Neue Situation - Fühle mich überfordert

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  • Hallo Sohn,


    das ist leider genau die Lage, die viele irgendwann erfahren haben.


    Es ist gesundheitlich etwas besser, aber die Demenz-Krankheit schläft leider nicht. Und ja man weiß manchmal nicht, was besser für denjenigen wäre, wenn es um Gesundheit/Krankheit geht, weil man selbst so belastet ist, dass das eigene Leben nicht mehr richtig funktionieren will.


    Wenn die liebe Verwandtschaft keinen Handlungsbedarf sieht, dann ist das eher eine weitere psychische Belastung für einen selbst. Denn letztendlich müsste der Vater fast 24 Stunden unter Aufsicht sein. Und gerade abends und nachts ist es wichtig, vom Tag irgendwie nochmal auftanken zu können. So habe ich das bei mir erfahren.


    Ich habe anstrengende Arbeiten neben der Betreuung gehabt und dabei ist es mir wichtig gewesen, wenigstens nachts mal für mich sein zu können.


    Es hilft im Grunde nur eines:

    Mit den Verwandten noch einmal sprechen, dann die Reaktion abzuwarten.

    Aber letztendlich ist das auch kein Garant für eine dauerhafte Hilfe. Im Grunde läuft es doch mehr auf eine 24-Stunden-Betreuung oder ein Heim hinaus.


    Seriöse Organisationen gibt es. Aber letztendlich muss auch die Chemie stimmen.


    Es ist leider oft so bei einer Demenz, dass derjenige sich gut fühlt, es aber gedanklich bei weitem nicht mehr ist. Dann rückt ein Pflegeheim auch gefühlt in weite ferne für denjenigen. Ich würde hier aber eher nicht nachgeben, sondern eher etwas tricksen. Ich würde mit dem Vater dort mal zum Kaffee oder Essen hingehen. Aber ob das so bald wieder möglich ist. - Dieses dumme Corona macht einem da ja einen Strich durch die Rechnung. Dann würde ich halt mit dem bevorzugten Heim sprechen und eine lockere Begehung vereinbaren.

    Das dürfte doch bei den Fallzahlen bald mal drinnen sein.


    Ich würde auch nicht versuchen, ständig in Habachtstellung zu stehen. Das fällt leider sehr, sehr schwer. Wenn man schon recht engmaschig für denjenigen da ist, dann kann trotzdem etwas passieren und dann steht man wieder vor der Frage, wie die weitere Betreuung aussehen soll.


    Die Tagespflege kostet ja schon einiges an Geld, so dass ich mir denke, dass eine weitere Betreuung da nicht mehr möglich ist. Wenn man selbst noch etwas Geld zur Verfügung hat, würde ich aber auch daran denken. Manche Betreuungen vom Seniorenservice können im Ernstfall auch nachts mal jemanden zur Verfügung stellen, wenn wirklich Not am Mann ist. Das ist aber sehr individuell, je nachdem wie die Seniorenbetreuung geführt wird.


    Liebe Grüße an Dich

  • Hallo Teuteburger,


    vielen Dank für deine Worte, das tut wirklich gut. Das mit der 24 Stunden Pflege habe ich ebenfalls bereits durchdacht, aber als eine wirkliche Lösung erscheint mir das nicht. Meine Hoffnung bzgl. eines Heims wäre halt das er du vielfältige Sozialkontakte wieder dauerhaft aufblüht.


    Im Moment haben wir ein recht gut verfolgbares Muster.

    Sa - geht bei ihm (allerdings für mich sehr anstrengend)

    So - schlechter als Sa, Verwirrung vor allem gegen Abend (für mich der anstrengendste Tag der Woche)

    Mo - (zu hause) Wochentiefpunkt

    Di - (Tagespflege) geht abends wieder deutlich besser

    Mi - (zu Hause) Tagespflege wirkt noch nach, meist leichte Verwirrung

    Do - Tagespflege

    Fr. - Tagespflege (Wochenhoch)


    Natürlich ist nicht jeder Tag gleich, aber das Muster ist deutlich erkennbar.


    Gestern war recht schwierig, Vormittag ging es, ab Mittag schlechter, Nachmittag wieder ein hoch bis 18 Uhr, danach ein steiler Absturz. Zwischendrin eine Phase in der er recht klar war und wir wieder viel geredet haben, danach wieder kompletter Absturz weil ich ihn 20 Minuten allein gelassen habe, mit völliger Desorientierung (örtlich wie auch zeitlich) und "Fahren wir jetzt Heim?" bis spät abends.


    Bei unserem Gespräch habe ich das Heim Thema nochmals aufgegriffen (so schwer es mir fällt). Ich habe aber gemerkt das manchmal Gespräche die in Zwischenphasen stattfinden besser im Gedächtnis bleiben als jene die in längeren "guten Phasen" stattfinden.

    Hier zeigte er sich wieder aufgeschlossen und möchte sich auch Einrichtungen in der Nähe anschauen. Er wirkte danach aber recht verstört ja gar depressiv. Diesen Eindruck machte er auch heute morgen.


    Wir haben auch noch das Thema mit der Hüftathrose, ohne Schmerzmittel (Metamizol) kann er sein Bein kaum noch bewegen und hat ständig Schmerzen.


    Ich habe jetzt einfach einen Rollstuhl gekauft um wenigstens kleinere Ausflüge und Spaziergänge mit ihm machen zu können. (beschäftigen und Abwechslung)

    Am Wochenende können wir jetzt wieder regelmäßig den kleinen Außenbereich der Dorfwirtschaft aufsuchen (sein Elternhaus, von seinem Bruder betrieben)


    Wenn von den Orthopäden (2. Juli!) die Einschätzung kommt das wir um eine OP nicht herum kommen erledigt sich das Heim Thema auch von selbst, eine vollumfängliche med. 24 Stunden Betreuung mit Reha kann ich zu Hause nicht durchführen.

    Des weiteren muss ich in diesem Fall mit einem erneuten Delir im KH rechnen und erst mal eine Klinik finden die sich da wirklich auskennt und nicht nur irgend ein gefördertes Programm das vor 6 Jahren zu Ende war auf der Homepage stehen hat.


    Mir selbst macht das Heim Thema ebenfalls schlaflose Nächste. Allein der Gedanke daran lässt ungeahnte Schuldgefühle hochkommen. Ich weiß das diese eigentlich unbegründet sind, das macht es aber nicht wirklich einfacher.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83,

    Des weiteren muss ich in diesem Fall mit einem erneuten Delir im KH rechnen und erst mal eine Klinik finden die sich da wirklich auskennt und nicht nur irgend ein gefördertes Programm das vor 6 Jahren zu Ende war auf der Homepage stehen hat.

    eine Übersicht mit Kliniken die Stationen für Patienten mit Demenz ausweisen finden Sie hier. Allerdings kenne ich natürlich nicht jedes KH von innen und kann keine Aussage zu Art und Qualität der dort geleisteten Arbeit treffen beim jeweiligen Bedarf. Dennoch die Liste, vielleicht gibt es eine Klinik (eine Alternative zu Ihrer letzten Erfahrung), die für Sie bzw. Ihren Herrn Vater im Bedarfsfall erreichbar ist. Der 02. Juli ist ja nicht mehr allzulange hin.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Hallo Sohn,


    ich glaube, die Ungewissheit, wie die kommende Situation weitergehen wird, bereitet einem am meisten Sorgen. Es kommt einem so vor, als säße man auf einem Pulverfass. Die eigene Entspannung um Kraft aufzutanken, kommt leider zu kurz mit der Zeit.


    Eine solche Tendenz habe auch ich schon öfters erlebt. Man merkt am Verhalten des Demenzkranken deutlich, dass eine wohltuende und zugewandte Beschäftigung, die so ein bisschen Normalität vermitteln kann, einen fühlbaren Auftrieb geben kann, bis dann wieder das eigene innere, haltlose Gefühl auftaucht und die Frage: Was mache ich denn jetzt?


    Wenn du für kurze Zeit den Raum verlässt und er dadurch bereits sichtlich abbaut, dann ist die Bindung und das Verlassen auf dich groß. Aber es ist auch gut zu hören, dass er in der Tagespflege auch gut zurecht kommt.


    Das ihr Euch Heime ansehen wollt, ist schon mal richtig gut.


    Ich kann noch eine kleine Anregung geben, was mir und dem Demenzkranken hin und wieder geholfen hat.


    Da ich es nicht schaffe, den Link hier rein zu setzen, obwohl ich die www.-leiste des Links kopiere, mache ich das dann als Zitat:


    Zitat Anfang:


    Hallo an alle.


    Ich möchte an dieser Stelle etwas platzieren, was mir und einer guten Bekannten von mir manchmal geholfen hat.


    Meiner demenzkranken Bekannte hat das, was ich jetzt vorstellen will, hin und wieder aus einem Tief heraus geholfen. Und mir hilft es, abends einfach beim Abschalten. Ich rufe das interessante, und. wie ich meine, liebe Tier, auf meinem Tablet auf, welches ich meiner Bekannten zum Ansehen in die Hände gebe. Ich setze mich dann neben sie. Meine Bekannte mag Katzen und diese besonders. Sie geht dann lebendig mit und freut sich über dessen Verhalten. Sie ist dann ganz in ihrem Element und erstaunlich klar.

    Diese Katze ist ein Puma, der die Größe eines mittelgroßen Hundes hat. Ein Pärchen hat aus Mitgefühl das kranke Tier (chronische Blasenentzündung/Mängel) einem Zoo in Russland abgekauft. Das Tier hat zudem einen Gendefekt und kann niemals so groß werden, wie ein normaler Berglöwe. Unter Artgenossen kann er nicht leben, weil sie ihn nicht akzeptieren würden. Deshalb wollte der Zoo ihn auch abgeben. Der Puma ist jetzt wieder gesund und geht in eine Hundeschule und er ist ein guter Schüler. Ich habe selten etwas so Beruhigendes wie dieses Tier gesehen. Und einige, die sich die Videos anschauen, nennen es ihr Antidepressiva. Da kann was dran sein. Aber es ist natürlich, wie alles andere auch, eine individuelle Sichtweise.

    Dass es dem Tier anders geht als in der normalen Natur, ist verständlich. Pumas sind normalerweise Einzelgänger, aber hier ist dann doch ein bisschen anders. Da ich nichts auf dieser Welt für vollkommen ideal halte, so hat auch diese Haltung mit Sicherheit ihre Defizite, aber man versucht das bestmögliche hinzubekommen. Wer Interesse hat, kann vielleicht mal reinschauen.


    Und hier habe ich drei Videos.


    https://www.youtube.com/watch?v=GaWEAnW__3I


    https://www.youtube.com/watch?v=Pb5u8LUjamY


    https://www.youtube.com/watch?v=VEe2Qax8bb0



    Zitat Ende:




    Liebe Grüße an Dich

  • Vielen Dank für eure Antworten.


    Gestern hatten wir wieder Pause mit der Tagespflege und schon ging es ihm wieder deutlich schlechter, gerade gegen Abend.
    Ihm war auch langweilig und das drückend heiße Wetter machte sein übriges. Das mitnehmen in die Arbeit funktioniert auch nicht mehr so gut wie früher, er ist auch bei leichten arbeiten (kleine Schachteln vor falten) schnell stark erschöpft.


    Nur so ein Beispiel. Wenn ich ihn aus der Tagespflege hole und ins Auto helfe gurtet er sich selbstständig an d.h. greift wie selbstverständlich nach dem Gurt rechts oben und steckt in links unten in die Halterung.

    Nach einem Tag Pause mit der Tagespflege ist das Gurtsystem für ihn unverständlich, er weiß weder wo der Gurt ist noch wo er hingehört.


    Habe gestern mit ihm gesprochen und so konnten wir die Tagespflege gleich ab nächster Woche von 3 auf 4 Tage erhöhen.


    Um aus dem Wochenende etwas Druck zu nehmen habe ich einen Rollstuhl besorgt, so sind wenigstens wieder Spaziergänge und kleinere Ausflüge möglich.


    Heute morgen konnte ich ein gutes Gespräch mit der Leiterin der Tagespflege führen. Diese hat mir gleich die Adressen und Ansprechpartner der Heime ringsum mitgegeben (von 8 Heimen im 20km Umkreis werden 6 Stück wie die Tagespflege vom BRK geführt) sie konnte mir auch eine kurze Einschätzung geben welche Heime mehr auf Demenz eingestellt sind als andere. Das war sehr hilfreich.

  • Hallo Sohn83,

    Die Sache mit dem Schuldgefühl kenne ich nur zu gut. Für mich war die Aussage der Heim Mitarbeiter hilfreich, dass ich Verantwortung übernommen habe, als ich meine Mutter zunächst zur kurzzeitpflege in ein Heim brachte nach Sturz mit Armbruch etc. Da sich dies wiederholte , haben wir meine Mutter nicht mehr zurück nachhause gebracht und allein machte sie sich nicht auf den Weg. Ich habe lange mit Schuldgefühlen gekämpft, und meine Mutter hat lange gegen mich gekämpft (verbal), doch im Heim war sie besser gelaunt und profitiert von Kontakten dort, mittlerweile gibt es auch wieder mehr Programm.

    Vielleicht ergibt sich ja etwas nach der OP Ihres Vaters, über kurzzeitpflege evtl. Ich würde ihn schon mal in Heimen anmelden für die Warteliste.

    Oder kommt eine ausl. Pflegekraft infrage?

    Allein kann man das auf Dauer nicht stemmen. Es ist wahrlich nicht verwerflich an die eigene Gesundheit zu denken, wenn es der Demente nicht mehr tun kann. Wir haben alle nur dieses eine Leben und niemand ist grenzenlos belastbar. Die Demenz kann sich noch über Jahre ziehen.

    Meine Mutter ist fast 91 und redet seit Jahren über ihr baldiges Sterben und ich werde auch nicht jünger.

    Also meine heimerfahrung ist sehr gut.

    Alles Liebe

    Rose60

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn83, an dieser Stelle möchte ich nur drei Gedanken teilen:

    1. Sie können die Wirkung der Tagespflege genau beschreiben: ist es möglich, dass Ihr Vater Mo-Mi-Fr hingehen kann. Vielleicht lässt sich die TP darauf ein, weil sie so erfolgreich ist.
    2. Dauerhafte Schmerzen verstärken die Symptome der Demenzkrankheit - die, wie Teuteburger so schön schreibt "nicht schläft". Bekommt er abends genug Schmerzmittel? Wie würde es Ihrem Vater gehen, wenn er eine neue Hüfte bekäme, wann wäre der richtige Zeitpunkt dafür?
    3. Können Sie Ihren Vater in eine Kurzzeitpflege geben, vielleicht als Test, ob es ihm gefällt? Haben Sie sich schon ein Heim ausgesucht? Könnte Ihr Vater auch in dieses Heim (nicht nur zur Kurzzeitpflege) gehen, wenn er operiert würde?

    Viel Erfolg, Ihr Martin Hamborg

  • Heute hatten wir unseren Termin beim Neurologen, der bei mir ehrlich gesagt mehr Fragen aufwirft als er beantwortet hat.


    Nach knapp zwei Stunden Wartezeit (eine Tolle Sache mit einem Dementen ...)

    sind wir endlich bis zum Arzt vorgedrungen. Der hat sich alles angehört und meinte mein Vater hätte eine Mischform aus Vaskulärer Demenz und Alzheimer wobei die vaskuläre Demenz überwiegt. Das genauer herauszufinden z.b. über ein Schädel CT würde aber auch nicht bringen weil es nichts ändert.


    Meine Aussage vom Delir im Krankenhaus wurde vom Arzt sofort verneint.

    Delir gäbe es nur bei Alkohol- und Medikamentenentzug und wer das überhaupt diagnostiziert hätte. Darauf hin habe ich gesagt das wäre ich anhand der Symptome selbst gewesen.

    Bin ich hier wirklich so auf dem Holzweg?
    Mein Vater ist und war auch nie ein Alkoholiker, er kam vor seinen Herzanfall vielleicht auf 2-3 Radler die Woche und selbst die waren noch meist Alkohol- und zuckerfrei.


    Außerdem soll der Blutdruck (jetzt nach Änderung durch die Nephrologin gut eingestellt) ruhig etwas höher sein. Ihm wären 130 zu 85 lieber wie 110 zu 70.


    Ich sollte es auch mit Kaffee am Nachmittag/Abend probieren weil das Koffein gut für die Hirndurchblutung wäre.


    Medikamentös sollen wir das Memantin wieder auf 20mg/tägl steigern (aktuell 10mg) und das war es.


    Für mich hört sich das alles nicht schlüssig an, ich hätte mir Hilfe erwartet und nicht trinken sie am Abend Kaffee. Falls mir jemand eine Einschätzung geben kann bitte immer nur zu. Ich denke ich suche jetzt einen anderen Neurologen.

  • Hallo Sohn,


    ich gebe dir recht. Hier wäre eine Zweitmeinung sicher richtig.


    Den Tipp zur besseren Durchblutung des Gehirns halte ich jedoch für ganz gut. Eine Vaskuläre Demenz entsteht durch mehrere kleinere Schlaganfälle und diese durch eine schlechtere Durchblutung des Gehirns, unter anderem. Deshalb wohl der Tipp, das Gehirn besser durchbluten zu wollen.

    Es stellt sich dabei aber auch die Frage, ob das Coffein auch gut vertragen wird. Das ist im Alter sehr unterschiedlich.


    Das der Blutdruck nicht allzu niedrig sein soll, ist da auch ein Thema. So ein mittlerer Bereich, der für den Nephrologen und den Neurologen akzeptabel ist, kann etwas helfen.


    Die riesen Lücke, die der Arzt in Sachen Delir hat, würde mich auch dazu veranlassen, eine Zweitmeinung einzuholen. In meinen Augen sind Ärzte auch nur Menschen. Und vor allem ist es sehr individuell, was man später noch für Fortbildungen macht und was einen am eigenen Beruf selbst weiterhin interessiert. Zeitmangel spielt bei fast allen Ärzten eine große Rolle. Zwei Stunden Wartezeit ist auch schon viel. In unserer Stadt sind die Neurologen auch alle überlastet.


    Hier noch eine Seite über das Memantin:


    https://www.gesundheitsinformation.de/hilft-memantin.html


    Es bleiben hier noch viele Fragen offen. Ich würde hier nach der Verträglichkeit schauen. Wie verträgt der Vater das Medikament? Hat er eine gewisse Verbesserung? Aber auch hier würde mich eine Zweitmeinung interessieren, inwiefern eine Steigerung der Dosis noch etwas bringen kann.


    Liebe Grüße an Dich

  • Ach, du lieber Himmel, ein Neurologe, der kein Delir bei Demenz kennt? Da hätte ich auch kein Vertrauen mehr....bei/nach Klinikaufenthalt ist es doch sehr häufig der Fall.

    Mir hat der Neurologe meiner Mutter gesagt, medikamentös könne man nichts an der Demenz ändern, höchstens für die Stimmung etwas oder im Notfall Neuroleptika bei heftiger Aggressivität o.ä.


    Allerdings kann man von Ärzten auch nicht wirklich erwarten, dass sie gravierende Veränderungen einleiten oder beraten. Soviel Zeit haben sie vermutlich nicht, dafür gibt es in vielen Städten "Pflegeberatunggsstellen" .


    Alles Liebe für Euch

    Rose60

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn,

    Teuteburger und Rose60 haben absolut Recht: Die Kompetenz eines Neurologen, der noch nie etwas davon gehört hat, dass Delir-Zustände sehr typisch für Menschen mit Demenz in der für sie oft traumatisierenden Krankenhaus-Situation sind, würde ich auch anzweifeln.

    Gibt es denn in Ihrer Umgebung eventuell eine Beratungsstelle, bei der Sie sich vielleicht erkundigen können, welche/r lokale Mediziner/in sich mit Demenz wirklich auskennt? Das würde Sie vielleicht vor einem weiteren Reinfall bewahren... Ich drücke Ihnen die Daumen!


    S. Sachweh

    • Offizieller Beitrag

    Meine Aussage vom Delir im Krankenhaus wurde vom Arzt sofort verneint.

    Delir gäbe es nur bei Alkohol- und Medikamentenentzug und wer das überhaupt diagnostiziert hätte. Darauf hin habe ich gesagt das wäre ich anhand der Symptome selbst gewesen.

    Bin ich hier wirklich so auf dem Holzweg?

    Hallo Sohn83,

    ich kann natürlich keine Aussage darüber treffen, OB bei Ihrem Herrn Vater ein deliranter Zustand vorliegt.
    Aber die Aussage des Arztes, dass ein Delir nur im Zusammenhang mit Alkohol- oder Medikamentenetzug auftritt ist schlicht und ergreifend falsch. Im Gegenteil ist eine Demenz bzw. der Schweregrad ebensolcher sogar ein Prädikator für das Risiko, ein Delir zu entwickeln, heißt: Demenzerkrankungen stellen einen hohen Risikofaktor für ältere Menschen dar, ein Delir zu erleiden. Nicht ohne Grund wurde während meiner Arbeit als Demenzbeauftragter im Krankenhaus aus der Demenzstation eine "Delir- und Demenzstation".

    Ich vermute, Sie sind zum Thema informiert.

    Solch eine Aussage wie Sie sie oben wiedergeben, wäre für mich persönlich Grund genug mich nach einem anderen Facharzt umzusehen.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Ich möchte Euch/Ihnen für die zahlreichen Rückmeldungen danken. Ich sehe das auch so das ich zu diesem Neurologen kein Vertrauen mehr haben kann.

    Mich ärgert es halt immer wenn ich als Laie über Krankheiten besser Bescheid wissen muss als ein Facharzt....


    Ich habe mit dem Gerontopsychiatrischen Dienst des BRK gesprochen und mir dort einige Adressen von anderen Neurologen (mit Erfahrungswerten) geben lassen. Vom BRK wurde mir auch von den beiden örtlichen Neurologen indirekt abgeraten.


    Ich hatte jetzt wirklich Glück einer der Neurologen ( Professor etwa 50km entfernt) hatte kurzfristig bereits am 05.07. einen Termin frei. Bei diesem habe ich auch ein gutes Gefühl da er auch im Bereich Demenz und Alzheimer Studien durchführt und an einer Universität regelmäßig Vorlesungen hält.


    Die Vita ließt sich ebenfalls nicht schlecht mit einigen internationalen Abstechern und einigen speziell auf Demenz bezogenen Stationen. Der Neurologe bietet auch Gedächtnissprechstunden an.

    Ich warte diesen Termin jetzt mal ab.

  • Freitags hatten wir einen Termin beim Orthopäden wegen der Hüftathrose. Dieser hat gleich gesagt eine OP kommt nicht mehr in Frage und Tilidin verschrieben (Opioid) damit haben wir die Schmerzen einigermaßen unter Kontrolle und schon hatten wir auch am Wochenende keinen so gravierenden Absturz der geistigen Fähigkeiten mehr.


    Heute hatten wir einen Termin beim "neuen" Neurologen. Das war schon etwas anderes als beim "alten", aber leider konnte er mir auch keine großen Hoffnungen machen.


    Für das abrupte und extreme Fortschreiten der Demenz sieht er auch die Schuld an den vielen Synkopen (Bewusstlosigkeit durch Sauerstoffmangel bei Herzaussetzern). Nach wenigen Minuten der Untersuchung war für den Doktor auch klar das die Schmerzen im Bein zwar durchaus der Athrose geschuldet sind, aber die ganze Gangunsicherheit sowie schlechte Beweglichkeit ebenfalls Neurologische Ursachen hat bzw. sprich ebenfalls Folge der Synkopen ist.


    Entsprechend meinte er auch das eine OP hier keine gigantische Verbesserung in der Beweglichkeit erzielen würde aber große Gefahren für den weiteren Verlauf der Demenz birgt. Er hat ab gleich angekündigt das wir von ihm ein Gutachten bekommen werden damit wir kurzfristig einen Schwerbehindertenausweis beantragen können.


    Medikamente sind keine hinzugekommen außer den Hinweis das wir uns das Ginko auch sparen können. Verordnet wurde Ergotherapie und weiterhin Memantin.


    Ich bin dennoch froh mir eine zweite Meinung geholt zu haben. Fühle mich dort jetzt deutlich besser und kompetenter aufgehoben. Zur Delir Aussage des "alten" Neurologen hat er nur den Kopf geschüttelt.



    Alles in allem muss ich sagen der Zustand meines Vaters hat sich die letzten zwei Wochen etwas gebessert. Es sind auch Erinnerungen zurück gekommen. Geblieben ist das er sich zu Hause ständig langweilt und nur schlecht allein bleiben kann. Selbst beschäftigen ist weiterhin nicht drin. Die Tagespflege bringt hier zwar Erleichterung aber die geht halt nur bis 15:30 Uhr.


    Zu Hause ist weiterhin meist keine große räumliche Orientierung da, es schwankt durchaus und ist mal besser mal schlechter aber so richtig wie früher ist es nie. Er meinte neulich zu mir das die Räume ihm zwar vage bekannt vorkommen er sich aber zu Hause eher in seinem Elternhaus fühlt (wo er nur 12 Jahre gelebt hat).


    Diese Besserungen machen wir zwar Mut, die Entscheidung pro oder contra Pflegeheim wird dadurch aber nicht leichter.


    Am Samstag haben wir einen ersten Termin in einem Pflegeheim um uns das mal anzuschauen. Ich habe in einem 20km Radius vier Heime rausgesucht die wir uns anschauen möchten.

  • Hallo Sohn,


    alles in allem klingt das ganz gut. Die Ärzte haben wohl die richtige Entscheidung getroffen mit dem Opiat, dem Gutachten . . .


    Die Langeweile der Demenzkranken, dass ist ein Problem. Im Heim kann das besser sein, wenn der Demenzkranke im Gemeinschaftsraum ect. mit dabei sein kann, er also nicht bettlägerig ist.


    Deshalb drücke ich fest die Daumen für die zukünftigen Besichtigungen. Du kannst ja mal berichten wie es gelaufen ist.


    Liebe Grüße an Dich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sohn, es freut mich, dass nun das Hilfesystem immer besser greift und der neue Neurologe eine gute Erklärung für die Verschlechterung hat.


    Langeweile ist viel besser als Verwirrtheit und mit der Ergotherapie können Sie abstimmen, ein "Eigenübungsprogramm " mit ihrem Vater zu entwickeln, dass Sie und die marginal helfenden Angehörigen dann z.B. 2x täglich weiterführen - dies würde sich möglicherweise auf einen höheren Pflegegrad auswirken und Sie hätten mehr Spielraum für die Tagespflege oder für weitere gezielte Unterstützung in der Betreuung. Zudem wüsste die Verwandschaft, wie sie wirklich helfen kann. Wenn der MDK kommt, denken Sie daran: Wenn Sie für einen Toilettengang eigentlich anwesend sein müssen, ist das nicht selbständig wie Sie vor einiger Zeit geschrieben haben, sondern nur überwiegend selbständig.


    Wenn die plötzlichen Verwirrtheitsphasen etwas weniger werden, ist dies vielleicht auch ein Hinweis auf die Wirkung von Tilidin, denn Schmerzen können ein Delir auslösen oder prädelirant wirken, also in eine sogenannte Prodromalphase eines Delirs führen. Davon sollte auch der Neurologe informiert werden.


    Sehr wertvoll sind die Hinweise auf die Heime in der Umgebung. Bitte schauen Sie sich diese an, auch hinsicht einer Kurzzeitpflege. Ich habe hier schon oft geschrieben: Der Plan B ist notwendig und gerade in Zeiten in denen es besser wird, sollte er weitergeplant werden, sodass Sie im Notfall schneller handeln können.

    Viel Erfolg, Ihr Martin Hamborg

  • Sehr geehrter Hr. Hamborg,


    vielen Dank für Ihre Rückmeldung.


    Das mit der Ergotherapie ist leider gar nicht so einfach, ich bekomme zeitnah (die nächsten 3-4 Monate) einfach keinen Ergotherapeuten. Bei Hausbesuchen wird sofort abgewunken das macht hier gar keiner. Aktuell telefoniere ich schon in einem 40km Radius... Frustrierend ....


    Meinen Vater ging es die letzte Woche verhältnismäßig sehr gut, er war sogar einigermaßen orientiert, viele Erinnerungen sind zurück gekommen. Leider stürzte er gestern (Sonntag) wieder etwas ab. Wir haben bestimmt 20 mal das "Fahr mich jetzt heim" Gespräch geführt.


    Am Samstag haben wir uns das erste Pflegeheim angeschaut. Ihm hat es gefallen und ich und meine Schwester waren ebenfalls nicht abgeneigt. Dort wären auch Plätze frei (wegen Corona wurden bei 80% Belegung keine neuen Bewohner aufgenommen um freie Zimmer für evtl. Corona Quarantäne zu haben). Die Heimleitung war sehr freundlich und der Umgang im Haus war ebenfalls sehr familiär (80 Plätze). Der Heimleiter kommt auch selbst aus der Pflege und scheint mit allen Bewohnern und Mitarbeiter per Du zu sein.


    Der einzige Minuspunkt für das Heim ist, es ist schon etwas älter (in einem ehemaligen Schloss+ "Neubau" aus den 80ern untergebracht. Die Zimmer im Schloss sowie Cafeteria (Wintergarten) / Speiseraum / Küche sowie die (sehr schönen) Außenanlagen werden innerhalb der nächsten 3 Jahre Stück für Stück renoviert / umgebaut. Wenn ich einer Dauerbaustelle aus dem Weg gehen kann ....


    Wir sind zuerst in dieses Heim gefahren weil es eine Empfehlung meines Nachbars war der seine Mutter dort seit vielen Jahren unterbracht hat. So eine Empfehlung ist halt mehr wert als irgend ein Prospekt.


    Wir haben jetzt aktuell noch zwei weitere Heime die wir in kürze Besuchen wollen. Eines ist deutlich kleiner (56 Plätze) und ein "Tochterheim" des Schlosses. Dies wurde erst 2018 fertiggestellt.


    Ein drittes Heim ist zwar ebenfalls etwas älter (70er) und ein paar Kilometer weiter entfernt als die anderen (21km). Dieses Heim hat aber einen deutlicheren Demenz Schwerpunkt ( u.a. mit Snoezelraum, Demenzgarten, Gerontopsychiatrische Abteilung).


    Alles in allem ist mein Vater der Sache gegenüber nicht abgeneigt. Wir werden uns auch die anderen Heime anschauen und wenn er sich für eines entschieden hat wohl mal einen 10-14 Tage Testlauf starten.


    Alternativ gäbe es noch die Möglichkeit einer anderen Tagespflege (vom 3. Heim mit Demenzschwerpunkt angeboten). Diese bieten 7 Tage die Woche Tagespflege von 7:30Uhr bis 17:30Uhr.

  • Hallo Sohn,


    das liest sich richtig gut. Die Schwankungen beim Vater, das kenne ich von meiner Seite her auch. Man könnte manchmal meinen, die Krankheit verläuft in Schüben.


    Ganz toll finde ich, dass der Vater zur Besichtigung mitgeht. Das wäre immer mein Traum gewesen.

    Eine Dauerbaustelle, das kann schon einschränkend sein. Vielleicht bieten die anderen Heime aber ähnlich gute Verhältnisse.


    Vielleicht kann der Vater in die neue Tagespflege mal hineinschnuppern.


    Ich werde mir demnächst auch die ein oder andere Einrichtung anschauen und hoffen, dass hier einiges gut organisiert ist. Leider höre ich von dem Seniorenbetreuungszentrum oftmals soviel Negatives in Sachen Heime.

    Ich lasse mich jetzt aber erst mal nicht entmutigen.


    Ich drücke Dir weiter die Daumen.


    Liebe Grüße

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