Wie geht es Euch? Thread IV

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  • Hallo ,

    Ja, man muss schon ein bisschen mit ein Auge auf die Entwicklung haben, was bei weiter Entfernung nicht so einfach ist.

    Ich hatte anfangs mir einen Termin beim neuen Hausarzt meiner Mutter gemacht und gemerkt, dass er Ahnung zu haben schien, wie unterschiedlich Medikamente bei jungen gegenüber alten Menschen wirken können, dass am besten nur spezielle Neuroleptika - wenn nötig - in möglichst geringer Dosis angewendet werden sollten etc.

    Auch die Pfleger rieten zu Vorsicht bei Neuroleptika. Meine Mutter bekommt nun eine in recht geringer Dosis, seitdem sie mehr Halluzinationen hat und oft so verwirrt durch die Gegend lief, nach kurzer Zeit war sie tatsächlich entspannter , es wird ja dokumentiert und läuft unter Aufsicht, wenn mir eine Veränderung auffällt, gebe ich es auch den Pflegern zum besten.

    Auch durch ein Antidepressivum zu Anfang schon wurde es etwas leichter .

    Also die Mittel sind wirklich nicht per se zu verteufeln, "die Dosis macht das Gift".


    Nur: wenn jemand wirklich sehr aggressiv ist und die ganze Gruppe aufmischt, bin ich auch für beruhigende Medikamente. Ich habe es zu Anfang bei meiner Mutter in der Gruppe mitbekommen, dass sie vor einem Mann Angst hatte, der gelegentlich komplett ausrastete oder bei einer Familienangehörigen, die mit Messern und Scheren vor anderen stand - also da hört "der Spaß" auf - dazu stehe ich!

    Wenn im Gehirn einiges durcheinander gerät, muss man manchmal chemisch nachhelfen, dafür wurden die Mittel entwickelt.

  • Hallo Alfi,

    es ist schön zu hören, dass es Deiner Mutter nach den Antidepressiva besser geht. Das Problem sind nicht die Antidepressiva, sondern die Neuroleptika. Die können sehr schwere Veränderungen im Gehirn und auch in der Motorik (ähnlich wie bei Spastikern) verursachen. All das ist bei meiner Lebensgefährtin aufgetreten. Ich habe am Beginn der Behandlung noch nicht so vielgewusst, hatte mit über 80 Jahren auch einige gesundheitliche Probleme und war mehrere Male im Krankenhaus. Wenn eine Ärztin während ihres Studiums und bei der Promotion nicht wissenschaftlich denken gelernt hat und nach dem Motto handelt, "was für Fritz gut ist, ist auch für Emma gut", dann verursacht sie großes Leid nicht nur bei der betroffenen Person, sondern auch bei den Angehörigen.

    Ich habe mehrfach versucht die Ärztin dazu zu bringen, mit uns zusammenzuarbeiten , insbesondere mit mir. Ich kann durch meine Ausbildung und berufliche Tätigkeit ein wenig medizinische Entscheidungen beurteilen.

    Habe die Ärztin aufgefordert, zukünftig irgendwelche Änderungen an der Medikation mit mir zu besprechen. Hat sie nicht getan. Als meine LG 1 1/2 Monate nach Behandlungsbeginn bewusstlos ins Krankenhaus eingeliefert wurde und nach 3 Wochen wieder entlassen wurde, hat sie sie bis zum Ableben nicht einmal besucht, auch davor ist sie nur einmal bei ihr gewesen. Dazu mussten wir sie auch noch bitten. Heute, wo ich viel mehr weiß, würde ich dieser Ärztin nicht einmal meinen Hund oder meine Katze anvertrauen.

    Meiner LG wurde offensichtlich nach dem Absetzen das Neuroleptikum (Pipamperon) durch Schwestern des Heims weiter gegeben um sie ruhig zu stellen. In diesem Heim leben 75 alte Menschen, 70 % mit Demenz. Was passiert mit denen, wenn die Angehörigen über keine Kenntnisse verfügen und alles hinnehmen?

    Ich hab in meinem 2 Beitrag Ergebnisse einer Studie dargelegt. Antidepressiva und Neuroleptika sind 2 ganz verschiedene Dinge und die Schäden, die Neuroleptika anrichten können, sind schon lange bekannt. Ich kann nur jedem raten, den Artikel zu lesen und nicht zuzulassen, dass Demenz kranken Angehörigen solche Mittel verabreicht werden. Meine LG hat das mit ihrem frühzeitigen Tod unter starken Schmerzen bezahlt.

    -

  • "Dementsprechend ist die Verordnung von ruhigstellenden Mitteln bei älteren Menschen, insbesondere aber bei Menschen mit Demenz, keine akzeptable Strategie, um den Mangel an Pflege- oder Betreuungspersonal auszugleichen. Es muss vielmehr das Ziel sein, eine aktivierende Pflege anzubieten, welche die vorhandenen Kompetenzen älterer Menschen fördert, damit sie so lange wie möglich ihre Würde und die Alltagsfähigkeiten aufrechterhalten und Erinnerungen aus der früheren Lebenszeit bewahren können."

    Hallo HorWo,

    mein Beileid und meine Anteilnahme für den Verlust deiner Lebensgefährtin!

    Den von dir bereitgestellten Artikel habe ich gerne studiert, auch wenn meine Frau und ich ihre dementen Eltern mit viel Unterstützung durch ambulante Pflege bei uns zu Hause pflegen und bisher ohne Psychopharmaka ausgekommen sind.
    Mindestens in diesem Forum ist die allgemeine Aufmerksamkeit für "Ruhigstellung" sehr hoch - und ja: Wer direkt oder indirekt Verantwortung trägt für demente Menschen - egal ob sie zu Hause oder im Heim gepflegt werden -, muss sich wohl oder übel auch einiges medizinisches Fachwissen aneignen.

    Lieben Gruß Buchenberg

  • Guten Morgen in die Runde,


    ich nehme Bezug auf den von HorWo eingestellten Artikel zur Thematik über den Einsatz von Psychopharmaka und Neuroleptika bei Menschen mit Demenz.


    Auch bei meiner Schwiegermama gab es eine nicht angepasste Dosis; sie erlitt einen ischämischen Hirninfarkt, der durchaus damit in Verbindung gebracht werden kann.


    Diese Vorgehensweisen sind bedenklich und müssen thematisiert werden.

    Angehörige erleben immer wieder eine ablehnende Haltung von Seiten der behandelnden Ärzte und werden eher als Störfaktor gesehen ...kennen mein Mann (chronischer Schmerzpatient) und ich bestens....damit auch gleich implementiert, dass sie keine Kenntnisse über Fachwissen haben....(blöder Fehler).


    Wir sprechen oft darüber, dass wir das Sprachrohr für Schwiegermama sind, sie kann es ja nicht mehr.


    Und sind dankbar für all die Menschen eines therapeutischenTeams, die in der Lage sind aufmerksam zuzuhören und fachlich kompetent zu agieren. Es gibt sie!!!


    HorWo und ihr, die ihr soviel Leid erfahren habt ....möge es genug Kraft für euch geben und Menschen, die für euch in diesen Zeiten da sind....

    In diesem Forum gibt es sie.


    Harzgex

  • Hallo Harzhexi,

    da hat deine Mutter und ihr beide eine schwere Zeit durchgemacht, aber mit einem guten Ende.

    Herzliche Glückwünsche an dich und deinen Mann!

  • Hallo Buchenberg,

    mein Mann und ich bedanken uns.


    Muttern sah ihren Sohn gestern herzlich an, nahm seine Hand und sagte, dass sie nun ihrer beider Hochzeit vorbereitet will.....

    (Er sieht seinem vor langer Zeit verstorbenen Vater sehr ähnlich).

    Und dann spazierten wir zusammen durch den Lichthof und sangen das Steigerlied, Mutters interne Nationalhymne....immer wieder die erste Strophe..

    Diese besonderen Momente ....

  • Hallo Harzhexi! Ich bin relativ neu hier.

    Lese bei euch mit:)

    Meine Mutter hat Mittel bis starke Demenz, ist jetzt auch im Heim- vorher gleiche WG-Erfahrungen wie Du. Davor Jahrelang Zuhause.

    Es freut mich sehr zu hören, dass es auch gute Heime gibt. Ich bin weiter am Suchen. ( Stecknadel i. Heuhaufen) - scheint endlos.


    Zu Neuroleptica kann ich auch nur sagen, dass ich die Überdosierung bei den Leidensgenossen meiner Mutter sehe. Da die Einrichtung weiß, dass ich weiß, dass Sie sich strafbar machen ohne meine Einwilligung (FEM ohne richterlichen Beschluss: bis 5Jahre Haft) haben Sie es bei ihr abgesetzt - aber jetzt auch ein Auge auf mich😬.


    Was ich nicht verstehe : wie kann es sein, dass die Hälfte der demenziell veränderten Senioren mit diesem Teufelszeug ruhiggestellt wird ohne dass die Ärzte/Neurologen/PDLs und Pfleger belangt werden. Diese Leute sind in gewisser Weise Kriminelle die sich über geltendes Recht hinwegsetzen. Sie sind verantwortlich für schreckliches Leid - Sie sind diejenigen die dies das beenden könnten - und rechtlich sogar müssten.

    Die Richter die in die geschlossene Abteilung kommen müssen, um eine Unterbringung Vorort in Augenschein zu nehmen, müssten die Medikationspläne nach den Mitteln die off-Label missbraucht werden durchschauen. Die schauen aber weg - sodass - ich sag’s nicht gern, auch die Richter und Verfahrenspfleger irgendwie kriminell handeln. Rein logisch gesehen.


    Tatsächlich wird im Heim weiter ohne meine Einwilligung jetzt Tavor anstatt Quetiapin verabreicht - wie ich hoffe, nur ab und zu. Ich habe inzwischen Angst mich (erneut) zu wehren da ich völlig auf den Platz im Heim angewiesen bin.


    Meine Gesundheit ist durch die Pflege mehr als angegriffen. Der Heimvertrag beinhaltet, dass die Heimleitung unter bestimmten Umständen(die Sie herbeiführen können) der Vertrag gekündigt werden kann. Hier in der Umgebung gibt es praktisch keine Alternative (geschlossene). Ich suche weiter… eben weiters weg - die warten aber auch nicht direkt auf uns, alles recht voll.

    Schlaflose Grüße

    Holly

  • Hallo Holly, Holly,


    du setzt bereits viele Hebel in Bewegung, um eine Veränderung zu schaffen.
    Das kostet Kraft und Nerven (und Geld) und ein positives Ergebnis scheint nicht in Sicht.
    Du hast einen Anstoß gegeben und das ist überaus wichtig!


    Uns wurde in Bezug auf das Geschehen in der Demenz-WG dringend geraten, sich mit der -Task Force- der entsprechenden Krankenkasse in Verbindung zu setzen, um dort unsere Aufzeichnungen, Kopien der Dokumentation etc vorzulegen.
    Dieses würde viel zu selten von Angehörigen in Anspruch genommen.


    Für ein Heim gibt es andere Ansprechpartner im Bezug auf ein Beschwerdeverfahren.
    Vielleicht ist es eine Möglichkeit für dich, sich mit der zuständigen Heimaufsicht in Verbindung zu setzen.
    Hier im Forum gibt es sicher wertvolle Hinweise für ein weiteres Vorgehen.


    Es grüßt
    Harzhexi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo HorWo, danke, dass Sie Ihre Erfahrungen hier geschildert haben und trotz all dem Schmerz über den Verlust Ihrer Lebensgefährtin den mutmaßlichen Behandlungsfehler staatsanwaltlich haben überprüfen lassen. Bitte berichten Sie uns, wie es ausgegangen ist.


    Die medizinische Diskussion sollte besser in dem Forum Prävention, Diagnostik, Therapie geführt werden. Vielleicht kann der Beitrag entsprechend verschoben werden, denn die Kollegen dort können sicher noch wertvolle Anregungen geben.


    In unseren Fachkreisen führen wir die Diskussion über die Möglichkeiten und Grenzen der Neuroleptika schon seit Jahrzehnten.

    Immer wieder wird aus guten Gründen vor einem leichtfertigen und unsachgemäßen Umgang gemahnt aber auch darauf hingewiesen, dass Aggressionen und schwere Unruhe- und Angstzustände diese Medikamente erforderlich machen, besonders wenn ein psychotisches (z.B. wahnhaftes) Erleben eine mögliche Ursache ist. Bevor die neueren Neuroleptika zugelassen wurden, waren wir für die Möglichkeit eines "Heilversuchs" dankbar, mit den Mitteln, die offensichtlich wirksam aber noch zugelassen sind. Dies verbirgt sich hinter dem Begriff "off label".

    Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Neuroleptika "ausgeschlichen" also nicht plötzlich abgesetzt werden, weil dann gravierende Nebenwirkungen besonders häufig auftreten.


    Ihnen allen eine gute Woche, und Ihnen HorWo viel Kraft in Ihrer Trauer und in der Klärung der Lage.

    Ihr Martin Hamborg

  • Liebe Forumsmitglieder und Mitleidende,

    ich war eine Zeit ziemlich still, habe aber immer mitgelesen. So war ich informiert, was bei euch "alten Bekannten" vor sich geht und wie viele neue betroffene Menschen nun im Forum sind.


    Ich möchte ein kurzes Update meiner Situation geben: Im September 23 wird meine Mutter nun bereits zwei Jahre im Pflegeheim sein. Wir waren von Anfang an der Meinung, dass dieses Heim in dörflicher Idylle meiner Mutter am besten entsprechen wird. Es handelt sich um ein "betreutes Wohnen" mit eingegliederter Pflege. Meine Mutter bewohnt eine kleine hübsche Wohnung. Es gibt kein spektakuläres Beschäftigungsprogramm, sondern halt einen Alltag, in dem alles seinen Gang geht ... Die Pflegerinnen sehen nicht so aus wie Pflegerinnen, aber tun alles, was anliegt. Es läuft alles recht entspannt ab: Mal läuft ein Kater durchs Gelände und schaut bei den Häschen nach dem Rechten. Die gewaschene Wäsche flattert im Wind, auf den Hochbeeten reifen die Erdbeeren und der Salat. In der Küche schnippelt jemand Gemüse für den Salat ...


    Meine Mutter ist immer mehr in sich selbst zurückgezogen, wird aber als "zufrieden" beschrieben. Obwohl ich mit dem Verstand erfasse, dass alles im Rahmen der Möglichkeiten so in Ordnung ist, tut sich meine Seele schwer(er) und die Traurigkeit wird nicht weniger ... sie mäandert so vor sich hin und durchzieht mein Leben.


    Dabei kann ich die unspektakuläre Art, mit der man mit den Menschen dort umgeht, nur begrüßen. Man sieht alles recht gelassen: Wenn meine Mutter nichts essen mag, lässt man sie eher in Ruhe. Sie wird gewogen und wenn das Gewicht nicht dramatisch sinkt, wird nichts unternommen.


    Eine etwas jüngere Pflegerin meinte, dass man dort eher vorsichtig ist mit solchen Maßnahmen wie Füttern und hochkalorischer Nahrung ... denn wenn die Menschen alt sind, ist es okay, dass auch der Körper nach und nach Ballast abwirft. Ich hoffe, ich habe das so richtig wiedergegeben. Mir gefällt dieser Ansatz jedenfalls gut.


    Meine Mutter SO zu treffen und zu sehen, verursacht mir auf verschiedenen Ebenen unterschiedliche Gefühle: Ich kann recht gut akzeptieren, dass sie jetzt ist wie sie ist. Ich habe mit ihr auch keine alten Rechnungen mehr offen. Die frühe Zeit ihrer Demenz war zwar grausam, aber das kann ich ihr gut verzeihen und als Folge der Krankheit akzeptieren. Sicher hat sie (wie JEDER Mensch) auch nicht immer alles richtig gemacht, aber sie hat sich immer große Mühe gegeben ...


    Das alles bedenkend, wird der Druck bei mir nicht weniger. Ich denke, dass so eine Demenz einem klarer wie selten eine andere Krankheit (oder Situation) Vergänglichkeit vor Augen führt und Abschiede (die per se) schmerzhaft sind, ins quälend Unermessliche ausdehnt. Außerdem hat man endlos Zeit fürs Mitleiden ... und gerade dieses Gefühl kostet enorme Kraft, wenn es nicht irgendwann wieder abklingt.


    Nun ja, aber was will man machen ... es ist so und ich muss es bewältigen.


    Besonders der geistige Verfall meiner Mutter schreitet weiter fort. Dazwischen sind komischerweise Momente, in denen meine Mutter einen oder zwei klare Sätze sagt, ansonsten nimmt sie kaum noch Notiz von mir und anderem. Ich habe aber den Eindruck, dass sie die Pflegerinnen mag.

    Und dann nennt sie IMMER nur meinen Mann beim Namen, mich dagegen nie. Das finde ich jedoch in Ordnung, weil mein Mann auch viel für sie (für meine Eltern überhaupt) getan hat. Mich entlastet es sogar, dass meine Mutter nicht sehr an mir zu hängen scheint. Wir überlegen gerade, ob ein Besuch pro Woche nicht ausreichen würde ... meine Mutter profitiert ohnehin nur recht wenig davon und liebt nichts so sehr wie ihre Ruhe ...


    So viel zu meinem Update. So wie ihr alle, bemühe ich mich, auch mein Leben zu leben. Leider sind aber die anderen Baustellen nicht weniger, v.a. mein Enkelkind, das dem toxischen Vater gesetzlich ausgeliefert ist (daher kann ich euch alle mit toxischen Elternteilen so gut verstehen).


    Aber auch die anderen Abschiede, die das Leben so mit sich bringt, sind nicht leicht (z.B. von meinem armen Schwager, den wir Ende 22 beerdigen mussten, während sein Vater mit knapp 99 noch lebt).


    Aber so ist das Leben in den nun späteren Jahren... wer hätte da nicht seine eigene Leidensgeschichte. Ich denke, die Aufgabe besteht darin, die Balance zwischen Leiden und einem guten Leben zu finden. Daran arbeite ich weiter.


    Ich werde mich in Zukunft sicher wieder etwas öfter zu Wort melden. Alles Liebe für euch alle.

  • Liebe Schwarzerkater oh wie schön von Dir zu lesen!!!!!

    Ich wollte schon öfter mal fragen „Schwarzerkater wo bist Du“ aber auch das ist ja das schöne in unserem Raum: man kann sich auch mal auf die Ruhewiese zurückziehen.

    Mach weiter so!


    Ich hab schon meine „Sauerstoffmaske“ gepackt, das leicht mulmige Gefühl ist schon partiell da und ich freu mich schon auf anschließend McDonalds und vorher mit der weißen Schäferhündin spazieren zu gehen.


    Lg Alfi❤️

  • Liebe schwarzerkater ,

    ich habe ebenfalls sehr gefreut von dir zu lesen. Den Ansatz des Heimes finde ich gut, wie du es beschreibst, man begleitet die alten Menschen auf ihrem Weg - an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst. So verstehe ich das.

    Bzgl deiner andauernden Traurigkeit würde ich sagen, es ist ein Prozess, der Zeit erfordert anzunehmen, was ist und was man nicht ändern kann. Meine Mutter ist nun seit fast vier Jahren hier im Heim, wenn man die erste Kurzzeitpflege mitrechnet, nach der sie nochmal sechs Wochen zuhause war bis zum nächsten Knochenbruch durch Sturz.

    Bei mir ist die Traurigkeit im letzten Jahr deutlich weniger geworden, ich setze mich der Situation dort aber i.A.nicht mehr als 1mal/Woche aus, vllt würde dir also wirklich Abstand helfen. Akzeptanz ist tatsächlich ein großes Wort hier, das man sich immer wieder vorsagen kann. Wenn man ansonsten eher Macher/in und Planer/in ist, fällt das vermutlich besonders schwer .

    Aber ich kann auch noch nicht sagen, wie es ist, wenn meine Mutter mich nicht mehr erkennt, nicht mehr spricht ...

    Es ist und bleibt ein Abschied auf Raten und das ist schwer.

    Mich tröstet tatsächlich gerade noch der Vergleich zum Abschiedsweg meines Mannes mit monatelangen massiven Schmerzen etc.durch Krebs im kompletten Bauchraum. Und selbst da gab es einen Punkt, an dem ich mental umschalten konnte, als mir der Seelsorger sagte, unsere Wege gehen nun auseinander, in verschiedene Richtungen. Den habe ich dann noch täglich begleitet - keine Ahnung, wie ich die Kraft mobilisieren konnte, danach fehlte sie mir nachhaltig.. er war Mitte 50, meine Mutter nun 92 J. - daher fällt es mir im Vergleich vllt leichter, wobei ich ja noch lange den Anspruch hatte, für einen Ausgleich ihres in anderer Hinsicht schweren lebens zu schaffen. Und das war MEINE Challenge, zu akzeptieren, dass ich es auch jetzt nicht mehr schaffe.

    Aber wer weiß, so ein ruhiges Leben in schöner Umgebung mit liebevoller Begleitung, viel Licht in ihrem Zimmer , mit Blick in einen schönen Garten hatte sie zuvor nicht - und doch will sie oft noch "nachhause"..


    Herzliche Grüße

    Rose60

  • Ich denke, die Aufgabe besteht darin, die Balance zwischen Leiden und einem guten Leben zu finden

    Lieber schwarzerkater,

    ich freue mich auch sehr, wieder von dir zu hören. Deine Beiträge sind immer sehr ermutigend und bereichernd. Sie haben mir gefehlt.


    Die Einrichtung, in der deine Mutter wohnt, hört sich sehr schön an und es ist tröstlich zu wissen, dass sich deine Mutter dort nun gut aufgehoben fühlt. Und trotzdem ist diese Krankheit ein langer Abschied, der uns weh tut und uns im Alltag stets begleitet.


    Ich komme im Moment gar nicht mit zurecht und ich bin ständig traurig. Der Alltag kostet mich sehr viel Kraft und ich empfinde grad keine Freude für irgendwas.

    Deshalb habe ich auch dein Zitat gewählt.

  • Liebe @Alfskjoni, @Buchenberg, @Rose60, @Anette K,


    vielen Dank an euch alle. Ihr seid toll. Eure Worte tun mir gut und helfen mir.


    Liebe @Alfskjoni, ich finde es bemerkenswert, wie es dir gelungen ist, die auch schon früher vorhandene Toxizität deiner Mutter zu durchschauen und dich nun von ihr freizumachen ... , dabei aber dennoch ganz "bei dir" zu bleiben und dich nicht auf ihre "Spielchen" einzulassen.


    Liebe @Rose60, du hast ebenfalls schon viel (!!!) im Leben durchmachen müssen ... und es geschafft, dies gut in dein Leben zu integrieren. Mehr geht nicht und mehr müssen wir Menschlein auch nicht in unserem Erdenleben erledigen.


    Lieber @Buchenberg, du erinnerst mich immer an meinen Mann, der ja auch für meine Eltern (seine Schwiegereltern) rund um die Uhr da war und ist... er sieht das auch als selbstverständlichen "Wert" an.


    Allerdings macht es dir deine Schwiegermutter nicht leicht ... und ich wünsche dir, dass ihr notfalls auch die Grenzen der eigenen Werte erkennen könnt.


    Liebe @Anette K, die Traurigkeit kann andauern, je nachdem, wie wir in unserer Persönlichkeit geprägt sind. Ich habe ja immer gemeint, dass man notfalls die Traurigkeit mit in sein Leben integrieren muss. Solange die Trauer nicht erdrückend ist, kann sie auch unseren Blick auf die Welt erweitern. Damit aber Traurigkeit nicht erdrückend wird, müssen wir uns ab und zu bewusst gute Momente schaffen. Bei mir hilft das ..., bei dir vielleicht auch?


    Ihr Lieben, so viel erst einmal ...


    Ich war gestern wieder bei meiner Mutter und der schönste Moment war, als meine Mutter mit beiden Pflegerinnen unverhofft zu uns in den Fahrstuhl stieg: alle drei mit fröhlichen Gesichtern und miteinander scherzend ... ein Moment der authentischen Glückseligkeit. Nur daran muss man sich festhalten.


    Eine Pflegerin meinte einmal sinngemäß: "Sehen Sie es doch mal so ... Wir alle müssen wieder "von der Welt" und da ist doch diese Art des Abschiedes nicht die Schlechteste. Der demente Mensch lebt im Moment und hat keinerlei Sorgen mehr."

    Ich fand das sehr tröstend und hoffe, dass es für meine Mutter so ist und dass eure Angehörigen auch dieses Stadium erreichen. Voraussetzung ist, dass sie liebevoll behandelt werden.

    Liebe Grüße an euch alle!


  • Eine Pflegerin meinte einmal sinngemäß: "Sehen Sie es doch mal so ... Wir alle müssen wieder "von der Welt" und da ist doch diese Art des Abschiedes nicht die Schlechteste. Der demente Mensch lebt im Moment und hat keinerlei Sorgen mehr."


    ..genauso sehe ich das auch, meine Mutter weiß nichts von Krieg im Osten und nichts von Corona o.ä., besser hat sie es mental selten gehabt.


    Liebe schwarzerkater : danke für deine Wertschätzung, mittlerweile kann ich es so sehen, nachdem ich lange Zeit Komplexe hatte, weil ich nicht mehr arbeiten kann. Ein Zitat habe ich mal letztens als sehr hilfreich gefunden: "Und, was haben Sie in Ihrem Leben so auf die Beine gestellt?" - "Mich selbst - immer wieder"

    :)

    Anette K : Manchmal hilft es "einfach" nur anzunehmen, was ist, also auch gerade deine Traurigkeit. Abschiede von geliebten Menschen tun unweigerlich weh - und Demenz ist Abschied in Raten.. - und solange man nicht komplett handlungsunfähig ist, kann man warten bis diese Phase sich bessert bzw. vorüber geht. Sich immer mal erinneren, dass man tief durchatmen muss, raus in die Natur sich bewegen, kann auch helfen.

    Liebe Grüße

  • Liebe Rose und schwarzerkater,

    was mir gerade wieder so schwer fällt ist eigentlich mehr die Traurigkeit meiner Mutter auszuhalten. Sie war noch selten ein glücklicher Mensch und ich fühle mich grad so in der Verantwortung, dass sie sich im Heim wohl fühlt. Das bringt mich an meine Grenzen, denn ich versuche vermutlich einen Zustand zu erreichen, den meine Mutter nie oder sehr selten hatte.

    Es tut mir das Herz brechen, wenn sie sagt, dass sie sich mit keinem Bewohnern unterhalten kann und sie einsam ist. Ja, das stimmt. Sie ist dort eine der fitteren Personen. Aber das war sowieso noch nie so ihre Art, Freundschaften zu knüpfen. Immer nur Familie und Familie.

  • was mir gerade wieder so schwer fällt ist eigentlich mehr die Traurigkeit meiner Mutter auszuhalten. Sie war noch selten ein glücklicher Mensch und ich fühle mich grad so in der Verantwortung, dass sie sich im Heim wohl fühlt.

    Liebe Anette, sicher ..., man könnte jetzt wieder sagen: Es sind die alten Rollen- und Verhaltensmuster. Und ganz sicher ist da etwas Wahres dran. Und doch! Ohne diese schreckliche Demenz würde man sein Miteinander-Leben auf diesem Planeten einigermaßen bis zum Ende hin bewältigen ..., mal schöner, mal mühsamer. Die Demenz allerdings zwingt uns zu einer Form und Intensität der (Selbst-)Reflektion, die nicht immer nur gut ist. Im Gegenteil!


    Liebe Anette, deine Gedanken sind mir wohlvertraut. Zwar ist sichtbare "Traurigkeit" bei meiner Mutter schwächer ausgeprägt. Aber ich war/bin eigentlich immer diejenige, die mit Strategie und Tatkraft jede Situation auch für andere bewältigt (hat). Mein Mann ist ähnlich. Aber im Alter muss ich lernen, dass sich die Dinge ohne Rücksicht auf mein Wollen und Wirken entwickeln. Meine Kraft reicht hierfür NICHT aus (hierfür nicht und auch nicht für den Schutz meines kleinen Enkelkindes). Ich muss das Schicksal annehmen lernen, was ein schwieriger Weg ist. Und der erste Schritt ist, dies anzuerkennen. Und du, Anette, KANNST nicht das schaffen, was du glaubst, schaffen zu müssen und was deine Mutter (vielleicht?) einfordert.


    Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede ...

  • Ohja, das ist ja auch MEIN Thema, liebe Anette, alle anderen sind angeblich verrückt, man kann nicht mit ihnen reden und die einzig schönen Situationen (immerhin...) Sind angeblich, wenn ich da bin.. und verantwortlich fühlte ich mich auch von klein auf.

    Aber überleg mal, ob du auch von deinen Kindern verlangen würdest, dass sie dich ständig aufmuntern, für Abwechslung sorgen etc. Also ich erwarte das jedenfalls nicht, dafür ist m.E. jeder selbst verantwortlich und da kann man wirklich versuchen sich nach und nach freizuschwimmen.

    Wir haben auch nur das eine Leben und ich erlebe gerade im Freundeskreis, wie bei den Leuten Ende 50/Anfang 60 alles mögliche an Einschränkungen kommt.

    Ich kann wirklich empfehlen, sich dann bewusst mit etwas Schönem zu beschäftigen, wir können durch nachdenken eh unsere Mütter nicht retten.. für mich persönlich hilft Klavier spielen, für meine Enkel etwas nähen, also so kreative Dinge oder ne Doku im TV..


    schwarzerkater : auch dich verstehe ich total gut. In meinem Beruf mit behinderten Kindern musste ich mir jahrelang immer schon vorsagen, dass ich nicht alle retten kann, meinen Mann konnte ich nicht retten, egal wie wir versucht haben, die Welt aus den Angeln zu reißen, Politiker können ebenfalls nur jeden Tag versuchen ihr Bestes zu geben u.v.m. Wir sind nicht allmächtig und unsere Kräfte reichen nicht ins Unendliche - immer wieder Loslassen und annehmen - dabei hast du hier, liebe schwarzer Kater, soviele Leser mit deinen klugen Beiträgen niedrigschwellig schon erreichen können, womit du vllt gar nicht gerechnet hast 😉.

    Also alles gut!

  • Aber im Alter muss ich lernen, dass sich die Dinge ohne Rücksicht auf mein Wollen und Wirken entwickeln. Meine Kraft reicht hierfür NICHT aus (hierfür nicht und auch nicht für den Schutz meines kleinen Enkelkindes). Ich muss das Schicksal annehmen lernen, was ein schwieriger Weg ist. Und der erste Schritt ist, dies anzuerkennen.


    In meinem Beruf mit behinderten Kindern musste ich mir jahrelang immer schon vorsagen, dass ich nicht alle retten kann, meinen Mann konnte ich nicht retten, egal wie wir versucht haben, die Welt aus den Angeln zu reißen, Politiker können ebenfalls nur jeden Tag versuchen ihr Bestes zu geben u.v.m. Wir sind nicht allmächtig und unsere Kräfte reichen nicht ins Unendliche - immer wieder Loslassen und annehmen - dabei hast du hier, liebe schwarzer Kater, soviele Leser mit deinen klugen Beiträgen niedrigschwellig schon erreichen können, womit du vllt gar nicht gerechnet hast

    Beide Aussagen möchte ich einfach mit meiner Zustimmung verstärken. Mehr kann ich da gar nicht schreiben.

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