Angst, das meine Großmutter wieder kommt

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  • Hallo zusammen,


    ich bin neu hier. Ich lebe mit meiner Mutter und meinen Großeltern (beide 83) in einem Zweifamilienhaus. Die letzten Monate waren ein Kampf und leider geht es weiter. Meine Großmutter ist seit geschätzten 7 Jahren dement. Sie wurde zu Hause von ihrem Ehemann versorgt. Vor 2 Monaten ist sie wieder gestürzt und mein Großvater, der sie aufgefangen hat, musste wegen Beckenbruch ins Krankenhaus. Dort wurde auch Rheuma und Nierenversagen festgestellt und er kämpfte auch einige Tage um sein Leben. Meine Großmutter taten wir in die Kurzzeitpflege für 2 Wochen wo sie nach 1 Woche rausgeschmissen wurde da sie wegläuft (Hat sie zuvor nie, sie hat auch nicht mehr das Haus verlassen). Zu Hause hatte sie dann ein Delir und hat uns die letzten Nerven gekostet. Wir holten einen Arzt und konnten sie in die Psychatrie einliefern lassen. Dort war sie jetzt knapp 2 Monate und kommt heute in eine geschlossene Abteilung eines Pflegeheims. Laut Amtsarzt braucht sie 24 Stunden Versorgung und muss geschlossen untergebracht werden, was der Richter befürwortet hat.

    Die Medikamente schlagen laut dem Bericht nicht zufriedenstellend an.


    Nun hat die Pflegeleitung gesagt, sollte sie Nachts umherwandern dann können sie sie wegen Doppelzimmer nicht behalten (sie ist vor der Einlieferung in die Psychiatrie immer Nachts umhergewandert, sie war aber auch nicht medikamentös in Behandlung). Nun haben meine Mutter und ich furchtbare Angst dass sie wieder kommt, weil sie uns aufarbeiten wird und mein Großvater schwer krank ist und das nicht überleben würde. Wir wollen sie daher auf keinen Fall wieder haben, da sie sich an uns auch gar nicht mehr erinnert und schon vor der Demenz ein sehr schwierig Mensch war. Sie hört nichts mehr, ist komplett inkontinent, steigt und nicht ins Auto wegen Arzt. Wir können und wollen sie nicht pflegen, hat Herz- und Nierenprobleme. Außerdem will mein Großvater keine fremden Menschen im Haus. Sie wäre medizinisch und auch so nicht versorgt.


    Hat jemand mit solchen Situationen Erfahrung? Was können wir tun, sollte sie tatsächlich aus dem Pflegeheim fliegen?

  • Hallo DaLe,


    das klingt wirklich erschlagend.


    Meine Frage wäre, warum wirken die Medikamente nicht richtig. Nimmt sie diese nicht, was sein kann. Zudem hat nicht jeder Pfleger den gleichen Zugang zum Patienten.


    Oder fehlen der Mutter wichtige Enzyme, die zur P450 Gruppe gehören. Es kann aber auch sein, dass sie zu viele Enzyme hat. Wenn das der Fall ist, dann muss man die Medikamente entsprechend auswählen und dosieren. Solche Enzymtests sind aber leider kein Standard. Aber gerade in der Altenpflege sollten sie in meinen Augen zur Pflicht werden, gerade wenn man mit neuroeleptischen Mitteln und mit Opiaten arbeitet.


    Liebe Grüße

  • Das weiß ich leider nicht, es stand nur ein kurzer Satz im Bericht. Mehr wissen wir nicht. Sie wird aber nächste Woche vom Neurologen des Pflegeheims begutachtet.

  • Hallo DaLe,


    zuerst einmal möchte ich dir in Eurer Situation mein Mitgefühl aussprechen. Mit einem Delir durfte ich auch Erfahrungen machen das ist sehr sehr anstrengend.


    Bzgl. des Pflegeheims kann ich dir leider keine Empfehlung geben weil ich selbst dort noch keine Erfahrungen gemacht habe bzw. mich aktuell nach einem Heimplatz für meinen Vater umschaue.


    Evtl. vielleicht mal die umliegenden Pflegeheime zusammensuchen oder über eine örtliche Pflegeberatung eine Liste geben lassen. Es gibt Heime die mehr als andere auf Demenz eingestellt sind. Die Ansprechpartner / Stellen sind zwar überall andere bei mir vor Ort konnte mir das Rote Kreuz (betreibt hier die meisten Heime und viele Tagespflegeeinrichtungen) sowie die Malteser (machen hier viele Schulungen und auch Demenzberatung etc) etwas weiterhelfen.


    Die größte Hilfe dich ich bisher erfahren habe war aber der Erfahrungsaustausch hier im Forum. Mir hat das bisher unglaublich geholfen.


    Ich wünsche Dir alles Gute!

  • Hallo DaLe,

    Ich kann Ihre Verzweiflung gut verstehen, wir hatten mit meinem Vater vor ein paar Jahren auch eine furchtbare Zeit. Nun gibt es ja lt.Ihrem Bericht eine richterliche Verfügung mit der Einweisung ins Pflegeheim. Ist jemand aus der Familie rechtlicher Betreuer? Mit betreuungsvollmacht? Ansonsten wäre angesagt, eine rechtliche Betreuung, evtl.durch einen berufsbetreuer beim Betreuungsgericht zu beantragen. Derjenige kümmert sich dann um eine angemessene Unterbringung. Dafür müsste eine bisherige Vollmacht offiziell zurückgegeben werden, so haben wir es gemacht, weil keiner aus der Familie gegen meinen Vater ankam und er meiner Mutter nicht mehr zuzumuten war. Daran kann eine ganze Familie zugrunde gehen....

    Ich würde mich zunächst an den sozialpsychiatrischen Dienst Ihrer Stadt mit Fragen wenden. So habe ich es gemacht und habe auch beim betreuungsgericht angerufen, wurde sehr nett behandelt.

    Den Antrag auf Betreuung konnte ich online downloaden. Das ist vorübergehend ein Kampf, doch es ist zu regeln.

    Mein Vater wurde etwas heimatfern in einem geschlossenen Pflegeheim (sehr nett) aufgenommen, wo ein Einzelzimmer verfügbar war.

    Es gibt leider schlimme Situationen manchmal durch Demenz, aber auch Lösungen.

    Nun dürfen perspektivisch alle aus Ihrer Familie an sich denken, einige Jahre haben Sie alles gegeben, so wie Sie es schildern.

    Hier in meiner Umgebung in NRW gibt es kaum noch Altenheime mit Doppelzimmern, da staune ich immer, dass es das noch sooft gibt ...

    Bis ein Zimmer gefunden ist, evtl.wieder in die Gerontopsychiatrie und neu medikamentös einstellen.

    Ich wünsche Ihnen viel Erfolg!

    Rose60

  • Vielen Danke für die ganzen Antworten. In meiner Familie sind wir alle Betreuer von meiner Großmutter, sonst hätten wir das alles nicht machen können.


    Wir beten jetzt, dass sie keine Probleme macht. Sonst müssen wir tatsächlich schauen dass sie wieder in die Psychatrie kommt.

    Als sie am Donnerstag ins Pflegeheim kam, war ihr gesundheitlicher Zustand eine Katastrophe und der Arzt musste geholt werden. Ihre Füße waren extrem angeschwollen (hatte sie noch nie) und es wurde eine Herzinsuffizienz festgestellt.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo DaLe,

    In Ihrer Situation rate ich dringend, andere Instanzen mit ins Boot zu holen. Da wäre zum einen der sozialpsychiatrische Dienst und zum anderen die Pflegekasse, die schlussendlich verantwortlich ist, eine angemessene Versorgung zu gewährleisten.

    Was die Medikation angeht, würde ich Ihnen empfehlen, einen Neurologen oder Psychiater hinzu zu ziehen, der eine Zweitmeinung zur aktuellen Gabe äußert.

    Am besten wäre allerdings eine Einrichtung oder Wohngemeinschaft, die mit dem Phänomen des "Wanderns" besser umgehen können. Es handelt sich schließlich um eine durchaus verbreitete Nebenerscheinung der Demenz.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für deine befriedigende Lösung.

    Klaus Pawletko

  • Hallo Herr Pawletko,

    Ihre Hinweise sind ja oft sehr hilfreich, aber ….

    Der psychosoziale Dienst kann, zumindest in Sachsen gar Nichts. Weder eine Heimeinweisung veranlassen, noch einen Platz in einer Einrichtung beschaffen. Und die Pflegekassen, handeln nur nach ärztlicher Verordnung und prüfen dann erst die Notwendigkeit und dann die Kostenübernahme, aber sind bei Unterbringungsfragen der falsche Ansprechpartner.

    Ist bereits das Betreuungsgericht im Boot, ist man gezwungen zu warten, welche Entscheidung ein Richter trifft und da ist es schon hilfreich, wenn der Betroffene bereits in der Psychiatrie ist.


    Schöne Grüße Gobis

    • Offizieller Beitrag

    Hallo DaLe, zunächst möchte ich Ihnen ein wenig die Angst nehmen, dass Ihre Großmutter plötzlich vor der Tür steht. Sie hat einen Vertrag mit einer geschlossenen Einrichtung und wenn Sie Angst vor Willkür haben, sprechen Sie bitte erst mit der Leitung und wenn das kein Ergebnis bringt, fragen Sie bei der Heimaufsicht nach


    Wenn es im Heim nicht mehr geht, erfolgt eine Behandlung in der Gerontopsychiatrie und nicht die Rückkehr in eine (prekäre) Situation, in der die Pflege nicht sichergestellt ist.


    Einige Fragen habe ich noch: Ist das Delir behandelt, ist sie von dieser schweren Akuterkrankung genesen? Hat sie ausreichend Schmerzmittel, Schmerzen sind eine häufige Ursache? Bei nächtlicher Unruhe schaue ich mir immer auch den Blutdruck an, oft ist er (auch durch die Psychopharmaka) so niedrig, dass im Gehirn zu wenig ankommt, um einschlafen zu können. Ich finde, Sie haben ein Recht auf eine Erklärung des Verhaltens – in dem anderen Beitrag habe ich etwas geschrieben, wie der Expertenstandard Beziehungsgestaltung Demenz fachlich berücksichtigt werden soll.

    Ihr Martin Hamborg

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