Meine Mama ist neu im Pflegeheim

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Schwarzerkater,

    vielen Dank für diese schöne Geschichte! Nachrichten über positive Entwicklungen sind ja leider eher selten.

    Ihr Bericht macht vor allem deutlich, dass eine außerhäusige Versorgung auch positives bewirken kann, wenn es denn die richtige/passende ist.

    Vielleicht nimmt das einigen Lesern die Angst davor, ihren Angehörigen "abzuschieben", wenn es zu Hause nicht mehr geht.

    Die Schilderung der von Ihnen gefundenen "Einrichtung" macht aber auch deutlich, dass Sie hier wohl ein "glückliches Händchen" gehabt haben.

    Ich wünsche Ihnen, dass Sie weiterhin zufrieden mit Ihrer Entscheidung sind und sich der Zustand der Mutter weiterhin gut entwickelt.

    Beste Grüße von

    Klaus Pawletko

  • Das liest man wirklich gerne, Schwarzer Kater. Da freue ich mich wirklich. Solche Heime müsste es viel mehr geben.

    Das hätte meiner Schwiegermama sicher auch gefallen können, so wie Du das beschreibst.


    Dann hoffe ich für alle Beteiligten, dass das so weiter geht.


    Liebe Grüße

  • Hallo schwarzer Kater,

    Ich denke, solange es deiner Mutter gut/besser als vorher geht, wird es in puncto Traurigkeit gehen. Schwieriger, wenn sie eigentlich nachhause will, es aber nicht mehr geht, weil sie dort zuwenig geschützt und nicht adäquat betreut werden kann... dann kann man schon ziemlich in inneren Konflikt kommen. Und dafür ist es gut, wenn man für sich als betreuende Tochter/Sohn klar hat , was leistbar ist. Bei euch hat nun auch der Arzt den Wechsel angeraten, das nimmt etwas Verantwortung;)

    Demenz bedeutet eben ein Abschied in Raten, beinhaltet Trauer, bis man in die Phase der Akzeptanz kommt, was immer mal hin und her gehen kann.


    Meine Mutter hat zwischendurch mal gesagt, sie habe nun entschieden, dort im Heim zu bleiben, da war ich erleichtert, nach 2 Jahren immerhin. Letzte Woche rief sie mich an - hat sie seit Monaten nicht hinbekommen- sie sei nun wieder geimpft worden (3. Biontech), dann habe sie das erledigt, bevor sie bald wieder nachhause gehe. Ich habe erst gestutzt und dann bestätigt, dass sie das richtig gemacht habe... Vermutlich hält sie es besser aus, wenn sie sich was vormacht, das war vor der Demenz teils auch schon ihre Bewältigungsstrategie.


    Liebe Grüße

    Rose60

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Schwarzerkater,


    die Entwicklung ist wirklich erfreulich und schön zu lesen. Und es ist spürbar, wie erleichtert Sie darüber auch sind.
    Und ja, ich kann das aus eigener Arbeit ebenfalls bestätigen. So untypisch ist das nicht, dass sich die Dinge so entwickeln. Ich finde Ihre Beschreibung auch deshalb so wertvoll, weil immer wieder - meiner Erfahrung nach - mehr oder minder unterschwellig Angehörige unter Druck geraten, dass die Entscheidung zur Heimaufnahme quasi der "worst case" ist. Und das ist eben nicht wahr, sondern auch hier gibt es eine sehr große Erfahrungsbandbreite, ganz verschiedene Enwicklungen und Bedingungen.

    Alles Gute weiterhin.
    Es grüßt Sie

    Jochen Gust

  • Hallo schwarzer Kater,

    Das mit der Akzeptanz geht natürlich nicht wie einen Schalter umzulegen, ist ein längerer Prozess . Zum Lebensende stellen sich oft Krankheiten ein, die für die Angehörigen schwer mit anzusehen sind, das ist auch bei anderen Krankheiten so, die vllt mit starken Schmerzen verbunden sind oder Sprachlosigkeit mit klarem Verstand oder oder. Ich will da wahrlich nichts beschönigen, habe es aber bei meinem krebskranken Mann erlebt, dass es einen Punkt gab, wo ich innerlich eingewilligt habe, mit sehr starkem seelischen Schmerz, doch es wurde etwas leichter, weniger gegen die Unabwendbarkeit anzukämpfen. Also irgendwie das Beste daraus machen, solange die Stimmung nun besser ist, fällt es vllt leichter :)

    Liebe Grüße

  • Guten Abend Schwarzerkater,


    eure Geschichte kann ich zu 100% bestätigen. Es feut mich, das es hier auch solche Beträge gibt, die anderen Mut machen.

    Meine Mutter hat ihre letzten Lebensjahre auch im Pflegeheim verbracht, der Schritt dorthin war nicht leicht, im Ergebnis aber richtig.

    Gerade deine Schilderung zu den kommunikativen Veränderungen habe ich auch bei meiner Mutter mit freude registriert. Sie selber hat es manchmal noch bemerkt, wie schön diese Gemeinschaft ihren Lebensabend bereicherte.

    Mir hat es eine enorme Last genommen und ich bin heute sehr froh, dass es solche feinen Heime gibt.


    Gruß frase

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, auch ich habe mich sehr über Ihre Erfahrungen gefreut und möchte dazu einige Gedanken beitragen:


    Oft ist es ein hilfreicher Wendepunkt festgefahrener Muster - z.B. von Angebot und Nachfrage in der Hilfe zur Nahrungsaufnahme - wenn eine Austrocknung oder "Dehydratation" eine Klinikaufnahme erforderlich macht. In einer Krise ist die Bereitschaft zur Annahme von Hilfe immer am größten.


    Wenn dann schon im Krankenhaus die Mitarbeiter*innen in Beziehung gehen und mehr machen als üblich, ist das ein gutes Zeichen für die Zukunft: Wir lesen nicht oft, aber immer häufiger, z.B. dass Menschen mit Demenz mit in das oft so heilige Schwesternzimmer genommen werden.


    Dabei geht es immer um eine Wechselwirkung, d.h. der Mensch mit Demenz hat einen aktiven und wichtigen Part geleistet, konnte in Beziehung treten und wurde nicht selten zum Sympathieträger. So wie Sie, Schwarzer Kater Ihre Mutter beschreiben, kann ich mir das auch gut vorstellen.


    In ähnlichen Beispielen habe ich oft den Eindruck: Dieser Mensch braucht eine andere Form der Beziehungsgestaltung, um wieder aufzublühen und sich zu entfalten. Manchmal scheint es, als wachse dieser Mensch trotz oder wegen der Demenz noch einmal über sich hinaus und entfaltet neue tiefe innere Fähigkeiten zumeist auf der Gefühls- und Beziehungsebene. Ich bin sehr gespannt, ob Sie etwas ähnliches beobachten werden.


    Ihre ersten Erfahrungen im betreuten Wohnen bestätigten das, was in Zukunft politisch gewollt ist. "Neue Wohnformen" besonders wenn sie in einem Verbund - auch im quaisi-familiären Verbund wie in Ihrem Beispiel - organisiert sind, sollen besser ausgestattet werden, so das Fazit einer 1600-seitigen Evaluation, die Sie bei Qualtitätsausschuss der Pflege finden.


    In diesem Zusammenhang wurde auch ein umfangreiches Prüfverfahren entwickelt. Ich hoffe sehr, dass mit dieser Bürokratie nicht wieder das erstickt wird, was wir vor jahrzehnten als Aufbruch in der stationären Altenpflege erlebt haben. So werden heute in einem kleinen familiären Pflegeheim 9 Pflegebedürftige geprüft, immer noch fast ausschließlich die Dokumentation - obwohl sich alle wie in einer Familie kennen. In einem Heim mit 200 Bewohnern sind es auch 9 (und wie davon kennen sich?)


    Damit die Lebendigkeit und Beziehungsgestaltung im Heim trotz aller externen Anforderungen gefördert werden kann, haben wir seinerzeit im Auftrag von Ursula von der Leyen das IQM Demenz entwickelt, in dem sich neben der fachlichen Hilfe die gegenseitige Motivation für den Menschen trotz bürokratischer Windmühlen im Austausch und der Entwicklung untereinander entwickelt.


    Die ambulant organisierten neuen Wohnformen sind noch nicht so unter Druck - auch mit der Folge, dass nicht jede Demenz-WG von dem Geist getragen ist, der dieses Angebot so wertvoll macht. Herr Pawletko kann einiges dazu erzählen ...


    Ich weise immer mal wieder auf diese Zusammenhänge hin, weil es auch zusätzliche Motivation braucht, um eine Aufbruchstimmung zu halten.

    Die Anerkennung und Teilhabe von Angehörigen, Ärzt*innen und Therapeut*innen ist da besonders wichtig. Je mehr Sympathieträger es untereinander gibt, desto besser. Dies strahlt dann nach außen und es entstehen lebendige Nachbarschaften als eine Vision für die "inklusive Pflege", die Sie von dem ambulanten Dienst beschreiben!

    Danke für Ihren Beitrag, Ihr Martin Hamborg

  • Das klingt wie ein sechser im Lotto, Schwarzer Kater.


    Aufs und Abs wird es geben, aber die "Abs" wären Zuhause sicher schlechter aufzufangen als in dieser Gemeinschaft.


    Das Zuhause der Demenzkranken ist irgendwann recht diffus angelegt. Meist ist es das der Kindheit oder das aus mittleren Lebensjahren.

    Ich glaube sie brauchen diese Aussicht auf eine Heimkehr, um sich weiterhin an Ort und Stelle heimisch fühlen zu können. Meine Erfahrung ist die, dass das Heim auch irgendwann zu einer Heimat werden kann, ein Heim von mehreren Möglichkeiten.


    Das Heim liegt nicht zufällig in Rheinland-Pfalz? :)



    Liebe Grüße

  • Danke schwarzerkater für die Info.


    Ich werde mich auch weiter bei uns umschauen. Ich habe zwar schon ein einigermaßen gutes Heim gefunden, aber die Zimmer wären meiner Mama sicher zu klein.


    Liebe Grüße

  • Hallo schwarzer Kater,

    Da kann ich deine Skrupel total gut verstehen . Ich bin auch ein Mensch, der die Dinge lieber klar und ehrlich ausspricht. Das hat aber bei meiner Mutter einfach nicht mehr funktioniert, sie sieht es ja nicht ein, meint ja, sie könne alles noch allein, das wird in ihrer welt auch so sein. Daher ging es nur mit Vertröstung "wir schauen mal ", "...wenn dir wieder besser geht" - das ging mir auch völlig gegen den Strich, meine Mutter konnte damit aber ruhiger leben.

    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, mir kommt noch ein Gedanke zur "Wahrheit":

    Gerade in der Demenz liegt die Wahrheit oft hinter den Worten. Oft sind es Bedürfnisse, Interessen oder Antriebe wie das Pflichtgefühl, die aus der subjektiven also ganz persönlichen inneren Welt heraus ausgedrückt werden.

    Das Verständnis und der Trost dafür ist oft viel wertvoller als die Diskussion über eine Entscheidung - über die auch ein Mensch mit Demenz immer wieder nachdenken darf - nur braucht er oder sie eigentlich keine Rechtfertigung sondern Verständnis oder?

    Ihr Martin Hamborg

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