Demenz und Alkohol

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  • Hallo Herr Hamborg! Vielen Dank für die einfühlsamen Worte und Ihre Empfehlungen!


    Zum Ihren Anmerkungen in Sachen Ärzteschelte muss ich sagen, dass die Psychiaterin, die den Vertrag aufgesetzt hat, auf mich eigentlich einen super Eindruck gemacht hat. Sie hat sich vorab fast eine Stunde lang mit mir unterhalten, und sich dann beim Termin mit meinem Vater auch nochmal wirklich viel Zeit genommen. Ich denke auch, sie wird registriert haben, dass er obwohl er ja vorgibt, vielbeschäftigter Geschäftsmann zu sein, er nicht erzählen konnte, wie er seinen Tag verbringt, was er vor der Rente gearbeitet hat, usw. Das mit dem Vertrag verstehe ich schon irgendwie; was ich halt blöd finde ist, dass wir auf den nächsten Termin einen Monat warten müssen, obwohl die Sache mit dem Vertrag sich nach wenigen Minuten erledigt hatte. Also ein weiterer qualvoller, verschenkter Monat. Ich habe jetzt aber am Mittwoch nochmal allein bei ihr einen Kurztermin, bei der ich ihr meine Beobachtungen schildern werde und darum bitten werde, dass sie uns bei der Unterbringung hilft oder auf jeden Fall entsprechende Kontakte herstellt. Ich denke, es ist eine sehr engagierte und nette Ärztin, und habe viel größere Hoffnungen als bei den anderen Ärztinnen, die wirkliche Pfeifen waren -- die eine Neurologin unterhielt sich vielleicht 5 Minuten mit meinem Vater, schrieb dann einen völlig unrealistisch positiven Befundbericht, und wimmelte uns dann ab, selbst als ich ihr schrieb, wir bräuchten Hilfe, weil mein Vater meine Mutter gewürgt und bedroht hat.


    Welche Schlussfolgerungen haben Sie aus dieser Extrem-Erfahrung gezogen?

    Wäre es möglich, dass Sie Ihren Vater in einer solchen Situation in eine Gerontopsychiatrie bringen können?

    Können Sie sich von den Ärzten*innen dort vorab beraten lassen?


    Die Alternative ist ein Heim, in dem er Mitbewohner*innen findet, für die seine Anhänglichkeit hilfreich wäre.

    Zusätzlich zu meinem Termin bei der "Vertrag" Psychiaterin am Mittwoch werde ich morgen mit der Dame von der Demenz-Beratung sprechen. Die kennt uns ja sehr gut, hat meine Mutter schon ein Dutzend+ Mal gesehen (im Angehörigen-Kurs und Gruppen), und hat auch meinen Vater schon einige Male getroffen. Werde mir mal anhören, was sie für Empfehlungen hat; vielleicht kann sie ja eine Verbindung zur Gerontopsychiatrie herstellen.


    Zum Thema hilfreich für Mitbewohner möchte ich noch etwas ergänzen, was ich in meinen Schilderungen bisher vergessen habe: Mein Vater ist unheimlich hilfsbereit. Z.B.: man fährt an einem alten Mann mit Rollator vorbei, und er sagt erst irgendeinen Blödsinn, "den kenn ich, der hatte einen Traktorunfall," aber dann tut der Mann ihm unheimlich leid und er möchte ihm helfen ("sollen wir nicht anhalten und den mitnehmen"). Auch als wir am Freitag beim Orthopäden waren (wo er ja kaum gehen konnte), ist er dann wieder aus dem Aufzug raus, um einem gebrechlichen älteren Ehepaar mit Rollator die Praxistür aufzumachen. Insofern haben Sie Recht, ein Heim mit gebrechlichen Mitbewohnern könnte ihm eine Aufgabe geben, die ihm jetzt ja fehlt. Er möchte sich ja nützlich machen, was sich aber halt jetzt im Anschauen von Kontoauszügen von anno dazumal und Nerven meiner Mutter ("brauchst du was, kann ich dir was einkaufen") ausdrückt.


    Und auch noch mal vielen Dank an schwarzerkater, Rose, und alle Anderen, die geschrieben haben! Ich hoffe, Ihr habt/hattet ein schönes Wochenende!

  • Hallo OiOchia,

    Ich wünsche euch von Herzen, dass es bald zu einer hilfreichen Veränderung kommt.

    Ich kann Hr. Hamborg zustimmen insofern als auch meine Mutter als immer schon große "Kümmerin" im Pflegeheim schnell ihre bewährte Rolle eingenommen hat und sich um einige Menschen liebevoll gekümmert hat, die ihr teilweise ihren Frust mitgeteilt haben, sie hat mehrmals andere gefüttert (sollte sie allerdings nicht wegen evtl. Verschlucken) U.ä. also sie fühlte sich dann wichtig, wollte bei mir trotzdem nachhause, aber egal, eine Zeitlang ist sie darin aufgegangen.

    Von daher ist das Heim wahrlich nicht worst Case.

    Liebe Grüße

  • Hatte heute einen Termin mit der Psychiaterin, die den Vertrag aufgesetzt hatte.


    Ich hatte ihr vor 2 Wochen zum Thema Vertrag eine Nachricht geschickt und dann noch mal einen Bericht meiner Erfahrungen der letzten Woche (=ungefähr meine Beiträge hier). Sie hat sich heute eine dreiviertel Stunde für mich Zeit genommen und alles durchgesprochen. War echt super!


    Sie hat vorher bei einer Münchner Gerontopsychiatrie angerufen. Die sind bis zum Platzen voll und würden meinen Vater nur nehmen, wenn er z.B. von der Polizei gebracht würde. Sie meinte dazu natürlich auch, die Polizei würde ihn nach einer Ehestreitigkeit NIE mitnehmen, so wie er sich gibt. Sie hat mir dann Neuroleptika verschrieben, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich schon davon ausgehe, dass mein Vater die einnimmt, wenn meine Mutter sie ihm gibt. Sie meinte dann, auch in der Psychiatrie würde eigentlich in erster Linie nur dafür gesorgt, dass er seine Pillen nimmt.


    Sie hat dringend empfohlen, eine rechtliche Betreuung einzuleiten. Da muss ich mich einarbeiten. Dachte, ich könne mit meiner notariellen Vollmacht eigentlich alles machen, aber gegen seinen Willen irgendwo einweisen geht nur übers Amtsgericht. Sie meint, wir sollten dringend einen geschlossenen Heimplatz suchen, und dafür braucht's natürlich auch noch eine Pflegestufe. Sie wird mir da entsprechende Befunde schreiben.


    Jetzt versuchen wir's mal bis zum Termin meines Vaters am nächsten Mittwoch mit Neuroleptika. Bin auf jeden Fall heilfroh, sie zu haben, denn sie scheint super engagiert und hilfsbereit. Drückt uns die Daumen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo OiOcha, es freut mich sehr, wie jetzt alles in eine gute Richtung gehen kann und die Ärztin mit Ihnen gemeinsam diesen Weg geht und sich viel Zeit nimmt. Für die Betreuung wird noch ein Psychiater und ein Richter kommen, für den die Einschätzung der Kollegin wichtig ist, um Fehlentscheidungen zu vermeiden. Sie haben ja auch sehr viel Material gesammelt.


    Es ist gut möglich, dass Ihr Vater in einer anderen Situation den Alkohol vergessen wird und in charmanter Fürsorglichkeit seine eigene Ängstlichkeit und Anhänglichkeit auslebt. Vielleicht ist eine Doppelzimmer-Kurzzeitpflege die unerwarteten Lösung - mit dem Auftrag: Die brauchen Dich jetzt für 3 Wochen, damit Du sofort Bescheid gibst, wenn ein schwer kranker Nachbar Hilfe braucht.

    Alles Gute und endlich auch mal ein bisschen Glück, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Herr Hamborg -- ich bin von der Wirkung der Neuroleptika erstaunt. Mein Vater war nach einer halben Stunde nach Einnahme von 25mg Quetiapin sowas von müde und hat eigentlich ständig nur geschlafen. War ärgerlich (mehr als sonst), als wir ihn aufweckten. Hat halt noch nie Pillen genommen, deshalb haut es vielleicht mehr rein, als erwartet. Bin gespannt, wie/ob es sich einspielt.


    Zum Thema Betreuung/Gericht, er hat meiner Mutter wohl gestern Abend erzählt, dass er weiß, dass er Demenz hat. Er wolle sie nicht quälen und sei bereit, das Autofahren aufzugeben und in ein Heim zu ziehen. Solche Einsicht ist natürlich selten, aber wenn er freiwillig in ein Heim ziehen würde, dann könnte man sich die Betreuung doch wohl sparen? Könnte mir vorstellen, dass wir ihn dazu bringen könnten, das vor der "Vertrag" Psychiaterin zu wiederholen. Oder ist es dann so, dass wenn er nach 15 Minuten im Heim sagt, "mag ich nicht," dass man es dann doch gerichtlich machen muss?

  • Solange dein Vater sich nicht von allein auf den Weg machen kann, was ich nicht einschätzen kann, passiert nix. Aber gegen seinen Willen dort festhalten, kann man ihn nicht. Wobei sich niemand zwingen kann, ihn dort abzuholen..

    Liebe Grüße

  • Wir hatten gestern zu dritt (inklusive meiner Mutter) einen Termin bei der "Vertrag" Psychiaterin. Sie hat meinen Vater ganz offen auf die Demenz angesprochen, und er hat sich bereit erklärt, einige Tage lang in eine Klinik zu gehen, zur Abklärung. Sie wird uns einen Platz besorgen, hoffentlich zeitnah und wenn möglich bei ihrem Mann, der ein Chefarzt für Neurologie ist.


    Sie meint, es sei viel leichter, die Pflegestufe während/nach einem Klinikaufenthalt zu beantragen, das würde dann mit erledigt. Zum Thema Betreuung hat sie sich meine 18-seitige notarielle General- u. Vorsorgevollmacht angeschaut, und meinte, da bräuchten wir kein Gericht, ich dürfe den Aufenthalt bestimmen und alles, sie könne theoretisch jetzt die Polizei anrufen und ihn abholen lassen. Hatte mir vorher die von Frau Sachweh gepostete Broschüre des Justizministeriums durchgelesen, und muss zugeben, dass ich bei dem Thema recht verwirrt bin. Ist aber erstmal nicht weiter schlimm, er hat ja gestern gesagt, dass er es freiwillig macht. Schaun mer mal!


    Ansonsten hat er wieder eine große Show abgezogen, z.B. zum Thema Alkohol wieder angeboten, er würde halt einfach mal einen Monat lang gar nichts trinken. War natürlich super, dass die Psychiaterin das alles mitgekriegt hat -- er wusste von nichts mehr.


    Insgesamt also ganz tolle Nachrichten bei uns; auch meine Mutter scheint wieder Hoffnung geschöpft zu haben, weil wir jetzt eine Ärztin haben, die das Problem erkannt hat und uns helfen will.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo OiOcha, das sind gute Nachrichten und es kann sein, dass Ihr Vater in der Klinik bleibt, weil er seine gute "Fassade" behalten kann und die vielen Verhaltens- und Konfliktmuster nicht mehr getriggert werden. Das alles ist vielleicht wirksamer als die hochdosierte Neuroleptika.


    Mit der Ärztin und deren beste Kontakte in die Klinik ist sichergestellt, dass sich Ihr Vater nicht leichtfertig in die prekäre Situation entlassen kann. Sollte im allerschlimmsten Fall unmittelbarer Zwang oder eine Fixierung erforderlich sein, arbeitet die Klinik eng mit dem Gericht zusammen und dann sollte die starke kurzfristige Überzeugungskraft Ihres Vater kein Problem sein.

    Aber ich gehe davon aus, dass dies nicht passiert und die Mitarbeitenden genug Kompetenzen haben - in der gerontopsychiatrischen Klinik, in der ich seit 12 Jahren Supervision mache, wurde noch nie fixiert und eine Verlegung unter Zwang war die absolute Ausnahme.


    Üblicherweise wird in der Klinik nur der Pflegegrad 2 nach einem Kurzgutachten übergangsweise gewährt, für ein Heim wäre aber der Pflegegrad 3 wichtig. Das Begutachtungsinstrument erfasst leider Menschen mit einer Doppeldiagnose (Sucht&Wahn /Demenz) leider unzureichend. Vielleicht schauen Sie sich die Kriterien einmal an - Sie finden die Begutachtungsrichtlinie unter

    md-bund.de: Pflegebegutachtung - Rechtliche Grundlagen | Richtlinien/Publikationen | 


    Ich bitte die Sozialdienste in den Kliniken deshalb häufiger, aus den Ergo- oder Physiotherapie langfristige "Eigenübungsprogramme" zu empfehlen. Sind diese 2xtägl. notwendig, kann es 10 von 100 Punkten mehr geben (Modul 5.11)...

    Weiterhin viel Glück, Ihr Martin Hamborg

  • Vielen Dank für die Ausführungen, Herr Hamborg!


    Habe gerade mal das Dokument durchgearbeitet (https://md-bund.de/fileadmin/d…uerftigkeit_Fach-Info.pdf) -- für den Laien ist das alles schwer verständlich. Ich komme da bei meinem Vater bei meiner Ansicht nach "fairer" Bewertung auf Folgendes:


    Modul 1: 0

    Modul 2: 23

    Modul 3: 51

    Modul 4: 0, nach Sturz: 12

    Modul 5: Pillen, Artztbesuche: keine Ahnung, wie das gewertet würde

    Modul 6: 15


    Kann natürlich sein, dass wohlwollende Ärzte hier etwas großzügiger wären.


    An sich ist mir die Pflegestufe relativ egal, wir würden alles selbst zahlen (ich bin eh der Meinung, dass der Staat bei Leuten, die sich's leisten können nicht alle Kosten übernehmen sollte), aber soweit ich verstehe, wird man in Heimen nur genommen, wenn man eine gewisse Pflegestufe hat. Na ja, für's erste hoffen wir mal, bald einen Klinikplatz zu bekommen!

  • Über die Seite der Malteser gibt es einen gut bedienbaren Pflegegradrechner. Da steht bei jeder Fragestellung auch eine ausführliche Beschreibung (Ausklappbar über das rote i)
    https://www.malteser.de/hausno…e/pflegegrad-rechner.html

    Super, vielen Dank! Habe ich gerade mal ausprobiert (wieder "fair" -- also z.B. "selbständig" bei Anziehen, Körperpflege -- kann er noch, aber man muss ihn halt dran erinnern). Es kam Pflegestufe 3 raus, 50 Punkte. Mal sehn!

  • An sich ist mir die Pflegestufe relativ egal, wir würden alles selbst zahlen


    OiOcha, so wie ich es manchmal lese könnten wir fast im gleichen Haus aufgewachsen sein und die gleichen Werte/Ansichten vermittelt bekommen haben :-).



    Spaß beiseite. Wie du es ja selbst schreibst geht es mit dem Pflegegrad neben dem finanziellen Aspekten auch viel darum "Türen" zu öffnen.

    Aus gleichem Grund kann auch ein Schwerbehindertenausweiß hilfreich sein, der steht nämlich bei mittelschwerer Demenz auch zu. Mein Vater hat z.b. 100% Schwerbehinderung (Aufaddiert wären wir bei um die 160% angekommen)

  • OiOcha, so wie ich es manchmal lese könnten wir fast im gleichen Haus aufgewachsen sein und die gleichen Werte/Ansichten vermittelt bekommen haben :-).

    Das denke ich auch oft, wenn ich Deine Posts lese. Wir sollten uns alle mal im richtigen leben treffen!

  • Leider muss ich berichten, dass mein Vater seit dem Wochenende deutlich aggressiver, desorientierter und verwirrter ist. Ich dachte zunächst, dass es an den Pillen liegt, aber die Ärztin meint, dass es einfach einen Schub bei der Demenz gab.


    Er hat einen aggressiven Blick und Grundton in der Stimme. War ja die letzten Monate recht freundlich und zahm, aber das ist leider vorbei. Hat meine Mutter am Montag nach einem Streit in die Küche verfolgt, an der Weste gepackt, und wollte sie würgen. Sie hat sich dann losgerissen, aber er hat sie ganz fest an den Handgelenken gepackt. Gestern Nacht hat sie sich vor Angst in ihrem Schlafzimmer eingeschlossen, als er wieder kurz davor war, zu explodieren.


    Heute war ich in bei meinen Eltern, und er war noch deutlich verwirrter als sonst. Nach dem Mittagsschlaf fragte er alle 2-5 Minuten, was denn heute noch geplant sei. Wir sagten ihm dann, ich fahre später nach München, wo ich wohne. "Ach, und wir (=mein Vater und Mutter) bleiben hier?" Dann wollte er nicht glauben, dass er dort schon seit 30 Jahren wohnt. Fragte, ob wir noch die Rechnung bezahlen müssen, meinte vielleicht, sein Haus sei ein Hotel. Dabei auch sehr verbal aggressiv gegenüber meiner Mutter. Diese Aggressionen kommen z.T. wenige Minuten nachdem er ihr die Hand gestreichelt hat und gesagt hat, wie froh er ist, dass er sie hat.


    Die 25mg Quetiapin Pillen (8:30 und 12:30) machen ihn sehr müde und er legt sich ca. 30 Minuten nach Einnahme hin, schläft ca. 45 Minuten. Danach vielleicht etwas besser in Sachen psychomotorische Unruhe, aber die ständigen Fragen sind eher noch unerträglicher geworden, und die Aggressionen deutlich schlimmer. Gegen 18:00 nimmt er 50mg und geht in sein Zimmer.


    Alkoholkonsum ist maßlos wie gehabt, meine Mutter hat gestern Abend den Konsum von 4 großen Gläsern Wein am Tisch beobachtet, und dann heute früh in seinem Zimmer 1 1/2 leere Flaschen gefunden.


    Ich habe mit der Ärztin gesprochen, sie meint Dosis erhöhen; ist auch ok, wenn er viel schläft. Sie bemüht sich um einen Platz in der Klinik (wohl ab 7. November), danach soll's auf eine geschützte Station in einem Heim gehen. Ich habe echt Angst um meine Mutter! Sie ist am Ende ihrer Kräfte und kann diesen Mann nicht mehr betreuen. Sie hatte ja wohl gehofft, ihn mit Pillen doch daheim behalten zu können, aber das geht einfach nicht. Großer Lichtblick ist die Ärztin, die sich sowas von toll um uns kümmert -- hat mir sogar ihre Handynummer gegeben.

  • Hallo OiOchia,

    Ich hätte euch wirklich gegönnt, dass die Medikamente besser helfen, doch nach der Erfahrung mit meinen Eltern und dem aggressiven Vater reagiere ich auf solche Berichte wie deinen alarmiert, sorry... Ich finde es für deine Mutter eine Zumutung und für dich, die du vermutlich in ständiger Sorge lebst. Dein Vater ist definitiv nicht mehr zurechnungsfähig und ich würde die Ärztin um eine sofortige Einweisung in die Psychiatrie bitten. Dann ist es eben erstmal die "normale" Psychiatrie und nicht GerontoPsychiatrie bis zum anvisierten Termin. In dieser Zeit kann eine Menge geschehen für deine Mutter..

    Es wird sich dann mit einem Ortswechsel für deinen Vater hoffentlich bald wieder beruhigen und deine Mutter noch eine schönere Zeit haben. Ich wünsche es ihr und dir!!

    An anderer Stelle hatte ich berichtet, dass es bei uns zu einer wirklich dramatischen Nacht mit Polizeieinsatz wegen schlimmsten Androhungen kam, als die Polizei kam, Theaterspiel noch funktioniert bei meinem Vater und Polizei wieder weg u.v.m. Später wusste mein Vater nichts mehr davon , aber es war sehr gefährlich und die Einweisung durch den Hausarzt führte in die Psychiatrie, später geschl. Pflegeheim und noch 2,5 Jahre dort weiter gelebt... Also ich kann nur abraten vom Zuwarten, wenn du schon die Notfallnummer der Psychiaterin hast!!

    Liebe Grüße

  • Liebe Rose, vielen Dank für die schnelle Antwort! Es ist wirklich Mist, dass meine Mutter vor einigen Wochen gekniffen hat! Wir hätten ihn sofort in die Psychiatrie bringen können und sollen! Die Ärztin wird morgen rumtelefonieren und schauen, ob vor dem 7.11. was geht. Meine Mutter hat mir gerade berichtet, dass er die letzten 4 Stunden ganz freundlich war. Halt Demenz, völlig unberechenbar, man weiss nie man kriegt.

  • Oh, OiOcha - schrecklich, dass zu lesen. Ich hoffe, ihr findet schnell einen Platz für ihr. Auch wenn er dann mal wieder freundlich war - das wiegt die Angst und die Tätlichkeiten nicht auf. Ich drücke die Daumen, dass alles besser wird, wenn ihr einen Platz für ihn findet.

  • Hallo OiOchia, auch ich möchte dir mit deinemVater viel Glück wünschen, so dass alles zu einem guten Ende kommt. Und das kann es, weil in einer guten und entsprechenden Einrichtung die Karten nochmal völlig neu gemischt werden, was das Verhalten der dementen Person betrifft.


    Ich sehe z.B. bei fast jedem Besuch mit großem Erstaunen, wie unproblematisch sich meine ehemals dominante, kämpferische und hochintelligente Mutter (die sich nie ein X für ein U vormachen ließ - von niemandem) in den Alltag dort einfügt. Ich weiß partout nicht, wie man das dort macht ... ich halte es manchmal schlicht für Zauberei. Aber man geht da halt auf jede ihrer "Marotten" (wie es da mit liebevollem Augenzwinkern genannt wird) geduldig ein, holt sie einfach in ihrer besonderen Art ab und integriert sie. Das klappt bei deinem Vater sicherlich auch.


    Bei uns war es übrigens ähnlich, das Pflegegeld war mir echt egal ... es ging nur um den Pflegegrad, den man ja i.d.R braucht, um in einem Heim aufgenommen zu werden. Unseres ist ein kleines privat betriebenes (meine Mutter hat da sogar eine kleine hübsche Wohnung), das aber mit der Pflegekasse abrechnet und den anderen (größeren) Teil zahlen wir zu. Aber es ist ganz egal: Hauptsache, meine Mutter ist gut versorgt. Sie hat sich ihr Geld ziemlich hart selbst verdient und soll nun auch davon profitieren. Alles Gute, ich drück die Daumen, dass ihr eine gute Einrichtung findet.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo OiOcha, auch ich wünsche Ihnen sehr, dass es mit einem Klinikplatz sehr schnell geht. Wenn sich Ihre Mutter verbarrikadieren muss, kann sie auch die Polizei anrufen, die dann gemeinsam mit dem Richter schneller eine Einweisung in die Klinik (per Zwang) verordnen, wenn eine Überweisung schon vorliegt. Wenn Sie vorab den sozialpsychiatrischen Dienst informieren, dass sich die Lage akut zuspitzen kann ist das auch von Vorteil, um die plötzliche "Einsicht" einschätzen zu können.

    Mit dem Pflegegrad sollte es klappen, wenn Sie noch an meinen Tipp mit dem Eigenübungsprogramm aus der Klinik denken, das wäre auch wichtig für die spätere Unterbringung in einem Heim.

    In Ihrer Berechnung fehlt eigentlich nur die Umrechnung in die "gewichteten" Punkte, das hat dann der Rechner für Sie übernommen. Ihr Martin Hamborg

  • Vielen Dank für den Zuspruch an Alle, die sich gemeldet haben! In den letzten 5 Tagen war mein Vater zahm, dank höherer Dosis und wohl auch deshalb, weil meine Mutter etwas zur Beruhigung nimmt. D.h. sie ist auch etwas ruhiger, reagiert nicht aggressiv, wenn er etwas tut, bei dem er ja eigentlich nur helfen wollte. Z.B. entzündete sich der schlimme Streit am Montag daran, dass er um 17 Uhr die Jalousien runterließ, und sie dann schrie, was machst Du denn, das ist ja noch viel zu früh! Insofern bin ich hoffnungsvoll, dass wir es noch eine Woche schaffen.


    Am Freitag kam von der Top-Ärztin ein Überweisungsschein, blöderweise an die Adresse meiner Eltern. Mein Vater hat ihn natürlich aufgemacht und aber aber offensichtlich nicht mehr verstanden, was drinnen steht (Evaluation, Pflegegrad, Heimeinweisung wegen Demenz/Aggression). Meine Mutter sagte ihm, es sei eine Rechnung, ich würde es überweisen, und nach ein Paar Minuten war es vergessen.


    Lese mich jetzt ein zum Thema Klinikaufenthalte.


    Erste Frage, wie bringt man ihn da hin? Ich denke, es ist eine schlechte Idee, es ihm zu sagen. Deshalb lieber heimlich packen, ihn dann unter einem Vorwand abgeben ("musst in den Kernspin, da dürfen wir nicht mit") und dann sind wir einfach weg? Wie macht man es mit Ausfüllen von Formularen, Übergabe seiner Sachen, usw.? Schon am Tag vorher hin? Will ja vermeiden, dass er sich weigert, oder es großes Drama gibt.


    Zweitens, was gibt man ihm mit? Habe eine Packliste des Krankenhauses, aber weiß nicht, wie viel Kleidung u.ä. man ihm mitgeben soll. Er isst ja maßlos Süßigkeiten, sollte man ihm da was mitgeben? Oder Geld, dass er sich was kaufen kann?


    Und drittens, wie läuft es, wenn er wieder nach Hause will? Hierzu dann auch das Thema Telefonnummern mitgeben und Telefon freischalten lassen. Oder ist's eher besser, mal einige Wochen gar keinen direkten Kontakt zu haben, sondern nur über die Ärzte zu kommunizieren?

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