Nachdem ich vor zwei Tagen erst ein Thema eingebracht habe, ist es fast etwas frech, schon wieder mit einer Frage um die Ecke zu kommen. Aber dafür gibt es dieses Forum ja und es ist das Thema, das mit neben der Tagespflege beschäftigt und jetzt auch immer "akuter" wird.
Mein Vater (vaskuläre Demenz in fortschreitendem Stadium, über 80 Jahre alt) soll im September am grauen Star operiert werden. Dem würde ich ja noch zustimmen....eventuell. Wo ich aber doch arge Bedenken habe: der Professor möchte beide Augen an einem Termin operieren.
Da beginnt bei mir vielleicht das Kopfkino, weshalb ich mich über Ideen, andere Sichtweisen, Erfahrungswerte, Gedanken freue.
Mein Kopfkino ist: dieser arme, alte, verwirrte Mann wacht nach der OP auf und selbst, wenn meine Mutter und/oder ich neben dem Bett sitzen: er ist aufgrund der Augenklappen, die er tragen muss für mind. 24 Std "blind", was in meinem Kopfkino die Unsicherheit, die er grundsätzlich empfindet, verstärkt. Er kann sich nicht orientieren, weiß nicht, wo er ist, man kann ihm vielleicht auch schlecht erklären, was passiert ist. Die Augenklappen müssen wie gesagt einen Tag lang drauf bleiben. Abmachen geht nicht. Bettpfanne schafft er auch daheim nicht zu benutzen. Er darf sich nicht bücken (okay, das bekommen wir noch hin), er darf nicht "drücken" (sorry, wenn ich mal ganz unverblümt bin: aber ein Spleen von ihm ist, dass er angeblich seit Tagen keinen Stuhlgang mehr hatte, obwohl meine Mutter mit ihm eine Art Tagebuch darüber führt...und ihm dann erklären, dass er auf dem WC nicht drücken darf?)....
Selbst wenn meine Mutter und ich vom Krankenhaus her die Erlaubnis bekämen, 24 Std an seiner Seite am Bett Wache zu sitzen...ich habe massive Zweifel daran, dass ich ihn "beruhigen" könnte, wenn er in "Panik" gerät und an dem "Nutzen-Kosten-Aufwand" dieses Plans. Nicht finanziell, sondern ich frage mich, ob dieser ganze Stress die Verbesserung der Sehkraft "wert" ist. Der Professor argumentiert, dass mein Vater so mehr am sozialen Leben teilhaben könne. Ja, er hat früher viel gelesen und Kreuzworträtsel gelöst. Er liest jetzt kaum noch (da er die Inhalte eh nicht erfassen kann), er hat zwar mehrfach am Tag ein Kreuzworträtselheft im Schoss und schreibt die Lösungen von hinten ab vorne in die Rätsel, was ich eine doch relativ gute Beschäftigung halte, er sieht kaum noch fern, er "nervt" meine Mutter mit Fragen, weil er Dinge nicht mehr klar erkennt, die etwas weiter von ihm weg stehen......aaaaaber: alle beiden Augen auf einmal? Echt?
Es erspart die Tortur zweimal zu absolvieren. Es erspart zweimal Narkose (was ja bei Demenz auch zur Verschlechterung führen kann).
Ich habe leider noch keine wirkliche Antwort auf die Frage, was passiert, wenn grundsätzlich nur ein Auge operiert würde, da bin ich noch in der Recherche...
Für mich ist nicht mal klar, ob er so sehr viel mehr leidet, wenn gar nicht operiert würde und sich das Sehvermögen nach und nach noch mehr verschlechtert...
Eine definitive Antwort gibt es in diesem Fall nicht, das weiß ich. Niemand kann in die Zukunft sehen und/oder sagen, welche Variante wie "endet". Dennoch gerne Statements aller Art. Oder auch Hinweise, wer Ansprechpartner für solche Fragen ist außer dem Professor, der diesen Weg zu gehen vorschlägt.
Vielen Dank!!!