Alles anzeigenNochmal Hallo in die Runde,
Zu der Psychiaterschelte muss ich doch noch etwas sagen:
Natürlich gibt es gute und nicht so hilfreiche Ärzte für diese sehr schwer zu behandelnden Menschen und das "richtige" und wirksame Medikament muss oft als Heilversuch erprobt werden.
Deshalb ist der exakte Bericht des Verhaltens und der Stimmungslage so wichtig.
Auch ich würde in einer solchen Beratung auch einen Vertrag vorschlagen. Wird er erinnert, ist tatsächlich eine kleine Veränderung möglich. Wird er vergessen, bietet er zumindest den Pflegenden das Gefühl richtig und überzeugt im Sinne einer Patientenverfügung zu handeln.
Ihr Martin Hamborg
Hallo Herr Hamborg! Vielen Dank für die einfühlsamen Worte und Ihre Empfehlungen!
Zum Ihren Anmerkungen in Sachen Ärzteschelte muss ich sagen, dass die Psychiaterin, die den Vertrag aufgesetzt hat, auf mich eigentlich einen super Eindruck gemacht hat. Sie hat sich vorab fast eine Stunde lang mit mir unterhalten, und sich dann beim Termin mit meinem Vater auch nochmal wirklich viel Zeit genommen. Ich denke auch, sie wird registriert haben, dass er obwohl er ja vorgibt, vielbeschäftigter Geschäftsmann zu sein, er nicht erzählen konnte, wie er seinen Tag verbringt, was er vor der Rente gearbeitet hat, usw. Das mit dem Vertrag verstehe ich schon irgendwie; was ich halt blöd finde ist, dass wir auf den nächsten Termin einen Monat warten müssen, obwohl die Sache mit dem Vertrag sich nach wenigen Minuten erledigt hatte. Also ein weiterer qualvoller, verschenkter Monat. Ich habe jetzt aber am Mittwoch nochmal allein bei ihr einen Kurztermin, bei der ich ihr meine Beobachtungen schildern werde und darum bitten werde, dass sie uns bei der Unterbringung hilft oder auf jeden Fall entsprechende Kontakte herstellt. Ich denke, es ist eine sehr engagierte und nette Ärztin, und habe viel größere Hoffnungen als bei den anderen Ärztinnen, die wirkliche Pfeifen waren -- die eine Neurologin unterhielt sich vielleicht 5 Minuten mit meinem Vater, schrieb dann einen völlig unrealistisch positiven Befundbericht, und wimmelte uns dann ab, selbst als ich ihr schrieb, wir bräuchten Hilfe, weil mein Vater meine Mutter gewürgt und bedroht hat.
Welche Schlussfolgerungen haben Sie aus dieser Extrem-Erfahrung gezogen?
Wäre es möglich, dass Sie Ihren Vater in einer solchen Situation in eine Gerontopsychiatrie bringen können?
Können Sie sich von den Ärzten*innen dort vorab beraten lassen?
Die Alternative ist ein Heim, in dem er Mitbewohner*innen findet, für die seine Anhänglichkeit hilfreich wäre.
Zusätzlich zu meinem Termin bei der "Vertrag" Psychiaterin am Mittwoch werde ich morgen mit der Dame von der Demenz-Beratung sprechen. Die kennt uns ja sehr gut, hat meine Mutter schon ein Dutzend+ Mal gesehen (im Angehörigen-Kurs und Gruppen), und hat auch meinen Vater schon einige Male getroffen. Werde mir mal anhören, was sie für Empfehlungen hat; vielleicht kann sie ja eine Verbindung zur Gerontopsychiatrie herstellen.
Zum Thema hilfreich für Mitbewohner möchte ich noch etwas ergänzen, was ich in meinen Schilderungen bisher vergessen habe: Mein Vater ist unheimlich hilfsbereit. Z.B.: man fährt an einem alten Mann mit Rollator vorbei, und er sagt erst irgendeinen Blödsinn, "den kenn ich, der hatte einen Traktorunfall," aber dann tut der Mann ihm unheimlich leid und er möchte ihm helfen ("sollen wir nicht anhalten und den mitnehmen"). Auch als wir am Freitag beim Orthopäden waren (wo er ja kaum gehen konnte), ist er dann wieder aus dem Aufzug raus, um einem gebrechlichen älteren Ehepaar mit Rollator die Praxistür aufzumachen. Insofern haben Sie Recht, ein Heim mit gebrechlichen Mitbewohnern könnte ihm eine Aufgabe geben, die ihm jetzt ja fehlt. Er möchte sich ja nützlich machen, was sich aber halt jetzt im Anschauen von Kontoauszügen von anno dazumal und Nerven meiner Mutter ("brauchst du was, kann ich dir was einkaufen") ausdrückt.
Und auch noch mal vielen Dank an schwarzerkater, Rose, und alle Anderen, die geschrieben haben! Ich hoffe, Ihr habt/hattet ein schönes Wochenende!