Wie geht es Euch? Thread IV

Datenschutzhinweis: Bitte achten Sie darauf, dass Sie im Forum keine persönlichen Daten von sich selbst oder von Dritten posten. Auch sollten Ihre Angaben keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen.
  • Liebste Nelly!

    Bitte vergiss nicht dich selbst! Sieh bitte ein,dass du nicht alles "curlen" kannst und es keinem geholfen ist, wenn du schlussendlich gegen die ""Mauer" rennst.

    Es ist sehr traurig, dass dein Vater verstorben ist - bearbeite dies erstmal fuer dich selbst.

    Deine Mutter wird nie wieder 'sie selbst" eine schwere Tatsache an der ich selber immer noch arbeite, wenn es um meine Mutter geht .

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Mal wieder ein kleines Update von mir.


    Papa ist jetzt 5 Wochen im Pflegeheim. Jeder Tag ist eine Wundertüte, sein Zustand schwankt in einem Ausmaß der unglaublich ist. An einem Tag ein fröhlicher Mann mit dem man sich sogar einigermaßen Unterhalten kann und am nächsten Tag ein brabbelndes oder komplett apathisches häuflein Elend der gefüttert werden muss und nur unzusammenhängende Worte rausbringt.


    Es belastet mich sehr in so zu sehen, im Moment haben wir wieder gigantische Probleme mit dem Stuhlgang. Ich bin mir nicht sicher ob es eine echte Verstopfung ist oder er einfach nicht mehr die Kraft hat zu drücken. Vielleicht hat er auch vergessen wie das genau funktioniert? Es ist alles im Darm schon so weit vorne das er sogar beim sitzen Schmerzen hat.

    Ich saß dann wieder beim Arzt und habe Rezepte dafür geholt und ins Heim gebracht. Wenn ich bei ihm bin sitzen wir 1 Stunde im Badezimmer aber nichts bewegt sich. Da hätte ich mir ein wenig mehr Untersützung vom Heimpersonal erhofft. Ist das eigentlich normal das ich mich wieder darum kümmern muss (Rezepte, Arzt ..) Wann muss denn das Heim hier tätig werden? Der Arzt meinte wenn gar nichts hilft evtl. ein Einlauf. Wird sowas im Heim vorgenommen? Gehört das zur Pflege?
    Eigentlich wollte ich meine Besuche ja in absehbarer Zeit ein wenig reduzieren (von täglich auf 4-5x die Woche) aber ich habe immernoch das Gefühl alles Überwachen zu müssen.

  • Das ist eindeutig Sache der Pflege, nur dürfen sie Medikamente und Abführmittel z.b.nicht ohne ärztliche Verordnung geben.

    Aus dem Heim meiner Mutter kenne ich das auf jeden Fall, dass sie das entsprechend behandeln und dokumentieren. Das ist ja auch nicht selten, dass es bei den alten Menschen derartige Probleme gibt, manchmal durch Medikamente oder sonstwie.

    Sie müssen ja eigentlich täglich wie im Krankenhaus dokumentieren, ob die Verdauung klappt und abfragen. Bei uns war es auch so, dass meine Mutter sowas anfangs mir und nicht den Pflegern gesagt hat und ich mich gekümmert habe.

    Und Rezepte holen und bestellen sie ebenfalls. Steht was davon im Heimvertrag? Das kann ja oft auch telefonisch delegiert werden, von Praxis zur Apotheke etc. Da würde ich mal nachfragen.

    Es dauert schon, bis alles mal richtig läuft und klar schaue ich ja auch immer mal nach dem Rechten, aber nur 1-2mal/Woche mittlerweile.


    Gestern habe ich auch gesehen, dass meine Mutter auffallende Wassereinlagerungen in den Beinen hatte, sollte natürlich eigentlich dem Personal auffallen, doch ich habe es dann an die Stationsleitung mitgeteilt und dann ist es dokumentiert und wird offiziell beobachtet, ob am Montag ein Arzt eingeschaltet wird o.ä.

    Das ist wichtig zu bedenken, dass es oft nicht reicht, einem Pfleger was zu sagen, sondern besser gleich die Wohngruppen Leitung, wurde mir auch so gesagt. Es ist nun mal keine Einzelbetreuung bei dem Personalschlüssel, doch wie gesagt, möglichst an die richtigen Stellen wenden.

    Bei meiner Mutter ist es übrigens gerade auch total wechselnd, neulich die pure Verzweiflung, Unruhe, Depression, gestern fast klar, gut gelaunt, es sei ja eigentlich Quatsch dass sie dort sei etc. Wie du sagst, lieber sohn83, jedesmal ne Wundertüte.

    Du zahlst für die Pflege, nicht damit du dann doch soviel selbst machst!

    Liebe Grüße

  • Der Arzt meinte wenn gar nichts hilft evtl. ein Einlauf.

    Hallo Sohn83, offensichtlich haben viele alte Menschen Verstopfung. Meine Mutter auch ... und da bat mich das Heim, bitte mehrere Beutel Trockenobst mitzubringen. Davon bekommt meine Mutter Mutter täglich (!!!) ein Schüsselchen und alles ist prima. Außerdem ließ man die Hausärztin ein mildes Mittel verschreiben, das den Stuhlgang weich macht - dies nimmt sie täglich. Ebenso hilft ihr täglich ein Glas Buttermilch.


    Auf so etwas achtet unser Pflegeheim eigentlich, jedoch werde ich manchmal gebeten, selbst jeweilige Dinge selbst heranzuschaffen, was aber für mich kein Problem ist.


    Übrigens kann Verstopfung auch ein nervliches Problem sein. Dein Vater ist in einer (noch) unvertrauten Umgebung und daher funktioniert auch die Verdauung nicht so richtig ...


    Vielleicht ist ein Tipp für dich und deinen Vater dabei?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, zunächst schön zu lesen, dass Sie sich Zeit für sich nehmen und das extreme Auf und Ab Ihres Vaters immer mehr in die Verantwortung des Heimes und der Ärzte leben. Wie Rose schreibt, ist die Obstipation ein medizinisch-pflegerisches Problem oft infolge der Opiatbehandlung. Lassen Sie sich diesbezüglich bitte im Heim beraten - das fordert auch der entsprechende Expertenstandard.

    Ihnen viele kleine und große gute Schritte auf Ihrem neuen Weg! Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, Buchenberg, SchwarzerKater und die anderen haben schon das geschrieben, was ich auch gedacht habe.

    Sie dürfen sich mit gutem Gewissen mehr zurückziehen, weil der Kontakt mit der Tochter bei Ihrer Mutter einfach die Muster des Verlustes aktiviert, wegen der Demenz immer und immer wieder neu. Ich wünsche Ihrer Mutter sehr, dass es mit der neuen Mitbewohnerin klappt und so die Lücken geschlossen werden.

    So wie Sie Ihre Mutter beschrieben haben, spricht viel dafür. Ich hoffe Sie finden nun wieder mehr Zeit für sich! Ihr Martin Hamborg

  • Wenn ich bei ihm bin sitzen wir 1 Stunde im Badezimmer aber nichts bewegt sich. Da hätte ich mir ein wenig mehr Untersützung vom Heimpersonal erhofft

    Lieber Sohn,

    Hast Du mal die Pflegeleitung angesprochen: „Hallo ich möchte nur noch 2x die Woche kommen, können Sie bitte etwas wegen der Verstopfungen unternehmen? Dann werden sie schon reagieren. Wenn Du so oft da bist denken sie vielleicht Du kannst noch nicht loslassen und wollen Dir nicht „reinpfuschen“.

    Du hast die Pflege jetzt abgegeben, sei nicht nur Sohn, sei auch Du!!!!

    Du schreibst in wir-Form mit den Verstopfungen, Du hast aber keine.

    Weißt Du ich war so lange selbst auf der Gutes-Kind- Schiene. Aber damit hab ich mich selbst veräppelt. Sie hilft keinem.

    Alles gute Alfi🥳

  • Hast Du mal die Pflegeleitung angesprochen: „Hallo ich möchte nur noch 2x die Woche kommen, können Sie bitte etwas wegen der Verstopfungen unternehmen? Dann werden sie schon reagieren. Wenn Du so oft da bist denken sie vielleicht Du kannst noch nicht loslassen und wollen Dir nicht „reinpfuschen“.

    Hallo Sohn83, Alfi hat recht. So würde ich es versuchen. Und mal nach ärztlichem Beistand fragen. Wie geschrieben gibt es da relativ gute Mittel, die meine Mutter zusammen mit einer starken Schmerzmedikation (auch Opiate) erhält und die recht gut helfen, zusammen mit den sog. Hausmitteln (Trockenobst wie Datteln, Feigen, Trockenpflaumen und Buttermilch).


    Schau unbedingt mal, inwieweit sich das Heim darum kümmert. So richtig gefällt es mir nicht, wenn da sonst nichts passiert. Aber Alfi hat recht, du solltest zunächst abchecken, ob das Heim dir die Sache nur aus Rücksicht auf deine Gefühle überlässt.


    Verstopfung ist jedenfalls sehr unangenehm, aber muss doch nicht sein ...

  • Verstopfung ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich, möchte ich noch hinzufügen. Nach drei Tagen ohne Verdauung besteht die Gefahr von Darmverschluss!! Von daher MUSS die Pflege da ein Auge drauf haben und entsprechend Maßnahmen ergreifen, sonst könnte man sie im Ernstfall verklagen.. also ich will keine Angst schüren, aber da sollte man wirklich ein paar Takte an die passende Stelle loslassen.

    Also wenn es ganz heftig ist, Einlauf durch und MIT Pflegern/innen. Und für eher regelmäßig gibt macrogol o.ä., macht nicht abhängig.

    Und lieber Sohn, da musst du wirklich nicht daneben sitzen, im KKH würde man das auch machen.

    Liebe Grüße

  • Nach drei Tagen ohne Verdauung besteht die Gefahr von Darmverschluss!! Von daher MUSS die Pflege da ein Auge drauf haben und entsprechend Maßnahmen ergreifen, sonst könnte man sie im Ernstfall verklagen..

    Gut, dass Rose das nochmal so deutlich sagt.


    Da muss sofort Hilfe her ... und dieses Mittel (oder ähnliche und weitere) nimmt meine Mutter regelmäßig. Auf die Verdauung achtet z.B. unser Heim genau und ergreift jeweils Maßnahmen, falls etwas nicht passt. Am besten, du sprichst das bald an.


    Übrigens: Meine Mutter lag sogar schon mal im Krankenhaus wegen solcher schlimmen schmerzhaften Verstopfung .... als wir sie noch zu Hause betreut haben. Der von uns informierte Notdienst 116117 fand damals nicht, dass wir überreagiert hatten.

  • Hallo ihr lieben,


    ich dank für Eure hilfreichen Beiträge. Ich werde diesbezüglich mit der Pflegeleitung ein Wörtchen reden. Die Probleme hatten wir auch zu Hause, Macrogol haben er auch lange Zeit genomen allerdings mit recht mäßigem Erfolg. Geholfen hat (zu Hause) dann Laktulose, jedenfalls einigermaßen, das bekommt er auch täglich laut Medikationsplan. Trotzdem traten die Probleme weiterhin regelmäßig auf. Ich habe halt versucht Ernährungstechnisch gegenzuwirken (mit den bekannten Hausmitteln). Das Grundproblem ist meines erachtens er selbst, es soll auf der Toilette ganz schnell gehen. Es bräuchte aber halt immer etwas Zeit. Wenn ich nicht regelmäßig mit ihm Bad gesessen wäre hätten wir das Problem wohl öfter gehabt.

    Gestern war er in keinem guten Zustand und konnte nur noch gebeugt gehen. Geistig hat er mit diesem Problem mehr oder weniger komplett abgeschaltet und konnte selbst einfachste Anweisungen nicht mehr begreifen.

    Gestern Nachmittag hat sich die Verstopfung (wieder eine Stunde mit ihm auf dem WC) dann aber gelöst. So hoffe ich das er heute wieder in einem besseren Zustand ist.

  • Hallo zusammen und vielen Dank für Euren Zuspruch und Sohn83: Ich kann so gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst, "Wundertüte" ist ein Wort auch in meinem Kopf.


    Mein Update: Ich habe es nach dem schrecklichen letzten Wochenende geschafft, erst am Freitag wieder zu meiner Mutter zu gehen. Sie war gerade im Bad als ich reinkam, rief ganz freundlich, sie käme gleich raus - sieht, dass ich es bin und fängt sofort an zu weinen. Das und was mir einer der Pfleger später erzählt hat, beweist alles, was Ihr mir hier schreibt: Ich bin die Auslöserin, der Trigger. Ein Pfleger sagte, sie halte sich wacker, eine Frau, die im Zimmer gegenüber wohnt, auch dement, würde meine Mutter abends immer besuchen. Wenn er diese Frau suchen würde, säße sie bei ihr. Sie überlegen, ob sie die beiden zusammenlegen, denn auch er meinte wie ich, es sei riskant, jemand ganz Neues, die dann vielleicht auch nicht gerne im Heim wäre, zu meiner Mutter ins Zimmer einziehen zu lassen.

    Die Verwirrtheit meiner Mutter kennt unzählige Varianten und Stadien im Laufe eines Tages, das höre ich auf meiner Mailbox. Wenn ich sie mal anrufe, kann ich sofort hören, ob sie Besuch hat, dann hat sie ihr "Außengesicht".

    Bei meinem Besuch vorgestern habe ich es hinbekommen, mich darumherum zu mogeln, ihr zu sagen, dass mein Vater nicht mehr lebt, als sie damit anfing. Immer klappt das nicht. Eine Pflegerin sagte mir, ich dürfe ihr nicht sagen, dass er gestorben ist, aber manchmal provoziert meine Mutter es regelrecht, indem sie immer wieder insistiert, ich wisse doch, wo er sei ... das ist furchtbar. Was bei ihr gar nicht funktioniert, sind Sätze wie "Ich verstehe, wie Du Dich fühlst", "Ich kann nicht entscheiden, ob Du nach Hause kommst, was kann ich sonst für Dich tun", darauf kommt nur Aggression, Vorwurf und Angriff, ganz mit der exakten Wortwahl meines Vaters. Irgendwie will sie mein Mitgefühl nicht.


    Dieses Wochenende war das erste seit unendlichen Monaten, an dem ich mich etwas entspannen konnte. Es geht voran. Auch Dank Euch!

    Liebe Grüße an alle

    Nelly

  • Hallo Nelly, es wird Zeit brauchen. Das ist normal. Aber vieles liest sich schon hoffnungsvoll, z.B., dass sich deine Mutter gegenüber einer neuen Person "öffnet".


    Wenn deine Mutter nicht auf dein verbal geäußertes deutliches Verständnis reagiert, könntest du vielleicht an der Art deiner Äußerung arbeiten. Zeige ihr deine eigene Hilflosigkeit und sprich eher nicht so viel.


    Vielleicht wütet sie trotzdem, aber du bleibst einfach sitzen, ganz ruhig mit gesenktem Kopf ... vielleicht fällt dir irgendetwas ein, was du leise immer wieder (wie zu dir selbst) sagen kannst. Im Notfall gehst du auch mal kurz raus nach vorsichtiger Ankündigung.


    Es ist natürlich immer möglich, dass sich die Wut deiner Mutter weiter bis ins Unermessliche steigert, aber meistens wird jeder Person bald klar, dass hier keine weitere Streitenergie abzuholen ist und die Aggressionen werden schwächer. Wenn deine Mutter dann weint, lass sie erst mal weinen und halte es aus. Nicht gleich trösten und wenn, dann erst mal nur vorsichtig nonverbal.


    Die Idee dahinter ist:

    a) Du willst und kannst deine Mutter nicht (mehr) überzeugen. Du musst nicht als die "starke Person" auftreten.

    b) Deine Mutter lernt vielleicht (trotz Demenz) eine neue Beziehung zu dir und versteht, dass alles Wüten dir gegenüber zu nichts führt und sie gibt es endlich auf (übrigens zu ihrem eigenen Vorteil).


    Irgendwann kannst du sie auch wieder trösten.

    Ich nehme an, dass sie zunächst nochmal alle alten Strategien anwendet und vielleicht noch schlimmer wütet als vorher. Aber das ist kein schlechtes Zeichen - es zeigt, dass die Strategie ankommt. Wenn sie dann sehr weint, kannst du (wie gesagt) versuchen, sie nonverbal zu trösten.


    Man muss manchmal mehrere Möglichkeiten probieren und es ist normal, dass es nicht immer gleich klappt.

    Aber versuch das einfach mal. Wichtig ist natürlich, dass du ehrlich und authentisch bist und es nicht wie ein Spiel wirkt. Aber ich denke, das gelingt dir.

    Alles Liebe, Nelly! Es wird auf jeden Fall bald besser werden.

  • Liebe Nelly,

    Es ist kräftezehrend sich immer wieder diesen Anschuldigungen und der Trauer bewusst auszusetzen, wie ich selbst so lange erlebt habe. Mein erstes Gefühl war, du kannst deiner Mutter nun nicht wirklich helfen. Sie ist verständlicherweise traurig, dass sie ihr altes Leben nicht mehr hat, vermisst ihren Mann, nicht weil er so toll war, denke ich, sondern weil er lange so gewohnt an ihrer Seite war. Ich möchte dich ermutigen, die Verantwortung dafür immer mehr abzugeben, das macht es auf Dauer schon leichter.

    Und in der Trauer um einen langjährigen Partner gibt es oft leider keinen Trost, wie ich sicher weiß, da könntest du dir ein Bein ausreißen ohne Erfolg, da geht leider nur aushalten, gelegentlich ablenken. Und genau letzteres ist ja im Heim sogar eher möglich als in der zuvor gewohnten Umgebung.

    Wie toll, dass deine Mutter nun für einen neuen Kontakt offen ist.

    Ich denke es ist nun ein guter Zeitpunkt, an dem du dich mehr zurückziehen kannst, vllt 1mal /Woche Besuch? Damit wäre deine Mutter eher gezwungen, sich auf die neue Umgebung einzulassen und wie du nun erlebt hast, ist sie nicht dauerhaft traurig , jedenfalls bei anderen. Das scheint mir ein guter Anfang. Vielleicht wird sie noch mit zunehmendem Vergessen eine gute Zeit dort haben.

    Ich wünsche es euch jedenfalls sehr.

    Liebe Grüße

  • Liebe Schwarzerkater, liebe Rose60,


    vielen lieben Dank für Eure Ratschläge, sie sind mir so wertvoll! Ich bewundere Euch auch dafür, dass Ihr sooo viel beantwortet, Ihr seid eine echte Instanz und Kompetenz hier. Ich denke auch oft beim Lesen der vielen Beiträge, darauf möchte ich antworten und hier und dort, aber ich bin noch so ausgelaugt, dass es bei den Gedanken bleibt.

    Im Grunde habe ich alles längst kapiert, und doch tappe ich immer wieder in die Falle und lande in einer Auseinandersetzung mit meiner Mutter. Gestern Abend die Freundlichkeit in Person, das erinnernd ging mein weiches Herz heute Morgen ans Telefon, als sie anrief: Die alte Diskussion, sie will nach Hause, was soll sie hier, hier ist sie ganz allein, niemand kümmert sich um sie etc. Ihr kennt das alles.

    Ich packe alle guten Argumente aus, bleibe ruhig, sie wird immer saurer bis ich die Nerven verliere und sage, ich lebe schon mein halbes Leben allein (falschfalschfalsch, ich weiß) - und sie legt einfach auf.

    Hiermit stimme ich in den gut besetzten Chor der Töchter von narzisstischen Müttern (und einer ebenso narzisstisch geprägten Schwester, ein Abbild meiner Mutter, ich fürchte ihr Altwerden ...). Die ganze Zeit dachte ich, ich muss hier nicht auch noch damit ankommen ... Ich bin mit dem Satz aufgewachsen: "Was hatten wir mit der X immer eine Last!" - Ich war schon mit drei oft im Krankenhaus. Später, wenn ich eine OP brauchte, und es waren zahlreiche, hat sie sich immer leid getan, dass sie jetzt wieder nicht schlafen kann ... Sie kennt das Wort Entschuldigung nicht, immer sind die anderen schuld, sie hat auch ihr ganzes Leben an meinem Vater herumgemeckert. Klar, jetzt schlägt ihre narzisstische Persönlichkeit noch viel heftiger durch, gekränkt, weil mein Vater sie hat "hocken lassen".

    Liebe Schwarzerkater, Du hast recht, am besten funktioniert noch, bei Besuchen einfach still da zu sitzen, und liebe Rose60, ja, es stimmt, man kann schon nicht-dementen Menschen bei Trauer kaum wirklich helfen, wie soll es dann bei Demenz gehen, wenn schonvom Gutgemeinten nichts ankommt.

    Ich bin ein geduldiger und auch recht gelassener Mensch, aber immer noch nicht geduldig und gelassen genug, um nicht immer wieder die gleichen Fehler zu machen ... Aber ich werde es schaffen, weil ich es schaffen will.

    Liebe Grüße!

    Nelly

  • Aber ich werde es schaffen, weil ich es schaffen will.

    Liebe Nelly, das ist ein guter Satz. Und mach dir keine Sorgen/keinen Stress, dass es nicht gleich und auf Anhieb klappt. Man muss sich durchprobieren, welche Strategie am besten passt. Wichtig ist, dass DU etwas findest, was es dir leichter macht. Nebeneffekt ist, dass es auch deiner Mutter damit besser geht. Aber wie ich lese, ist sie schon mitten in der Bewältigung.


    Und ob narzisstisch oder nicht, alte Themen kannst und musst du mit ihr nicht mehr bearbeiten ... diese Tür ist geschlossen.


    Du kannst also selten(er) hingehen, aber wenn du doch hingehen willst/musst, dann versuche, gelassen zu bleiben. Denk an etwas Schönes, das du gleich danach machst oder stell dir einfach nur vor, wie erleichtert du dich auf dem Rückweg fühlen wirst.

    Sei nicht böse auf dich, wenn du doch wieder in alte Verteidigungsstrategien rutschst und ihre Wut damit verstärkst. Völlig egal! Sie vergisst das sowieso. Und sonst ist ja niemand dabei, der das sieht/hört und beurteilt. Es ist doch menschlich, dass man ab und zu die Nerven verliert ... in dieser Situation!


    Ruf dir immer nur ins Gedächtnis, dass es jetzt allein um dich geht und du Möglichkeiten finden musst, wie DU das aushältst. Deine Mutter ist ja dank deiner Hilfe bereits bestmöglich versorgt.


    Ich finde, du bist schon so weit gekommen. Du schaffst die nächsten Schritte bestimmt.


    Und wenn ich das so mit mir vergleiche: Bei mir/uns ging es keinesfalls schneller und auch ich hab noch jede Menge an mir zu arbeiten. Wir sind eben alle nur Menschen!

  • Liebe Schwarzerkater,


    ich danke Dir sehr für Deine Antwort, es unterstützt mich in meinem Willen, es hinzukriegen.

    Ich habe vor vielen vielen Jahren damit abgeschlossen, mit meiner Mutter etwas zu klären, ihr etwas zu erklären, sie hat schon immer sofort angefangen zu weinen, ihr Thema. Ich will es auch jetzt nicht mehr, finde es nur sehr erstaunlich, was und wie viele "alte" Dinge, die ich abgehakt hatte, wieder hochkommen. Was die Veränderung der Eltern so alles auslöst ... Schon auch sehr interessant. Tröstlich ist es ein wenig, zu wissen, dass sie alles vergisst - auch dass sie vor fünf Minuten wütend aufgelegt hat und wieder anruft. Umgehen mit der berühmten Wundertüte, das ist die Übung schlechthin, Gruß an Sohn83 :)


    Ich bin gut im Anderen-Verzeihen, mit mir selbst muss ich tatsächlich noch mehr Nachsicht üben. Wenn ich von ihr wegfahre, fühle ich mich immer wie Stecker gezogen, da braucht es tatsächlich, wie Du schreibst, einen Plan. Im Kino abtauchen ist gut. Das mit Deinem Rockkonzert-Besuch fand ich auch toll!


    Liebe Grüße und man kann es nicht oft genug sagen, danke für diese Gemeinschaft hier!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, schön zu lesen, wie Sie sich mit der Unterstützung von Rose60 und Schwarzerkater immer mehr ein kleines Stück abgrenzen und sich nicht mehr so oft verführen lassen, in die alten Muster zu rutschen.

    Sie wissen, dass Sie der Trigger sind und damit ist doch (eigentlich) klar, dass Sie sofort die alte Muster abbrechen dürfen auch weil Sie wissen, dass sich Ihre Mutter Zuwendung im Heim holen kann, sonst hat Ihr Vater dies ja verhindern wollen.

    Dieser Weg geht mal 2 oder 3 Schritt vor und wieder zurück, bitte haben Sie Geduld mit sich!

    Ihr Martin Hamborg

  • Hallo in die Runde


    Ich habe etwas, was im Angesicht anderer Probleme vielleicht eher nicht so groß ist, aber es belastet mich doch.


    Es geht ums Putzen bei meiner lieben Mama. Meine Mama hat eine gewisse Grundordnung, Sauberkeit, aber es geht ihr manches auch durch. Ich nehme an aus Mangel an Interesse, weil sie manches halt weniger gern macht, was sie auch selbst sagt oder weil sie es vergisst.

    Sie sagt auch manchmal, was sie machen will, macht es dann aber nicht, auch über Wochen nicht.

    Ich habe mir jetzt angewöhnt, dass ein oder andere so spielerisch nebenbei zu machen, wie mal im Kühlschrank, die Schubladen sauber zu machen oder mal die Toilette, so nebenbei. Alle zwei Wochen mache ich fest etwas, wie Dusche und Bad, auch mal eine Bodenfläche wischen.

    Ich merke aber, dass sie es doch pikiert, wenn ich im Kühlschrank ect. mal was mache.

    Ich habe ihr auch in Gesprächen, die wir mal führen, gesagt, dass ich ihre Wohnung als sehr gepflegt ansehe, ich mich hier wohl fühle, was auch stimmt. Ich wollte ihr auch nur das abnehmen, was sie weniger gern macht und was sie nicht so gut mehr kann oder regelmäßiger vergisst. Ich habe ihr auch offen gesagt, dass das natürlich ein saublödes Gefühl für sie sein muss, was sie mir bestätigt hat. Ich habe ihr dann nochmal versichert, wie ordentlich sie in einigen Bereichen ist.

    Ich werde versuchen, hier weiter meinen Stil zu verfolgen, so dass sie sich wirklich dran gewöhnt, dass ich auch den Anfängen währen will. Wenn die Schalen im Kühlschrank leer sind, dann ergreife ich schon mal alle paar Wochen die Initiative und mache sie mal sauber. Bei anderen Sachen ist es ähnlich.

    Mich belastet dann einfach, dass sie denkt, sie wäre nicht sauber genug. Jeder hat auch im Haushalt seine blinden Flecken, das ist doch klar.

    Ich versuche ihr immer ein gutes Gefühl zu geben, lobe ihren Dekostil usw. Und das meine ich auch ehrlich.

    Es ist eine blöde Situation. Und ich hoffe, das spielt sich noch ein.


    Aufgefallen ist mir auch etwas, was mich mehr besorgt. Sie vermisst dann Sachen, meint die seien kaputt, weil der und der sie kapautt gemacht hätte. Will ich ihr Ersatz bringen, dann hat sie noch reichlich davon. Das ist neu.


    Danke fürs zuhören. Mir tut es schon gut, das mal so niederzuschreiben. :)

  • Hallo Teuteburger,


    ich kann dich sehr gut verstehen. Das du gegenüber deiner Mama auch so betonst wie sauber es doch bei ihr ist zeigt das dass ein sensibles Thema bei ihr ist. Ich nehme also einfach mal an deine Mama ist vom Typ her jemand der Stolz auf ihre Ordnung und Sauberkeit ihrer Wohnung ist? So war meine Mutter nämlich auch.


    Würde deine Mama vielleicht ein direktes Hilfsangebot deinerseits annehmen? Es hört sich für mich ja so an als könne sie sich noch aktiv beteiligen. Also so z.b. Mama hast du Lust das wir heute zusammen z.b. den Kühlschrank sauber machen. Für einen allein ist das so viel Arbeit, oder so anstrengend.


    Mein Papa hätte sich früher (vor seinem Herzanfall) niemals von mir z.b. beim anziehen helfen lassen. Mit dem Argument "ich helfe dir weil das so angstrengend ist" kam ich danach aber immer gut durch. Ich habe das Gefühl es kommt anders an als "Ich helfe dir weil du das nicht mehr kannst" oder "ich helfe dir weil du das nicht mehr richtig machst" u.ä.

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!