Was habt ihr für Tricks, um eure demenzkranken Eltern/Partner dazu zu bringen, sich vor Dritten (besonders: Ärzten) halbwegs realistisch zu präsentieren?
Bei meinem Vater ist es jetzt so, er hat weiter abgebaut und ist völlig durcheinander, ständig sind Sachen verloren, die Orientierung ist weg, er hat häufig Wahnvorstellungen (Leute sind im Haus, manchmal alte Geschäftspartner, manchmal Einbrecher). Manchmal ist er aggressiv (besonders, wenn man ihn korrigiert), aber zumeist eher ängstlich-klammernd, und seit einigen Wochen ist er oft auch nur ein Häufchen Elend (bin ja so durcheinander, einige Male hat er sogar gesagt, "bringt mich zu einem Arzt, der mir hilft").
Tja, Arzt klappt natürlich nicht sofort, und wenige Tage später will er dann nicht zum Termin, ihr spinnt wohl, mir fehlt nichts. Wenn es dann doch klappt, ihn hinzubringen, dann verstellt er sich unglaublich. Mir fehlt doch nichts, ich bin sehr zufrieden, wenn ich Hilfe brauchen würde, dann würde ich es natürlich merken und mir welche besorgen. Obwohl er Fragen zu Datum/Jahreszeit/Ort/etc überhaupt nicht mehr beantworten kann, ist er sonst so überzeugend, dass die Ärzte alle meinen, dem fehlt wirklich nichts. "Ihr Vater ist ja ein netter Mann" heisst es dann, oder wenn er bei dem völlig nutzlosen MOCA Test 20 (von 30) Punkte hat, dann heisst es, Anfangsverdacht auf beginnende Demenz. Nachdem er die Behandlung ablehnt, will man ihm nichts verschreiben, das wir ihm dann unterjubeln könnten. Eine Neurologin meinte, das müsste man gerichtlich machen. Womit sich die Schlange in den Schwanz beisst, als Nicht-Mediziner würden die doch erst recht sagen, dem Mann fehlt nichts.
Etwas anders ist es, wenn Leute länger vorbeikommen und sich mit ihm unterhalten. Wir versuchen es ja mit einer Freiwilligen. Die kennt er auch nach dem 10. Besuch nicht, und wenn sie dann dasitzt, fragt er Dutzende Male alle Paar Minuten das Gleiche (sind Sie mit dem Auto da, ach sie sind aus ..., ich bin in ... geboren, da sind wir ja fast Nachbarn gewesen). Die Dame merkt auch, wie sehr er klammert und z.T. aggressiv wird. Ziel ist ja die Entlastung meiner Mutter, aber wenn die dann mal weg will, dann dreht er völlig durch.
Meine Frage ist jetzt, wie kann man ihn bei Ärzten (oder auch Pflegestufe Gutachtern) dazu bringen, die Fassade fallen zu lassen, und sich darzustellen, wie er wirklich ist? Denen vorher eine Liste geben, fragen Sie ihn doch mal, welche Verwandten noch am Leben sind? Wenn er irgendwelche grandiosen Geschichten erzählt (mache Börsengeschäfte im Online-Banking), bei welcher Bank sind Sie denn und wie loggt man sich da ein? Zum Weltgeschehen befragen, und zwar ohne ein Thema vorzugeben (er hat keine Ahnung, was in der Ukraine passiert, aber wenn das Gespräch drauf kommt, ist er entweder lautstark dafür oder dagegen, und die Leute glauben was er erzählt, auch wenn man oftmals eigentlich erkennen müsste, dass es Blödsinn ist).
Er leidet selbst unter seiner Situation (von meiner Mutter ganz zu schweigen), und ich würde ihm gerne helfen, aber die Routine unter Protest zum Arzt bringen -- mir fehlt doch nichts -- unverrichteter Dinge wieder nach Hause muss man nicht ständig wiederholen.