Frau das „Nein” konditionieren

  • Hallo erneut,


    bei einer Gattin eines Freundes ist FTD (Frontaltemporale Demenz) diagnostiziert worden. Entsprechend ist das Kontrollzentrum im Stirnhirn betroffen.


    Nun möchten wir kleinschrittig vorgehen und einzelne Verhaltensweisen mildern bzw. konditionieren, wenn möglich.


    Eine sehr entlastende Sache wäre, wenn seine Gattin das „Nein“ akzeptiert. Beim Kochen des Gatten räumt sie stetig die Küchenutensilien weg, sodass er sie immer wieder ausräumen muss und der Kochprozess sehr eingeschnitten wird. Es ist schon zwanghaft und bei wiederholter Bitte, nicht die Utensilien wegzuräumen, ist die Resonanz relativ gering. Der Blick richtet sich ihrerseits auf die Utensilien fokussiert. Gegebenenfalls kann es ein Gefühl das Gebrauchtseins sein. Aber Autonomie muss auch gewahrt sein, sodass der Gatte in Ruhe kochen kann (wichtiges Hobby).


    Vielen Dank.


    Gruß,

    Helfendehand

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helfendehand,

    ich würde es nicht mit einem "Nein" probieren, sondern mit einem Alternativ-Angebot.

    Das Gebraucht-Werden ist ja im Prinzip ein guter Impuls, nur muss man diesen auf einen verträglichen Weg lenken.

    Vielleicht lann man der Frau anbieten, derweil den Abwasch zu machen, zu staubsaugen oder ähnliches.

    Einen Versuch ist es wert.


    Viel Erfolg wünscht

    Klaus Pawletko

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Helfendehand, ergänzend zu dem Vorschlag von Herrn Pawletko (möglichst viele sinnvolle Alternativen der Ablenkung zu finden), kann es hilfreich sein, das zwanghafte oder stereotype Verhaltensmuster so systematisch wie möglich zu anzugehen.


    Dazu gehören

    1. Fehler vermeiden: Jede hohe Aufmerksamkeit, jede Diskussion und jeder Versuch an die Einsicht zu appellieren kann das Verhaltensmuster verstärken. Das Kontrollzentrum ist geschädigt und das zwanghafte Muster hat eine selbstwertstabilisierende Funkion. Alte Konfliktmuster der Beziehung helfen da nicht weiter! Das "Nein" zu üben hat in diesem Zusammenhang eher eine eskalierende Wirkung.


    2. Das abnehmende Selbstkontrolle durch liebevolle und nicht reglementierende Fremdkontrolle oder Unterstützung ersetzen. Das ist einfach gesagt und schwer umgesetzt. Deshalb ist jede Helfendehand und die gemeinsame Suche nach einer systematischen Strategie in Versuch und Irrtum wertvoll.


    3. Erproben Sie, ob noch einfache Regeln ankommen. Manchmal klappt es mit "Mein und Dein" - dann wäre der eigene Bratenwender oder Kochbox eine einfache Lösung.


    Auch von meiner Seite noch mal viel Erfolg auf diesem gemeinsamen Weg.

    Ich freue mich von Ihnen zu hören, denn Angehörige von Menschen mit einer frontotemporalen Demenz bekommen wenig konkrete Unterstützung, weil die klassischen Demenztipps oft nicht helfen. Besser scheint es mir, wenn wir uns hier über Erfahrungen mit den Strategien zum Verständnis, zum Zugang zum erkrankten Menschen und zur Annahme der Fremdkontrolle austauschen.

    Ihr Martin Hamborg

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