Fentanylpflaster bei Lewy-Body-Demenz

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  • Ein Hallo an Alle hier.


    Informationen hole ich mir aus diesem Forum schon eine ganze Weile. Zum Schreiben komme ich leider wenig, es bleiben wenig Zeitlücken, die mich einen Austausch vertiefen lassen.


    Jetzt habe ich mich wegen einer konkreten Frage angemeldet:


    Kann das Medikament FENTANYL AL bei einem Lewy-Body-Demenzkranken ähnliche Reaktionen auslösen wie das Medikament MELPERON?

    Ein Neuroleptikum ist es ja nicht.


    Trotzdem beobachte ich nach der ersten Anwendung eines FENTANYLPFLASTERs gleiche drastische Ausfälle, wie bei diesem Medikament MELPERON:

    Zusammensacken, Verlust, der Sprechfähigkeit und des Verstehens, Verlust der Koordinationsfähigkeit von Händen und Füßen und Mund, Aufforderungen nicht mehr umsetzen können, Einstellen von Essen und Trinken. Und so manches mehr.


    Das zweite Pflaster habe ich nicht gegeben. Die Einschränkungen gehen inzwischen, sehr langsam, zurück, Essen und Trinken gelingt wieder, wenn auch deutlich reduziert, das Sprechen formt sich, etc.


    Meine Überlegung: war das nun ein drastischer Schub, oder die Reaktion auf das Medikament.


    Auch wenn ich mich mit meinem Hausarzt über diesen Verlauf in Verbindung setzen werde, Informationen hier aus diesem Forum dazu sind mir sehr hilfreich.


    Herzliche Grüße anna50

  • Hallo Anna50,

    ich kann leider nichts dazu schreiben, wie sich Fentanyl AL im Zusammenhang mit Lewy-Body-Demenzkranken auswirkt. Aber die Symptome, die Sie schildern, zählen schon zu den „normalen“ Nebenwirkungen von Fentanyl, die sehr vielseitig sind, von allgemeiner Schwäche, Orientierungslosigkeit, Gedächtnis-, Sprach- und Bewusstseinsstörungen , Appetitlosigkeit, Verstopfungen, Schlaflosigkeit oder Schläfrigkeit, Verwirrtheit und Halluzinationen, Herzprobleme, bis hin zur Atemnot u.v.m.


    Meine Mutter wurde aufgrund ihrer Krebserkrankung mit Fentanyl behandelt. Die Einstellung erfolgte im Krankenhaus. Am Anfang hatte sie auch Nebenwirkungen (Sprachstörungen, Appetitlosigkeit, Schläfrigkeit, Halluzinationen). Nach längerer Verabreichung sind diese bis auf die Schläfrigkeit verschwunden, die war m.E. aber auch auf die Erkrankung selbst zurückzuführen. Zu dem Fentanyl musste Macrogol zur Verhinderung einer Verstopfung verarbreicht werden.


    Nach 3 Tagen ist es natürlich schwierig Nutzen und Nebenwirkung gegeneinander abzuwägen. Manches braucht halt auch seine Zeit, um zu Wirken.


    Was hat denn der behandelnde Arzt zu den Nebenwirkungen und zu dem abrupten Absetzen gesagt (Fentanyl soll eigentlich langsam gesteigert und auch langsam wieder ausgeschlichen werden)? War vllt. die Anfangsdosierung zu stark?


    Wünsche Ihnen und Ihrer Mutter alles Gute

    Hühnen

  • Hallo Hühnchen.


    Vielen Dank für Ihre Antwort. In ihr sind für mich wichtige Informationen enthalten. Ich glaube, dass sich damit in mir geordnete Fragen entwickeln und objektiver handeln kann.


    Ich hatte zwar den Beipackzettel dieses Medikamentes durchgelesen, die dort beschriebenen Nebenwirkungen aus Erfahrungen mit anderen Medikamenten aber nicht so ernst genommen. Hier sind die Nebenwirkungen aber ernst. Also echt heftig. Im Grunde genommen steht man vor der Entscheidung zu diesem Mittel zwischen Pest und Cholera.

    Von meiner Gefühlsebene gesehen lässt sich sein akuter Zustand unter dem Medikament so formulieren: „Ich glaube, ich habe ihn schon verloren. Auch wenn er noch lebt.“ Zu Ihrer Information, es dreht sich um meinen Mann.


    Wichtig ist mir ihre Erfahrung, dass sich offensichtlich nach einer Zeit der Einstellung und Gewöhnung diese Nebenwirkungen entschärfen. Und die Überlegung, dass die Einstiegsdosis eine Rolle spielen könnte.


    Das Gespräch mit dem Hausarzt findet kommende Woche statt. Ich glaube, ich kann jetzt ruhiger mit dem Arzt überlegen, wie mit der Situation umzugehen ist.

    Dieses Pflaster mit der niedrigsten Dosis hatte ich einmal aufgeklebt und es dann gelassen. Ich denke, ein Ausschleichen war noch nicht nötig. Meines Mannes Halluzinationen, waren vorher, während und nachher heftig, scheinen also unabhängig von dem Medikament aktiv zu sein. Sie haben sicher recht, drei Tage reichen nicht, um ein klares Bild entstehen zu lassen.


    Ich bin jetzt zuversichtlicher. Auch weil ich das Geschehen besser einschätzen kann. :thumbup:


    Danke auch für die guten Wünsche. :)


    Anna

  • Hallo Anna,

    Mein verst. Mann hatte während Krebserkrankung monatelang fentanylpflaster und hat die ersten Tage sehr heftig darauf reagiert, besonders mit erbrechen und übelkeit, totaler Erschöpfung. Das hat sich nach ein paar Tagen gegeben und es wirkte dafür gut gegen starke Schmerzen, wie es gedacht war.

    Von daher würde ich es auch mit dem jeweiligen Arzt absprechen, ob/wie einschleichen und weiter verfahren. Wichtig ist auch , dass es nicht mit krasser Wärme wie z.b. Wärmflasche in Berührung kommt wegen Wirkverstärkung .

    Alles Gute für Sie und Ihren Mann

    Rose

  • Hallo Rose,

    auch Ihnen vielen Dank.

    Sie verstärken den Eindruck, den ich aus der Antwort von der Wirkweise dieses Pflasters gewonnen habe. Mir ist damit viel von dem ersten Schrecken genommen. Nach anfänglicher heftiger Reaktion scheint der Körper zu lernen, damit umzugehen und den Wirkstoff im gedachten Sinn zu nutzen.

    Letzten Endes kommt es doch darauf an, dass mein Mann mit weniger Angst und Schmerzen das Leben, das er hat, nutzen kann.

    Auch wenn das rationale, zielgerichtete Denkvermögen stark eingeschränkt ist, besteht nach wie vor ein tragfähiger Kontakt, den ich nicht vor der Zeit zerstört sehen möchte. Nach Euren Informationen scheint das nicht zu geschehen.

    Was ich nach dem oben Beschriebenen aus Euren Antworten sicher gewonnen habe, ist die Übersicht über meine unterschiedlichen Ängste und Wünsche, die ich jetzt im Kontakt mit dem Arzt besprechen kann.

    Im Moment habe ich die Vorstellung, dass wir mit einer niedrigeren Dosis erneut einsteigen können. Denn seine Schmerzen werden auch mit der Physiotherapie, die er jetzt bekommt, nicht aufzuheben sein.


    Danke auch für das ‚Alles Gute‘ und herzliche Grüße :)

    Anna

  • Liebe Anna,

    Das klingt nach einem guten Plan. Den Partner leiden zu sehen und Stück für Stück auf dem Weg abwärts zu begleiten ist nochmal eine ganz andere, sehr kräftezehrende Belastung.. ich wünsche Ihnen, dass Sie immer wieder gute Unterstützung bekommen.

    Liebe Grüße

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