Mutter wird immer schwieriger und akzeptiert keine Hilfe

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  • Als sie dann unterwegs ins KH war und ich wieder in die TG kam, sprach mich ein mir unbekannter Nachbar von ihr an. Der wusste, welcher TG-Platz meiner Mutter gehört und schloss daraus, dass ich wohl etwas mit ihr zu tun habe.

    Naja es stellte sich heraus, dass sie im ganzen Haus verbreitet, dass sie völlig alleine ist, dass ihre beiden Töchter sich nicht kümmern und sie bestehlen und so weiter.
    Obwohl ich das schon vermutet hatte, traf mich das echt hart.

    Habe dem Herrn versichert, dass das nicht der Wahrheit entspricht und ich mich sehr wohl um sie kümmere - sofern sie es zulässt.

    Ihre direkte Nachbarin, die weiß, dass ich oft da bin, hatte das wohl schon so kommuniziert, aber der Dame haben sie wohl auch nicht so recht geglaubt.

    Und ja: Ihren Bekannten gegenüber ist sie zuckersüß und wickelt jeden um den Finger. Die würden niemals glauben, dass meine Mutter so bösartig sein kann.

    Das tut mir leid, dass Ihr das durchmachen müsst! Als ob der ganze Demenz-Mist nicht schon schlimm genug ist, wenn die Eltern auch noch solche Unwarheiten über einen verbreiten, dann ist das nochmal extra bitter.


    Ich erinnere mich an meinen Grossvater vor einigen Jahren, der wohnte hier bei uns im Heim und erzählte der 300km entfernt wohnenden Verwandtschaft, wir würden ihn völlig alleine lassen, er sei richtig verwahrlost. (Stimmte alles nicht, wir haben ihn täglich besucht, sind mit ihm spazieren gegangen, einkaufen usw). Er machte das so überzeugend, gelegentlich riefen Verwandte an, weil sie besorgt waren.


    Was mich interessieren würde, was gibt es denn für Strategien, die man anwenden kann, damit Aussenstehende mitkriegen, wie es um den Erkrankten bestellt ist? Bei meinem Vater ist es so, er hält eine ganz tolle Fassade aufrecht, und erzählt allen, wie toll es ihm geht, was er alles macht, usw. Er gibt zu jedem Thema seinen Senf, oft ist es totaler Schwachsinn -- die ganzen ukrainischen Autos, die man hier sieht, die arbeiten alle auf dem Bau, die chinesischen Impfstoffe seien alle gar nicht schlechter, sondern vielmehr sei es am Besten, wenn man von jedem Impfstoff einmal was bekommt, usw. Zu Themen wie Putin, Masken, Klimawandel kann es oft passieren, dass er heute etwas sagt, und morgen das genaue Gegenteil. Aber er spricht so bestimmt, und baut Floskeln ein wie, "das habe ich letzte Woche erst in der SZ gelesen," und es hat noch NIE jemand gesagt, "das ist doch völliger Blödsinn," oder "gestern hast du das genaue Gegenteil erzählt."


    Blöderweise wollte es meine Mutter bis jetzt eher verstecken, dass er Demenz hat, und hat erst langsam angefangen, es Freunden zu erzählen. Ich denke, es wäre schon gut, wenn die Leute es selbst mitkriegen würden, aber ich will ihn natürlich auch nicht vor Freunden oder Verwandten demütigen.

  • Liebe Mitkämpfenden,


    heute finde ich mal wieder etwas Zeit, euch über die aktuellen Entwicklungen in unserem Fall zu informieren.

    Vorab soviel, ich hoffe, es hat nun ein gutes annehmbares Ende sowohl für meine Mutter als auch für mich gefunden.


    Sie liegt ja seit Sonntag im Krankenhaus. Dienstag hatte ich das erste Mal Kontakt zu ihrem behandelnden Arzt. Der erzählte mir gleich mal, was für eine nette Dame sie doch wäre und woher das kommt, dass sie so schlecht über mich redet....oookay....also wieder mal ist jemand auf ihre Fassade reingefallen.


    Habe dem Doc dann mal kurz die Abhandlung der letzten Jahre und vor allem der letzten Monate erzählt und er wurde immer stiller....er hat sich wirklich viel Zeit genommen. Wir haben über ne halbe Stunde telefoniert, das kenne ich von Ärzten in so großen Krankenhäusern eigentlich gar nicht, die haben ja immer Zeitdruck.

    Naja er sagte mir dann gleich zu den Sozialdienst einzuschalten und sie einem Psychiater vorzustellen.


    Meine Mutter hat sich die ganze Zeit nicht gemeldet, ich hatte ihr ja Handy und Ladegerät eingepackt.....ich habe aber auch nicht bei ihr angerufen


    Dann rief mich Mittwoch die Dame vom Sozialdienst an und meinte, meine Mutter hätte aktuell nix Akutes und sie müsste daher baldmöglichst entlassen werden, das Krankenhaus wäre eh total überfüllt.

    Der Doc hatte ihr wohl auch schon gesagt, was so grob Sache ist und sie meinte, was ich von einer Kurzzeitpflege halten würde......jaaaa, das war Musik in meinen Ohren.

    Aber das wäre problematisch, weil keine Schnelleinstufung möglich wäre, weil sie ja privat versichert wäre und das ginge nur bei gesetzlich Versicherten.

    Öhm, warum Schnelleinstufung? Sie hat doch schon seit zwei Jahren Pflegegrad 3.....Muttern hatte angegeben, sie hat keinen Pflegegrad.

    Das kenne ich schon, denn damit meint sie immer, dass sie einen Dienst vermeiden kann....schlaues Mädel.


    Also einigten wir uns auf Kurzzeitpflege und die Dame vom Sozialdienst machte sich auf die Suche nach einem Platz.

    Donnerstag rief dann Muttern an und zitierte mich "kurzfristig" ins Krankenhaus, weil sie frische Wäsche brauchte.

    Naja die treue Tochter ging sofort nach der Arbeit los und brachte ihr die Geschmeide.....aaaber ich nutzte die Gelegenheit und sprach sie drauf an, warum sie überall erzählt. dass ich sie beklaue und ich mich nicht kümmere usw.

    Das hatten mir nämlich inzwischen etliche Nachbarn, die Dame von der Hausverwaltung, die Dame vom Sozialdienst und ihr Doc erzählt....ein super Gefühl, wenn man als klauende Tochter überall bekannt ist.

    Naja wie erwartet hat sie das nie gesagt und ich wüsste ja, dass viele Leute gerne tratschen....klar.

    Dann als ich nachbohrte, dass sie das ja sogar vor mir gesagt hat, fing sie an zu weinen und sagte, sie will nichts mehr hören und außerdem geht es ihr so schlecht, dass jeden Tag der Psychiater kommt.

    Naja dann sagte sie plötzlich, sie will so schnell wie möglich in das Heim ziehen, wo wir zur Besichtigung waren, denn der Doc hätte gesagt, das wäre ein ganz tolles Heim und sie könnte sich glücklich schätzen, wenn sie da einen Platz kriegt. Habe ihr zugesagt, sie auf die Warteliste setzen zu lassen, aber da steht sie ja schon :)

    Naja bin dann wieder los und war doch etwas erleichtert, dass ich mir das mal so von der Seele geredet habe, auch wenn es bei ihr nicht ankommt.


    Heute früh gegen 10 kam dann der ersehnte Anruf. Ab nächsten Mittwoch hat sie einen Kurzzeitpflegeplatz hier in der Nähe in einem Heim, der nach den vier Wochen in eine Dauerpflege übergehen wird....wenn das alles wie gewünscht klappt.

    Ist zwar nicht das, was wir besichtigt haben, scheint aber auch gut zu sein und ich konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen.

    Habe dann gleich im Heim angerufen, alles klargemacht, fahre Dienstag hin und gucke mir das an und bringe schon mal ein paar Sachen hin, wie z.B. ihren Rollator.

    Die Dame vom Heim hatte auch schon einen Arztbericht mit unter anderem der ersehnten Demenzdiagnose.

    Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk ever ever ever, denn ich werde Dienstag zarte 50 :)


    Naja habe dann noch im KH Bescheid gegeben, dass das klappt und sie Mittwoch da einziehen kann. Wir haben auch vereinbart, dass sie das meiner Mutter erst Dienstag sagen, weil sie sonst evtl. Terz macht.


    Also scheint es so, als wäre ich meinem Ziel ganz nah....und auch wenn es manchmal anders rüberkommt, mir geht es hauptsächlich darum, dass ich meine Mutter sicher untergebracht weiß und sie vielleicht noch ein paar schöne Jahre hat......

  • Ach wie schön, KO72, das klingt doch wirklich gut!! Leider wird solch eine Veränderung ja sehr oft durch einen Sturz eingeleitet, aber das ist nun egal und ich wünsche dir wirklich, dass alles so gut klappt wie gewünscht. Meine Mutter hat fast 2 Jahre im Heim und bei Anrufern erzählt, sie sei in Kurzzeitpflege,damit konnte sie offensichtlich besser leben als mit der Wahrheit, die sie nicht eingesehen hat. Sie hat sich dort stabilisiert durch den regelmäßigen Tagesablauf und wir wissen sie unter Aufsicht und Betreuung,wenn wirklich mal wieder ein Sturz kommt.

    Liebe Grüße

    Rose60

  • Das ist das schönste Geburtstagsgeschenk ever ever ever, denn ich werde Dienstag zarte 50 :)


    Also scheint es so, als wäre ich meinem Ziel ganz nah....und auch wenn es manchmal anders rüberkommt, mir geht es hauptsächlich darum, dass ich meine Mutter sicher untergebracht weiß und sie vielleicht noch ein paar schöne Jahre hat......

    Das sind ja tolle Nachrichten, KO72! Da wünsche ich Dir alles Gute zu Deinem Geburtstag!


    Zum Thema Heim schliesse ich mich Rose60 und schwarzerkater an: Du musst Dich nicht schlecht fühlen! Ich habe in den Angehörigengruppen oft das Gefühl, es wird schon sehr gepusht, dass man die Patienten so lange wie möglich zu Hause hält. Aber wenn ich die Erfahrung mit meinem Großvater (der 5 Jahre im Heim lebte) mit dem vergleiche, was wir jetzt mit meinem Vater haben (der zuhause lebt), dann muss ich sagen, das Heim ist eindeutig die bessere Variante. Für die Angehörigen sowieso, denn das Ganze macht einen ja völlig fertig, und ich glaube, auch für den Patienten. Mein Großvater hat auch ständig Mist gemacht, den anderen Bewohnern die Brillen geklaut, sich mit dem Hausmeister gestritten, der schneide die Büsche nicht richtig, ständig illegale Feuerzeuge gehabt, von denen niemand wusste, wo sie herkommen, lustige Verschwörungstheorien über Mitbewohner gehabt, usw usf. Wir haben ihn fast jeden Tag besucht und sind mit ihm spazieren gegangen, und meine Mutter und ich haben (trotz der Demenz) unheimlich viele positive Erinnerungen an ihn. Im Gegensatz dazu ist es jetzt mit meinem Vater, der zuhause sitzt und den ganzen Tag Mist baut, qualvoll -- das ständige rumräumen und Schlüssel verlieren und irgendwelche Sachen suchen, das hundertmal das Gleiche fragen. Und ich glaube auch für ihn ist es nicht schön, die ständige Verwirrtheit, das rumirren, das Blöd fühlen, die Aggressionen ... ich glaube, vieles davon hat man im Heim nicht.


    Ich hoffe, dass es mit Eurem Umzug klappt, und dass sich Deine Mutter gut eingewöhnt bei der "vorübergehenden" Pflege!

  • Hallo oiocha,

    Ich bin gerade richtig froh zu lesen, dass du im Vergleich das Heim besser findest, meine Mutter schafft es gelegentlich immer nochmal mich zu verunsichern. Heute hatten wir sie zum Kaffee zu mir nachhause abgeholt, da pochte sie wieder darauf, ihre Vergesslichkeit komme nur durch die zu wenige Abwechslung im Heim , dort sei man in ihr Zimmer eingebrochen, habe ihr Wasser vor die Tür geschüttet... das alles wird sie in ihrem Kopf ja "wirklich" erlebt haben... Ich falle nicht mehr so sehr mit schlechtem Gewissen darauf herein wie anfangs, aber ein bisschen eben doch.

    Wenn sie tatsächlich mit einer pflegekraft zuhause wäre, würde diese sie vermutlich (in ihren Augen) beklauen und Einbrecher vermuten wie zuvor mein Vater mit Alzheimer.

    Das Blöde ist hier tatsächlich, dass sie heimatfern ist und ich i.A.die einzige Besucherin und ich schaffe das definitiv nicht so häufig wie du es beschreibst.

    Nunja, so richtig passend kriegt man es vermutlich nie. Meine Mutter ist nun schon fast 3 Jahre hier im Heim, ich hätte nie gedacht, dass sie sich nochmal so stabilisiert.

    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo KO72, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und ein gutes Ende der schweren Zeit!


    Ganz offensichtlich haben Sie es richtig richtig gemacht, - die Klarstellungen in der Nachbarschaft und im Krankenhaus und der Mut, Ihren Ärger und Ihre Verzweiflung von der Seele zu reden!

    Es freut mich, dass Sie die Tränen Ihrer Mutter ausgehalten haben und sie so ihre Fassade (kurzfristig) verloren hat und mit der unerwarteten Einsicht der PlanB im guten Heim zu greift.

    Es hat sich gezeigt, dass Ihre Mutter im Krankenhaus und bestimmt auch im Heim gut versorgt werden kann, sie die Hilfe annimmt, Kontakte herstellt und hoffentlich so aus dem wahnhaften Muster herauskommt. Offensichlich ging das in der Klinik sogar ohne Neuropeptika. Also nochmal: Es war genau richtig, das Umfeld so zu informieren! Für Menschen, bei denen die Vergesslichkeit noch nicht so ausgeprägt ist, kann es manchmal zu einem zeitweisen Bruch führen.


    Vermutlich wird Ihnen das Heim raten, dass Sie erstmal nicht kommen, damit sich Ihre Mutter darauf einstellt und neue Kontakte findet - wichtig wäre nur, dass Mitarbeitende das "Böse-Tochter-Muster" nicht verstärken. Das sollte Ihnen die Heimleitung versprechen!


    Wenn Sie Ihre Mutter besuchen, wünsche ich Ihnen, dass Sie klar bleiben und weiterhin bei der Re-Orientierung der Realität bleiben - ohne Diskussion und ohne dass Sie das alte Verhaltensmuster erschüttert. Schauen Sie bitte auch den Entlassungsbrief aus dem Krankenhaus an, mich würde nicht wundern, wenn dort ein CT Hinweise auf eine Frontotemporale Demenz geben würde. Einiges aus Ihren Berichten würde für diese Diagnose sprechen und sie würde plausibel erklären, warum sich Ihre Mutter so verhält.

    Viel Kraft und Abstand und ein hoffentlich gutes Einleben Ihrer Mutter, Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo TanjaS, so gut ich kann, möchte ich Ihr "dickes Fell" stärken - es sind wieder furchtbare Erlebnisse, die Sie uns berichten.

    Bleiben Sie stark und lassen Sie bitte auch ihre Tränen zu. Sie haben schon so viel erreicht und trotzdem hat sich Ihre Mutter so verschlechtert, als würde Sie mit aller trotzigen Macht darum kämpfen, Recht zu bekommen. Sie tut alles dafür, dass Sie mit ihr brechen und trotzdem halten Sie zur ihr und bleiben klar und stark in Ihrer Liebe!

    Vielleicht geht das nur, weil Sie sich auch Zeit für die Trauer nehmen, dafür dass sich Ihre Mutter so verändert hat.


    Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie bald die richtigen Worte finden, dass Ihre Mutter die Fassade verliert und gleichzeitig Hilfe bekommt. Bei KO72 hat es geklappt, Sie werden es auch schaffen, schon weil Sie bisher auch so viel richtig richtig gemacht haben! Alles Gute Ihr Martin Hamborg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Oiocha, die Gedanken der letzten Beiträge möchte ich auch Ihnen schicken! Bei Ihren Eltern stellen sich gleich zwei Tabus gegen die Fassade: das Wissen um Demenz und um den Alkoholismus. Wie viele Familien sind allein am Alkohol zerbrochen und bei Ihrem Vater braucht die Demenz noch einen zusätzlichen Selbstschutz.

    Vielleicht wird eine Suchtberatungsstelle meine Einschätzung teilen, dass Sie trotz der wenigen Handlungsoptionen auf dem richtigen Weg sind - leider ist das nur ein schwacher Trost!

    Haben Sie schon Zeit für die Beratung gefunden? Meine fachliche Position ist, dass bei Doppeldiagnosen zunächst die Sucht, Depression oder Psychose behandelt werden sollte, - bevor wir das machen, was bei Demenz empfohlen wird.
    Alles Gute Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Herr Hamborg -


    Zu Pfingsten bin ich tatsächlich einen Tag früher als geplant nach Hause gefahren. Wir haben fast ausschließlich gestritten. Selbst als sie meinte, "lass uns vertragen" kam direkt im Anschluss "auch wenn ich gar keine Schuld habe und Du mich immer schlecht behandelst". Sie hat es wirklich komplett darauf angelegt, mit mir zu streiten. Ich bin ein paarmal einfach in mein Zimmer gegangen, um ein bisschen Abstand zu bekommen, aber sie ist hinterher gekommen. Besonders schlimm war es für mich, als sie anfing, über meinen Vater zu schimpfen: dass er nie an sie gedacht hat, dass sie nie irgendwelche Geschenke von ihm bekommen hat, nicht mal eine Kleinigkeit - was einfach nicht stimmt. usw. Ich bin ja sowieso ein "egoistisches Stück", das nie was für sie macht.

    Sie haben auf jeden Fall Recht: Sie tut alles, damit sie aus ihrer Sicht Recht hat. Und wenn sie das nicht bekommt, reißt damit immer neuen Streit vom Zaun. Manchmal stehe ich nur noch da und lasse die Tiraden über mich ergehen. Noch vor kurzer Zeit war es fast nur am Telefon so, aber jetzt war es bei meinem Besuch tatsächlich schlimmer.

    Im Juni stehen bei mir einige Geschäftsreisen an, da sehe ich nach zwei Jahren liebe Kollegen wieder - darauf freue ich mich sehr und das wird mir auch gut tun.

    Viele Grüße an alle!
    TanjaS

  • Liebe schwarzerkater -


    danke Dir für Deine netten Worte. Es hilft schon, alles mal runterzuschreiben - wie viele in diesem Forum schreiben. Ich werde den Kontakt reduzieren, zum einen geht es diesen Monat auf beruflichen Gründen nicht anders, zum anderen auch, weil es mir einfach nicht guttut. Ich fahre jetzt eher mit dem Zug hin, da bin ich dann etwas flexibler und kann auch mal spontan einen Tag eher zurückfahren.


    Früher haben wir uns sehr gut verstanden, ich konnte mit ihr über alles reden. Sie hat sich allerdings ein "traditionelleres Leben" für mich vorgestellt, hatte sie mal gesagt: mit Ehemann, Kindern, einem Beruf, bei dem ich 9-17 Uhr arbeite und nicht reise. Ich hatte aber für mich schon sehr früh entschieden, dass das nichts für mich ist - und daraus auch nie ein Geheimnis gemacht. Mein Vater hatte irgendwann einmal zu mir gesagt, dass meine Mutter eine "sehr egoistische Frau" sei. Das habe ich nie geglaubt, bis jetzt. Jetzt erlebe ich es sozusagen live.


    Ich arbeite gerade daran, etwas "egoistischer" zu sein. Es sind kleine Schritte: Handy ausschalten am Abend, Konzertkarten buchen, ein Buch lesen. Aber es hilft sehr.

    Liebe Grüße & einen wundervollen Tag,

    TanjaS

  • Liebe Tanja,

    Ich kann sehr gut deine Tendenz zu mehr Rückzug nachvollziehen, das hält man auf Dauer ja nicht aus und du hast auch das Recht darauf gesund zu bleiben!!

    Offensichtlich kannst du dich noch so sehr anstrengen und trotzdem ist es in großen Teilen in den Augen deiner Mutter nicht richtig, nie genug und das wird dann Bekannten der Mutter auch noch mitgeteilt. Das laugt auf Dauer unwillkürlich aus.

    In moderater Form erlebe ich es bei meiner Mutter ja auch seit drei Jahren, aber nachdem ich ihr gegenüber mal massiver widersprochen habe, hat sie offensichtlich etwas mehr Respekt vor mir (habe ich vllt am anderer Stelle schon erwähnt..). Dadurch habe ich vor allem für mich selbst das Gefühl mich mehr abgrenzen zu können. Ich denke auch, dass wir Töchter da viel mehr einstecken als viele Söhne das tun würden, vllt weil Frauen insgesamt eher auf der emotionalen oder Beziehungsebene reagieren?

    Da staunt man doch oft, wieviel der dementen Mensch dann doch noch kontrollieren kann, wenn sie sich den Angehörigen gegenüber oft ganz anders geben als den Nachbarn..

    Sei gut zu dir - du hast es verdient!!

    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo TanjaS, ich kann mich nur der Erschütterung über das Verhalten Ihrer Mutter anschließen. Mir kam der Gedanke: Kinder sind nicht auf der Welt, um von Ihrer Mutter gedemütigt und beleidigt zu werden.


    Aus diesem Grund möchte ich Sie bestätigen: Das eingespielte und derzeit unveränderbare Verhaltensmuster ist nicht nur schlecht für Sie als Tochter, es tut auch einer Mutter nicht gut.

    Ich wage mal die steile These: Demütigung der Kinder ist (auch) nicht der biologische Sinn der Eltern und das gilt m.E. auch für große und erfolgreiche Kinder! Sie sind nicht auf der Welt, den Hass Ihrer Mutter (auf was auch immer) zu tragen und zu ertragen.

    Sie sind nicht die Therapeutin Ihrer Mutter, die die tiefen Ursachen für den "Egoismus" und die "Hasstriaden" herausarbeitet und daraus die richtige Form der Ablenkung oder gar Versöhnung dieser gewaltigen Energien aus alten Verletzungen findet.


    Ich möchte ich Sie nochmal bestärken, die destruktiven Muster nicht zu verstärken, sondern so kurz wie möglich zu halten.

    Sie können Ihre Tochterliebe darin zeigen, dass Sie - mit dem Wissen um die Demenz - Ihrer Mutter immer wieder eine neue Chance für eine gute Beziehung geben. Bitte genießen Sie Ihre Reisen, schützen Sie sich und behalten Sie die Kraft und Geduld für die Zeit, in der Mutter aus dieser Phase herauskommt. Ihr Martin Hamborg

  • Liebe schwarzerkater, liebe Rose60 -


    vielen Dank für die lieben und aufmunternden Worte. Ich weiß leider auch nicht, in welcher Phase sie sich befindet. Da sie sich generell weigert, zum Arzt zu gehen, ist die Demenz offiziell nicht diagnostiziert. Massiv widersprechen oder auch mal Kontra geben, führt dazu, dass sie das Telefon einfach auflegt. Aber mittlerweile nehme ich das hin - früher habe ich zurückgerufen und wollte alles erklären. Und ich gebe Dir recht, schwarzerkater, wir Töchter sind da häufig anders erzogen. Von Seiten meiner Mutter sicherlich. Hier muss ich meinem Vater danken, der immer gesagt hat, dass ich alles werden und machen kann, was ich möchte und mir nie einreden lassen soll, dass es nicht geht, weil ich eine Frau bin. :) Dafür bin ich ihm heute noch sehr dankbar. Und ich habe einen ganz tollen Arbeitgeber, der sehr verständnisvoll ist und mich unterstützt - mal ganz abgesehen von meinem Team. Ich habe gerade auch die ersten beiden Termine bei einer Psychologn gehabt und bin optimistisch, dass mir dies auch helfen wird.

    Ich kann jetzt nur schauen, wie es weitergeht. Ich wünsche euch allen viel Kraft!
    Schönen Sonntag!
    TanjaS

  • Hallo Herr Hamborg -


    ich gebe Ihnen recht: Kinder sind nicht auf der Welt, um von ihren Eltern beschimpft zu werden. Nach zwei Terminen mit einer Psychologin und auch Tipps aus dieser Gruppe, geht es mir besser und ich habe die letzten aggressiven Telefonate meiner Mutter gut überstanden. Ich habe auch gemerkt, dass mich die bösartigen Kommentare mich nicht mehr schlimm getroffen haben. Ich weiß nicht, ob das so weitergeht, aber es macht mir Mut. Momentan ruft sie mich nicht an, vielleicht auch, weil sie nicht mit mir sprechen will. Wenn ich sie anrufe, ist das Telefonat meist recht kurz: Sie denkt, hetze "die" gegen sie auf. Dann legt sie auf. Ich rufe deswegen auch weniger an - sie bemerkt das allerdings nicht. Nächste Woche bin ich 4 Tage auf Geschäftsreise, ich habe es ihr gesagt, aber wahrscheinlich vergisst es sie wieder. Ich freue mich auf diese (und kommende) Reise und darauf, nach über 2 Jahren ein paar Kollegen wiederzusehen.

    Viele Grüße & einen schönen Sonntag,

    TanjaS

  • Hallo Tanja,

    Ich freue mich, dass du unterstützende psychol. Beratung bekommen kannst. Natürlich kann uns kein Psychologe das Problem des dementen Elternteils nehmen, man kann aber doch gemeinsam überlegen, wie man evtl.anders damit umgehen kann, warum einiges uns so besonders trifft, wir uns evtl.nicht so gut abgrenzen können etc. Unsere Denk- und Verhaltensweisen sind nun mal sehr früh und anhaltend geprägt worden. Auf manches kommt man gar nicht von allein.

    Besonders diejenigen von uns, die als Kind sich nicht angemessen gesehen und/oder geliebt fühlten, laufen oft ein Leben lang dieser Anerkennung nach und gehen lange und immer wieder über die eigenen Grenzen bis zur absoluten Erschöpfung und es bereitet uns dann oft Ängste, Grenzen aufzuzeigen .

    Das musst du , Tanja , nicht auf dich beziehen, ich kenne es nur noch von mir selbst und anderen.

    Also ich selbst hätte es ohne die psychol. Begleitung nicht so geschafft, wir hatten mit meinem Vater schon so eine schlimme Zeit mit Alzheimer und heftigen Aggressionen bis zur richterl. Einweisung. Die meisten Außenstehenden wissen doch gar nicht, was alles mit Demenz verbunden sein kann. Dass man nicht mit allen schön im Demenzchor singen kann etc , so wie es teils im TV aussieht.


    Liebe Grüße an alle

  • Hallo zusammen,


    lese hier immer wieder mit, schreibe nicht regelmäßig, aber dieser Thread bringt genau das auf den Punkt, was ich auch empfinde.


    Über meine Mutter habe ich schon das eine oder andere geschrieben, sie leidet auch unter dem, was mein Mann so schön als "frackige Demenz" bezeichnet. Auch ich bzw. wir sind an allem schuld und sie wirft mir immer wieder vor, daß ich sie gezwungen hätte, dort zu leben, wo sie jetzt ist. Sie wird von uns ziemlich gepampert, ich schaue jeden Tag bei ihr vorbei, sie verbringt jeden freien Tag mit uns. Gestern war ausnahmsweise ein Sonntag, den mein Mann und ich ganz für uns haben wollten. Ich habe ihr das erklärt, sie schien verständig, aber wir waren gerade nach Hause gekommen, da überschüttete sie mich mit Vorwürfen. Aber mittlerweile habe ich gelernt, nicht mehr über jedes Stöckchen zu springen, und mir ist ein dickeres Fell gewachsen. Ich muß mir nichts vorwerfen, weil wir alles für sie tun, was geht, aber ich bin auch nicht vollständig für ihr Leben verantwortlich, Demenz hin oder her. Sie lehnt alle Angebote des Seniorenhauses, in dem sie lebt, ab (Essen, Veranstaltungen, Gruppen). Ich habe mir früher den Mund fusselig geredet, daß sie doch etwas machen soll, mittlerweile nehme ich das hin. Sie trinkt nicht genug, kratzt sich die Haut auf, ich habe sie wiederholt auf alles hingewiesen, sie weigert sich, und ich lasse sie machen. Ich greife selbstverständlich ein, wenn etwas zu eskalieren droht, ansonsten habe ich einen gewissen Fatalismus entwickelt.


    Und wenn sie mich einmal doch zu sehr piesackt, brülle ich für mich selbst auch einmal herum, um mich abzureagieren, versuche aber, bei ihr nicht zu viel Öl ins Feuer zu gießen. Du hast recht, und ich meine Ruhe. Das fällt mir nicht immer leicht, weil ich es eigentlich nicht leiden kann, wenn jemand Tatsachen verdreht und falsche Behauptungen aufstellt, aber da arbeite ich noch an mir. Gelegentlich mache ich aber auch eine klare Ansage, das hat sie nicht gerne, aber nach einer gewissen Bedenkzeit backt sie kleine Brötchen. Dann merke ich, dass ihr doch ein gewisser Rest Selbstreflektion geblieben ist, es dauert nur alles etwas länger.


    Mit ihr zusammen zu sein, ist mühsam. Es ist ein Energieräuber, danach bin ich meistens erschöpft. Die Konversation ist stereotyp geworden, sie begreift das meiste nicht mehr. Ich bin da ehrlich, ich muß mich schon manchmal überwinden. Aber ich lasse sie nicht hängen, das ist nun einmal meine Aufgabe als einzige Bezugsperson. Ich bin dankbar, daß mein Mann mich dabei so unterstützt und es ihm nichts ausmacht, daß meine Mutter fast immer dabei ist.


    Wir können unsere Angehörigen nicht mehr ändern, mit Argumenten nichts mehr erreichen. Aber wir dürfen uns nicht daran aufreiben. Ihr alle hier unterstützt Mutter/Vater nach Kräften, aber man hat auch noch sein eigenes Leben. Ansonsten dickes Fell bekommen, ohne abgestumpft zu sein. Das ist ein langer Prozess, das gelingt auch nicht immer, aber wenn man sich gewisse Mechanismen aneignet, die genauso stereotyp sein dürfen wie die des Angehörigen, kann man schon einiges erreichen.


    Euch alles Gute, viel Kraft - und paßt auf Euch auf.


    LG Zimt

  • Hallo Oiocha, die Gedanken der letzten Beiträge möchte ich auch Ihnen schicken! Bei Ihren Eltern stellen sich gleich zwei Tabus gegen die Fassade: das Wissen um Demenz und um den Alkoholismus. Wie viele Familien sind allein am Alkohol zerbrochen und bei Ihrem Vater braucht die Demenz noch einen zusätzlichen Selbstschutz.

    Vielleicht wird eine Suchtberatungsstelle meine Einschätzung teilen, dass Sie trotz der wenigen Handlungsoptionen auf dem richtigen Weg sind - leider ist das nur ein schwacher Trost!

    Haben Sie schon Zeit für die Beratung gefunden? Meine fachliche Position ist, dass bei Doppeldiagnosen zunächst die Sucht, Depression oder Psychose behandelt werden sollte, - bevor wir das machen, was bei Demenz empfohlen wird.
    Alles Gute Ihr Martin Hamborg

    Hallo Herr Hamborg -- vielen Dank für die Nachricht, die ich nicht sofort gesehen habe! Ich habe eigentlich nicht vor, meinen Vater bei einer Suchtberatungsstelle vorzustellen. Es spricht ja eigentlich alles dagegen -- er denkt nicht, dass er zuviel trinkt, er weiss nicht wieviel er trinkt, er will keinerlei Hilfe und geht generell nicht zu Ärzten. Ich hatte in Amerika eine Freundin, die mit den anonymen Alkoholikern (AA) nüchtern geworden ist, aber das war harte Arbeit und sie wollte es auch. Für jemanden ohne Einsicht und Erinnerungsvermögen halte ich es für aussichtslos.


    Guten Abend, TanjaS, es berührt mich sehr, was du schreibst ... Es erinnert mich auch an die relativ lange unzufrieden-egiostische Phase bei meiner Mutter (obwohl wir sie praktisch auf Händen getragen haben). Ich bin mir heute immer noch nicht sicher, dass diese Phase endgültig zu Ende ist ...

    Hallo schwarzerkater -- ich finde den Ausdruck, unzufrieden-egoistische Phase sehr treffend! Werde ich nächstes Mal der Neurologin erzählen, die meinen Vater so nett findet. Was für eine Phase kommt denn danach?

  • Vielen Dank für die einfühlsame und hilfreiche Antwort, schwarzerkater!


    In der Rückschau hatten wir auch schon vor fast 10 Jahren Dinge, die ich heute als Vorboten der Demenz erkenne. Da war er so richtig aggressiv, hat offensichtlich begonnen, zu merken, dass was nicht stimmt, und egal wie sehr man in verhätschelt hat, war er ständig schlecht drauf. Die Aggression und Unzufriedenheit ist seitdem eher besser geworden, aber halt auch immer eine Frage der Tagesform. Meine Mutter und ich denken häufig drüber nach, ob wir lieber den unzufriendenen-egoistischen Frühdementen zurückhätten, oder jetzt den hilflos-egoistischen Klammerer.


    Zum Thema Heim stimme ich mit Dir voll überein. Es ist ein Segen! Ich habe ja schon in anderen Diskussionen geschildert, wie gut diese Lösung bei meinem Großvater funktioniert hat. Da war es allerdings so, meine Großmutter (die ihn versorgt hatte) war gestorben, und er hatte die Wahl zwischen 300km entfernt alleine leben oder bei uns in ein Heim. Er hatte dann noch die Einsicht, zu sagen, da ist das Heim besser. Er dachte dann auch oft, er wäre im Krankenhaus und hat immer mal wieder erzählt, er würde ja bald entlassen, oder wolle mal heimfahren, um sein Haus anzuschauen. Aber im Allgemeinen hat er sich gefügt, und eigentlich war's dann auch für ihn ganz schön, weil wir uns ständig um ihn gekümmert haben. Bei meinem Vater sehe ich den Umzug ins Heim jedoch nicht. Er meint ja, im fehle nichts, er lebt in seinem wunderschönen Haus, seine Frau bekocht und umsorgt ihn. Warum sollte er ins Heim ziehen? Das wird also höchstens über einen Sturz/Krankenhausaufenthalt/Selbst-/Fremdgefährdung/o.ä. gehen, und das wird sicherlich nicht lustig. So schlimm es klingt, man muss eigentlich hoffen, dass er gedächtnismäßig weiter abbaut, damit solche Widerstände gebrochen werden, und er Hilfe annimmt.

  • Liebe Mitkämpfenden,


    da bin ich wieder nach anstrengenden Tagen....leider hat sich nicht alles so entwickelt, wie ich gehofft hatte.

    Seit 8.6. ist sie nun an dem Ort, der sich Heim nennt, aber dieser Ort ist schrecklich und leider empfindet sie das auch so, obwohl ich versuche, ihr das alles schmackhaft zu machen....aber an einen dauerhaften Aufenthalt ist gar nicht zu denken.

    Ich habe schon Mühe, sie dort bis zum Ende der Kurzzeitpflege und Verhinderungspflege, also bis 9.7. zu halten.

    Dieses Heim wurde zum 1.1. von einem privaten Träger übernommen und leider hat wohl auch die Qualität darunter zu leiden, denn die guten Bewertungen kann ich allesamt nicht nachvollziehen, diese sind auch alle älteren Datums....das Personal ist unverschämt wohl wegen Überforderung, der ganze Laden ist total desorganisiert - unter anderem wurde von mir schon zum dritten Mal ein Lastschriftmandat verlangt, obwohl ich das schon zweimal abgegeben habe.

    Wenn ich dort bin und ich bin jeden zweiten Tag dort, höre ich viel Geschrei aus den Zimmern und auf den Gängen, keinerlei liebevoller Umgang mit den Einwohnern, wie ich es in dem von uns besichtigten Heim sehen konnte.

    Es war bisher noch kein Arzt bei meiner Mutter obwohl sie ein dickes Bein hat und über Schmerzen klagt....habe heute nochmal nachgehakt, da sagte der Pflegeleiter zu mir, er wird dem Arzt eine Mail schreiben. Habe nur gesagt, die macht Freitag Nachmittag bestimmt viel Sinn....sagte er nur, ich könnte ja meine Mutter selber zum Arzt bringen....ja so ist das da.

    Zu allem Unglück ist sie in einem Doppelzimmer mit einer vollständig dementen Dame, das heißt sie hat keinerlei Ansprache und musste sogar mal nachts Hilfe holen, weil die Dame aus dem Bett gefallen war und mit blutiger Kopfwunde auf dem Boden lag.

    Seitdem hat sie Angst nachts zu schlafen, weil die Dame wohl nachts sehr aktiv ist und immer wieder versucht, übers Bettgitter zu klettern.

    Immerhin muss das Essen gut sein und die Spiele, die gemacht werden, machen ihr auch Spaß, sei es Bingo, Sitzgymnastik oder Kegeln.

    Aber diese kurzen Auflockerungen trösten leider nicht über den Rest hinweg. Es gibt kein Bad im Zimmer sondern so Sammelbäder auf dem Gang, auch Toilette gibts keine im Zimmer und wenn sie nachts mal raus muss, ist alles dunkel auf dem Gang...

    Natürlich kann ich ihr nicht alles glauben, was sie so erzählt, z.b. versteckt sie überall ihre Wäsche und behauptet, die wird ihr geklaut, ich finde aber ständig in ihren Schubladen, unterm Kopfkissen, unter der Matratze, in ihrer Handtasche die Sachen....wenn ich frage, warum sie das versteckt, hält sie sich die Ohren zu.

    Heute hat sie mir gesagt, dass sie heute nacht über die Terrasse abhaut und sich dann irgendwo hinlegt bis sie kalt ist.....naja bei den Temperaturen eher unwahrscheinlich.

    Habe dann die Pflegerin gefragt, die meinte nur gleichgültig, dass sie auch schon öfter gesagt hätte, dass sie runterspringt....und lachte dann und sagte, naja sie ist ja im Erdgeschoss....


    Also es läuft darauf hinaus, dass sie wieder nach Hause kommt, wie auch immer das gehen soll.

    An dem anderen Heim bin ich dran, aber da ist gerade nix zu machen....die haben zu wenig Personal und können deswegen nicht alle Zimmer belegen.

    Das Heim wo sie aktuell ist, interessiert das nicht, die packen jede Ecke voll, so mein Eindruck. Da gehts nur ums Geld.


    Heute hat sie mich wieder ordentlich angeschrieen, dass sie wüsste, dass ich das alles eingefädelt habe und ich werde schon sehen, was ich davon habe und und und.....habe meine Schwester gebeten, mal kurz zu ihr zu fahren, weil mich mal interessieren würde, ob sie bei ihr auch so ein Theater macht. Die hat nur gesagt, sie hat keine Zeit für sowas, sie verbringt die Zeit lieber mit ihrer Familie...und sie wohnt mit dem Auto ca. 20 Minuten weg, näher dran als ich.....und das ist ihre sogenannte Traumtochter.


    Bin gerade wieder etwas verzweifelt, denn so eine richtige Erleichterung ist das gerade nicht.

    Mache mir totale Vorwürfe, dass ich sie da sitzen lassen muss, denn es ist wirklich schrecklich....und ich habe Angst vor der Zukunft.
    Was muss noch alles passieren.....meine einzige Hoffnung ist das besichtigte Heim....bis dahin muss ich durchhalten....irgendwie.


    Euch allen ein schönes und hoffentlich ruhiges Wochenende

  • Hallo KO72,

    Diese Erfahrung mit dem Heim klingt echt nicht schön. Ich habe ja schon im guten Heim ein schlechtes Gewissen gehabt, weil meine Mutter nicht da bleiben wollte.. sehr blöd für dich!

    Ja, irgendwie durchhalten geht da wohl nur. Aber toll, dass deine Mutter Spiele mitmacht, das macht meine überhaupt nicht und beschwert sich, dass es langweilig ist.

    In ihrem Heim sind tatsächlich alle sehr liebevoll mit den Bewohnern, das finde ich auch wichtig für das eigene Gefühl. Ich drücke die Daumen, dass ihr bald im besseren Heim einen Platz bekommt. Ich würde da nun sehr oft anrufen , die Situation kann sich ja schnell ändern, z.b.nun mit der Hitzewelle.

    Liebe Grüße

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