Liebe Forum-Mitglieder,
bei meiner Schwester (65) wurde im Mai 2020 eine beginnende Alzheimer Demenz diagnostiziert. Sie lebt allein und ich bin die einzige Verwandte, die sich kümmert. Allerdings wohne ich 50 km entfernt und besuche sie daher nur einmal pro Woche.
Der Verlauf der Demenz ist nicht so rasant wie befürchtet. Mit Hilfe einer Frau, die mit ihr einkaufen fährt und meiner Unterstützung, die ich mich um alles Organisatorische, Finanzielle, Arzttermine, Behördenangelegenheiten etc. kümmere, kommt sie noch ganz gut zurecht, solange ihr nichts "Stress macht". In letzter Zeit klappt es allerdings mit der Medikamenteneinnahme (wegen einer Angststörung auch Psychopharmaka) nicht mehr 100%ig. Die Unterstützung durch einen Pflegedienst lehnt sie aber ab. Am Anfang durfte ich ihr die Tabletten immer für eine Woche vorbereiten, aber das darf ich nun nicht mehr. Sie möchte möglichst "alles, was sie noch kann, selbst machen". Das halte ich grundsätzlich für eine gute Idee, das Problem ist nur, dass sie nicht mehr richtig einschätzt, was sie kann und was nicht. Das nachlassende Gedächtnis, die schlechte Orientierung und die zunehmende Schwierigkeit, komplexere Sachverhalte zu verstehen, werden immer auffälliger. Insgesamt ist es ihr am Anfang leichter gefallen, Hilfe anzunehmen, als jetzt.
Nun zu meinem akuten Problem: Meine Schwester ist immer sehr gerne nach Mallorca gereist. Eine Freundin von ihr ist im letzten Jahr zwei Mal mit ihr dorthin geflogen, weil sie das so gerne "noch ein letztes Mal" wollte. Allerdings gab es auf beiden Reisen so große Probleme - u.a. mit der Orientierung - , dass die Freundin das nicht mehr machen möchte. Ich bin im Herbst 2021 auch mit ihr verreist und es war schrecklich, weil sie sich in der Ferienwohnung überhaupt nicht zurecht fand und dadurch unter schlimmen Panikattacken litt.
Weil niemand mehr mit ihr nach Mallorca reisen möchte, hat sie sich nun in den Kopf gesetzt, allein dorthin zu fliegen. Ich habe versucht, ihr meine Bedenken und Befürchtungen zu erklären, aber sie wischt alles vom Tisch. Ich glaube nicht, dass sie es überhaupt schafft, einen Flug und eine Unterkunft zu buchen, aber wenn doch?
Hat jemand von Euch vielleicht Erfahrung mit diesem Thema und ähnlichen Situationen, in denen es letzten Endes um Selbstbestimmung einerseits und Fürsorgepflicht andererseits geht?
Liebe Grüße,
Sabida