Wie geht es Euch? Thread IV

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  • Meinen letzten Beitrag beendete ich mit den Worten, dass bereits drei Mal das Telefon schellte. Eigentlich frohen Mutes kurz darauf gen Opa aufzubrechen, nahm ich den nächsten Versuch entgegen. Ich hatte mir fest vorgenommen, mal deutlich mehr zu schaffen, um das Chaos aus ungetragener Kleidung, Seifen und anderen Produkten, dass uns meine Oma hinterlassen hat, spürbar zu verringern (spürbar im Sinne von weg oder verwerten). Kaum abgenommen, überrumpelte er mich regelrecht und verkaufte mir seinen "Vorschlag" sogar noch mit netten Worten.


    Kurzum: Zur Sparkasse sollte es gehen, seine Kontoauszüge findet er eh nicht mehr. Er bräuchte ein wenig Geld.


    Mit den Worten mich dann gleich irgendwann auf den Weg zu machen, endete das Gespräch und ich hab mich direkt für drei weitere Stunden ins Bett gelegt. Erst am Montag führte das Thema Geld zu einer so nie geführten, heftigen Diskussion v.a. zwischen meinem Vater und ihm. Problem ist: er hat genügend Geld griffbereit (wir halten nicht auf den Euro genau nach, aber versuchen es mehr oder weniger - Ausgaben hat er keine, die nicht via Karte beglichen werden).


    Da am Montag auch wieder Streitthema war, dass er entfernten Bekannten oder Nachbarn gerne mal EC-Karte mit Pin aushändigt, hatte ich mich sodann entschlossen, seine Karte kurz in der Mikrowelle anzudünsten. Auf der Fahrt zum Friedhof stoppten sie (Edit: Er und mein Vater) also doch noch und natürlich funktionierte die Karte nicht.


    Geregelt werden sollte dies bei einem Termin, der eh nächste Woche stattfindet. Zu meiner Überraschung kam am späten Nachmittag noch eine Nachbarin auf die Einfahrt. Sie überreichte mir seine kaputte EC-Karte, erklärte mir, dass Opa sie darum gebeten hätte ihm Kontoauszüge zu holen, ihr das aber irgendwie komisch vorkommt und irgendwie auch unangenehm wäre.


    Eine sehr ehrliche Antwort, die auch von einer gewissen Fürsorge zeugt, denn sie hatte sich zurecht gewundert.


    Was er sich dabei gedacht hat? Keine Ahnung! Was er dachte, als er kurz darauf im Pulli wieder in deren Einfahrt rumlungerte? Ich weiß es nicht!


    Da ich nachmittags weg musste, versuchte er sodann mich zu einem Umweg zu bewegen, was ich jedoch vehement ablehnte. Sein Versuch mir ein schlechtes Gewissen einzureden scheiterte zwar, dennoch war ich in gewisser Weise wütend ( Sohn83 ;) ). Mein Termin dauerte viel viel länger als erwartet, da ich allerdings Laptop und Co dort gelassen hatte, war klar, dass ich definitiv nochmal vorbei schauen werde.


    Dies konnte er zu späterer Stunde dann kaum abwarten. Seine Kontoauszüge hätte er gefunden, allerdings sei nun seine Lupe weg, er wäre ganz heiser vom ganzen Suchen. (diese Infos erhielt ich insgesamt drei Mal).


    Als ich ankam schlief er schon (oder lag im Bett), stand dann aber auf und ich kam herein um nach der Lupe zu suchen. Hinterm Radio fand ich sie auch recht schnell und gab ihm noch eine freundliche Vorlage um sein Gesicht zu wahren, wie die denn dahin gekommen sein könnte.


    "Hier kommt so vieles in letzter Zeit weg", sagte er. "Das kleine Buch ist auch nie wieder aufgetaucht". Bei dem Buch handelt es sich um die Anleitung der elektrischen Rollläden, welche zu meiner Überraschung auf dem Tisch hinter ihm lag - ich ließ es aber unkommentiert.


    Am Nachmittag noch der nörgelnde Macker, war er jetzt eindeutig ein etwas verwirrt und auch hilflos wirkender Mann, der sich definitiv dankbar zeigte. Ich versuche meine Wut in solchen Momenten zu unterdrücken, denn ich weiß, er kann nichts dafür. In meinem Kopf hämmert es: "Weißt du denn eigentlich gar nicht mehr was heute ....????" Ich hielt es zurück, er ging zeitnah wieder ins Bett - ein sehr friedlicher Tagesausklang und doch alles andere als ein zufriedenstellender Tag.


    Besonders wurde mir heute klar, dass Pflege eben nicht immer nur Versorgung (dies gelang ihm heute mal wieder sehr selbstständig, nach zwei bettlägerigen Tagen) ist, sondern auch einfach eine gewisse Form von Aufsicht...

  • Besonders wurde mir heute klar, dass Pflege eben nicht immer nur Versorgung (dies gelang ihm heute mal wieder sehr selbstständig, nach zwei bettlägerigen Tagen) ist, sondern auch einfach eine gewisse Form von Aufsicht...

    Hallo enh2292
    danke für den lebendigen Bericht.
    Ich glaube, "Hilfestellung" trifft es besser als "Aufsicht".
    Unser Problem als "Hilfestellerin" ist allerdings, dass wir mehr Emotionen haben als ein Rollstuhl, eine Lupe oder ein Treppenlift. Der/die Demenzkranke ist an unserer Hilfestellung interessiert, unsere Emotionen interessieren ihn/sie nicht, am wenigstens, wenn wir negative Emotionen haben.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, bei Lesen sind mir zu den Berichten einige Gedanken gekommen, die ich gern aufschreiben möchte:


    Hallo Enh2293, zunächst wünsche ich Ihnen so oft wie möglich dieses wunderbare "breite Grinsen" ins Gesicht, wenn Sie Ihren Großvater besuchen. Leider wird es noch eine ganz Zeit brauchen, bis sich die Aufregung um die Kontoauszüge & Co legen werden, aber je früher er in die positive Selbstbeschäftigung wie das Kreuzworträtseln kommt, um so besser. Vielleicht können Sie die täglich erwartbaren Streit-Zeiten verkürzen, wenn Sie sich klar machen, dass er seine Wut und Trauer um das Vergessen und die Abhängigkeit im außen und nicht im Innen ausleben kann. Würde sich mit diesem Verstehen etwas ändern?


    Die störenden Telefonate sind ein Thema, was wir hier schon sehr oft diskutiert haben: Sie werden weniger, wenn Sie diese zunächst ignorieren und dann von sich aus anrufen - und möglichst nicht die (bereits vergessenen) Probleme abfragen, sondern mitteilen, was Sie alles schon erledigt haben. Aber es ist und bleibt eine schwere Phase.


    Hallo Sohn83, Ihnen wünsche ich sehr, dass Sie gelassen auf die Phasen oder "Schübe" reagieren. Sie gehören zur vaskulären Demenz und sind Folge der vielen internistischen Erkrankungen Ihres Vaters. Deshalb ist er im Heim und in ständiger Beobachtung und hat einen Sohn der wirklich liebevoll da ist und auch aufpasst. Mehr geht nicht, denn gegen die chronische Krankheit gibt es nur Linderung, Trost aber keine Heilung!


    Hallo Nelly, Sie haben erkannt, dass Ihrer Mutter die Telefonate nicht gut tun, aber es ist immer eine schwierige Entscheidung, wann der Zeitpunkt zum Sperren gekommen ist. Mir ist dabei folgende Regel wichtig: Je häufiger Sie selbst Ihre Mutter anrufen, um so eher können Sie sperren.


    Bitte bedenken Sie, Ihre Mutter darf klagen, traurig sein und weinen. Neben den Verlusten in der Demenz kommen die vielen Erinnerungen, Erfahrungen, Kränkungen und Traumata dazu. Diese werden jetzt aus der Kindheit lebendig und sie haben sie zu der Persönlichkeit gemacht, die Sie kennen.

    Wenn Sie Ihre Mutter dann trösten können ist das gut, wenn Sie ihr helfen, ihre Fassade als inneren Schutz zu finden ist das genauso gut.

    Dabei hilft Ihnen Ihr feines Gespür: Was ist ein hilfreiches Ventil für die Trauer und wann wird es zum Trigger für alte unnötige Muster.


    Hallo Buchenberg, die (mindestens) zwei Gesichter Ihrer Schwiegermutter kennen Sie vermutlich schon sehr lange. Ihre Schwiegermutter wird sicher immer mal wieder für eine Überraschung gut sein, egal was Sie tun.

    Insofern wünsche ich Ihnen um so mehr Ihre klare Analyse, Ihre Gelassenheit und Ihren Humor, den Sie uns schon so oft gezeigt haben!


    Hallo Carolina, über Ihren letzten Beitrag habe ich mich sehr gefreut!


    Diese starken Worte Ihrer Mutter habe ich nicht erwartet. Ihre Mutter hat ihren Frieden tief im Inneren gefunden und Sie können und dürfen loslassen und nicht mehr kämpfen.


    Selbst wenn es wieder Rückfälle gibt, diese Erkenntnis kann Ihnen niemand mehr wegnehmen!


    Ich hoffe sehr, dass Sie im Heim zu einer konstruktiven und positiven Zusammenarbeit kommen. In vielen Heimen wird abgewogen, ob die Kurzzeitpflege in eine Langzeitpflege umgewandelt wird, wenn die Zusammenarbeit mit den Angehörigen Zeit kostet, die nicht als bereichernd wahrgenommen wird.


    Allen eine gute Woche, Ihr Martin Hamborg

  • Der Pflegegrad der Schwiegermutter wurde vom Medizinischen Dienst von 3 auf 4 erhöht.
    Meine Frau und ich nahmen das zum Anlass, per Rundschreiben die gesamte Verwandtschaft und den Freundeskreis der Schwiegereltern über Gesundheitszustand und Pflegesituation der beiden zu berichten.
    Im letzten Satz unseres Schreibens heißt es: "Wir wollen euch informiert halten, damit man es besser einordnen kann, wenn jemand von J. einen panisch-verzweifelten Telefonanruf erhält."

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  • Hallo Sohn83! Unsere Väter sind sich ja glaube ich recht ähnlich, und meine Erfahrungen im Heim ähneln deinen. Ich war oft nach Besuchen in der Psychiatrie richtig fertig und dachte mir, die beste Strategie ist, nicht so häufig hinzugehen. Jetzt im Heim ist es mal so, mal so -- einerseits haben sie diese Woche eine neue Pflegekraft zu Vorstellungsgesprächen dagehabt, und mein Vater hat dazu eine Seite mit Bewerbungsfragen geschrieben -- andererseits lief er gestern extrem wackelig und hat es nicht geschafft, eine Schokokugel auszupacken. Da tut er mir dann schon sehr leid! Gleichwohl empfinde ich das Heim mit sehr nettem Personal als Segen, weil man eben doch halbwegs ruhig schlafen kann, weil man weiss, dass er gut versorgt ist.

  • Der Pflegegrad der Schwiegermutter wurde vom Medizinischen Dienst von 3 auf 4 erhöht.
    Meine Frau und ich nahmen das zum Anlass, per Rundschreiben die gesamte Verwandtschaft und den Freundeskreis der Schwiegereltern über Gesundheitszustand und Pflegesituation der beiden zu berichten.
    Im letzten Satz unseres Schreibens heißt es: "Wir wollen euch informiert halten, damit man es besser einordnen kann, wenn jemand von J. einen panisch-verzweifelten Telefonanruf erhält."

    Mit dem Thema Verwandte/Freunde informieren hat meine Mutter auch lange gekämpft. Wir haben dann einen Weihnachtsbrief geschrieben, wo wir allen Bescheid gegeben haben. Was ich interessant fand/finde, ist, wie viele Verwandte/Freunde mit Floskeln wie "hoffentlich könnt ihr ihn bald wieder heimholen" reagieren, oder z.T. sogar Vorwürfe machen ("kann doch nicht sein, der OiOcha Senior hat doch keine Demenz," "den einfach abschieben, das würde ich NIE tun!"). Vor einigen Tagen telefonierte meine Mutter mit einer Freundin, berichtete, dass mein Vater bei ihrem letzten Besuch ganz gut drauf war, und schon wieder kam diese "dann kannst du ihn ja bald wieder nach Hause holen" Antwort. Das wühlt meine Mutter natürlich immer sehr auf (mich nicht, ich denke mir nur, ahnungslose Idioten!). Dementsprechend denke ich, dass Informieren schon gut ist, aber leider keine Absicherung gegen wohlmeinende Ratschläge oder unangebrachte Floskeln.

  • Dementsprechend denke ich, dass Informieren schon gut ist, aber leider keine Absicherung gegen wohlmeinende Ratschläge oder unangebrachte Floskeln.

    So ist es! -

    Obwohl wir ausführlich und konkret aus unserem Antrag an den MD zitiert hatten. Es gibt immer Leute, die es besser wissen! Sogar die Ergotherapeutin, die aufgrund der Verordnung der Neurologin mit der Schwiegermutter arbeiten sollte, hatte behauptet, Schwiegermutter hätte gar keine Demenz.

    Einmal editiert, zuletzt von Buchenberg ()

  • Hallo OiOcha,

    Was ich interessant fand/finde, ist, wie viele Verwandte/Freunde mit Floskeln wie "hoffentlich könnt ihr ihn bald wieder heimholen" reagieren, oder z.T. sogar Vorwürfe machen ("kann doch nicht sein, der OiOcha Senior hat doch keine Demenz,"

    Ach ... die liebe Verwandtschaft und alle, die sich für Experten halten ... die Geschwister meiner Mutter (beide mittlerweile gut über 80) versuchen immer noch, die Demenz meiner Mutter "weg" zu erklären ... "so ist das halt, wenn man älter wird, da wird man einfach vergeßlich" ... "aber sie sagt doch, dass sie das noch kann ... ".

    Und es gibt ehemalige Nachbarn die glauben bis heute nicht, dass meine Mutter dement ist ... sie und ihr Mann haben die Fassade wirklich gekonnt aufrecht erhalten ... bis ich mal jemandem die Zimmer gezeigt habe, in die sonst nie jemand rein durfte ...

    Ich diskutiere das inzwischen nicht mehr, schon gar nicht mit Außenstehenden ... mein Bruder und ich tragen die Entscheidung und wir sind uns einig. Ich informiere die Verwandschaft per Jahresbrief, gehe aber nicht ins Detail und gebe nur die guten Nachrichten.

    LG, SunnyBee

  • Erstmal Danke für eure Zusprache.


    Bei meinem Papa war das Wochenende schwierig. Nachdem er Samstag Nachmittag bereits total verwirrt und wackelig war bin ich Sonntag zum ersten mal Vormittags zu ihm Gefahren weil ich sehen wollte ob der Vormittags vielleicht in einem besseren Zustand ist. Die Nacht von Samstag auf Sonntag war er wohl wieder sehr aktiv und bekam dann gegen 3 Uhr eine Beruhigungstablette. Nachdem sich die Inkontinenz die letzten Wochen deutlich gebessert hat ist die im Moment wieder sehr akut. Er uriniert wohl auch im Zimmer herum und ist gestern zwei mal gestürzt.


    Entsprechend war Sonntag gegen 10 Uhr kaum ansprechbar und lag noch in seinem Bett und ist immer wieder weggedämmert.

    Ich habe dann ein längeres Gespräch mit der Stationsleitung gehabt, das ist ein neuer Pfleger um die 40 der seit 3 Wochen dort arbeitet aber einen sehr kompetenten Eindruck macht.

    Ich habe ja den Blutdruck in Verdacht das dieser zu stark gesenkt wird. Gestern gegen 10 Uhr hatte er 110:65 aber da hatte er noch keine senkenden Tabletten genommen weil er ja noch nicht auf war.

    Ich habe dann darum gebeten das der Blutdruck stärker überwacht wird. Am Freitag hat der Neurologe im Heim Visite dann wird mein Vater nochmal angeschaut.


    Während ich das hier niederschreibe fällt mir auch das die Symtome sich ziemlich genau mit seiner letzten Blasenentzündung vor 4 Monaten decken. Dies werde ich heute im Heim mal ansprechen.


    Unser "alter" Neurologe meinte ja immer er hätte gern einen deutlich höheren Wert als die berühmten 120:80 weil das geschädigte Gehirn einen höheren Druck braucht.


    Mal schauen wie es sich entwickelt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, ich hoffe sehr, dass Ihre Hypothesen ernstgenommen und überprüft werden:

    Eine Blasenentzündung zeigt sich manchmal nur in einer verstärkten Verwirrtheitsphase.


    Die Aussagen des "alten" Neurologen ist sehr wertvoll, bei nächtlicher Verwirrtheit veranlasse ich auch immer Blutdruckmessungen. In Schulungen versuche ich es mit einem drastischen Bild: Zum Glück gibt es die nächtliche Verwirrtheit, in der Menschen mit einem extrem niedrigen Blutdruck sich selbst (in ihrer Verwirrtheit) aktivieren. Würde dieses Notfallprogramm nicht greifen, gäbe es sicher mehr Sterbefälle in der Nacht, denn viele Medikamente haben eine zusätzlich blutdrucksenkende Funktion.

    Alles Gute für Ihren Vater, Ihr Martin Hamborg

  • Besuche und die zahlreichen Anrufe

    Liebe Nelly,

    Du machst das super!!!!!

    Also ich würde Dir raten:

    *nur 1x die Woche an wechselnden Tagen besuchen

    *Telefon so stellen dass sie nur angerufen werden kann (Du brauchst das!!!)

    *eine Sozialarbeiterin hat versucht mit meiner Mutter Therapiegespräche zu führen: da wurde sie noch…unleidlicher und boshafter

    *ein schlechtes Gewissen hat man eh: aber auch ein gutes, alles ganz gut zu machen- und man ist dann wenigstens kein Nervenbündel wegen diesen Gruseltelefonaten . Also ich hatte da echt höheren Blutdruck 🩸. Jetzt ist er wieder normal.


    Alles Gute Alfi🍄

  • Heute war für mich ein schwerer Tag. Meine Mutter war sehr traurig und sagt, dass sie so gerne bei uns wäre und siw sich im Heim so einsam fühlt. Das tut mir so leid und so weh.57 Jahre haben wir zusammen im Haus gelebt und ihre letzte Zeit muss sie nun im Heim verbringen. Das ist so schlimm für mich. Ich weiß, dass es viele Gründe gab, warum wir es nicht mehr geschafft haben. Aber jetzt bin ich wieder sm zweifeln.....

  • Heute war für mich ein schwerer Tag. Meine Mutter war sehr traurig und sagt, dass sie so gerne bei uns wäre und siw sich im Heim so einsam fühlt. Das tut mir so leid und so weh.57 Jahre haben wir zusammen im Haus gelebt und ihre letzte Zeit muss sie nun im Heim verbringen. Das ist so schlimm für mich. Ich weiß, dass es viele Gründe gab, warum wir es nicht mehr geschafft haben. Aber jetzt bin ich wieder sm zweifeln.....

    Anette zweifele bitte nicht.

    Du bist bestimmt sehr traurig und ihr habt ja auch so lange lange lange zusammengelebt. Aber erinnerst Du Dich an all die Eskalationen?

    Und ich habe echt noch von keinem positiven Fall gehört, als die zu pflegende Person wieder zurückzog in die Familie.🤷‍♀️


    Natürlich ist es alles schwer für Dich.

    Meine Mutter war mit meinem Vater immer nur auf sich bezogen und hat uns maximal 5x in 21 Jahren besucht.

    Da fällt es wirklich leichter, sich abzugrenzen.


    Lg Alfi

  • Du bist bestimmt sehr traurig und ihr habt ja auch so lange lange lange zusammengelebt.

    Danke Alfi, es ist so schwer nach all der schönen aber auch schweren Zeit loszulassen. Aber ich weiß wie wichtig meiner Mutter die Familie ist und sie klammert auch stark. Sie hat seit 57 Jahren (seit meiner Geburt) auch starke Depressionen und nimmt seit jeher nur ihre Familie als Therapie.

  • Hallo, ich bin erst seit heute Mitglied im Forum. Ich habe mit der Hausärztin meiner Lebensgefährtin und dem Heim, in dem sie mit vaskulärer Demenz gelebt hat, sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Gestern ist meine Lebensgefährtin wegen Fehlbehandlung gestorben.

    Ich möchte hier kurz berichten, was geschehen ist.

    Wie es bei Demenz erkrankten Menschen öfter vorkommt, können sie aggressiv werden, so auch meine Lebensgefährtin Anfang Januar 2023. Die Schwestern haben die Hausärztin informiert und die hat ohne uns zu fragen, Pipamperon in der höchsten Dosis für alte Menschen (1 - 1/2) verschrieben. Das hat zu einem geistigen und körperlichen Desaster bei meiner Lebensgefährtin geführt. Wir, die Tochter und ich, haben im Verlaufe eines Monats mit großer Mühe durchsetzen können, dass die Dosis vermindert wurde und schließlich ganz abgesetzt wurde. 28 Tage später wurde meine LG bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert, musste 3 Infusionen bekommen, um wieder ansprechbar zu sein. Eine von mir veranlasste Blutuntersuchung hat ergeben, dass Pipamperon (Halbwertzeit 17 - 22 Stunden) auch 28 Tage nach Absetzung nachgewiesen wurde. Offensichtlich wurde das Medikament trotz Absetzung weiter verabreicht, wie uns ein Laborarzt bestätigt hat. Es hat mehrere Gespräche mit der Ärztin gegeben, die sich aber wie Gott im weißen Kittel fühlt. Sie hat es auch nicht für notwendig erachtet, meine LG nach der Entlassung aus dem Krankenhaus zu besuchen. All das, was man in den Nebenwirkungen lesen kann, hat meine LG erfahren müssen. Inzwischen weiß ich, was Pipamperon alles bei Menschen mit Demenz anrichten kann. U. a. erhöht sich die Sterbewahrscheinlichkeit um 70 %. In einem weiteren Beitrag von mir findet Ihr eine Zusammenfassung von Studien hierzu. Ich kann nur jedem raten zu verlangen, dass dieses Medikament bei Angehörigen mit Demenz sofort abgesetzt wird.

    Ich habe gegen die Ärztin und das Heim Strafanzeige gestellt.

  • Hallo,

    hier den versprochenen Artikel:


    Demenz-Studie


    Einsatz von Psychopharmaka ist hochbedenklich


    vonAnna Nymbach­-Dietrich (Projektleiterin hkk-Gesundheitsreport, hkk Krankenkasse)


    Veröffentlicht am23.02.2021Erschienen in Ausgabe1. Ausgabe 2021

    Die Ergebnisse des Demenzreports 2020, insbesondere der häufige Einsatz von Psychopharmaka bei Menschen mit Demenz, muss aus Sicht des Arzneimittelexperten und Studienleiters, Prof. Dr. Gerd Glaeske, dringend überdacht werden. Das Motto „sauber, satt und ruhig“ darf auf keinen Fall Handlungsleitbild bei der Versorgung von Menschen mit Demenz sein. Die Studie wurde von der hkk Krankenkasse gefördert, auf deren Datenbasis das SOCIUM der Universität Bremen den Report erstellt hat.



    Deutschland gehört zu den zehn Ländern mit dem höchsten Anteil an Demenzerkrankten weltweit. Nach Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft lebten in Deutschland im Jahr 2020 rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz – die meisten von ihnen mit einer Alzheimerdemenz. Wegen der steigenden Lebenserwartung wird diese Zahl weiter steigen: um 900 pro Tag, das heißt, um mehr als 300.000 im Jahr. Somit werden im Jahr 2050 voraussichtlich 2,4 bis 2,8 Millionen Menschen betroffen sein.


    Demenziell Erkrankte adäquat zu versorgen, ist heute und in Zukunft nicht zuletzt wegen der angesprochenen hohen Erkrankungshäufigkeit und damit auch der gesundheitsökonomischen Bedeutung eine besondere Herausforderung. Die Versorgung von Demenzerkrankten ist zudem sehr komplex und fordert multimodale Behandlungsansätze. Demenzerkrankungen treten für gewöhnlich im höheren Lebensalter auf und werden oftmals von weiteren Krankheiten begleitet. Die Therapie der vaskulären Demenz (Durchblutungsstörungen im Gehirn) und der Alzheimerdemenz muss also fast immer im Kontext einer Multimorbidität erfolgen. Der demenzspezifische Abbau der kognitiven Fähigkeiten mit dem damit einhergehenden Verlust von Sprache und damit auch der Fähigkeit sich auszudrücken, macht deutlich, dass Demenz eine Erkrankung mit hoher Krankheitslast und mit einem großen Verlust an Lebensqualität einhergeht. Hinzu kommen die abnehmenden Möglichkeiten, am sozialen Leben teilzunehmen, und körperliche Beeinträchtigungen.


    Die Behandlung des demenziellen Syndroms setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Neben pharmakologischen Maßnahmen kommen auch psychosoziale Interventionen für die Erkrankten und ihre Angehörigen zum Einsatz. Das Ziel der pharmakologischen Therapie einer Alzheimerdemenz mit Antidementiva ist derzeit, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.


    Fehlversorgung mit Neuroleptika


    Im Rahmen der Analyse von hkk-Daten für den Demenzreport 2020 richtete sich das Interesse vor allem auf zwei Arzneimittelgruppen: einerseits auf Antidementiva, anderseits auf Wirkstoffe, von denen bekannt ist, dass sie für Menschen mit Demenz nutzlos sind und ihnen sogar schaden können, wie Neuroleptika, Arzneistoffe aus der Gruppe der Psychopharmaka.


    Für Antidementiva ist ein gewisser Nutzen bei leichten bis mittelschweren Demenzen nachgewiesen. Eine Verlangsamung des Verlusts der kognitiven Leistungsfähigkeit und die positive Beeinflussung bei der Verrichtung von Alltagsaktivitäten konnten beobachtet werden. Keine ausreichend belastbaren Daten liegen hingegen vor, die belegen, dass die krankheitsbezogene Lebensqualität gesteigert und eine vollstationäre Pflege verhindert werden kann. Bei schwerer Demenz können memantinhaltige Mittel den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.


    Für den Einsatz von Neuroleptika zur Behandlung von Demenzerkrankten mit Verhaltensstörungen wird dagegen generell keine Indikation gesehen. Die pharmazeutischen Unternehmen, die solche Mittel herstellen, wurden verpflichtet, sogenannte Rote-HandBriefe an Ärztinnen und Ärzte zu verschicken, in denen auf das Risiko der sogenannten Übersterblichkeit und des höheren Sterberisikos hingewiesen wird.


    Verordnung von Neuroleptika


    Das Ergebnis der Datenanalyse ist im Hinblick auf die Arzneimitteltherapie bei Menschen mit Demenz dramatisch: Rund 34 Prozent aller an Demenz Erkrankten erhielten im Jahr 2019 mindestens einmal Neuroleptika verordnet – Psychopharmaka, die üblicherweise zur Therapie von Schizophrenien und Psychosen Anwendung finden. Antidementiva erhielten hingegen nur 22,3 Prozent.


    Und das, obwohl ein risikobehafteter Einsatz von Neuroleptika bei Demenzerkrankten seit Jahren bekannt ist. Eine Analyse von 17 placebokontrollierten, teils unveröffentlichten Studien ergab, dass sich beim Einsatz derart stark beruhigend wirkenden Neuroleptika bei Demenzpatientinnen und -patienten das Mortalitätsrisiko um den Faktor 1,6 bis 1,7 erhöht. Die Haupttodesursachen waren dabei akute Herzerkrankungen und überwiegend pulmonale Infekte. Inzwischen liegen zudem Hinweise vor, dass vermehrt ischämische Hirninfarkte auftreten können.


    Ferner ist zu bedenken, dass der Einsatz von Neuroleptika, wie auch von bestimmten anderen Schlaf- und Beruhigungsmitteln, bei agitiertem und sogenanntem herausfordernden aggressiven Verhalten von Demenzpatientinnen und -patienten möglicherweise zu einem rascheren Verfall der kognitiven Leistungsfähigkeit beiträgt. Eine kurzfristige Anwendung ist nur dann vertretbar, wenn eine nicht beherrschbare Gefährdung der Betroffenen oder ihrer Umgebung besteht.


    Dementsprechend ist die Verordnung von ruhigstellenden Mitteln bei älteren Menschen, insbesondere aber bei Menschen mit Demenz, keine akzeptable Strategie, um den Mangel an Pflege- oder Betreuungspersonal auszugleichen. Es muss vielmehr das Ziel sein, eine aktivierende Pflege anzubieten, welche die vorhandenen Kompetenzen älterer Menschen fördert, damit sie so lange wie möglich ihre Würde und die Alltagsfähigkeiten aufrechterhalten und Erinnerungen aus der früheren Lebenszeit bewahren können.


    Prävention als Schlüssel


    Hinweise aus der Präventionsforschung zeigen, dass mentale und körperliche Beschäftigungen sowie Anforderungen, beispielsweise Tanzen, sowie Lebensstilveränderungen, etwa entlastende Ernährung, dazu beitragen, den Beginn einer möglichen Alzheimerdemenz zu verzögern. Besonders wichtig ist dabei auch eine regelmäßige Kommunikation, ggf. mit Unterstützung eines Hörgeräts.


    Ein Schlüssel zu wirksamer Prävention könnte auch die dauerhafte Senkung eines zu hohen Blutdrucks sein. Mehrere Studien legen nahe, dass Bluthochdruck in jüngeren Jahren ein wesentlicher Risikofaktor für eine spätere vaskuläre Demenz sein kann. Da Bluthochdruck auch die häufigste Ursache für einen Schlaganfall ist, schützt diese Form der Prävention das Gehirn in zweierlei Hinsicht.


    Dies alles ist zwar keine Garantie dafür, dass eine Alzheimerdemenz vermieden werden kann. Die Berücksichtigung dieser Handlungsempfehlungen und Erkenntnisse können aber offenbar, wie in manchen Ländern zu beobachten ist, die Häufigkeit von Alzheimerdemenz im höheren Alter senken.

  • Hallo HorWo, hallo euch in diesem Forum,


    es lässt mich nicht die rechten Worte finden , die euch in den belasteten Situationen trösten können...


    Ich möchte mich bei euch bedanken, dir ihr mich im Januar diesen Jahres so freundlich und empathisch in diesem Forum begrüßt habt.


    Bis heute ist vieles passiert und durch eure Schilderungen und Hilfestellungen habt ihr mich und meinen Mann in unserem Handeln bestärkt.


    Die Demenz meiner Schwiegermama nahm im Spätsommer des vergangenen Jahres richtig Fahrt auf und das von uns installierte Versorgungsnetz (ambulanter Pflegedienst, Essen auf Rädern, Besuchsdienst etc) konnte ihre häusliche Situation nicht mehr kompensieren.

    Wir wohnen 360 km entfernt in einem anderen Bundesland und kamen monatlich für eine Woche zu ihr....


    Während eines Klinikaufenthalt in einem Landeskrankenhaus (Corona inkl. ) begann die unendliche Suche nach einem Platz für Muttern.

    Als wir einen Platz in einer Demenz-WG fanden, konnten wir unser Glück kaum fassen...wir ahnten zu diesem Zeitpunkt ja nicht, was da passieren wird...

    Keine Pflegefachkraft vor Ort, sondern angelernte Hilfskräfte, welche vom Umgang mit Menschen mit Demenz keinerlei Kenntnisse, geschweige den Wissen vorweisen konnten.

    Und ja, das wurde uns im Vorgespräch anders vorgestellt...

    Innerhalb von drei Monaten verschlechterte sich der Allgemeinzustand meiner Schwiegermama und sie zeigte Symptome einer Hospitalisierung, ihr Gangbild wurde unsicherer und sie baute weitere Ressourcen ab.


    Wir sprachen immer wieder die Medikation an und unsere Sorge, dass sie überdosiert wird mit Psychopharmaka und es wohl ausschließlich um den Tenor geht, sie ruhigzustellen. Gespräche mit der behandelnden Ärztin , dem ambulanten Pflegedienst und den Betreuungskräften verliefen überaus unbefriedigend, auch im Hinblick auf einen fachlichen Austausch.

    Im WhatsApp Chat der WG kursierten Äußerungen über Mutters Verhalten etc...

    Ich schildere hier die "Spitze des Eisberges".


    Mitte Februar zogen wir die Notbremse. Wir erhielten einen Platz für sie in einer Pflegeeinrichtung hier bei uns in Niedersachsen. Dort lebt sie auf einem beschützen Wohnbereich für Menschen mit Demenz und blüht auf und wir sind unendlich dankbar für diese Möglichkeit.

    Personal mit Fachwissen, Empathie und Gesprächbeteitschaft mögen bei Angehörigen viel Gutes und vor allem Erleichterung auf dem Weg dieser Krankheit bewirken.


    Ihre jetzige Hausärztin mit dem Schwerpunkt Geriatrie reduzierte Mutters Medikation und stellte einiges um... sie war überdosiert!!!

    Auch der Neurologe ist mit im Boot und es klappt.


    Lasst euch bitte nicht beirren, wenn ihr Beobachtungen bei euern Angehörigen wahrnehmt und Betreuungspersonen euch dieses ausreden wollen.


    Auch wenn mir das Konzept einer Demenz-WG einst zusagte, würde ich heute keinen Angehörigen mit einer fortgeschrittenen Demenz so unterbringen.


    Buchenberg, Schwarzerkater, Rose, Alfi

    euch verdanke ich so einiges..


    Es grüßt euch

    Harzhexi

  • Hey ich bin ja gelobt worden Dankeschön Harzhexi❤️

  • Hallo ich habe Deinen traurigen Bericht gelesen HorWo und werde wegen felgender Fachkenntnis meinen Mund halten aber dem Austausch folgen.


    Ich kann nur sagen dass die Antidepressiva bei meiner Mutter ihr eine gewisse Ruhe zurückgebracht haben und damit mehr Kraft🤷‍♀️.


    Alles Gute Alfi🌸

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