Wenn ich hier im Forum lese, habe ich immer wieder den Eindruck, dass die Demenz meiner Mutter (Pflegegrad 2) noch nicht sehr dramatisch ausgeprägt ist.
Aber was bei meiner Schwester und mir und weiteren betreuenden Freundinnen in letzter Zeit öfter Thema ist, ist die Frage: wie heftig ist es eigentlich wirklich? Wann spielt sie uns was vor, was ist echt?
Bei unserer Mutter kommt dazu, dass sie durch Makuladegeneration seit Jahren schon fast blind ist - aber auch da stellen sich ähnliche Fragen.
Manchmal stellt sie dar, dass sie so gut wie nichts mehr sieht, braucht Hilfe beim kleinsten Schritt und dann wieder, wenn ihr etwas wichtig ist, kann sie dieselbe fremde Strecke, die sie kurz zuvor nur mit stützender Begleitung mühsam und sichtbar für alle unter Aufbietung aller Energie bewältigt hat, plötzlich flott nocheinmal so schnell zum begehrten Ziel gehen, dass die stützende Begleitung von zuvor kaum mehr mitkommt. Das nur ein Beispiel aus vielen Möglichkeiten.
Und so ist es auch mit ihren alltäglichen Fertigkeiten: was sie zuerst gar nicht mehr zu schaffen scheint, vorgibt, geht plötzlich ohne Hilfe und sie ist fast beleidigt, dass ihr jemand helfen wollte.
Sie fragt hundertmal dasselbe (kennen ja alle hier) und plötzlich ist sie beleidigt, wenn sie den Eindruck hat, das Gegenüber will ihr was erzählen, was sie doch sowieso weiß.
Es ist für uns so undurchsichtig, wann sie etwas wirklich nicht mehr kann, weiß, sieht etc. und wann sie wohl doch mehr nach Aufmerksamkeit heischt, indem sie Nichtvermögen vorspielt. Wir wissen letztlich nicht, woran wir bei ihr sind und mir stellt sich auch immer mehr die Frage: weiß sie es vielleicht auch nicht?
In mir sträubt sich alles, mit den andren anzunehmen, dass es bei ihr mehr Hinterlist ist, ich glaube eher an ein echtes Auf und Ab der Funktionen in ihrem Hirn.
Daher schließlich auf die einfache Frage gebracht: Was ist wahrscheinlicher - das Auf und Ab oder listige Absicht ihrerseits?
Hier haben doch viele Erfahrung und auch Fachwissen, ich hoffe auf Eure Ideen. Danke.