Hallo liebe Forums-Teilnehmer,
ich möchte gerne Euren Rat einholen, da ich mich in der Situation unsicher fühle wie ich mich verhalten soll:
Meine Mutter liegt seit dem Juli vergangenen Jahres des Tages und der Nachts im Bett. Die Gründe sind vielfältig. Auf der einen Seite neigt Sie im Sitzen zu Ohnmachten. Auf der anderen Seite kann Sie selbst kurze Zeiträume nicht in den Rollstuhl gesetzt werden, da die Personalkapazitäten nach Aussage des Personals dafür nicht ausreichen. Sie müsste ja auch in der Zeit des Sitzens durch Personal überwacht werden, das Sie nicht in Ohnmacht fällt. In diesem Fall müsste der Pflegerollstuhl in eine möglichst waagerrechte Stellung gebracht werden, im besten Fall die Beine etwas hochgelagert werden. Dadurch kommt meine Mutter schnell wieder zu Bewußtsein.
Aus medizinischer Sicht gibt es leider keine Erklärung für diese Ohnmachtsanfälle. Sowohl seitens Ihrer Hausäztin, als auch diverser Ärzte in Krankenhäusern, in denen Sie aufgrung von diversen Stürzen und anderen Diagnosen behandelt wurde.
Jetzt zu meiner Frage:
Mich würde die Sicht der Pflegeprofession auf das Thema Bettlägerigkeit interessieren. Im konkreten Fall bei meiner Mutter bedeutet das im Grunde eine aus personalgründen gezwungene Bettlägerigkeit, wie Sie in Deutschland wahrscheinlich vielfach stattfindet. Durch die Covid-19 Pandemie habe ich leider nur eine Stunde gemeinsame Zeit pro Tag bei Ihr. Häufig sieht es dann so aus, das Sie den Drang zur Toilette verspürt, die Beine schon halb über das Bettgitter bewegt und ich Ihr dann beim Toilettengang behilflich bin. Das klappt im Grunde recht gut. Auch da kann es natürlich passieren, das Sie ohnmächtig wird, was auch schon immer Mal wieder vorkam, allerdings gibt es dafür leider kein erklärbares Regelmuster oder vorbeugende Maßnahmen um Risiken für eine Ohnmacht zu minimieren. Ich habe schon einiges ausprobiert. Wenn Sie auf der Toilette ohnmächtig wird müssen zwei Personen Sie wieder in den Pflegerollstuhl heben, anders geht es nicht. Aus diesem Grund erübrigt sich aus Sicht der Pflegekräfte bereits das Thema Toilettengang. Ich bin mir bewußt darüber, das die Arbeit von Pflegekräften überaus vielseitig und auch anstrengend ist.
Auf der einen Seite ist das Risiko für Stürze und Ohnmachten durch das Liegen im Bett minimiert, auf der anderen Seite ergeben sich durch die Bettlägerigkeit neue Risiken, die wahrscheinlich eher schleichend auftreten aber dadurch nicht weniger Konsequenzen haben werden wie verminderte Muskelaktivität, Abnahme von Muskulatur, Auswirkungen auf Herz und lunge, Thrombosen, Darmtätigkeit und auch auf die Psyche und Wahrnehmung. Meine Mutter ist bereits im mittleren bis schweren Stadium einer Demenzerkrankung. Zweimal in der Woche kommt eine Physiotherapeutin, immerhin.
Ich habe Sie Jahre lang noch zu Hause gepflegt und betreut. Sie war eine sehr aufgeschlossene, aktive und lebensfreudige Person. Das Sie jetzt monatelang ortsfixiert im Bett nicht mehr als die eigenen Wände sehen kann ist schwer zu ertragen, wo Sie bei ausreichend Personal und Aufsicht im Pflegerollstuhl sitzen und Mal etwas anderes als Ihr Zimmer sehen könnte. Was nützt Ihr da eine Betreuung im Haus durch Betreuungspersonal, wenn Sie davon nicht profitieren kann. Das Betreuungspersonal wird zudem noch für das Einhalten der Pandemieregeln eingesetzt.
Wer hat vielleicht änliche Situationen erlebt und gute Erfahrungen gemacht, die er teilen würde.
Gibt es beim Thema Bettlägerigkeit bindende Regeln, an die sich ein Pflegeheim halten muss? Sicher gibt es die aber die Frage ist wahrscheinlich eine Auslegung im Eizelfall. Ich habe nach der Aussage seitens der Pflegekräfte es sei zu wenig Personal für die Aufsicht meiner Mutter vorhanden nicht mehr aktiv das Gespräch mit der PDL oder einer anderen Person des Hauses gesucht. Sicher geht es auch um juristische Absicherung im Unglücksfall oder Unfallszenario, die rechtliche Seite darf ja nie unterschätzt werden.
Die Zeit in der ich da bin reicht nicht aus um mit Ihr das Zimmer zu verlassen, da viel Zeit für Toilette, Anziehen, Ausziehen etc. entsteht, dabei gäbe es einen schönen großen Garten.