Mutter wird immer schwieriger und akzeptiert keine Hilfe

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Oiocha, es klingt so zynisch, dass wir in solchen Fällen auf eine Krise oder ein schlimmes Ereignis warten müssen, damit ein Mensch endlich die Hilfe annehmen kann, die er oder sie braucht. Aber gehört es nicht zu den großen Errungenschaften, dass sich ein Mensch schädigen kann und diese zweifelhafte Freiheit nur mit hohen Hürden eingeschränkt werden kann- der gerichtlich und psychiatrisch begutachteten Not-wendigkeit?

    Angehörige die das liebevoll aushalten und den PlanB vorbereitet haben verdienen weit mehr Respekt, als sie derzeit bekommen. Zudem erhalten sie viel zu wenig Unterstützung in dem ethischen Dilemma.


    Aus diesem Grund habe ich die Suchtberatung vorgeschlagen - nicht mit ihrem Vater, sondern für ihn. Üblicherweise werden dort Angehörige beraten und begleitet und der oder die Kranke muss es nicht einmal wissen. Ich weiß, dass dort Sucht im Alter immer wieder ein Thema ist. Natürlich bin ich sehr gespannt, was Sie dann berichten würden. Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Zimt, dank Ihnen für die Bilder, mit der Sie Ihre aktuelle Situation beschreiben


    - Sie "Springen nicht über jedes Stöckchen". Wenn das schwierige Verhaltensmuster Ihrer Mutter eine Provokation, ein Teufelskreis oder ein "Spiel" ist, aus dem sie nicht allein rauskommt, dann ist der spielerische Abstand und eine Portion innerer Humor vielleicht genau das Richtige.


    - Wenn die Kommunikation Ihrer Mutter krankheitsbedingt stereotyp wird, nennen wir Ihre gleichbleibende Reaktion ein geplantes "Ritual", dass vielleicht 10.000 wiederholt werden muss, bis es plötzlich wirkt. "Fatalismus" klingt so abwertend, ich finde Ihr Zwischenbericht liest sich eher wie eine gesunde Gelassenheit. Hilft Ihnen diese Sichtweise, dass die Besuche nicht so viel Energie rauben.


    - Bemerkenswert finde ich zwei Aussagen:

    - Ihre Mutter kann sich nach einer "klaren Ansage" für eine Zeitlang kontrollieren. Vielleicht können Sie eine solche "Intervention" planen, ohne dass es für Sie so groß und anstrengend ist - also ohne jedes schlechte Gewissen!

    - Wir haben uns hier intensiv über das "Kratzen" ausgetauscht, habe ich richtig gelesen, dass das Problem nicht mehr so dramatisch ist? Haben Sie eine Erklärung dafür?

    Ihnen eine schöne Woche, Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo KO72, es ist sehr schade, dass das Heim so desorganisiert und unprofessionell wirkt! Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie die Kraft behalten, die Vorwürfe ertragen und den Blick Ihrer Mutter immer auf das richten können, was ihr Spaß macht und wo sie helfen kann. Natürlich ist es nicht die Aufgabe der Mitbewohner schwierigen Mitbewohnern zu helfen, aber könnte Ihre Mutter darin vielleicht einen kleinen Sinn sehen?


    Vermutlich können Sie Ihrer Mutter sogar versprechen, dass sie nie wieder in dieses Heim muss - aber bitte sagen Sie dann nicht: Nie wieder in ein Heim...

    Ihnen viel Kraft, Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Herr Hamborg,


    sehe gerade, dass Sie hier Sonntag Vormittag online sind und wollte Danke sagen für all die Mühe, die Sie sich mit uns geben und die vielen hilfreichen Ratschläge. Ich hoffe, ihre Beiträge hier fressen nicht zuviel Zeit, die Sie mit Ihrer Familie verbringen sollten.


    Wünsche einen schönen Sonntag und hoffe, dass Sie es relativ kühl haben!

  • Hallo ich bin neu hier und lese Eure Berichte wie einen Krimi und habe endlich nicht mehr das Gefühl, alleine zu sein. Alles Gute Ute🌸

    Hallo Ute! Herzlich willkommen hier im Forum! Schön, dass Du uns gefunden hast! Man bekommt viele nützliche Ratschläge und es ist oft auch einfach hilfreich, sich Sachen von der Seele schreiben zu können...

  • Hallo mal wieder,


    da bin ich, nach anstrengenden Wochen......wenn man meint, es geht nicht mehr schlimmer....oh doch.


    Letzter Stand hier war ja die Kurzzeitpflege in diesem Horrorheim, geplant bis 9.7. habe ich aber am 24.6. abgebrochen. Ich konnte damit nicht mehr leben, dass ich sie in so einem Heim sitzen lasse.....sie wurde dort mit Windeln in einen Rollstuhl verfrachtet, vorher war sie nie inkontinent und konnte auch mit Rollator laufen.

    Sie würde zu langsam gehen, soviel Zeit hätten sie nicht, war die Antwort auf meine Frage, warum sie denn plötzlich im Rollstuhl sitzt.


    Naja, also am Freitag nach Hause ohne zu wissen, wie das gehen soll, denn sie wohnt ja alleine und einen Dienst konnte ich natürlich auch so kurzfristig nicht finden.

    Bin dann das Wochenende über bei ihr geblieben, um zu sehen, wie sie so klarkommt.

    Wichtig war mir, dass sie selber zur Toilette kann und einigermaßen sicher laufen mit Rollator. Das klappte gottseidank auch immer besser, sodass ich Montag wieder in die Arbeit gehen konnte.


    Dann kam aber blöderweise die Hitze und sie wohnt ganz oben unterm Dach und hatte über 30 Grad in der Wohnung, das verbunden mit wenig Essen und Trinken - trotz ständiger Erinnerung - mündete dann am 17.07. in einem erneuten KH-Aufenthalt.....


    Spätestens jetzt wurde mir klar, dass ich das nicht mehr verantworten kann und die Suche nach einem Heim begann erneut.

    Innerhalb einer Woche habe ich 47 Heime angerufen (ich wohne in einer Großstadt und habe meinen Suchradius auf 50km ausgedehnt)....nix nix nix....auch der Sozialdienst des Krankenhauses fand nichts.

    Da war guter Rat teuer, zumal das KH sie entlassen wollte, sie wäre kein Fall fürs KH sondern ein Versorgungsproblem.


    Naja, dann endlich nach tausendfach bitten und betteln fand ich einen Heimplatz, sogar hier direkt in der Nähe und in einem - wie ich jetzt weiß - auch wirklich guten Heim.


    Dort wohnt sie jetzt seit 27.07. dauerhaft, eine Rückkehr nach Hause ist undenkbar.

    Sie ist natürlich nicht zufrieden, es ist die Hölle, sie möchte sterben, es ist langweilig, so kriege ich es bei meinen Besuchen zu hören.

    Im Moment gehe ich alle zwei Tage hin, werde aber ab nächste Woche mal versuchen auf einmal die Woche zu gehen.

    Es macht mich einfach fertig, sie dort zu sehen.


    Sie hat eine total nette Dame im Zimmer, die wie sie auch leicht dement ist, und die beiden kichern und winken sich immer von Bett zu Bett zu wie so kleine Teletubbies.


    Das Personal ist super, die sind immer sofort da, wenn etwas ist, schenken ständig Getränke nach. Und vom Essen schwärmt sie total.

    Sie ist auch in dieser Woche schon viel mobiler geworden, die passen aber auf, dass sie nicht alleine mit dem Rollator läuft.

    Sie ist halt genervt, dass sie nicht den ganzen Tag schlafen kann, das hat sie ja die letzten Wochen quasi gemacht.

    Und im Moment fängt sie auch wieder an, mich jedes Mal zu beschimpfen, wenn ich ins Heim komme, das war jetzt eigentlich ne Weile nicht mehr so.


    Deswegen werde ich mal versuchen, mich etwas rar zu machen und nur telefonisch täglich kurz nachzufragen, wie es ihr geht.

    Ich bin jetzt sicher, dass es ihr dort wirklich gut geht, sie weiß es nur nicht zu schätzen, aber das hatte ich erwartet.

    Ich hoffe, sie gewöhnt sich bald ein und knüpft Kontakte, denn eigentlich ist sie sehr kontaktfreudig.


    Ach sowas hätte ich mir nie träumen lassen, schlimm das mit anzuschauen, aber das ist wohl der Gang des Lebens und ich bin meist mit mir im Reinen, denn das Heim ist sehr gut und ich habe alles menschenmögliche getan.

    Nur manchmal, wenn sie mal wieder weint und sterben will, dann zieht mich das runter .....aber es gibt halt keine andere Lösung.


    VG und Kopf hoch

    • Offizieller Beitrag

    Hallo KO72, es freut mich, dass Sie nach der schlechten Erfahrung nun ein Heim gefunden haben, in das sich Ihre Mutter einleben kann. Sie haben damit alles mögliche möglich gemacht und jetzt ist Ihre Mutter am Ball. Die Zimmernachbarin und das Heim werden Ihnen dabei helfen, und Sie können tief durchatmen und langsam ein neues Muster in der Beziehungsgestaltung aufbauen. Wenn Ihre Mutter in das alte Problemmuster zurückfällt, können Sie mit besten Gewissen das Gespräch beenden. Wenn Sie mögen, können Sie "eine Runde um den Block gehen" und dann noch mal reinschauen, ob sich Ihre Mutter "beruhigt hat". In jedem Fall verkürzen Sie bitte das Vorwurfsmuster wann immer es geht!

    Alles Gute Ihr Martin Hamborg

  • Hallo,

    Wie schön und traumhaft, dass Sie so einen guten Einrichtungsplatz für Ihre Mutter bekommen haben!


    Das Durch- und Abbrechen der „Beschimpfungstiraden“ ist echt wichtig.


    Und wie immer wieder erstaunlich, wie sich unsere aller Sorgenthema gleicht!


    Alles Gute Ute

  • Hallo zusammen -


    es ist mal wieder soweit. In der letzten Woche gab es wieder Einiges an Hochs und Tiefs, leider meistens Tiefs. Von 60 Anrufen am Tag ging es zunächst wieder gegen null - eine Erleichterung. Ihre Bekannten, die sie mit zur Kirche nehmen, sind wieder von Corona genesen und holen sie seit Mittwoch wieder ab. Ich dachte, dann wird es wieder besser, was auf Seiten der Bekannten auch zunächst bestätigt wurde. Bei ihnen scheint sie zuckersüß zu sein, während sie bei mir zu bösartiger Höchstform aufläuft. Gestern und heute früh hat sie behauptet, ich wäre nachts "eingebrochen" und hätte sämtliches Geld gestohlen, sie hätte nicht einmal ein paar Groschen, um sich Brot zu kaufen. Seit einigen Tagen erzählt sie auch, dass mein Vater mit irgendeiner "Mieze" abgehauen ist und nicht mehr nach Hause kommt (mein Vater ist letztes Jahr verstorben), er hätte sie ja eh nur schlecht behandelt und sie hätte ja nie etwas von ihm bekommen (das genaue Gegenteil ist der Fall). Sie hätte auch keine Tochter mehr, weil ich sie ja beklaue und fertigmache, um im nächsten Augenblick zu sagen, dass ich vorbeikommen soll, damit wir zur Bank gehen können - ich komme mir immer häufiger wie ihre Sekretärin vor, die sie an ihre Termine erinnert und am besten sofort springt, wenn sie etwas will. Dass ich einen Job habe, bei dem ich immer häufiger wieder reisen muss, ist zweitrangig bis komplett egal - da soll ich dann halt absagen. Wenn ich zu irgendetwas "nein" sage, legt sie auf. Momentan rufe ich sie nur noch max. 2x am Tag an, es geht mir dann etwas besser. Aber seit knapp einer Woche werde ich bei jedem Anruf nur fertiggemacht und angeschrien. Leider will sie immer noch nicht zum Arzt, das wäre überflüssig, auch wenn sie Schmerzen im Fuß hat. Ich hatte gehofft, dass das ein Trigger wäre, dass sie mal begutachtet wird. Aber kein Glück. Ich werde am nächsten Freitag hinfahren und einige Dinge mit ihr erledigen. Das letzte Mal hat sie mir nach einem Tag gesagt, ich soll meine Sachen packen und gehen. Ich habe die Befürchtung, dass ich es das nächste Mal mache, wenn sie das sagt.


    Genug gejammert. Ich danke euch für's virtuelle Zuhören. Das hilft mir sehr.

    Einen schönen Sonntag

    TanjaS

  • Liebe Tanja, ich hab Deine Texte durchgelesen und es nicht gefunden- oje sorry wenn Du es mir schon geschrieben hattest- aber: lebt Deine Mutter noch alleine? Wenn Sie in einer Einrichtung leben sollte würde ich mich echt ganz viel zurückziehen für einen Zeitraum, das hat sonst nichts mit Dir zu tun wenn Du bald zusammenbrichst- das würde JEDER.


    Ich sitze hier gerade auf einem Hotelbett in Rom, mit super Klimaanlage, und bin erstaunt und stolz und erschüttert, wenn ich jetzt so mit ein bisschen Abstand unsere Beiträge durchlese.

    Alles Gute Ute 🇮🇹🌸🍄🌞

  • Hallo Tanja,

    Ich frage mich gerade, warum du dich den Beschimpfungen deiner Mutter immer wieder aussetzt. Was wäre denn, wenn du nicht zweimal am Tag anrufst. Kann deine Mutter ihren Alltag noch hinbekommen? Was versprichst du dir konkret von einem Arztbesuch? Entschuldige, wenn ich provokativ klinge - aber ich habe eben Abstand.. und ich wundere mich, dass du bei dieser emotionalen Belastung überhaupt noch arbeits-/leistungsfähig bist.

    Hast du Kontakt zum sozialpsych. Dienst im Wohnort deiner Mutter?

    Ich denke nur daran, dass du in den Augen deiner Mutter wohl eh alles falsch machst und sie dich bei anderen schlecht macht. Das macht doch was mit einem als Tochter.. es tut mir aufrichtig leid, denn du kannst dich offensichtlich noch so sehr bemühen, ein Dankeswort wird es vorerst nicht geben..

    Liebe Grüße

  • Guten Abend Tanja, ich muss einfach auf deinen Bericht ein paar Worte schreiben. Ganz ehrlich: Mir bricht es das Herz - unbekannterweise ... Herr Hamborg hatte geschrieben: Keine Tochter muss sich so demütigen lassen, noch dazu, wenn sie so sorgend und liebevoll ist. Natürlich, es ist eine Krankheit, die das alles auslöst. Aber ich denke, hier ist ein Maß erreicht, dass nicht mehr weit überschritten werden darf. Ich wünsch dir eine ganz schnelle Idee, wie du deine Mutter in entsprechende ärztliche Behandlung bekommst ...


    Mich triggert das natürlich auch, weil meine Mutter auch sehr böse zu mir war. Sie sprach nicht die gleichen Worte, aber es war schlimm genug und ich war so am Ende, dass ich unter Panikstörungen litt. Wir wussten damals nicht, dass es eine Demenz werden würde. Aber dennoch hat die Hausärztin meiner Mutter damals stimmungsaufhellende und beruhigende Medikamente in recht hoher Dosis verschrieben. Und das hat lange Zeit geholfen.

    Vielleicht gibt es irgendeinen Trick, wie deine Mutter an diese Medikamente kommt. Ansonsten hilft nur: auf Tauchstation gehen. Ich habe das damals nicht gemacht, aber es wurde ja - wie gesagt - dann wieder besser. Dennoch sitzt mir immer noch die Angst in der Kehle, meine Mutter könnte wieder so werden (auch wenn sie jetzt im Pflegeheim momentan ganz ruhig geworden ist.)


    Alles, alles Liebe, Tanja. Sorge bitte für dich. Such dir liebe Menschen, die das tragen helfen.

  • Hallo Tanja, ich kann mich meinen Vorschreiberinnen nur anschließen, da muss ich gar nichts mehr dazu fügen.

    Achte auf Dich, Deine Grenzen, Deine Mutter kann das alles nicht mehr einschätzen, aber es ist niemandem gedient, wenn Du Dir das weiterhin in diesem Maß antust.

    Alles Gute, alles Liebe und hilfreiche Menschen wünsch ich Dir.

  • Liebe Ute -


    hatte ich - meine ich - noch nicht geschrieben. Meine Mutter lebt alleine. Haushalt usw. macht sie auch noch alles selbst. Diese "mechanischen" Tätigkeiten sind auch nicht das Problem. Wenn sie in einer Einrichtung leben würde, wäre es sicherlich leichter. Bekannte von ihr versuchen sie seit dem Tod meines Vaters davon zu überzeugen, dass sie in betreutes Wohnen umzieht. Die beiden haben sich dafür entschieden und sind total begeistert. Aber meine Mutter meint immer "das ist nichts für mich". Und da endet die Diskussion dann.

    Eine schöne Woche.

    TanjaS

  • Liebe Rose60, liebe schwarzerkater, liebe ecia25 -


    vielen Dank für eure lieben Worte!

    Liebe Rose60 - das sind keine Fragen, die ich mir nicht schon selbst gestellt habe, wahrscheinlich noch viel provokativer. Meine Mutter war früher schon sehr manipulativ, sie kann jedem sehr gut ein schlechtes Gewissen einreden (war bei meinem Vater nicht anders). Auch wenn ich das rational weiß, ist Emotion immer noch eine andere Sache. Dankesworte erwarte ich schon gar nicht mehr, wenn ich ehrlich bin.

    Liebe schwarzerkater: Medikamente wird sie nicht nehmen, fürchte ich. Braucht sie nicht und will sie nicht, ist ihre Aussage. Zum Arzt will sie nicht. Vielleicht schaffe ich es, ihr die 4. Corona Booster Impfung schmackhaft zu machen. Das sehe ich momentan als einzige Möglichkeit.


    Gestern Nachmittag, nachdem ich im Forum geschrieben hatte, bekam ich einen Anruf von der Polizei. Meine Mutter war aufgelöst bei einer Bekannten aus der Kirche aufgetaucht, bei ihr sei eingebrochen worden und das ganze Geld weg (der Schmuck allerdings nicht). Die Bekannte hat dann die Polizei angerufen - sie wusste ja auch nicht, was genau los war. Die Polizei hat natürlich keinen Einbruch festgestellt. Warum auch, denn laut meiner Mutter war ich morgens da und habe das Geld geklaut. Und ich habe ja einen Schlüssel. Der Polizist hat ihr nicht geglaubt, vor allem, als er hörte, dass ich Hunderte Kilometer entfernt wohne. Im Bericht wird jetzt auch stehen, dass sie beginnende Demenz hat - auch nach Einschätzung des Polizisten. Aber es hat mich trotzdem etwas umgehauen, dass sie mich beschuldigt. Als ich sie fragt, ob sie das Geld nicht irgendwo hingelegt haben könnte und nicht mehr genau weiß, wo, kam erst ein "das wüsste ich aber" und dann hat sie wieder aufgelegt.


    In betreutes Wohnen oder ein Heim bekomme ich sie momentan nicht - sie stellt ja noch keine physische Gefahr für sich oder andere da. Freiwillig zieht sie das nicht in Betracht.

    Liebe alle - vielen Dank für eure Unterstützung!!

    Eine schöne Woche euch allen!
    TanjaS

  • Ach Tanja, das ist wirklich alles heftig und ich kenne ja vieles davon. Meine Eltern waren eigentlich beide manipulativ, nicht bereit zum Arzt zu gehen, Medikamente wollten sie natürlich nicht, sie ließen sich doch nicht für verrückt erklären.. (meine Mutter war vor der Demenz ne liebevolle und aufgeweckte Person). Und ich weiß eben wie schnell man in die Falle tappt..

    Deine Mutter bekommt ihren Haushalt sogar noch hin und scheint relativ mobil, ins Heim müsste sie demnach erst, wenn sie andere gefährdet. Was sie nun redet, ist keine Gefahr, höchstens für deine Psyche natürlich.

    Wahrscheinlich wird es laufen wie bei den meisten hier, dass ein Sturz oder sonstiges gesundheitliches Ereignis eine Veränderung bringt und man vieles laufen lassen muss.

    Doch wenn sie noch soviel allein kann, warum deine häufigen Kontakte zu ihr? Kannst du sie nicht wirklich mal "wurschteln" lassen? Dich in der Zeit, die du sonst für sie investierst bewusst etwas nach deinem Interesse für deine Seele tun? Schöne Musik, etwas meditatives? Du scheinst ihr aktuell doch eh nicht wirklich helfen zu können und auch nicht zu müssen..

    Wir können oft nicht Schicksal spielen und die große Wendung bewirken, jeder Mensch hat einen eigenen Lebensweg. Und du hast einen gewissen Vorteil, dass du weit weg bist und es dir nicht von nebenan mit anschauen musst.

    Das sind so meine Gedanken, die aus etlichen Jahren Erfahrung (mit meinen Eltern mit untersch. Demenz)entspringen.

    Was mir abschließend noch einfällt: wäre eine Gruppe für Alleinstehende oder eine Trauergruppe zum Austausch nach dem Tod deines Vaters etwas für deine Mutter? Der Partnerverlust ist natürlich eine enorme Umstellung mit Verlust von Sicherheit etc wie ich aus eigener Erfahrung weiß..

    Alles Liebe für dich!!

  • Liebe Tanja, liebe Rose,


    genauso wie Rose60 sehe ich das auch. Ich würde deine Mutter (Tanja) "wurschteln" lassen und mir Strategien überlegen, wie man die überzähligen Anrufe ins Leere laufen lassen kann. Gut ist wirklich (!), dass keine räumliche Nähe besteht und dass die Mutter scheinbar vor Ort ein Netz an Bekannten hat. Vielleicht gibt es jemanden, den man ins Vertrauen ziehen kann und mit dem man abspricht, dass man sich im Notfall kontaktiert bzw. überhaupt einmal pro Tag "nach dem Rechten" hört. Der Mutter kann man stoisch immer wieder erklären: Viel Arbeit, absoluter Stress. Ich ruf dich zweimal täglich an - einmal morgens, einmal abends (oder weniger). Und dann stoisch und ruhig sich verabschieden, wenn es Ärger gibt. ("Ich höre gerade, du bist wütend auf mich. Aber ich tue schon, was ich kann. Mehr kann ich leider, leider momentan nicht machen. Ich muss jetzt auch ... noch das und das machen ...")


    Ich hätte damals ein Königreich dafür gegeben, nicht in der Nähe meiner Mutter sein zu müssen, um dies aus nächster Nähe nicht erleben zu müssen. Ich war eben auch ihr Mülleimer. Fatal ist auch, dass die oft beschriebene Persönlichkeitsänderung durch Demenz nicht bedeutet, dass ALTE Persönlichkeitseigenschaften weg sind. Nein, gerade die unangenehmen blieben und verstärkten sich. Daher wiegt das doppelt schwer. Meine Mutter hatte neben diesen Eigenschaften ja früher durchaus eine große Hilfsbereitschaft, Tatkraft usw. Sonst hätte ich mit ihr doch nicht jahrelang Haus an Haus wohnen können.

    Im vorigen Jahr ist meine Mutter auch noch zu den Nachbarn gerannt, um mich zu beschuldigen ... Das wäre früher für sie absolut undenkbar gewesen. Mich hat das so in der Seele getroffen, dass ich es nur schwer wieder vergessen kann.


    Tanja, du kannst nur hoffen, dass es ein Zeichen von außen gibt, das eine Wende herbeiführt. Früher oder später wird es das geben. (Wie lange das dauert, haben wir nicht in der Hand - leider ist eine demenzielle Erkrankung eine quälend langsame "Geschichte".) Aber bis dahin nutze die Möglichkeit des Abstandes und geh aus dem Zentrum des "Brandes" ein paar Schritte nach außen, um nicht mit zu verbrennen.

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