Meine Mutter, 87, möchte unbedingt wieder in ihre Wohnung und lehnt mich und meine Familie ab

Datenschutzhinweis: Bitte achten Sie darauf, dass Sie im Forum keine persönlichen Daten von sich selbst oder von Dritten posten. Auch sollten Ihre Angaben keine Rückschlüsse auf Ihre Person zulassen.
  • Hallo Ihr,


    Hab die Demenz meiner Mutter für mich nun in 2 Stati unterteilt:


    Status Quo 1:

    Es geht ihr schlecht, Schwindel, niedergeschlagen, aber klar, zu mir eher ruhiger und verständig


    Status Quo 2:

    Mir gehört die Welt, ich habe nichts, ich brauche keinen, Schuld an allem Übel ist meine Tochter, sie macht alles falsch


    Und dann gibt es noch Tage mit Mischformen.


    Heute: 100% Nr. 1: sie erkannte wie schlecht es ihr geht, machte mir aber fast 0 Vorwürfe.

    Verweigert natürlich weiterhin Pflege (kann alles selbst), Krankengymnastik ist blöd (hat irre Rückenschmerzen). Puh das kam heute grad recht, bin echt ein Nervenbündel nach dem gemeinsamen Arztbesuch letzte Woche.


    Und dann war auch noch ein Brief vom Amtsgericht da, in dem explizit stand, dass der Richter geprüft hat dass meine Vorsorgevollmacht absolut für die Betreuung meiner Mutter ausreicht und dass keine gesetzliche Betreuung beantragt werden muss.


    Also: so schlecht der Tag anfing…ich mach jetzt erst mal 1/2 Std Mittagsschlaf…bin alle


    Alles Gute Alfi🐝

  • Hey Alfi,

    Der Brief vom Amtsgericht klingt doch sehr beruhigend :) also kann deine Mutter dir nix und die Drohungen bleiben in der Luft hängen. Ich denke, wenn beim nächsten Mal wieder Phase 2 dran ist, darfst du schnell die Bühne verlassen und dich schützen ;)


    Bin heute selbst erleichtert, da meine Mutter bei meinem heutigen Besuch besser drauf war und nicht mehr komplett in einer anderen Welt. Halleluja!

    Was wieder auffiel: aus ihrer gesamten Familie sei ja keiner mehr da - ich zähle demnach nicht dazu und meine Schwester, die zuvor Jahrzehnte fast jeden Tag stundenlang bei ihr war, jetzt nur alle paar Monate, kann sie kaum erinnern. Als ich den Namen erwähnte "wer ist das denn?"

    Aber sie hat aktuell noch auf dem Schirm, dass ich regelmäßig vorbei komme.

    Immerhin ;)

    Liebe Grüße und gute Erholung!

  • Hallo Alfi, auch von mir weiterhin alles Gute im laufenden Prozess. Du gehst Schritt für Schritt und kommst voran. Am wichtigsten ist der Brief vom Amtsgericht. Gut, dass deine Vollmacht alles abdeckt (hierbei hat meine Mutter mich im Regen stehen lassen, so dass ich jetzt auch noch das Gericht im Nacken habe).

    Deine Mutter kennst du jetzt in- und auswendig. So überrascht dich irgendwann nichts mehr.

    Du hast für sie so viel getan, nun tue dir selbst was Gutes. Alles Liebe

  • Was wieder auffiel: aus ihrer gesamten Familie sei ja keiner mehr da - ich zähle demnach nicht dazu und meine Schwester, die zuvor Jahrzehnte fast jeden Tag stundenlang bei ihr war, jetzt nur alle paar Monate, kann sie kaum erinnern. Als ich den Namen erwähnte "wer ist das denn?"

    Liebe Rose, ja das ist das Schlimme an der Demenz (besser: EIN Schlimmes), andererseits kannst du es auch weniger negativ sehen. Der Kreis schließt sich ... und du gehst mehr und mehr aus den alten Erwartungen deiner Mutter heraus aus dem Kreis.

    Für mich ist das in Bezug auf meine Mutter viel besser, denn ich sehe, dass sie mich losgelassen hat und kann dann ebenfalls beruhigt den inneren Kreis verlassen, der mich sehr viel Kraft kostete. Das ist gar nicht soooo schlecht. Du wirst es sehen, liebe Rose.

  • Ja, das stimmt auf jeden Fall und ist irgendwie auch entlastend. Heute hat sie aber mehrmals betont, wie schön es ist, dass ich gekommen bin und wie sehr sie sich immer freut. Also so ganz entlassen bin ich noch nicht ;)

  • Liebe Alfi -


    wenn das Gericht bestätigt, dass die Vorsorgevollmacht ausreicht, ist das mega. Das hat mir eine Richterin auch bestätigt. Dann gibt's einen Eintrag in die Gerichtsakte und es ist dann schriftlich vom Gericht untermauert.

    Deine Mutter scheint meiner sehr ähnlich in ihrem Demenz-Status zu sein. Bei ihr gibt es auch die beiden Stati wie bei Deiner Mutter. Aber ich habe festgestellt, dass es einfacher ist, im Heim dann aufzustehen und zu gehen, als bei ihr in der Wohnung. Und das gibt mir etwas mehr Ruhe.

    Du hältst Dich gut! Ruh Dich aus. Und gönn Dir mal was - ich habe für Samstag beispielweise einen Tisch in einem meiner Lieblingsrestaurants reserviert und gönne mir ein leckeres Abendessen.

    Liebe Grüße, Tanja

  • Heute hat sie aber mehrmals betont, wie schön es ist, dass ich gekommen bin und wie sehr sie sich immer freut. Also so ganz entlassen bin ich noch nicht ;)

    Hallo Rose, aber so ist es auch ganz schön, oder?


    Bei meiner Mutter bin ich mir inzwischen sicher, dass sie das gesamte Konstrukt Familie nicht mehr erinnert. Unser Kontakt findet auf einer anderen Ebene statt (vielleicht so wie bei kleinen Kindern, die sich auch nicht um die Verwandtschaftsverhältnisse kümmern).


    Am wenigsten erkennt sie ihre Enkeltochter (meine Tochter), mit der sie ein sehr gutes und nahes Verhältnis hatte.


    Aber solange alles friedlich abläuft, ist es ganz egal.

    Und bei dir ist es friedlich momentan. Auch wenn sie dir jetzt nicht mehr danken kann, so tut sie es doch mit ihrem Verhalten. Hoffen wir, dass es lange so bleibt.

  • Bei meinem dementen Großvater war es auch so, dass die eigene Einrichtung eher nicht willkommen war, weil er ja nicht krank war und bald entlassen würde. Und die Bilder u.ä. waren ihm egal.

    Auch bei meinen Eltern und jetzt nur noch bei meiner Mutter ist es so, dass nichts von zu Hause im Zimmer sein soll, es gehört nach Hause, meine Mutter hat immer Angst, man könnte vergessen, z.B. das Kissen wieder mitzunehmen und es soll auch nichts „Privates“ für andere zu sehen sein. Jeder noch seine kleine Gegenstand wird sofort in die Schublade gelegt. Und ja, genau, man ist ja nicht krank, es kommt nie eine Visite und was soll man dann also noch hier. Sie denkt immer noch, sie sei in Reha oder doch im Krankenhaus, aber die machen hier ja nichts.

  • Hallo Nelly,

    das ist bei meiner Mutter genauso. Letztens hat sie versehentlich gesagt, dass das Bild noch nicht aufgehängt ist. Aber schon gleich sagte: Halt, das soll ja wieder mit nach Hause. Ich hatte kurz Hoffnung....

  • meine Mutter hat immer Angst, man könnte vergessen, z.B. das Kissen wieder mitzunehmen

    Ihr Lieben, das war bei meiner Mutter auch so, Sie hat außerdem alles (wirklich alles - auch die Sofakissen) in Taschen und Beutel gepackt, damit nichts vergessen wird, wenn sie heimgeht. Allerdings ... hat sie das auch schon zu Hause gemacht.


    Jetzt ist es ihr egal, ob in ihrem Zimmer heimische oder fremde Dinge sind.


    Wir haben auf den Wunsch meiner Mutter hin nichts von zu Hause mitgebracht. Ich denke, man muss das nicht erzwingen und kann ein bisschen abwarten, bevor man das Zimmer angenehm einräumt.

  • Auch bei meinen Eltern und jetzt nur noch bei meiner Mutter ist es so, dass nichts von zu Hause im Zimmer sein soll, es gehört nach Hause, meine Mutter hat immer Angst, man könnte vergessen, z.B. das Kissen wieder mitzunehmen und es soll auch nichts „Privates“ für andere zu sehen sein. Jeder noch seine kleine Gegenstand wird sofort in die Schublade gelegt. Und ja, genau, man ist ja nicht krank, es kommt nie eine Visite und was soll man dann also noch hier. Sie denkt immer noch, sie sei in Reha oder doch im Krankenhaus, aber die machen hier ja nichts.

    Ja das kenne ich auch: die Hoffnung stirb zuletzt. Und eigene Möbel im Heim bedeuten Aufgabe der Wohnung. Das ist verständlich. Leider. Und tut auch mir weh.

    Zumal ja nur alle um meine Mutter herum dement und krank sind. Sieeeee dagegen ist fit und kann alleine leben. Jaja. Lg Alfi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nelly, wie Alfskjoni so schön schreibt, die Hoffnung stirbt zuletzt und ist auch bei einer Demenz eine starke Kraft.


    Wenn Sie ein wichtiges Bild wieder mitnehmen, kann es vielleicht in einem halben Jahr genau das richtige Mitbringsel sein.


    Die "gepackte Tasche mit allen wichtigen persönlichen Dingen" kann durchaus auch in der Betreuungsarbeit im Heim eingesetzt werden, bitte informieren Sie die Betreuungskräfte, die dann in der "zusätzlichen Betreuungszeit" mit dem Sortieren der Tasche arbeiten können, wenn Ihre Mutter das zulässt.

    Es ist dann eine echte 10-Minuten-Aktivierung, eine Methode in der Dinge des täglichen Lebens aus dem früheren Alltag zum biografischen Gespräch genutzt werden...

    Ich hoffe diese Idee hilft etwas für die noch so lange notwendige Gelassenheit! Ihr Martin Hamborg

  • Hallo Alle,

    bin heute guter Dinge ins Heim gefahren.


    Ups - bei meiner Mutter sass die psychologische Betreuung.

    Intro: "Hallo, stör ich?" Nein ich störe nicht sagte die Dame - meine Mutter ging direkt richtig auf mich los, wie verlogen und kalt und schlecht ich wäre.

    Aua. Das kam alles so unverhofft.

    Ich erzählte nur kurz: "meine VenenOP ist gut verlaufen" - "Na dann ist ja bei Dir alles in Ordnung (mit giftigster Stimme). Es ging dann immer so weiter, ich blieb ruhig, die Dame bedeutete mir das auch und sie bemerkte die üble Verhaltensspirale meiner Mutter, die immer darin mündet, dass sie alleine zuhause leben könne und dass ich die verlogene Feindin bin, die sie davon abhält (heute ist wieder diese schlimme Version 1 ihres Verhaltens dagewesen,

    Version 2 = kränklich, jammerig, nicht so böse).


    Meine Mutter argumentierte oft wirr, aber immer abgrundtief böse. Als sie aus einer Schublade Briefe meines verstorbenen Vaters holte, um zu zeigen wie sehr er sie mochte (und nicht wie die böse Tochter), sah ich da ein altes Brötchen und viele Krümel - als ich sie darauf ansprach, dass ja ein Brötchen in der Schublade liege, wurde sie nochmal biestiger. - hatten nicht auch andere von Euch erzählt, dass Demente Essen horten?


    "Sie sehen ja wie die lügt".


    Also es war echt schlimmschlimm.


    Die Dame schlug vor, mit meiner Mutter in 2 Wochen nach ihrem Urlaub Kommunikation zu üben, denn sie sah auch, dass meine Mutter auf jeden meiner Sätze "speziell" reagiere - "Ihre Tochter sagt blau und Sie verstehen schwarz".


    Ich hab natürlich zugestimmt - mit gemischten Gefühlen - aber es kann ja nur besser werden. Auch wenn das meinen emotionalen Abstand wieder verringert. Hilfe.


    Na mal sehn ob meine Mutter zustimmt.


    Also mein Hirn ist heute durch den Mixer gedreht.

    Aber als Fortgeschrittene leide ich zwar, aber nicht mehr so schlimm wie vor einem Jahr. Naja aber Tränen waren schon da.


    Alles Gute Alfi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Alfskjoni, es wundert mich nicht, dass sich Ihre Mutter in der Situation ganz nach Version1 verhalten hat.

    Aber die Betreuerin hat so viel Material bekommen, um mit Ihrer Mutter zu arbeiten.

    Haben Sie eine Einschätzung, wie viel dies für Ihre Kommunikation bringt?

    Kann sich Ihre Mutter noch ändern? Zu viel Hoffnung würde ich Ihnen da nicht machen wollen...


    Insofern bleiben Sie bitte bei Ihrer Strategie der Gelassenheit und meiden Sie so schnell wie möglich die Version1...

    Ihr Martin Hamborg

  • Lieber Herr Hamborg,

    Ich habe ein ganz schlechtes Gefühl bei einem Gesprächstraining.


    Zu viel Schmerz für mich.


    Die Mitarbeiterin hat turnusmässig meine Mutter @auf den Zettel“. Das war schon mal so bzgl Aktivitäten, die meine Mutter alle abblockt: es sind ja alle anderen im Heimzu niveaulos, dement, etc.

    Und dann als die Mitarbeiterin so nicht weiterkam, gab sie auf und ich saß wieder vor der …. Vor dem Scherbenhaufen.


    Ich mache aber bei einem Termin mit und höre dann auf: ich falle sonst wieder in mein Schmerzschema zurück und fühle mich sehr sehr verletztlich.

    „ich will mit ihnen Kommunikation üben Ihre Tochter sagt blau und sie verstehen schwarz“ haha. Meine Mutter versteht mich ganz genau, fällt aber in ein sadistisches Quälmuster und ich soll mich dann immer weiter beschimpfen lassen?

    Wie Sie es auch sagten: lieber meine erfahrene Strategie.


    Lg Alfi und Dankeschön 🥹

  • Das würde ich an deiner Stelle genau so machen, liebe Alfskoni.. ich denke du hast genug gelitten, da würde ich mich dem Energiesauger auch nicht aussetzen, mal so aus dem Bauch raus

    Alles Liebe für dich

  • „ich will mit ihnen Kommunikation üben Ihre Tochter sagt blau und sie verstehen schwarz“ haha. Meine Mutter versteht mich ganz genau, fällt aber in ein sadistisches Quälmuster und ich soll mich dann immer weiter beschimpfen lassen?

    Liebe Alfi, sollte deine Mutter eine narzisstische Persönlichkeitsstörung haben (wie du ja inzwischen erkannt hast), dann vertraue DEINER Wahrnehmung. Menschen dieses Typs haben völlig andere Ziele im Leben als wir - sie ziehen ihre Energie nicht aus Harmonie oder Schönheit im Leben, sondern aus dem Leiden der Mitmenschen. Hierzu wenden sie teils sadistische Mittel an und quälen uns subtil bis offensichtlich. Mein Rat ist daher: Minimiere persönliche Kontakte, so weit als möglich. Du kannst dir immer selbst sagen, dass du alles was dir menschlich möglich ist für deine Mutter getan hast (Es ist ja deine Mutter ... und DU bist ein guter Mensch), aber du bist NICHT verpflichtet, diese Spiele mitzuspielen. Ganz ehrlich: Ich würde dieses Gesprächstraining höflich ablehnen.

    Grund: Meine Tochter wurde zigmal zur Mediation mit dem narzisstischen Vater ihres Sohnes behördlich verpflichtet - es war für sie (nett umschrieben) die Hölle und für den sadistischen Narzissten eine Spielwiese für Bösartigkeiten.

    Es muss jetzt nicht so schlimm für dich werden ..., aber dein Bauchgefühl gibt dir sicher den besten Rat, liebe Alfi. Alles Liebe.

  • Liebe Schwarzerkater, dochdoch es ist so schlimm.

    Die Dame ist jetzt im Urlaub.

    Werde ihre neue Vorgesetzte anrufen und genau das freundlich sagen.

    Mann ging es mir schlecht die letzten Tage!

    Aber mit dem Plan und Eurer aller Hilfe schon besser.

    Lg Alfi

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!