Kommunikation bei Demenz und Korsakow-Syndrom

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  • Guten Abend, ich hatte bereits zum Thema geschrieben und habe auch schon gute Tipps bekommen. Es ist aber nach wie vor so, dass ich in den Gesprächen mit meiner Mutter (Demenz und Korsakow-Syndrom) völlig hilflos bin. Heute war ich wieder bei ihr und in der ganzen Zeit ging es immer wieder darum, dass mein Vater (verstorben vor acht Jahren ) seit Stunden weg ist. Ich lenke ab, wenige Minuten später: hast du eine Ahnung wo er ist, kann doch nicht sein, dass er einfach verschwindet, ich lenke ab, wenige Minuten später: und weißt du jetzt wo der Vater ist, kann doch nicht sein, dass er einfach abhaut, ich lenke ab und wenige Minuten später......wieder das Thema Vater. Zwischendurch immer wieder die Frage, ob mein verstorbener Sohn fit ist... Manchmal denke ich, lange halte ich das nicht mehr aus.

    Gibt es noch Ideen oder Strategien wie man ablenken oder das Thema wechseln kann???? Bin wirklich für jeden Tipp dankbar.

    LG never 20

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Never,

    vielleicht können Sie in naiver Sprache vermitteln, dass der Vater nicht mehr wieder kommt. Im Sinne von: "es gefällt ihm im Himmel so gut" oder ähnliches.

    Eine andere Strategie wäre, Ihre Mutter zum erzählen über die gemeinsame Zeit mit dem Vater aufzufordern/zu animieren.

    Die Sehnsucht nach dem Ehemann/der Mutter/der Ehefrau ist vielen Demenzkranken gemein. Sie symbolisiert den Wunsch nach einem Zustand der Geborgenheit und Vertrautheit. Insofern können Gespräche über die schöne gemeinsame Zeit hilfreich sein, wobei man nicht unbedingt verleugnen muss, dass die herbei gesehnte Person nicht mehr auf dieser Erde weilt.

    Alles Gute wünscht Ihnen

    Klaus Pawletko

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Never, letztlich wird es noch eine Zeitlang eine riesige Geduldsübung sein. Haben Sie eine Vorstellung, welche Gefühle und Antriebe hinter dieser Frage stehen? Ist es Eifersucht, Sorge, Ärger ...

    Dann könnten Sie neben der Ablenkung, der Milieugestaltung (Bild vom Grab) oder der Realitätsarbeit noch "validieren", z,B. "das war immer sehr ärgerlich, wenn ... ohne was zu sagen weggegangen ist".

    Auch eine Frage kann helfen: Warst Du eigentlich oft eifersüchtig, wenn er nicht da war?

    Eine Verständnisfrage habe ich noch: Was überwiegt: Der Korsakow oder die Demenz?

    Ihnen wünsche ich viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo in die Runde, und vielen Dank für die Antworten.

    Herr Hamborg, leider weiß ich nicht, was überwiegt, Demenz oder Korsakow. Ich denke jedoch, viele Dinge, die ich bei meiner Mutter erlebe, haben nichts mit dem zu tun, was man über Demenz so hört und liest. Was ist der Hintergrund ihrer Frage? Sollte ich versuchen, in dieser Beziehung noch mehr Klarheit zu bekommen? Und wenn ja, auf welchem Weg? Neurologe? Meine Mutter war vor ca. 18 Monaten nach einem Sturz im Krankenhaus. Von dort wurden sie, weil sie extreme Wahnvorstellungen hatte, in die geschlossene Psychiatrie überwiesen. Nach acht schlimmen Wochen wurde sie mit der Diagnose vaskuläre Demenz, Verdacht auf Korsakow-Syndrom und dem Hinweis, dass sie keinesfalls mehr allein leben sollte, entlassen. Seitdem bekommt sie keinen Alkohol mehr und verlangt auch nur noch selten danach.


    Die Frage nach dem Antrieb ist schwierig, ich vermute, vielleicht Schuld? Meine Mutter hat sich Zeit Lebens immer mit meinem Vater gestritten, zuletzt wurde es so schlimm, dass mein Vater, der warum auch immer alles für sie getan hat, völlig verzweifelt und am Ende war. Andererseits ist meine Mutter ein Mensch, der die Schuld, selbst wenn es offensichtlich war, immer auf andere geschoben hat. Und das ist eigentlich in der Demenz auch so geblieben.


    VG never20

    Einmal editiert, zuletzt von never20 () aus folgendem Grund: Änderung

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Never, jetzt möchte ich Ihre Nachfrage endlich aufgreifen.


    Wenn das Korsakow-Syndrom Folge einer Alkoholerkrankung ist, bleiben die alten (suchttypischen) Bewältigungsstrategien oder Persönlichkeitsformen noch lange erhalten.

    Weil das Lernen nicht mehr möglich ist, brauchen wir neben der Geduld, Gelassenheit und Liebe/ Empathie ein konsequentes Verhalten, - mit möglichst geringen Kraftaufwand und Konfliktpotenzial, es nützt ja nichts.

    Ich erinnere da gerne an den Film "täglich grüßt das Murmeltier" - ohne happyend.


    Eine zunehmende vaskuläre Demenz kann - im besten Fall - sogar positive Effekte haben, wenn die Vergesslichkeit die Erinnerungen oder Bewältigungen betrifft, die zu diesem unangenehmen Verhalten geführt haben.


    Mit dieser vereinfachten Erklärung gelingt uns vielleicht eine andere Beziehungsgestaltung durch mehr Gelassenheit mit einer doppelten Wirkung:

    Die Demenz verändert das Verhalten vielleicht - aber auf jeden Fall hilft unsere Erwartung und der Blick auf kleine positive Signale, dass auch das Verhalten besser wird? Ist das nachvollziehbar?

    Viel Klarheit und Gelassenheit, Ihr Martin Hamborg

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