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  • Hallo liebe Wegweiser Demenz Leser,


    ich hole kurz aus:


    Angefangen 2014 - Burnout meines Vaters (folglich schwere Depressionen), war fast 2 Jahre in diversen Kliniken- bis er stabil war.

    Er kam nach Hause und merkte, dass mit meiner Mama was nicht stimmte... Diagnose Demenz.

    Zu diesem Zeitpunkt war sie 53 Jahre.

    Jetzt ( 5 Jahre später ) hat sie letztes Jahr im Okt. beim MMST nur noch 12 Punkte erreicht.

    Pflegegrad 4 seit diesem Jahr.

    Mein Papa hat die letzten Jahre all seine Liebe, Geduld und alles was er hat rein gesteckt. Ihr Aufgaben zugeteilt, dass sie ihre Routine hat usw. und jetzt ist für ihn die Welt zusammen gebrochen.

    Und es muss dazu gesagt werden, dass er bisher alles alleine gemacht hat. Mein Bruder und ich waren zwar jede Woche da, aber auch nur zu besuch.... ( wir sind 30 und 33- kleine Kinder, Haussanierung usw. )


    Im Frühjahr war mein Papa dann das erste Mal am Ende.

    Er ging für 8 Wochen in die Psychatrie.

    Mein Bruder und ich versuchten unsere Mama selbst zu versorgen ( sie braucht 24 std Betreuung ), das ganze hielten wir 4 Wochen durch, dann mussten wir feststellen, dass es für uns auch nicht zu schaffen ist und haben schlussendlich eine 24std Betreuung für Zuhause besorgt.

    Wir erkundigten uns über Betreuungsformen, sprachen mit der Sozialstation ect. wollten alles in die Wege leiten, damit er Entlastung erhält.

    Mein Papa kam nach Hause und hat wieder keine Hilfe von extern gewollt. Gezwungenermaßen eine Putzfrau- aber das war auch schon alles.

    So war es für uns nicht verwunderlich, dass es nach kurzer zeit ( 4 Monate ) wieder zu einem Zusammenbruch seinerseits kam. Aktuell ist er wieder in der Psychatrie.


    Wahrscheinlich wird meine Mama ins Heim müssen. Ich verstehe das und sie wird dort evtl auch mehr Förderung erhalten als sie je von meinem Papa bekommen hat. Trotzdem fühlt es sich wie ein Abschied an.

    Ich meine, ich hab schon lange keine Mama mehr im normalen Sinne, aber wenn sie dann nicht mehr zuhause ist und ich sie im Heim besuche- ist das doch nochmal eine andere Hausnummer.


    Nur wie mach ich das meinem Herz klar? Das ich nicht daran zerbreche.



    Freue mich auf regen Austausch, eure Erfahrungen und Tipps für mich.

  • Im ersten Moment weiß ich noch keine wirkliche Antwort, will Dir aber zeigen, dass ich Deine traurige Geschichte gelesen habe und drüber nachdenken werde, Du bist nicht allein und es werden sich mit der Zeit durchaus Stimmen finden, die Dir hilfreich sein können.

    Fürs erste nur einfach einen verstehenden Gruß.

  • Willkommen in der Runde. Es ist sehr normal, tieftraurig zu sein, zumal deine Mama noch ziemlich jung ist mit solch einer Diagnose ... und du auch (im Alter meiner Tochter).

    Es ist ein Prozess, als Angehörige mit solch einem Schicksal fertig zu werden. Und es gibt keine andere Möglichkeit, als den Weg Schritt für Schritt zu gehen. Man wünscht sich immer, ein genaues Bild über die folgenden Schritte zu haben. Aber das ist in so einem Fall schwierig. Man MUSS eine geliebte Person Stück für Stück loslassen ... und hat dabei keine eigene Wahl. Also hilft es vielleicht, ALLES das zu tun, was dir möglich ist, damit deine Mutter diesen Lebensabschnitt noch gut behütet verbringen kann. So wie man auch das eigene Kind z.B. ins Krankenhaus bringen würde, damit ihm dort geholfen wird (wenn man das nicht selbst tun kann).

    Wichtig ist, einen guten Platz zu finden, der deiner Mutter entspricht und eben sich erst einmal genau einzufühlen, was deiner Mutter am besten bekommt Dann muss es auch ein Platz sein, an dem du ein gutes Gefühl hast, wenn du sie besuchst.

    Für mich war es auch sehr schwer, da meine Mutter stets eine sehr selbstbestimmte Person war, die in einem "normalen" Pflegeheim nicht gut zurecht kam. Jetzt ist sie in einem, wo sehr lieb und großzügig mit den Menschen umgegangen wird. Anstelle einer getakteten Beschäftigung bewegt sich da jeder nach seinen Vorlieben. Ich mag die Pflegerinnen sehr (und bewundere sie) ... das macht es mir leichter, meine Mutter dort zu sehen. Sie ist auch nie traurig, sondern lebt jetzt in ihrer eigenen Welt, die gar nicht mal so düster ist wie man meint. Alleine darauf kommt es an. Ich denke, du solltest einfach erst mal zuversichtlich an die Suche nach einem Ort gehen, an dem es deiner Mutter sehr gut geht und wo ihr geholfen werden kann. Dann wird es auch für dich leichter. Ansonsten schreib dir hier alles von der Seele - das hilft ungemein. Alles Liebe!!!!

  • Liebe Mama Anke,

    Ich verstehe total gut, wie schwer und traurig diese Situation für euch alle ist. Deine Mutter ist noch sehr jung für diese heftige Erkrankung. Du hast sicher Recht, dass es ein weiterer Schritt Richtung Abschied von deiner Mutter ist, wenn sie in ein Heim kommt, was sich offensichtlich nicht vermeiden lässt.

    Nur habt ihr keine wirkliche Wahl, wenn es auch deinem Vater so schlecht mit der Situation geht, dass auch vermutlich keine ausl. Pflegekraft die Lösung wäre.

    Doch man muss es auch aus Sicht deiner Mutter sehen. Ich weiß nicht, ob sie ihr Zuhause noch als solches erkennt, irgendwann wird es nämlich eh nicht mehr so sein.

    Für meine Mutter ist Zuhause mittlerweile eher der Ort ihrer Kindheit.

    Daher geht es wirklich darum, für sie einen möglichst angenehmen Pflegeplatz zu finden. Meine Mutter ist in einem sehr gemütlichen, hellen, relativ neuen Heim, wo alle Pfleger sehr nett sind.

    Also schau dich auf jeden Fall nach den Möglichkeiten um, so wie schwarzer Kater schon schrieb.

    Wenn du, dein Vater oder Bruder dann deine Mutter besucht, könnt ihr euch Zeit für SIE nehmen und müsst nicht parallel etwas Zuhause regeln o.ä.

    Ich musste vor einigen Jahren meinen Mann zum Sterben ins Hospiz geben, weil wir es zuhause aus verschiedenen Gründen nicht zuende führen konnten, das war zunächst mega schwer für mich und es war dadurch klarer, dass es die Endstation ist, doch glaub mir, man kann in solche Realitäten hineinleben und es irgendwann akzeptieren. Das Ankämpfen dagegen kostet unnötig Kraft, ein inneres okay ist möglich, ein gewisser Prozess.

    Wenn es geht, lass dich Auge in Auge beraten um besser damit klarzukommen, psychol. Beratungsstelle o.ä.

    Wir haben leider nicht alles in der Hand, schaffen aber oft mehr als wir uns vorher zugetraut haben.

    Wenn dir danach ist, weine was das Zeug hält oder schreib hier oder whatever.

    Hier ist immer jemand für dich da und anonym kannst du quasi alles loswerden.

    Ganz herzliche Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde, danke erstmal für das tolle Team und die vielen Antworten auch von meiner Seite!

    Hallo Mama Anke, jetzt wo ich Ihren lange Beitrag gelesen habe, möchte ich meine kurze Antwort von eben noch etwas vertiefen.


    Die frühen Formen der Demenzerkrankung haben oft einen sehr schwierigen aber auch schnellen Verlauf. Für die Angehörigen ist das sehr bitter, denn der lange Weg der schwindenden Hoffnung steht oft dem schnellen Krankheitsverlauf gegenüber und führt auch dadurch viel schneller zum Kollaps.


    Bitte nehmen Sie die Klinikaufenthalte Ihres Vaters und Ihre Erfahrungen ernst!

    Deshalb wünsche ich Ihnen sehr, dass Sie eine gute Einrichtung finden.

    Je schneller die Demenz zunimmt, um so mehr gilt das Prinzip "Weniger ist mehr". An anderer Stelle haben wir uns hier darüber ausgetauscht. Viele kurze Besuche im Heim oder in einer WG können für alle Beteiligen sehr wirksam sein und Angehörige können ihre ganz Liebe ohne die zermürbende Pflicht schenken und wieder gehen und Kraft tanken. Aus meiner Sicht spricht oft wenig dagegen, wenn sich Angehörige in Abstimmung mit der Pflege auch ganz aktiv an Versorgung und Betreuung beteiligen und so den langsamen Abschied vorher einleiten - bevor alles zusammenbricht.

    Viel Erfolg bei der Suche, Ihr Martin Hamborg

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