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  • Bei uns ist ein kleines Drama passiert: meine Schwester, die bisher regelmäßig alle zwei Wochen für 10 Tage zu unserer Mutter fuhr, liegt mit Blinddarmdurchbruch inzwischen nach OP im Krankenhaus.

    Eine Freundin rief unsere Mutter an und informierte sie - Mutter stand natürlich neben sich, rief mich an und wollte von mir mehr wissen - ich erfuhr es aber auch erst durch ihren Anruf.

    Am Folgetag war Einschulung unserer zweitjüngsten Enkeltochter, zu der sich ein großer Teil der Familie traf, auch meine Tochter aus Krems (Österreich), sie lebt meiner Schwester (die in Wien ist) am nächsten und wusste dann schon auch, dass die OP gut überstanden ist, der Zustand aber sehr kritisch war.

    Gleichzeitig wusste sie auch zu berichten, dass mein kranker Sohn, ihr Bruder, der inzwischen bei ihr im Haus lebt, auch schon wieder zu einer OP seines Shunt in der Klinik ist (der ist für ihn die lebensnotwendige Verbindung zur Dialyse und musste inzwischen schon über 120 Mal geöffnet werden. Jetzt ist wieder ein neuer fällig, was aber gar nicht so einfach ist, denn beide Arme sind eigentlich schon "verbraucht")

    Das die Begleiterscheinungen! Unsere Mutter lebt auch von mir und Familie 300km entfernt, Wien ist noch deutlich weiter - also es geht nur telefonischer Kontakt. Seit meine Schwester in der Klinik ist, klingelt fast unablässig das Telefon, auch meine Tochter, die ihre Lieblingsenkelin ist, bindet sie aktiv telefonisch in die wichtigsten Informationen ein - aber Mutter weiß von diesen Anrufen nichts mehr, kaum dass sie stattgefunden haben und will alles dann von mir nochmal hören.

    Ihre "kleine" Schwester (88J.) hat meine Mutter auch schon mit kryptischen Anrufen ins Rätseln gebracht, so dass die nun auch immer bei mir anruft, um Neuigkeiten über ihr Patenkind zu erfahren. Immerhin hat sie noch keine Anzeichen von Demenz, man kann mit ihr noch klar reden und sie weiß es danach auch noch.

    Aber mit Muttern bin ich grade so weit, dass es mich schon erschüttert, wenn das Telefon läutet. Ja, ich nehme dann nicht immer ab, aber im Moment könnte es ja auch sein, dass sie wirklich plötzlich eine Information hat, die sie weitergeben will oder -obwohl sie dauernd fröhlich betont, wie gut es ihr geht - dass sie doch mehr mitgenommen ist und mit ihren 97 Jahren dann auch noch eine negative Veränderung ihres Gesundheitszustandes eingetreten ist, deswegen trau ich mich im Moment nicht wirklich oft, den Anruf zu ignorieren.

    Letzte Woche glaubte sie, "ihr Telefon spinnt" und musste es dauernd "testen". Mich rief schließlich jemand von der Sozialstation an, weil sie auch bei denen, wie bei mir, alle paar Minuten einen "Testanruf" startete und immer nur klagte, dass ihr Telefon spinnt. Wir konnten dann eine Freundin erreichen, die sich drum kümmern konnte, danach ließen die Anrufe nach, v.a. belästigte sie dann nicht mehr die Sozialstation.

    Eigentlich gibt es nichts zu klagen, andere haben es sicher mit ihren dementen Angehörigen schwerer als ich, aber die Gesamtheit der akuten Zustande belastet mich grade einfach doch und das wollte ich dort loswerden, wo ich aus Erfahrung auf das meiste Verständnis treffen dürfte.

    Danke Euch schon im Voraus.

  • Liebe Ecla,

    Es ist gut, wenn du es dir von der Seele schreibst, das ist ja nun wirklich sehr heftig in eurer Familie. Alles verständlich, auch mit dem Telefon.. da geht wohl gerade nur aushalten dieser Unsicherheiten und irgendwie im Moment bleiben, das Leben macht oft eh was es will und wir haben nicht alles in der Hand, egal wie die Medien uns das vermitteln wollen, wenn man nur genug Sport und gesunde Ernährung betreibt und blabla..

    Ich wünsche euch baldige Entwarnung und immer wieder gute Ideen, was man wem delegieren kann!

    Liebe Grüße

  • Einfach Danke!

    Es ist so ermüdend, zumal die Schwiegertochter (emotional-instabile Störung) grade auch wieder am Durchdrehen ist nach Beginn des neuen Schuljahres und soeben erfuhr ich, dass die Schwiegermutter meines jüngsten Sohnes akut auch mit RTW und Notarzt in die Klinik musste, nach Herzinfarkt, Herzop und zwei Tage vor Rehabeginn, weil wieder was mit dem Herzen ist.

    Es ist, als hätte sich ein Ring um uns gelegt, in dem sich grade alles sammelt, was belasten kann.

    Womit ich nicht sagen will, dass nur wir belastet sind.

    Aber eben, weil ich weiß, dass es hier geteilte Last und Leid ist, wage ich es hier auch zu schreiben.

    Gute Nacht trotz allem, wenn wir nicht schlafen, helfen wir niemandem und wir müssen doch die Kraft tanken.

  • ... aushalten, ignorieren, atmen, weitermachen - steht auf der Postkarte an meinem Spiegel ... eigentlich vor ein paar Jahren als Gegenmittel für eine ätzende Chefin gekauft, nicht ahnend, was alles noch kommen wird ...

    Ich verstehe Euch so gut.

    Richtig gut schlafen wär' mal was.

    Ganz viel StärkStärk hier in alle Richtungen!

  • Nelly, danke - das StärkStärk aber genauso für Dich - "alle Richtungen" sagt das ja auch.

    Es ist gut, dass wir meist nicht ahnen, was alles auf uns zukommen wird, es würde uns oft entmutigen - so gehen wir erst einmal darauf zu, hinein und dann lernen wir damit umgehen, da hilft dann Angst haben gar nicht und bleibt oft auch keine Zeit dafür.

    Bei uns ist eine kleine Besserung eingetreten, indem meine Schwester die Mutter anrufen konnte, das hat Muttern wieder etwas Stabilität gegeben.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ecia, es ist schön zu lesen, wie sich hier alle gegenseitig stärken und stärken...

    Keine Zeit der Angst, ist ein gutes Motto für akute Krisen, wie Sie sie jetzt erleben müssen.

    Die Beobachtung, dass es Ihrer Mutter besser geht, wenn sie erfährt, dass es ihrer Tochter besser geht, ist wertvoll und kann zu einem Ritual werden: Zum Glück geht es wieder aufwärts, es wird immer besser ... all das sind starke Worte, die auch bei einer beginnenden Demenz greifen und eben häufiger wiederholt werden dürfen!

    Ihnen und Ihrer Familien alles Gute und eine posotove Perspektive nach der Krise, Ihr Martin Hamborg

  • Liebe Ecia -


    ich weiß so gut, wie Du Dich fühlst und ich leide wirklich mit Dir. Bei meiner Mutter hat das Telefon auch "gesponnen" und Telefonnummern selbstständig gewählt. Beim meiner Mutter dauerte es dann immer 1-2 Wochen, bis es besser wurde und dann ging es irgendwann wieder los. Ich drücke Dir die Daumen, dass es besser wird und sende Dir alle guten Wünsche.

    Tanja

  • Danke liebe Tanja. Im Moment hat sie ein neues "Telefonspiel", das allerdings nicht mich trifft, sondern meine immer noch massiv angeschlagene Schwester trifft. Sie muss noch jeden zweiten Tag in die Klinik, weil die Wunde/Narbe suppt. Fühlt sich noch sehr schwach und kaputt.

    Aber Muttern muss ständig anrufen und sich erkundigen. Als Mutter und ich nach der Entlassung der Schwester aus der Klinik ausgemacht hatten (da war sie sehr einsichtig und verständig), dass niemand meine Schwester anruft, sondern wartet, bis sie selbst Kontakt aufnimmt, dauerte es keine Stunde, bis Mutter doch bei ihr anrief - und so geht das nun seit Tagen.

    Allerdings muss meine Schwester ihren eigenen Weg finden, wie sie damit umgeht, da sie schon auch etwas eigen ist. Aber Mutter kann es sich keine 10 Minuten merken, sie sorgt sich halt auch sehr um ihr 77jähriges "Kind".

    Gute Wünsche jedenfalls auch an Dich, alle hier können sie brauchen.

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