Hallo liebes Forum,
ich habe dieses Forum hier empfohlen bekommen und wende mich auch direkt mit einem schwierigen Thema an euch, in der Hoffnung ein paar gute Ratschläge zu bekommen.
Meine Tante, 84, lebt seit ca. 7 Wochen erst auf einer Demenzstation einer großen Seniorenwohnanlage in Hamburg. Bis vor 2 Monaten hat sie noch alleine gelebt und ihren Alltag relativ selbständig gemeistert. Es zeichnete sich aber immer mehr ab, dass das nicht mehr lange gut gehen würde, da ihre Demenz immer weiter fortschritt. Leider fällt es ihr schon ihr ganzes Leben lang sehr schwer um Hilfe zu bitten und auch überhaupt Hilfe anzunehmen. Außerdem hat sie das Messiesyndrom. Meine Schwester und ich haben uns die letzten 2 Jahre intensiv um sie und ihre Wohnung gekümmert, soweit sie es zuließ. Mit der Zeit ließ sie uns immer mehr helfen und wir waren guter Dinge. Leider ging dann aber alles sehr schnell. Zuletzt wurde sie verwirrt und scheinbar mit Schmerzen von der Polizei aufgegriffen und ins Krankenhaus eingewiesen. Dort stellte man "nur" einen Harnwegsinfekt fest, da sie aber auf das Krankenhauspersonal aggressiv abwehrend reagierte und sehr verwirrt schien, wurde sie in die Gerontopsychiatrie überwiesen. Von uns durfte damals keiner zu ihr, aufgrund von Corona, sie war dort völlig alleine und verstand nicht was mit ihr geschah.
Ich versuche mich ein bisschen kürzer zu fassen. Letztendlich mussten wir dann sehr schnell einen Pflegeplatz für sie finden, weil sie nicht mehr zurück in ihre Wohnung sollte/durfte.
Tatsächlich klappte es auch recht schnell, dass wir in einer sehr schönen Anlage ein tolles Zimmer für sie bekamen, auf einer Demenzstation. Die ersten Wochen waren äußerst schwierig, sie wollte wieder nach Hause, fühlte sich nicht wohl, wollte niemanden an sich ran lassen, beim Abschied von uns wurde es jedes Mal sehr dramatisch. Wir besuchten sie so oft es ging und wenn wir da waren, war sie recht gut drauf und auch einigermaßen klar. Und mit der Zeit wurde es immer weniger schlimm, wenn wir wieder gingen. In den letzten Wochen schien sie sich wirklich dort einzuleben. Doch leider fing sie vor einiger Zeit an Dinge vom Balkon zu schmeißen, Kuscheltiere, Papiere, Taschen. Daraufhin wurde ihre Balkontür verschlossen. Dann ging sie in fremde Zimmer und warf dort etwas hinunter. Außerdem sammelte sie etliche Dinge aus fremden Zimmern zusammen, weil sie dachte es sei alles ihres. Letzte Woche warf sie leider dann einen Bilderrahmen hinunter, der auf dem Kopf einer Mitarbeiterin landete und sie leicht verletzte. Die stellvertretende Stationsleiterin wollte sie daraufhin eigentlich gleich in die Psychiatrie einweisen lassen, aber die Neurologin verschrieb erst einmal eine höhere Dosis Risperidon. Problem war bloß, dass die Einnahme nicht immer klappte, da meine Tante so misstrauisch ist. Aber es sollte erst einmal abgewartet werden, ob das Medikament bei dem Problem hilft.
Heute dann ist es aber leider schon wieder passiert. Sie warf wieder etliche Dinge raus, woraufhin sofort die Einweisung in die Gerontopsychiatrie folgte, da die Station das Verhalten nicht mehr tragbar fand.
Nun ist es so, dass dies kein aggressives oder böswilliges Verhalten ist, sagt auch ihre Bezugspflegerin. Keiner weiß was da in ihr vorgeht, wenn sie das tut und sie selbst erinnert sich im Nachhinein nicht mehr daran.
Ich war dann heute direkt hingefahren und habe sie ins Krankenhaus und auf die Station begleitet. Die Ärztin des Krankenhauses erzählte mir dann, dass das Heim außerdem meldete, dass es halt schwierig mit meiner Tante sei, weil sie sich manchmal nicht anziehen möchte und dann unten herum nackt oder nur mit Unterhose bekleidet herumläuft.
Es scheint als wolle man sie dort nicht mehr wieder aufnehmen, aber im Krankenhaus wissen sie auch gar nicht so recht wie eine Behandlung der Problematik gestaltet werden könnte. Sie bleibt nun dort zur Beobachtung und um zu schauen was und ob man was tun kann.
Wir müssen nun einen neuen Pflegeplatz für sie suchen, befürchten aber, dass andere Einrichtungen auch nicht auf solch herausfordende Verhaltensweisen eingestellt sind. Wir sind gerade ziemlich verzweifelt, da wir nicht so recht wissen was jetzt das Richtige ist. Unserer Auffassung nach gehören solche Verhaltensweisen auch durchaus zum Krankheitsbild der Demenz und wir waren davon ausgegangen, dass eine spezielle Demenzstation mit so etwas umzugehen weiß. Wir sehen nicht so recht die Notwendigkeit der Psychiatrieunterbringung und befürchten sehr, dass der Aufenthalt dort ihren Zustand bloß verschlechtert. Auch wollen wir sie eben nicht in einer geschlossenen Einrichtung unterbringen. Was gibt es für Pflegeheime, die mit solch Fällen umzugehen wissen? Hat hier jemand Erfahrungen mit solch schwierigem Verhalten und demenzkranken Menschen, die nicht ins "System" passen?