Wieder einen erfolglosen Hilfeversuch gestartet

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  • Hallo zusammen,

    meine Mutter hat Demenz u. lässt keine fremde Hilfe zu...mein Papa belastet dies sehr u. er hat immer wieder depressive Phasen (was ich vollkommen verstehen kann). Der Haushalt sieht oft dreckig aus, aber meine Mutter hat die Vorstellung wie vor 30 Jahren, das sie das alles noch selber schafft ( was definitiv nicht stimmt). Körperpflege wie duschen gibt es auch keine (ich sehe es immer wenn sie einen dreckigen Hals hat bzw. man es riecht)...lt. ihr macht sie das alles. Es ist extrem zermürbend dies mitanzusehen bzw. meinen überforderten Papa zu sehen u. einfach jeder Versuch externe Hilfe zu organisieren scheitert. Mein Papa würde sich auch dringend etwas Luft wünschen, zB. das jemand mit ihr mal spazieren geht, weil meine Mutter sich nur auf ihn stützt Ich bin der fast einzige regelmässige soziale Kontakt von beiden...sie haben sich in den letzten Jahrzehnten sehr zurückgezogen, obwohl meine Mama früher ein sehr sozialer Mensch war. Jetzt macht ihr jede neue fremde Person Angst.

    Gestern Abend wollten Papa u. ich sie etwas darauf vorbereiten das nächste Woche jemand vom Mobilen Hilfsdienst kommt um bzgl. Unterstützung zu reden. Sie hat angefangen dermaßen zu heulen, hat gemeint dann macht sie den Haushalt zuwenig gut, sie würde dann fortlaufen bzw. dann möchte sie sterben wenn sie nur noch eine Last sei u. früher habe sie auch hart gearbeitet. Sie kommt nur noch mit der Vergangenheit, ihr logisch zu erklären das es jetzt nicht mehr so ist funktioniert wie früher, kann sie nicht mehr verstehen. Was kann ich da moch machen? Mich belastet es sehr, erwarte dazu noch ein Baby u. habe auch Bedenken dass dieser emotionale Stress für mich (uns) Gift ist.

    Gibt es irgendwas gibt das ich noch machen kann?

  • Hallo Sunflower,


    dies habe ich in einer ähnlichen Form erfahren.


    Welchen Pflegegrad hat die Mutter?


    Falls sie bereits Pflegegrad zwei hat, würde ich versuchen, eine Seniorenbetreuerin zu engagieren, entweder über einen Seniorenservice oder über eine entsprechend gut aufgesetzte Annonce.


    Hilfe nehmen Demenzkranke oftmals ungern an, weil sie dadurch noch mehr mit dem eigenen "Nicht mehr können" konfrontiert werden. Das Selbstwertgefühl sinkt bei der Vorstellung in den Keller.


    Deshalb ist es wichtig, dem Demenzkranken, bei der Akzeptanz, der neuen Person zu helfen, damit es demjenigen leichter fällt, Hilfe anzunehmen.


    So kann man eine Seniorenbetreuerin als einen Besuch von der Pfarrei ausgeben oder als eigene Kollegin. Die Pfarrei finde ich noch am Besten, denn wenn es nicht passt, dann kann auch jemand anderer dann kommen. Dann hat dann einfach das Personal gewechselt.


    Man braucht hier oftmals viel Geduld und die Chemie muss weitgehend stimmen. Ich habe so manche Seniorenbetreuerin gehabt. Nach ein, zwei Fehlversuchen hat es dann doch geklappt.

    Und wenn dann ein gewisses Vertrauen aufgebaut worden ist, dann können auch das Duschen und einige Handgriffe im Haushalt akzeptiert werden.


    Hilfreich ist es, wenn man bei der ersten Begegnung dabei ist. Hilfreich ist auch, dass die Situation so normal wie möglich gestaltet wird.

    Hilfreich ist, wenn man nicht gleich bei der ersten Ablehnung aufgibt. Wenn man merkt, die Demenzkranke fühlt sich weitestgehend wohl und angenommen und es kommen aber trotzdem gewisse Bedenken, wie: Die nistet sich bei mir ein, die will nur mein Geld usw., dass man hier so locker wie möglich sagt, nein, die hat selbst genug Geld, die macht das gerne, weil ältere Menschen nach so viel geleisteter Arbeit, es verdient haben, dass man einfach mal vorbeischaut usw. So oder so ähnlich könnte es dann gehen.

    Mit der Zeit kann das besser werden.


    Ich habe zum Schluss eine Perle gehabt, zu der ich selbst eine freundschaftliche Beziehung gehabt habe. Sie hat für uns zur Familie gehört, quasi. Auch die Demenzkranke hat sie dann wie ein Familienmitglied akzeptiert.


    Liebe Grüße

  • Sie hat Stufe 2. Sie akzeptiert niemand fremden, egal ob ich sagen würde es ist meine Freundin oder sonst jemand.

    Auch haben wir schon versucht ihr zu sagen das jemand für meinen Papa kommt... akzeptiert sie auch nicht bzw. sie meint brauchen sie nicht, sie sind ja noch zu zweit.

    Die einzige Chance wo ich sehe wäre es auf biegen und brechen durchzusetzen. Dann wäre aufeinmal jemand da ohne ihr vorher etwas zu sagen. Dann gibt es ein riesen Drama, aber meine einzige Hoffnung ist das dies sich dann mit der Zeit legen würde. Ob es der richtige Weg ist weiss ich nicht.

    Der Mobile Hilfsdienst (Seniorenbetreuung) meinte beim letzten Versuch, dass man sie nicht zwingen kann u. sie lehnt ja jegliche Hilfe ab bzw. lehnt sich nur auf meinen Vater.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Sunflower82,

    das Dilemma, das Sie schildern, ist vielen Angehörigen von Demenzkranken bekannt.

    In der Begleitung von Menschen mit Demenz kommt immer irgendwann der Punkt, an dem die Angehörigen Dinge durchsetzen müssen, die dem Erkrankten nicht gefallen.

    Im besten Fall funktioniert es mit "Tricks", indem man z.B. ein "Entspannungsbad" vorschlägt oder die Hygiene mit medizinischen Notwendigkeiten verknüpft.

    Das grundsätzlichere Problem besteht darin, ob Sie die Autorität sein wollen oder können, die die notwendigen Maßnahmen durchsetzt. Gerade angesichts Ihrer Schwangerschaft sollten Sie sich fragen, ob es nicht sinnvoll sein könnte, Unterstützung durch einen Betreuungsverein zu erwägen. Ein Blick von Außen kann dabei hilfreich sein.

    Das muss ja nicht bedeuten, dass Sie die gesamte Verantwortung abgeben. Sie können immer aushandeln, welche Verantwortungsbereiche eine rechtliche Betreuerin übernehmen soll - und welche nicht.

    Wichtig ist, dass Sie sich selbst und Ihren Vater stabilisieren, denn Sie werden für unbestimmte Zeit einer großen Belastung ausgesetzt sein.

    Dabei ist es nicht nur legitim, sondern auch vernünftig, die Belastung für Sie Beide soweit als möglich zu reduzieren.

    Sie sollten so einen Schritt - falls er für Sie überhaupt in Frage kommt - mit Ihrem Vater besprechen, denn Sie beide müssen die Situation ja gemeinam meistern. So lange Sie beide halbwegs stabil sind, kann die Versorgung zu Hause auch noch lange Zeit gelingen. Sie sollten sich aber auch Gedanken machen, was passiert, wenn einer von Ihnen beiden ausfällt (z.B. durch Krankheit) oder die Balastung unerträglich wird.

    Keine angenehmen Themen, aber hilfreich, sie schon einmal besprochen zu haben, damit Sie nicht unvorbereitet sind, wenn der Krisenfall eintritt.

    Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie viel Kraft und alles Gute!

    Klaus Pawletko

  • Vielen Dank für Ihre Tipps!

    Das mit dem baden habe ich schon öfters so mit ihr gemacht, alles kein Problem solange ICH das mache (ist jetzt aufgrund der Schwangerschaft nicht mehr möglich).

    Das Problem ist das die Seniorenbetreuung in unserer Region da nicht mitspielt...sie sagen wenn sie nicht will, kann man nichts machen. Mein Vater wäre auch einverstanden es versuchen durchzudrücken...nur wenn die Hilfsorganisationen da nicht mitmachen dann sind uns die Hände gebunden. Ich bin überfordert die Autoritätsperson zu sein.

  • Das klingt schwierig.


    Meine Erfahrung ist auch die, dass die Demenzkranke vielleicht noch nicht so weit ist. Manchmal wird nach einem Krankenhausaufenthalt mehr zugelassen.

    Das ist ein sehr schwacher Trost, ich weiß. Denn im Grunde wäre es jetzt schon gut, wenn sie Hilfe annehmen würde. Es hört sich jedoch nicht so an, als sei hier noch etwas zu machen, wobei manchmal doch etwas geht, je nach Pflegedienstmitarbeiter ect.

  • Hallo,


    mein Tipp wäre noch die Alzheimer Gesellschaft, die auch diese Seniorenbegleiter anbietet. Auch der sozialpsychiatrische Dienst des Landkreis erteilt gute Ratschläge und kennt ggf. Adressen.

    Ansonsten habe ich das alles, was Sie schildern genauso erlebt und bin auch an allem gescheitert. Versuchen Sie Ihren Vater so gut es geht zu unterstützen. Wie sieht es den mit dem Thema Aggressionen aus? Insbesondere hier braucht Ihr Vater eventuell Hilfe, denn da kann man sich nicht so leicht gegen wehren.

    Alles Gute und viel Kraft.

  • Hallo sunflower82_,


    mein Mitgefühl für deine Situation.

    Könnt ihr vielleicht versuchen die Pflegehilfe als Hilfe für deinen Vater auszugeben? Vielleicht nach dem Argument "Papa kannst du allein nicht stützen, der ist für dich zu schwer?" ist die HIlfe dann da hat sie halt nichts zu tun weil dein Papa alles allein geschafft hat ;-). Aber es wäre ja schade das "Geld" ungenützt zu lassen also könnte die auch deiner Mama helfen? Das Geld Thema funktioniert wohl bei vielen Dementen als Trigger (bei meinem Papa z.B.) So könnte man vielleicht versuchen wenigstens eine kleine Hilfe zu installieren.


    Bei Bekannten (hier sind die Eltern aber nicht dement sondern "nur" gebrechlich) hat es über diesen Weg funktioniert.

  • In der Begleitung von Menschen mit Demenz kommt immer irgendwann der Punkt, an dem die Angehörigen Dinge durchsetzen müssen, die dem Erkrankten nicht gefallen.


    Dieser Satz wird wohl mein Jahresmotto für 2022.


    Sunflower, ich kann mir vorstellen, wie hart es für Dich und Deinen Vater ist! Wir sind in einer ähnlichen Situation; mein Vater ist auf einer ähnlichen frühen Demenz-Stufe wie Deine Mutter. Er hat keinerlei Krankheitseinsicht und lehnt alle Hilfe ab.


    Ich habe ihm die letzten eineinhalb Jahre eigentlich alles abgenommen, was er früher gemacht hat (Finanzen, Banken, Steuern), und zwar alles heimlich, weil er sich sonst wehren würde. Er denkt, er macht das alles noch selbst. Es ging eigentlich gut, ihn vor sich hinwurschteln zu lassen, aber jetzt lässt es mit der Körperhygiene usw auch nach. Ich bemerke bei meiner Mutter, dass sie den Stress nicht mehr aushält -- sie hat ständig irgendwelche psychosomatischen Probleme, schläft nicht, Magenschmerzen, Ohrensausen usw usf, und hat einen Putzfimmel entwickelt.


    Daher denke ich, dass auch bei uns die Zeit für Hilfe von Aussen gekommen ist. Das Problem hierbei, meine Mutter hat schon eine Putzfrau, die einmal die Woche vier Stunden vorbeikommt. Mein Vater denkt natürlich, die klaut, und bevor sie kommt werden alle Schlüssel usw versteckt. Somit nimmt die Frau meiner Mutter 4 Stunden Putzen ab, aber dafür suchen wir dann 4 Stunden lang Schlüssel.


    Zum Glück gibt es bei uns eine tolle Beratung, mit der ich einige Male gesprochen habe, und wo meine Mutter zu einer Angehörigengruppe geht. Der Tenor der Empfehlung dort ist einfach, "man muss es versuchen mit der Hilfe und sehen, wie er reagiert." Wobei eigentlich alle Horrorstories haben; eine Familie ist jetzt innerhalb gut eines Jahres bei der sechsten Kraft aus Osteuropa (eine hat gesoffen und geklaut, zwei sind einfach verschwunden). Wir werden es wohl bald probieren, aber es klingt für mich durchaus so, als würde man sich da viele neue Probleme ans Bein binden. Insofern ist natürlich die Versuchung groß, es weiter laufen zu lassen, zumal mein Vater eigentlich happy ist, wenn man ihn nicht korrigiert und machen lässt, was er will.


    Für Deine Schwangerschaft wünsche ich Dir alles Gute! Es ist wichtig, dass Du auf Dich selbst Acht gibst, auch wenn es schwer ist, die Eltern nicht so 100%ig zu versorgen, wie Du das gerne machen würdest. Ich denke in letzter Zeit immer mal wieder darüber nach, welche Opfer man selbst bringen kann oder sollte, um es den Eltern (gerade Demenzlern!) zu ermöglichen, so zu leben, wie sie sich das vorstellen.

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