Schwer sich zu kuemmern, wenn man im Ausland lebt

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  • Hallo an alle!

    Nachdem ich dieses Forum entdeckt habe, habe nicht aufhören können, eure Berichte zu lesen - gewisse sogar nicht nur einmal. Die Bestätigung, dass man (natuerlich) nicht der einzige Mensch mit einer dementen Mutter ist, tut wirklich richtig gut.

    Ausserdem erkenne ich mich und unsere "Situation" in vielen eurer Berichte wieder und verstehe, dass ich (man könnte fast schon sagen) ein bisschen "Glueck" gehabt habe und der Zufall doch wirklich sehr geholfen hat.

    Ich lebe seit ueber 30 Jahren im Ausland (arbeite und habe meine Familie dort) während meine Mutter in Deutschland lebt. Nachdem mein Vater verstorben war, war sie alleine im Haus - das hat viele Jahre gut geklappt.

    Bei unseren regelmässigen Telefongesprächen habe ich irgendwann notiert, dass nicht mehr alles so okay ist, aber lange nicht verstanden, was da eigentlich wirklich los war. Sie selber erzählte mir immer, wie gut es ihr geht und ich mir keine Sorgen machen soll und das alles "ganz wunderbar ist" - ich wurde aber mehr und mehr hellhörig und ueberlegte, wie ich sie zum Arzt bekomme, um sie durchchecken zu lassen samt einen Test durchfuehren zu lassen ("Ich brauch nicht zum Arzt, mir geht es blendend"!)

    Erst als meine Mutter akut erkrankte, ihre Zuckerwerte sehr erschreckend waren und sie sich nach einer schweren Diskussionen mit mir am Telefon endlich bereit erklärte, mit der Feuerwehr ins Krankenhaus gebracht zu werden, sind viele Puzzle-Teile an ihren Plats gefallen.

    Sie wurde damals wegen Darmkrebs akut operiert und während ihres Aufenthaltes wurden derartige Verhaltensabweichungen festgestellt, dass beschlossen wurde, sie direkt in die Geriatrie zur Beobachtung einzuweisen. Dort wurde "beginnende Demenz" festgestellt. Ich konnte es einrichten, nach ihrem Krankenhausaufenthaltes zwei Wochen bei ihr zu sein und während dieser intensiven Zeit ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, wie sehr sich meine Mutter verändert hat und welche Probleme es gab.

    Mit Hilfe der Socialarbeiterin des Krankenhauses haben wir einen Pflegedienst organisiert; Einkaufshilfe angeheuert (es gab fast nichts zu Essen im ganzen Haus!) Treppenlift eingebaut, einen Notruf installiert - aber das war auch alles, was meine Mutter an Hilfe akzeptiert hat. Eigentlich wollte ich auch gerne dass sie Hilfe zum Essen machen annimmt, um regelmässiges Essen sicherzustellen - aber da war die Grenze fuer sie erreicht und meine Mutter warf mir das erste Mal vor, was fuer eine schlechte Tochter ich sei und was sie getan hätte, um DAS zu verdienen - und verweigerte die Unterschrift des Vertrages. Mehrere Male während dieser zwei Wochen wurde sie - wenn nicht alles nach ihrem Willen verlief - aggressiv und fast handgreiflich. In dieser Zeit musste ich lernen, Entscheidungen gegen den Willen meiner sehr dominanten Mutter zu treffen - aber alles zu ihrem Wohl.

    Dann kam Corona und die einzige Möglichkeit mit ihr in Verbindung zu sein war das Telefon.....

    Ich habe allerdings während dieser Zeit alles mögliche ueber Demenz gelesen und versucht so viel Wissen wie möglich zu sammeln und mehr und mehr ueberlegt, wie ich sie dazu kriege in ein Heim zu gehen (auch da wieder war ich die allerschlechteste Tochter, die so etwas ueberhaupt in den Mund nimmt und ich habe nicht nur ein Mal den Hörer "ins Ohr" geknallt bekommen!

    Nach und nach verschlechterte sich ihr Zustand - als wir Ende vorigen Jahres zu Besuch bei ihr waren, habe ich einen Schock bekommen - sie hatte mindestens 20 Kilo zugenommen, war richtig verwahrlost und verschmutzt, trug dreckige Sachen und das Haus sah schlimm aus. Musste also wieder einmal während meines Aufenthaltes alles mögliche organisieren, das Haus auf Vordermann bringen und habe jeden Tag mehrmals versucht, sie zum Duschen zu ueberreden..... wenn ich zu intensiv mit dieser Bitte war, war ich schon wieder mal jemand der sich unglaublich schlecht ihr gegenueber verhält und der Meinung ist, sie sein "ein Schwein"....

    Meine Gedanken, wie ich sie dazu kriege, in ein Heim zu ziehen häuften sich, da jetzt auch die Angst dazukam, dass sie sich verläuft, krank wird da sie im Schlafanzug auf dem Sofa mit offener Terassentuer schlief oder sie andere Dinge tat, die gefährlich fuer sie enden könnten.

    Ich musste wieder heimreisen (mit schlechtem Gewissen, nicht alles tun haben können, was vielleicht nötig gewesen wäre) und auch diesmal kam mir der Zufall zu Hilfe. Diesmal in Form eines Sturzes, bei dem meine Mutter diesmal selber den Notruf betätigt hatte und sie wieder ins Krankenhaus gebracht wurde (trots ihres Protestes, alleine im Haus bleiben zu wollen).

    In dieser Nacht erhielt ich einen Anruf vom behandelnden Arztes, dass meine Mutter einen Herzstillstand hatte.....wäre sie zu Hause geblieben, wäre sie verstorben. Diesmal konstatierten die Ärzte, dass meine Mutter absolut nicht mehr alleine im Haus bleiben kann und darf und nachdem ich einen Heimplatz organisieren konnte, erhielt ich Hilfe mit der direkten Ueberfuehrung vom Krankenhaus ins Heim.

    Ich brauchte also nicht diejenige zu sein, die alleine die Entscheidung trifft, meine Mutter ins Heim zu geben.


    Dort ist sie nun schon eine zeitlang und scheint sich wohl zu fuehlen. Es ist ein schönes Heim mit nettem Personal - eigentlich alles schön und gut - aber trotzdem ist das schlechte Gewissen manchmal sehr intensiv, da ich nicht "gleich um die Ecke wohne" und es nicht so leicht einzurichten ist, mal kurz zu ihr zu fahren um sie zu besuchen.


    Ich regle alles via Internet, Outlook und Telefon von hier aus und bin eigentlich erstaunt, wie gut das Meiste klappt. Bin im Nachhinein sehr froh, dass wir schon lange bevor meine Mutter erkrankte die Geschichte mit einer Vollmacht und auch Bankvollmacht erledigt hatten - dies ist jetzt wirklich sehr hilfreich und ich kann nur jedem raten, an diese Dinge "in Zeit" zu denken und einzuleiten.


    Ich fuehle mich aber doch recht niedergeschlagen und habe verstanden, dass ich eigentlich trauere. Trauere, weil ich meine Mutter eigentlich schon jetzt verloren habe - trauere, weil ich unsere schönen Telefongespräche vermisse und trauere, da ich das gemeinsame Lachen vermisse. Trauere, da ich weiss, dass sie mich/uns irgendwann nicht mehr erkennen wird oder nicht mehr treffen möchte. Geniesse aber die kurzen Telefongespräche (wenn sie das Telefon hört und Lust hat zu reden) - auch wenn es immer die gleichen Themen sind und ich meine Mutter selber den Inhalt wählen lasse - auch wenn es immer öfter um Dinge geht, die nicht wahr sind oder die vor mehreren Jahren passiert sind.


    Vielen Dank ihr Lieben, ist wirklich schön, sich mal alles von der Seele zu schreiben.

    Ich hoffe, dass ich vielleicht jemandem, der wie ich im Ausland lebt, Mut machen kann, dass es wirklich geht, vieles zu ordnen und zu erledigen, trotz das man nicht in der Nähe sein kann.

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo Weit weg, erstmal herzlich willkommen in der Runde der Angehörigen von Demenzkranken.

    Ein kleines bisschen kann ich Deine Problematik teilen, auch wenn ich nur mehrere 100km von meiner Mutter entfernt lebe, aber durch große Schwierigkeiten gesundheitlicher Art bei meinen erwachsenen Kindern örtlich gebunden bin und nur kurze Eintages-Besuche bei unserer Mutter machen kann.

    Meine Schwester lebt auch im Ausland, besucht unsere Mutter alle zwei Monate für 10 Tage.

    Da unsere Mutter dank einer Makula-Degeneration schon Jahre, bevor eine Demenz erkennbar wurde, erblindet ist, hatte sie auch schon regelmäßige Hilfen, die sie damals freiwillig angenommen und die Menschen selbst ausgewählt hatte. Insofern ist das für uns natürlich deutlich einfacher, als für Dich.

    Dennoch kenne ich auch das schlechte Gefühl, so weit weg und fast nicht handlungsfähig zu sein.

    Da tröste ich mich dann allerdings schon auch damit, dass ich ja nicht seit Jahren mein eigenes Leben nur auf das der Mutter ausrichten kann, sondern eigene Aufgaben und Verpflichtungen habe und es für sie einfach reichlich Möglichkeiten an Hilfen gibt. Wir Kinder können nicht lebenslang für unsere Eltern da sein, v.a. wenn große Entfernungen dazwischen sind, die wir wohl auch nicht mutwillig geschaffen haben.

    Ich wünsche Dir nun, dass Du hier fündig wirst mit Ideen, wie Du mit Deiner Problematik umgehen kannst und kein schlechtes Gefühl mehr haben musst.

    Die Trauer des Abschiedes von der früheren Mutter hast Du ja schon gut erkannt, nach meiner Meinung ist der Abschied von einem Menschen, der körperlich noch lebendig ist, aber im Geist schon sterbend, schwerer, als der endgültige Abschied durch Tod. Ich kenne beides aus eigener Erfahrung, zumal gegen alle Vernunft und Wissen ja immer wieder doch mal die Hoffnung aufkeimen kann, dass der Geist und Verstand wenigstens ein bisschen besser werden. Dann ist der Schmerz durch Enttäuschung noch heftiger.

    Einen guten Tag heute wünscht ecia

  • Hallo ecia!

    Vielen herzlichen Dank fuer deine aufmunternden Worte.

    Ja, es ist wirklich schön, mit anderen Menschen zu kommunizieren, die mit gleichen/ähnlichen Problemen zu kämpfen haben.

    Ich wuensche dir auch einen guten Tag!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo weit weg,

    wie schön, wenn du von unseren Ausführungen nun profitieren kannst. Hoffentlich kann es das schlechte Gewissen etwas minimieren, denn du hast ja ganz offensichtlich ganz viele, entscheidende und hilfreiche Dinge für deine Mutter einleiten können, hast offensichtlich auch geholfen, dass sie so lange wie möglich allein im gewohnten Umfeld leben konnte! Also viele Gründe für ein rundum gutes Gewissen, finde ich.

    Wie schön, dass sie nun offensichtlich gut untergebracht ist. Ehrlich gesagt erleichtert es mein Gewissen nach deiner Geschichte, dass ich dem Wunsch meiner Mutter, wieder zurück in ihr Haus allein nicht nachgegeben habe, denn bevor sie ins Heim ging nach mehrfachen stürzen mit Knochenbrüchen, lag sie auch die meiste Zeit auf dem Sofa, verschlief die regelmäßigen Essenszeiten (bei Diabetes ungünstig) u.v.m.

    Und wie es bei euch weitergeht, musst du ja eh auf dich zukommen lassen, kann gut sein, dass deine Mutter dich noch sehr lange erkennt.

    Es ist ein Abschied in Raten und das macht traurig, doch ich jedenfalls habe es mittlerweile akzeptiert und vielleicht hat deine Mutter in ihrem Heim noch viele schöne Stunden. Es kann helfen, sich zwischendurch beim Personal zu erkundigen, was deine Mutter so mitmacht an Angeboten.

    Meine Mutter vergisst alles ganz schnell wieder mittlerweile, doch ich höre dann, dass es wieder ein Herbstfest, bald eine Adventsfeier, Gottesdienste u.v.m. gibt, woran sie auch teilnimmt. Und das ist deutlich mehr, als sie nun "zuhause" hätte.

    Liebe Grüße und berichte gerne mal weiter🙂

    Rose 60

  • Vielen lieben Dank auch an dich, Rose 60!

    Ja, grundsätzlich wird es irgendwie leichter, von anderen zu hören (lesen), wie deren Weg war und ist. Offensichtlich liegt doch was dran an "Geteiltes Leid ist halbes Leid".....

    Wuensche dir noch einen schönen Nachmittag!

    Weit Weg

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo Weit Weg, auch von mir ein Willkommen. Bei mir ist /war das Gegenteil der Fall - wir wohn(t)en Jahrzehnte lang Haus an Haus, haben uns eigentlich immer gut verstanden, wenngleich auch jeder von uns seinen Freiraum brauchte und sich nahm. Ich war/bin zudem sehr intensiv und zeitaufwendig berufstätig, zuweilen auch in der Welt dienstlich unterwegs.


    Was du beschreibst (Verwahrlosung der Mutter) fand bei uns allerdings trotz der Nähe statt, da auch meine (dominante!!! und hochintelligente!!! sowie lebenskluge) Mutter ALLES an Hilfe ablehnte. Der Horror "in Tüten"!


    Mittlerweile lebt sie in einem kleinen Heim ... ist da sehr gut aufgehoben, die Demenz schreitet weiter fort und sie ist (glaube ich) viel dementer als die Mütter anderer hier und lebt nur mehr im Augenblick. Das schlechte Gewissen habe ich immer noch, aber für mich beschlossen, dass ich es einfach in meinen Alltag integriere ... dann verliert es seinen Schrecken. Es ist ziemlich sicher, dass es viel mehr Kraft kostet, Widerstand gegen das schlechte Gewissen zu leisten. Seit ich es angenommen habe, wurde es leichter.


    Komischerweise ist die Traurigkeit kleiner, da ich meiner Mutter beim Dementwerden zuschauen konnte und ich mich über die jetzige zufriedene Version meiner Mutter von Herzen freue, wohingegen ich die aggressive Version meiner Mutter auf ihrem Weg bergab keine Minute vermisse.


    Ich kann mir gut vorstellen, wie es dir geht. Vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass gut gepflegte Demenzkranke selbst nicht so viel leiden, wenn sie einmal das sogenannte irdische Leben mit seinen Freuden, aber auch Sorgen und Nöten gedanklich loslassen konnten.


    Unsere Sorgen und unsere Traurigkeit werden mit der Zeit kleiner und/oder gehören zu unserem Alltag. Und wie die anderen schon schrieben. Auch wir "Kinder" werden inzwischen älter und alt, haben eigene Baustellen, müssen unsere anderen Aufgaben hier noch bewältigen ... Unsere Mütter sind "nur" eine Aufgabe in unserem Leben.


    Und wir haben alle nur das eine Leben. Wichtig ist, dass wir unsere Mütter gut versorgen und schauen, dass es ihnen gut geht. Und das tust du ja und kannst daraus Zufriedenheit schöpfen.


    Achso, noch anmerken möchte ich, dass ich eine der wenigen hier ohne Vollmacht bin. Somit läuft alles übers Gericht, dem ich Rechenschaft ablegen muss, aber auch da wächst man rein - es ist, wie es ist.


    Alles Liebe und schreib ruhig, wenn dich etwas plagt.

  • Hallo Weit weg, auch von mir ein herzliches Willkommen! Ich habe auch fast 20 Jahre lang im Ausland gelebt, und bin Anfang 2020 während der ganzen Lockdowns 6 Wochen lang bei meinen Eltern gestrandet, und habe dabei gemerkt, wie schlimm es mit der Demenz meines Vaters steht. Habe mich dann entschlossen, nach Deutschland zurück zu ziehen (was aber zu der Zeit aufgrund von privatem und beruflichen Veränderungen auch relativ leicht möglich war). Wie schwarzerkater schreibt haben wir nur das eine Leben, und man sollte nicht alles dem Wohl der Eltern unterordnen. Was du schreibst deutet ja darauf hin, dass du wirklich schon Einiges für deine Mutter in die Wege geleitet hast. Insofern machst du ja deinen Job als Tochter sehr gut!

  • Hallo schwarzer Kater und OiOcha!

    Auch an euch lieben Dank fuer eure Worte!

    Ja es ist ein gutes Gefuehl, die Mutter gut versorgt zu wissen - ich muss darauf vertrauen, dass es immer so ist, auch wenn ich nicht da bin.

    Oiocha - du hast recht, es ist unglaublich, wie viel einem entgeht, wenn man nur auf Telefon angewiesen ist und wie gross der Schreck ist, wenn man längere Zeit vor Ort ist und die gewaltigen Veränderungen mitbekommt und sich vor eine "Wand" mit Problemen gestellt sieht.

    Wuensche euch noch einen schönen Nachmittag.... und danke an euch alle, die mich so herzlich willkommen geheissen haben!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Ich bins schon wieder!

    Habe ausserdem folgendes Problem:

    meine Mutter hatte ein Bruecke und diverse andere Zähne waren wohl schon seit vorher geschädigt. Sie war bis vor zwei/drei Jahren immer zur Kontrolle beim Zahnarzt und hat sich Plomben verpassen lassen.

    Jetzt ist die Bruecke wohl zerbrochen, ausserdem sind mehrere Zähne halb "verfallen" da die Plomben offensichtlich rausgefallen sind und die restlich vorhandenen Teile der Zähne herausgebrochen sind.

    Das Ergebnis ist, dass meine Mutter nun auf der einen oberen Seite nur einen (oder zwei) einzigen Zahn hat. Es war eine Zahnärztin da, aber meine Mutter "erlaubt" die Kontrolle, aber kein bisschen mehr.

    Sie hatte schon seit vielen Jahren gesagt, dass sie bald nur noch das absolut Wichtigste machen lassen wird - geht ein Zahn nicht auf die "einfache Weise" (plombieren) zu retten, dann soll der Zahnarzt den Zahn ziehen.

    Bis jetzt isst sie noch unbehindert und mit gutem Appetit, aber ich befuerchte, dass das nur eine Frage der Zeit ist, bis man was machen lassen muss.

    Die Zahnärztin sagt, dass sie nur etwas machen kann, solange meine Mutter das zulässt.


    Meine Angst ist, dass sie irgendwann mal fuerchterliche Schmerzen bekommen wird - was dann tun???

    Hat jemand von euch schon mal derartige Probleme gehabt?

    Danke im voraus fuer euren Rat!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo weit weg,

    auch meinerseits ein herzliches Willkommen in der Runde!

    Meines Wissens empfehlen Zahnärzt*innen in solchen Fällen, natürlich nur in Absprache mit den Bevollmächtigten für die gesundheitliche Sorge, solche schmerzhaften und obendrein gefährlichen Zahnruinen (Entzündungen, Infekte...) auch gegen den Willen der Betroffenen unter Narkose zu entfernen. Viele Menschen lernen recht problemlos, ohne Zähne zu "kauen"... und haben nach der Gebiss-Sanierung auch erheblich größere Lebensqualität und-freude. Demgegenüber gelingt offenbar die Anpassung einer Prothese in dem Stadium nur noch äußerst selten, weil der Kiefer sich zwischen Abdruck und Fertigstellung des Gebisses bereits wieder verformt haben kann.


    Viele Grüße

    S. Sachweh

  • Meine Angst ist, dass sie irgendwann mal fuerchterliche Schmerzen bekommen wird - was dann tun???

    Hat jemand von euch schon mal derartige Probleme gehabt?

    Danke im voraus fuer euren Rat!

    Hallo, meine Mutter hatte auch zwischendurch im Heim Zahnschmerzen. Da wurde ein Zahnarztbesuch veranlasst.


    Mein Eindruck ist, dass man in guten Pflegeeinrichtungen die richtigen Mittel und Wege findet, so dass die dementen Menschen notwendige Prozeduren gut durchhalten. So wie jeder Mensch, die/der mit Menschen arbeitet, passende Strategien (und die dazugehörige innere Einstellung) parat haben sollte.

    Du kannst am besten mal aus der Ferne schauen und prüfen, wie das alles in dem Heim läuft. Wenn deine Mutter sich da wohl fühlt, scheint es gut zu sein. Und dann kannst du dich auch darauf verlassen, dass man gute Entscheidungen trifft. Bei uns ist es so, dass ich selbst sehe, wie angenehm sich das Heim anfühlt, so dass ich meine Mutter dort gut aufgehoben weiß. Alles Liebe.

  • Mir geht es zum Glück wie schwarzer Kater, im Heim meiner Mutter gibt es explizit einen zuständigen Zahnarzt, der mit entsprechender Ausrüstung ins Haus kommt, also dafür musste ich zustimmen.

    Liebe Grüße

  • Ich möchte den Thread von Weit weg nicht kapern, aber ich habe zum Thema Zahnarzt bzw. Versorgung im Heim zwei Fragen.


    Mein Vater hat in den letzten Monaten (als er noch zuhause war) etliche Zahnarzttermine gehabt; es wurden einige Zähne gezogen und erneuert. Es waren langwierige Behandlungen, und der Arzt meinte, das wäre sicherlich schmerzhaft und hat Pillen verschrieben. Mein Vater hat natürlich ständig an den Verbänden bzw. Provisorium rumgezupft und musste deshalb alle Paar Tage wieder zum Zahnarzt um's richten zu lassen (bzw. einmal ist er selbst zu irgendeinem Zahnarzt gelaufen und hat sich da behandeln lassen; wir wussten nicht, wo und was gemacht wurde, erst 2 Wochen später, als die Rechnung kam). Schmerzen hatte er jedoch keine, weder mit den kaputten Zähnen noch nach der (lt. Arzt schmerzhaften) Operation. Ist das bei Demenz so, dass sich das Schmerzempfinden ändert? Ebenso scheint das Kälteempfinden beeinträchtigt; er klagt auch bei 23 Grad ständig, dass ihm kalt ist, und wenn man ihm eine Wärmedecke gibt, dann meint er, die sei gar nicht an.


    Zum Thema "welche Dienstleister kommen ins Heim," meine Mutter nervt mich ständig, mein Vater müssse mal zum Friseur. Er ist ja zur Zeit in der Gerontopsychiatrie, wo Friseur bestimmt nicht weit oben auf der Prioritätenliste steht. Einige der Heime, die ich angeschaut habe, haben Friseure und verschiedene Ärzte; wie handhabt ihr das denn bei euren Eltern? Muss meinen Vater auf jeden Fall wenigstens ein bisschen herausputzen bevor meine Mutter ihn sieht, sonst dreht die durch und landet auch in der Psychiatrie.

  • Hallo OiOcha, ich möchte zwei Punkte bestätigen:

    1. Ja das Temperaturempfinden ändert sich bei Demenz. Meine Mutter friert auch bei 38Grad im Schatten ... das hatten wir diesen Sommer. Im Pflegeheim ist man ständig bemüht, ihr warme kuschelige Sachen anzuziehen, jetzt wo es wieder kalt wird. Die Pflegerinnen meinten, dass dies mit der Demenz zusammenhängt.


    2. Meine Mutter hat jetzt in der Demenz keine Schmerzen mehr bzw. äußert sich nicht dazu. Früher hatte sie genügend Stellen, die ihr wehtaten.


    In unser Pflegeheim kommen eigentlich "normale" Ärzte, Friseur, Fußpflege ... Es ist für alles gesorgt.


    Liebe Grüße

    • Offizieller Beitrag

    Hallo in die Runde,

    die Demenz verändert tatsächlich das Kälte-/Wärme-Empfinden. Die meisten Betroffenen frieren eher, wie auch von Ihnen geschildert. Es gibt allerdings auch Personen, die barfuß und im Nachthemd im Schnee herumlaufen, und deren seelische Not in dem Moment so groß ist, dass die körperliche Empfindung von Kälte zeitweilig außer Kraft gesetzt scheint.

    Auch das Schmerzempfinden ändert sich durch die Krankheit. Es ist allerdings ein Mythos, dass die Betroffenen keinen Schmerz mehr empfinden - sie können das Gefühl nur nicht mehr als Schmerz deuten, oder eben benennen. Bei manchen äußern sich Schmerzen dann durch gesteigerte Unruhe oder Schimpfen. Einige sehen "nur" traurig aus, wen ihnen etwas wehtut. Andere beginnen dann plötzlich zu singen... Die Veränderungen können also sehr vielfältig sein.


    Viele Grüße

    S. Sachweh

  • Hallo Weit weg,


    Willkommen in unserer Runde.
    Das ist eine schwierige Situation mit der du fertig werden musst, ich wünsche Dir das du damit deinen Frieden findest. Du hast es ja schon selbst herausgefunden. Du trauerst, wie wir alle. Ich sage oft anderen Leuten Demenz ist eine der grausamsten Krankheiten, die die es aus eigener (nahen) Erfahrung miterlebt haben nicken da meistens nur.


    Das mit dem Zahnartz bei Demenz ist wirklich eine Herausforderung. Ich war mit meinem Papa schon mehrfach (außer der Reihe) beim Zahnarzt wegen diffuser Probleme.

    Bei ihm waren/sind es zwei Implantate mit Brücken, die er sich vor ein paar Jahren machen ließ. Die fühlen sich halt anders an als "echte" Zähne. Während "wir" und daran gewöhnen war das Gefühl für ihn immer wieder ungewohnt. Diese Phase ging ein paar Monate und legte sich dann wieder.

    Trotzdem musste im Feburar an den Implantaten etwas gemacht werden (er hat sich mit Fingern und Zunge das Zahnfleisch richtiggehend weggedrückt und so die Implantathälse freigelegt). Hier sind wir aber auch den "einfachsten" und schnellsten Weg gegangen um die Implantate noch zu erhalten.

    Bereits diese ambulante OP über 90minuten (lokale Betäubung) hat ausgereicht um ihn fast erneut in ein Delir zu stürzen. Er war danach kaum mehr ansprechbar und brauchte mehrere Tage bis wir wieder auf dem Vor-OP-Stand waren.

    OiOcha

    Das mit dem Temperaturempfinden kann ich auch bestätigen. Oft wird ja noch der Blutdruck mit gesenkt und man friert noch mehr.

    Bei uns haben sich da Strickwesten/Strickjacken bestens bewährt. Die gibt es in dünn und dick für Sommer und Winter. Meinen Papa hat davon bestimmt 15 Stück im Schrank hängen und trägt praktisch immer eine, im Sommer über dem T-shirt im Winter über dem Wollpullover. Dazu gute Wollsocken, darin schwitzt man auch im Sommer nicht.


    Gefroren hat meinen Papa schon immer (schlecht durchblutete Hände und Beine liegen bei ihm in der Familie) aber er hat z.b. Getränke oder Suppen immer richtig heiß getrunken sonst mochte er sie nicht mehr.
    Heutzutage dürfen Getränke nur noch lauwarm sein. Genauso beim duschen, ich temperiere so das es mir selbst zu kalt wäre dann ist es für meinen Papa genau richtig.


    Bei den Schmerzen ist es das gleiche, ähnlich wie ich hatte mein Vater eine recht hohe Schmerztolleranz.

    Heutzutage hat er wohl ständig Schmerzen (Arthose) und reagiert auf zusätzliche "kleine" Schmerzreize (z.b. wenn mal beim rasieren ein Barthaar zwickt) recht heftig.

  • Hallo an alle!

    Ich versuch mal alle eure hilfreichen Gedanken aufzufangen, fange beim Friseur an: im Heim meiner Mutter gibt es eine Friseurin, die einmal im Monat einzubuchen geht, das klappt ganz hervorragend. Es gibt auch die Möglichkeit (via Personal) Manikuere/Pedikuere zu buchen - perfekt!!! Zahnärztin kommt auch eine von einer Praxis in der Nähe. Habe auch schon Kontakt mit ihr gehabt und zusammen beschlossen, dass wir abwarten - da nicht akut (und Mama will nicht). Bin also wirklich richtig gluecklich, dass das Heim und das Personal so gut funktionieren!

    Das mit dem Kälte-/Wärmeempfinden finde ich intressant, da meine Mutter frueher NIE kalte Fuesse oder Hände hatte (eher hat sie schnell geschwitzt) - nun passiert es eher, dass sie gerne dicke Struempfe anhat.

    Vielen Dank auch Hr. Gust - werde dort gerne "reinschauen"!

    Danke an alle und noch einen schönen Nachmittag!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

  • Hallo Sohn83!

    Ojoj - ich hoffe, dass meiner Mutter ein Eingriff erspart bleibt, befuerchte aber, das wir (irgendwann) nicht mehr drumrum kommen.

    Ja, ganz recht, wenn mir jemand vor Jahren gesagt hätte, was da auf uns zukommen wird, hätte ich es nicht geglaubt - und finde mich immer wieder in Situationen, in denen ich erst einmal ratlos bin.

    Deshalb ist es wirklich richtig schön, mit "euch allen" korrespondieren zu können und Gedanken austauschen zu können. Ich bin wirklich richtig dankbar!!!!

    Liebe Gruesse

    Weit Weg

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