereiche richten.


    Vielleicht sind das ein paar Anregungen? Lass dir und deinem Vater Zeit, strahle für ihn Ruhe aus und vermittle ihm, dass "die Welt" völlig in Ordnung ist. So mache ich das, auch wenn ich mich dafür vorher oft selbst zur Ordnung rufen muss.

  • Guten Tag,


    ich bin neu und Weiß noch nicht wie es hier funktioniert. Bei meiner Mutter wurde 2020 Lewy Body diagnostiziert, aber wenn ich zurückdenke, waren 2017 schon die ersten Symptome erkennbar. Mittlerweile hat sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass eine Einweisung in eine psychische Klinik notwendig war. Die Wahnvorstellungen haben massiv zugenommen, sowie die Unruhe, aggressive Züge und Desorientierung. Meine eigentliche Frage ist: Gibt es eine Einteilung in Phasen oder Schüben im Verlauf. Hat jemand Erfahrungen damit gemacht? Bezüglich der Lebenserwartung bin ich schon im Bilde. Die Extreme Verschlechterung besteht seit September.

  • Mir geht es leider bescheiden.


    Die Demenz meiner Mutter nimmt leider Fahrt auf. Meine Schwester war eine Woche bei ihr. Sie erzählte mir, dass sie noch nicht einmal stundenweise etwas behalten kann oder vom Tag vorher. Leider habe ich diese Erfahrung beim Einkaufen auch gemacht. Sie kauft mehrmals das Gleiche, weiß zum großen Teil nicht mehr, was sie im Kühlschrank hat. Natürlich glaubt sie, dass sie alles richtig macht. Auch ihre Hygiene, vor allem das Haarewaschen, hat stark nachgelassen.


    All das ist mir nicht unbekannt. Aber das, was letztens auf einem Familientreffen passiert ist, dass hat mich einfach nur runtergezogen. Mein Bruder hat eine Katze, die seit zwei Jahren einen Katzenpilz hat. Dieser Pilz ist leider auch für Menschen ansteckend. Die Katze lebt im Grunde überwiegend draußen. Sie kommt nur mal zum Aufwärmen und Trinken rein. Ihre Ohren sind verkrustet, das Fell lang und stumpf und etwas schmutzig. Einige Kinder haben das Tier gestreichelt. Mein Bruder sagte, er würde sie ab und zu behandeln, wüsste aber nicht genau was sie hat.

    Ich habe dann gegoogelt, was die Katze haben könnte. Es passt einfach alles auf den Katzenpilz.


    Hautpilz bei Katzen: Symptome erkennen und erfolgreich behandeln
    Auf welche Symptome Sie bei Ihrer Katze achten müssen und wie Ihnen die Behandlung der Dermaphytose gelingt, erklären wir Ihnen im Folgenden.
    www.der-zooexperte.de


    Die Kinder haben sich überwiegend nicht die Hände gewaschen. Ich selbst bin bei so etwas immer skeptisch. Ich habe die Katze, die mir sehr Leid getan hat, nicht angefasst.

    Wie man hier nachlesen kann, kann ein einmaliges Streicheln der Katze, Kinder bereits infizieren und die können eine ganze Familie anstecken, was häufig vorkommt.

    Leider wollen einige, die das Tier angefasst haben meine Mutter zeitnah besuchen gehen.

    Jetzt sitze ich hier leider etwas panisch. Sollte meine Mutter sich anstecken irgendwie, dann habe ich ein Problem. Die Aufgaben für meine Mutter nehmen immer mehr zu. Damit kann ich noch umgehen, weil ich hier inzwischen mehr weiß als früher.


    Ich will aber nicht noch eine Erkrankung, die bei guter Behandlung ein Jahr andauern kann. Sie würde so auch in kein Heim oder sonst wo aufgenommen werden, wenn sie so etwas hat.


    Ich habe beruflich schon wieder soviel Stress zur Zeit und dann diese zusätzliche Belastung.


    Liebe Grüße

    3 Mal editiert, zuletzt von Teuteburger ()

  • Hallo Teuteburger,


    ich kann mir vorstellen, welche Gefühle die fortschreitende Demenz deiner Mutter bei dir auslöst ... Du hast das schon einmal durchgemacht!

    Ich weiß auch, dass jede zusätzliche Erkrankung meiner Mutter mich in Panik versetzt hat. Sie hatte plötzlich auch ein Hautproblem (wegen mangelnder Hygiene), das sich aber beheben ließ.


    Letztlich kann man aber leider nicht viel tun außer vorsichtig zu sein. Vielleicht kannst du zur Sicherheit eine ärztliche Überprüfung der infrage kommenden Personen veranlassen? Ich drücke dir die Daumen, dass alles im grünen Bereich ist.

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