Hallo in die Runde,
nachdem ich vor Kurzem eine Frage in die Rubrik " Wohnen..." eingestellt habe nun eine Frage zum Thema Kommunikation. Vieles habe ich zwar schon gelesen, aber so richtig komme ich grad nicht weiter,
Vielleicht erst mal zu meiner Vorgeschichte; meine Mutter, 80 Jahre lebte bis vor Kurzem allein in einem großen Haus mit noch größerem Grundstück in einer landschaftlich sehr schönen, sonst aber völlig abgelegenen Gegend (der nächste Laden, Arzt , Apotheke usw. Minimum 12 km entfernt). Vor fünf Jahren hatte sie einen schweren Unfall, unter sehr mysteriösen Umständen. Dabei hat sie sich schwere Verletzungen zugezogen. Sie konnte danach nicht sagen, was passiert war, mein damals noch lebender Vater sagte mir aber, dass sie zuvor zwei Flaschen Wein getrunken, sich mit ihm gestritten und zusätzlich noch Schlaftabletten (Zolpiderm) genommen hatte. Folge des Unfalls waren eine dauerhafte Gehbehinderung und Pflegestufe 2 (jetzt Pflegegrad 3). Alle Versuche, sie zu einer Untersuchung (zur Ursache des Unfalls) zu bewegen, sind gescheitert. In den letzten Jahren habe ich dann alles getan, um sie abzusichern (ich wohne 70 km entfernt, mein Vater ist vor vier Jahren verstorben), wie zB. tgl. Pflegedienst, Haushaltshilfe, einen Mann der ihren Garten macht, eine Person, die nur so mal nach ihr sieht, Physiotherapie, Friseur und Fußpflege kamen ins Haus, ich war mind. 2x pro Woche vor Ort, kümmerte mich um Einkäufe und alles andere. In dieser Zeit entwickelte meine Mutter heftige Wahnvorstellungen; bei ihr gingen ständig Leute ein- und aus, mal übernachteten 30 Leute bei ihr, ein anderes Mal lag ein Nachbar auf ihrem Bett, meine missratene Tochter hatte wieder nur Dummheiten gemacht (ich hatte nie eine Tochter), mein verstorbener Vater war mit seiner Geliebten im Gästezimmer, mein verstorbener Sohn versteckte sich und sie musste ihn suchen....usw. Die Polizei kam auf mich zu, weil sie mehrfach den Notruf gewählt hatte, weil angeblich Dinge verschwunden waren (die nach einigen Tagen wieder da waren). Da es (aus meiner Sicht) irgendwann mal so richtig schief gehen musste, nahm ich Kontakt zur Hausärztin und zum sozialpsychatrischen Dienst auf. Beide sagten, dass es erst dann ein Möglichkeit gebe einzugreifen, wenn es ein Gefährdung gebe. Nun, Ende November 2019 war es soweit, meine Mutter hätte fast ihr Haus abgebrannt, zum Glück kam der Pflegedienst und konnte das Schlimmste verhindern. Meine Mutter wurde daraufhin in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen, war dort neun Wochen und wurde mit der Empfehlung 24 Pflege oder Pflegeheim und den Diagnosen Vaskuläre Demenz und Verdacht auf Korsakov-Syndrom entlassen. Ich hatte dann erst mal eine 24 Pflege für zu Hause organisiert, diese erklärte aber nach drei Wochen, dass es für eine Person nicht zu leisten wäre (Nachtaktivität und Aggressivität). Dann habe ich ein Kurzzeitpflege gefunden und von da wechselte meine Mutter dann - Mitten in der Coronazeit - in ein (sehr gutes) Pflegeheim. Ich habe eine Vorsorgevollmacht, der Umzug erfolgte aber im Prinzip mit dem Einverständnis meiner Mutter, die Pflegekräfte hatten ihr das "schmackhaft" gemacht.
So, da sind wir jetzt. Und meine Mutter will nach Hause!!! Dies äußert sie zwar nur mir gegenüber, dies aber mit einem Nachdruck, der mich schier zur Verzweiflung bringt. Die Pflegekräfte sagen mir, dass sie sich gut eingelebt habe und Kontakte pflege. Mir droht sie aber mehrmals täglich, dass sie sich umbringen will, beschuldigt mich, dass ich mir ihr Haus und ihr Geld unter den Nagel reißen will usw.
Ich weiß nicht, wie ich das noch länger aushalten soll und bin nervlich völlig am Ende. Ich habe viel gelesen, und mich auch beraten lassen, Validation funktioniert manchmal, oft aber nicht. Die Ärzte im Krankenhaus haben meiner Mutter sehr klar ihre Krankheit erläutert. Sie sagt, dass ich mir das ausdenke und dass sie davon nichts weiß und sehr gut allein zurecht kommen würde.
Ich bin die einzige verfügbare Angehörige, Freunde und Bekannte hat sie, bis auf eine Ausnahme, in den letzten Jahren verprellt.
Nun zu meiner ersten Frage: Manchmal möchte ich meiner Mutter einfach nur alles, was völlig schief läuft ( sie weiß nicht welchen Tag wir haben, wenn ich sie vormittags anrufe, dass ich nachmittags komme um mit ihr zum Arzt zu fahren, begrüßt sich mich dann mit den Worte " Was willst du denn hier?" u.s.w.) vorhalten. Nach den Regeln der Validation tut man das aber nicht! Wie mache ich ihr aber klar, dass eben nichts mehr i.O. ist und sie aus diesem Grund im Pflegeheim ist?
Zweite Frage:
Meine Mutter ruft mich an schlechten Tagen bis zu 20x an und beschimpft mich, dass ich mich doch auch mal um meinen Sohn kümmern müsste. Sie weiß nicht wo er schlafen soll, sie habe für ihn nicht zu essen und nichts zum anziehen!!! Er pullert in ihr Bett!
Da mein Sohn vor acht Jahren, kurz vor Weihnachten, gestorben ist, bin ich hier an meiner Grenze und kann nicht mehr validieren. Ich habe es zwar schon versucht, aber ohne Erfolg, 10 Minuten später kam der nächste Anruf.
Vielleicht noch als Ergänzung: ich hatte zu meiner Mutter nie eine enge Beziehung, sie war extrem autoritär, ich bin mit 14 ins Internat gegangen und war glücklich darüber. Als Erwachsene hatte ich zu ihr ein Verhältnis auf Abstand, wir hatten zwar immer Kontakt, aber stets auf Distanz.
Für Tipps, wie ich auf ihre Vorhaltungen, insbesondere in Bezug auf meinen verstorben Sohn reagieren kann, wäre ich sehr dankbar!