Einstufung/Höherstufung Pflegegrad

Datenschutzhinweis: Bitte achten Sie darauf, dass Sie im Forum keine persönlichen Daten von sich selbst oder von Dritten posten. Auch sollten Ihre Angaben keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen.
  • Mir ist nicht ganz klar, ob es hier das richtige Unterforum ist, aber ich stelle einfach mal die Frage hier.

    Meine Mutter wurde Anfang des Jahres nach nur telefonischer Begutachtung (wegen Corona) nur in Pflegestufe 1 eingestuft, was schon damals im Grunde nicht gepasst hat.

    Der Widerspruch wurde abgelehnt auf Grund der mit dem ursprünglichen Antrag eingereichten Unterlagen.

    Auch dass der Hausarzt sehr klar und eindeutig begründet Stellung genommen hatte, änderte daran nichts.


    Nun wollen wir, nachdem die Frist verstrichen ist, einen neuen Antrag auf Erhebung der Pflegestufe stellen.

    Uns ist aber sehr wichtig, dass das mit einer persönlichen Inaugenscheinnahme verbunden ist, denn telefonisch schafft es unsere Mutter immer wieder, sich viel besser darzustellen, als ihr Zustand in Wahrheit ist.

    Auf diesem Weg wäre eine Höherstufung weiterhin unwahrscheinlich, obwohl sie dringend nötig ist.

    Wenn man sie dann erlebt und ihre körperlichen Einschränkungen sieht, mitbekommt und auch die geistigen besser erleben kann, dann ist es ziemlich sicher, dass die Höherstufung möglich ist.


    Wie können wir sichern, dass sie dieses Mal nicht nur telefonisch begutachtet wird? Hat jemand damit Erfahrung?

    Wir sind um alle Ideen dankbar.

    Es gibt ja hier doch einige betroffene Angehörige mit leider sehr viel Erfahrung. Danke Euch fürs Mitteilen.

  • Hallo ecia,


    ich habe mehrere Begutachtungen mitgemacht.


    Wirklich hilfreich findet es der MDK, wenn man selbst einen Bericht schreibt, indem man seine eigenen Beobachtungen zwei Wochen lang dokumentiert.


    Wo glaubt der Patient noch alles selbst machen zu können und wo muss man trotzdem helfend ständig eingreifen.

    Trinkt, isst diejenige genug. Ist diejenige depressiv. Wieviel Gesellschaft braucht der Demenzkranke, um über den Tag zu kommen.

    Wird Hilfe vehement abgelehnt, obwohl sie dringend nötig wäre.


    Gerade die psychische reale Verfassung des Demenzkranken und die reale gesundheitliche Verfassung und die reale Hilfe, die gegeben werden muss, spielen bei der Pflegegradfindung eine Rolle.

    Aber auch das eigene Versteckspielen, das eigene Leugnen der Defizite und die Gefahren, die sich daraus im Alltag ergeben können.


    Diesen Bericht kann man per Mail, dem MDK zusenden. Und dann findet auch telefonisch erst einmal ein Gespräch mit einem selbst statt, wo alles genau abgeklärt wird und dann findet erst ein Gespräch mit dem Demenzkranken statt, wo man aber hinterher wieder befragt wird, wo derjenige in Sachen Selbstständigkeit geflunkert hat.


    Ein solcher Bericht ist viel wert und zählt, weil die Alltagssituation genau beschrieben wird, mehr, als die Einschätzung des Arztes, der auch nur ein kurzes Zeitfenster hat.


    Liebe Grüße

  • Hallo Ecia,


    das leidige Problem von der fehlenden Einsicht und dem „ich mach doch noch alles selber“ auch wenn gar nichts mehr geht…


    Ich kann nur jedem empfehlen, sich im Internet einen Pflegegrad-Rechner zu suchen, bei dem auch die einzelnen Positionen erläutert werden. So hat man einen Überblick, was sich wie auswirkt. Bei meiner Mutter hat damals noch eine persönliche Begutachtung stattgefunden, die aber auch nicht mit dem Ergebnis endete, was angebracht gewesen wäre. Die Ermittlung der Einstufung bekommt man vom MDK ausgehändigt. Wir sind dann hingegangen und haben uns Punkt für Punkt angesehen, wo Abweichungen bestehen und haben entsprechend gegenargumentiert. Erfolgreich.


    Eine gute Bekannte hat es während Corona mit ihren Eltern genauso gemacht, nachdem die erste telefonische Begutachtung mit PG 1 endete, hat sie Einspruch eingelegt und zur Begründung den selbstausgefüllte Pflegegrad-Rechner mit Erläuterungen zu den strittigen Einordnungen beigefügt. Das hat auch geklappt.


    Ob eine persönliche Begutachtung möglich ist, klären Sie besser vorab mit dem MDK.


    Wünsche Ihnen viel Erfolg

    Liebe Grüße vom

    Hühnchen

  • Herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Antworten.

    Wir sehen nun auf dem für uns noch relativ neuen Weg deutlich klarer.


    Dankbare Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, den vielen guten Tipps möchte ich nur noch hinzufügen, dass es Pflegegutachter*innen gibt, die dabei helfen und ggf. einen Widerspruch oder eine Klage von dem Sozialgericht unterstützen. Einige Pflegedienste haben auch entsprechende Angebote.


    Entscheidend ist, auf die richtigen Stichworte hinzuweisen, denn es zählt ja nicht mehr die Zeit, die wir früher in einem Pflegetagebuch nachweisen konnten, sondern inwieweit die verbliebene Selbständigkeit unterstützt werden muss. Die Häufigkeit und die Zeit gehen dabei nur indirekt ein!


    Ärzt*innen sind oft mit dem neuen System nicht vertraut, denn auch bei einer schwerste Diagnose mit erheblichen Schmerzen machen manchen alles selbst und haben somit keine Pflegebedürftigkeit. Jede kleinste Hilfestellung sollte bedacht werden.

    Dies ist schon in der Begutachtung vor Ort kaum möglich - noch viel weniger in einer telefonischen Abfrage ohne dass gut vorbereitet Angehörige einbezogen werden.

    Viel Erfolg darin, Ihre berechtigten Leistungen zu bekommen!

  • Morgen findet die Begutachtung statt und dankenswerter Weise findet sie tatsächlich durch den Besuch einer Fachkraft statt.

    Natürlich haben wir alles schriftlich vorbereitet, eine Vertrauensperson wird dabei sein und meine Schwester telefonisch auch eingeschaltet (ich habe leider einen nicht verschiebbaren anderen Termin).

    Dann hoffen wir. Aber die größte Sorge war ja, dass es wieder nur eine telefonische Begutachtung wird und insofern sind wir schon erleichtert.


    Danke für alle Tipps und Hilfestellungen.

    ecia25

  • Guten Tag in die Runde!

    Gestern nun fand die Begutachtung unserer Mutter statt, den Bericht meiner Schwester werde ich hier in Auszügen einstellen:

    "... nach der Show, die unsere Mutter heute abgezogen hat, müsste man ihr sogar die Pflegestufe 1 aberkennen. Zusammengefasst: sie kann alles außer Rücken waschen und Treppen steigen. Sie sprach deutlich, gut artikuliert, spontan, wusste sofort Wochentag, Datum, Monat, Jahr, hört im Radio Politik (auf die Frage, was da grade interessant sei – Afghanistan, Corona) usw. Immer, wenn K. und ich uns einmischten und sagten, das stimmt so nicht, hat sie sich höflich für die Korrektur bedankt. Kein Wort von Schmerzen, Zeitaufwand, Kraftanstrengung etc. Das höchste der Gefühle war ein „manchmal etwas mühsam“. Ich habe viel interessantes erfahren: Mutter kocht sich jeden Mittag was und sei’s auch nur eine hartes Ei. Wie ich Einwände geäußert habe, fand sie, sie müsse über ihre Privatangelegenheiten ja nicht jeden Abend Bericht erstatten."


    Fakt ist, dass unsere Mutter sowohl im Erleben, als auch in ihren telefonischen Erzählungen wesentlich schlechter beisammen ist, massive Erinnerungslücken hat, regelmäßig nach dem Wochentag fragt, das Datum meist gar nicht weiß.

    Schmerzen beklagt sie auch regelmäßig, kann ihren rechten Arm nicht mehr heben, so dass sie Hilfe beim Haare waschen braucht ...

    Ich will hier jetzt nicht alles detailliert aufzählen, aber im Grunde ist das, was sie gestern gezeigt hat, eine völlig andere Frau als die, die wir regelmäßig erleben.


    Kann es tatsächlich sein, dass ihre, mehrfach auch ausgesprochene, Angst vor dem Verlust der Selbstständigkeit ihr für die Begutachtung dermaßen Flügel verliehen hat?

    Oder ist es doch wahrscheinlicher, dass sie aus Verlangen nach Fürsorge uns regelmäßig etwas vorspielt?

    Hier gibt es doch viele, die mit solchen "zweierlei Menschen" in Alter und Demenz Erfahrungen haben, vielleicht könnt Ihr mir helfen in der Einschätzung der Lage. Wie wir weiter damit verfahren, ist davon allerdings unabhängig.

    Wir haben beschlossen, den Willen der Mutter zu respektieren und sie eben in ihrem Leben so weiterwursteln zu lassen, wie sie es offenbar will.



    Danke.

    2 Mal editiert, zuletzt von ecia25 ()

  • hallo!

    Das sind für mich sehr hilfreiche Informationen für die ich sehr dankbar bin. Wir sind halt wirklich noch am Anfang unserer Erfahrungen und ich bin so froh, dass wir hier Unterstützung in Form von Aufklärung bekommen können. Das macht vieles einfach erträglicher.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ecia25,


    die anderen, die Ihnen schon geantwortet haben, haben vollkommen Recht: ja , Menschen mit Demenz schaffen es auf rätselhafte Art und Weise, in solchen Testsituationen alles Mögliche an Defiziten elegant zu überspielen - und brechen dann oft nur wenige Minuten später völlig erschöpft zusammen.


    Normalerweise kann ein Mensch mit Demenz Ihnen eigene Hilflosigkeit nicht vorspielen, um mehr Zuwendung zu bekommen - dafür müsste er logisch und schlussfolgernd denken können, Pläne schmieden, Strategien entwickeln oder anwenden können, und das genau nimmt ihnen eine Demenz ja. Das bringen eher Menschen zustande, die eher depressiv als demenzkrank sind. Letztere behaupten fast durchgehend, alles selber zu können und keine Hilfe zu benötigen.


    Freundliche Grüße

    S. Sachweh

  • Liebe ecia,

    hier mal ein paar Gedanken zu deinem Beitrag.

    Meine Mutter ist jetzt seit fast eineinhalb Jahren im Pflegeheim und in der Vorgeschichte kam fast alles so vor, wie von dir beschrieben. Und ja das Erlebnis, dass außergewöhnliche Situationen plötzlich dazu führten, dass irgendwelche Synapsen im Gehirn plötzlich wieder funktionieren, habe ich sehr oft erlebt. Beispiel: Seit einem Jahr muss ich mit meiner Mutter sehr oft zum Zahnarzt. Wenn ich den Termin vorher ankündige, ist sie immer sehr aufgeregt und bei den Arztbesuchen außergewöhnlich klar. Da sie im Vorfeld immer alle verrückt macht (wenn ich am Sonntag sage; wir fahren am Donnerstag zum Zahnarzt, dann ging es schon am Montag früh los, warum kommt meine Tochter nicht, ich muss doch heute zum Zahnarzt und das in Endlosschleife bis zum Donnerstag.) Also habe ich vorher nichts mehr gesagt und wenn ich sie dann ohne Vorankündigung abgeholt habe, war sie so durcheinander wie immer.

    Zu Begutachtung durch den MDK habe ich vorher einen Brief an die Gutachterin mit meinen Erlebnissen geschrieben und mich dann während der Begutachtung zurückgehalten. Ergebnis Pflegegrad 3. Und ich habe den Besuch vorher nicht angekündigt!

    Ja und dann noch zu deiner Entscheidung zum "weiterwursteln" lassen. Als meine Mutter noch zu Hause war, stand ich ständig unter Strom und habe ständig befürchtet, dass was wirklich Schlimmes passiert. Meine Mutter war sehr allein, tgl. Pflegedienst und zwei bis dreimal pro Woche ein Besuch von mir, das wars, großes Haus und Grundstück, völlig abgelegen. Sie hatte schlimme Wahnvorstellungen und ich hatte immer die Vermutung es liegt auch am vielen Alleinsein. Leider ist das im Pflegeheim nicht besser geworden. Die Wahnvorstellungen (sie sucht ständig meinen seit Jahren verstorben Vater u. meinen verstorbenen Sohn, sie sieht Leute, die nicht da sind u.s.w.) sind weiter da. Sie ist im Pflegeheim kreuzunglücklich und will nach Hause. Die Leute dort sind alle Idioten. Ich muss mir jetzt zwar keine Sorgen mehr machen, dass was passiert, dafür ist die Frage; "Ware es nicht besser gewesen, sie in ihrem zu Hause weiterwursteln zu lassen?" mein ständiger Begleiter. Und oft denke ich: ja!.

    VG never20

  • Danke für diese ausführlichen Berichte.

    Natürlich ist bei uns die Situation erschwert dadurch, dass wir beide Töchter jeweils mehrere hundert Kilometer von der Mutter enfernt leben.

    Dafür hat sie in ihrem zu Hause 5-6 Menschen, die regelmäßig an bestimmten Tagen zu ihr kommen - somit täglich mindestens einmal jemand bei ihr ist, immer zuverlässig und gleichbleibend. Einmal davon auch die Schwester von der Sozialstation. Insofern können wir sie guten Gewissens daheim weiterwursteln lassen - und meine Schwester kann es eben auch einrichten, dass sie mehrmals im Jahr mehrere Wochen bei der Mutter verbringt.

    Ja, und was wirklich der Wille der Mutter ist - manchmal hab ich den Eindruck, sie wartet drauf, dass alles wieder besser wird, sie wieder fitter wird, selbstständiger - also völlig realitätsfremd - und jegliche Pflegestufe nimmt ihr die Aussicht darauf mehr.

    Glücklicherweise haben meine Schwester und ich keine weiteren Angehörigen, die sich einmischen, geschweige denn uns Vorwürfe machen können.

    Die Schwester der Mutter lebt mit ihren 88 Jahren auch noch völlig selbstständig, ohne jede Hilfe (da sie noch gut sieht, geht das), die Mutter der beiden starb mit 92 Jahren auch noch in ihrer eigenen Wohnung, in der sie allein lebte und lediglich in den letzten zwei Wochen vor ihrem Tod brauchte sie Hilfe, die ihr ihre 4 Kinder im Wechsel leisteten.

    Es hat sozusagen Tradition in diesem Familienast, allein lebend sehr alt zu werden, so dass es alle akzeptieren können. Nur dement war eben keine außer jetzt unsere Mutter.

    Danke für die ganzen Denkhilfen.

  • So, wie du es beschreibst, schwarzer Kater, so ist auch meine Erfahrung in Sachen Demenz.


    Das ist kein Leben auf diese Weise. Im Demenzzentrum hat man mir damals geraten, dass man der betreffenden dementen Person, in einem ruhigen Gespräch, die Pistole auf die Brust setzen soll: entweder du lässt Hilfe zu oder du bekommst vom Staat einen Betreuer. Das hat bei einigen funktioniert, so habe ich mir das sagen lassen. In meinem Falle aber nicht.

    Geholfen hat letztendlich das Einschleusen einer Seniorenbetreuerin, als Kollegin, Freundin ect., was noch nicht einmal gelogen gewesen ist.


    Es kommt letztendlich auf die Person selbst an. Wenn sie gesprächig und aufgeschlossen ist, neben ihrer Demenz, dann kann das Einschleusen tatsächlich helfen, auch wenn manch einer nicht akzeptiert wird und wenn manches dann Wochen dauert bis eine Gewöhnung stattfindet. Hauptsache es findet oftmals ein guter Dialog statt.


    Schwarzer Kater, hast du dich in einem Demenzzentrum mal beraten lassen. Ich habe in solchen Fällen, wo ich gar nicht mehr weitergewusst habe, mich immer wieder beraten lassen und immer wieder hat man mich hier auffangen können.


    Ich würde an deiner Stelle feste Besuchszeiten einhalten. Ich würde evt. eine Kamera installieren, nicht um dauernd da reinzuschauen, sondern nur zu gewissen festgesetzten Zeiten. Wichtig ist doch, dass sie nicht hinfällt in der Abwesenheit. Alles andere hat man nicht in der Hand, auch nicht, wenn nachts einmal etwas passiert.

    Ich würde auch eine gewisse Verwahrlosung und auch gesundheitliche Defizite in Kauf nehmen, denn es ist ihre Entscheidung so leben zu wollen, dass darf man nie vergessen. An dem Tag, an dem man da ist, kann man dann einiges geraderücken, aber man kann schlichtweg nicht das Leben anderer Menschen leben. Da braucht es, so habe ich ausgerechnet mindestens vier Personen, die sich hier abwechseln.

    Einen Pflegedienst zur Tablettengabe würde ich in jedem Falle einschleusen. Denn das wird von der Krankenkasse verschrieben. Das wird dann oftmals eher akzeptiert und man hat die Gewissheit, es schaut jemand nach dem Rechten, auch wenn es nur kurz ist. Im Laufe der Monate kann da auch mal was mehr zugelassen werden, unter Umständen.


    Sorry, wenn ich etwas genannt habe, was ihr ohnehin schon macht.


    Liebe Grüße an Dich, an Ecia und an alle anderen, die hier mitlesen

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag in die Runde!


    Kann es tatsächlich sein, dass ihre, mehrfach auch ausgesprochene, Angst vor dem Verlust der Selbstständigkeit ihr für die Begutachtung dermaßen Flügel verliehen hat?


    Hallo,
    aus meiner Erfahrung heraus ein schlichtes "Ja!".
    Dafür kann es viele Gründe geben und sie wurden hier zum Teil ja auch bereits genannt. Die Situation, die Besorgnis - all das kann "Kräfte" (Kognition) mobilisieren und zu dem führen, was Sie beschrieben haben.

    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Liebe Schwarzer Kater,

    unser eigenes Alter (meine Schwester ist 75, ich bin 68), mein eigener gesundheitlicher Zustand und der noch schlechtere von zweien meiner Kinder sind auch große Hindernisse für uns, trotz der Entfernung für die Mutter da zu sein. Daher benötigen wir auch wirklich so viele andere Menschen, die sich um sie kümmern, denn schon allein durch ihre Blindheit ist sie ja seit langem auf Hilfe angewiesen.

    Das ist aber auch der positive Faktor, dass sie deshalb schon seit Jahren vertraute Helfende um sich haben kann.

    Ich kann mir vorstellen, dass das ohne solche zuverlässigen, vertrauten Leute wirklich kaum denkbar ist, die Mutter sich selbst zu überlassen, ohne in Panik zu geraten. Ja, Mut und Klarheit sind da sehr wichtige Begleiter.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo ecosia, auch von meiner Seite noch einige Gedanken zu Ihren Erfahrungen mit der Begutachtung. Tatsächlich erleben wir immer wieder, dass Pflegebedürftige bei Anwesenheit der Angehörigen in der Stimmung und den Fähigkeiten zusammenbrechen und das ganze Verhalten ein riesengroßer Appell ist: Kümmere Dich! Das ist kein Symptom der Demenz, aber es hält sich manchmal stabil auch mit zunehmender Vergesslichkeit. In der Begutachtung kommt das menschliche Gefühl dazu, gut dastehen zu wollen und Fremden nicht die eigenen Probleme zu zeigen.


    Durch den Abstand können Sie eigentlich nur abwarten und den Kümmerern vor Ort vertrauen.

    Sie schreiben, dass auch regelmäßig jemand von einem Pflegedienst kommt. Diese Person oder die PDL des Dienstes wird eine realistische Einschätzung haben und Sie, d.h. Ihre Mutter ggf. in einem Widerspruch unterstützen. Im Gegensatz zu einer telefonischen Begutachtung sind im Hausbesuch noch viele andere Faktoren für die Gutachter*innen wahrnehmbar, aber auch da wiegt das Überspielen und Bagatellisieren oft genug stärker als der Hinweis der Angehörigen, die deutlich an der Belastungsgrenze sind.


    Ein Widerspruch ist deshalb aus meiner Sicht besonders wichtig. Bitte bedenken Sie , dass eine ärztliche Einschätzung oft nicht hilfreich ist, weil - so wie ich schon geschrieben habe: Es kommt

    auf den konkreten Hilfebedarf an, der zur SIcherstellung der verbliebenen Restfähigkeiten nötig ist. Die Diagnosen sagen dazu nichts aus!

    Viel Erfolg, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo, soeben bekam ich die Nachricht, dass meine Mutter die Pflegestufe 2 bekommen hat.

    Ihr Zusammenreißen konnte das also nicht verhindern und die Dame vom MDK ist nicht auf sie hereingefallen.

    Allen hier herzlichen Dank für viele hilfreiche und nützliche Tipps.

    Dieses Forum empfinde ich auch im übrigen Austausch als einen Segen.

  • Hallo an alle,

    gestern Abend beim Telefonat sprach meine Mutter das erste Mal über ihre neue Einstufung in Pflegegrad 2, fast so, als wäre das selbstverständlich.

    Wichtig war ihr die Frage, was ihr denn jetzt mehr zusteht als zuvor.

    Darüber konnte ich keine wirkliche Auskunft geben, aber sie wird ihre Schwester von der Sozialstation fragen, wenn sie wieder kommt.

    Dann erzählte sie mir, was für nette Schwestern das alle sind und wie gut und wie aufmerksam und fürsorglich - sie fand, ich müsse das schon wissen, um nicht beunruhigt zu sein, dass sie sich bei ihnen gut aufgehoben fühlt.

    (Es handelt sich dabei z.T. um dieselben Personen, über deren "ständige Anwesenheit" sie vor kurzem noch geklagt hat), was ich natürlich schmunzelnd zur Kenntnis nehme.

    Aber jetzt hat sie erkannt, dass sie Anrecht auf etwas mehr hat - das tut ihr gut.

    Das als kleine Aktualisierung.

    Liebe Grüße an Alle Ecia

  • Hallo liebe Community,


    Ich weiß, dieser Thread liegt nun schon über ein Jahr in der Vergangenheit, aber ich möchte mich dennoch gerne daran beteiligen. Ich finde es ehrlich großartig, wie ihr euch hier gegenseitig unterstützt und eure Erfahrungen teilt.


    Vor kurzem habe ich mich intensiv mit dem Thema Pflegegrade auseinandergesetzt, als ein enger Freund von mir in eine ähnliche Situation geriet. Er wurde aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen mit Pflegegrad 1 eingestuft, was aber offensichtlich nicht seiner tatsächlichen Situation entsprach. Nachdem sein Widerspruch abgelehnt wurde, beschlossen wir, einen neuen Antrag zu stellen und dabei die persönliche Inaugenscheinnahme zu betonen.


    Wie ihr in diesem Thread bereits diskutiert habt, kann die persönliche Inaugenscheinnahme einen großen Unterschied machen. In meinem Fall wurde meinem Freund bei der neuen Begutachtung endlich die Pflegestufe zugeordnet, die seiner tatsächlichen Situation gerecht wurde. Dabei half es, einen Bericht anzufertigen, in dem seine Beobachtungen und Einschränkungen über zwei Wochen dokumentiert wurden. Dieser Bericht wurde dem MDK zugesendet und bildete die Grundlage für das Gespräch mit der Gutachterin.


    Was ich aus diesen Erfahrungen gelernt habe und was auch hier im Thread angesprochen wurde, ist die Wichtigkeit von klaren Beobachtungen und Dokumentationen im Alltag. Ärzte können oft nur begrenzt zur genauen Einschätzung der Pflegestufe beitragen. Es geht vielmehr darum, den Hilfebedarf in der täglichen Lebensführung genau zu beschreiben.


    Mir hat es sehr geholfen, eine Übersicht über die verschiedenen Pflegegraden zu haben. Zugang zu ausführlichen Informationen zu den verschiedenen Kriterien zu haben, und den Leistungen, die mit den jeweiligen Pflegegraden verbunden sind, war für mich elementar.


    Ich finde es bewundernswert, wie ihr euch für eure Angehörigen einsetzt und füreinander da seid. Pflegegrade können einen großen Unterschied im Alltag machen, und eure Erfahrungen und Tipps sind von unschätzbarem Wert. Falls jemand von euch weitere Fragen hat oder Erfahrungen teilen möchte, stehe ich gerne zur Verfügung.


    Beste Grüße und alles Gute,

    Stella

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!