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  • Hallo ins Forum!


    Vor einigen Wochen habe ich unter dem Titel "Reha" geschrieben. Mittlerweile ist mein Vater seit einer Woche zurück aus der geriatrischen Frührehabilitation.

    Wir waren entsetzt über den Zustand meines Vaters, er kam mit nässenden stark geschwollenen Beinen und in einem insgesamt sehr schlechten Zustand nach Hause. :(


    In den ersten zwei Tagen konnte er sich noch ein wenig bewegen. Seitdem geht nichts mehr. Er braucht zwei Personen, um überhaupt aufgerichtet zu werden (z.B. aus dem Bett gehoben oder in den (Roll-)Stuhl gesetzt zu werden etc.). Zwischendurch kann er seine Arme zum Mund bewegen und seltsamerweise kann der Physiotherapeut auch ein paar Übungen mit ihm machen (z.B. das Bein knicken, wenn liegend).

    Es ist seltsam, dass er so rasant so stark immobil geworden ist, wo er doch in den ersten Tagen sich wenigstens noch am Rollator halten konnte.


    Im Forum habe ich hier und da auch einiges gelesen, z.B. zum Mineralstoffhaushalt. Er bekommt schon seit längerer Zeit Vitamin D, aber ansonsten 10 verschiedene Medikamente, die natürlich auch alle Nebenwirkungen haben. Sollten wir den Hausarzt darauf mal ansprechen?


    Meine Fragen an das Forum sind aber vielmehr:

    - Hat jemand hier ähnliche Erfahrungen mit der starken (plötzlichen!) Verschlechterung der Eigenbeweglichkeit des zu pflegenden Angehörigen gemacht?

    - Was könnte helfen? (Stichwort Mineralstoffhaushalt?)

    - Kann es wirklich sein, dass eine Demenzerkrankung so schnell voranschreitet?


    Viele Grüße ins Forum und ein paar schöne Ostertage für alle! <3

  • Hallo,


    wie Hanne schon schreibt, so könnte der verschriebene Medikamenten-Cocktail und der Aufenthalt in fremder Umgebung ursächlich für den derzeit schlechten Zustand sein.

    Auch meiner Mutter ging es nach Krankenhaus/Geriatrie Aufenthalt in der Regel schlechter und es hat immer einige Zeit gedauert, bis sie wieder am Rollator gehen konnte.

    Als Angehöriger ist es leider notwendig immer alles zu hinterfragen.

    Vielleicht könntest Du hier einige der verabreichten Medis nennen.

    Welche Ergänzungsmittel notwendig sind, sollte durch einen Bluttest herausgefunden werden.


    Gruß


    Merle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo MeinVaterhatDemenz, gut dass Sie nachfragen, denn aus meiner Sicht haben rapide Verschlechterungen einen Grund, der geklärt werden sollte. Das Erste ist immer die Untersuchung durch den Hausarzt, denn andere Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten beeinflussen das Allgemeinbefinden und damit die schwindenden Ressourcen in der Demenz. Eine plötzliche akute Verwirrtheit kann immer auch durch ein Delir ausgelöst werden, auch dann ist konsequente ärtzliche Hilfe notwendig. Ihr Martin Hamborg

  • Hallo liebe Hanne, liebe Merle und lieber Martin,


    danke für Ihre Nachrichten.

    Der Zustand meines Vaters hat sich noch weiter verschlechtert. Die Ärzte haben noch am Dienstag (direkt nach Ostern) Blut abgenommen. Dabei kam heraus, dass seine Nieren nur noch auf Sparflamme (5 %) laufen. Man hat uns sehr unmissverständlich klar gemacht, dass er jederzeit an Nierenversagen versterben könnte. Der Hausarzt sagte, er solle in ein Krankenhaus. In der Familie sind wir uns alle einig: er soll nicht wieder in ein Akut-Krankenhaus, da er dort völlig vereinsamen würde (Besuchsverbot).

    Im Gespräch mit dem Hausarzt wurde auch deutlich, dass im Akut-Krankenhaus nur Leben verlängernde Maßnahmen getroffen werden würden, an seinem organischen Leiden könne man aber nichts mehr verändern.

    Wir sind ziemlich verzweifelt und kümmern uns alle so gut es geht zuhause um meinen Vater. Der ambulante Pflegedienst kommt nun auch dreimal täglich, da er weiterhin völlig immobil ist.

    Was die Medikation angeht, so haben die Hausärzte und auch die Krankenhausärzte die Medikation so eingestellt, dass sie nicht noch mehr die Nieren belasten. Er ist auch Diabetiker Typ II und bekommt morgens einmal 12 Einheiten gespritzt. Er bekommt am Abend den Saft Melperon, den wir zwischendurch mal weggelassen haben. Er wurde dann auch ein wenig mobiler, aber dafür wollte er in der Nacht über das Gitter des Pflegebettes klettern und schlief überhaupt nicht mehr.

    Dann sagte er gestern: "Wann hört das endlich mit den Medikamenten auf." Das klang für mich fast schon so, als wüsste er innerlich, dass die Medikamente ihm schaden. (?) Es ist so schwer zu wissen, was das Richtige ist. Nun wurde auch der ambulante Palliativdienst durch den Hausarzt bestellt.

    Ich weiß nicht, wie mein Vater in kürzester Zeit so abbauen konnte.

    Gleichzeitig hat er nun viel mehr Phasen, in denen er klar und deutlich spricht und keine Verwirrung mehr zeigt. Es ist einfach traurig. :(

    Ich überlege auch, ob man nicht mal einen Heilpraktiker hinzuziehen sollte. Aber vermutlich ist das alles zu spät? Ich will das so einfach nicht akzeptieren und habe nach wie vor das Gefühl, dass insbesondere der Medikamenten-Cocktail (obwohl durch Hausarzt und Krankenhaus gründlich eingestellt) ihm schadet.

    Ich bedanke mich schon jetzt für Ihre Nachrichten und Ratschläge.

    Bleiben Sie alle gesund!

    Viele Grüße!

  • Liebe/r Mein...,


    es tut mir sehr leid für Ihren Vater und Ihre Familie sich in einer solch bedrückenden Situation zu befinden.

    Auch ich habe bei meiner Mutter nach jedem Strohhalm gegriffen und u.a. einen Heilpraktiker ins Boot geholt.

    Positiv konnte ich hier bewerten, dass durch den Heilpraktiker ein sehr umfangreiches Blutbild veranlasst wurde. Meine Mutter hat von ihm Tropfen zur Stärkung der stark eingeschränkten Nierenfunktion erhalten (Solidago Hevert) , geschadet hat es sicherlich nicht.

    Ich denke, Sie machen in Ihrer Situation schon alles richtig, leider können wir aber manche Dinge - so sehr wir es uns auch wünschen - nicht beeinflussen.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und Ihrem Vater eine angenehme und geborgene Zeit im Kreise seiner Liebsten.

    Seien Sie gedrückt


    Merle

    • Offizieller Beitrag

    Hallo MeinVaterhatDemenz, ich möchte mich dem Gedanken von Sonnenblümchen anschließen. So wie Ihr Vater auf die Medikamente reagierte, drückt er vielleicht eher den Wunsch nach palliativer Pflege und weniger den nach einem Kampf um mehr Lebenstage aus.


    Wenn dabei ein Heilpraktiker hilft oder eine Hospizinitiative, kann das wertvoll sein.

    Wenn Sie sich auf diese Gedanken einstellen, ist übrigens auch möglich, dass es ganz gegen die Prognose Ihrem Vater besser geht und er wie lange auch immer aufblüht. Das habe ich oft schon erlebt.


    Wie schätzen Sie es ein: Darf Ihr Vater gehen, wie können Sie das würdig und liebevoll begleiten ... und dürfte er sich auch für den Kampf entscheiden?


    Viel Klarheit wünsche ich Ihnen, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo MeinVaterhatDemenz, ich wünsche dir Kraft und viel Rückhalt in deinem Umfeld.


    Unsere Mum hat in diesem Jahr sowohl im Krankenhaus als auch jetzt im Heim wohl die letzten Reste an Gehfähigkeit verloren und sitzt nur noch im Rollstuhl, aber Kreislauf und Stoffwechsel waren eigentlich immer OK (außer der Schilddrüse, schon lange).


    Viele Grüße

  • Guten Abend,

    vielen Dank für die Nachrichten.

    Ich (Wir) tun uns schwer die Situation einfach so hinzunehmen.

    Auch, wenn unser Hausarzt uns wirklich gut begleitet..


    Nun habe ich in diesem Forum gelesen, dass Risperidon so gefährlich sein soll. (u.a. verursacht es Gangunsicherheit)

    Mein Vater nimmt immer mehr an Wesen ab.. und doch hat er selbst Hoffnung. "Es wird ja wohl besser?" - fragte er vorhin.

    Es ist entsetzlich und man greift automatisch nach jedem Strohhalm.

    Da danach gefragt wurde, welche Medikamente er bekommt, hier mal eine Auflistung:


    Apixaban

    Bisoprolol

    Formoterol

    Insulin

    Melperon

    Risperidon

    Torasemid


    Viele Grüße ins Forum!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo MeinVaterhatDemenz, ich kann gut verstehen, dass Sie sich an jeden Strohhalm klammern und trotz der schlechten Prognose auf ein Wunder warten. Bezogen auf die Medikamente ist der - das Palliative Care Team begleitende - Arzt mit einer Palliativausbildung genau der richtige für eine fachliche Einschätzung.


    Aus psychologischer Sicht kann ich nur noch mal sagen: Die kleinen Wunder in der Sterbebegleitung habe ich nur erlebt, wenn sich alle Beteiligten auf den Abschied eingestellt haben und dadurch innerer Raum gewachsen ist, sich in den letzten Tage, Wochen oder Monate ganz neu zu begegnen.


    Oft sank dann auch der Bedarf an Risperidon und Melperon. Aber beachten Sie auf jeden Fall: Diese Mittel müssen langsam ausgeschlichen werden, weil sonst gravierende Nebenwirkungen möglich sind. Wenn Pflegekräfte oder Angehörige eine starke innere Unruhe für eine Bedarfsmedikation einschätzen können, empfehle ich oft, dass der Arzt um eine Bedarfsverordnung gebeten wird und die Dauermedikation langsam ausgeschlichen werden kann.

    Ihnen viel Kraft für einen guten Abschied wünscht Ihnen Ihr Martin Hamborg

  • Vielen Dank martinhamborg, für Ihre Nachricht. Mein Vater ist nur einen Tag nach meiner letzten Nachricht verstorben. Es ging alles sehr schnell am Ende. Wir Kinder und seine Ehefrau (unsere Mutter) waren bei ihm, als er von uns ging.

    Ich kann noch immer nicht fassen, was eigentlich geschehen ist, auch wenn die Hausärzte uns darauf vorbereitet hatten.

    Wenn ich gefragt werde, woran mein Vater überhaupt gestorben sei, dann nenne ich stets das akute Nierenversagen. Es hält sich jedoch ein Gefühl, dass sowohl der Krankenhausaufenthalt als auch die Medikamente und die Corona-Schutzimpfung zwei Tage vor dem Tode meines Vaters gesundheitlich sehr starke Eingriffe für ihn bedeuteten. Es ist einfach schwer zu begreifen.


    Danke an das Forum für die vielen hilfreichen Beiträge, ich wünsche allen viel Gesundheit und Kraft für die kommende Zeit. Alles Liebe!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo MeinVaterhatDemenz, zunächst mein herzliches Beileid. Es ist schön zu lesen, dass unsere Beiträge im Forum hilfreich sind und vielleicht beteiligen Sie sich mit Ihren Erfahrungen weiter bei dem ein oder anderen Thema. Bald ist alles organisiert und die Zeit der Trauer wird manche wichtige Erkenntnis deutlich machen.


    Es ist eine ganz wertvolle Erfahrung, wenn die ganze Familie beim Abschied dabei sein kann! Insofern ist es aus meiner Sicht gar nicht so wichtig, woran ein Mensch verstirbt, wenn das "wie" so ist, wie sich es eigentlich alle wünschen, - ruhig und im Kreis der Familie einschlafen können... Ihnen viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

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