Das 1. Weihnachten im Pflegeheim

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  • Einen guten Abend in die Runde! Nachdem ich mir im Forum durch Mitlesen schon viel Hilfe geholt habe, jetzt mal eine Frage. Weihnachten steht vor der Tür und für meine Mutter ist es das erste Weihnachten im Pflegeheim.
    Sie hat Demenz und ist der Meinung, wenn es ihr demnächst besser geht, kann sie wieder nach Hause. Wobei zu Hause in ihrer Vorstellung oft die Wohnung ist, wo sie als junge Frau gelebt hat. Ich bin die einzige (verfügbare) Angehörige. Meine Mutter hat noch eine Schwester, die lebt aber 400 km entfernt und kann mich leider nicht unterstützen.
    Nun frage ich mich, was mache ich Weihnachten?
    Theoretisch könnte ich sie mal zu mir nach Hause holen, fürchte aber, dass ich damit alles nur noch schlimmer mache. Meine Frage an andere Betroffene, die das erste Weihnachten von Angehörigen im Heim schon hinter sich haben, wie seid ihr damit umgegangen?
    Für eure Tipps wäre ich dankbar!

  • Hallo,
    Ich war vor 1 Jahr in der gleichen Situation, habe es nicht ubers Herz gebracht, meine Mutter hl.abend im Heim zu belassen, was sie auch keinesfalls wollte. Ich habe sie ab nachmittags bis abends zu uns in die Familie geholt, ehrlich gesagt,war ich zum Schluss den Tränen nahe, weil wieder das Thema "nachhause" vehement auf den Tisch kam, dass sie doch nicht "unter lauter Verrückte" gehöre... trotzdem wäre ich mit der anderen Lösung auch unglücklich gewesen.
    Dieses Jahr ist es noch weiter fortgeschritten mit der Demenz, aber nicht soweit momentan, dass meine Mutter nicht wüsste, was Weihnachten ist. Ich stelle mir dann aber vor, ich müsste selbst irgendwann als alter Mensch an Hl.Abend dort einsam sitzen, mal schauen... es belastet mich auch schon etwas.
    Also keine perfekte Lösung von mir auf Lager.
    Liebe Grüße
    Rose

  • Hallo never,


    ich bin da auch zweigespalten. Bei meiner Schwiegermama sieht es aber so aus, dass sie im Rollstuhl sitzt. Man könnte sie am entsprechenden Abend nur mit dem Rollstuhltaxi transportieren.
    Und ob das geht an diesem Tag. Ich müsste mich erkundigen.


    Die andere Variante ist, man feiert zu zweit mit ihr im Heim. Vielleicht ist auch das nicht verkehrt. Ihr jetziger Zustand, sie schläft oft ein oder ist sehr wehrhaft, wenn es ums Verabschieden geht, ist sehr unterschiedlich.


    Ich glaube, es wird bei uns eine Entscheidung geben, die ihrem jetzigen Zustand am Besten gerecht wird.


    Liebe Grüße

  • Vielen Dank für die Anregungen! In unserem Heim gilt derzeit ein Besucher pro Tag und dann mit Mundschutz. Damit stelle ich mir das Feiern schon schwierig vor. Noch größere Bedenken habe ich aber, sie mit zu mir nach Hause zu nehmen. Ich denke, das Problem "ich will nach Hause" würde da wieder extrem hochkochen und zu einem Fiasko führen. Dazu kommt noch die lange Fahrzeit (1 h / eine Strecke).....
    Am liebsten wäre es mir, wenn Weihnachten ausfallen würde und wenn jetzt schon Januar wäre! Naja, mal sehen, ich werde diese Woche mal im Heim fragen, ob es da Empfehlungen gibt.

  • Liebe Hanne,
    vielen Dank. So wie du das beschreibst, sehen meine Befürchtungen aus.
    Ich habe in der letzten Zeit auch die Erfahrung gemacht, dass kleinste, vom täglichen Ablauf abweichende Unternehmungen, wie z.B. ein Zahnarztbesuch, für große Unruhe sorgten. Also werde ich, wenn Corona es zulässt, wohl ins Heim fahren. Das Schlimme ist halt, dass meine Mutter für nichts mehr Interesse hat, Unterhaltungen sind schwierig, sie macht keine Spiele, Bilder ansehen funktioniert nicht, letztens habe ich es mit Vorlesen versucht, nach drei Minuten war ihre Aufmerksamkeit erschöpft. Dafür kann sie mit sehr viel Energie schimpfen, auf mich, auf das Heim, auf das Essen, ihre Mitbewohner. Aber da muss ich wahrscheinlich durch.
    Viele Grüße
    never20

  • Hallo,an alle
    für mich ist es dieses Jahr auch das erste Mal,dass meine Mutter Weihnachten im Heim verbri ngt.Ich hatte meine Mutter schon einmal bei mir zu Hause,als ihre Schwester zu uns zu Besuch kam ,weil sie meine Mutter noch einmal sehen wollte.Ich habe auch die schlimmsten Vorstellu gen gehabt,was machen,wenn sie nicht wieder ins Heim will.?
    Leider hat meine Mutter ihre Schwester nicht erkannt,das war für die Schwester sehr deprimierend, meine Mutter hatte einen schlechten Tag,sie hat sich über den Besuch gefreut,dann aber Zeug erzählt,was nicht den Tatsachen entsprach,viel Quatsch......alle haben es gemerkt,wie sie drauf war.Wir wollten dann noch Abendbrot machen,auf dem Rost braten,...doch plötzlich wollte meine Mutter zurück ins Heim,angeblich müsste sie um 17.00 Uhr da sein.Alles Reden half nichts,wir mussten sie zurück fahren. Auch am nächsten Tag war meine Mutter noch total ZERSTREUT ,die Schwester meiner Mutter hatte sich das alles nicht so schlimm vorgestellt.Selbst sie sagt jetzt,du kannst sie nicht wieder nach Hause lassen.Da Mutters Schwester auch 400 km weg wohnt,kannte sie alles nur aus meinen Telefonaten.Nun hat sie einmal selbst miterlebt,was da abgeht,sie war total geschockt.Aber nun weiß sie wenigstens,was ich so immer erlebt habe.Weihnachten werde ich meine Mutter zum Kaffee trinken holen und wenn sie es aushält auch zum Abendbrot.
    Natürlich nur,wenn es geht...Die Enkel und Urenkel sind ihre größte Freude.Sie hat ja sonst nichts mehr.Wenn sie in ihre alte Wohnung will,dann sage ich,schau ,wir machen uns jetzt einen schönen Nachmittag bei mir.Ihr Haus darf ich nicht verkaufen,sie will ja auch wieder hin.Ich sage dann,jetzt lassen wir erst einmal den kalten Winter vorbeigehen.Im nächsten Jahr sehen wir weiter.Meist lässt sie sich drauf ein.So habe ich mir das vorgenommen.Ob das klappt,wir werden sehen.
    Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest,machen wir das Beste daraus.GrußRosina

  • Hallo Rosina,
    ich hätte das - außer Thema "Schwester" alles genauso schreiben können wie du. Das tat mir somit gut zu lesen, damit ich nicht mehr so vieles persönlich nehme.


    Hallo Hanne,
    die Erfahrung mit durch die Landschaft fahren habe ich auch gemacht, ich dachte,ich würde ihr einen Gefallen tun, weil meine Mutter sich immer beschwert, sie komme "nirgendwo" hin außerhalb ihres Zimmers. Doch so richtig hatte sie keinen Blick für die Landschaft oder sie sagte in "XY" (Heimatort) ist es auch schön.... Viel Anstrengung für nix.


    Hallo Never,
    auch bei deinem Beitrag habe ich mich wiedergefunden, schimpfen kann meine Mutter aktuell auch am besten, die Bewohner seien ja alle alt und verrückt oder dement (sie ist 90, empfindet sich selbst aber nun meist jünger), die Gesichtszüge sind in letzter Zeit meist starrer als sonst, die vorherige Fröhlichkeit ist kaum noch zu finden, schon gar nicht mir gegenüber. Ich kann mich auch durch Corona nun rausreden, "wir warten mal den Winter ab" etc. Es fällt mir oft noch schwer die Ruhe zu behalten.
    Aber bis Weihnachten kann ja auch noch einiges passieren, denke ich aktuell. Ich muss aber bis Mitte des Monats eine Entscheidung ans Heim melden, ob wir sie Weihnachten herholen (Nachbarort)...


    Liebe Grüße an euch alle ;)
    Rose

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde,
    die Erfahrungen zeigen, dass es manchmal gut gehen kann, wenn die demenzkranken Eltern Weihnachten abgeholt werden. Aber viel häufiger ist es ein Fiasko und ein Stress der alle nachhaltig belastet. Oft brauchen die Pflegebedürftigen mehrere Tage, bis sie aus einer stärkeren Verwirrtheitsphase herauskommen, auch wenn es vielleicht alles gut war.
    Die Beispiele zeigen ja auch, wie wichtig Ihre Frage, never20, ist.


    Meine Empfehlung war immer, Weihnachten gemeinsam für einige Stunden oder auch nur ganz kurz im Heim zu feiern. Dies ist leider durch Corona schwierig bis unmöglich. Aber je mehr Gelassenheit Sie bei den Besuchen, den Weihnachtskarten schenken, basteln und vorlesen, den Telefonaten usw. haben, umso mehr wird sich dies als weihnachtliche Ruhe ausbreiten können. Haben Sie eine Idee, wie Sie diese stille Zeit zelebrieren können?
    Und bitte, setzen Sie sich nicht unter einen Druck, der alles verschlimmbessert.


    Es kann übrigens sehr entspannend sein, bei den negativen Gedanken mitzuspielen und zu bestätigen, was „Du alles gerade erträgst, Hut ab“. Beschwichtigen und Diskutieren hilft in der Regel wenig, deshalb können Sie den scheinbar berechtigten Ärger als Gefühl und dann auf ein anderes Thema ablenken.
    Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo miteinander,


    an dieser Stelle möchte ich den Erfahrungsbericht von Herrn Hamborg um meine eigene Erfahrung ergänzen: das nach Hause holen habe ich ebenfalls häufiger als problematisch erlebt. Gar nicht mal so sehr für das Beisammensein zu Weihnachten selbst, sondern im dem, was darauf folgte. Der "Wiedereinzug" gestaltete sich dann immer wieder schwer für die Betroffenen, aus ganz verschiedenen Gründen. Ortswechsel verkraften, die Veränderung und das Anpassen von Routinen und Abläufen - und natürlich das Vermissen und Fehlen von Verwandten haben nach den Weihnachtstagen häufig im Heim eine große Rolle gespielt.

    Es gibt einige Einrichtungen die (nicht erst seit diesem Lockdown) ermöglichen, dass Videotelefonie stattfindet. Die Erfahrungen damit sind sehr unterschiedlich. Für einige Menschen mit Demenz ist es toll nicht nur die Stimme zu hören, sondern das Familienmitglied auch sehen zu können. Andere reagierten eher verwirrt darauf. Daher ist es sinnvoll, wenn dies zumindest anfänglich von einem MA der Einrichtung begleitet wird. Vielleicht lohnt eine Nachfrage in dieser Richtung an der ein oder anderen Stelle, ob dies möglich gemacht werden kann zu einem gewünschten Termin.

    Es grüßt Sie
    Jochen Gust

  • Hallo in die Runde,

    sehr geehrter Herr Hamborg, Herr Gust, liebe Rosina und liebe Rose, vielen Dank für die sehr hilfreichen Antworten! Aufgrund dieser hatte ich mich bereits entschieden, meine Mutter zu Weihnachten nicht nach Hause zu holen. Diese Entscheidung wurde mir dann quasi "abgenommen" da die Heimleitung den Standpunkt vertrat, alle Bewohner, die das Heim verlassen und andere Menschen treffen, müssen sich danach erst mal in Quarantäne begeben. Also hatte ich vor, meine Mutter zu besuchen. Da dies nur mit Schnelltest möglich ist, war bereits ein Termin vereinbart. Dann wurde dies aber auch noch verhindert, da es im Heim positiv getestete Personen gab, zu denen meine Mutter Kontakt hatte. Da ich mit einem "Hochrisikopatienten" zusammen lebe und Angst habe, mich anzustecken, war ich nun gar nicht im Pflegeheim. Und - erstaunlicherweise - war das auch nicht wirklich ein Problem. Meine Mutter hat irgendwie nicht mitbekommen, dass Weihnachten war. Oder, wahrscheinlicher, sie wusste zwar, dass Weihnachten ist, verband damit aber keine Ansprüche oder kennt die Bedeutung nicht mehr. Ich habe jeden Tag mit ihr telefoniert und es gab nur die ganz normalen "Probleme", z.B. hat die Volleyballmanschaft, die bei ihr auf der Etage wohnt, die Torte weggegessen, das Motorrad wurde geklaut u.s.w.

    Ich bin froh, dass Weihnachten vorbei ist und hoffe jetzt auf baldige Impfung!

    Viele Grüße und einen schönen Abend

    never20

    • Offizieller Beitrag

    Hallo never20,

    vielen Dank für Ihre Schilderung, wie sich das alles nun für Sie und Ihre Frau Mutter gestaltet hat. Ist also "gut" ausgegangen alles, wenn ich das so sagen darf.
    Die Impfung darf uns allen berechtigten Anlass zur Hoffnung auf eine Normalisierung (so weit möglich) in 2021 geben.

    Alles gute hierfür.
    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

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